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so war dieß namentlich bei Frl. Reichel, Mair, Sturmann u. a. der Fall, die immer in Krämpfe verfielen, so wie man, der einen etwas länger, der andern kürzer, den Wirbel berührte. Diese Berührung analysirt sich in eine rückstrichartige Behandlung, die tem N. occipitalis major, minor, tem auriculo temporalis am Trigeminus, den verschiedenen Zweigen des Facialis temporalis am Par anserinus, tem supratrochlearis und dem frontalis in einem Augenblicke zugleich widerfährt, und daher die heftige schlagähnliche Wirkung. Hr. Sebastian Zinkel (5) erlitt von Rückstrichen über die Zehen Krämpfe in denselben. Frl. Beyer (237) hatte einige Rückstriche über Daumen und Zehen empfangen; sie verfiel davon in Krämpfe, die mehrere Tage lang abwechslungsweise vergingen und wieder eintraten. Frau Kowats (39) prüfte ich auf die Tragweite ihrer hohen sensitiven Empfindlichkeit. Sie stand drei bis vier Zimmer weit von mir entfernt und empfing durch die geöffneten Thüren Fortstriche und Rückstriche, so lange sie noch einige Empfindung davon gewahrte. Als wir wieder zusammen traten, sah ich wie sie blinzelte und gegen somnambulen Schlaf sich wehrte. In derselben Nacht wurde sie von den heftigsten Krämpfen befallen, deren Ursache in nichts anderem lag, als in den von mir empfangenen vielen Rücstrichen, obgleich ich sie ihr auf Abstand von 40 und mehr Schritte gegeben hatte. Ich hatte mich einer solchen Nachwirkung nicht versehen, stieß aber später bei andern Sensitiven auf ähnliche Erfahrungen. — Bei allen höher Sensitiven führen Rückstriche aller Art in Kurzem, oft unmittelbar, zu mehr oder minder heftigen tonischen oder klonischen Krämpfen.

§. 990. Sa selbst Fortstriche, wenn sie gleichnamig sind, erzeugen oft Krämpfe. Der Frl. Beyer (266) wurde von ihrem Arzte mit gekreuzten Armen gleichnamige Fortstriche ertheilt; es entstand Magenweh, Kopfschmerz, dann krampfhaft ausgesperrte Finger, sofort durch tonischen Krampf unbiegsam ausgestreckte Arme. 3u Menstruen gab ich derselben Frl. Beyer (806) Striche mit meiner rechten Hand über ihren rechten Arm hinab. Nach 3 bis 4 Strichen war er schon starr, die Finger tonisch krampshaft ausgesperrt. Als ich ihr ähnliche Zehenstriche gab, waren auch die Beine bald steif.

§. 991. Auch zu langsame Fortstriche erzeugten der Fräulein Beyer (309) Armfrämpfe; daß solche rückstrichartig wirken, habe ich schon oben auseinander gesetzt.

§. 992. Naffe Füße sind der Frl. Zinkel sehr nachtheilig und erzengen ihr Magenweh; der Frl. Beyer (269) aber, die reizbarer ist, machen sie ebenfalls zuerst Magemweh, tann Bauchkrämpfe; der Frau Margarethe Kowats (45) Magenkrämpfe.

§. 993. Sogar die odische Atmosphäre gewisser Menschen kann Hochsensitive bis zu Krämpfen nachtheilig erregen. Ich war zugegen, als zu

