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schnürte die Kehle krampfhaft zu, hemmte die Respiration auf Augenblicke, erhitte den Kopf und brachte qualvolle Empfindungen hervor. Weiter schritt dás Uebel hier nicht, sondern wendete nach einer Stunde hier um und wanderte auf demselben Wege wieder Glied um Glied hinab; sie empfand es endlich durch die Füße fortziehen, als ob es durch sie hinausströmte. - Dem ganz ähnlich verliefen die Krampfanfälle der Frau Preinreich (47); kalte Extremitäten, dann Bauchkrämpfe, hierauf Magenkrämpfe, dann Brustkrämpfe, sofort Halskrämpfe, Halsanschwellungen, Stickzufälle, Gesichtsröthung, endlich Bewußtseynsverlust, alles im Verlaufe von fünf Minuten. Dann legt sich das Uebel und nach Kurzem folgt ein zweiter, dritter gleicher Anfall. Augenkrämpfe und Liderkrämpfe gesellen sich dazu und enden zuletzt. Frl. Josephine Geraldini (136, 285) wurde allnächtlich im Magen von Krämpfen befallen, von wo sie unter heftigen stoßartigen Convulsionen und den schmerzlichsten Bangigkeiten aufwärts in die Brust und das Herz zogen, dann den Hals ergriffen, die Athnungskanäle bis zum Ersticken zusammenschnürten und das Gesicht blauroth machten. Dabei hatte sie eiskalte Extremitäten, Schlottern vor Frost und Zähneklappern. Diese Anfälle dauerten zwei Jahre lange fort. Ein Arzt deckte sie dabei mit Betten zu, steckte ihr Hände und Füße in warm Wasser, was alles, wie man leicht einsicht, das Uebel nur viel ärger machen mußte. Endlich führte sie das Glück in die Hände eines sogenannten magnetischen Arztes. Dieser entfernte sogleich alles Warmgebende, gab ihr täglich einige Ganzleibstriche, schlug kühles Regime ein, verscheuchte damit nicht bloß alles Kältegefühl, sondern versezte sie dadurch in wenigen Tagen in Schweiß, mit dessen Erscheinen alle Krampfanfälle gänzlich behoben waren. Nun zu Frau Krebs (12, 16) nach den Mittheilungen ihres Arztes. Bei dieser Sensitiven beginnen sie zwar bei den untern Extremitäten, nehmen aber ihren wesentlichen Ausgangspunkt vom Uterus. Ven da aus ergreifen sie langsam Glied um Glied die Blase, die Gedärme, die Nieren, die Leber, den Magen; dann steigen sie herauf in die Lunge, das Herz, gehen durch den Hals in die Arme und sofort in den Kopf, wo sie sich besonders durch den N. facialis stark kundgeben. Im Unterleibe kommt dabei alles in solche Aufregung, Zusammenschnürungen und Spannungen, daß man kaum begreift, wie nicht Alles berstet und plagt. Dieß ist insofern der gewöhnliche Gang dieser Art Krämpfe, als sie wandernd von unten nach oben Glied für Glied langsam fortschreitend sich ausbilden. Bei Frl. Nowotny (18. 132, 76) war der Verlauf von kalten Extremitäten ausgehend zum Magenweh, mehr aber Kopfschmerz, dann Abends ein plötzliches Niederstürzen mit Starrkrampf, in welchem sie mehrere Stunden lang verharrte. Fortstriche aber hoben diesen Starrkrampf, machten die Glieder weich und ließen sie in bewußtloser Katalepsie zurück, aus der sie nach einiger Zeit erwachte, indem die Extremitäten erwarmten, die Hände dabei etwas feucht wurden. Bei Frau Kienesberger (59)

