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durch Metalle, flüchtige Alcalien, Alcaloide, überhaupt odpositive Stoffe aller Art.

f) Brustbeklemmungen

§. 916. erfolgten bei Frl. von Weigelsberg (18) auf jede Art von odpositiver Einwirkung auf sie. Hr. Gustav Auschütz (19) wurde davon befallen, fo oft ich ihm einen Strich mit den Fingern über den Rücken hinab ertheilte. Dabei berührte ich mit der negativen Rechten die Wurzeln der Intercostalnerven; dadurch wurden die vorne liegenden Enden derselben den oben entwickelten Gesetzen (§. 523) zufolge odpositiv, und mit dieser Polarisirung derselben trat jedesmal die krankhafte Beklemmung ein.

Brustbeklemmungen sind sehr häufig bei Höhersensitiven. Sie treten gewöhnlich ein, wenn der Magen stark afficirt wird, und sind durch den Zusammenhang des N. vagus in Magen und Lunge bedingt. Frl. Martha Leopolder (156), wenn von Magenkrampf befallen, leidet immer gleichzeitig an Brustbeklemmung und kann dann keinen Athem finden. Als Frl. Beyer (5) Hülfe beim Arzte suchte, wußte sie nichts von ihrem Somnambulismus und nannte es nur unzeitigen Schlaf; sie kam nur wegen Brustbeklemmung und Magenkrampf. Frau Breinreich (9), welche wenig im Magen leidet, wird dagegen bei ihren von unten aufsteigenden Anfällen immer auf der Brust mit Betlemmungen angegriffen, die ihr den Athem zu verlegen drohen.

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g) Todte Finger.

§. 917. Finger, die ohne bekannte Ursache plößlich weiß, wie blutleer, kalt und gefühllos werden, gemeinhin abgestorbene oder todte Finger genannt, sind eine Erscheinung, die bei Sensitiven sehr häufig, ja fast allgemein vorkömmt und sie beinahe charakterisirte. Unter hundert und zwanzig Sensitiven habe ich, soweit ich nachfragte, nur drei oder vier gefunden, welche mir versicherten, niemals todte Finger zu haben, und diese sind der Freiherr August von Oberländer (33), der Hr. Professor Rösner (33) und wenige andere, die mir entfallen sind. Alle andern, soweit ich Nachfrage hielt, leiden zeitweilig an diesem lokalen Uebel.

§. 918. Einfach, ohne bekannte Veranlassung, kommen sie vor bei Hrn. Professor Schrötter (1), Dr. Mielichhofer (19), Gustav Anschütz (108), Czapek (33), Ritter von Siemianovski (*), Enter (2o), Klein (25), von Offenheim (6), Ingenieurmajor Philippi (**), Schuler (*), Steiger (50), Frau Heintl (5), Barenin von Tessedik (73), Josephine Fenzl (69), Preinreich (26), Frau von Littrow (6), von Rivo (22), Müller (19), die Fräulein Rosalie, Mathilde und Louise von Unckhrechtsberg (34), Josephine (25) und Armida

Geraldini (25), Barbara Hek (1), Karhan (39), Reichel (200), Dorfer (94), Bernazke (7), Schwarz (6). Bei einigen waren sie in jüngern Jahren vorgekommen und jest fast verschwunden, nämlich bei Hrn. Professor von Perger (34), Dr. Köller (13), Frl. Glaser (105).

§. 919. Bei andern Zeugen konnte ich den veranlassenden Ursachen ziemlich auf die Spur kommen. Frl. Dorfer (4) erzählte mir bei einem späteren Besuche, daß sie selten von todten Fingern befallen werde, wenn sie dieselben fleißig rege und bewege und Arbeit verrichte, bei welcher die Finger in stärkern Gebrauch kommen; häufig dagegen, wenn sie bei ruhigem Stubenleben am Nähtische weile. Das ist wohl, wenn weniger gelebt, weniger geathmet, weniger Sauerstoff aufgenommen wird, das Leben mehr stagnirend, mehr auf der basischen als auf der aciden Seite verläuft. — Dahin gehört wohl auch, daß diese Erscheinung von Vielen mehr im Winter als im Sommer beobachtet wird; es können dazu mancherlei Umstände mitwirken, aber wahrscheinlich ist der, daß die Leute im Winter wenig Bewegung haben, weniger athmen, und viel zu Hause sich zusammen drängen, keiner von denen, die man übersehen darf.

