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56. Nr.

1912

gelangen.

Durch Brechung des Gasstromes scheidet sich die mitgerissene Flugasche ab, und die reinen Gichtgase treten aus der großen Kammer b durch ein feuerfest ausgefüttertes Rohr c und eine senkrechte Kammer d nach unten in den großen Schornstein e, der mit einem feuerfesten Futter von 12 m Höhe und mit äußeren Spannringen versehen ist. In der senkrechten Kammer d scheidet sich nochmals Flugasche ab. Gegen schädliche Folgen von Nachzündungen der Gichtgase schützt eine nur lose angelegte, also bei Stauungen sich frei öffnende Sicherheitstür f in dieser Kammer d. Der nur 4 m hohe Gichtboden schließt sich an das Ge lände an, so daß Koks und Roheisen von den Lagerplätzen im oberen Fabrikhofe mit Schmalspurwagen unmittelbar angefahren werden können; ebenso frischer Formsand usw. in die neben dem Gichtboden liegende Aufbereitung, aus der dann der fertige Formsand nach unten in die Mischmaschine und die Vorratbehälter fällt.

Bei den vom Schimmelwerk gebauten Maschinen kommen gußeiserne Hohltrommeln bis zu 2 m Dmr. und 3,5 m Länge vor. Für ihren Guß sind zylindrische Hohlformen und Kerne aus Lehm und Formmasse erforderlich, die mehreremale gebrannt und getrocknet werden müssen. Die Einrichtung zum Ein- und Ausbringen dieser Körper aus den Trockenkammern veranschaulicht Fig. 13. Da zur Formung der Körper Spindeln notwendig sind, ist die Decke der Trockenkammer mit abzudeckenden Querschlitzen i versehen, durch welche diese Spindeln s mit Hülfe von Flaschen

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zügen aus den Formkörpern k herausgezogen, aber auch letztere selbst seitlich versetzt werden können. Die Körper k, die auch selbst auf Rollwagen stehen können, kommen so in die Mitte der Kammer unter zwei Trägern e, auf denen wieder ein Flaschenzug läuft, der die Körper k erfaßt und nach außen in die Gießhalle bringt, wo sie vom Laufkran L be liebig versetzt werden können. Wegen der beschränkten Höhe der Trockenkammer, die höher zu machen wegen unnützer Heizung eines großen Raumes auch unwirtschaftlich wäre, ist für die seltener vorkommenden höheren Formkörper in der Trockenkammer eine Grube m vorgesehen, die sich in die Gießhalle fortsetzt und für gewöhnlich abgedeckt und an der Stelle der Kammertür durch eine aushebbare Wand w geteilt ist. Die Trockenkammern werden durch von außen schürbare Koksherde geheizt; der Rauch zieht durch Fußbodenkanäle u nach dem großen Schornstein e ab.

Die Gießerei hat eigene Schlosserei über der Kernmacherei und eigene Tischlerei, die im Obergeschoß des Vorderteiles und in einem besondern Schuppen untergebracht ist. Die Gußputzerei für die kleinen Teile befindet sich im Gießereigebäude selbst beim Eingang; sie hat einen kleinen Sandstrahltisch und eine im Gehäuse laufende Trommel.

Die Hauptputzerei liegt im anschließenden Erdgeschoß des linksseitigen Hochgebäudes L und ist mit einem großen Sandstrahltisch, einer Freisandstrahlkammer, einem Gittertisch und den nötigen Schleifscheiben ausgestattet. Zwischen der Gießerei und der Putzerei ist der Hofraum mit einem Glasdach überdeckt, um das Handputzen der Trommeln, Walzen und andrer großer Lehmgußteile geschützt im Freien vornehmen zu können. Ein Teil dieses Freiputzraumes kann im Winter durch Türen auch seitlich abgesperrt werden. Die Gebläseluft wird durch 2 elektrisch angetriebene Preßpumpen erzeugt, die in einem Anbau der Gießerei stehen.