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fangen die Anfälle mit Magenweh an, das bis zu Brechreiz steigt; von da geht das Uebel schnell dem Kopfe zu, steigert sich rasch, es entstehen unnennbare Schmerzen im Gehirne, in denen sie den Tod tausendmal dem Leben vorziehen würde, wie sie sich ausdrückt, es erfolgen Ohnmachten und nun Krämpfe, mitunter Starrkrämpfe, in denen sie regungslos am Boden liegt, außer Stande irgend ein Lebenszeichen von sich zu geben, aber alles hörend und verstehend, was die Leute um sie her reden, bei innerem Selbstbewußtseyn scheintodt hingestreckt. - Von Frl. Azmannsdorfer (405) habe ich schon oben angegeben, wie der positive Pol eines starken Fasergypses auf ihre linke Hand einige Zeit in Anwendung gebracht, die Sensitive von der Lauwidrigkeit an durch Ameisenlaufen, Toben bis zur Schulter, Augenbrennen, endlich bis zum Krampfe trieb. - Den ganzen Verlauf der sogenannten Todtenkrämpfe, wie ihn unvollständig Frau Kienesberger und andere angege ben, schilderte mir auf genaue Befragungen am vollständigsten und verständlichsten Frl. Agmannsdorfer (272), und da sich darin alles im Zusammenhange wiederfindet, was andere nur Bruchstückweise angegeben haben, so will ich der Wichtigkeit der Sache wegen die Mittheilung ausführlich hier an ihrem Orte einreihen. So oft sie einen solchen Anfall bekam, begann er jedesmal mit Tagesanbruch, ward also von dem Eintritt der odpositiven Sonnenstrahlen provocirt; aus gleichem Grunde endete er gewöhnlich Abends mit Sonnenuntergang. Schrecken, Aerger, Streit veranlaßte ihn meist zunächst. Er war also, da er erst des andern Tags erfolgte, in Uebereinstimmung mit den aus gleichen Gründen hervorgehenden Anfällen der Frau Joh. Anschüß. Häufig gingen somnambule Zustände ihm unmittelbar voran. Seinen Eintritt bezeichnete ein eigenthümliches Kältegefühl in beiden großen Zehen zugleich. Dieß schritt langsam fort über die übrigen Zehen, ergriff dann die Höhlung der Fußsohlen, den N. plantaris internus und externus, den Tibialis, von dem innern Fußknöchel herauf über das Schienbein, (am n. saphenus major herauf), faßte dann die Kniescheibe um und um, ging etwas innen am Schenfel hinauf gegen die Hüften, zugleich von beiden Seiten in den Schooß, wo die Kälte einige Zeit verweilend inne hielt, während gleichzeitig der Bauch heiß wurde. (Also wie beim Striche zog dem Kältegefühl Lauwidrigkeit warm überall voran.) In diesem Stadium waren die Füße nicht mehr kalt für sie, sondern geradezu abgestorben; für andere Menschen fühlten sie sich todtenkalt an und waren weiß. Offenbar waren die beiden Systeme des Nervus cruralis und des Ischiadicus, somit der Plexus lumbaris und der Plexus ischiadicus mit allen ihren Verzweigungen ergriffen und damit in den von ihnen beherrschten Muskelgebieten klonische Krämpfe aller Art ausgebrochen. Nun schritt die Kälte langsam fert in die Lenden, in die Eingeweide, dann in die Magengrube, in die Mammalien, in Lungen und Herz. Dabei erschien lebhaftes Wurln im Bauch und der Magen wurde heraus

