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Gleiche Belarität begegnet sich widerlich und laulich; Ungleiche Polarität begegnet sich angenehm und kühlig.

§. 40. Nebenbei muß bemerkt werden, daß die Kühle, welche meine Rechte auf ihrer Linken erzeugte, merklich stärker war, als die zweite Kühle, welche meine Linke auf ihrer Rechten herverbrachte. Auf diese Besonderheit werden wir öfters stoßen. (S. unt. §. 55.)

§. 41. Es folgt ferner aus obigem, daß wenn meine rechte oder meine linke Seite sich in einigem Abstande von dem Angesichte oder von dem Rücken der Sensitiven befand, so daß sie gleichzeitig und auf gleiche Entfernung von ihren beiden Seiten wirkte, keine Ausgleichung, keinerlei Neutralisation, keine balancirende Aufhebung der odischen Gefühle stattfand, sondern daß von mir, von jeder meiner Seiten einzeln auf beide Seiten der Sensitiven zugleich gewirkt wurde, in einem Falle auf die Eine, die Gleichnamige, lau und widrig, im andern Falle auf die Andere, die Ungleichnamigte, kühl und wohlthätig.

§. 42. Nunmehr wird der Leser im Klaren seyn über die Unklarheit in den Aussprüchen einer Anzahl von Zeugen des §. 15. Wenn ich nämlich auf diese von vorne gerade zuging und wieder zurückwich, so mußten sie mich auf ihren beiden Seiten zugleich empfinden, und der Regel nach, bei meinem Stillestehen beiderseits fühl und angenehm, im Vorwärtsschreiten anschwellend lau und widrig; im geringsten Stillehalten (das ich oftmals eintreten ließ, ehe ich seine Wirkung kannte) kühl werdend; in der Ferne kühl, bei Ueberschreitung von 5 bis 4 bis 3 Schritten Nähe wieder lau; bei jedem Verweilen auf meiner Bahn wieder fühl; bei Rückwärtsgehen alle Verhältnisse umgekehrt; dann wenn ich, der Sache noch unkundig, im mindesten mich nach rechts oder links unwillkürlich drehte, vielleicht nur meinen Kopf abwandte, die Sensationen rechts oder links lau oder kühl zum Vorwalten brachte; endlich wenn bei den Sensitiven selbst, wie oft der Fall, die eine oder die andere Seite reizbarer oder unempfindlicher war und dann die Eine der Sensationen überwog: so wird man begreifen, daß bei solcher Mannigfaltigkeit und solchem rasch auf einander folgenden Wechsel gegenseitiger Reactionen und daraus hervorgehender Sensationen einerseits Unsicherheit in den jedesmaligen Empfindungen und Schwanken in den Angaben der Sensitiven darüber nothwendige Folge seyn mußte, und daß anderseits einige Zeit, längere Beobachtung, viele gesammelte Erfahrung und Auferlegung von mehr als alltäglicher Geduld dazu gehörte, bis der Knoten einigermaßen zur Entwirrung gebracht und aus den sich ohne Ende widersprechenden Aussprüchen der Sensitiven heraus flare Gesetze gefunden werden konnten. Meine Aufzeichnung von Depositionen, die 9 und 10 Jahre alt sind, sind daher alle minder ausführlich, als die von neuerer Zeit, wo ich die Versuche mit dem stufenweise

