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beiden zugleich empfunden wird. Bei den Lichterscheinungen wird dieß deutlicher werden.

13) Strich über gefaltete Hände.

§. 625. Mehrere Sensitive ließ ich die Hände zusammenfalten und führte so, wo die Latitudinalpole vereinigt und die odische Axe in sich selbst geschlossen ist, über beide Arme mit beiden ungleichnamigen Händen Fortstriche herab bis auf die Hände. Hr. Anschütz (244) fand seine Hände gleich bei der Berührung auf den Schultern sehr warm werden und diese Wärme unangenehm zunehmen, wie ich den Strich herabführte. Kühle brachte ich herab bis ins Ellbogengelenke, weiter aber nicht; Borderarm und Hände blieben warm, auch nachdem ich den Strich über sie fortgesezt hatte. -Frl. Zinkel (999) erklärte das Nämliche; das warme Gefühl spürte sie sogleich vorauslaufen bis in die Fingerspißen, dort aber so fest sigen, daß es die Fortstriche, die nur bis zum Ellbogen kühl brachten, nicht daraus zu vertreiben vermochten, ungeachtet sie von beiden Seiten bis dahin geführt wurden. Frl. Beyer (204) fand ihre Hände ungewöhnlich heiß werden und heiß bleiben, auch nachdem der Strich darüber hinausgeführt worden. Hinter demselben war der Arm kalt geworden bis gegen die Hand hin.

§. 626. Dem Hrn. Anschütz und der Frl. Zinkel brachte ich dann auch Rückstriche über die gefalteten Hände und Arme bei. Beide gaben an, daß dadurch die Hände kühl wurden sammt dem Arm bis zum Ellbogengelenke, daß von da an aber aufwärts die Arme warm blieben, wie beim Fortstriche es die Hände geblieben waren. Diese Versuche waren wie immer ganz unabhängig von einander vorgenommen worden.

§. 627. Hierauf ließ ich die Hände der Frl. Beher (204) anders zusammenlegen, nämlich nicht mehr in einander gefaltet verschlingen, sondern die Hände gerade ausgestreckt flach auf einander legen, die Innenseiten zusammen. Als ich nun wieder den Strich meiner beiden Hände über ihre Arme herab und Finger hinaus führte, so war derselbe von einem gewöhnlichen Armstriche nicht mehr verschieden. Die Kühle von oben herab trieb die Wärme vor sich her und zu den Fingerspitzen hinaus, und Alles wurde kalt als ich ihre Hände passirte, wie immer. Nur die Handflächen, die nach innen gekehrt auf einander lagen, blieben lauwidrig temperirt, offenbar, weil die Wirkung des außen herablaufenden Striches nicht so schnell hindurchdrang, als die streichenden Hände vorbeiglitten.

Diese Beobachtungen zeigen einen gewissen Einklang mit den ziemlich oft vorkommenden figürlichen Schilderungen der Hochsensitiven, daß durch den Strich und einige andere Hergänge, die ich später berühren werde, irgend ein Etwas durch die Extremitäten hinausgetrieben werde. Hrn. Gustav

Anschütz (239) war ein Strich, der nur bis zu den Schenkeln oder Füßen herabging, immer unangenehm; er verlangte, daß ich über die Zehen hinausstreichen sollte, um ihm Befriedigung zu verschaffen. Frl. Azmannsdorfer (1746) erklärte die Striche für fast vergeblich, die bei Oberschenkeln oder Knieen inne hielten und nicht über die Zehen hinaus gingen. Frl. Krüger u. a. schilderten mir oftmals das Rieseln, das mit und nach den Strichen über die Füße hinab und durch die Zehen zuleßt hinauszöge, womit dann erst die Krämpfe beendigt sehen. Davon können wir uns freilich bis jetzt keine, auch nur einigermaßen klare Vorstellungen machen, müssen es aber uns doch im Denkbuch vormerken, da es in der That bei obigen Versuchen den Schein hat, als ob irgend ein solches Etwas den Ausweg durch die gefalteten Hände verschlossen gefunden hätte. Vielleicht leitet uns dieß später weiter.

