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geprüft haben wollte, mittelst eines Glasstäbchens berühren; die Empfindung folgte fast augenblicklich der Berührung.

§. 757. Ein großes Glimmerblatt auf die Hand der Frau Kienesberger (172) gelegt und mit meinen Fingern, mit Bergkrystallspißen, mit Magnetpolen geprüft, bedurfte keine meßbare Zeit um quer odisch durchdrungen zu

werden.

§. 758. Bis hieher waren es lauter homogene und in Einem Stücke zusammenhängende Substanzen, deren Leitungsfähigkeit ich prüfte; wir wollen es nun auch mit unzusammenhängenden und mit gemengten versuchen.

Holzstäbe, von Armlänge, Ellenmaaße, Maßstäbe von Buchen- und von Tannenholz gab ich der Frl. Glaser (146); sie empfand meine am andern Ende auf 3 Fuß Abstand angeseßten Finger nach 3 Sekunden; Frl. Zinkel (544) nach 5 Sekunden; einen eichenen zweifußigen Stab nach 7 Sekunden; Frau Kienesberger (261) einen Tannenstab nach 4 Sekunden; Frl. Nather (64) ein tannenes Brettchen nach 20 Sekunden; Frl. Zinkel - Baier einen buchenen Klafterstab nach 12 Sekunden.

§. 759. Ein leinenes Handtuch, an den diagonalen äußersten Spißen von der Frl. Winter (9) und dann von mir angefaßt, wurde in etwa 3 bis 4 Sekunden durchlaufen. Bei demselben Versuche glaubte Frl. Nather (31) 15 Sekunden zu brauchen.

§. 760. Ein Baumwollband, Fingerbreit und 10 bis 12 Fuß Länge, ausgespannt, wurde durchlaufen nach Friedrich Weidlich (17) in etwa 20 Sekunden; nach Baren August von Oberländer (52) in etwa 15 Sefunden; nach Frl. Zinkel (so) ungefähr in derselben Zeit; ein Baumwollband von 20 Fuß nach Frau Johanna Anschütz (2) in 40 Sekunden; eine baumwollene Schnur von gleicher Länge von Frl. Azmannsdorfer (436) in 30 Sekunden; ein langer baumwollener Strumpf nach Frl. Maix (5) in 15 und 20 Sekunden, also verhältnißmäßig am langsamsten.

§. 761. Pappe und Bücher auf den Händen der Frl. Sturmanu und Frau Kienesberger (17) geprüft, ebenso eine Papierrolle bei Frl. Nather (64) bedurften am längsten, bis sie durchseßt waren sowohl von Händen, als von Krystallspitzen; die Zeitdauer habe ich leider nicht notirt.

§. 762. Auffallend war das Verhalten von Seide. Ein so guter Nichtleiter der Elektricität mußte neugierig machen auf sein odisches Leitungsvermögen. Seidene Halstücher und Bänder von Ellenlänge versuchte ich mit Frl. Weigand (103), Mair, Aymannsdorfer, Sturmann, Frau Kienesberger und andern. Zu meiner Ueberraschung wurden sie alle in äußerst kurzer Zeit, in 1 höchstens 2 Sekunden, manchmal fast in einem Augenblicke durchlaufen; so wie ich meine Finger in Berührung mit der Seide an einem Ende setzte, empfanden die Sensitiven schon den edischen Zufluß am andern.

Seide that es an Leitungsvermögen jedem Metalle gleich und übertraf an Schnelligkeit bei weitem Leinen, Baumwolle und Welle.

Wir sehen somit Metallstäbe, Schwefelstangen und Seidenstoffe mit fast gleicher Geschwindigkeit von der orischen Kraft durchströmt, und da diese sich gegen elektrische Durchleitung äußerst verschieden verhalten, so stellt sich hier eine große Verschiedenheit zwischen Elektricität und Od schlagend heraus.

