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würzigen Speisengerüchen, ich habe sie selten aufgezeichnet. Frau Müller (56), Frl. Geraldini (12), von Undkhrechtsberg (59), Zinkel-Baier (16), Martha Leopolder ("), Frau Preinreich (35), Dr. Natterer (54), Ritter von Sidorowicz (57), Hr. Steiger (72), Leopolder (123), Klein (47), Professor Schabus (28), Enter (49) fühlen gegen alle würzige Speisen lebhafte Abneigung.

§. 793. Was ich von den Gewürzen gesagt habe, gilt aber nicht ven den sogenannten scharfen Stoffen. Es ist merkwürdig genug, daß die Sensitiven, denen Zimmt, Vanille, Muskat u. dgl. unerträglich sind, sich mit Pfeffer, Senf, Kren, Rettig, Paprika sehr gut vertragen. Frl. Zinkel, Karhan (0), Dr. Natterer (54), Leopolder (123), Sartorius (15), Enter (49), Weiner (9) genoßen sie mit Lust und reichlich. Ebenso Frau von Littrow (4), Frl. Bernazke (19), Ritter von Siemianovski (9), Schiller (13), von Neuwall (29), Alexander Baumann (33), Hr. von Cevallos (1), Obrist Arroquia (15), u. a. m.

§. 794. Mit den Getränken verhält es sich ähnlich wie mit den Speisen. Das beste, beliebteste Getränk ist bei den Höhersensitiven durchaus nur ein gutes füßes Wasser. Frl. Sturmann, Beyer, Reichel, Maix, Agmannsdorfer (443) verlangten es immer geodet (magnetisirt), mit Händen, Krystallen oder Magnet war ihnen gleich. Niedere Sensitive legten hierauf keinen so großen Werth; schon Frl. Zinkel fand das geodete Wasser zwar frischer und schmackhafter, begehrte es aber nicht besonders angelegen. So benahmen sich alle Niedersensitiven. Milch ist, wie schon angegeben, in kaltem Zustande allgemein angenehm, besonders gestockte saure Milch, vorausgesezt die Sensitiven leiden nicht besonders an Magenschwäche und können etwa die Milch aus anderweitigen Krankheitsverhältnissen nicht vertragen. Ueber Kaffee schwanken sie etwas. Die meisten Sensitiven trinken ihn gerne, meist schwarz, viele schwarz und ohne Zucker, jedenfalls nur gerne mit falter, selten mit erwärmter Sahne, so Frau von Hauer (31), Frau Kowats (4), die Fräulein von Unchrechtsberg (31), Geraldini (120), Rupp ('), Zinkel (1246), Dr. Löw (37), Dr. Mielichhofer (3), Jos. Zinkel-Baier ("), Hr. Richard Schuler (15), Leopolder (7), Sartorius (15), Steiger (25), von Offenheim (1), Frl. Beyer (2), Karhan (36), Martha Leopolder (19); andere legen weniger Werth darauf, z. B. Frl. Derfer (1), Frau von Peichich ('), Dr. Köller (23), Dr. Diefing (3). Viele jedoch tranken ihn gar nicht. Hr. Fichtner (23), Frl. von Weigelsberg (33), Frau Johanna Anschütz (39), Heintl (57), Frau Preinreich (68) mieden ihn durchweg. Auf Frl. Kynast (49) wirkt er so nachtheilig, daß sie sich sogleich darauf erbricht und ihn gar nicht kosten darf.

Thee finden alle Sensitiven schädlich und unangenehm. Hr. Professor Huß (1) liegt in der Nacht halb schlaflos, wenn er am Abend Thee getrunken; Frau von Barady (34) und Frl. Zinkel bringt ein Abend mit Thee um die ganze Nacht. Ich habe keine sensitive Person kennen gelernt, die Thee