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Frl. Nowotny (7) in den höheren Stadien ihrer krankhaften Zustände ein Herr kam, den sie mich dringend bat, von ihr zu entfernen. Seine Gegenwart versetzte sie erst in Hiße, dann in Magenweh, Kopfschmerz und würde Krämpfe hervorgerufen haben, wenn es mir nicht gelungen wäre, ihn wegzubringen. Er war ein ganz artiger, wohlaussehender, ältlicher Mann, wie viele andere sie damals besuchten, und es war nichts widriges an ihm für andere wahrzunehmen. Ein andermal kam er wieder und wurde nicht entfernt. Die Sensitive gerieth endlich in Ohnmacht und sofort, nachdem sie das Bewußtseyn verloren, jedesmal in den heftigsten Starrkrampf, so oft er ihr nahe kam. So sah ich einen zweiten von Zeit zu Zeit bei ihr erschei nen, der ihr Wohlthäter war. Auch diesen vermochte sie nur mit der äußersten Anstrengung auszustehen. Zum Glücke blieb er nie lange. Ueber die Ursache konnte sie keine Rechenschaft geben, sie behauptete dunkel, die ganze Luft, die diese beiden Herren um sich her verbreiteten, sey qualvoll für sie. Was ich hievon denke und vermuthe, das ist, daß beide innerlich bedeutend an Gesundheitsstörungen, an organischen Zerrüttungen litten, und jene Krankenatmosphäre um sich verbreiteten, von der ich oben schon gesprochen habe. Sie wirkt, wie ich dort gezeigt habe, odpositiv und so mag es geschehen, daß Hochsensitive davon bis zu Krämpfen widrig afficirt werden können. Auch Frl. Mair erklärte mir wiederholt von einem ihrer Besucher, daß er sie schon mehr als einmal ohnmächtig gemacht habe; ebenso bezeichnete Frl. Reichel manche Personen als ihr unausstehlich, die ihr nie das Geringste zu Leide gethan hatten; aber sie mußte ihre Gesellschaft fliehen, wollte sie nicht bald in Krämpfe versinken.

Höchst wahrscheinlich sind diese Krämpfe Wirkung einer starken odischen Krankenatmosphäre, also von odpositiver Einwirkung erzeugt.

§. 994. Noch gibt es Krämpfe in der Geschichte der Sensitivität, deren Entstehung schwer zu enträthseln, aber eben darum um so studienwürdiger ist. Dieß sind solche, welche ausschließlich durch nahe Blutsverwandte erzeugt werden. Ich war oft Zeuge davon bei Frl. Nowotny (28). Wenn fie in kataleptischem Zustande bewußtlos lag, konnte ihr Arzt oder ich oder jede andere Person sie bei den Händen fassen oder sonst am Leibe wo immer anrühren; es hatte keine merkbare Folge. So wie aber ihr Bruder sie nur mit einem Finger berührte, schnellte sie sogleich in Krämpfen auf. Ebenso sah_ich_sie (73.78) mehrmals von den Berührungen ihrer Mutter, ihres Vaters in plögliche Krämpfe gerathen. Eines Abends umstanden sie (42), während sie in Katalepse lag, acht Wiener Aerzte nebst mir. Man machte eine Menge Versuche mit ihr, die alle regelmäßigen Verlauf hatten. Nun winkte Jemand ihrem Bruder und gab ihm schweigend ein Zeichen, seine Schwester bei der Hand zu fassen. Kaum hatte er sie berührt, als sie in den heftigsten

Krämpfen mit Armen, Füßen und Rückgrat zusammen schütterte.

Ganz ähnliche Erscheinungen kamen bei Frau Krebs (17) vor. In ihren sensitiven Anfällen mancherlei Art darf sich ihre Schwester ihr schlechterdings nicht nahen, die sie sonst gerne hat; alles von ihr ist ihr unerträglich, während sonst Jedermann zu ihr darf. Frl. Martha Leopolder (171) war in heftige nervöse Anfälle gerathen. Während derselben duldete sie weder Mutter, noch Vater, noch Geschwister in ihrer Nähe, und wenn dieß dennoch erzwungen. werden wollte, gerieth sie in heftige Krämpfe. Sie klagte über unausstehliche Hitze und Bangigkeiten, welche ihr die Nähe ihrer Blutsverwandten verurfachte, und mußte durch eine ganz fremde Person bedient werden. Gleiche Vorfälle ereigneten sich bei Frl. Azmannsdorfer (454), nur war ich nicht persönlicher Zeuge davon, wie bei Ersteren. Wenn sie in krampfartigen oder soust ihre Sensitivität in Anspruch nehmenden Anfällen sich befand, so durfte ihr Vater, den sie sonst überaus lichte, so wie ihre Geschwister durchaus nicht ihr nahen, während alle fremben Leute es ohne allen Anstand konnten. Ihre Beschreibung von lauwidriger Empfindung, wechselnd bis zu Hiße, Bulsbeschleunigung, Bangigkeit und Aufregung, wenn ihr Vater sich ihr nahen. wollte, glich vollkommen den. Zuständen, welche fertgesetzte, aus einiger Ferne geführte Rüdstriche bei ihr hervorbrachten, also einer vollständig posttiven Behandlung. Ein Beispiel von derselben Art erzählte sie mir ven einer andern hochsensitiven Person, Frl. Barbara N., der bei ähnlichen Anfällen Niemand von ihren Blutsverwandten, mit denen sie sonst in größter Eintracht lebte, nahe kommen durfte, sonst aber alle Welt; erzwang man es, so gerieth fie in Krämpfe. Ich theile beide lettere Fälle auf Treuglauben mit, da ich keine Ursache habe, an ihrer Genauigkeit zu zweifeln; selbst ge= sehen habe ich nur die Ersteren.

