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§. 250. Fast alle andern Sensitiven, die mir erlaubten, diese Versuche mit ihnen zu machen, und zwar namentlich die Frl. Caroline Ebermann (15), Geraldini (69. 139), Zinkel-Bayer (29), Hermine Fenzl (6), die Frauen Cecilie Bauer (9), Preinreich (53) und Sylvia von Varadh (21), dann die Herren Dr. Natterer (58), Sturm (28), Klein (53), Professoren Ragsky (5)* und Rösner (21), Leopolder (121), Kratochwila (12), Schuler (6), Hochstetter (1o), Sartorius (2), Ritter von Rainer ("), Dr. Nied (21), Staiger (76), Fichtner (2), Mauch (16), Delhez (5), Ritter von Sidorowicz (39) und von Siemianovski (*), diese alle erklärten, daß ihnen meine geradeaus beiderseits neben die Magengrube gesezten Finger angenehm und kühlig, meine gekreuzten aber lauwidrig, beängstigend, Magendrücken bis zur Gränze der Uebelkeit erzeugend fey, mehr und minder, je nach dem Grade ihrer Sensitivität.

§. 251. Der fgl. schwedische Leibarzt Herr Professor Huß (17) empfand die gekreuzte Wirkung bis zu einiger Eingenommenheit des Kopfes. Frau Kienesberger (341) beklagte sich hierbei über krampfartige Wirkungen gegen den Rückgrat, den Hals und die Zungenmuskeln. Max Krüger (5) und Frl. Nather fühlten die Kühle und die Lauwidrigkeiten stärker auf der Magengrube, als selbst mit ihren Fingerspißen. Wird Ersterem (2) dadurch die Magengrube kalt, so entsteht in den Beinen Wärmegefühl. Frl. Krüger (36) fand die angenehme Lage beruhigend und einschläfernd, während sie von der lauwidrigen zur Ungeduld aufreizend affizirt wurde. Wenn ich Herrn Dr. Heinrich Löw gekreuzte Fingerspißen auf die Magengrube legte, so war ihm dieß nicht bloß hier schmerzlich, sondern sie erzeugten ihm unverweilt Ohrensausen, Gehörverlegung, halbe Taubheit und anderes Mißbehagen. Durch Umkehr meiner Fingerlagen wurde alles sogleich wieder behoben.

§. 252. Es ließ sich diese Reaction auch auf dem Rücken versuchen. In der That, wenn sich Herr Gustav Anschüß (198) umwendete und ich auf seinem Rücken die Stellen aufsuchte, die ungefähr denen zu beiden Seiten der Magengrube entsprachen, so befand ich mich wieder auf zwei Punkten, welche eine ungewöhnliche odische Reizbarkeit und zwar ganz in eben der Weise zeigten, wie die beiden andern vorne auf dem Magen. Dabei fand jedoch der Unterschied statt, daß ihre odischen Werthe nun auch umgekehrt waren, und geradaus darauf gelegte Finger lauwidrig, die von gekreuzten Händen hingegen angenehm und kühl empfunden wurden. So fielen die Versuche aus, die ich an Frl. Beyer (249) und Zinkel (807) zur Bewährung wiederholte.

§. 253. Die Stellen aber, auf die ich solcher Weise von vorne und von hinten einwirkte, waren genau die, auf welchen die beiden Flügel des Sonnengeflechtes, die dichtesten Anhäufungen der Ganglien des Plexus solaris liegen. Die so sehr reizbaren Stellen im Bauche der Sensitiven sind also nicht der Magen, sondern das Nervengeflechte des Solarsystems, und

