Vorwort. Beim Erblicken der Anzeige einer Uebersehung von Ovids Liebesgedichten oder Liebesergüssen wird es nicht an bedenklichen Gesichtern und geschüttelten Köpfchen fehlen. Der Uebersezer selbst hat eine Zeit lang geschwankt, ob er die erotischen Gedichte Ovids übersehen sollte oder nicht, und wenn, ob vollständig oder blos theilweise und mit Weglassung des Anstößigen. Die Erwägung jedoch, daß man überhaupt kaum irgend ein dichterisches Erzeugniß der alten Literatur, von Vater Homer an, vollständig überseßen dürfe, wenn man dasjenige nicht deutsch sagen wollte, was ein übertriebenes Zartgefühl anstößig finden kann und oft wohl sich nicht zu denken, nur zu sagen scheut; daß ferner die Schriften der Alten in der Regel weder von unreifen Knaben, noch von unverheiratheten Frauen gelesen werden; endlich daß man ja auch die plastischen Kunstwerke der Alten in ihrer völligen natürlichen Nacktheit aufstellt und ohne Nachtheil für die Sittlichkeit schaut: diese Erwägungen waren für die Uebersehung, und zwar für die unverkürzte Wiedergabe der Liebesgedichte entscheidend. Die Grundsäge, nach denen wir übersegt und erklärt ha ben, sind dieselben, welche uns bei unserer Bearbeitung der Verwandlungen geleitet haben und in der Einleitung zu dem genannten Gedichte dargelegt sind. Bemerken wollen wir nur noch, daß für Tert und Verständniß der erotischen Gedichte Ovids ungleich weniger gethan ist, als für die übrigen Werke desselben Verfassers, z. B. die Verwandlungen, den Festkalender, die Klagegedichte'; und daß dem Herausgeber außer der faft ausschließlich kritischen Heinsius Burmannschen und der von Baumgarten - Crusius besorgten Teubnerschen Ausgabe andere Hülfsmittel weder zu Gebote standen, noch bekannt waren. Zur Erklärung vieler Erscheinungen des Römischen Lebens hat uns Beckers Gallus wesentliche Dienste geleistet, den wir daher oft, zum Theil wörtlich benugt haben. Plauen im März 1859. In den Leser Inhalt. Erftes Buch. 1. Cupido zwingt den Dichter, statt Heldengedichte Liebeslieder zu schreiben.. 2. Erste Liebe, welcher sich der Dichter hingeben und dem Triumphzuge Amors anschließen will. 3. Bitte um Gegenliebe. 4. Wie sich die Geliebte beim Schmause in Gegenwart ihres Mannes verhalten soll Seite. 1 5 7 9 11 15 17 21 25 33 35 39 41 43 45 49 81 83 87 89 91 95 16. Einladung an die Freundin, zum Dichter aufs Land zu kommen 119 12. Der Dichter hat sich durch Besingung der Geliebten Nebenbuhler geschaffen 13. Das Junofest zu Falerii 14. Die Freundin soll ihre Untreue nur leugnen 15. Abschied von den Liebesergüssen 171 175 179 183 185 189 195 199 203 207 211 213 217 219 221 |