Bei der Schmiede, Fig. 14, Textblatt 15, ist die unterirdische Rauchabführung von den Feuerhauben durch Rohre nach einem Fußbodenkanal r, Fig. 4, und weiter zum Schornstein der mittleren Dampfkesselanlage bemerkenswert. Der Bläser für die Schmiedefeuer liegt im Freien an der Rückenstirnwand des Mittelgebäudes D und das Windblasrohr im Abzugkanal r der Feuergase, so daß der Wind vorgewärmt wird.

Die Schmiede ist mit einem Dampfhammer, einem elektrisch angetriebenen Luftdruckhammer und einem schnell arbeitenden Exzenter-Freifallhammer ausgestattet; letzterer dient besonders zum Ausstrecken der aus dem Vollen zu schmiedenden Spinnflügelarme. Weiter sind in der Schmiede 2 Kaltsägen und eine Ziehbank für Formeisen sowie einige Handhülfsmaschinen untergebracht. Die Beizerei für das Zieheisen liegt außerhalb an der Klempnerei unter einem Schutzdach mit der Beizerei für Messingstücke und für die auf galvanischem Wege zu verzinkenden Wäschereimaschinenteile. Die Verzinkung geschieht in einem von außen durch eine Treppe zugänglichen, im Mittelgebäude D über der Gasglühschweißerei befindlichen Raume.

Die Klempnerei, Fig. 15, Textblatt 15, ist mit 600 qm für eine Maschinenfabrik ziemlich groß, was durch die vielen erforderlich werdenden Teile aus Weiß- und Schwarzblech bedingt wird. Sie ist als säulenlose Halle mit Ober- und großem Seitenlicht sowie Holzpflasterboden ausgeführt und reichlich mit Hülfsmaschinen (15 Stück) ausgerüstet, von denen die Mehrzahl mit elektrischem Gruppenantrieb arbeitet. Die ganz neu an Stelle der beim Brande vernichteten Lagerschuppen möglichst feuersicher errichtete Tischlerei mit 1000 qm Grundfläche besteht aus 2 Teilen, der Handtischlerei, Fig. 16, Textblatt 15, d. h. dem Hobelbanksaal mit vorgesetzter Kistenbauhalle, welche beide einige von einem Bodenkanal aus angetriebene Sägen und Schleifmaschinen enthalten, und der Maschinentischlerei, Fig. 17, Textblatt 15, die unterkellert ist. Die vorhandenen Sägen, Abricht- und Hobelmaschinen werden von der im Keller liegenden, von einem Haupt-Elektromotor gedrehten Transmissionswelle angetrieben. Die Späne fallen von den nach unten arbeitenden Maschinen in den Keller, aus dem sie je nach ihrer Art getrennt verwertet werden. Die Drehbänke, Stemmaschinen und kleineren Bohrmaschinen werden von einer Deckenwelle angetrieben, welche wie die im Bodenkanal liegende Welle vom Motor der Hauptwelle ausrückbar gedreht wird. Die Späne der über dem Arbeitstisch auswerfenden Maschinen werden abgesaugt, ebenso die Fußbodenspäne beim Reinkehren durch mit Deckel verschließbare Oeffnungen. Der durch einen Elektromotor angetriebene Luftansauger und Spänefortbläser steht in einer besondern feuersicheren Kammer, ebenso wie der Haupt-Betriebsmotor, damit bei Funkenbildung nicht etwa schädliche Staubentzündungen herbeigeführt werden. Das Späneabflußrohr nach dem auf einem gemauerten Turm stehenden Abscheider liegt im Fußboden. Alle diese Einrichtungen, die zugleich den Vorteil bieten, daß der Holzbearbeitungsmaschinensaal nicht durch in die Höhe gehende Absaugrohre beeinträchtigt wird, sind mit Rücksicht auf Erhöhung der Feuersicherheit getroffen; denn es hat sich gezeigt, daß bei Entzündungen lange freiliegende, vom Luftstrom durchzogene Rohre einen Staubbrand leicht fördern können.

