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Rechten machte sich auf seine edpositive Linke nach dem Gefeße der gewöhnlichen Verladung auf einen Stab geltend.

§. 651. Bei Frl. Zinkel (780) führte ich einige Striche ohne Berührung der Glasröhre bloß in der Luft aus, indem ich meine Finger nur in der Nähe der Röhre neben ihr hinschweben ließ. Die Wirkung auf die haltende sensitive Hand war aber qualitativ dieselbe und nur quantitativ verschieden, etwas schwächer, gemäß dem bereits entwickelten Gefeße der Annäherung.

§. 652. In größerem Maßstabe habe ich den letzteren Versuch in Ausführung gebracht bei Friedrich Weidlich (138) und der Frl. Azmannsdorfer (380), die merkwürdige Ergebnisse gewährten. Den Ersteren führte ich vor einen 50 Fuß langen Eisendraht, der in südnördlicher Richtung auf dem Zimmerboden lag, und gab ihm das füdliche Ende in die Hand. Als er Gewöhnung davon genommen hatte, ließ ich einen andern Mann vom Nordente aus ganz nahe daran gegen Weidlich langsam hingehen, so daß er den Draht auf seiner linken Seite behielt. Wie dieser nun dem Sensitiven sich näherte, fühlte Letterer den Draht wärmer werden, mit widrig peinlichen Empfindungen von Magenweh, Uebelkeit und Krampfanwandlungen, Warmund Kaltschauer. Als ich darauf den Mann denselben Weg rückwärts machen hieß, von Weidlich hinweg wieder dem Nordende des Drahtes zu, so fühlte dieser den Draht kühler werden, die Peinlichkeiten schwinden. Nun ließ ich den Mann auf der andern Seite des Drahtes gegen Weidlich hinschreiten, wobei jener auf der rechten Seite des Gehenden sich befand. Es ergab sich, daß der Draht weniger warm, als beim ersten Zugange wurde, lau und fühl vermengt und minder widerlich als früher; der Rückgang aber, den ich sofort wie das erstemal anordnete, gab wiederum vermengte Gefühle, kühlige mit lauen Anwandlungen untermischt.

§. 653. Genauer habe ich denselben Versuch mit der Frl. Aßmannsdorfer (360) durchgenommen. Einen 33 Fuß langen Eisendraht von der Dicke eines schwachen Gänsekiels legte ich entlang eines geräumigen Zimmers auf den Boden. Dieser bestand aus reinen eichenen gewichsten Parquetten. Den Draht brachte ich nahezu in den magnetischen Meridian und gab das Nordende davon dem Mädchen in die Hand. Sie wurde aber hier so schnell von Schläfrigkeit befallen, daß ich meine Versuche an diesem Orte nicht mit ihr zu Stande bringen konnte. Ich stellte sie daher an das Sütende, wo die Betäubung bald verging und voller Munterkeit Plaß machte. Dieß war die Wirkung des Erdmagnetismus. Nun begab ich mich a) zu dem Nordende des Drahts, ließ ihn zu meiner linken Seite liegen und ging mäßig langsam nahe an ihm hin auf die Sensitive zu. Ich erwartete, daß meine bloße Nähe odische Bewegungen in dem langen Drahte erzeugen und diese in sensitiver Hand fühlbar werden sollten. Der Erfolg entsprach dem auch ganz; ich las schon von ferne in ihren Mienen, wie unangenehm ihr der Vorgang