§. 628. Man kann somit sagen: aneinander liegende Hände erleiden jede die gewöhnlichen Wirkungen des Striches, verschränkt in einander gefaltete leisten ihnen gewissen Widerstand.

14) Händerichtung beim Striche.

§. 629. In dem Kapitel über die Händepaarung (§. 195) habe ich schon gezeigt, daß es bei Vereinigungen von Gliedern, insbesondere von Händen, nichts weniger als gleichgültig sey, in welcher Richtung man sie zusammenbringe, und daß die odische Natur unseres Leibes hierin sehr be= stimmten Gesetzen unterliege, die ich §. 203 theilweise ausgemittelt habe. Kaum sollte man es glauben, von welch großer Bedeutung diese Verhältnisse für den Strich und die richtige Erkenntniß seiner Wirkungen sind.

§. 630. Wenn ich meine Hand auf den Rückgrat der Frl. Azmannsdorfer (44) legte, so duldete sie es durchaus nicht, daß meine Finger aufwärts darauf lagen und gab sich nicht eher zur Ruhe, als bis ich sie quer über die Wirbelsäule oder abwärts gelegt hatte. Die Richtung aufwärts brachte Wirkungen hervor, die denen eines Rückstrichs gegen den Kopf glichen.

§. 631. Die Frau Kienesberger (122) wurde von mir oben §. 586 in gewissen nervösen Leiden sehr erleichtert durch gleichnamige Rückstriche. Dieß war immer in der Weise geschehen, daß ich hinter ihr stand, meine Rechte auf ihre Rechte, meine Linke auf ihre Linke legte, und dann die Meinigen zurückzog über ihren Arm außen herauf bis über ihren Kopfscheitel. Bei dieser Anordnung geschah es, daß ich meine Fingerspißen so zu sagen nachschleppte, sie waren immer die leßten Theile meiner nach oben zurückweichenden Hand. Hierüber schöpfte ich Verdacht und kehrte meine Hand um, in der Art, daß meine Fingerspißen vorankamen, zuvörderst auf dem Wege des Striches voran, und die übrige Hand nachfolgen mußte. Jezt war augenblicklich alles anders. Hinweg war die Kühle und Annehmlichkeit

meines Rückstriches und volle Lauwidrigkeit trat an deren Stelle. Die Sensitive gebärdete sich mißbehaglich, und die Beinlichkeit nahm in solchem Grade überhand, daß bis ich zum Oberarm mit meinen Fingerspigen gelangte, sie es nicht länger aushielt, vor Schmerz aufschrie und rom Stuhle aufsprang. Dieß war einzig die Wirkung der Veränderung meiner Fingerrichtung, der Umkehr meiner Hand. Dessen hatte ich mich nicht versehen. Ich war höchlich überrascht von einer so großen Wirkung aus einer so kleinen. Ursache. Nachgerade hinkt dann wohl die Theorie herbei und erklärt das Unvorhergesehene. Aus meinen Fingerspigen nämlich quillt ein odischer Strom mit einer gewissen Propulsion hervor, das zeigen die Lichterscheinungen über ihnen. Man ist nach dem, was ich über die odischen Lichterscheinungen am Magnete dargethan habe, gezwungen sich vorzustellen, daß er in der Richtung, in welcher er strömt, fremdes gleichnamiges Od mit einer gewissen Kraft von sich stößt, vor sich her zurücktreibt. (Dyn. §. 401 c.) Wenn die Finger in dieser Weise wirken (und daß sie es so thun, werden wir später bei den Lichterscheinungen aus denselben finden), so werden sie, an einer odgleichnamigen Seite hinaufgeschoben, wie hier am Arme der Frau Kienesberger zurückdrängend, gegen das Hirn zurückstauend, widersinnig gegen seine odische Strömung wirken, sie werden Lauwidrigkeit und all ihr Gefolge hervorbringen. Anders wird es aber seyn, wenn die Finger abwärts am Arme gerichtet sind und ihre odische Wurfkraft nicht gegen die Nervenrichtung des Gestrichenen verstößt, sondern umgekehrt parallel mit ihr in gleicher Richtung abwärts strömt. In letterem Falle ist kein Conflict, im erstern dagegen war er diametral. In der That hatte ich damit den Schlüssel zu vielen Räthseln gefunden; es hing nun auch bei den gleichnamigen (von vorne gekreuzten) Rückstrichen gänzlich von der Haltung meiner Finger ab, ob sie angenehm kühl oder lauwidrig ausfallen sollten. Hielt ich meine Finger aufwärts, fo bewirkte ich Wärme und Pein, hielt ich sie abwärts, so war die Wirkung Kühle und Behagen. Es ist ein zartes Instrument, der lebendige menschliche Leib, mit dem wir hier walten und ein feines Reagens, dieses odische Dynamid, in dessen Tiefen wir gerne hinein blicken möchten! . . .