Ueber der in Beton ausgeführten Maschinentischlerei befindet sich der Lufttrockenboden für zugeschnittene Hölzer, vergl. Fig. 7, von dem ein Teil als heizbarer Trockenraum abgetrennt ist, da die zu den gebauten Maschinen benutzten Hölzer einer Freiluftlagerung, nach dem Zurechtschneiden

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deutscher Ingenieure.

Verbindung. In gleicher Weise sind die mehrgeschossigen Gebäude in den Obergeschossen durch Brücken verbunden.

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vom Fabrikhofe aus durch gesonderte Auf- und AbstiegWendeltreppen zugänglich ist. Im Obergeschoß ist dann noch ein 300 qm großer Saal für die Erprobung neuer Maschinen und die Vornahme von Leistungs- und Kraftbedarfsversuchen untergebracht, wozu elektrischer Strom mit selbstschreibendem Verbrauchsanzeiger und ein in den eigenen Werkstätten hergestellter mechanischer selbstschreibender Kraftmesser dienen. Im Erdgeschoß befindet sich der KleinWaschmaschinenbau mit Musterwäscherei; seine beiden Felder werden von der Mittelsäulenreihe aus durch Handlaufkrane bedient.

In den einzelnen Fabrikgebäuden liegen 12 Werkmeisterstuben. Die Versandbuchhalterei befindet sich vorn im Erd

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an einer gemeinsamen Stelle soll das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken. Für die Sonderkonstruktionen und die Ueberwachung der Ausführungen sind in den Gebäuden R und L noch Zeichenstuben vorhanden. schäftsführungsgebäudes befindet sich durch eine SonderIm Obergeschoß des Getreppe zugänglich das Direktionszimmer mit anstoßendem Sitzungszimmer für den Aufsichtsrat der Gesellschaft; ersteres steht durch eine zweite Treppe mit den Räumen im Erdgeschoß und durch Brücken mit den Obergeschossen des anliegenden Fabrikgebäudes R und der Werkverwaltung 4 in

geschoß des Gebäudes R. Im Obergeschoß des Gebäudes A ist ein Eẞzimmer für die Beamten eingerichtet, deren Arbeitszeit von 3/8 bis 4/4 Uhr durchgeht. Dieses Zimmer wird auch dem Vorstande des in der Arbeiterschaft des Werkes bestehenden Unterstützungsvereines und dem Arbeiterausschuß zu ihren Sitzungen zur Verfügung gestellt.

Zur Kraftversorgung des Werkes dienen Einzeldampfmaschinen, um einen unabhängigen Betrieb der einzelnen Gebäude und Werkabteilungen zu ermöglichen. Es haben die drei Hauptgebäude R, M und L Kolbendampfmaschinen, von denen die der ersten beiden Gebäude mit Dampfniederschlag unter Rückkühlung des Einspritzwassers, die des letzteren Gebäudes mit Auspuff arbeiten, da der Dampf noch zur Heizung der Gipswalzen-Trockenkammer ausgenutzt wird.

13. Juli 1912.

Im Gebäude L ist noch eine kleinere Dampfmaschine zur Aushülfe aufgestellt. Die Dampfmaschinen geben ihre Betriebskraft zu einem Teil an Wellenstränge ab, zum andern setzen sie Dynamos in Gang, die ihren Strom an Verteiltafeln abgeben, von denen aus besondere Abteilungen des Werkes, wie die Tischlerei, Klempnerei, Schmiede und der Klein-Waschmaschinenbau, ferner Werkzeugmaschinen im einzelnen und in Gruppen, dann die Hebezuge usw. elektrisch angetrieben werden.

Eine weitere Betriebsdampfmaschine steht, wie schon erwähnt, in der Gießerei; sie kann ebenfalls mit Niederschlag arbeiten und treibt das Schmelzofengebläse durch ein Vorgelege, daneben unmittelbar eine Dynamo, von der aus die Maschinen und Hebezeuge der Gießerei, gegebenenfalls aber auch die Verteilungstafeln der andern Dynamos, gespeist werden können, um in der Stromversorgung möglichst unabhängig zu sein. Außerdem ist die Anlage noch an das städtische Elektrizitätswerk in Chemnitz angeschlossen.

