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Erster Abschnitt.

L. Vorkenntnisse für Anfänger im Schachspiele.

Das

Vom Schachbrete.

as Schachspiel stellt gleichsam eine Schlacht zwischen zwen kleinen Kriegsbeeren vor, welche zu Ans fange des Spiels, jedes feinen König und Feldherrn in der Mitte, in bestimmter Schlachtordnung einander ents gegen gestellt werden. Das Schlachtfeld ist das bes kannte gewöhnliche Damenbret, nähmlich ein res gelmäßig viereckiges Bret, welches, zu 8 und 8 auf jes der Seite, in 64 Quadratfelder abgetheilt ist, davon 32 schwarz und 32 weiß abwechselnd gefärbt werden.

Von den Steinen.

A

Jedes dieser kleinen Kriegsheere besteht aus 16 Stei nen, welche für jeden der Spieler zur Unterscheidung von verschiedener Farbe, gewöhnlich weiß und schwarz find. Acht davon sind von unterschiedener Benennung, Gebrauche und Werthe, und werden Hauptsteiner auch Figuren oder Officiere genannt. Dies se sind:

Der König,

die Königinn oder Dame,

zwey Laufer oder Narren,

zwen Springer, auch Röffel oder Pferde genannt,

zwey Thürme, auch Rochen oder Eles phanten.

Die acht übrigen werden Bauern oder Pions (nach dem Französischen) genannt, und sind einander in allem gleich.

Diese Steine unterscheiden sich durch ihre äußere Gestalt, welche nach Willkühr, Laune oder Lurus sehr verschieden seyn kann, bey deren Wahl aber die zwey wesentlichen Puncte nicht aus den Augen gelassen werden müssen, erstens: daß man sie durch ihre Gestalt leicht und sicher von einander unterscheiden, und zweytens: daß man sie, bey in einander hineinzogenen Stellungen bequem herausheben könne, ohne in Ges fahr zu seyn, die andern umzuwerfen oder zu verrücken, daher auch der Vorschlag, den Schachfiguren, den Dam steinen ähnlich eine platte Gestalt zu geben, nicht ganz zweckmäßig ist.

Das Geschichtliche der Erfindung und Ausbildung des Schachspieles, so wie die Muthmoßungen über den Ursprung der Benennungen der Schachfiguren und mehrerer bey dem Spiele vorkommenden Kunstausdrücke übergehe ich hier ganz, da alles dieses äußerst zweifels haft und ganz unwesentlich zur Erlernung des SpieLes ft. Wer sich darüber zu belehren wünscht, der lese: G. F. Günther Wahl's Geist und Geschichte des Schachspieles bey den Indiern, Persern ic. Halle 1798.

Von der Aufstellung der Steine.

Bey der Aufstellung der Steine zu Anfange des Spieles hat man darauf zu sehen, daß man das Schachbret so vor sich.lege, daß jeder der einander gegenüber fißenden Spieler ein weiß es Eckfeld, zur rechten Hand

habe. Nunmehr kommen die 8 Hauptsteine auf die erste Linie vor jedem Spieler auf folgende Art zu stehen : die Eckfelder werden mit den Thürmen beseßt, neben ihnen stehen die zweySpringer, und alsdann die zweyLaufer. Von den zwey noch leeren Feldern nimmt die Königinn allezeit dasjenige ein, welches von ihrer Farbe ist, und der König beseßt das andere. Derjenige Spieler, welcher die weißen Steine hat, stellt seine Königinn auf das weiße, sein Gegner aber mit den schwarzen Steinen auf das schwarze der mittlern Felder, so daß der König und die Königinn beyder Spies le einander auf einer Linie entgegen stehen. Die Bauern werden auf die zweyte Linie vor die Hauptsteis ne gestellt.

Von dem Gange der Steine.