§. 920. Professor Endlicher (24) bekam todte Finger sehr häufig, sowie er einen falten Schlüssel in die Hand nahm, oder ein kaltes Thürschloß öffnete; zu seinen chinesischen Werken mußte er zum Theil selbst den Seher machen. Während er dieß that, war er oft gezwungen, wider Willen die Arbeit zu unterbrechen, weil ihm das Anfassen der metallenen Lettern, aus Blei und Antimon bestehend, todte Finger verursachte. — Frau Johanna Anschütz (6) bekommt sie gleich häufig Winters- und Sommerszeit, dann aber gewöhnlich nur Morgens. Eine bemerkenswerthe Veranlassung dazu gibt bei ihr das Aufstecken eines metallenen Fingerhuts zum Nähen. Der Finger, der ihn empfängt, aber nur dieser allein, wird gewöhnlich kurz darauf tedt. Ganz derselbe Fall findet sich bei Frl. Aymannsdorfer (460), der Finger, auf welchen sie einen stählernen Hut setzt, stirbt auf einige Minuten und sonst keiner neben ihm. Gleiches begegnet ihr, wenn sie eine Scheere in die Hand nimmt und irgend etwas damit schneidet: Daumen und Zeigfinger, mit denen sie in die Desen schlüpft, werden unverzüglich todt, während alle übrigen Finger gesund bleiben. Auch Frl. Aymannsdorfer (462) bekommt tedte Finger von dem Anfassen von kalten Schlüsseln, Thürbeschlägen, messingenen Schnallen, metallenen Fenstergriffen, Pakfongleuchtern, kupfernen Küchengeräthen, silbernem Tischbestecke, besonders, wenn sie solche Dinge in der Kälte berührt. - Friedrich Weidlich öffnet keine Thüre mit bloßen Händen, weil er weiß, daß die Berührung der Schloßdrücker ihm torte Finger erzeugt. Frl. Zinkel (1249) sieht ihre Finger fast täglich taub werden von kalten Schlüsseln, die sie erfaßt. Frl. Beyer (234) braucht bloß Stricknadeln zwischen die Finger zu nehmen, um sogleich torte Finger zu haben. Bei Frl.

Sturmann sah ich nicht bloß von Berührung kalter Thürschwellen Finger todt, sondern ganz blau werden. Frl. Weigand konnte keinen Schlüssel in die Hand nehmen, ohne pelzige Finger davon zu bekommen. - Frl. Caroline Ebermann (24) konnte ihre Messinglampe nicht reinigen, ohne davon todte Finger zu bekommen. Frl. Martha Leopolder (12) wurde nur dann von todten Fingern befallen, wenn sie bei einer gewissen Näharbeit, mit der sie sich häufig beschäftigte, die Finger auf ein messingnes Instrument legte, das gewöhnlich kalt war.

