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könnte und von der Querare der Seiten bei weitem überwogen werden müßte.

§. 99. Ich schlug nun einen abgeänderten Weg ein. Ich ging von der Voraussetzung aus, daß unsere beiden Seitenpole gleich stark odisch sind, sowohl bei den in Meridian liegenden Sensitiven, als bei dem ihn prüfenden Nichtsensitiven. Wenn nun Ober- und Unterleib, oder Gehirn und Genitalien, oder Kopf und Füße gegen einander in polarem Gegensage stehen, so muß die jedesmalige Polarität dieser Extremitäten in ihrer Wirkung nach außen addiren zu der einen oder andern Seitenpolarität derselben. Die Füße 3. B. sind der Eine odpositiv, der Andere odnegativ aus Breitenpolarität ; besißen sie nun auch eine gemeinsame Längenarenpolarität, so sind sie beide von dieser Seite entweder positiv oder negativ, wogegen der ihnen entgegengesezte Kopf negativ oder positiv seyn wird. Welches von beiden nun immerhin der Fall seyn möge, so wird die betreffende Längenpolarität addiren zu der gleich namigen seitlichen, die sie schon vorfindet. Sind die Füße also etwa odpositiv, so wird die Positivität des linken Fußes um so viel verstärkt erscheinen, als er Zuthat empfing, und er wir sofort an + Od nicht mehr das — Od des rechten Fußzes aufwiegen, sondern er wird es überwiegen. Und in Folge dieses Uebergewichts wird sich seine Wirkung weiter erstrecken, als die des andern Fußes. Derselbe Fall wird in umgekehrtem Sinne mit dem Kopfe stattfinden.

§. 100. Auf diese Ideen hin ordnete ich den folgenden Versuch an. Ich legte die Frl. Zinkel in der Mitte eines kleinen Saales auf ein Ruhebett, auf den Rücken, den Kopf im magnetischen Meridian gen Nord gerichtet, wie immer. Nun stellte ich mich unter ihre Füße, mit der rechten Seite gegen sie gekehrt, ganz nahe an sie heran, gerade auf das Mittel zwischen beiden an einander angeschlossenen Füßen. In den bisherigen Versuchen hatte ich mich der Sensitiven immer angenähert, nun that ich das Entgegengesetzte, ich entfernte mich langsam von ihr. Ich war ihr angenehm im linken Fuße und widerlich im rechten. Wie ich mich nun weiter fortbewegte, se nahmen die odischen Gefühle in ihren Füßen ab. Aber sie nahmen nicht gleichmäßig ab. Die laue Widerlichkeit im rechten Fuße nahm ungleich schneller ab, als die kühle Annehmlichkeit im linken. Als ich auf fünf bis sechs Schritte Abstand fortgerückt war, erklärte mir das Mädchen, daß nun im rechten Fuß das widrige Gefühl nachlasse, endlich verschwinde, während das kühlige des linken Fußes noch immer anhielt. Ich hatte noch mehr als zwei Schritte fortzurücken, bis auch dieses sich verlor. Kehrte ich mich um und bot ihr meine linke Seite, so verlor sich das Kühlige im rechten Fuße früher, als die Lauwärme im linken. 3ch folgerte hieraus, daß in ihren Füßen die odische Positivität über die Negativität die Oberhand haben müsse.

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Denselben Versuch machte ich nun am Kopfe mit ihr durch. Erst stellte ich mich mit meiner rechten Seite dicht an ihn heran und rückte dann langsam

davon hinweg. Ich war ihr angenehm und kühl an der linken Kopfseite und lauwidrig an der rechten. In Entfernung von sechs bis sieben Schritten verschwand die Kühle links, aber die Läue rechts hielt bis auf zehn Schritte Abstand an. Kehrte ich mich um und wiederholte den Versuch mit meiner linken Seite, so fand das Gegentheil statt: das Gefühl der Läue auf ihrer linken Kopfhälfte verlor sich nun mehrere Schritte früher, als das der Kühle auf ihrer rechten. Ich schloß hieraus, daß in ihrem Kopfe die odische Negativität weiter reiche, also über die Positivität die Oberhand inne habe.