wenn dabei der Magen in Mitleidenschaft gezogen wird, so wird das wohl nur durch Consensualität und Nervenreflere von den Ganglien aus der Fall seyn. §. 254. Einen Controlversuch ließ ich die Sensitiven an sich selbst vollbringen. Ich bat Herrn Delhez (33) und Herrn Dr. Nied (21), die Frl. Glaser (1) und Beyer (250), endlich die Frau Baronin von Tessedik (22), ihre eigenen Finger auf die Herzgrubenstellen zu legen, die sich so empfindlich gezeigt hatten. Thaten sie dieß mit den zunächst liegenden Händen, d. h. seßten sie die rechten Finger auf ihre rechte Seite, die linken auf ihre Linke, so erzeugten sie sich selbst empfindliches Leiden; nicht nur diese Flecke und der Magen, sondern auch die Hände, Arme und der Kopf wurden. bei kurzem Verweilen schmerzlich lauwidrig ergriffen. Wies ich sie aber an, dasselbe mit gekreuzten eigenen Händen zu thun, so daß sie ihre rechten Finger auf den linken Flügel des Sonnengeflechtes und die linken Finger auf den rechten Lappen brachten, dann war alles gänzlich verändert und alle widrigen Gefühle waren in kühlige, erfrischende, erleichternde und angenehme verwandelt.

§. 255. Dieß gab mir Hoffnung, nützliche Anwendung davon zu machen. Ich rieth den sensitiven Personen, die an sogenannten Magenbeschwerden leiden und die jeden kleinen Verdruß, Schreck, Aerger gleich mit Magenleiden büßen müssen, sich aller Arznei zu enthalten und statt ihrer bloß die Hände in der Art kreuzweise auf den Magen zu legen, daß die Rechte auf die linke Seite und die Linke auf die rechte Seite zu liegen kommt, ohne einander selbst zu berühren. Dieß befolgte namentlich Frl. Zinkel (349). Und in der That hatte ich das Vergnügen, bald zu hören, daß meine wohlfeile Heilmethode einen überraschend guten Erfolg gehabt hatte. Noch kräftiger war die Wirkung, wenn die Finger ein klein wenig von oben nach unten hinstreifend angewandt wurden, so daß kein langes Verweilen auf ein und derselben Stelle stattfinden konnte. Man lernt daraus, daß eine gute Menge der Schmerzen, gegen welche ganz zweckwidrig bittere Magentropfen und andere Mittel gegeben werden, nicht im Magen ihren Siz haben, sondern nervöse Affectionen der Ganglien des Sonnengeflechtes sind, die vielleicht einigen Refler im Magen ausüben, vielleicht aber auch nicht einmal dieß, sondern bloß von Verstimmungen in der Verbindung des nervus sympathicus, vagus und vielleicht diaphragmaticus herrühren. Bei meinen Versuchen tritt es unzählige Male ein, daß irgend eine odische positive Reaction Magendrücken erzeugt. Seitdem ich weiß, in welchem odischen Rapport die obern und untern Extremitäten mit dem Solarsystefft stehen, hat dieß nicht das geringste auf sich; ich laffe meine Finger ein oder zweimal über Brust und Bauch hinabstreifen, und unverzüglich ist das Magenweh hinweggeblasen.

§. 256. Zum Ueberflusse nahm ich noch einige Controlversuche mit Magneten und Krystallen vor. Ich legte den Frl. Amalie Krüger

und Aßmannsdorfer, während sie in Normalrichtung auf dem Rücken lagen, Magnetstäbe quer über die Herzgrube. Beide vertrugen dieß ziemlich gut, wenn der genNordpol nach Ost, und folglich der genSüdpol nach West gerichtet war; denn in diesem Falle lag jener negative Pol auf ihrer odpositiven Seite und umgekehrt, also freundliche Pole beisammen. Kehrte ich aber die Magnetstäbe um, so daß der negative Pol gegen West und somit auf die odnegative rechte Seite zu liegen kam, so erzeugte dieß Beiden augenblicklich Peinlichkeiten, die sie nicht aushielten und auch nicht duldeten.