wurde, sie empfand während meines Herankommens sehr lauwidrige Zuströmung aus dem Trahte, um so peinlicher, je näher ich an sie herankam. Ich begab mich nun aufs Neue an das Ende des Drahtes und machte b) den nämlichen Gang an ihm hin, indem ich meine rechte Seite ihm zukehrte. Jetzt erfuhr das Mädchen aus dem Drahte eine widrige gemengte kühllauliche Zuströmung. c) Hierauf schlug ich denselben Weg neben dem Drahte mit rückwärts gehenden Schritten ein. Zuerst ließ ich ihn zu meiner rechten. Seite. Meine Annäherung an die Sensitive mit meinem Rücken war für sie in hohem Grade peinlich, bereitete ihr eine zwar kühl-lauliche, aber so widrige Zuströmung aus dem Drahte, daß sie wie ein starker Rückstrich auf sie wirkte, das ihr bei positiver Reaction eigene Gähner erzeugte und ihr die Augen unaufhaltsam überfließen machte. Die Wirkung war so stark, daß ich einige Zeit Pause machen mußte, um ihr Zeit zur Erholung zu geben. Weit schlimmer aber lief der nächste Versuch ab, als ich d) rückwärts am Drahte gegen die Sensitive hinging, während ich den Draht zu meiner Linken liegen hatte. Dieser ward jest in der Hand der Sensitiven warm und häufte alle Uebel des vorigen Ganges dreimal stärker auf die krankhafte Person. Sie mußte sich jetzt schnell niederlegen und es bedurfte einige Zeit, bis ich sie wieder zurecht gebracht hatte. Wir hatten den übeln Erfolg vorausberechnet, allein Frl. Aßmannsdorfer in ihrem Eifer für meine Arbeiten bestand auf dem Vollzug auf die Gefahr hin, einige Krämpfe davon zu erdulden zu bekommen, die ihr ohnehin nichts Seltenes waren. Sie meinte, es müsse der ganze Vorrath von Magnetismus, der in dem Draht gesteckt habe, in sie hineingeschoben und sie davon ganz vollgefüllt worden seyn. Ich wußte mit all meiner Weisheit nichts der trivialen Vorstellung entgegen zu halten, als das Lächeln der Unwissenheit.

Diese vier Gänge waren gleich Rückstrichen zu achten. Nun nahm ich die ihnen entsprechenden Fortstriche vor, indem ich von der sensitiven Hand aus am Drahte hin in entgegengesetter Richtung ging, also wegwärts von der Sensitiven. Zunächst

e) mit meiner Rechten gegen den Draht gekehrt und bis zu seinem Ende an ihm dahingeschritten, bewirkte ich angenehme Kühle in der Draht haltenden Hand, abnehmend in eben dem Maße, wie ich mich von ihr entfernte. f) Derselbe Hingang, den Draht zu meiner Linken, gab schwach kühliges und behagliches Gefühl.

g) Rücklings am Drahte von der Hand weggehend, mit dem Gesichte gegen die Sensitive gekehrt, jenen zu meiner Rechten, bewirkte ich Kühle, die mit jedem meiner Schritte angenehm abnahm.

h) Rücklings mit meiner linken Seite am Drahte fortgehend, erzeugte ich wieder kühle Empfindungen in der Hand, deren schrittweise Abnahme unangenehm war.

Man sieht, und die Frl. Azmannsdorfer sprach es unaufgefordert selbst aus, daß alle Gänge am Drahte, die gegen sie gekehrt waren, also alle Zugänge mit Rückstrichen übereinkamen, alle Hinweggänge aber mit Fortstrichen.

§. 654. Hier liegt ein weites Feld zu praktischen Forschungen offen, das ich andern überlasse. So viel ist klar, daß der Draht hier nichts anderes ist, als der Stab in der Hand der Frl. Zinkel, . auf den ich angenäherte Striche machte. Was dort meine schwebenden Finger thaten, das thaten hier meine ganzen Leibesseiten. Der Länge des Drahtes und der krankhaften hohen Reizbarkeit der Frl. Apmannsdorfer sind die weit stärkeren Wirkungen beizumessen. Man kann nun begreifen, welch mancherlei ungeahnte Effecte es auf nervenkranke Personen hervorbringen muß, wenn andere Personen rasch auf sie zugehen oder eilig sich von ihnen entfernen, je nach dem sie von dieser oder von jener Seite, von hinten oder von vorne auf sie zu oder an ihnen vorbei eilen; begreifen, warum stark sensitive Personen alle nur in der Zurückgezogenheit und Einsamkeit Ruhe zu finden vermögen; begreifen, woher die oft unfaßlichen Antipathien und Sympathien rühren, die solche Menschen für alle neuen Bekanntschaften so schnell fassen. Der Boden selbst, auf dem sie stehen und gehen, wird bei ihnen zum Leitungsdrahte, zum Glasstabe, auf welche die Annähernten odische Zuströmungen auf sie häufen oder die Forteilenden sie wegscheuchen.

