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vorgekommen. Aus falscher Delicatesse sagte sie mir nichts davon und wir gingen anseinander.

Zwei Tage nachher (Dec. 1847) fühlte ich mich etwas unwohl, die Kerzenflamme erschien mir röhlich, mein Zustand etwas fiebrisch, wie mir schien rhevmatisch verstimmt. So wie Frl. Zinkel (1017) fich mir näherte, erkannte sie wieder mich und meine Atmosphäre krankhaft und widrig, wie vor zwei Tagen, in der Einwirkung auf sie einem Fernrückstriche ähnlich. Meine rechte Hand in ihrer Linken empfand sie weit weniger kühl als sonst, und in dieses schwächere Kühl etwas warmes, lauwibriges eingemengt, so daß sie beide Sensationen zwischen einander zu unterscheiden vermochte, die in diesem Mengzustande das Gefühl erzeugten, das ich oben Widrigkühl genannt habe. Gab ich ihr meine Rechte in ihre Rechte, so war diese Widrigkeit noch gesteigert. -Neben diesen Temperaturveränderungen erkannte fie (1018) aber noch deutlich an mir eine mechanische Erscheinung, die eines sanften Klopfens aus meinen Händen gegen ihre Hand, weicher aber viel schneller als der Puls und nicht mit ihm nach gleichem Rhythmus zusammengehend. Es schlug am deutlichsten aus meinen Fingerspitzen, am stärksten vom Goldfinger, dann am Mittelfinger, etwas schwächer am Daumen und Kleinfinger, am schwächsten vom Zeigfinger, also gerade in umgetehrter Ordnung der gewöhnlichen odischen Intensitäten der Finger. Aber nicht bloß innen in meinen Händen empfand sie dieß, sondern auch außen auf den Handrücken, an meiner Stirne, an meinen Wangen, an meinem Arme, am deutlichsten entlang des Mediannervs, nicht aber deutlicher über den Arterien und Venen der Hand; und nicht allein mit ihren Händen nahm fie es wahr, sondern auch mittelst ihrer Stirne und mittelst ihrer Wangen, wenn fie fie an mich anlegte. Der Impuls schien ihr von oben den Arm herab zu kommen und stimmte in seinen Wirkungen mit einer odpositiven, mit einer rückstrichartigen Action auf sie überein.

Die folgende Nacht über schlief ich unruhig. Sie fand am andern Morgen meinen Zustand nicht gebessert, sondern verschlimmert und die ungewöhnlichen odischen Erscheinungen an mir gesteigert. Die klopfenden Bewegungen in den Händen hatten an Stärke, an Geschwindigkeit der Aufeinanderfolge und an Menge der Lokalitäten auf der Hand zugenommen, und meine Atmosphäre wirkte noch unangenehmer auf sie als Abends zuvor. Jest war ein Katarrh bei mir ausgebrochen und die folgende Zeit in vollen Zug gekommen.

Wieder zwei Tage später, dann vier Tage später, fand Frl. Zinkel (1029) mich in dem nämlichen odischen Zustande; etwas mehr oder etwas weniger stark, von wo es dann allmälig abnahm.

In der stärksten Periode hatte ich mich von ihr an verschiedenen Orten, dem Scheitel, dem Halse, der Brust, der Leber- und Magengegend befühlen laffen; fie fand überall das Klopfen auf vielen Punkten zerstreut umher, doch r. Reichenbach, der sensitive Mensch. 1.

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nur an einem Organe einen auffallenden Unterschied von andern, nämlich auf der Lebergegend. Welchen Antheil diese an dem Katarrh nitamt, mögen die Aerzte wissen. Aber schräge über den Leib, wie die Leber liegt, bezeichnete sie das Klopfen sehr stark, stärker selbst als in meinen Händen. Dieß ging selbst bis zu Lichterscheinung über und ich werde deßhalb später hierauf zurückkommen.