Die vorhandenen Dampfmaschinen leisten 425 PS. Zur Dampferzeugung sind in der Mittelanlage drei, in der Gießerei zwei Flammrohrkessel von zusammen 480 qm Heizfläche für 7 bis 12 at Spannung aufgestellt.

Die Beheizung der Werkstätten wie aller Räume der Gebäude erfolgt durchweg mit Niederdruckdampf von vertieft stehenden gußeisernen Gliederkesseln aus, von denen 13 Stück mit 260 qm Heizfläche in abgetrennten Räumen der drei Hauptgebäude in Verbundreihen aufgestellt sind; vergl. Fig. 19. Tischlerei und Klempnerei werden durch im Fußboden liegende Rohrkanäle von den Kesseln im Gebäude R mit beheizt. Die gewählte Heizeinrichtung, deren Kessel bekanntlich einer ständigen Wartung nicht bedürfen (ein Mann kann alle Niederdruckkessel bedienen), ermöglicht das Warmhalten der Werkstätten im Winter über Nacht und Sonntags. Auch die Leimkocherei, die Wärmplatten und der Trockenboden der Tischlerei sind an die Niederdruckheizung angeschlossen; hier ist für den Sommerbetrieb ein besonderer kleiner Dampfentwickler vorhanden.

Die Abendbeleuchtung erfolgt in der Gießerei, Schmiede, Putzerei, Klempnerei, Tischlerei, den Verwaltungsgebäuden, allen Meister- und Schreibstuben, auf dem Hof

und in einzelnen Teilen der Werkstattgebäude, so den Anstreichereien und Packräumen, durch elektrisches, in den übrigen Räumen durch Gasglühlicht.

An Werkzeugmaschinen sind im Schimmelwerk insgesamt 470 Stück vorhanden, davon 200 Drehbänke, 4 halb und 10 ganz selbsttätig arbeitende und 15 Revolverbänke, 18 Lang- und 18 Kurz-Hobelmaschinen, 28 Fräsmaschinen, 66 Bohrmaschinen, die fast nur freistehend sind, 28 Gießereiund Putzereimaschinen, 36 Maschinen in der Schmiede und Blechbearbeitung, 35 Holzbearbeitungsmaschinen und 41 verschiedene besondere Hülfsmaschinen. Die Verteilung ist so vorgenommen, daß die beiden Hauptabteilungen des Werkes, die Gebäude R und L, je ihre Hobelei und Fräserei, Bohrerei und Sonderdreherei besitzen, also auch hier ein unabhängiger Betrieb gesichert ist. Neben diesen Arbeitsmaschinen sind noch 278 Schraubstöcke und 46 Hobelbänke vorhanden. Die Gesamtarbeiterzahl beträgt rd. 850, von denen 250 an Arbeitsmaschinen, 280 an Werkbänken tätig sind. Es ist also, wie schon ein Vergleich der Zahl der Arbeiter mit der der Arbeitsmaschinen ergibt, eingeführt, daß jeder Arbeiter möglichst 2 Maschinen bedient. An Beamten beschäftigt das Werk 65, es kommen also 13 Arbeiter auf 1 Beamten. Mitteilungen über die bestehenden Besonderheiten in der Verwaltung, Betriebseinteilung usw. des beschriebenen Werkes hoffe ich später machen zu können.

Aufmerksam mache ich hier noch auf die Einrichtung der Kleiderablage und der Waschbecken für die Arbeiter. Es ist dazu keine für alle Arbeiter gemeinsame Anlage vorhanden, sondern in jedem Werkraum sind die für die darin tätigen Arbeiter erforderlichen eisernen Kleiderschränke in Reihen am passenden Ort aufgestellt, gewöhnlich so, daß sich zwischen diesen Schrankreihen nach Fig. 20 ein Trog mit durchlochter Decke und Anschluß für kaltes und warmes Wasser befindet. Es sind runde Einzelwaschschüsseln vorhanden, die sich der Arbeiter selbst rein halten und allein benutzen kann. Dabei ist mit der gesundheitlich berechtigten Eigenart der Arbeiter gerechnet, sich nicht zu mehreren in einem Becken reinigen zu wollen. Ferner ist noch, insbesondere für die Arbeiter der Gießerei und der Schmiede, ein Brause-Zellenbad vorhanden.

