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Hr. Delhez (170) endlich fühlte ganz in derselben Weise seinen Arm warm werden, so wie ich meine ungleichnamigen Hände an die feinigen setzte, die davon Kühle erfuhren. Die Kühle mit widrigen Empfindungen verunreinigt, folgte ebenso meinen aufwärts streichenden Fingern auf seinem Arme, wie die Lauwidrigkeit davor floh und sich dem Kopfe zuzog, den sie schwer beläftigte. Einige Monate später nahm ich mit Hrn. Delhez (183) diese Versuche unter Abänderungen noch einmal vor, aber immer mit demselben Ergebniß, daß das Strichfeld ver meinen Streichfingern warm, unter und hinter ihnen aber kalt blieb. Es geschah dieß mit meiner Rechten auf seinem linken Arme und mit gleichem Erfelge, mochte ich den Strich aufwärts oder abwärts führen. Ging er abwärts, so wurde Kopf und Arm erleichtert und kühl; ging er aufwärts, so wurde die Lauwidrigkeit in den Kopf hinaufgetrieben und alles schwer und widrig, während Hand und Arm erkühlten.

§. 575. Wir lernen also durch die Armrückstriche und werden es in der Folge noch weiter bestätigt finden, daß auch der Rückstrich, der ungleichnamige, widrige Kühle erzeugt und hinter sich zurückläßt, vor sich her aber Wärme gibt und sie fortschiebt. Er gleicht hierin jedem andern Striche und reiht sich zunächst an den gleich namigen Fortstrich an, der ebenfalls kühlwidrige Empfindungen hinterläßt und lauwidrige vor sich hertreibt.

e) Der Hand- und Fingerrückstrich.

§. 576. Die Beobachtung bei Frl. Zinkel (1230), deren oben §. 546 Erwähnung geschehen, daß nämlich Fingerränder und Zwischenflächen Nerven von verschiedener Richtung besigen, findet hier seine weitere Bestätigung. Ein ungleichnamiger Rückstrich über die Finger, der die Ränder lauwidrig afficirte, brachte auf den Zwischenflächen Kühlegefühl hervor.

§. 577. Die weiteren hieher bezüglichen Versuche lassen sich nach dem, was ich über den Armrückstrich gesagt habe, kurz fassen. Einige schwächere Sensitive fühlten theils gar nichts, theils nur wenig, namentlich Hr. Professor Huß (3), Dr. Diesing, Alois Beyer (2), Wilh. Hochstetter (*). Die Mehrzahl der Zeugen, wie Frl. von Weigelsberg (22), Aymannsdorfer (297, 469), Winter (2), die Herren Ritter von Rainer (3), Stephan Kollar (2), Dr. Mielichhofer (18), Endlicher u. a. empfanden ein Gemenge von lauwidrig und fühlwidrig, worüber sie nur undeutliche Rechenschaft zu geben vermochten, wie es auch hiebei in der Natur der Sache lag. Die schon oben erwähnten Umstände (§. 546. 547), daß Fingerrändernerven andere Richtung haben, als die der zwischenliegenden Fingerflächen, daß der Teller in der Hand anders polarisirt ist, als die übrige Handfläche, was Joseph Czapek (6) hier aufs Neue bestätigte, indem er den Rückstrich darin vorzugsweise kühler v. Reichenbach, der sensitive Mensch. I

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empfand, als auf der übrigen Hand, der ohne Zweifel hier eingelagerten rückläufigen Hautnerven wegen; ferner die odpolaren Verschiedenheiten zwischen Finger und Daumen und wieder zwischen Zeigfingerrand (margo radialis) und Kleinfingerrand (margo ulnaris) der Hand bringen so viel Verwicklung in die Empfindungen des Handrückstriches, daß eine genaue Auseinandersetzung und Vergleichung derselben über viele Sensitive hier vordersamst zu weit ins Einzelne führen würde ohne wesentlichen Nußen für die dringenderen Fragen. Ich beschränke mich daher hier auf zwei genaue Versuche, die ich mit Frl. Zinkel (916) durchgeführt habe. Der eine wurde in Normalstellung derselben, der andere umgekehrt so vollbracht, daß sie dabei mit dem Rücken gegen Süden gerichtet war.