Was kann nun ven so höchst sonderbaren Erscheinungen die Ursache seyn? ich weiß es nicht. So viel ist aus allen Beobachtungen, die ich anstellen konnte, gewiß, daß Krämpfe überall die Wirkung odpositiver rückstrichartiger Reaction oder gleichnamiger Rückwirkung sind. Es muß also wohl etwas Achuliches hier stattfinden. Wir fahen oben, daß gleiche Geschlechter positive Reaction auf einander ausübten. Sollte die Familienverwandtschaft, die Blutsgemeinschaft etwas Aehnliches Obgleichnamiges in sich tragen, das bei gesteigerter Reizbarkeit reactiv sich kundgäbe? Wie weit die Natur in dieser innerlichsten Gleichartigkeit der Familie geht, worin sie am Ende besteht und in welchem Maaße sie von odischen Beschaffenheiten abhängt, wissen wir ja gar nicht, wir sehen nur einen Widerschein davon in der Aehnlichkeit der Familiengestaltung und erhalten dahin deutende Winke in dem allgemein menschlichen Naturgeseze, daß nächste Blutsverwandte sich nicht paaren sollen, weil sie sonst physisch herabkommen. Aber daß innigste Aehnlichkeiten und Gleichheiten zwischen älterlichen und kindlichen Organisationen stattfinden, das

erkennen wir genugsam hieraus. Nun ist es aber gerade die odische Gleichnamigkeit und Gleichheit, die wir überall durch Unannehmlichkeit und Widrig keit sich kenntlich machen sehen. Es wird also höchst wahrscheinlich, daß in der Familienverwandtschaft etwas uns noch Verborgenes Odisches liegt, eine unbekannte polare Gleichartigkeit, die die nächsten Blutsverwandten umschlingt, welche in dem höchsten odischen Reizbarkeitszustande und in der Katalepse, in Aufruhr gebracht wird und in Krämpfen sich manifestirt. Daß etwas dem ganz nahe Liegendes hier stattfindet, geht schon aus den positiven Zustandsschilderungen der Frl. Aßmannsdorfer augenscheinlich hervor. Künftige Forschungen werden dieß klar ans Licht bringen, und wir werden hier von odischer Seite Aufklärung über innern Familienzusammenhang erlangen, den wir schon lange dunkel ahnen.

§. 995. Ueber den Hergang bei diesen Krämpfen und ihren Verlauf noch einige Worte. Die meisten Sensitiven, deren Zustände sich bis zu Krämpfen erheben, fühlen es einige Zeit vorher, wenn ihnen Anfälle drohen. Sie drücken sich dahin aus, „daß sie fühlen, es stecken wieder Krämpfe in ihnen, die nächstens ausbrechen werden." So drückte sich öfters Frl. Reichel, Frau Kienesberger (60), Frau Johanna Anschüß, Friedrich Weidlich u. a. aus. Frl. Azmannsdorfer (283) bemerkte, daß unter solchen Verhältnissen ihr Harn blaß, fast farblos wurde und fast ohne Geruch war, wegegen, wenn sie von Krämpfen sich frei und gesund fühlte, der Harn rothgelb aussah und stark urinös roch. Nach diesem Merkmale urtheilte sie selbst immer über ihren jederzeitigen Gefundheitszustand. Die Ursache der Krämpfe war also wohl durch den ganzen Organismus hindurch wirksam. - In den meisten Fällen habe ich eine gewisse Periodicität wahrgenommen, und zwar in der Weise, daß die Krämpfe mit dem Morgen eintraten, und dann bei dem Einen früher, manchmal schon nach einer oder einigen Stunden endigten, bei Andern später, manchmal den ganzen Tag dauerten und dann Abends endigten. Sonnenaufgang hatte hier einen aufreizenden, Sonnenuntergang einen beschwichtigenden Einfluß auf die gewöhnlichen Krämpfe der Sensitiven. - So befielen die Frau Krebs (2) täglich Morgens zwischen 9 und 10 Uhr ihre Krämpfe und hörten nach einer halben oder ganzen Stunde wieder auf.

