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derselben in Papier eingewickelt: ste sahen aus, wie in Papilloten gewickeltes Naschwert eines Zuckerbäders. Niemand konnte außen ihren Inhalt erkennen oder auch nur vermuthen. Ich streute sie ohne Ordnung auf einem Tische aus, so daß fie einzeln etroa eine gute halbe Spanne weit auseinander lagen und fragte nach einigem Zuwarten das Fräulein, ob sie, wenn sie mit der flachen Hand langsam darüber hinschwekte, in dem Abstande von etwa zwei Fingerdicen, nicht irgend einen Unterschied unter diesen Dingen fühlte? Sie that's mit ihrer Nechten und erklärte alsbald, daß einige von diesen Papilloten eine ziehende Einwirkung auf ihre Hand übten, andere dagegen nicht. Auf meinen Wunsch machte sie nun eine Auslefe von ziehenden und von nicht ziehenden Stückchen. Uls von beiden Seiten ein Häufchen beisammen war, ergriff ich das Eine mit der einen, das Andere mit der andern Hand und legte sie vor Berzelius nieder: „diese da ziehen“ sagte ich ihm, „umd jene da ziehen nicht; öffnen wir nun die Papierhüllen und schauen, was darin ist." Als dieß geschehen war, ergab sich die merkwürdige Thatsache, daß alle Nichtziehenden elektropositive, und alle Ziehenden elektronegative Stoffe enthielten. Jene waren Rhodium, Nickel, Iriv, Kaffein 2c., diese Schwefel, Selen, Antimon, Weinsäure 2c. Der große Meister der elektrochemischen Theorie war nicht wenig überrascht, in sensitiven Nerv ein ganz neues Reagens zu finden, das seiner Schöpfung einen frischen Grundpfeiler liefern mußte. Von diesem Augenblicke an war er für meine Ansichten davon gewonnen und hat dieß bekanntlich in einer öffentlichen Rebe zu Bonn und später in seinem Jahresberichte von 1846 laut ausgesprochen. Der edle Schwebe ist todt, aber der Zeuge dieser kleinen, jedoch nicht folgenlosen Begebenheit, Hr. Hofrath Hochberger, lebt wohl und gesund zu Karlsbad.

§. 1395. Das Ziehen der odnegativen Körper in der rechten Hand ift eine Erscheinung, die nicht immer, aber häufig bei höher Sensitiven vorkommt. Weil sie nicht constant auftritt, habe ich davon keinen öffentlichen Gebrauch gemacht. Sie ist eine Vorempfindung, welcher bei längerer ober stärkerer Einwirkung meist schmerzloser Krampf folgt. Die ziehenden Gefühle find wahrscheinlich die ersten vorläufigen Spannungen, welche vie odisch afficirten Nerven auf die Muskeln ausüben, die Einleitung zum Krampfe. Als ich der Baronesse Seckendorf mit dem negativen Pole eines Gypsspathes über die rechte Hand ging, klagte fie über Ziehen und jene wurde nebst dem ganzen Arme steif; unmittelbar darauf verfiel fie in Somnambulism.

§. 1396. Die meisten der auf der Tafel verzeichneten Reactionen wurden nicht durch unmittelbare Berührung, sondern vielfältig nur durch Annäherung der innern Handfläche an dieselbe gewonnen, indem sie auf einem Tische, Buche, Polster lagen, wie bei Fräulein von Sedendorf; so bei Frl. Dorfer (5), Hrn. Hütter ("), Baronin von Natorp u. a. Ebenso be fanben sie sich bei vielen in Papilloten, namentlich bei Hrn. Hütter (3),

