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Bögel der Papagei seinem geplauderten Wort.
Seine Gebeine bedeckt ein Grab so groß, wie der Körper,
Wo ein niedlicher Stein meldet den niedlichen Spruch:
Daß ich der Herrin gefiel, mein Grabmal selber beweist es ;
Mehr zum Sprechen begabt war, als ein Vogel, mein Mund.

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Siebenter Erguß.

Also diene ich stets zur Beschuldigung neuer Verbrechen ?
Wenn ich auch siege, verdrießt mich doch der häufige Kampf.
Schau' ich mich um nach dem oberen Raum des Marmortheaters,
Nimmst du aus Vielen heraus Eine, die kränken dich muß.
Sicht ein munteres Weibchen mich an mit verstohlenem Blicke,
Hast du Verdacht, in dem Blick lieg' ein verstohlener Wink.
Lob' ich Eine, so fährst du ins arme Haar mir mit Nägeln;

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Tadl' ich, so meinst du, ich berg' in der Verstellung die Schuld. Sehe ich roth, so heißt es, ich sei kalt gegen dich selbst auch;

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Sehe ich blaß, es mach' andere Liebe mich krank.

Und ich wünschte, ich wäre bewußt mir eines Vergehens;

Denn gleichmüthig erträgt Züchtigung, wer fie verdient.

Jezt klagst salsch du mich an und benimmst, weil Alles du grundlos
Glaubst, dem eigenen Zorn selber ja alles Gewicht.

Schaue den Langohr an; in bejammernswerthem Geschicke
Unter beständigem Schlag schreitet er träge einher.
Siche, ein neues Vergehn! Die schmuckerfahrne Cypasfis,
Klagest du, habe befleckt ihrer Gebieterin Bett.

Götter, ich sollte, wenn Lust ich zu sündigen hätte, Gefallen
An so gemeinem Geschöpf finden verachteten Stands!
Belcher Freie wohl mag mit der dienenden Venus sich gatten
Und den Rücken umfahn, welchen die Peitsche zerfleischt?
Denke dazu, daß sie das Haar dir zu schmücken beschäftigt
Und ob der Hände Geschick wertheste Dienerin ist.
Freilich, ich würd' angehen die Magd, die so dir ergeben?

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Quid, nisi ut indicio iuncta repulsa foret?
Per Venerem iuro puerique volatilis arcus,
Me non admissi criminis esse reum.

ELEGIA VIII.

Comendis in mille modos perfecta capillis, Comere sed solas digna, Cypassi, deas; Et mihi iucundo non rustica cognita furto; Apta quidem dominae, sed magis apta mihi: 5 Quis fuit inter nos sociati corporis index? Sensit concubitus unde Corinna tuos? Non tamen erubui, non verbo lapsus in ullo Furtivae veneris conscia signa dedi.

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Quid, quod, in ancilla si quis delinquere posset,
Illum ego contendi mente carere bona?
Thessalus ancillae facie Briseidos arsit;

Serva Mycenaeo Phoebas amata duci.
Non ego Tantalide maior, nec maior Achille.
Quod decuit reges, cur mihi turpe putem ?
15 Ut tamen iratos in te defixit ocellos,

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Vidi te totis erubuisse genis.

At quanto, si forte refers, praesentior ipse
Per Veneris feci numina magna fidem!
Tu, dea, tu iubeas animi periuria puri

Carpathium tepidos per mare ferre notos.
Pro quibus officiis pretium mihi dulce repende,
Concubitus hodie, fusca Cypassi, tuos.

Quid renuis fingisque novos, ingrata, timores?
Unum est e dominis emeruisse satis.

25 Quod si stulta negas, index anteacta fatebor
Et veniam culpae proditor ipse meae.
Quoque loco tecum fuerim quotiesque, Cypassi,
Narrabo dominae, quotque quibusque modis.

Ja, daß mit dem Verrath wäre verbunden der Korb!
Bei der Venus Macht und dem Pfeil des beflügelten Knaben
Schwöre ich, eines Vergehns schuldig mit nichten zu sein.

Achter Erguß.

Meisterin du, Cypassis, das Haar zu schmücken auf tausend
Arten, zu schmücken das Haar aber nur Göttinnen werth;
Und von mir nicht tölpisch erkannt in verstohlenen Freuden,
Deiner Herrin genehm, aber genehmer noch mir:

Wer hat, daß wir vereint uns körperlich haben, verrathen?

Deine Vergehung — woher hat fie Corinna gemerkt?

Nicht erröthet doch bin ich, nicht hab' ich ihr, auch nur mit einem
Wert mich versprechend, die Spur heimlicher Liebe gezeigt.
Ja, wenn sich an der Magd Jemand verfündigen könnte,
Dem, so hab' ich gesagt, mangle gesunde Vernunft.
Liebte Mycénäs Fürst doch die Phöbus begeisterte Sclavin,
Liebte Briséis, die Magd, doch der Thessalische Held.
Ich bin größer ja nicht als Tantalus' Sproß, als Achilles ;
Warum schimpflich für mich glauben, was Fürften geziemt?
Wie sie jedoch auf dich die zornigen Augen geheftet,
Hab' erröthen ich dich sehen im ganzen Gesicht.