§. 655. Alle diese verschiedenen Striche also auf- und abwärts an Glasstäben, Holzstäben, Metalldrähten und ohne Zweifel stabartigen Gegenständen jeglicher Art kommen theils nahezu, theils völlig überein mit Rückstrichen an der Innenseite des Armes hinauf und Fortstrichen dieselbe Armfeite wieder herab, nur daß sie mehr concentrirt bleiben auf einem Theile dieser Innenseite, nämlich der Innenfläche der haltenden Hand. Der Strich aufwärts am Stabe gibt in der Regel warm in die haltende Hand, wie jeder Strich_Lauwidrigkeit vor sich hertreibt, so treibt er sie hier aus dem Holzstabe, Glasstabe oder Draht die Hand hinauf. Der Strich abwärts am Stabe aber erzeugt kühl in die haltende Hand; wie jeder Strich Kälte hinter sich nachzieht, so läßt er sie hier hinten in der Hand. Somit schließt sich die Erscheinung der mittelbaren Striche unbedingt an die der unmittelbaren an und gehorcht mit ihnen den gleichen Gesetzen.

§. 656. Was wir hier Neues uns abstrahiren können, das ist bloß das, daß es in den Stäben beim Striche gerade so zugeht, wie in einem gestrichenen lebendigen Arme, die eigene Reaction desselben aus seiner selbstständigen odischen Polarität abge= rechnet. Ein in der Hand gehaltener Stab bildet nur ein Berlänge rungsstück des Armes; der odische Strom den Arm herab setzt sich fort den Stab entlang.

Eine praktische Anwendung hievon findet statt auf die Erscheinungen bei der Annäherung eines Menschen überhaupt gegen einen Sensitiven. Ich habe gezeigt, daß sie immer lauwidrig und bedrückend wirkt, und um so stärker, je rascher sie vollzogen wird (§. 748). Hier wirkt der Boden, auf dem der Annähernde vorwärts schreitet, der Zimmerboden, im Sinne der Drähte, wie ich hier auseinander gesetzt habe. Er ist ein Odleiter, und wir werden bei den Lichterscheinungen finden, daß jeder Fußtritt eine starke Odverladung vom Fuße auf den Boden bewirkt. Wie man also auf einen Sensitiven zueilt, führt man durch den Boden und die Luft odische Ladungsstriche auf ihn in verschiedenem Sinne, deren Resultante lauwidrig, also positiv auf ihn wirkt, häufend.

17) Der Streicher.

§. 657. Die Frage liegt nun nahe, wie bei allen diesen Hände und Fingerstrichen der Streicher selbst sich verhalte, der diese vielerlei Striche vollbringt? Ob er dabei odisch verliere, indifferent bleibe oder gewinne?

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Daß ich, als Nichtsensitiver, niemals etwas davon empfand, wenn ich andere in allen Formen stundenlange strich, bedarf kaum der ErwähJeder andere Nichtsensitive würde ebensowenig davon empfinden. Anders ist aber der Fall, wenn Sensitive Jemanden streichen, mag der Gestrichene sensitiv seyn oder nicht. Ich ließ mir von Hrn. Klein (") Ganzleibstriche geben, vom Kopfe über Arme und Hände, dann über den Leib bis über die Zehen hinaus. Im Anfange fühlte er nichts Unangenehmes davon; bald aber fing das Prickeln und Grufeln an und er fühlte sich lauwidrig angegriffen. Wenn Hr. von Offenheim (50) jemand viele Striche ertheilt hatte, so fühlte er sich nachher so sehr angegriffen, daß er die ganze übrige Dauer des Tages an Kopfschmerz litt. Wenn Frau Kienesberger (193) mit den Fingern an Drähten hinfuhr, die am andern Ende vom Monde befchienen waren, also dem Mondscheine entgegenstrich, so machte ihr dieß einen Schmerz, der so schnell sich ihrer mit Heftigkeit bemächtigte, daß sie davon beinahe aufschrie. Der hier angeführte Fall ist den Personenstrichen zwar nur ähnlich, und wird nur mit halvem Rechte hier unter sie gereiht. Desto genauer aber stimmen Versuche, die ich mit der Frl. Zinkel zu verschiedenen Zeiten angestellt habe, mit den beiden Vorgängern überein. Ich lag auf einem Sopha, normal im Meridiane, und ließ mir von ihr (327) gleichnamige Rückstriche geben. Es dauerte nicht lange, als sie schon von Magenweh ergriffen war, so sehr, daß ihr dabei übel wurde. Ein andermal ließ ich sie (1438) einen doppelhändigen ungleichnamigen Ganzrückstrich über mich führen wobei ich stand. Er erzeugte ihr alsbald Magenweh. — Ein drittesmal