§. 257. Mit Krystallen bedurfte es nicht einmal meines Zuthuns. Ich traf die Frl. Azmannsdorfer ("), die einen Gypsspath von mir bei sich hatte, zweimal an, indem sie denselben quer über die Magengrube liegen hatte. Dazumal, selbst noch unbekannt mit den Verhältnissen des Sonnengeflechtes und seinen Beziehungen zur odischen Kraft vermochte ich nicht einzusehen, was sie damit bewirken sollte. Sie sagte auf Befragen jedesmal, es thue ihr dieß wohl im Magen. Einmal wollte ich den Krystall umkehren, sie duldete es aber nicht und seßte mir die Behauptung entgegen, nur in der Richtung, die sie ihm gegeben, thue er ihr wohl, in der umgekehrten aber wehe. Nun lag er aber so, daß der odnegative Pol auf ihrer linken, also odpositiven Seite sich befand. Sie hatte also ohne all mein Zuthun durch bloßen Fund das zu ihrem Nußen herausgebracht, was ich auf dem weiten Wege der Theorie ermittelte. Später machte ich damit einen Versuch bei Frau Kienesberger ("); ich legte ihr einen spannenlangen Bergkrystall auf die Magengrube, und ließ sie selbst suchen, in welcher Richtung er ihr am angenehmsten seyn würde. Sie fand bald die Richtung heraus, in welcher der odpositive Pol zu ihrer Rechten lag, also wie. bei Frl. Aßmannsdorfer. Jede andere Richtung erklärte sie für unangenehm, die aber, wo der odpositive Krystallpol zu ihrer Linken kam, für ganz unerträglich.

§. 258. Alle diese Beobachtungen über den Magen lehren uns, daß nicht der Magen und nicht die Magen- oder Herzgrube an sich es ist, welche bei den Sensitiven so empfindlich sich zeigt, sondern die in dieser Gegend gelegenen gehäuften Ganglien des Sonnengeflechtes. Dieses ist nun hier in seinen beiden Flügeln odisch polar, und zwar rechts odnegativ, links odpositiv; es kann von vorne und von rückwärts darauf reagirt werden, und seine Affectionen verbreiten sich nach dem Magen und auf den großen hier influirenden Nervenftämmen weiter im Körper.

f) Die Genitalien.

§. 259. Dominus Gustavus Anschütz (146), in matrimonio vivens, observationes de genitalibus mihi communicavit. Mulieres manu

sinistra invenisse testiculos viriles omnino subfrigidos, dextrum frigidum, sinistrum tepidum, ait; ipsum penem indicavisse bipartitum, dimidiam tubam, dextram nempe, frigidiusculam, sinistram calidam, imprimis in statu erectionis. Glans in erectionibus semper calore praevalente excelluit. Sensu contraposito res manu dextra se dabant. Diversae experientiae, quas alias ipse collegi, has depositiones omni sensu confirmabant. Genitalia feminina non examinavi.

Ipsa genitalia ergo sese induta declarant polaritate odica.

g) Der Kopf.

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§. 260. Frl. Weigand (72) legte mir ihre linke Hand auf den Kopf und fand die rechte Seite desselben kühl, die linke warm. Hr. Anschütz befühlte mit derselben Hand auf beiden Seiten meines Kopfes das os parietale und fand es rechts kühl, links lauwidrig. Frl. Reichel that dasselbe mit ihrer rechten Hand und fand die rechte Seite laulich, die linke kühl. Eben dieß that sie in meiner Gegenwart auch auf dem Kopfe des Hrn. Kotschy und fand es bei ihm ebenso; dieß Alles ist in einfacher Uebereinstimmung mit dem Geseze der Latitudinalage, wonach die rechte Seite odnegativ, die linke odpositiv ist.

§. 261. Frl. Zinkel (1156) prüfte meinen Kopf mit beiden Händen vorne und hinten. Mit ihrer Rechten fand sie meine Stirne im Gegensaße mit meinem Hinterkopfe kühl, diesen aber laulich; mit ihrer Linken die Stirne laulich, den Hinterkopf kühl. Dieß war normale Folge des Gesetzes der Transversalare, wonach die Vorderseite odpositiv, die Rückseite oduegativ ist.