Nach abermaligen zwei Tagen ließ ich mich wieder von der Frl. Zinkel (1048) prüfen. Ich war mittlerweile soweit genesen, daß ich mich für gesund ansah, nur auf der Zunge war ich noch immer nicht völlig rein. Sie fühlte mich in der Nähe größtentheils befreit von der widrigen Einwirkung auf sie, meine Hände hatten das Pochen verloren, doch war noch ein Rest in der Spiße des Zeigfingers kenntlich und auch meine Atmosphäre war noch nicht ganz so angenehm wie in gesunden Tagen.

Endlich am 19. December war ich hergestellt, die üble Atmosphäre um mich her verschwunden und alle meine odische Emanation wieder augenehm. Dieß wäre ein Beispiel an mir; ich will nun eines von einem andern Manne geben.

§. 858. Um die nämliche Zeit kam Hr. Delhez zu mir, mit Brustaffektion und Beginn von Schnupfen. Frl. Zinkel (1026) zugezogen fand ihn auf zwei bis drei Schritte Abstand mit sehr unangenehmer Atmosphäre umhüllt, und dieß noch bedeutend widriger als sie es an mir so eben noch empfand. In seiner Hand gewahrte sie dasselbe Klopfen und leise zahlreiche Pochen, wie in der meinigen, nur viel stärker und weit schneller sich folgend. Seinen Scheitel fand sie (1028) über einen fast handgroßen Raum brennend heiß, wie sie es nannte, und voll der klopfenden Punkte. Für meine Empfindung existirte von alledem gar nichts.

Den folgenden Tag hatte sich bei ihm vollständiger Katarrh ausgebildet. Jezt fand sie seine widrigen Emanationen ermäßigt und das Klopfen an Stärke und Geschwindigkeit vermindert. Auch an seinem Kopfe empfand sie dieß Klopfen heute etwas schwächer als gestern. Am stärksten erkannte fie es auf seiner entblößten Brust auf einem handgroßen Raum, über, um und unter der Spitze des Brustbeins.

Nach einigen Tagen kam Hr. Delhez wieder mit Frl. Zinkel (1045) bei mir zusammen. Das Uebelbefinden war inzwischen bei ihm als Katarrh mit Schnupfen heftig zum Ausbruche gekommen. Er hatte rauhe Stimme und fühlte sich in Hals und Brust stark angegriffen. Sie erkannte ihn jetzt bedeutend verschlimmert, seine Atmosphäre für sie nahezu unerträglich peinlich geworden, so sehr, daß die Wirkung davon ihr den Magen und sofort den Kopf angriff, und ich hier sich wiederholen sah, was ich schon oben bei der Frl. Beyer (§. 856) erfahren hatte. Sie erklärte, daß in diesem Zustande feine Nähe peinlicher seh als der schlechteste Rückstrich, den ich ihr je gegeben,

und damit verglich fie auch die ihr erzeugten Empfindungen ihrer Ürt nach Noch schlimmer war es, wenn er seine Linke in die ihrige legte. Das Auffallendste war aber wieder die Empfindung jener eigenthümlichen Pulfationen, jenes Klopfen, das jetzt dem Stechenden sich näherte und das sie nun an ihm verstärkt fühlte, bis auf vier und fünf Schläge in der Sekunde, also gegen 300 in jeder Minute. Die Empfindung war durchaus heiß, obwohl ich in der Hand durchaus keine gesteigerte thermoscopische Wärme erkannte. Sein Scheitel war weniger heiß als die verflossenen Tage. Seine Rechte in ihrer Rechten empfand fle widrigkalt, d. h. warm und kalt gemengt. Seine Rechte in ihrer Linken liegend empfand sie das Klopfen nur in seiner Hand oder aus seiner Hand; hatte sie aber seine Linke in ihrer Linken, so war alles Uebel auf das Aeußerste gesteigert; sie fühlte das pulfirende, halbstechende Klopfen nun nicht mehr bloß aus seiner Hand, sondern jegt fühlte sie es mächtig in ihre eigene mit übergehen, und ihr den ganzen Arm hinaufziehen. Und hier sind wir offenbar bei einem Zweige obischer Erscheinungen angelangt, der für die Physiologie und Pathologie von dem größten Interesse zu werden verspricht, nämlich bei der noch so räthselhaften und dunkeln Materie der Ansteckung. Ich werde sogleich darauf zurückommen, hier aber zunächst ben Calor mordax, den wir im Auge haben, erst abspinnen. Das rein Odische in diesen Erscheinungen tritt nun immer klarer hervor, und um es vollständig aus Licht zu ziehen, so reichte ich dem Mädchen nun meine rechte Hand, die ich zur Erlösung von all der Pein, mit der ich sie gequält hatte, in ihre Linke legte. Jest athmete sie ganz freundlich auf und pries das kühlige, angenehme, erfrischende und befreundete Gefühl, das von meiner ganz gesunden persönlichen Nähe sie durchströme und die durchdringend peinlichen Eindrücke des Hrn. Delhez gänzlich verwische.

