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jenseits der Mauer genau an, wo sie mich am stärksten empfunden hatte; diese entsprach bei der Prüfung genau derjenigen, gegen welche ich auf der andern Seite zugeschritten war.

Die Frl. Aßmannsdorfer (263) schlief, so lange sie sich in meinem Hause aufhielt, mit der Bettstätte an eine Mauerwand angelehnt. Auf der andern Seite der Wand befand sich ein zweites Gastzimmer, in welchem bisweilen Jemand einen oder einige Tage wohnte. Die Stellung der Bettsstätte in diesem Zimmer correspondirte der von Frl. Azmannsdorfers Bettstätte in der Weise, daß beide Bettstätten neben derselben Mauer sich befanden und, hätte man die Mauer hinweggenommen, unter einem rechten Winkel neben einander befindlich gewesen wären, der Kopf des Gastes zu den Füßen des sensitiven Mädchens. Wenn nun Jemand in dem zweiten Gastzimmer schlief, so konnte Frl. Aßmannsdorfer die ganze Nacht keine Ruhe gewinnen und keinen Schlaf finden. Sie empfand die Einwirkung der nahe benachbarten Person, die Mauer hindurch so stark, daß sie ihr jedesmal den Schlaf raubte. In einem dieser Fälle schlief noch ein Dritter in einem dritten der angränzenden Zimmer, auch mit seinem Kopfe zunächst gegen die Füße des Mädchens gelagert, und dieser Dritte war gerade der rechte Mann hieher, es war nämlich Herr Professor Purkinje von Breslau, jezt in Prag. Er war Zeuge eines solchen Ergebnisses. — Die Ausströmung von Menschen dringt also durch Bretterthüren und Mauerwände, wenn auch schwächer und langsamer als durch die Luft, doch entschieden hindurch, und wirkt dort auf die Sensitiven in ähnlicher Weise, wie ohne jene Zwischenkörper.

§. 31. 3ch unterlasse, weitere Versuche in dieser Richtung mit Zeugen aufzuführen, die ich noch in großer Anzahl und unter mannigfaltigen Abänderungen mit den verschiedensten sensitiven Menschen angestellt habe, von allen aber ist nicht ein Einziger negativ ausgefallen, alle Sensitive haben mich und andere Menschen nach einem eigenthümlichen aber deutlichen Gefühle aus einigem Abstande entschieden sinnlich empfunden. — Dieses Vermögen mangelt aber bekanntlich allen andern Menschen, die nicht mit Sensitivität begabt sind, mir selbst beispielsweise gänzlich.

§. 32. Aus alle dem, d. i. aus mit 61 sensitiven Personen hundertfältig angestellten Versuchen, Beobachtungen und Erfahrungen, denen nicht eine einzige zweifelhafte oder verneinende entgegensteht, ziehe ich nun nach der Methode der heutigen Naturforschung“ induktiv den Schluß, daß

1) in dem Wesen der Sensitivität irgend eine eigenthümliche, finnartige, bis jest unerforschte Empfänglichkeit liegt, die den nicht sensitiven Menschen entweder mangelt, oder doch so latent inwohnt, daß sie sie nicht gewahren und ihrer nicht bewußt werden.

2) Daß die sensitiven Menschen vermöge dieser Empfänglichkeit an andern Leuten schon aus einiger Ferne ein bis jezt unerforschtes Ausströmen wahrnehmen, das ihnen lauliche und kühlige, gleichzeitig unangenehm peinliche oder angenehm. erfrischende Empfindungen verursacht..

3) Daß der lebendige Mensch überhaupt, sensitiv oder nicht sensitiv, irgend ein, bis jest unerforschtes und unbekanntes Agens von seinem ganzen Leibe ausströmt, das ähnlich dem Magnetismus, der Wärme und dem Lichte muthmaßlich strahlenförmig von ihm nach allen Richtungen ausgeht, abnehmend an Stärke mit der Entfernung.

4) Daß am Ende doch, worüber man Jahrtausende lange sich stritt, in der That eine actio in distans vom Menschen ausgeht, in diesem Sinne also nicht nur möglich, sondern thatsächlich vorhanden ist, und mehr und minder willkürlich ge handhabt werden kann.

Dieß Agens habe ich (Dynamide 2c. §. 215) Od genannt, abgeleitet aus der Wurzel Và im Sanskrit, wo es wehen" bedeutet, und im Lateinischen Vado, im Altgermanischen Wuodan, Wodan, Odan, Odin bildet. (Siehe odisch-magnetische Briefe, Seite 198.)

§. 33. Vermöge dieser Eigenschaften und Fähigkeiten nun, und aus Grund dieser seiner innigen Verflechtung mit dem bezeichneten unbekannten Agens ist der Mensch überhaupt ein Gegenstand odischer Untersuchung, und damit das Rubrum dieses Capitels A. gerechtfertigt.

Weitere Schlüsse, die aus den mitgetheilten Beobachtungen gezogen werden könnten, unterlasse ich vorerst hier und werde geeignetere Stellen dazu weiter unten benützen.