getrieben, daß er bisweilen fast wie eine Faust über die gewöhnliche Gestalt des Leibes hervorragte, die die gleiche Erscheinung der Frl. Zinkel bei weitem hinter sich ließ. Die schrecklichsten Krämpfe kreuzten sich nach allen Richtungen durch den ganzen Körper. Während der Remissionen derselben war sie in den meisten Intervallen kataleptisch, wie Frl. Nowotny, Sturmann und Reichel. Allmählig weiter aufsteigend theilte sich das Kältegefühl unter dem Schlüsselbeine und zog herab durch beide Arme bis in die Hände; ehe sie diese erreichte, waren sie dumpf und heiß geworden; als sie aber in sie hineindrang, wurden sie weiß und abgestorben. Der Kopf aber gleichzeitig heiß, roth und angelaufen. Dann kam der Kältezug von den Händen die Arme wieder herauf, ging durch die Achselhöhlen in den Hals, der krampshaft zu= sammen geschnürt wurde und mit Erstickung drohte, von da in die Grube unter den Ohrläppchen, sofort in den Vorderkopf und die Stirne. Während dessen wurden die Hände wieder etwas warm, der Kopf nun auch blaß, kalt und der Schmerz darin von unnennbarer Qual, so daß sie dem Tode selbst sich überantwortet glaubte und ihn willig den namenlosen Leiden vorziehen würde. Dieser Zustand stimmt demnach genau mit dem überein, den Frau Kienesberger schilderte. Jeßt ging ihrer Empfindung nach im Gehirn und in den Augen eine eigenthümlich schmerzliche Drehung vor sich. Sofort schritt die Kälte den Scheitel hinauf in den Wirbel, schraubte sich ins kleine Gehirn (12), gab einige heftige Stiche an verschiedenen Stellen des Hinterkopfes und senkte sich zuletzt in den Rückgrat hinab. Wenn die Kälte bei der Mitte des Letteren anlangte, so entstand einige Mal ein heftiges Schütteln durch den ganzen Körper und damit hatte die ganze Erscheinung ihr alsbaldiges Ende. Dieß ging alles so langsam von Statten, daß zu dem ganzen qualvollen Zuge die Zeit von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang nöthig war. -Solche Krampfanfälle endigten dann gewöhnlich mit Uebergang in einen ruhigen somnambulen Zustand, der mehrere Stunden, einen halben bis ganzen Tag fortranerte und aus dem ich dann die Frl. Apmannsdorfer (475), Reichel (17), Sturmann, Krüger (4), Girtler (37), Kienesberger (58) erquickt und ziemlich erfrischt aufwachen und sogleich ihren Geschäften nachgehen sah. Beide Erstern scherzten und lachten alsdann sogar gewöhnlich ganz heiter mit ihren Umgebungen, was einen seltsamen Contrast mit dem noch kaum überstandenen furchtbaren Todeskampfe machte.

Man kann nach dieser Erzählung, bei der ich mich möglichst genau an die Worte der Sensitiven gehalten habe, diesen Hergängen ziemlich folgen. In der Hauptsache charakterisiren sie sich durch Kälte von unten und außen, durch Wärme oben und innen im Centrum der Nerven sphäre; durch Aufhören aller sensibeln Nerventhätigkeit von außen unter Fortdauer der motorischen durch unwillkürliche Krampfcontractionen; durch Erlöschen aller Willensfähigkeit unter Fortdauer der geistigen Empfänglichkeit

und des innern Bewußtseyns. Der Fortgang aber, wie er von Glied zu Glied langsam weiterschreitet, indem er Kälte mit sich bringt und Wärme vor sich her treibt, gleicht ganz auffallend dem gewöhnlichen Rückstriche, wie ich ihn eben durch viele Versuche dargethan habe. Ja in dem Umstande, daß die Hände wieder warm zu werden beginnen, wenn die Eiskälte die Arme wieder hinaufzieht, erkennen wir sogar einen recht sprechenden Specialumstand, der die Analogie zwischen diesen Krämpfen und dem Rückstriche fast schlagend macht. Der Unterschied scheint am Ende nur noch darin zu bestehen, daß unserem künstlichen Striche die Stärke der Wirkungskraft und die Energie zur Ueberwältigung der verhandenen Lebenskraft fehlt, die der unbekannten Ursache eines solchen spentanen Krampfanfalls inne wohnt. Es gleicht derselbe einem gewaltigen, übermächtigen langsamen Rückstriche, der den ganzen Organismus ergreift und durchdringt. Er bringt alle die schmerzlichen Empfindungen im Leibe und im Kopfe hervor und drängt die Lebensthätigkeit in das Gehirn zurück, wie wiederholte Rückstriche es thun. Und hätte ich es nur wagen dürfen, hechsensitiven Personen, wie der Frl. Mair, Nowotny, Sturmann, Girtler, Reichel, Aymannsdorfer, Beyer u. a. kecklich eine Anzahl kräftiger Rückstriche, so stark wie wir sie zu erzeugen im Stande sind, zu geben, so glaube ich zuversichtlich, ich würde dem ziemlich nahe gekommen seyn, was die Natur hier aus eigener Thätigkeit vollbracht hat, wo nicht es völlig erreicht haben. Diese Sachen sind gewiß von dem höchsten pathologischen und physiologischen Interesse und auf den Fußtapfen der Grundlinie, die ich hier betreten habe, werden die folgenden Geschlechter zu Enthüllungen von der äußersten Bedeutung über die innere Natur des organischen Lebens gelangen.