§. 921. Meine Tochter Hermine (2) bekam öfters todte Finger und dieß gab wieder Gelegenheit zu genauerem Studium dieser sonderbaren Erscheinung an gesunden Menschen. Ich will dieß hier zusammenstellen. Nicht von ihrer Geburt an, sondern erst seit sie die Pubertät erreicht hatte, bemerkte sie, daß ihr in der kalten Jahreszeit öfters einzelne Finger fühllos wurden; Sommers kam dieß bei ihr niemals vor. Es fing jedesmal damit an, daß einer der Finger unterm Nagel blau zu werden begann, während gleichzeitig das äußerste Glied desselben gelbweiß, taub, kalt und wie abgestorben wurde. Dieser Zustand schritt fort von Glied zu Glied, bis er den ganzen Finger ergriffen hatte. Dann ergriff er auf gleiche Weise den zweiten, endlich den dritten Finger. Mehr als drei Finger wurden bei ihr niemals davon erfaßt und zwar die drei mittleren. Den Anfang machte wie gewöhnlich der Zeigfinger, dann kam es an den Mittelfinger, zulezt an den Goldfinger. In derselben, aber der Zeitfolge nach umgekehrten Ordnung löste sich die Erscheinung auch wieder auf, so daß sie also im Zeigfinger am längsten währte, und hier ihre größte Intensität hatte. Dabei hörte zwar das Gefühl in den Fingern auf, nicht aber die Bewegungsfähigkeit, über welche sie ungehindert fortzuverfügen im Stande blieb. Die Dauer war gewöhnlich 10 bis 20 Minuten, selten eine halbe Stunde. Sie bemerkte, daß das Uebel häufiger dann sie ergriff, wenn sie eine Zeitlang an einem kühlen oder besser kalten Orte ohne viel Bewegung sich aufgehalten hatte, z. B. öfters bei Tische, wenn wir in einem kühlen Speiszimmer die Mahlzeit einnahmen; oder, wenn sie eine Viertelstunde in häuslicher Beschäftigung irgendwo, etwa in ihrer kalten Vorrathskammer, sich aufgehalten hatte. Die Thatsachen selbst sind folgende. Bei -5° R. war sie (3) in der Küche und Speisekammer eine halbe Stunde mit Anordnungen beschäftigt und kam dann zurück in ein Wohnzimmer, das nur bis auf +12° erwärmt war. Sie hatte allerlei kalte metallene Geräthe erfaßt, dech unterm Schutze von Handschuhen. war nur einige Minuten im Zimmer, als sie am Zeigfinger der rechten Hand einen blauen Nagel und dann jenen selbst todt werden sah. Einige Tage später (5) hatte sie sich Abends in einem Zimmer, das auf - 12° R. erkaltet war, durch eine mit Bewegung verbundene Arbeit warm gemacht und beim Weggehen zwei silberne Leuchter mit brennenden Kerzen mit sich v. Reichenbach, der sensitive Mensch. 1.

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fortgenommen, die kalt waren, nämlich 12° R., wie sie das ganze Zimmer hatte. Unverzüglich, während sie die Leuchter hielt, fühlte sie ihre Finger todt werden, und als sie in einem erwärmten Zimmer die Handschuhe auszeg, fand sie an der rechten Hand einen, und an der linken zwei Finger weiß, kalt und fühllos, jedoch beweglich nach ihrer Willkür. Nach 5 Minuten hatten sie sich wiederhergestellt, brannten sie heftig, doch nur wenige Minuten lang. Wir wollten nun sehen, ob sich die Erscheinung wiederholen ließe. Sie (6) ging in dieser Absicht noch einmal in die Kälte, ergriff ein — 12o R. kaltes Stück Messing und behielt es länger in der Hand, als sie die Leuchter gehalten hatte. Es kam aber keine Spur von Todtwerden zum Vorschein. Die Kälte für sich allein war also hier nicht die Ursache des Begebnisses. — Ein andermal (13) beschäftigte sie sich mit einer Wage und messingenen Gewichten in der Kälte und brachte einen todten Finger mit in ihr Wohnzimmer zurück. Bei Tische mit kaltem Silberbesteck beschäftigt, bekam sie (17) oftmals abgestorbene Finger. Wieder ein andermal hatte sie kaltes Kupfergeräthe (1) einige Zeit mit den Fingern, jedoch immer mit Handschuhen festgehalten; alsbald stellten sich zwei todte Finger ein, wie sie in das warme Zimmer (1) zurückgekommen war. Nochmals versuchte ich künstliche Erzeugung mittelst Magnet, legte ihre Finger (20) auf den genSüdpol, den genNordpol, auch auf das Knie eines großen siebenblätterigen eiskalten Hufeisenmagnets, alles vergeblich. Nicht lange nachher ins warme Zimmer zurückgekehrt und mit einem Messer beschäftigt, kam ein todter Finger zum Vorschein (21). - Den folgenden Winter erneuerten sich diese Fälle, den ganzen December über fast täglich und zwar gewöhnlich Morgens nach dem Frühstücke, dann den ganzen übrigen Tag nicht wieder, wie ich dieß oben von der Frau Anschütz bemerkt habe. Einmal (7), als sie gerade beide Goldfinger allein fühllos und todt hatte, gab ich ihr einen großen Bergkrystall zwischen beide Hände, Hand- und Fingerpole ungleichnamig gepaart. Er bewirkte sogleich in jedem der kranken Finger einen eiskalten stechenden Schmerz, alle übrigen Finger blieben davon frei. Nach 3 bis 6 Minuten genasen beide bis auf die äußerste Phalanx. Diese aber zögerten noch eine volle halbe Stunde, ehe sie sich völlig wiederherstellten; der Krystall hatte demnach keine große Heilkraft in dieser Richtung erprobt. Eines falten Morgens fuhr ich mit ihr von meinem Landsitze nach Wien in die Stadt. Sie hatte die Hände in einem mit Seidenzeug ausgefütterten Pelzmuffe stecken, beide in einander gefaltet. Wir saßzen nicht lange noch im Wagen, als ihr an beiden Händen die kleinen und die Goldfinger in den Handschuhen todt wurden. Sie hatte kurz zuvor nach einander mehrere Zimmer und Schränke mit kalten Schlüsseln abgeschlossen. Die Finger blieben in dieser Haltung todt, bis wir die Vorstadt erreichten, fast eine halbe Stunde lang. Die Ungleichnamigkeit beider Hände hatte also gegenseitig das Todtwerden so wenig hier verhindert