gewonnenen Lichte zu leiten vermochte. Aber ganz einleuchtend muß es nach Erwägung aller dieser Verflechtung von Ursachen und sich kreuzenden Wirkungen werden, daß die Annäherung und das Zurückweichen der Menschen an und von sensitiven Personen nach der Art, Richtung, Geschwindigkeit, den Umgebungen und Gesundheitszuständen derselben auf unzählige Weise sich abändern muß, und daß man mit großer Umsicht alle Umstände in Rechnung zu bringen hat, wenn man sich über die Resultanten solcher combinirten Einwirkungen Rechenschaft geben und die Aussagen der im Versuche begriffenen Sensitiven richtig beurtheilen will. Geschieht es dann, daß dabei noch dritte, vierte Personen oder gar Gesellschaft zugegen ist, daß Mauerwände oder Hausgeräthe nicht weit genug entfernt werden können und durch ihren odischen Einfluß mitwirksam sind, so werden die Complikationen stärkerer und schwächerer, positiver und negativer odischer Radiationen, die sich gegenseitig bald verstärken, bald schwächen, endlich so vervielfacht, daß man sich kaum mehr darin auszukennen vermag. Es liegt hierin sichtlich auch einer von den Gründen, warum selbst ausgezeichnete Physiker und Aerzte so schief und so ungeduldig über diese Sphäre unserer Erkenntnisse sich auslassen, in die sie ihrer vielen Dornen und Widerhacken wegen nicht einzudringen im Stande waren. Wir aber wollen hier Beobachtung an Beobachtung anreihen, den sichern Faden gutverbürgter Thatsachen nirgends aus der Hand lassen, und so wird der Fortgang dieser Auseinandersetzung schon zeigen, daß es gelingt, so manche bisher dunkle Erscheinung in den Vordergrund wissenschaftlicher heller Beleuchtung zu bringen.

Zunächst wollen wir der nähern und genauen Erforschung der

uns widmen.

Seitlichen Polarzustände des menschlichen Leibes

§. 43. Wir haben oben §. 15 erfahren, daß die meisten Sensitiven meine Annäherung, so wie die jedes andern Menschen durch ein Gefühl bald von Kühle, bald von Lauwärme, bald von beiden zugleich, aus verschiedenen Entfernungen empfinden. Weiteres haben wir aus den näheren Aufschlüssen des §. 18 ersehen, daß so lange der sich Annähernde, Antlig gegen Antlitz, in einer größern Entfernung sich befindet, er fast nur kühl und angenehm empfunden wird, und daß Lauwärme erst beim Näherkommen merkbarer und wachsend auftritt und dann überhand nimmt. Die Ursache, welche die vorwaltende Läue in der Nähe hervorbringt, werden wir bald bestimmt kennen lernen, (§. 85, 656, 748) und können sie aus der gegenwärtigen Betrachtung als nicht hierher gehörig einstweilen auslassen. Es bleibt als vorwaltend nur Kühle, welche hier in Rücksicht gezogen muß. Sie ist die hauptsächliche Wirkung, welche daraus hervorgeht, daß ich mich gesunden sensitiven Personen langsam annähere, Antlig gegen Antlig gekehrt; die ungleichnamige Paarung wirkt wohlkühl.

§. 44. 3ch änderte diese Versuche in der Weise ab, daß ich, statt mit meiner Vorderseite auf die Vorderseite sensitiver Personen zuzugehen, rückwärtsschreitend mit meinem Rücken mich ihrem Antlige näherte.

Dieß that ich mit Hrn. Gustav Anschütz (19); er empfand dieß äußerst widrig warm, und zwar um so peinlicher, je näher ich ihm kam. Aber auch meine Wiederentfernung empfand er nicht angenehm, sondern zwar abnehmend, aber dennoch fortdauernd lau. Frl. Zinkel (94) sprach sich ebenso stark gegen diese Bewegungen aus und fühlte sich so drückend und schmerzlich angegriffen, daß sie eine Wiederholung nur sehr ungerne und widerstrebend sich gefallen ließ.