Der Gang der Bauern ist der beschränkteste. Sie dürfen nur vor sich hin in gerader Linie von einem Felde auf das andere, und niemahls rückwärts gehen. Ben ihrem ersten Zuge ist es ihnen auch gestattet, zweŋ Schritte auf einmahl zu machen, also über ein Feld weg zu schreiten, jedoch hernach.nicht wieder. Ist aber ein Bauer meines Gegners schon so weit vorgerückt, daß mein Bauer, wenn er sich der Freyheit zwey Schrite te auf einmahl zu machen bedienen wollte, neben je nem zu stehen käme, so ist mein Gegner berechtigt, dies sen Bauer, wenn er es für dienlich erachtet, mit dem feinigen im Vorbeygehen zu nehmen, und seinen Bauer auf das Feld zu seßen, auf welchem er den meis nigen hätte nehmen können, wenn er nur einen Schritt gethan hätte. Wenn endlich mein Bauer bis auf das legte Feld seiner Linie, oder das erste des Gegners

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vorgedrungen ist, so kann ich ihn zu jeder Figur ma chen, welche ich nach der Lage des Spieles am besten zu brauchen gedenke, und sdon bis zu dieser Zeit vers loren hatte. Mehrentheils tritt er in den Rang der Königinn, weil es ein feltener Fall ist, daß man eis nen Bauer so weit bringt, ohne nicht vorher diesen Hauptstein verloren zu haben. Sollte sich jedoch der feltene Fall ereignen, daß ein Bauer auf das leßte Feld gelänge, ohne daß der Spieler vorher eine Fis gur verloren hätte, so bleibt dieser Bauer so lange ohne Wirksamkeit stehen, bis er nach dem Verlust einer Fis gur sogleich in den Rang und Wirksamkeit der verlors nen treten kann *).

Die Thürme gehen auf alle Seiten, vor-, rücks und seitwärts, jedoch nur in gerader Linie unter einem rechten Winkel.

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Die Laufer gehen ebenfalls vor- und rückwärts, aber in schräger Nichtung oder in der Diagonal-Linie. Daher läuft derjenige, welcher zu Anfange des Spieles auf ein schwarzes Feld gestellt wurde, immer nur auf den schwarzen, der andere aber auch nur immer auf den weißen Feldern.

Die Königinn vereinigt den Gang des Thurs. mes und Laufers in sich; sie kann sich des einen oder des andern nach Gutdünken des Spielers bedienen.

Diese drey Steine, die Königinn, die Thürme und die Laufer, können auf jeden Zug so weit gehen, als ihnen kein anderer Stein im Wege steht, sie dürfen aber über keinen wegspringen.

*) über diesen Gegenstand beliebe man die Anmerkung bey den weiter hinten folgenden Gefeßen Nr. XVII. S. 17 nachzulefen.

Nur die Springer haben dieses Recht. Der Gang dieses Steines besteht in einem Sprunge über ein Feld nach allen Richtungen, aber jederzeit von ei, nem weißen auf ein schwarzes Feld, oder umgekehrt. Daher hat ein Springer, in die Mitte des leeren Schachbretes gestellt, acht Sprünge nach verschiedenen Richtungen. Ein jeder solcher Sprung gilt für einen Zug, und dazwischen stehende Steine halten ihn nicht auf, wenn nur das Feld leer ist, auf welches er, dem Sprunge gemäß, zu stehen kommen muß.

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Der König endlich geht vor, rück- und seitwärts, aber allezeit nur auf das ihm nächste Feld. Nur einmahl in jedem Spiele ist es ihm erlaubt, zwey Felder weit zu gehen, und dieß nennt man den Rochgang, das Rochiren oder Rochen.

Von dem Rochgange des Königs.

Dieser besteht darin, daß der König auf der ersten Lis nie nach der linken oder rechten Seite, wie es die Lage des Spieles erfordert, zwey Schritte macht, und der auf dieser Seite im Eckfelde stehende Thurm auf die andere Seite neben den König gefeßt wird. Dieses gilt für einen Zug, darf aber, wie schon oben gesagt, in jedem Spiele nur einmahl geschehen. In Deutschland und mehreren andern Ländern hat man jeßt allgemein dies se Art zu rochiren angenommen; in Italien aber hält man sich noch immer an die sonst übliche Art, nach welcher der Spieler die Freyheit hat, den König und den Thurm, mit dem er rochirt, auf jedes ihm beliebige Feld der ersten Linie auf der Seite, nach welcher rochirt wird , zu sehen

her dem Könige zur

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wenn nur der Thurm, der vorrechten oder linken Hand war,

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