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Drahtspirale, von Elektricität durchströmt, auf die odische Empfindlichkeit der Sensitiven wirke und in ihnen dynamische Bewegungen hervorbringe in der Weise, wie sie dieß in den magnetischen Metallen thut, und auch in demselben Sinne wie bei diefen.

§. 1196. Genauere Versuche stellte ich darüber mit Frl. Azmannsdorfer an. Zu ihrem Verständnisse muß man sich zuvörberst ins Gedächtniß zurückrufen, daß ein positiv elektrischer Strom, der über eine schraubenrechte Drahtspirale läuft, einem darein eingehüllten Eisenstabe bei seinem Eintritte einen magnetischen genSüdpol und bei seinem Austritte einen genNordpol beibringt, und daß dieß Verhältniß bei einem schraubenlinken Drahte das umgekehrte ist. Dieß findet hier seine Anwendung auf die mit dem Magnetismus verflochtene Obpolarität.

Um nun den Maßstab richtiger Beurtheilung an die Erscheinungen legen zu können, muß man die in den Drahtwickel eingehüllten Arme, Füße und den Leib wie einen dicken Eisenstab betrachten, auf den der elektrische Strom inöglichen Falles richtend wirkt, ob magnetifirend oder ob odend, oder ob beides, oder ob eines durch das andere, das sind die Fragen, welche uns die Wissenschaft nun aufgibt und auf die wir die Antworten durch schwierige Untersuchungen hindurch zu suchen haben. Hier in diesem Bande meiner Schrift können sie nicht erschöpfend gelöst werden, weil es sich nicht um Od und Elektricität, sondern um Od und Menschenleib handelt. Die Lösung wird der Vorwurf einer andern Abhandlung werden, hier können nur im Vorbeistreifen einige Thatsachen dazu geliefert werden.

§. 1197. Da bas Kupfer, wie wir wissen, für sich allein stark odpositiv reagirt und für sich schon den Sensitiven sehr widrig ist, so darf dieser Umstand in der Rechnung nicht außer Acht gelassen werden. Diese Widrigkeit ist so stark, daß einzelne Sensitive zu Versuchen damit nicht zu bewegen waren. Die Fran Barouin von Augustin (65) legte eine Kupferdrahts rolle mit der besten Absicht um den Leib, fand sich aber davon so unangenehm afficirt, daß sie es gleich wieder abwarf, ehe ich einen Versuch damit zu machen im Stande war.

§. 1198. Der Frl. Azmannsdorfer (355 356) nun wickelte ich um den linken Arm zweimal eine kupferne Drahtschraube von beiläufig 50 Windungen, die eine schraubenliuks, die andere schraubenrechts, den Draht ungefähr eine Linie dick. Als sie den schraubenlinken Wickel umhatte, brachte ich feine Enden in Verbindung mit einem einzelnen Smee'schen ZinkfilberElement von etwa einem Viertelquadratfuß Fläche. Das Ersiemal seßte ich den Zinkpol unten bei der Hand, den Silberpol oben bei der Schulter an. Davon ward der Arm kühl, leicht, Kopf helle, frisch, die Augen frei, im ganzen Befinden Wohlbehagen. Das Andercmal brachte ich den elektrischen Strom umgekehrt, das Zink oben bei der Schulter an, das Silber

unten bei der Hand, und hatte nun den entgegengesetzten Erfolg: die Kühle verschwand, der Arm wurde warm, schwer, der Kopf wurde betäubt, zum Denken unfähig, ein krampfig schluchzendes Gähnen trat ein, die Augen füllten sich mit Thränen, die sie neblich trübten, die Brust erlitt krampfhafte Beklemmungen und im ganzen Leibe trat peinliches Mißbehagen ein.

Schraubenlinker positiv elektrischer Strom demnach über den linken Arm hinab, von welchem unten ein magnetischer genSüdpol zu erwarten war, wirkte kühlend wie odischer Fortstrich; hinauf, wo unten ein magnetischer genNordpol möglich, lauwidrig wie odischer Rück strich.