§. 101. Zu Bewährung dieser Ergebnisse machte ich mit der Frl. Zinfel (1002) einen andern leichtern Versuch. Ich brachte sie in die nämliche Lage, wie in den letzten Versuchen und stellte mich in der Entfernung von zwei bis drei Schritten unter ihren Füßen auf, abwechslungsweise mit meiner linken und rechten Seite. Ich wollte wissen, welches der Totaleindruck von jeder dieser beiden Seiten sey, welche von beiden ihr mehr oder minder angenehm oder unangenehm sey? Sie sprach sich bei jeder Wiederholung dahin aus, daß ihr meine Rechte angenehmer sey. Dasselbe Verfahren schlug ich über ihrem Kopfe ein. Hier erklärte sie, daß sie meine linke als die angenehmere vorziehe. -Dieser Versuch war mehr oberflächlich als der vorangegangene, aber er sprach nicht minder klar aus, daß an den Füßen meine Linke die gleichnamige Seite sey, und am Kopfe meine Rechte.

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Noch zog ich Hrn. Delhez (147) zur Control ins Mitleid. Er fand wie Frl. Zinkel, unter übrigens ganz gleichgeordneten Verhältnissen, daß an seinen Füßen sowohl von meiner rechten, als von meiner linken Seite gemischte Gefühle hervorgebracht würden, daß er aber im Allgemeinen meiner Rechten den Vorzug gebe, welche ihm zusagender sey, als meine Linke. Und am Kopfe sprach er aus, daß bei der Vermengung widriger und angenehmer Einwirkungen, die er abwechslungsweise von meinen beiden Seiten erleide, er immer meine Linke als die angenehmere erkenne. Das Ergebniß fiel genau mit dem so eben von der Frl. Zinkel erlangten zusammen und sie bestätigten sich wechselseitig. Sie waren jedoch, wie sich versteht, ohne allen Zusammenhang miteinander und in weiten Zeitabständen vorgenommen worden.

§. 102. Von dieser Seite zu den gewünschten Aufschlüssen vorgedrungen wollte ich über diese Gegenstände auch den Magnet unmittelbar um seine Mitwirksamkeit befragen. Zu dem Ende legte ich die Frl. Krüger (66, 67) in Meridian, wie bisher, und brachte in Entfernung von etwa anderthalb Schritten einen Stabmagnet von beiläufig zwei Fuß Länge unter ihren Füßen an; es versteht sich, daß ich ihn in die Richtung oder Verlängerung ihrer Längenare legte. Richtete ich nun hiebei den negativen genNordpol * gegen ihre Füße, so erzeugte er vorwaltend Kühle und gab Erfrischung bis über

* Denjenigen Pol des Magnets, der auf der Boussole gen Norden zeigt.

die Knie hinauf fühlbar; kehrte ich ihn um, so that sein positiver genSüdpol eine ungleich schwächere Wirkung; er gab zwar auch einige Kühle, aber sie war nur in der einen Sohle fühlbar, mit Gruseln (Ameisenlaufen) in der andern. Dieselbe Anordnung traf ich dann über ihrem Kopfe. Hatte ich den genNordpol nach demselben gerichtet, so flagte sie über vorwaltende Lauwärme und einen schmerzlich brennenden Punkt auf dem Scheitel. War der genSüdpol gegen sie gekehrt, so klagte sie zwar ebenfalls über widrig laue Reaction, doch minder heftig und mehr betäubend, weil gemischt. (Man darf bei diesen Versuchen nicht übersehen, daß der Stabmagnet in der einen Lage durch den Eromagnetismus verstärkt, in der andern um ebensoviel geschwächt war, daher ein Theil der ungleichen Wirkung.) Diesen Versuch stellte ich schon vor neun Jahren an, wo ich die Verflechtung der Erscheinungen noch wenig durchdrang.