ungestraft getrunken hätte, bei weitem von der Mehrzahl aber vernahm ich, daß sie ihn kurzweg mieden. Er zeigt sich in seinen Wirkungen sehr verschieden von Kaffee. -Wein wird nur von Wenigen getrunken; Hrn. Dr. Mielichhofer (1) erzeugt der Genuß von Wein Migräne; Hr. Fichtner (43) trinkt nur selten davon; Johann Klaiber, Frau Hek (22), Frl. Zinkel (6), Weigard (10), Beyer (371), von Weigelsberg (33), Zinkel-Baier (15), Geraldini (124), Frau Preinreich (36.68), Dr. Löw (“), Prof. Schabus (3o), Steiger (23), Schiller (12), Weiner (9), und viele andere können ungestraft keinen Wein trinken und berühren nichts dergleichen; und so fand ich es fast bei allen Sensitiven. Einige lieben den Genuß von etwas wenigem aber leichtem Biere, so Hr. von Offenheim (18), Weiner (9), Hr. Steiger (25), Leopolder (78), Klaiber, Klein ("), Frl. Geraldini (123), Karhan (1), Beyer (371), Frau Kowats (‘1). Gebrannte spirituöse Getränke fliehen alle Sensitive. Das zusagendste Getränke für sie war immer eine schwache Limonade, oder Himbeersaft, Erdbeersaft, Weichselsaft und derlei säuerliche, kühle mit Wasser verdünnte Früchtefäste. (Dr. Köller (24), Dr. Nied (69).)

Der Frl. Beyer (15. 31) mischte ihr Arzt etwas Fermylchlorid ins Trinkwasser. Dieß schlürfte sie mit wahrer Wollust ein und konnte die Köstlichkeit des Genusses nicht genug preisen. Sie genoß davon längere Zeit täglich eine kleine Gabe, die ihr auch ganz gut bekam. — Ein ähnliches Getränke ist ein sogenanntes Brausepulver aus doppelt fehlenfaurem Natron und Weinsteinsäure in Wasser. Dieß gab ich vielen Sensitiven und sie tranken es alle mit Lust, z. B. Weidlich (25), Frl. Mair, Reichel, Zinkel, Nather, Azmannsdorfer u. a. m. Bloßes gutes Wasser bleibt aber allen das liebste Getränke, vorzugsweise wenn es in negativ odischem Ladungszustande sich befindet. Viele trinken nichts anderes, als reines Wasser.

§. 795. Was ich oben (§. 777) vom Einflusse der Jahreszeiten, der Mondsphasen und der Winde auf die Eßluft gesagt habe, das muß ich hier in Betreff der Trinklust der Sensitiven wiederholen. Wir andern gewöhnlichen Leute trinken im Sommer mehr als im Winter, bei den Sensitiven aber zeigt sich dieß umgekehrt, sie trinken im Winter und bei Kühle überhaupt mehr als im Sommer und in warmer Zeit. Dieß beobachteten an sich von Kindheit an Frau Johanna Anschüß (72), Frl. Aymannsdorfer (465), Zinkel (1236), Dorfer (2), Hr. Gustav Anschütz u. a. m. So verhält es sich mit den Mondsphasen, wo die Tage um Vollmond herum mit auffallend mehr Durst verlaufen, als die um Neumond; Frau Kienesberger (136), Frl. Azmannsdorfer (317), Sturmann u. a. So endlich bei Nord- und Ostwind wächst der Durst, der bei Süd- und Westwind sinkt, wie dieß mit der Eßluft geschieht.

§. 796. Eine merkwürdige Beobachtung und Mittheilung der Frl. Beyer (262) habe ich hier noch niederzulegen. Sie flagte mir, daß sie fast

immer an belegter schleimiger Zunge leite, mit Magendrücken verbunden, solange sie sich der gewöhnlichen Nahrungsmittel bediene. So wie sie aber rohes Fleisch und frisches lebenswarmes Blut zu genießen bekomme, so sey des andern Tages ihre Zunge ganz rein und roth und ihr Befinden auffallend erfrischt, ihr Magen von allem Drucke frei, ihr ganzes Befinden belebt und ermuthigt. Möchten die Physiologen dieß nicht übersehen!

§. 797. 3ch stelle nun die gewonnenen Erfahrungen zur Uebersicht näher zusammen:

1) Die Sensitiven zeichnen sich meistens aus durch Frugalität, die um so größer wird, je höher ihre Sensitivität.