Nach drei Tagen erschien diefer wieder, wo er noch nicht hergestellt war. Frl. Zinkel (1047) fand seine Aura zwar im Allgemeinen merklich gebessert, das Klopfen in seinen Händen im Abnehmen, aber die Lichterscheinungen verstärkt. Später besserte er sich und die Erscheinungen spannen, wie oben bei mir, langsam ab. -Man sieht, dieser Krankheitszustand verlief qualitativ odisch genau wie der meinige, nur an Intensität übertraf er ihn.

§. 859. Während dieser Versuche geschah es, daß, als wir in ter Dunkelkammer uns auf einen Sopha seßten, Frl. Zinkel (1088) zwischen Hrn. Delhez und mich zu fizen kam. Es war aber ein so langer Wandsopha, daß wir uns weit auseinander sehen konnten, und sie auf mehr als Armlänge von mir und von ihm abstehend saß. Gleichwohl, da wir dazumal beide enrhümirt waren, konnte sie es nicht lange zwischen uns beiden aushalten. Sie sprang bald auf und begab sich in die Ferne; aber nach mehr als fünf Minuten noch empfand sie die odpofitiv widrigen Nachwirkungen unserer krankhaften Atmosphären.

§. 860. Ein andermal hatte mich Frl. Zinkel (1060) Morgens ganz gefund gefunden und als wir uns Abends wieder zusammen fanden, um unsere Arbeit fortzusehen, so sagte sie mir, daß sie mich krank finde. Sie gewahrte langfames, aber doch kennbares Klopfen in meiner Hand. In der That hatte mich etwas Diarrhoe angewandelt, mein Geschmack war abgestumpft und somit gastrisches Uebelbefinden an mir eingetreten. Sie empfand die Stärke des Klopfens in folgend zunehmender Ordnung:

1) meine Linke in ihrer Rechten;

2) meine Rechte in ihrer Rechten;
3) meine Rechte in ihrer Linken;

4) meine Linke in ihrer Linken.

Die lezte Haltung war bei weitem die unangenehmste. Das Gesetz befolgt also odische Ordnung.

§. 861. Im Frühjahr darauf zog ich mir eine Grippe zu. Brust, Hals, Mundhöhle, Ohren, alles war davon ergriffen und Fieber erfaßte mich. So wie Frl. Zinkel (1062) auf mich zukam, fragte sie sogleich betroffen, ob ich krank oder ob mir etwas Widriges begegnet sey? Sie hatte, ehe ich fie noch bewillkommen konnte, meine Emanationen schwer, drückend, lau, widrig empfunden, also mich in einem odpofitiv alterirten Zustand gefunden, den sie als Merkmal von Krankseyn längst kannte. In meinen Händen gewahrte sie abermals das wohlbekannte zuckende Klopfen. Ich hatte ilber fieben Wochen lange mit dieser Grippe zu kämpfen. Diese ganze Zeit über empfand Frl. Zinkel (1064) mein Uebelbefinden schon aus der Ferne, so wie fie zu mir ins Zimmer eintrat und noch deutlicher und entschiedener, wenn ste auf einen bis zwei Schritte zu mir herankam; gleichzeitig fühlte sie beständig das pulfirende Schlagen in meinen Händen.