§. 763. Warum stehen aber Leinen, Baumwolle, Wolle und ähnliche organische Stoffe in ihrer Leitungsfähigkeit hinter der Seide so weit zurüc? Beim Nachdenken über die mögliche Ursache dieser Unterschiede fiel es mir auf, daß während Seidenzeuge, sowohl in der Kette als im Einschlage aus ganzen Fäden bestehen, die in Einem Continuum fortlaufen und sich nirgends unterbrechen, umgekehrt Leinen, Wolle und Baumwolle aus lauter weit kürzern Fasern zusammengesetzt, und so erst durch Zusammendrehen in einen ununterbrochenen Faden künstlich vereinigt sind. Der Lein bildet zwar Fasern von Armlänge; allein wir wissen aus der Phytotomie, daß diese Flachsund Hanfhaare nicht einfach sind, wie sie auf den ersten Blick aussehen, sondern daß sie aus vielen an einander angeklebten und presenchymatisch neben einander liegenden verlängerten Faserzellen bestehen, die kein Continuum ausmachen, sondern aus lauter einzelnen kürzern Stückchen, d. h. den einzelnen verlängerten Zellen bestehen. Man kann dieß auch sehr gut sehen, wenn man den Flachs durch abwechselnde Behandlung mit alkalischen Laugen und Säuren von seinen leimenden und färbenden Bestandtheilen befreit, d. h. weißbleicht; der Lein löst sich dann in seine äußerst seine Faserzellen auf und diese liegen dann, je nur 1 bis 2 Zoll lang, lose neben einander. Es ist Langgestrecktes Prosenchym, verlängerte Bastzellen. Ganz in gleichem Zustande befinden sie sich aber in der gebleichten Leinwand, wo sie lediglich durch die Drehung des Fadens zusammenhängen. Daß Wolle und noch mehr Baumwolle aus kurzen einzelnen Fasern zusammengedreht ist, weiß Jedermann. Da nun gerade diese incohärenten Stoffe es sind, welche weniger gut die odische Kraft leiten, so kam ich auf die Vermuthung, daß für diese vielleicht ein eben solcher Uebergangswiderstand von einem Körper auf den andern stattfinden könnte, wie wir ihn bei der Elektricität kennen. Um dieß zu prüfen, nahm ich die Kette meiner Taschenuhr, die aus vielen künstlich doppelt in einander geflochtenen freien Gliedern von Gold besteht, und ungefähr eine Elle lang ist. Ich richtete ein Stück Kupferdraht und ein Stück Eisendraht zurechte, beite eben so lange als die Uhrkette. Nun versuchte ich alle drei unter gleichen Umständen auf ihre Leitungsfähigkeit. Es ergab sich bei Frl. Mair (42), daß während Eisen und Kupfer in äußerst kurzer Zeit die Kraft von einem Ende zum andern forttrugen, die Goldkette eine ziemlich lange Zeit, nämlich 6 und 8 Sekunden, dazu brauchte. Erst kam

sie am Ende der Kette schwach an, wuchs dann allmählig und erreichte zulegt die nämliche Stärke, wie im Kupfer- und Eisendrahte, nur viel langsamer; es war am Ende alles gleich bis auf die Zeit des Durchflusses, die bei dem gegliederten Golde bei weitem größer war.

Wir ersehen hieraus, daß für die Fortleitung des Odes ein merklicher Uebergangswiderstand von einem Körper auf den andern stattfindet, der zur Ueberwindung einigen Zeitaufwands bedarf, und der viel größer ist, als der, welchen unter gleichen Umständen die Elektricität erfordert. Wenden wir nun dieß auf die Seide an, so wissen wir, daß eine Seidenpuppe aus einem einzigen, beiläufig 1000 Fuß langen Faden besteht; daß beim Seidenspinnen, 5, 6 bis 8 solche Fäden zu einem Gesammtfaden an einander geleimt werden, und daß man zum Behufe der Weberei zu sogenannter Organsin oder Kettenseide, und zu Trama oder Einschußseide zwei und mehrere solcher Gesammtfäden stärker oder schwächer zusammendreht und so zu Kleidungsstoffen verarbeitet. Auf diesem ganzen Wege, vom Maule der Seidenraupe an bis zum Seidenkleide hinaus bleibt also immer der Seidenfaden in Einem Continuum beisammen, das ununterbrochen die ganze Länge bis auf 1000 Fuß Erstreckung durchläuft, und steht somit einem Metalldrahte an unmittelbarem und vollständigem Zusammenhange um nichts nach, ganz im Gegensage mit allen Wollstoffen und Pflanzenfasern jeder Art, welche aus unzähligen kurzen Bruchfäferchen zusammengedreht sind. Seide verhält sich in diesem Betrachte zu Pflanzengewebe, wie Metalldraht zu Metallketten, und parallel dem gehen, wie wir sehen, die beiderseiti= gen Leitungsgeschwindigkeiten, sie stehen im geraden Verhältnisse der Continuität der Leiter.