Als sie hierauf den schraubenrechten Wickel umbekam und ich die Versuche in eben der Ordnung und Art wiederholte, so erhielt ich überall die. entgegengeseßten Resultate. Die Anode oben bei der Schulter angebracht trat Lauwidrigkeit, Krampfgähnen, Schwere, Augenbrennen und Thränen, Brustbeklemmung, Beginn von Herzkrämpfen ein, alles genau wie wenn ich ihr Rückstriche beibrachte; die Anode unten bei der Hand angebracht kam Kühle den Arm herabgeströmt, Leichtigkeit, Brustbefreiung, Augentrocknen, heller Kopf und Heiterkeit kamen über die Sensitive, die bald in Einschläferung übergingen. Im ersten Falle mußte die Schulter, im zweiten die Hand odpositiv geworden seyn und umgekehrt.

Wie der schraubenrechte positiv elektrische Strøm den Arm hinab odrückstrichartig gewirkt hatte, so wirkte er den Arm hinauf odfortstrichartig.

Oder mit andern Worten: die Anode bewirkte Fortstrichkühle schrau benlinks hinab und schraubenrechts hinauf; Nücstrichläue schraubenlinks hinauf und schraubenrechts hinab. Von der Kathode gilt alles umgekehrt.

Um dieß Ergebniß zu beurtheilen, muß man zurückgehen auf die magnetischen Pole, welche man der Einwirkung der elektrischen Ströme auf den Arm nach Analogie des Magnetismus zugestehen kann. Den Arm nämlich aus Eisen bestehend gedacht, würde die Anode, schraubenrechts über seinen Widel hinabgeführt oben einen genSüdpol, folglich unten bei der Hand einen gen Nordpol erzeugen. Ebenso würde sie schraubenlinks hinaufgeführt, unmittelbar unten bei der Hand einen gen Nordpol hervorbringen. Beides sind aber gerade die Fälle, in welchen Fortstrichfühle auftrat. Anderseits würde die Anode, schraubenrechts hinaufgeführt, unten bei der Hand einen genSüdpol bewirken. Ebenso würde sie schraubenlinks hinabgeführt oben einen genNordpol, folglich unten bei der Hand einen genSüdpol machen. Beides sind aber wiederum die Fälle, in welchen Nückstrichläue zum Vorschein kam. So kommen wir also auf das weitere Ergebniß, daß nämlich, wenn durch den elektrischen Wickelstrom in der linken Hand die Erzeugung eines magnetischen genNordpols voraus

gesezt werden kann, odnegative Fortstrichtühle entsteht; umgefehrt, daß wenn darin ein gen Südpol entstehen kann, odpofitive Rüdstrichläue eintritt.

Oder mit kurzem anderem Ausdruce, unter den angeführten Umständen geht gleichen Schrittes:

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§. 1199. Man sieht leicht, daß die Forschung auf obigem Wege, wo ich die Sensitive in Drähte einwideln mußte, mit viel Mühseligkeiten verbunden war, und nur wenige sich bequemen mochten, zu solcher Procedur sidy willig herzugeben. Um diesen lästigen Schwierigkeiten los zu werden, sann ich auf einen andern Weg zum Ziele. Ich ließ einige weite leinene Aermel machen, die man über die gewöhnlichen Kleider anziehen konnte und umwickelte sie mit 50 Kupferdrahtwindungen. Jede Windung, damit sie in der rechten Lage verharrte, ließ ich durch einige Nadelstiche festnähen. Ebenso ließ ich einen Leib mit Armlöchern und einen Fußsack zubereiten. Einige ließ ich schraubenrechts, andere schraubenlinks richten. Wollte ich nun Jemand in Drahtwickel verseßen, so ließ ich ihn diese Ueberzüge über seine Kleider anziehen, und so war er ebenso schnell umwickelt, als er sich schnell ihrer wieder entledigen konnte, wenn sie ihm peinlich wurden. Es konute so der ganze Leib, oder willkürlich nur einzelne Glieder in Wickel verseßt werden. Das Ding ließ sich bequem zusammenlegen, war leicht, gut transportabel und entsprach allen Anforderungen an Zweckmäßigkeit.