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Der einstimmige Ausspruch dieser Zeugen war also, daß dieß noch viel unangenehmer und lauwarmer sey, als das nahe Herankommen mit meiner Vorderseite. Der Grund ist einleuchtend. Wenn ich im vorangehenden Versuche (§. 43) Antlig gegen Antlig kehrte, so befand sich meine rechte Seite der linken der Sensitiven zunächst gegenüber, und gleichzeitig meine linke Seite ihrer rechten gegenüber. Wenn nun die nächste Näherung in dieser Ordnung auch einige widerliche Störung im odischen Gleichgewichte der Sensitiven hervorbrachte, so war es doch in der Hauptsache eine polarisch freundliche, es begegneten sich die ungleichnamigen seitlichen Pole. In dem gegenwärtigen Falle aber, unter übrigens ganz gleichen Umständen begegnen sich nur die feindlichen, gleichnamigen seitlichen Pole. Meine Stellung, wo ich der Front des Sensitiven den Rücken zukehre, ist nothwendig so, daß seine Rechte und meine Rechte auf einer Seite, und seine Linke und meine Linke auf der andern Seite sich befinden und bei meiner fortschreitenden Näherung endlich ganz auf einander treffen. Die Lauwärme und Widrigkeit d. i. Abstoßzung dem Gefühle nach, ist dann so groß, daß sie die Sensitiven bedeutend stark angreift und bei Hochsensitiven bis zur Unerträglichkeit steigt, während die Nichtsensitiven, ganz gefühllos hiefür, nicht das Geringste empfinden und andere nach sich beurtheilend, die angegriffenen und sich ungeduldig widerseßenden Sensitiven gar nicht begreifen können, für gespreizt eder ungezogen. halten, oder am Ende gar des Betruges beschuldigen. Die armen Sensitiven sind dabei nicht wenig übel daran; einmal müssen sie leiden durch die Sache, und dann wird ihnen Unbill noch obendrein hinzugefügt durch unwissende Menschen.

§. 45. Als Ergebniß haben wir uns semit zu merken: der Rücken, gegen die Vorderseite der Sensitiven angenähert, wirkt, als doppelt gleichnamige Paarung auf sie lauwidrig, abstoßend.

§. 46. Was ich bis hieher gegen die Vorderseite der Sensitiven gethan, das that ich, den Gegenstand weiter verfolgend, auch gegen ihren Rücken. Ich stellte sie, wie immer, mit dem Rücken gegen Nord gerichtet, und ging von hinten mit meinem Gesichte in Südrichtung ihrem Rücken zu bis dicht an sie heran.

Für diese Versuche kann ich mich berufen auf die Zeugschaften der Frl. von Weigelsberg (0); meine Annäherung von hinten war ihr ganz unbedingt lau und widrig in jedem Abstande vor- und rückwärts schreitend. Ebenso Frl. Winter. Hr. Anschüß (191) fand diesen Versuch wenig oder gar nicht verschieden von dem lett vorangegangenen in §. 44; nicht nur die Annäherung, sondern selbst die Wiederentfernung fand er lau bis zum Warmen und widerwärtig bis zum Unerträglichen. Und hierin stimmten rie Aussprüche der Frl. Zinkel (965) aufs Genaueste überein.

Nach dem Vorangegangenen ließ sich das Ergebniß dieses Versuches voraussehen. Er ist in seiner Wesenheit wenig verschieden von demselben. Zwar befand ich mich nicht vor dem Sensitiven, sondern hinter demselben, allein ich war dennoch in so ferne in dem zunächst vorangegangenen Verhältniß zu ihm, als wieder meine rechte Seite zunächst seiner Rechten, und meine linke Seite seiner linken zugekehrt war, und bei voller Annäherung endlich unmittelbar darauf traf. Die daraus hervorgehende Unannehmlichkeit an widriger lauwarmer Beinlichkeit, war denn auch bei gleicher Ursache, doppelt gleichnamiger Paarung, nahezu dieselbe.

§. 47. Somit resultirt: die Vorderseite gegen den Rücken der Sensitiven angenähert, wirkt auf lettere lauwidrig, abstoßend.

§. 48. Es blieb mir noch der Versuch, dem Rücken des Sensitiven mit meinem Rücken mich zu nähern. Ich that es in bisheriger Weise aus Entfernung von Zimmerlänge mit der Frl. Zinkel (965) und mit Hrn. Anschütz (192). Beide sprachen sich ganz gleichlautend aus, daß wie voraussichtlich meine Annäherung ganz behagliche kühlige Empfindung verursache, letterem mit einem eigenen Gefühle von Beruhigung, und daß bei meiner Wiederentfernung das Gefühl in seiner Abnahme fortwährend kühlig bleibe. Wie man leicht sieht, so kamen hier, nämlich wenn Rücken an Rücken anlehnt, meine rechte Seite mit der sensitiven Linken und meine linke Seite mit der sensitiven Rechten zunächst zusammen. Diese polaren Seitenpaare find ungleichnamig und freundlich, und folglich kühlig und angenehm gegen einander. Diese Richtung und endliche Stellung kömmt wieder überein mit der Ersten §. 43. Dort waren die Antlißseiten nebst ungleichnamigen Polen vereinigt, hier sind es die Rückenseiten ebenfalls mit den freundlichen Belen der beiden Seiten. Die Stellung ist also völlig dieselbe bis auf die Differenz, welche Rücken oder Vorderseite in das Ergebniß bringen, und die wir später betrachten und ermessen werden.