§. 764. Durch einen Menschen hindurch versuchte ich die Leitung bei Frl. Azmannsdorfer (50). Ich gab ihr meine rechte in ihre linke Hand, gewöhnte sie daran, und ergriff dann mit meiner Linken einen Körper, der durch seine eigenthümliche Wirkung auf Sensitive kenntlich war, und zwar ein Fläschchen mit Chromjäure gefüllt. Es bedurfte 10 Sekunden, bis durch mich hindurch die specifische Empfindung in ihrer Hand ankam, die ihr dieser Körper unter allen Umständen zu verursachen pflegt. - Gleiches Verfahren schlug ich mit Frl. Zinkel (1666) ein. Dabei legte ich meine linke Hand auf einen großzen Zimmerspiegel. Nach Abfluß einiger Sekunden empfand sie Gruseln durch meine rechte in ihre Linke kommen. Nahm ich meine Hand vom Spiegel hinweg, so verschwand die unangenehme Empfindung, aber sie brauchte dazu abnehmend längere Zeit, etwa 30 Sekunden. Ein andermal, bei derselben Anordnung, ergriff ich mit meiner Linken eine Kleiderbürste und strich damit über Wolltuch. Die Sensitive (1667) empfand davon Lauwidrigkeit so stark durch mich hindurch in ihre Hand strömen, daß es ihr den Magen angriff, ebenfalls 4 bis 5 Sekunden

nachdem ich zu streichen angefangen hatte, es war die odpofitive Wirkung der Reibung.

§. 765. Der Frl. Azmannsdorfer (182) legte ich bisweilen, wenn sie auf dem Rücken lag, Magnete oder große Krystalle unten an die Füße, den negativen Pol ihr zugekehrt. Dieß versetzte sie bald in Schlaf, worauf ich später zu reden kommen werde. Hieher habe ich davon nur den Nebenumstand zu benügen, daß die Empfindung von kühler odischer Durchströmung, welche die Sensitive hiebei ergriff, und die sie bei den Fußsohlen beginnen und langsam durch den Leib aufwärts ziehen fühlte, völlig 2 Minuten Zeit aufbrauchte, bis sie vom Fuße bis zum Kopfe aufgestiegen war.

§. 766. Es ergibt sich hieraus als Schluß, daß jede odische Bewegung, jede Durchströmung von Od durch irgend einen leitenden Körper nicht sehr schnell von statten geht, sondern mit merkbarer Langsamkeit. Zwar ist die Strömung schneller und nach jeder Richtung behender, als die der Wärme, allein sehr viel langsamer als die, die wir vom Magnetismus kennen und die der Elektricität. Metalle, Glas, Seide leiten besser als Holz, Leinen und Baumwolle; cohärente Körper schneller als incohärente. Das Zeitmaß ist hier zwar noch nicht bestimmt ausgemittelt, doch sieht man aus vielen approximativen Versuchen hinlänglich durch, daß für Armlängen schon halbe bis ganze Sekunden erforderlich werden, je nachdem die dazu verwendeten Körper ein besserer oder schlechterer Odleiter sind.

3) Zeitdauer der Entladung.

§. 767. Die freiwillige und unaufhaltbare Entladung eines odisch ge= ladenen Körpers, soweit sie durch das sensitive Gefühl erkennbar ist, ist nach Verschiedenheit der Umstände sehr verschieden. 3ch kann darüber vordersamst nur Andeutungen geben. -Frl. Weigand (35) fand einen Kupferdraht von 3 Fuß Länge, den ich mit meinen Händen geladen hatte, nach etwa 10 Sekunden odleer; Frl. Nather (50) unter gleichen Umständen ein Glasrohr von Armlänge inner 60 Sekunden. Frl. Mair (4) fand einen Taster von Paksong, den ich ihr mit meiner rechten Hand geladen hatte, erst nach 4 Minuten merklich schwächer odisch; nach 8-12-15 Minuten immer noch deutlich geladen; erst nach 20 Minuten erkannte sie ihn für leer. Er lag während dessen auf einem Nachttische neben ihr. Dieses Mädchen war aber im höchsten Grade empfindlich. Ein andermal legte ich der Frl. Mair (". 49) denselben Taster in den Sonnenschein und ließ ihn dann von ihr erfassen. Sie empfand lebhaft seine odische Ladung. Weggelegt auf den Tisch und wieder erfaßt zu wiederholtenmalen, erkannte sie das völlige Erlöschen seiner Kraft ebenfalls um die zwanzigste Minute. Lud ich den Taster mit der