Ein ähnlicher Versuch wurde um jene Zeit mit Frl. Apmannsdorfer (182) gemacht. Der genNordpol desselben Stabmagnets wurde unter ihren Füßen in geringer Entfernung angelegt, sie empfand ihn angenehm und kühl. Die Kühle stieg von den Füßen langsam über Unter- und Oberschenkel herauf, fie fühlte den Verlauf ihrer Fortschritte und konnte mir die Augenblicke angeben, wie sie durch die Füße zu den Waden, durch diese zu den Knien und so durch die Schenkel herauf zeg; dann kam sie in die Hüften, verweilte etwas bei der Magengrube, wo das Gefühl kreisähnlich sich zu bewegen schien, dann gelangte es ins Herz, erzeugte jetzt Schläfrigkeit, ging durch den Hals, von da nach den Schläfen und nun erstarb ihr das Wort auf der Lippe, sie war in Schlaf versunken, die Kühle hatte ihr jetzt das Gehirn ergriffen. Man hat selten Gelegenheit, diese Hergänge so genau zu beob achten, deßwegen theile ich es hier umständlich mit. Sie war durch den unten liegenden genNordpol des Magnetstabs ganz regelmäßig in ruhigen magnetischen Schlaf versetzt worden, nicht die ganze Person auf einmal, sondern Glied um Glied war davon ergriffen worden und das Bewußtseyn verschwand erst, als endlich auch das Gehirn erreicht worden war. Wie mechanisch das Alles hier von Statten ging! Diese Erscheinungen gingen genau innerhalb zweier Minuten vor sich, die ich mit der Uhr in der Hand abmaß. Als ich darauf denselben genNordpol über ihren Kopf brachte, wobei der Magnetstab umgekehrt und gegen den Erdmagnetismus widersinnig gelegt werden mußte, weckte er sie auf, ehe ein paar Sekunden vergingen; sie fuhr rasch und heftig auf und hob sich vom Lager; ter Magnet hatte wärmend, witrig und so angreifend auf sie gewirkt, daß es ihr wieder vorkam, als ob ich an allen Haaren an ihrem Kopfe zerrte. Die andern gleichzeitigen Seitenwirkungen finde ich in meinem Tagebuch nicht aufgezeichnet.

§. 103. Die kräftigste Zeugenschaft aber legt hier der Erdmagnetismus selbst ab. Wir wissen aus meinen frühesten Untersuchungen (Dynamide

§. 66-71) schon, daß sensitive Personen nur dann ruhig zu liegen verniögen, wenn sie mit dem Kopfe nach Nord und mit den Füßen nach Süd gerichtet sind, und daß ihnen eine umgekehrte Lage, von Nord nach Süd, Ruhe und Schlaf schwierig und bisweilen unmöglich mache. Es muß dabei hervorgehoben werden, daß die Nothwendigkeit hievon bei sensitiven Personen sich unabhängig zeigt von den verschiedenen Seitenrichtungen, die sie beim Umdrehen auf ihrem Lager annehmen. Ihr Befinden ist zwar mehr oder minder behaglich, je nachdem sie sich auf die rechte oder linke Seite, auf den Bauch oder den Rücken legen, jedoch immer nur subordinirt der unerläßlichen Lagerung von Nord nach Süd. Für die Zuverlässigkeit dieser Beobachtung habe ich nunmehr im Zeitraume von zehn Jahren eine Unzahl von Zeugenbeweisen gesammelt, von den stärksten bis zu den schwächsten Sensitiven herab, und viele Menschen, von deren Personen und Sensitivität ich ohne alle Kenntniß bin, haben mir brieflich gedankt für die Wohlthat die sie aus meinen Schriften dadurch schöpften, daß sie darin das Heilmittel fanden, das sie aus vieljährigem, nie endendem und ermattendem Schlafe durch ein einfaches Umdrehen ihrer Bettstätte befreite. Wollte ich Zeugen mit Namen aufrufen, so müßte ich hier fast die ganze Liste sensitiver Personen herseßen, welche mich in meinen Arbeiten zu unterstüßen die Gefälligkeit hatten; denn alle erkannten die Lage mit dem Kopfe gen Nord und das Gesicht gegen Süd gerichtet, wäre es auch nur im Lehnstuhle, für die bei weitem behaglichste von allen. Ich werde hierauf, §. 1098, zurückkommen und will mir hier nur noch gönnen, mitzutheilen, welche Freude es mir gemacht hat, vor einigen Jahren einen Brief von unserem grauen Nestor der deutschen Chemiker und Physiker, dem Pflegevater der Elektricität, Professor Pfaff aus Kiel, zu empfangen, worin er mir wörtlich schreibt: „Es wird Ihnen Freude machen, wenn ich Ihnen sage, daß eine lange gedauert habende Schlaflosigfeit sich in einen recht ruhigen Schlaf verwandelt hat, seitdem ich mein Ihren Angaben nach ganz verkehrt stehendes Bett in die richtige Lage gebracht habe."