ließ ich mir doppelhändige Ganzfortstriche von ihr (1590) ertheilen. Sie war in sehr reizbarem Zustande, vertrug aber doch die Ausführung von zweien solcher Striche über mich, dann aber fing Gruseln in ihren Händen an, es zeigte sich eingenommener Kopf und beim vierten Striche war sie von Magenweh befallen.

§. 658. Das Alles spricht deutlich. Der Strich an und für sich übt keine wesentlich eigene Einwirkung auf die streichende sensitive Person; aber er bildet eine gleichnamige oder eine ungleichnamige bewegliche Paarung der Hände des Streichers mit den Seiten des Gestrichenen; im ersten Falle folgt lauwidrige Einwirkung auf den Streicher unmittelbar, und im zweiten geschieht Aehnliches nach kurzer Zeit nach dem Gesetze der odischen VerLadung.

Es folgt hieraus eine Antwort auf die öfters vorgekommene Frage: ob Sensitive zum Streichen im Heilverfahren besser taugen, als Nichtsensitive? Sie muß unbedingt verneint werden, weil Sensitive beim Striche selbst angegriffen werden, Nichtsensitive aber keineswegs.

18) Der Theilstrich.

§. 659. Bereits oben §. 535 und bei ähnlichen Gelegenheiten habe ich die Beobachtung mitgetheilt, daß der Strich nicht auf seiner ganzen Bahn überhaupt nur Eine Empfindung und Ein Temperaturgefühl erzeugt, sondern daß dieß vorwärts des Striches und hinterwärts desselben sich oft genug als ungleich herausgestellt hat. Diesem neuen Umstande genau nachzugehen mußte ich mich sehr aufgefordert fühlen, er konnte große Aufschlüsse über die verborgenen Beschaffenheiten des Etrichs möglicher Weise gewähren.

§. 660. Als ich Hrn. Enter (3) die ersten Probestriche mit meinen. rechten Fingern über seine linke Hand gab, fand er sie zwar fühl, wie jede andere sensitive Person, doch bemerkte er mir dabei, daß diese Kühle nicht gleichzeitig überall, noch überhaupt gleichförmig über dieselbe verbreitet sey, sondern daß sich kühle und laue Stellen zugleich darauf fühlbar machen. Dieß fonnte mich in Betracht so zahlreicher rückläufiger Nerven auf der Hand nicht eben befremden. Hr. Enter jedoch gab mir als den Hauptsit lauwidriger Reaction seine Fingerspitzen an, die so lange warm seyen, als ich mit meinem Streichfinger noch nicht darüber gegangen, so wie dieser jedoch bei ihnen eintreffe, kalt werden. Dann aber erklärte er dieß noch deutlicher dahin, daß seine Fingerspitzen schon Wärmegefühl liefern, ehe ich den Strich wirklich beginne, und zwar schon dann, sowie mein Streichfinger an der Handwurzel erscheine. 3ch wiederholte den Versuch mit Hrn. Leopelder (202) und erhielt von ihm die Bestätigung dieser Beobachtung. Dasselbe

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