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Sturmann, Nather u. a. m. Bei vielen wurde die Probe der einen Hand durch die andere controlirt; z. B. Frau Kienesberger (") fand Quecksilber, Cadmium, Nickel, Rhodium, Frid, Wismuth, Pallad, Zink, Blei warm in ihrer Linken, aber gleichzeitig kühl, wenn sie sie in die Rechte nahm. -Fräu lein Agmannsdorfer fand eine Menge Stoffe, wie Flußspath, Schwerspath, Rallipath, Gypsspath, sehr angenehm fühl in ihrer Linken; ganz anders aber wars wenn sie sie in ihre Rechte herüber nahm, wo sie sie in Kurzem lauwidrig fand. Frl. Beyer (64 374) konnte Kupfergelb wohl einige Zeit in ihrer rechten Hand halten, aber keinen Augenblid in ihrer linken, ohne davon bis in Magen betroffen zu werden und bei turzem Verweilen Uebelfeit und Krampf zu wagen. Ein andermal (266) fühlte sie Kupfergeld in der Linken warm, fast heiß gebend, in der Rechten tühlig. - Frl. Geral dini (6) fonnte meffingene Thürschnallen mit der Rechten ungestraft ergreifen, miit ber Linken ward es ihr peinlich. - Der Frl. Zinkel (1289) gab ich einen runden Klumpen Blei zum Ueberfühlen; sie hielt die inneren Handflächen ungefähr zwei Fingerdiden hoch darüber. An ihrer Linken empfand sie lauwidrige Einwirkung, an ihrer Rechten kühlig angenehm. Dann gab ich ihr ein Glasstäbchen in die Hände, mit welchem sie den Bleitlot betasten sollte; sie fühlte denselben, - ein Ende am Blei, das andere zwischen den Fingern, links lauwidrig; rechts fühlig und behaglich. Das Blei reagirte also vollständig odpositiv. Ein andermal legte ich der Frl. Zinkel (13) Schwefel vor und ließ sie denselben mit einem Glasstabe berühren; in der Linken fand sie ihn fühl, in der Rechten aber laulich; der Schwefel wirkte also odnegativ. Frl. Dorfer (55) empfand einen metallenen Fingerhut auf den rechten Fingern auf kurze Zeit fühl, leicht und behaglich, auf den liuken aber lauwidrig, schwer und mißbehaglich. Ein recht niedliches und anschauliches Beispiel von odpofitiver Polarität der Metalle in ihrer Einwir fung auf Menschen gab folgender Versuch. Ich habe schon erzählt, daß die Sensitiven nicht zwischen zwei brennenden Kerzen aushalten wollten, sondern sie beide auf ihre linke Seite schieben, aus Grund der Negativität der Flammen. Wenn nun die Kerzen, die in versilberten Pakfongleuchtern stacken, links ausgeblasen waren, so beschwerten sich Hr. Fichtner (1), Gustav Anschütz (250), Nitter von Siemianovski (24), Frl. Geraldini (200), Beyer (848) und Zinkel (1275) aufs Neue; sie wollten die Leuchter nicht links stehen haben, sondern schoben sie beide auf die Rechte. Das odpofitive Pakfong machte nun seine gleichnamige Polarität links geltend, die nur rechts, als hier ungleichnamig, ertragen wurde. - Frl. Krüger (") fühlte sich von einer eisernen Blechplatte auf der linken Seite wärmer angestrahlt als auf der rechten, wo sie sie fast gar nicht empfand. Daraus entstand das sonderbare täuschende Gefühl, als ob ihr die Platte links näher wäre, als rechts: eine Erscheinung die man in der Art, wie man von einem optischen Betrug spricht, einen odischen Betrug nennen muß.

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§. 1397. Kalium wurde äußerst start positiv empfunden; Fräulein Mair (165) wurde davon heißroth im Gesichte, hatte schnell Druck im Magen und Kopfe, Ucbelleit, und brach zu meinem Erstaunen in kürzer als einer Minute von seiner heftig positiven Einwirkung am ganzen Leibe in Schweiß aus. Mit ähnlichen, doch schwächeren Wirkungen durchdrang es bei Fräulein Agmannsdorfer (67) alle Einhüllungen. Frl. Zinkel und Hr. Richard Schuler (*) fanden in Glas eingeschmolzenes Kalium links warm und prickelnd, rechts fühl, nicht prickelnd, angenehm.