Unser Oberleib zeigt demnach im Gegensatz unseres Unterleibes gleichnamiges Od mit der nach Nord weisenden Magnetnadel, und der Unterleib mit den Füßen stimmen mit der nach Süd weisenden Spitze derselben überein. §. 104. Fasse ich nun die Forschungen dieses Capitels in eine kurze

zusammen, so ergibt sich, daß

Rückschau

a) Annäherungen an den Kopf und die Füße im Meridian liegender Sensitiver, geschehe es mit dem Gesichte, dem Rücken oder den beiden Seiten keinen Aufschluß über ihre Longitudinal-Pelarität, sondern nur Bestätigungen für ihre bereits festgestellte Latitudinal-Polarität gewähren, von §. 87 bis §. 98.

b) Anders geordnete Versuche ergaben aber, daß von beiden Füßen

aus der Linke auf größeren Abstand odpositiv reagire, als der Rechte odnega= tiv, also die Positivität unten vorwalte, §. 99.

Ebenso, daß vom Kopfe aus die rechte Seite in eine größere Weite hinaus odnegativ wirke, als die linke odpofitiv, also die Negativität hier überwiege, §. 100.

c) Daß meine Linke aus einiger Entfernung am Kopfe einen behaglichern Totaleindruck erzeuge, als meine Rechte, §. 101.

Daß meine Rechte ebenso an den Füßen einen behaglicheren Totaleindruck hervorbringe, als meine Linke, §. 101.

d) Daß ein Stabmagnet aus kurzer Entfernung am Kopfe mit dem gen Südpole einen behaglichern Eindruck bewirke, als mit dem genNordpole, §. 102. Daß dessen genNordpol dagegen an den Füßen einen bessern Eindruck mache, als sein genSüdpol, §. 102.

e) Daß der Erdmagnetismus den Kopf für Nord und die Füße für Süd in Anspruch nimmt, also jener mit dem Magnetismus der genNordspitze der Boussolennadel, dieser aber mit der genSüdspite in odischer Beziehung parallel gehe, §. 103.

Alles dieß zusammengehalten zeigt einerseits, daß überall am Kopfe odpositive Reaction angenehmer und kühler empfunden wurde, als obnegative und daraus folgt:

Der Kopf verhält sich (beziehungsweise) odnegativ; anderseits, daß überall an den Untertheilen, namentlich den Füßen, odnegative Reaction angenehmer und kühler gefühlt werde, als odpositive, und daraus ergibt sich die untern Theile, die Füße verhalten sich (beziehungsweise) odpositiv. Und hieraus ergibt sich dann der

Schluß:

§. 105. Der Mensch ist von oben nach unten polar; er besigt in dieser Richtung eine odische Axe, deren positiver Pol unten in Unterleib und Füßen, und deren negativer Pol oben in seinem Kopfe liegt: der Mensch ist unten od positiv, oben od negativ polarisirt.

Ich nenne dieß die Längenaxe, die den Leib nach seiner größten Längendimension durchzieht.

§. 106. Und so langen wir denn mit den bisherigen Untersuchungen an bei dem

Hauptergebniß:

a) Der Mensch besißt eine odpolare Are von einer Seite zur andern, von rechts nach links, nach der Richtung seiner Breite, Breitenaxe, Latitudinal axe, und diese hat die größte odische Intensität, §. 58. Sein symmetrischer Bau steht wohl im Zusammenhange mit ihr.

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