2) Sie essen nicht gerne in der Frühe, sondern lieber erst gegen Mittag hin.

3) Sie ändern ab nach Jahreszeiten, Mondeszeiten, Windrichtungen. 4) Sie ziehen kalte Nahrung der warmen vor.

5) Sie lieben säuerliche Speisen, wie Salat, Obst, Früchte, alle roh. 6) Ebenso einfache Speisen von Mehl, Milch und Eiern.

7) Fleisch sagt ihnen zu, wenn es sehr einfach zubereitet oder gar roh ist. 8) Fett ist ihnen zuwider, sie weisen es von sich, höchstens roh genießen fie es.

9) Vielfach gekochte Suppen, Gemüse, zusammengesetzte Mehl- und Fleischspeisen sind ihnen alle zuwider, sowie alle Küchenkünfteleien. 10) Aufgewärmtes essen sie gar nicht, sowenig wie längere Zeit todt gelegenes.

11) Mit Germe zubereitete Speisen weisen sie zurück.

12) Zuckerwerk und süß Gekochtes aller Art genießen sie nicht, ausgenommen Fruchtgefrornes.

13) Gewürze verabscheuen sie.

14) Genießen aber scharfe Stoffe (acria).

15) Sie trinken gerne nur Wasser; nächstdem Limonade, Fruchtsäfte, Brausepulver.

16) Kuhwarme Milch, kalter Kaffee werden theilweise gerne genossen, theilweise zurückgewiesen.

17) Thee, Wein, Branntwein schließen sie aus; leichtes Bier wird ven einigen angenommen.

18) Hochsensitive ziehen aus lebendigem Blute und zuckendem Fleische Kraft und Gesundheit.

Und daraus ergibt sich schließlich, daß die Sensitiven, indem sie frugaler und nüchterner leben; indem sie mehr Kaltes genießen; indem sie eine naturgemäßere Speisezeit einhalten; indem sie ihre Nahrung weniger gekocht in unverdorbenem Zustande einnehmen; indem sie sich an einfachere Speisen halten; indem

v. Reichenbach, der sensitive Mensch. 1.

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sie Fett, Germe, Gewürze und Zuckergenuß nahezu meiden; indem sie statt Wein und Thee mit Wasser sich begnügen, durchaus eine geläutertere Diät beobachten, als wir andern Nichtsensitiven zu befolgen pflegen.

§. 798. Es ist aus dem überfeinerten, theilweise verschrobenen Culturzustande, in dem wir leben, ein großer Schritt zurück in der Richtung zum Urzustande der Menschheit und ihrer primitiven Wildheit, den die Sensitiven thun. Da sie hiezu keine andere Anleitung, als den bloßen Instinct haben, so folgt offenbar, daß die Natur mit ihrer vegetativen Gewalt in ihnen zu einer größern Geltung gelangt ist, als bei andern Menschen.

Man kann daher in der That zu ihnen in die Schule gehen, um Diätetik zu lernen; man wird, wenn man ihre Neigungen studirt und vergleicht, belangreiche Belehrung über zweckmäßigere Lebensweise und bessere Erhaltung des menschlichen Körpers, und somit auch der Gesundheit seines Geistes von ihnen erlangen. Wir kommen also beim Studium der Sensitivität von allen Seiten auf Gegenstände von erster Wichtigkeit.

2) Die Lungen.

§. 799. Wenn man hochsensitiven Personen auf den Kopf, insbesondere auf Scheitel und Wirbel haucht, so empfinden sie dieß überaus kühl und angenehm. Dieß ist eine längst bekannte Beobachtung und gehört nicht mir an. Die Frage ist aber: was ist die Ursache dieser auffallenden Kühle, da der aus den Lungen kommende Hauch doch an sich warm, jedenfalls wärmer, als die Atmosphäre und überdieß mit Wasserdampf gesättigt ist, der, wenn er sich niederschlägt, ebenfalls Wärme entbindet? Da nicht sensitive Leute von jener Kühle nichts empfinden, vielmehr den auf den Wirbel geführten Hauch warm erkennen, so muß man sogleich darauf fallen, daß sie odischer Natur sey. In der That muß eine Luft, die aus den unendlichen Verzweigungen der Bronchien und ihrer Capillargänge hervortritt, dieselbe odische Larung und Tension haben, die dem ganzen organischen Körper zukömmt, aus dem sie hervortritt. Sie entquillt ferner einem chemischen Heerde, als welcher die Lungen betrachtet werden müssen, an dessen Thätigkeit sie selbst Theil nahm und ist überdieß in Abkühlung begriffen, wenn sie mit der atmospärischen Luft in Berührung kömmt, lauter Gründe, welche Entwicklung von reichlichem Ode und freie Beladung damit bedingen.