§. 1200. Die erste Anwendung davon machte ich bei Hrn. Gustav Anschüß (""), dem ich einen schraubenrcäten Drahtärmel auf den linken Arm schob; als ich die Zinkanode einer Voltaschen Säule von der Hand aufwärts gegen die Schulter leitete, also unten einen muthmaßlichen genSüdpol erzeugte, so wurde die Hand warm. Seßte ich den Zinkstrom oben bei der Schulter an, so wurde die Hand kalt. Zog ich ihm den Drahtärmel über den rechten Arm, Zinkanode unten, ward die Hand ebenfalls warm; Zinkanode oben, so warb sie kühl. —- Mit Herrn Eduard Hütter ("") und dem Tischler Klaiber (9) wiederholte ich dieselben Versuche dreimal mit einem einfachen Smee'schen Elemente; jedesmal auf beiden Armen, auf jedem mit oben und mit unten angelegtem Zinkpolardrahte. Die Antworten fielen überall völlig übereinstimmend mit denen der Frl. Aßmannsdorfer und denen des Herrn Anschüß aus. Fünf Monate später nahm ich diefelben Versuche an ihm (^) mit einer Voltaschen Batterie von 40 Zinkkupferelementen vor, und zwar über seinen rechten Arm: das Ergebniß bestätigte nur das früher gewonnene. So mit Hrn. Kotschy (69. 70); die Einwirkung eines einzigen Smee'schen Elements auf den schraubenrechten Drahtwickel über seinem rechten Arme empfand er nicht; als ich aber 40 Zinkkupferpaare darauf spielen ließ, wirkten sie durchbringend auf sein Gefühl, und ich bekam auf

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meine Fragen überall dieselben Antworten, wie sie seine Vorgänger gegeben hatten. Frl. Dorfer (78.75) gab dieselben Antworten als ich eine Smees säule auf einen über ihren Arm geschobenen Drahtwickel wirken ließ. Frau Kienesberger (183) mit ihrem flaren Gefühle sprach sich sehr bestimmt aus. Der schraubenrechte Drahtwickel auf ihrem rechten Arme mit einer starken Smeeschen Batterie von fast 5 Quadratfuß Silberfläche erzeugte ihr kalte Hand, wenn die Anode oben an der Schulter angebracht war, mit ziehendem Schmerze von dieser bis zum Ellbogen herab; der Urm erschien wie gelähmt und Gehirnschmerz gesellte sich hinzu. Warme Hand aber erhielt sie, wenn die Anode unten bei dieser angebracht war, mit demselben ziehenden Schmerze, nun von den Fingern bis zum Ellbogen und Gehirnschmerz. Frau Johanna Anschütz (140 144 145, 149) schloß die Reihe dieser Zeugenver suche mit einem mehrfach variirten Experimente über ihre beiden Arme mit schraubenrechtem Wickel, die bei auf und absteigenben hydroelektrischen Strömen erst aus einem einfachen Smee'schen Elemente, bann aus einer Smeeschen Säule von sechs handgroßen Silberplatten mit allen chigen Angaben aufs Erfreulichste in Einklang waren.

§. 1201. Bei so völliger Uebereinstimmung aller hydroelektrischen Ströme, selbst wenn nur ein einziges Element angewandt worden, wollte ich, obwohl fast ohne Hoffnung auf Gelingen, einen Versuch mit dem elektrischen Neibungsstrome wenigstens nicht unterlassen. Ich steckte der Frau Kienesberger (184) (April 1846) einen schraubenrechten Drahtwickel auf den rechten Arm und verband das obere und das untere Ende desselben mit Leitungsdrähten zu Conduktor und zu Reibzeug. War der positive Sirom oben angebracht, und von der Schulter über den Arm bei der Hand hinaus zum Reibzeug geleitet, so empfand dieß doch wirklich die Sensitive, obgleich die Maschine nicht mehr als einen Zoll lange Funken gab. Die Hand wurde in diesem Falle kühl gefühlt bis zum Ellbogen hin, mit Schmerz im Nacken und Hirn. War aber der positive Strom unten angebracht, und von da nach oben zum negativen Neibzeug geleitet, so wurde die Hand warm, grufelnd, widrig bis gegen den Ellbogen hin. - Die Controlversuche machte ich mit Frl. Dorfer (". 75); unter derselben Anordnung, wie soeben angegeben, empfand sie nach jedesmal fünf bis sechs Glasscheibenunigängen der Elektrifirmaschine laue Hand, wenn der positive Strom bei ihr hereinkam, fühle dagegen, wenn er bei der Schulter eingeleitet wurde. Die entgegengesetzten Empfindungen gab sie dann an, wenn die negative Ableitung an diesen beiden Punkten angebracht war. Es hatte folglich auf dem schraubenrechten Wickel der pofitiv elektrische Reibungsstrom bei seinem Eintritt im Arme einen odpo= fitiven Pol erzeugt, bei seinem Austritte einen odnegativen, also ganz analog dem unter ähnlichen Umständen in einer Eisenstange erzeugten magneto-nega tiven genNord und magneto-positiven genSüdpol.