§. 632. Um das Alles ins Klare zu feßen, lief ich eine Anzahl Handstellungen, die hier in Betracht kommen, aufmerksam mit der Frl. Aymannsdorfer (224) durch (September 1845), und kam zu demselben Ergebnisse, das ich bei fünf Jahre später erfolgten Wiederholungen und weiteren Ausdehnungen bestätigt erhielt von der Frl. Zinkel (1140, 1204). Es sind deren fünf Hauptformen. Sie gehen mit dem Arm entweder parallel, oder mit ihm rechts winklich gekreuzt.

Die Erste, einfachste und natürlichste ist die, wo man einem Menschen, dem man Aug in Auge gegenübersteht, die Hand auf den Arm legt. In diesem Falle, wenn er ungekünstelt eintritt, liegen die Finger parallel mit

dem Arme und sind der Schulter entgegen, also aufwärts gerichtet. Ich nenne diese Lage: parallel aufwärts.

Dieß ist die gewöhnliche Haltung, mit der man überall von Aerzten und Dilettanten den sogenannten magnetischen Strich bewerkstelligen sieht. Frl. Zinkel fand ihn sowohl im Fortstrich (abwärts), als auch im Rückstrich (aufwärts) am wenigsten angenehm von allen.

Die Zweite ist die, wo die Hand umgekehrt gelegt wird, mit den Fingerspitzen abwärts gekehrt, nach der Hand hin gerichtet. Ich nenne dieß parallel abwärts. Sowohl aufwärts als abwärts streichend fand die obige Sensitive sie zuträglicher, als die vorangegangene.

Die Dritte ist die, wo die Hand mit dem Arm sich kreuzt, der Handballen innen beim Leibe, die Fingerspitzen nach außen gekehrt sind, sie ist gekreuzt aufwärts zu nennen. Sie ist bedeutend zuträglicher als beide vorangegangenen.

Die Bierte ist die umgekehrte, mit dem Handballen nach auswärts und mit den Fingerspißen nach dem Leibe gekehrt; sie ist gekreuzt abwärts, und wiederum behaglicher, als alle voranstehenden.

Die Fünfte endlich ist eine solche, wo die vier Finger senkrecht auf der Are des Armes stehen, der Daumen aber seitwärts abgewendet ist. Ich nenne sie die senkrechte. Frl. Zinkel fand diese bei weitem als die angenehmste, die den reinsten, feinsten, so zu sagen, süßesten Kühlstrich gibt, in jeder Richtung die beste, am freiesten von Nebeneinflüssen.

§. 633. Die Erklärung dessen kann ziemlich genügend gegeben werden. Für die erste Handstellung gilt die Beobachtung, die so eben bei der Frau Kienesberger (122) gemacht wurde. Die natürliche odische Strömung geht in jedem Arme und durch jede Hand abwärts, nach deren Extremität hin. Werden nun Hände an Arme aufwärts angelegt, so kommen ihre beiderseitigen Strömungen gegen einander in direct entgegengesette Richtung und stoßzen sich einander gegenseitig zurück. Daraus entsteht Lauwidrigkeit selbst bei ungleichnamigen Polen. Die zweite Handstellung ist weniger unmittelbar entgegengesett und daher milder. Beide Odströme gehen parallel abwärts und stören sich insofern nicht in ihrem Laufe. Allein es entsteht dennoch ein Mißstand. Die streichenden Finger verladen ihre Ausströmung größtentheils auf den Arm, auf dem sie herabstreichen; sie häufen also Od vorwärts in ihm an, gleichnamiges oder ungleichnamiges. Es schießt den streichenden Fingern voraus und häuft sich in dem voranliegenden Stücke des gestrichenen Armes an, macht ihn heißer, gruslicher, die Finger pamstiger und so alles widriger, als es ohne dieses wäre. Die dritte Handstellung, gekreuzt aufwärts, ist von beiden Fehlern der parallelen Stellungen frei und deßwegen bei weitem zuträglicher, als diese beiden; allein sie nimmt nun ihrerseits Theil an den Einflüssen der Longitudinalare; die oben negative Seite