Erster Versuch, in Stellung mit dem Rücken gegen Norden:
Die Rückstriche ergaben:

A. auf ihrer linken 3nnenband:
1) von meinen rechten Fingern

2) von meinen linken Fingern

B. auf ihrer rechten Innenhand

3) ven meinen rechten Fingern

. sehr warm, gruselnd, schwer, widrig;

sehr warm, sehr stark gruselnd, höchst widrig, nicht lange auszuhalten;

warm, gruselnd bis Ellbogen, febr schwer, sehr widrig und schneidend;

4) von meinen linken Fingern . lau, schwächer gruselnd, schwer,

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In allen diesen Fällen fand sie aber die vorherrschend lauwidrigen Empfindungen dieser Rücstriche nirgends rein, sondern überall mit mehr und minder eingesprengten fühlen Gefühlen vermengt. - Ferner machte sie aufmerksam, daß sämmtliche Lauwidrigkeiten des zweiten Bersuches milder gewesen seyen, als die im erstern; der Grund ist einzusehen; da sie dabei widersinnig gegen den Meridian stand, so mußten auch alle Striche der Verstärkung durch den Erdmagnetismus, vielmehr das Erdod, entbehren; im Gegentheile wirkte dieser, wie man leicht einsicht, subtrahirend, schwächend auf die Action der Striche, während er im erstern Versuche addirend, stärkend einwirkte. Weiter mache ich darauf aufmerksam,

daß die gleichnamigen Rückstriche peinlicher waren, als die ungleichnamigen. - Nun noch einige Schlußbemerkungen.

§. 578. Frl. Beyer (237) hatte in der Periode ihrer stärksten Krankheit von ihrem Arzte eine Anzahl Rückstriche über den Daumen und über die Zehen empfangen. Dieß hatte ihr so übel bekommen, daß sie mehrere Tage lange an Schmerzen im Ellbogengelenke und im Knie zu leiden hatte.

§. 579. Verschiedene Personen, besonders aber Professer Endlicher (12) erzählten mir, daß ein ganz eigenthümlich unangenehmes Gefühl ihnen bereitet werde, wenn ein Hund oder eine Kaße ihnen die Hand lecke, wie dieß diese Thiere als Liebkosung bisweilen zu thun pflegen. Der Schmerz davon, sagte mir Endlicher, steige ihm bis in den Kopf hinauf und mache sich ihm besonders unter der Zunge fühlbar. Ueber diese Sonderbarkeit verlangte er nun Aufklärung von mir. Zum Glücke war ich im Stande, sie ihm sehr genügend zu geben. Die Thiere, die kleiner sind als wir, also gewöhnlich tiefer als wir den Kopf tragen, lecken dann an unsern Händen von unten nach oben, die Finger oder die Mittelhand hinaufwärts. Die Zunge aber ist ein sehr stark odisches Organ. Das Aufwärtslecken der Hand mit derselben ist also geradezu ein Rückstrich auf einem unserer empfindlichsten Glieder und mußte folglich beim ersten Striche auf einen so sensitiven Mann wie Endlicher lauwidrig einwirken, bei längerer Wiederholung aber bald die schmerzlichste odische Reaction den Arm hinauf gegen das Gehirn treiben, von wo aus dann der nervus lingualis bei seiner individuellen Disposition vorzugsweise gereizt worden sein mag, wie gerade dieß auch in andern Fällen bei ihm vorkam. 3ch, der ich nicht sensitiv bin, habe von solchem Lecken der Hausthiere niemals die mindeste Unbehaglichkeit empfunden; und alle, die die ähnlichen Widrigkeiten wie Endlicher dabei empfinden, sind außer Zweifel ohne Ausnahme sensitiv.

f) Der Querhandrückstrich.

§. 580. Hieher gehören die Rückstriche, welche schon oben §. 550. 554. genügend zur Sprache gebracht sind.

g) Den Fußrückstrich

§. 581. habe ich nur in seiner Beziehung zu den großen Nervenstämmen untersucht, und werde ihn auch bei diesen später besser betrachten. Daß Rückstriche über Zehen unangenehm, lauwidrig, peinlich sind, das bezeugten Versuche mit Frl. Caroline Ebermann (3), Martha Leopolder ("), Hrn. Dr. Natterer (7), Ritter von Sidorowicz ("), Hrn. Geheimerath von Schindler (3), Sartorius (25), Dr. Köller (2) u. v. a. auf das lebhafteste.

§. 582. Einen praktischen Fall von Fußrückstrich darf ich jedoch hier nicht aus der ihm gebührenden Stelle reißen. Dieß ist das Strumpfanziehen. Frl. Zinkel (1262) klagte mir, daß ihr das Anziehen ihrer Strümpfe stets sehr unangenehm sey und peinlich lauwidrige Empfindungen verursache, die ihr bisweilen bis in den Kopf stiegen. Ich fragte weiter nach und vernahm dieselbe Beschwerde von Katharina Rupp (24), Frl. Josephine Geraldini (7), Martha Leopolder (10), Dr. Köller (7), Frau Müller (59) und Frau Breinreich (57).

Man sieht leicht ein, daß mit dem Herausstreifen eines Strumpfes am Fuße von den Händen ein Rückstrich vollzogen wird, dessen üble Folgen bei Sensitiven nicht ausbleiben können. Frl. Geraldini (14) hatte sich selbst die Erleichterung herausgefunden, dazu so viel möglich nur die gleichnamige Hand zu verwenden; dadurch wurde der Rückstrich leidendlicher, wie wir bald ersehen werden.

h) Echlag auf Nervenköpfe.