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§. 1202. Also sogar ein schwacher Reibungsstrom, der sonst Feine oder kaum merkbaren elektromagnetische Wirkungen mehr hervorzubringen fähig ist, ist doch noch recht wohl im Stande, analoge elektroodische Bewegungen zu erzeugen, welche schon mittelmäßig sensitive Personen sehr gut empfinden. Die Elektricität erscheint somit von dieser Seite, selbst bei sehr geringer Intensität, als ein sehr mächtiges Agens auf das Od, und zwar darauf ungleich stärker, als auf den Magne tismus.

Und es ist die Wirkung des Reibungsstroms in Absicht auf Qualität der Wirkung ganz übereinstimmend mit dem hydreelektrischen Strome; die beiderlei positiven Ströme induciren mittelst des Drahtwickels dieselben odpolaren Werthe einer seits, wie die beiden negativen Ströme (im dualistischen Sinne gesprochen) anderseits.

§. 1203. In der großen Mehrzahl der Fälle ward durch einen Strom, der durch den Wickel von dem einen Ende eines Arms zum andern geführt wurde, sey es auf oder abwärts, an der Schulter die entgegengesezte Temperatur und Empfindung überhaupt von der wahrgenommen, welche die Hand gewährt, d. h. ber Arm wurde polarisirt. Dieß bedarf zwar keiner Erwähnung mehr, doch muß ich hier noch die Beobachtung mehrerer Sensitiven, der Frau Johanna Anschüß (149), der Frau Kienesberger, Frl. Dorfer u. a. anhängen, daß die Empfindung der Kühle immer die vorherr schende fürs Gefühl war, früher sich merkbar machte und im Arme weiter vordrang, etwa auf zwei Drittheile bis drei Viertheile seiner Länge, während die Empfindung der Läue matter war, später laut wurde, und vom Arme nur ein Viertel bis ein Drittel einnahm. Da, wo beide Gefühle zusammen kamen, war keine Indifferenzstelle merkbar, sondern ein Gefühl von Unruhe, eine Art von Kampf beider Gefühle, von Kühle und Läue durch einander, der sehr unangenehm, gribbelnd, wurlnd war.

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§. 1204. Dieß dehnte ich noch weiter dahin aus, daß ich einen solchen Wickel für einen ganzen Leib verfertigen ließ. Er bekam 60 Windungen, eine Linie dicken Kupferdrahtes und reichte vom Halfe bis auf die Schenkel herab; für die Arme waren zwei Schlupflöcher angebracht, so daß jene hier herausgebracht und frei werden konnten. Die Richtung war schraubenlinks, so also, daß die Windungen von der rechten Seite vorn über Brust und Leib nach der linken gingen, und in dieser Richtung abwärts liefen. Damit bekleidete ich zu verschiedenen Zeiten die Frau Baronin von Natorp (2), Frl. Zinkel (975), die Herren Delhez (146), Gustav Anschütz (170), Leopolder (2) und Fichtner (115. 118). Alle diese waren darin einstimmig, daß wenn ich den Zinkpoldraht einer Smee'schen Zinksilbersäule, von fast

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