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trifft nun zusammen bei der rechten Hand auf linken Arm gelegt mit den oben negativen Fingerspißen, als Gleichnamiges auf Gleichnamiges und gibt Lauwidrigkeit; bei der linken Hand auf linken Arm aber, stößt sich ohnehin die beiderseitige Gleichnamigkeit ab; umgekehrt ebenso ist dieß theilweise der Fall bei der linken Hand auf rechtem und linkem Arme. Dazu kömmt dann noch, daß die innere Handfläche, wenn sie an den innern Arm rechts oder links angelegt wird, immer auf eine Gleichnamige, nämlich auch auf eine innere Transversalseite zu liegen kömmt und damit lauwidrig angegangen wird. In allen diesen Lagen trifft immer etwas Gleichnamiges auf einander und stört das Behagen. Die vierte Handstellung gekreuzt abwärts, ist besser, als die lezte; die negativen Fingerspißen der Rechten liegen am positiven margo ulnaris des Arms, allein immer bleibt dabei 3nnenhand auf Innenarm u. s. w. Von allen diesen Juconvenienzen ist die fünfte Handstellung, die senkrechte, frei. Sie collidirt nicht mit der Hauptare im Arme, der Longitudinalare kann sie ebenfalls ausweichen; der Daumen ist bei Seite gehalten und sein Gegensatz zu den Fingern bringt keine Störung mehr in die Wirkung der Finger, was bei der gefreuzten Lage unvermeidlich ist; die vier Fingerspitzen sind fast rein in ihrer Polarität; keine Handvola widerspricht ihnen; sie wirken mit ihren Odströmungen weder aufwärts noch abwärts, nicht gegen den Armstrom um ihn zu stauen, noch für ihn, um ihn zu überladen; ihre Kraft ist nicht geschwächt durch Ausströmung seitwärts in die Luft, sondern wirkt mit voller Intensität auf den Gestrichenen. Das Alles fand fein Abbild in dem ganz empirischen Ausspruche der gesunden, kräftigen, aber sehr sensitiven Frl. Zinkel, daß die senkrechte Handstellung den reinsten, feinsten, kräftigsten, wohlthuendsten, erfrischendsten und wie sie sich ausdrückte, einen süßen Odstrich gebe, wie kein anderer existire.

§. 634. Für die Ausübung hat man sich also die Regel hievon abzunehmen, daß man den gewöhnlichen Fortstrich niemals anders als mit senkrecht auf die Are des Arms oder Leibes gehaltenen Fingerspitzen, unter Wegwendung des Daumen der rechten Hand zu vollziehen hat; daß nächst dieser die gekreuzten Striche angewendet werden können, am besten mit einwärts oder abwärts gekehrten Fingerspißen, niemals aber die Hand parallel der Strichlinie liegen darf.

§. 635. Von der größten Bedeutung aber in der Materie des Striches ist diese parallele Handrichtung. Sie ist in manchen Fällen im Stande, wie wir bei Frau Kienesberger gesehen haben, und wie ich vielfach bei Frl. Zinkel erprobt habe, für sich allein ein und denselben kühlen oder lauen Strich vollständig umzukehren in einen lauen oder fühlen. Und Niemand wird in diese verwickelte Materie auch nur einigermaßen gründlich eindringen, welcher versäumt, sich mit den Handrichtungen in jeder Lage gehörig vertraut zu machen. Sie ist unter allen Schwierigkeiten, die ich zu überwinden hatte,

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