§. 262. Schon von Kinderjahren her kannte Frl. Zinkel an sich die Eigenheit, daß sie beim Lesen nicht wie andere ihren Kopf mit der Hand stügen konnte und zwar war und ist ihr dieß links wie rechts unaushaltbar. Zwingt sie sich hiezu, so wird ihr die Hand und der ganze Arm heiß und Kopfweh befällt sie. Ja während sie mir dieß nur zu zeigen beschäftigt war, wurde sie durch den bloßen Versuch von beidem betroffen. Dieß geschah jedoch nur dann, wenn sie, wie es gewöhnlich und natürlich ist, mit demselben Arme dieselbe Kopfseite, also mit dem rechten die rechte stüßen wollte. That sie es ins Kreuz, so daß sie mit der rechten Hand die linke Kopfseite oder mit der linken die rechte stüßte, so empfand sie nichts von diesen Widrigkeiten und die Kopfunterstützung war ganz kühl und für einige Zeit behaglich, obwohl unbequem aus mechanischen Gründen und deßhalb unbenüßbar. Ganz dasselbe ergab sich bei Joseph Czapek (36). Ebenso sprach Herr Delhez (179); sein ganzes Leben lang vermochte er nie den Kopf mit der Hand zu halten. - Frl. Josephine Geraldini (1) und Beyer (92) durften gleichseitige

Hände nie an ihre Schläfe anlegen, sie hielten es keinen Augenblick aus. — Wenn Hr. Fichtner (50) im Schlafe zufällig die Hand unter das Ohr brachte, auf dem er lag, so wachte er auf und mußte die Hand entfernen. Hr. Steiger ("), Professer Unger (16) und Frl. Karhan (6) sind nur dann im Stande, den Kopf mit der Hand zu stüßen, wenn dieß so bewerkstelligt wird, daß dabei ihre Fingerspißen hinübergreifen auf die entgegengesetzte Kopfhälfte, sey es über den Scheitel eder unter dem Kinn weg. Hr. Major Philippi (20), Dr. Löw (19), Leopolder (2), Klein (39), Enter («*) und Katharine Rupp (") vertragen alle es nicht und thun es auch nie, weil sie aus vieler Erfahrung wissen, daß die Handstüße ihnen den Kopf dumpf und heiß macht und bald Kopfschmerz erzeugt. Da man den Kopf nur mit der gleichnamigen Hand seitlich stützen kann, so springt der Grund der Unthunlichkeit in die Augen.

§. 263. Der Frl.. Weigand (7) gab ich eine Glasröhre, eine Barometerröhre, wie sie mir so eben zur Hand lag, mit dem einen Ende in ihre Linke, und brachte an das andere mein rechtes Ange; sie sand die Röhre kalt werden. Darauf brachte ich mein linkes Auge an die Röhre: sie fand sie nur lauwidrig werden.

§. 264. Um einanter näher gelegene Theile des Kopfes zu prüfen, steckte ich das eine Ente der Glasröhre in meinen rechten Nasenflügel, während Frl. Weigand (2) das andere mit der linken Hand hielt. Sie fand, daß das Glas sich erkühle; dann steckte ich den Glasstab in meinen linken Nasenflügel, das Mädchen fand jezt, daß die Kühle verschwand und der Wärme Platz machte. Denselben Versuch führte ich mit Hrn. Gustav Anschütz (19) mit gleichem Erfolge durch.

§. 265. Endlich um nach Dualism in der allernächsten Nähe zu forschen, gab ich Hrn. Anschüß (195) und ein andermal der Frl. Zinkel ein gläsernes Rührstäbchen, wie es die Chemiker zu gebrauchen pflegen, mit dem einen Ente in ihre linke Hand, das audere Ende nahm ich in den Mund und legte es auf meine Zunge. Schob ich das Stäbchen nach rechts auf dieser, so gaben mir beide lauwarme, schob ich es nach links, fühle Empfindung an. Brachte ich es bei Hrn. Anschütz auf die Mitte meiner Zunge, ihrem Scheitel entlang, so erhielt er in seiner Hand viel schwächere odische Einwirkung und beständig wegend zwischen lau und kühl. Ich wiederholte den Versuch in seiner (196) rechten Hand, und erhielt überall die nämlichen Ergebnisse mit umgekehrter Benennung. Also selbst ein so wenig getheiltes, ganz in Flüssigkeit eingehülltes Organ, wie die Zunge, das noch überdieß im Innern des thierischen Leibes liegt, ist mit einem so entschiedenen odischen Dualismus angethan, daß seine Wirkung durch die Länge eines Glasstabes bis in die Hand eines Sensitiven durchströmt und sich laut kenntlich macht. §. 266. Damit wird es nun vordersamst genng seyn, um die

v. Reichenbach, der sensitive Mensch 1.

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