§. 997. Alles dieß führt uns zu dem

Ergebnisse:

daß die Sensitiven vorzugsweise und fast alle zu Krämpfen geneigt sind; daß viele derselben und besonders alle Hochse nsitiven schwer daran leiden; daß sie in der Stufenleiter ihrer Leiden dem Magenweh, Kopfschmerze und den Ohnmachten. folgen; daß sie von Magneten, vom Erdmagnetismus, von Krystallpolen, von amorphen unipolaren Körpern, odpositiven und odnegativen, von menschlichen Odpolen, von den prismatischen Sonnen- und Mondstrahlen, insbesondere den grünen, von Fortstrichen, mehr aber von Rückstrichen, durch Verladung und Zuleitung, unmittelbar und durch Annäherung bewirkte, durch bloße odische Atmosphären, durch Einflüsse der Blutsverwandtschaft, durch psychische Einwirkungen von Kränkung, Kummer, Angst, Schrecken, Aerger, Eifersucht, Zank, Geistesanstrengungen, Freude, selbst durch Träume erzeugt werden

können; daß sie sich in den Extremitäten, dem Solarplexus und im Kopfe am meisten aussprechen; daß sie willkürlich künstlich erzeugt und getilgt werden können, oder daß sie natürlich ablaufen; daß sie häufig einen sich ziemlich ähnlichen Verlauf von den Fußzehen aus durch den ganzen Eingeweide leib bis hinauf ins Gehirn und dann von da hinab durch das Rückenmark nehmen, und so einen strichähnlichen Gang durch den menschlichen Körper befolgen; daß sie durch odische Fortstriche in den meisten Fällen mehr oder minder leicht getilgt werden können; und daß sie somit, wie einerseits der Sensitivität wefentlich anhängend, so anderseits von odischen Bewegungen unmittelbar abhängig sind, und darum unstreitg in das Gebiet der Lehre vom Ode fallen.

r) Die Katalepse.

§. 998. Die Gelegenheit, Kataleptische zu beobachten, ist ziemlich selten; ich habe manche praktische Aerzte gesprochen, die niemals Katalepse selbst gesehen haben und diese Erscheinung nur aus Büchern kannten. In großen Städten kann es jedoch niemals an Personen fehlen, die damit behaftet sind, nur ist man selten so glücklich, sie zu erforschen. Die schönsten Beispiele davon bekain ich an der Frl. Sturmann, Reichel, Nowotny, Kynast, Aymannsdorfer u. a. in meine Hand, deren guter Wille mir die Untersuchung sehr erleichterte.

Die Frl. Reichel (1) hatte ich stehend mitten in einem geräumigen Zimmer, beschäftigt allerlei Versuche mit ihr zu machen. Ich stand etwa 8 Schritt von ihr entfernt, um den odischen Einfluß meiner Person auf sie abzuhalten, und stellte so meine Fragen. Auf einmal gab sie mir keine Antwort mehr; ich rief sie wiederholt an, sie blieb stumm und bewegungslos stehen, mit offenen Augen, in der Hand einen Kupfertraht haltend. Ich ging auf sie zu, schaute ihr in die Augen, faßte sie bei der Hand, fragte sie, was ihr zugestoßzen sey; keine Antwort, keine Bewegung! - sie war in eine athmende Bildsäule verwandelt, sie war fataleptisch geworden. Der erste Anblick eines lebenden Menschen in der Gestalt einer stillestehenden Maschine war schauerlich; aber die Gewohnheit trägt bald über das Arge hinweg. Das Mädchen blieb etwa eine halbe Stunde so stehen, regungslos, ich ging an ihr vorüber hin und her im Zimmer; endlich auf einmal, ehne fichtbaren Anlaß, fing sie wieder an zu gehen und zu reden, alles dieß ohne den geringsten Farbwechsel, ohne irgend etwas Explosives. Weder sie noch ich kannten irgend eine Ursache oder auch nur Veranlassung der Entstehung oder des Aufhörens dieses entsetzlichen Zustandes. Nachher kam dieß viele

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