§. 1398. Eisen, außer seinen odischen Eigenschaften als Metall, nimmt in jeder Lage Erdpolarität an und wirkt deßhalb bei jeder Bewegung anders auf den menschlichen Leib. Alle höher Sensitiven vertragen vaher den Umgang mit eisernen Instrumenten nicht. Hr. Steiger (67), ver Tischler Bollmann (5), Hr. Dr. Löw (38), Leopolder (s), Frl. Reichel (8), Geraldini (179), Beyer u. a. vermochten kaum mit eisernem Blechlöffel zu essen. — Frau Müller (6), Frl. Geraldini (147), Poppe (7), Beyer, Martha Leopolder (“), Nowotny, Reichel, Karhan (*), Zinkel, Bernazke (51) u. a. konnten entweder gar nicht, oder nur sehr ungerne eine stählerne Planchette tragen und mußten darauf entweder ganz Verzicht leisten over sich welcher von Fischbein bedienen. Frl. Zinkel (126) saß wartend auf einer Bank und hatte einen großen Schlüssel zur Kellerthür in der linken Hand. Während sie verweilte, wurde die Hand pamstig, fühllos, endlich kalt und entfärbt; die Finger waren weiß geworden und der Schmerz griff bis zum Ellbogengelenke hinauf. Sie legte nun den Schlüffel weg. Das Uebel begann sogleich abzunehmen, und wie es von den Fingern allmälig gegen den Arm hinaufge zogen war, so zog es jetzt herab, und endlich anscheinend zu den Fingerspigen hinaus. Ein andermal hatte sie einen ganzen Bund von vielen Schlüffeln in der linken Hand, mit denen sie fizend mit gekreuzten Armen verweilte. Nach einiger Zeit, als sie die Arme öffnen wollte, fand sie den ganzen linken Arm steif, die Hand sammt dem Arme gänzlich kalt und so fühllos, daß sie nicht mehr zu erkennen vermochte, ob sie etwas in der Hand halte oder nichts. Sie ließ die Schlüssel unwillkürlich fallen. Kaum war dieß geschehen, so trat Ameisenlaufen und zahlreiche stärkere Stiche im Arme ein, bald begann Wärme zurückzukehren, es strömte durch den ganzen Arm ein griebelndes Gefühl hinab, durch die Hände und die Fingerspißen hinaus und nun war Alles verschwunden, Arm und Hand hergestellt. Ein brittes Mal stand sie auf einer cifernen Zugbrücke, die über einen Graben meine Wohnung mit dem angrenzenden Walde verbindet. Nicht lange verweilte ste da, als sie die Füße herauf, besonders aber im linken Fuße, dieselben Empfindungen gewahrte. Das lalte Fühlloswerden (pamstig) zog herauf bis in die Kniee. Als dieß immer zunahm und die Füße steif zu machen drohte, ging sie hinweg auf steinernen Boden im Vorhause, wo sich dann unverweilt

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das Uebel wieder verlor, indem es die Füße hinabwanderte und zu den Zchen hinauszuziehen schien. Manche Frauenzimmer konnten nicht einmal Strids nadeln oder Nähnadelu zwischen den Fingern halten, wie Frl. Weigand, Baronesse Caroline von Oberländer (1), Frau Breinreich (7), Frl. Beyer (284), Sturmann u. a. Wenn sie weibliche Arbeiten zu machen versuchten, wurden ihnen die Finger fühllos, pelzig und die Nadeln entfielen ihnen aus den Händen. Sind solche Frauenzimmer zufällig arm und müssen von ihrer Urbeit leben, so sind sie dann sehr unglücklich und geradezu auf das Mitleid anderer Menschen angewiesen. Hr. Weidlich () vertrug nicht einmal das Barbiermesser und hatte stets Noth, sich nur des Bartes zu entledigen. Ja von vielen Frauenzimmern erfuhr ich, daß sie sogar die gewöhnlichen eisernen Haarnadeln in den Haaren nicht auszuhalten vermochten. Frau Müller (1), Frl. Josephine Geraldini (147), Nowotny (ur), Sturmann, Karhau (“), Girtler, Reichel, Azmannsdorfer, Mair, Beyer (205), Zinkel (1035), Poppe (71), Barbara Hek (52) gehören dahin. — Wenn Frl. Zinkel (1491) von einem Ausgange vach Hause kömmt, so ist immer ihre erste Verrichtung, sich die Haarnadeln aus den Haaren zu nehmen, die ihr immer mehr oder minder Kopfschmerz verursachen. -Wenn sie (1552) Abends die Haare mit einigeu følchen Nadeln festheftet, so geschieht es gewöhnlich, daß sie sie mitten in der Nacht ausziehen muß, weil sie sie dergestalt beunruhigen, daß sie ihr den Schlaf rauben. Es werden hieraus, wie man leicht einsicht, lauter Kleine Induktionsmagnetchen, durch den Erdmagnetismus erzeugt, deren Pole, wenn sie auf gleichnamige Seiten des Kopfes fallen, rückstrichartige Lanwidrigkeiten erzeugen, die bald bis ins Hirn hineinwirken. Man hat noch andere weibliche Haarwerkzeuge, kleine Drahtringe, eiserne Drahträdchen, Stahlfämute, aller dieser Dinge müssen sich die höher Sensitiven gänzlich entschlagen; sie verursachen ihnen Kopsdrücken und Kopfschmerz, der steigend wächst, je länger sie solche Eisengeräthe an sich tragen. Beschäftigung mit Eisengeräthe verursachte der Frl. Blahusch (16) sogleich Kopfweh. Warm im Allgemeinen in der Wirkung auf die linke Hand fanden alle Sensitiven das Eisen, z. B. Hr. Sturm (5), Delhez (4) 11. v. a. — Letzterer fand meteorische Eiseumassen in meiner Meteoritensammlung aus Alabama, von Decalb und andern Fundorten, die von dreißig bis über hundert Pfund wogen, links durchaus und auf allen Punkten odlau, so lange er nicht näher als bis auf etwa einen Zoll mit seiner linken Hand hinzukam. Als er sich aber noch mehr näherte, schlug die Läue, welche bis zu starkem Prideln augewachsen war, in Kühle uni:- dieß geschah nämlich dann, wenn seine Hand der Eisenmasse so sehr angenähert war, daß die Absorption der strah. lenden gemeinen Wärne aus seiner Hand von der falten Eisenmasse so groß wurde, daß das daraus hervorgehende Kältegefühl die Empfindung von odischer Läue überwog. Diese feine Unterscheidung darf überall beim Ueberfühlen