§. 49. Rücken gegen Rücken angenähert, als doppeltungleichnamige Paarung, wirkt also wohlkühl, anziehend.

§. 50. Noch machten die Frl. Zinkel, Azmannsdorfer und Reichhel oftmals die Bemerkung, daß, obgleich die Annäherungen und Entfernungen

von Antlig zu Antlig und von Rücken zu Nücken kühlig und angenehm gefühlt werden, dieß doch niemals ganz unbedingt der Fall sey, denn immer sey etwas unangenehmes mit darein gemengt, das sie beständig wahrnehmen. Diese Beobachtung stimmt in der That sehr treffend mit dem Sachverhalt überein. Einen Theil davon kann ich erst später §. 70 und 85 angeben; ein anderer Theil besteht in folgendem. Obgleich in beiden Fällen die ungleichnamigen Seiten beider Menschen sich am nächsten zugekehrt sind und carum wohlthätig auf einander wirken, sind doch gleichzeitig beide gleich namige Seiten nicht viel weiter abgelegen und können nicht verfehlen, mitwirksam einzugreifen. Der Versuch mit Hrn. Fichtner gibt Aufklärung hierüber. Als ich, erst genau neben ihm stehend, so daß unsere Fronten wie in Reih' und Glied stehend in Einer Linie sich befanden, nur einen einzigen kleinen Schritt vorwärts that, so fühlte er sogleich Abnahme im Gefühle meiner polarfreundlichen, ihm zugekehrten Seite und den eintretenden Beginn der widrigen, feindlichen, abgekehrten Seite. Es trat unverzüglich, so wie er nur von Ferne auch mit seiner andern Seite in die Wirkungssphäre meiner polarfeindlichen Seite gerathen war, nicht bloß Verminderung im Gefühle auf der nächsten und angenehmen Seite ein, sondern auch der Beginn der unangenehmen Empfindung auf der entgegengesetzten. Die Sensa. tionen glichen sich nicht aus und die stärkere unterdrückte oder verlarvte die schwächere keineswegs, sondern sie wurden beide gleichzeitig nebeneinander empfunden, in ungleicher Stärke nach Umständen wechselnd. Diese Verhältnisse müssen zum Verständniß der odischen Erscheinungen wohl im Auge behalten werden. Die elektrisch polaren Gegenfäße gleichen sich aus, die magnetischen wie es scheint auch, aber die odischen bestehen neben einander fort, wenigstens gewiß in ihrer Einwirkung auf das feinste Reagens, das wir in der Natur besigen, den thierischen Nerv. Anwendung hievon zur Erklärung des in diesem Paragraphen vorliegenden Falles gemacht, so wirken zwar bei zwei Menschen, die sich mit den Vorderseiten oder mit den Rücken einander gegenüber stehen, Rechte und Linke als sich zunächst zugekehrt auf jeder Seite paarweise wohlthätig kühlend aufeinander; allein über das Kreuz reagiren die gegenseitig abgekehrten beiden Rechten und beiden Linken ebenfalls aufeinander und zwar nothwendig widrig laulich); diese letztern sind die schwächern, weil ihre Pole, die weiter von einander abstehenden sind, aber empfunden werden sie von aufmerksamen Sensitiven nichts desto weniger doch. Und so entsteht dann ein nothwendig und entschieden gemengtes Gefühl von stärkerem Kühl und schwächerem Laulich gleichzeitig und durcheinander.

Der gegenwärtige Fall hat Aehnlichkeit mit dem von §. 36. Dort follizitirte jedesmal Eine meiner Seiten, die beiden Seiten des Sensitiven zumal; hier aber sollizitiren meine beiden Seiten jede für sich die beiden Seiten des Sensitiven ebenfalls jede für sich. Dort gab sich das Schema auf diese Weise:

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