B. Der Mensch als Subject odischen Dualismus.

§. 34. Wir haben oben gesehen, daß die vom menschlichen Körper ausgehende unsichtbare Emanation bei den Sensitiven Empfindungen hervorbringt, die nicht gleich, sondern bald laulich, bedrückend und unangenehm, bald kühl, erfrischend und angenehm sind. Es ist ferner von mir früher (Dynamide §. 94. 254) dargethan worden, daß unsere rechte Seite odnegativ und unsere linke odpositiv sich verhält, und daß die erstere, die Rechte, von den Sensitiven im Allgemeinen mehr kühlig, lettere, die Linke, mehr laulich empfunden werden, daß aber auch unter Umständen die umgekehrten Empfindungen wahrgenommen werden. In diese mannigfaltigen Verhältnisse von polaren Charakter will ich nun hier näher eingehen, das früher Gefundene

stärker befestigen, mit zahlreichen neuen Beobachtungen und neuen Zeugen ausstatten, ihren Inhalt erweitern, das Aeltere theilweise berichtigen und von den Ergebnissen mannigfache Anwendungen auf unsern Körper, seinen Bestand und seine Gesundheit, so wie auf unser tägliches Leben machen. (Damit soll die Versprechung gelöst werden, die ich in der dritten Abhandlung der Dynamide §. 88 gegeben habe.)

1) Polarität nach der Richtung der Breite des Leibes.

§. 35. Zunächst wollen wir den Faden des §. 15 u. ff. weiter spinnen, wo die Sensitiven die Odemanationen der ihnen entgegen kommenden Menschen auf verschiedene Entfernungen zwar alle empfinden, aber über die Temperatur der Einwirkungen, die sie davon empfangen, sich schwankend und ohne feste Uebereinstimmung aussprechen, sie bald lauwarm, bald wieder kühl nennen, ohne zureichende Sicherheit und Uebereinstimmung in den Angaben.

So viel darf man gewiß seyn, daß die Natur nie schwankt, nie mit gleichen Mitteln bei zweierlei Ziel anlangt, und daß, wenn uns derlei vorkömmt, der Widerspruch niemals in der Natur, sondern immer in der Mangelhaftigkeit unserer Untersuchung und Beobachtung liegt. Warm und kalt zugleich kann also niemals eine odische Erscheinung aus ein und derselben. Ursache seyn.

Um nun zu erfahren, worin der Grund obiger Unsicherheiten in den Angaben der Sensitiven liege wenn ich geraden Weges auf sie zuging, nahm ich vorläufig eine Art von Recognoscirung vor, die ich mit dem folgenden Versuche anstellte: ich stellte die Frl. Zinkel (113) in die Mitte eines geräumigen Zimmers, den Rücken nach Nord gekehrt. Dann stellte ich mich in der Entfernung von fünf bis sechs Schritten von ihr seitwärts auf, meine rechte Seite gegen sie gekehrt, und ging, während sie unbeweglich stehen. blieb, in jener radialen Entfernung im Kreise um sie langsam herum. Nun löste sich sogleich das Räthsel. Als ich mit meiner rechten Seite ihrer rechten Seite gegenüber kam, en:pfand sie mich entschieden laulich und unangenehm, und als ich auf der andern Seite ankam, wo meine rechte Seite ihrer linken Seite gegenüber sich befand, fühlte sie mich kühl und angenehm. Dieß war so auf ihrer ganzen Seite herab, vom Kopfe bis zu den Fußzehen.

Ich kehrte mich alsdann um, bot ihr meine linke Seite, und beschrieb so wieder einen Kreis um sie herum. Jest waren die Ergebnisse entgegengesetzt. Als ich nämlich mit meiner linken Seite auf ihrer Rechten ankam, empfand sie mich da nunmehr nicht wieder lau, sondern kühl, und als ich mit meiner Linken ihrer Linken gegenüber erschien, so erkannte sie mich nicht wieder kühl, sondern lau.

v. Reichenbach, der sensitive Mensch. 1.

2

§. 36. Wenn ich bei diesen Versuchen der Frl. Zinkel gegenüber auf meinem Kreisgang so zu stehen kam, daß ich meine Rechte ihrer Vorderseite zukehrte, wie hier im Grundrisse:

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so fühlte sie sich in schwächerem Grade auf beiden Seiten zugleich affizirt, rechts widerlich laulich, links schwach kühl. Befand ich mich dagegen mit meiner Linken ihrer Front zugewendet, so waren die beiderseitigen Empfindungen umgekehrt. — Kam ich mit meiner Rechten der Mitte ihres Rückens gegenüber an, so war ihre Rechte unangenehm und laulich, ihre Linke kühlig angenehm angeregt; geschah dieß mit meiner Linken, so waren die beiderseitigen Empfindungen umgekehrt. Alle diese Gefühle waren hier von der Rückseite schwächer, als von der Vorderseite, und ich mußte dort einen Schritt näher treten, wenn ich sie auf gleiche Stärke mit hier erheben wollte. Dieß mit Hrn. Klein (1) wiederholt, lieferte genau die nämlichen Ergebnisse.