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§. 862. Noch während dessen wurde meine jüngere Tochter Ottone, am 4. März unpäßlich, sie hielt es im Anfange für einen Schnupfen. Frl. Zinkel (1067) zu ihr geführt, gewahrte wohl die frankhaften Ausströmungen von ihr, nicht sobald aber das Klopfen. Sie war an seine starken Aeußerungen von mir gewöhnt, die Tochter aber war klein und schwächlich; erst bei sorgfältigerer Prüfung erkannte sie die bewußte Bewegung in der Hand, wo sie fie dann viel feiner, zärter, schwächer wiederfand und mehr auf die Fingerspitzen beschränkt.

§. 863. Der Krankheitsanfall meiner Tochter sprach sich aber bald nach einer andern Richtung aus, fie verfiel in die Masern. Fieber ergriff fie und nach ein paar Tagen, am 6. März, brachen die rothen Flecken über ihren ganzen Leib aus. Von Frl. Zinkel (1009) fand sich wieder dasselbe Klopfen in den Händen, wie bei meiner Grippe, nur feiner und zärter, aber dafür schneller.

Des andern Morgens, den 7., hatte das Fieber start zugenommen;

das Klopfen ward bedeutend vermehrt gefunden, nicht nur an Geschwindigkeit der Schläge, sondern auch an Stärke und an Menge, an Kraft und schnellen Wiederholungen zugleich. Gestern hatte die Frl. Zinkel nur ein feines Brickeln in Ottonens Hand gefühlt, heute fand sie es schon in der Weise gesteigert, daß fie es auf ihre eigene Hand herüber getragen fühlte, von wo es dann bald weiter ihren Arm hinauf zu steigen begann, wie wir ihm noch jüngst (§. 858) bei Hrn. Delhez begegnet sind.

Die Stärke der Wirkung gab sie wieder in folgender Ordnung mit steigender Kraft an:

Ottonens Linke in ihrer Rechten, am schwächsten;
Ottonens Rechte in ihrer Rechten, sunehmend;
Ottonens Rechte in ihrer Linken, wachsend;

Ottonens Linfe in ihrer Linken, am stärksten.

Frl. Zinkel (1070) empfand also jede der kranken Hände stärker widrig mit ihrer Linken, als in ihrer Rechten; ebenso jedesmal vie gleichnamig gepaarten stärker pochend als die ungleichnamigen; und da die kranke Linke unangenehmer reagirt als die Rechte, so zeigt sich nach allen Richtungen und in jeder Variante deutlich, daß die Action eine rein odische ist und folglich die Obentwicklung etwas Krankhaftes annehmen kann oder mit andern Worten, im Krankheitszustand eine abgeänderte seyn muß, am Kranksehn also einen großen Antheil nimmt, der weiterer Forschung höchlich werth ist.

Abends um 9 Uhr desselben Tages wurde die Kranke wieder befühlt [Binkel (1078)]. Das stechende Klopfen hatte ein klein wenig sich gemindert; fie fühlte sich auch ettoas erleichtert in ihrem Befinden. - Dagegen war den folgenden Morgen, am 8. März, die Leidende wieder etwas verschlimmert; in gleichem Maaße hatte ihre widrige Atmosphäre und das stechende Pochen ihrer Hände wieder zugenommen.

§. 864. Um diese Zeit ließ ich sie an verschiedenen Stellen des Leibes befühlen. An den Füßen ergaben sich die Erscheinungen der Frl. Zinkel (1076) wie an den Händen, nur etwas schwächer. Am ausgesprochensten war das Klopfen an den Zehen und hier vorzugsweise wieder an den Nägeln, namentlich den Nagelwurzeln fühlbar. Die Magengrube zeigte sich als ein bevorzugter Sitz des Stechens und Klopfens, doch schwächer als die Hand.-Am Kopfe machte sich dasselbe an der Stirne fühlbar, schwächer jeboch, unregelmäßiger, mehr in ein unordentliches Ameisenlaufen übergehend. Stärker ergab es sich, quer über den Scheitel. Am kräftigsten wurde es am Hinterkopf beim kleinen Gehirne erfunden. - An dem Arme empfand es Frl. Zinkel als starkes Pochen inner der Achselhöhle, wo die starken Nervenstämme durchgchen; noch deutlicher glaubte sie es im EIL bogengelenke zu finden. Dagegen bemerkte sie es nur schwach am

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