Frl. Aymannsdorfer (272) hatte ihre regelmäßigen Krampfanfälle, die nämlich aus ihrem Gesammtbefinden und nicht aus einem zufälligen Ereigniß hervorgingen, immer Morgens mit Sonnenaufgang; sie dauerten dann bald länger, bald fürzer, niemals aber über Sonnenuntergang hinaus. - Frau Joh. Anschütz (93) hatte lange Zeit hindurch regelmäßig mit Sonnenaufgang oder bald nachher Krampfanfälle. Aber dieselbe Sensitive hatte in andern Berioden auch eine andere Regel für den Eintritt ihrer Krämpfe, nämlich die Zeit des Sonnenuntergangs. Frau Preinreich (50) bekam ihre heftigen Krampfanfälle frühe mit Sonnenaufgang und spät mit Sonnenuntergang. -

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Frl. Josephine Geraldini (285) wurde von ihren Krämpfen immer Nachts zwischen 10 und 12 Uhr befallen. Ebenso hatte Frl. Nowotny (2) ihre Krampfanfälle, so lange ich sie beobachtete, immer Abends mit Sennenantergang, während sie sich Morgens gänzlich frei davon und bei besserem Wohlbefinden fühlte. Auch Frl. Girtler und Weigand wurden Abends von ihren Anfällen ergriffen. Es gibt also Krampfanfälle, die am Morgen vorzugsweise eintreten und andere, die sich an den Abend ketten; wie dem immerhin sey, für meine Untersuchungen genügt es, überall zu erkennen, daß der Eintritt der Krämpfe sich nach gewissen Tageszeiten richtet, daß er eine Periodicität hat, welche vom Gange der Sonne bis auf gewissen Grad abhängig ist. Unser großes edergießendes Tagesgestirn übt demnach mächtigen und entschiedenen Einfluß auf den Gang der Krampfentwicklung bei Sensitiven. In allen von mir beobachteten Fällen, keinen ausgenommen, habe ich gefunden, daß bei Krämpfen, besonders wenn die Sensitiven sich ihnen näherten, kalte Extremitäten, nicht bloß kalte Füße und Hände, sondern selbst kalte Arme und Beine sidy bildeten, der Kopf dagegen heiß ward, so daß man deutlich heißen Scheitel und Wirbel von außen mittelst der Hände durch Betastung wahrnehmen Hr. Sebastian Zinkel (5), durch Zehenrückstriche zu Zehenkrampf gebracht, hatte über kalte Zehen und Füße und dabei über heißen Kopf ge= flagt. Frl. Nowotny (8 182) fand ich im Starrkrampfe immer mit eiskalten Händen und Füßen, dagegen mit heißem Kopfe behaftet. So wie die Füße und Hände freiwillig sich etwas erwärmten, hatten die Krämpfe ihr Ende. Frl. Sturmann und Maria Mair hatten bei ihren vielen Anfällen immer falte Füße und heißen Kopf. Frl. Aymannsdorfer (130. b) wurde vor Krampfanfällen an Händen und Füßen kalt und blieb so, bis die Krämpfe nachließen. Wenn sie (272) in Starrkrampf versank, fing dieser allemal an mit kaltwerdenden großen Zehen, dann kalten sämmtlichen Zehen, sofort kalten Füßen. Die Lebensthätigkeit mit ihrem Chemismus zog sich also von den Außentheilen zurück und concentrirte sich in den innersten Organen in den Augenblicken, in welchen die Erster en deu Krämpfen zur Beute überlassen waren.

§. 996. Folgen wir nun einmal dem Verlaufe selbst von Krampfanfällen bei einigen Sensitiven. Zuerst bei Frl. Zinkel (1123. 1181), bei der sie noch gemäßigt auftreten. Der Aufang waren immer sehr kalte Füße. Dann inachte sich in der Magengegend, darunter und darüber eine grabelnde Bewegung mit Wehfeyn fühlbar; ich fühlte dieß deutlich außen wie Wurmbewegungen. In Fortgang dessen bildete sich die geschwulstähnliche Aufgetriebenheit des Magens, die ich jüngst beschrieb. Nun nahm dieß Wurln mehr und mehr Krampfcharakter an; es zog langsam von unten nach oben, ergriff die Brust, die Lungen und beklemmte den Athem. Dann stieg es in den Hals,

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