§. 583. Wenn Frl. Zinkel (1470) irgend einen, wenn auch nur milden Schlag auf eine Stelle bekommt, wo Nervenbündel aus dem Fleische heraus unter die Haut treten, so wird ihr dieß ganz außerordentlich schmerzhaft. Eine solche Stelle sind die beiden Seiten unter Achsel und Schulterblatt bis zu den Lenden herab. Ein leichter Schlag auf diesem Flecke läuft ihr peinlichst rückstrichartig augenblicklich nach dem Rückenmark und von diesem durch den Nacken nach dem Kopfe ins Hirn. Hier treten starke Zweige von den Interkostalnerven heraus unter die Haut; es ist also ein Schlag auf die Nervenköpfe, ein dadurch bewirkter sehr schneller Rückstrich, der die heftige Wirkung erzeugt.

i) Hauchstrich.

§. 5832. 3ch blies mit dem Munde der Frl. Zinkel (1635) senkrecht auf die linke Hand; sie gab gemengte Empfindung von kühl und lau davon an. Als ich aber so über die Hand aufwärts blies, daß der Luftstrom ven den Fingerspitzen über die Hand hinauf bis zum Arme zog, so fand sie dieß widrig und erklärte es für einen äußerst unangenehmen Rückstrich. — Blies ich dagegen über die Hand hinab, in der Weise, daß der Hauch von der Handwurzel über die Hand hinab und sofort die Finger entlang fortströmte, so war ihr dieß sehr angenehm, wohlfühl. Zur Control ließ ich sie die Finger etwas einkräuseln, vorwärts umschlagen und blies nun wieder die Hand hinab, vom Arme angefangen gegen die Finger hin; jezt fand sie die Empfindung gemischt, wohlfühl an Handwurzel und Handteller, lauwidrig in

den Fingern. Oben war es ein Fortstrich, unten ein Rückstrich, alle Ergebnisse aufs schönste der aufgestellten Theorie entsprechend.

8) Der gleichnamige Rückstrich.

§. 584. Dem ungleichnamigen Fortstrich steht der gleichnamige Rüdstrich gegenüber. Zwischen beiden inne liegt der gleichnamige Fortstrich und der ungleichnamige Rückstrich; wir haben den Ersten und beide Leztern schon betrachtet, es bleibt uns jetzt noch auf den Zweiten einige Blicke zu werfen. Die Art ihn auszuführen, besteht entweder darin, daß man sich hinter die sensitive Person stellt und gerade aus mit beiden Händen zugleich sie von den Füßen an bis zum Wirbel herauf zu beiden Seiten überstreicht, oder aber, daß man sich vor sie stellt und dann mit gekreuzten Händen von unten bis oben sie überfährt. Das letztere hat einen Nachtheil gegen sich, der darin besteht, daß während man mit gleichnamigen Händen aufwärts streicht, doch gleichzeitig die beiderseitigen ungleichnamigen Seiten einander ganz nahe gegenüber stehen, und folglich, während der Strich gleichnamig geschieht, beide Seiten zugleich einander ungleichnamig sollicitiren. Dieß bringt sehr widrige und peinliche Perturbationen in den Hergang, die die Beurtheilung erschweren. Will man daher den gleichnamigen Rücstrich prüfen, so muß er von hinten ausgeführt werden. Die streichenden Arme sind immer lange genug, um ihn dennoch nach Belieben auf der Vorderseite oder auf der Hinterseite vollziehen zu können.

§. 585. Die Frl. Glaser (160) empfing von mir unter vielen Strichen öfters folche, die auf ihrem linken Arme von meiner linken Hand von unten nach oben gingen. Diesen Zug erklärte sie jedesmal für ziemlich behaglich, zwar nicht so angenehm, wie dem Fortstrich meiner Rechten abwärts auf dieser linken und mit unterlaufenden schwächeren Widrigkeiten vermengt, jedoch im Ganzen und Allgemeinen zuträglich. Es war dieß also ein gleichnamiger Rückstrich mit Wohlgefühl. Der Frau von Peichich (5) gab ich über beide Arme von vorne einen Rückstrich mit gekreuzten Händen, also ebenfalls einen gleichnamigen Rückstrich. Sie erklärte ihn für nicht unangenehm, zwar nicht wohlthätig, jedoch für annehmbar und selbst schwach kühlig. Die Frl. Zinkel (735) legte ich auf ein Kanapee in Meridian, Kopf nach Nord auf den Rücken. Gab ich ihr nun auf ihrer linken Seite einen Rückstrich mit meiner linken Hand aufwärts, so war sie ganz zufrieden, dieß geschehen zu lassen; that ich dasselbe auf ihrer rechten Seite mit meiner rechten Hand, so wendete sie auch nichts dawider ein, sie, die sonst über die Widrigkeiten aller Rückstriche sehr lebhaft sich beklagt. Auf meine Verwunderung hierüber erklärte sie diese Striche für keineswegs unangenehm, für schwach kühl, da und dort mit einigen stellenweise eingesprengten

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