Aber wie viel gefaßter, du weißt es ja, habe ich selber,
Bei der Venus Gewalt schwörend, sie sicher gemacht!
Du, e Göttin, du laß den Meineid reinen Gemüthes
Tragen den lauen Süd übers Carpathische Meer.
Für den erwiesenen Dienst mir gewähre die füße Belohnung,
Heute zu Bette zu gehn, braune Cypassis, mit dir.
Warum wieder aus Furcht, du Undankbare, verneinst du?
Eins von der Herrschaft ist sich zu verpflichten genug.
Schlägst du, Thörin, es ab, so bekenn' ich das früher Geschehne,
Gehe, die eigene Schuld felbst zu verrathen, zu ihr

Und erzähle ihr, wo und wie oft ich schon bei dir gewesen,
Und auf welcherlei Art und auf wievielerlei Art.

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ELEGIA IX.

O nunquam pro me satis indignate Cupido,
O in corde meo desidiose puer,

Quid me, qui miles nunquam tua signa reliqui,
Laedis? et in castris vulneror ipse meis?
5 Cur tua fax urit, figit tuus arcus amicos?
Gloria pugnantes vincere maior erat.

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Quid? non Haemonius, quem cuspide perculit, heros
Confessum medica postmodo iuvit ope?
Venator sequitur fugientia, capta relinquit

Semper et inventis ulteriora petit.

Nos tua sentimus, populus tibi deditus, arma:
Pigra reluctanti cessat in hoste manus.
Quid iuvat in nudis hamata retundere tela

Ossibus? ossa mihi nuda relinquit amor.

15 Tot sine amore viri, tot sunt sine amore puellae.
Hinc tibi cum magna laude triumphus eat.
Roma nisi immensum vires promosset in orbem,
Stramineis esset nunc quoque tecta casis.
Fessus in acceptos miles deducitur agros;
Tutaque deposito poscitur ense rudis.
Longaque subductam celant navalia pinum';

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Mittitur in saltus carcere liber equus;

Me quoque, qui toties merui sub amore puellae,
Defunctum placide vivere tempus erat.

25 Vive Deus posito, si quis mihi dicat, amore:
Deprecer: usque adeo dulce puella malum est.
Cum bene pertaesum est, animoque relanguit ardor:
Nescio quo miserae turbine mentis agor.

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Ut rapit in praeceps dominum, spumantia frustra
Frena retentantem, durior oris equus;

Ut subitus, prope iam prensa tellure, carinam
Tangentem portus ventus in alta rapit:
Sic me saepe refert incerta Cupidinis aura,

Neunter Erguß.

O du für mich niemals genugsam erboßter Cupido,
O du in meiner Bruft immer so müßiger Knab',
Was verlegest du mich, der deine Fahnen ich niemals

Habe verlassen, und schlägst Wunden im Lager mir selbst?
Warum trifft dein Pfeil, brennt deine Waffe die Freunde?
Überwinden den Feind wäre ein größerer Ruhm.

Hat nicht, den er durchbohrt mit dem Spieß, der Hämonische Heros,
Als er besiegt sich erklärt, heilend mit Hülfe erquickt?
Nur was fliehet, verfolgt der Jäger, verläßt das Gefahne,
Strebt stets Weiterem nach, als er gefunden schon hat.
Dein ergebenes Volk läßt deine Waffen du fühlen,

Bei dem sich wehrenden Feind feiert erschlaffend dein Arm.
Was an nacktem Gebein die hakigen Pfeile zu stumpfen

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Nüßt es? und nacktes Gebein läßt mir die Liebe nur noch.
Ohne Liebe doch sind der Männer so viele und Mädchen;
Ruhmgekrönter Triumph gehe von diesen dir aus.
Hätte nicht seine Gewalt Nom ausgedehnt auf den Erdkreis,
War' es mit Hütten von Stroh heutigen Tags noch bedeckt.
Auf das empfangene Land wird, müde, geführet der Krieger;
Steckt in der Scheide das Schwert, greift man zum sichern Rapier. 20
Schiffe, entzogen der Fluth, birgt lang hinlaufend der Stapel,
Ledig der Schranke, entläßt man auf die Weide das Roß.
Ich auch, der ich so oft in Frauenliebe gedienet,
Sollte nun, ausgedient, ruhig verleben die Zeit.

Sollte ich leben als Gott, doch ohne Lieb'; ich verbät' es.
Denn ein Übel wohl sind Mädchen, ein süßes jedoch.
Wenn mich Ekel ergreift und die Gluth im Herzen verraucht ist,
Wirbelt ich weiß nicht was mir in dem kranken Gemüth.
Gleichwie ein Roß mit hartem Gebiß den Reiter dahinreißt,
Während den schäumenden Zaum an er zu halten sich müht;
Wie ein plößlicher Wind das Schiff, das, nahe dem Land schon,
Fast den Hafen berührt, wirft in die wegende See:
So wirft oft mich zurück die unsichere Luft des Cupido,

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