§. 800. Um zu ermitteln, ob die ausgehauchte Luft positiv oder negativ odisch geladen sey, hauchte ich in der Entfernung von etwa einer starken Spanne auf die Hände vieler Sensitiven. Dieß that ich so langsam und so sanft als möglich, um Wind thunlichst zu vermeiden. Bei weitem die meisten

Sensitiven erklärten, daß der Hauch auf ihrer linken inneren Handfläche kühl, auf der rechten laulich empfunden worden sey. So sprachen sich die Herren Delhez (), Hütter (10), Anschütz (5), Czapek ("), Bollmann (52), Weidlich) (2'), Frau von Beidhidh (30), Kienesberger (3.5), Frl. von Weigelsberg (3), Dorfer (25), Winter (7), Weigand (82), Zinkel (15. 1237), Beyer (3) und Reichel (226) aus.

§. 801. Auch in andern Fällen fand Aehnliches statt. Der Frl. Mair (7102) behauchte ich ein Glas Wasser eine Minute lang zu verschiedenen Zeiten. Sie fand es kühl odisch geladen.

§. 802. Frl. Krüger (13) fand, daß Hauch auf ihrem Kopf sehr dazu beitrage, sie schläfrig zu machen.

§. 803. Alles dieß sind Zeichen und Beweise, daß der den Lungen entsteigende Hauch stark odnegativ ist und daß der Respirationsproceß der Lungen Od ausgibt.

§. 804. Frl. Nather (34) warnte mich noch, bei edischen Versuchen, die ich mache, stets meinen Athem zurück- oder abzuhalten, wie sie dieß auch mit dem ihrigen thun müsse; so wie er auf ihre Hände oder auf die Gegenstände treffe, die der Untersuchung unterzogen werden, so mische sich sein odischer Gehalt mit ein, theile seine Beschaffenheit den Händen und Gegenständen mit und störe die Reinheit und Genauigkeit der Ergebnisse in ihrer Empfindung. Dasselbe bemerkte mir zu einer andern Zeit Frl. Reichel (226). —— Diese Warnung ist wichtig und darf bei odischen Arbeiten keinen Augenblick außer Acht gelassen werden. Ein damit beschäftigter Physiker muß sich völlig daran gewöhnen, dieß ohne Unterlaß im Auge zu behalten. Am allernothwendigsten ist es unerfahrenen Sensitiven gegenüber, die wohl empfinden, aber nicht wissen, wo die Ursachen ihrer Empfindungen herkemmen, und ihnen dann irrige Gründe unterlegen, was zu den größten Täuschungen führen kann, auch mich im Anfange, ehe ich Kenntniß von diesem Umstande hatte, mehr als Einmal in nicht geringe Verlegenheit gesetzt hat.

3) Genitalien.

§. 805. Bei der erhöhten feinen Reizbarkeit, die den Sensitiven eigen ist, sollte man vermuthen, daß alles, was auf Geschlechtsverhältnisse, auf sinnliche wie auf geistige, Bezug hat, besonders hervorträte und vielleicht höher entwickelt wäre. Dieß habe ich jedoch, soweit es im Umfange meiner Untersuchungen beobachtet werden konnte, keineswegs erfahren. Weder habe ich die Männer begehrlicher, noch habe ich die Weiber williger oder verlangender gefunden, als alle übrige Welt auch. Eher habe ich das Gegentheil bemerken zu müssen geglaubt. Ich fand die Männer sittlicher und mit sehr weniger Ausnahme merklich weniger geneigt, dem Gespräche schlüpfrige Wendungen.

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