§. 37. Letztere Versuche wiederholte ich mit Hrn. Fichtner (9). Er sprach sich ganz auf dieselbe Weise darüber aus. Wenn ich den Kreis um denselben herum beschrieb, z. B. mit meiner rechten Seite gegen ihn gekehrt, so hatte er die Empfindung, als ob ich etwas um ihn herumwickelte. In der That mußte diese Empfindung aus meiner Bewegung für ihn hervorgehen, denn ich zeg mit meiner ooischen Atmosphäre, während sie die feinige zur Thätigkeit aufreizte, so um ihn herum, daß nothwendig ein Ninggang von Empfindungen in ihm erzeugt werden mußte, der einer Aufwicklung glich. Wenn ich mit meiner rechten Seite über seine Linke, wo ich fühl empfunden wurde, nur erst einen Schritt hervorgekommen war, so nahm dieß Gefühl von Annehmlichkeit schon ab und begann das lauliche der Unannehmlichkeit von jenseits, erst schwach, aber sogleich fühlbar. Wie ich nun fortschritt, nahm jenes ab und dieses beständig zu, und erreichte sein Maximum wie bei Frl. Zinkel, als ich in der Richtung seiner linken Seite ange= kommen war, u. s. w.

Da Hr. Fichtner schwächer sensitiv ist als Frl. Zinkel, so mußte ich mich näher an ihn halten; der Halbmesser des Kreises, in dessen Mittelpunkt er stand, durfte nur zwei kleine Schritte betragen, während er bei jener 5 bis 6 groß genommen war.

§. 38. Gleiche Versuche mit Hrn. Professor Unger (29), einem der schwächsten Sensitiven, angestellt, ergaben, wenn ich ganz nahe mit meiner rechten Seite um ihn herumging, auf seiner Linken Kühlegefühl, und auf

seiner Rechten Empfindung von Läue. — Hr. Alois Zinkel (") unterschied beim Ringgang um ihn, in jeder Richtung und Stellung, die ich einnahm, jedesmal ein verändertes Verhältniß von lau und kühl. Hrn. Steiger (74) war mein Gang nahe um ihn herum peinlich in beständigem Wechsel von lau und kühl, und erzeugte ihm die Empfindung einer Aufwicklung um ihn. Hr. Dr. Machold (27) empfand von meiner Rechten links kühl, rechts lau, ven meiner Linken links lauwidrig, rechts behaglich kühl, vorne und hinten gemischte Empfindungen. Das Ganze verglich er mit einem Winde, in dessen Wirbel ich ihn einschlöße. Hr. Leopolder () theilte nicht nur diese Gefühle, sendern erkannte auch deutlich da, wo ich wegging, den Rückschlag, d. h. den Wiedereintritt des ursprünglichen Zustandes, nämlich Kühle, wo ich ihm Läue verursacht hatte und Läne, wo ich ihm kühl gemacht. Hr. Klein (7) unter denselben Beobachtungen beschrieb das Gefühl, wie wenn ich ihn in eine seine schleierartige Leinwand einhüllte. Aehnliches bezeugte Hr. Enter (6), Frl. Glaser (16) und Frl. Caroline Ebermann (35). Frl. 3. Geraldini (156) duldete den Ringgang um sie nicht lange; der rasche Wechsel von Läue und Kühle erzeugte ihr schnell Kopfaffektion und bedrohte sie mit Magenweh; auch sie erfuhr das Gefühl, als ob etwas spinnwebenartiges um sie herumgewickelt würde. - Am stärksten sprach sich die Wirkung des Ringganges auf die höher sensitive Frl. Beyer (373) aus. Sie empfand nicht nur alle die Wirkungen von Läue von meinen Seiten, wo die gleichnamigen den ihrigen gegenüber zu liegen kamen und die von Kühle, wo ungleichnamige sich begegneten, sondern sie fühlte sich gleichzeitig von den Lestern wie angezogen und von den Erstern abgestoßen, und dieß so ausgesprochen, daß sie sich angetrieben fühlte, meiner ungleichnamigen Seite nachzufolgen, fast wie eine schwebende Magnetnadel einem um den Compaß herumgeführten Stück Eisen. Sie blieb mir auch bei dem Versuche nicht in Ruhe stehen, sondern drehte sich unwillkürlich um sich selbst, mir nach, bald nach der einen, bald nach der andern Seite, je nachdem ich die Nichtung nach dieser oder nach jener um sie herum einschlug.. (Ich komme später auf diese Erscheinung (§. 449 u. ff.) des Genaueren zurück.)

§. 39. Wir bekommen so von diesen mit 13 Sensitiven oft wiederholten Versuchen folgendes Schema:

Meine Rechte gegenüber der sensitiven Rechten gab lan

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Und sofort erhalten wir das Gesetz:

Gleichnamige Seiten einander zugekehrt geben lan,
Ungleichnamige Seiten einander zugekehrt geben kühl:

oder:

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