Zwanzig Kesselbleche mit Rißbildung.')

Von R. Baumann.

(Mitteilung aus der Materialprüfungsanstalt der Königlichen Technischen Hochschule Stuttgart) (hierzu Textblatt 16 bis 18)

Ueber einen Teil der in letzter Zeit in der Materialprüfungsanstalt Stuttgart mit »>Unfallblechen« (d. s. Bleche, die im Betrieb oder schon bei der Herstellung des Kessels zur Beanstandung geführt haben) vorgenommenen Untersuchungen wird im folgenden kurz berichtet. Ausführlicher soll dies für die Untersuchung von dreißig Unfallblechen in den Mitteilungen über Forschungsarbeiten geschehen. Dabei werden die Ergebnisse von über 50 Untersuchungen zusammengestellt werden 2).

Die Bleche sind im folgenden im großen und ganzen nach der Zugfestigkeit im ausgeglühten Zustand geordnet. Im Schlußwort sind die Ergebnisse kurz zusammengefaßt.

1) Sonderabdrücke dieses Aufsatzes (Fachgebiet: Materialkunde) werden an Mitglieder des Vereines und an Studierende bezw. Schüler technischer Lehranstalten postfrei für 55 gegen Voreinsendung des ZuBetrages abgegeben. Andre Bezieher zahlen den doppelten Preis. schlag für Auslandsporto 5. Lieferung etwa 2 Wochen nach Erscheinen der Nummer.

2) An den Untersuchungen haben sich außer dem Berichterstatter insbesondere die Herren Ingenieure Ulrich und Reutter beteiligt. Namentlich Hr. Ulrich hat sich der Arbeit mit Ausdauer und Hingebung gewidmet.

Ueber die bisher in der Materialprüfungsanstalt in Stuttgart durchgeführten und veröffentlichten Versuche vergl die Arbeiten von C. Bach in Z 1906 S. 1 u. f.; 1907 S. 465 u. f., S. 747 u. f.; 1910 S. 1809 u. f.: 1911 S. 1296: 1912 S. 360, sowie in den Mitteilungen über Forschungsarbeiten Heft 33 und 70. Vergl. auch R. Baumann, Z. 1907 S. 1982 u. f.

1) Blechstück aus Böhmen.

Das eingelieferte Stück stammt nach Angabe aus einem Flammrohr; es enthielt eine Blase, die im Betrieb entstanden sein soll und einen Querriß aufwies Fig. 1, Textblatt 16, zeigt einen Querschnitt durch das Stück und läßt erkennen, daß es unganz ist. Die metallographische Untersuchung wies darauf hin, daß das Blech auch sonst Mängel enthält, sowie, daß es eine Zugfestigkeit von weniger als 4100 kg/qcm besitzt.

Zusammenfassung.

Das Material hat eine Zugfestigkeit von weniger als 4100 kg/qcm. Die im Betrieb eingetretene Blasen- und Rißbildung ist die Folge der Verwendung von fehlerhaftem Blechmaterial (vergl. Fig. 1).

2) Blechstück aus Oberschlesien.

a) Angaben, die der Materialprüfungsanstalt gemacht worden.

sind.

Die eingelieferten Blechtafeln gehören dem vierten und siebenten (letzten) Mantelschuß eines im Jahr 1899 für 8 at Ueberdruck gebauten Zweiflammrohrkessels von 100 qm Heizfläche an. Alle 8 bis 14 Tage wurde der Kessel zum Entfernen des Schlammes abgelassen. Es besteht die Vermutung, daß hierbei der Wasserspiegel zu tief gesunken und dann mit wenig vorgewärmtem Wasser nachgespeist worden ist. Die Risse befanden sich auf der Mantelsohle.

