Die älteste Gestalt des West-östlichen Divans

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Reichsdr, 1904 - 44 Seiten
 

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Häufige Begriffe und Wortgruppen

Beliebte Passagen

Seite 893 - Nicht so vieles Federlesen! Laß mich immer nur herein: Denn ich bin ein Mensch gewesen Und das heißt ein Kämpfer sein.
Seite 859 - Es gibt nur drei echte Naturformen der Poesie: die klar erzählende, die enthusiastisch aufgeregte und die persönlich handelnde: Epos, Lyrik und Drama. Diese drei Dichtweisen können zusammen oder abgesondert wirken. In dem kleinsten Gedicht findet man sie oft beisammen, und sie bringen eben durch diese Vereinigung im engsten Raume das herrlichste Gebild hervor, wie wir an den schätzenswertesten Balladen aller Völker deutlich gewahr werden.
Seite 875 - Möcht ich dir nicht gerne weichen: Denn wenn wir wie andre meinen, Werden wir den andern gleichen. Und so gleich ich dir vollkommen, Der ich unsrer heilgen Bücher Herrlich Bild an mich genommen, Wie auf jenes Tuch der Tücher Sich des Herren Bildnis drückte, Mich in stiller Brust erquickte, Trotz Verneinung, Hindrung, Rauhens, Mit dem heitern Bild des Glaubens.
Seite 878 - ... durchschritten, Und ich schien, nach vielen Jahren, Wohlempfangen, wohlgelitten. Wenn mich Alten alte Frauen Aus der Bude froh gegrüßet, Glaubt ich Jugendzeit zu schauen, Die einander wir versüßet. Das war eine Bäckerstochter, Eine Schusterin daneben ; Eule keinesweges jene, Diese wußte wohl zu leben. Und so wollen wir beständig, Wettzueifern mit Hafisen, Uns der Gegenwart erfreuen, Das Vergangne mitgenießen.
Seite 886 - Und doch haben sie recht die ich schelte: Denn daß ein Wort nicht einfach gelte Das müßte sich wohl von selbst verstehn. Das Wort ist ein Fächer! Zwischen den Stäben Blicken ein Paar schöne Augen hervor. Der Fächer ist nur ein lieblicher Flor, Er verdeckt mir zwar das Gesicht, Aber das Mädchen verbirgt er nicht, Weil das Schönste was sie besitzt, Das Auge, mir ins Auge blitzt.
Seite 895 - Mußt nicht vor dem Tage fliehen: Denn der Tag den du ereilest Ist nicht besser als der heut'ge; Aber wenn du froh verweilest Wo ich mir die Welt beseit'ge, Um die Welt an mich zu ziehen; Bist du gleich mit mir geborgen, Heut ist heute, morgen morgen, Und was folgt und was vergangen Reißt nicht hin und bleibt nicht hangen.
Seite 894 - Nord und West und Süd zersplittern, Throne bersten, Reiche zittern, Flüchte du, im reinen- Osten Patriarchenluft zu kosten, Unter Lieben, Trinken, Singen Soll dich Chisers Quell verjüngen. Dort im Reinen und im Rechte'n Will ich menschlichen Geschlechten In des Ursprungs Tiefe dringen, Wo sie noch von Gott empfingen Himmelslehr' in Erdesprachen Und sich nicht den Kopf zerbrachen.
Seite 891 - Liebe sei vor allen Dingen Unser Thema, wenn wir singen; Kann sie gar das Lied durchdringen, Wird's um desto besser klingen. Dann muß Klang der Gläser tönen Und Rubin des Weins erglänzen: Denn für Liebende, für Trinker Winkt man mit den schönsten Kränzen. Waffenklang wird auch gefodert, Daß auch die Drommete schmettre; Daß, wenn Glück zu Flammen lodert, Dann zuletzt ist unerläßlich, Daß der Dichter manches hasse; Was unleidlich ist und häßlich, Nicht wie Schönes leben lasse.
Seite 894 - Worauf kommt es überall an Daß der Mensch gesundet? Jeder höret gern den Schall an Der zum Ton sich rundet. Alles weg was deinen Lauf stört! Nur kein düster Streben! Eh er singt und eh er aufhört Muß der Dichter leben.
Seite 883 - Die Gedichte an Hafis sind auf 30 angewachsen und machen ein kleines Ganze, das sich wohl ausdehnen kann, wenn der Humor wieder rege wird.

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