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von starken Wärmeleitern nicht übersehen werden, wenn man nicht Täuschungen unterliegen will.

Viele Menschen vertragen es nicht, auf einer Eisenbahn zu fahren. Frau Leopoldine Hck (2), der schweizerische Gesandte Herr Steiger (*) u. a. finden sich davon unausstehlich wibrig angegriffen. Man könnte dieses vielleicht von der gleichförmig eigenthümlichen Erschütterung herleiten, und nicht der Sensitivität zuschreiben, sondern auf Rechnung der Sensibilität seßen; allein dem widerspricht eine andere hieher gehörige Erfahrung; die Fräulein Beher (519) nämlich fand sich, wenn sie über eine Eisenbrüde ging, so außerordentlich widrig in odpositivem Sinne angegriffen, daß sie das Ende derselben nur mit Anstrengung zu erreichen vermochte. Hiebei nun fand keine Erschütterung statt, es war rein die Wirkung des großen Metallörpers, wie bei der Eisenbahn, welcher burch seine odischen Emanationen verstimniend auf deu lebenden Leib der Sensitiven einwirkte.

§. 1399. Blei habe ich schon besprochen. Hier will ich nur noch der Spießglanzlegierung desselben erwähnen, worüber Prof. Endlicher (1) Erjahrungen gesanmelt hat. Als er seine chinesische Grammatik herausgah, faud sich in Wien kein Schriftseger, der den Satz zu machen im Stande gewesen wäre. Endlicher sah sich also genöthigt, selbst Hand anzulegen und einige Zeit lange den Seher zu machen. Aber er war außer Stande, bei dieser Arbeit längere Zeit auszuhalten, und mußte dazwischen eft Baufen machen, bisweilen längere Zeit ganz ausseßen. Das Schriftmetall verursachte ihm peinlich wärmliche ekelhafte Empfindungen, die er nicht zu beschreiben vermochte, die aber offenbar nichts anders waren, als die edpositive Reaction des Metalls.

§. 1400. Zinn, als Löffel, vertrugen viele Sensitive nicht, z. V. Bollmann (5), auch nicht als Teller, Schüffeln, Becher; allein dieß war nur dann der Fall, wenn das Zinn mit Blei versetzt war, wie es bei allen diesen Geräthen gewöhnlich der Fall ist. Reines Zim ist dasjenige unter den unedlen Metallen, welches die Sensitiven noch hei weitem am chesten vertragen. Frl. Beyer (877) versicherte mich, daß sie einen Löffel von reinem Zinn selbst einem von Silver verziche, welcher den gewöhnlichen Kupferzusatz habe.

§. 1401. Kupfer reagirt vor vielen andern Metallen start obpositiv und eigenthümlich schmerzlich auf sensitive Personen. Es ist eine sehr allge. meine Erfahrung unter ihnen, daß sie Kupfergelb nicht lange in der Hand vertragen. Frl. Beher (136 206) erhielt davon gefrenzien Kopfschmerz, rechts, wenn sie das Geld in der Linfen hielt, liuks, wenn sie es in der Rechten hielt. -Bei andern Versuchen ward ihr (874) davon balb warm, Hige fiieg auf, fie erhielt Kopfschmerz, murde endlich im Gesichte roih und brach in Schweiß aus. -- Josephine Zinkel-Baier (*) erhielt, wenn sie Rupfergeld kurze

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