Spitze eines Bergkrystalls von etwa 1 Fuß Länge (65), so erlosch sie schon nach 10 Minuten. Friedrich Weidlich fühlte einen Kupferdraht, den ich in der Hand gehalten, nach einigen Minuten in feinen frühern Zustand zurückgekehrt. -Der Frl. Reichel (115) hatte ich einen Magnet hinter eine Mauer gelegt, vor welcher sie saß, mit dem Rücken ihr zugekehrt. Es verging über eine Minute, ehe fie etwas empfand. Als sie aber die magnetische Wirkung erkannt hatte, nahm ich ihn wieder weg. Die odische Emanation aus der Mauer dauerte aber über eine halbe Viertelstunde lange lebhaft fort, so daß sie es mir am Ende gar nicht mehr glauben wollte, der Magnet sey fort und selbst ins nächste Zimmer lief, um sich davon zu vergewissern. Frl. Nowotny, Girtler, Aßmannsdorfer (351) u. a. beklagten sich, daß die magnetischen Lichterscheinungen so lange in Auge haften und nicht wieder verschwinden wollen. - Frl. Sturmann und Frl. Aßmannsdorfer (384), wenn sie von ihrem Arzte oder auch von mir Abends vor Einschlafen nach ihrem Wunsche Leibstriche bekommen hatten, versicherten, daß die Wirkung davon die ganze Nacht über anhalte, allmählig abnehmend, bis endlich gegen Morgen sie verflogen sey, und damit eine fühlbare unangenehme Leere eintrete. Gleich in der ersten Viertelstunde sey die Abnahme am stärksten, sagte Lettere. Wenn sie des andern Tages erwache, fühle sie sich ganz leer und so kraftlos, daß sie sich oft kaum im Bette umzukehren vermöge, ehe Jemand wieder zu ihr komme. Sobald aber irgend ein Mensch sich ihr nähere, wenn auch nur ihr Dienstmädchen, besonders aber ein kräftiger Mann, so gehe sogleich magnetische Kraft strömend in sie über; wenn ich mich zu ihr eine Viertelstunde bei ihren Füßen neben ihr Bett seße oder stelle, so seh dieß so wirksam, wie die besten Striche, und diene ihr den ganzen Tag nachhaltig zur Stärkung. - So eine höchst reizbare kranke Sensitive. Wieviel daran genau ist, werden wir von Capitel zu Capitel erfahren. Wasser ist ein Körper, der für odische Ladung vorzugsweise starke Capacität zeigt. Eine Flasche Wasser Abends bis zur Sättigung geodet, fanden die Frl. Sturmann, Nowotny, Mair, Beyer, Azmannsdorfer theils mehrere Stunden, theils bis zum andern Morgen noch fühlbar imprägnirt und angenehm kühlig im Vergleich mit anderm gemeinen Wasser, das ihnen allen ungenießbar war. Ein Mensch ist aber in seiner Gänze auch eine Art von Wasserbehälter.

§. 768. Der Umstand, daß odische Einwirkung auf einen Menschen, z. B. auf Baron August von Oberländer (2), Frl. Krüger (106), Kienesberger (203) u. a. m. noch ungleich längere Zeit fortwirkt und empfunden wird, als die der Einimpfung der Ladung, gehört ebenfalls theilweise hieher. Der ganze Zeitabschnitt, während dessen die Odladung wieder verschwindet, ist eine Periode odischer Bewegungen im Leibe und diese beständige Veränderung wird von Sensitiven durch's Gefühl wahrgenommen.

§. 769. Man hat sich aus dieser Andauer der odischen Ladung auch

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