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eder aufgehoben, als es hieroben der große Bergkrystall zwischen den Händen gethan. Endlich einmal ging fie (51) aus dem eingeheizten Wohnzimmer rasch nach einander durch sieben unbewohnte Zimmer in der Januarkälte von -10° bis 12° R. und mußte dahin neun kalte Schlösser aufschließen und ebenso viele wieder nach einander zuschließen. Davon brachte sie unmittelbar an jeder Hand ein paar todte Finger zurück. Als sie halb genesen waren, machte sie probweise den nämlichen Gang noch einmal. In der That waren die Finger wieder jetzt recidiv geworden, doch nicht so stark als sie anfänglich gewesen. Noch ein zweites Mal, als die Finger nahe am Genesen waren, legte sie die kalte Reise zurück; wieder waren die Finger rückfällig geworden, doch wieder weniger, als das erstemal. Dieß Verfahren wurde noch zweimal wiederholt, immer mit demselben Erfolge.

§. 922. Somit war durch zahlreiche und am Ende ganz entscheidende Versuche klar, daß die Berührung von kalten Metallstücken selbst bei den Niederst sensitiven todte Finger hervorbrachte; daß aber bei Höhersensitiven Metallcontact dasselbe auch bei sommerlicher Temperatur schon bewirke.

§. 923. Es gibt aber noch mancherlei andere Umstände, unter denen ich todte Finger habe zum Vorschein kommen sehen. Bei Friedrich Weidlich (5) treten sie Sommer- und Winterzeit gleich häufig ein und dieß jedesmal dann, wenn er sich gewissen ihn periodisch befallenden starrkrampfartigen Anfällen nähert, wenn also sein ganzes Nervensystem odpositive Stimmung bekommt, aus Gründen, die aus seiner allgemeinen Gesundheitsstörung hervorgehen. Die Finger werden dann blau bis in die Hand hinein, doch nur auf einige Minuten. - Hr. Dr. Nied (39) bekommt abgestorbene Finger nur wenn er nießen muß. Diese sonderbare krampshafte Explosion reflectirt bei diesem sensitiven Manne auf so eigenthümliche Art in den obern Extremitäten, daß sie ihm nicht bloß die Finger fühllos macht, sondern die ganze Hand, ja selbst den Arm bis an das Ellbogengelenke. Und dieß gleichzeitig auf der rechten und der linken Seite. — Bei Hrn. Fichtner (43) sind todte Finger nichts seltenes; wenn sie sich häufiger bei ihm einstellen, so sind sie allemal Vorboten nahe bevorstehender Migräne, also eines odpositiven Zustandes. Bei Frl. Zinkel (1245) kommen sie zum Vorscheine, wenn sie sich eine zeitlang mit Waschen in heißem Seifenwasser beschäftigt hat. Die Andauer ist auf einige Minuten beschränkt. Wärme des Wassers und Seife sind beide odpositiv reagirende Dinge. — Frl. Aßmannsdorfer (461) wird oftmals davon befallen, wenn sie sich mit sehr kaltem Wasser gewaschen hatte, nicht so lange sie sich wusch, sondern einige Zeit nachher, offenbar also, wenn der positive Rückschlag gegen die vorangegangene Erkältung eintrat. — Dahin gehört auch Hr. Dr. Köller (6), der todte Finger nach kalten Flußbädern bekommt und Hr. Steiger (5o), bei welchem sie stark und andauernd nach kalten Sturzbädern

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