1116

Baumann: Zwanzig Kesselbleche mit Rißbildung.

Das Hüttenwerk, das die Bleche geliefert hat, nahm nach eingetretener Rißbildung eine Untersuchung des Materiales vor. Es fand sich für ausgeglühte Stäbe:

Tafel 1 Zugfestigkeit 3290 kg/qem, Bruchdehnung 28 vH, 3350 und 3280 kg/qcm, Bruchdehnung

2

29 und 32,5 vH.

Die Hartbiege-, Schmiede- und Lochproben wurden bestanden.

Die chemische Untersuchung ergab:

Tafel 1 Kohlenstoff 0,105, Phosphor 0,029, Mangan 0,39,
Schwefel 0,04 VH.

Tafel 2 Kohlenstoff 0,105, Phosphor 0,029, Mangan 0,38,
Schwefel 0,036 VH.

Die Aetzprobe »war gut«. In dem Bericht des Hüttenwerkes beißt es sodann:

>> Aus den vorstehenden Untersuchungen wollen Sie ersehen, daß das Material als solches weiches Flußeisen ist, und zwar ein Flußeisen von außerordentlich gleichmäßiger und guter Zusammensetzung, und daß also im Material selbst der Grund für das Auftreten der Risse nicht zu suchen ist, wofür ja auch schon der Umstand spricht, daß erst nach zehn- bis elfjährigem Betriebe Risse aufgetreten sind.<< b) Ergebnisse der Untersuchung in der Materialprüfungsanstalt Stuttgart.

Die Zugfestigkeit ausgeglühter Streifen betrug im Durchschnitt

Tafel 1 senkrecht zur Kesselachse 3231, parallel zur Kesselachse 3276 kg/qcm,

Tafel 2 senkrecht zur Kesselachse 3376, parallel zur Kesselachse 3335 kg/qcm,

Die bei Bruchdehnungen von 31,3, 31,5, 33,9 und 30,7 vH. Bei der Schmiede- und Lochproben wurden bestanden. Hartbiegeprobe ist einer der 13 geprüften Streifen geBei zwei weiteren brochen, wie Fig. 2, Textblatt 16, zeigt. Streifen sind Anrisse an der Innenseite der Biegestelle eingetreten; diese Streifen gelten nach den Materialvorschriften als nicht gebrochen. Bei der Kerbschlagprobe1) wurden zum Bruch verbraucht 8,2 bis 18,2 mkg/qcm, d. s. zum Teil bedeutende Werte. Die metallographische Untersuchung zeigte, daß das Material stellenweise wesentlich weniger Kohlenstoff enthält, als der oben mitgeteilten Analyse entspricht, und daß gröbere sowie feinere Schlackenteile an einzelnen Stellen in größerer Menge vorhanden sind. Fig. 3 (Vergrößerung 75 fach), Textblatt 16, läßt beides erkennen (die dunkeln Einschlüsse in Fig. 3 sind Schlackenteile, dunkle >> Perlitinseln<«<, die vom Kohlenstoffgehalt herrühren würden, fehlen). Die beiden Tafeln enthalten Hiebe, wie sie beim unvorsichtigen Abklopfen des Kesselsteines erzeugt werden. Vergl. hierzu Figur 3 auf Textblatt 21 der Arbeit von C. Bach in Z. 1911.

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3) Das Material enthält viele Schlackenteile. 4) Die Tafeln weisen tiefe Hiebnarben auf der Wasserseite auf.

Die eingetretene Rißbildung kann mit den vorstehend unter 1) bis 4) enthaltenen Feststellungen in Zusammenhang gebracht werden. Inwieweit der Kessel kalt aufgespeist und hierdurch geschädigt worden ist, muß dahingestellt bleiben.

1) Wo im folgenden nichts andres bemerkt ist, sind für die Kerbschlagprobe Stäbe von 30 mm Höhe, Dicke gleich der Blechstärke, verwandt worden. Als Kerbe diente ein nach dem Rande hin aufgeschnittenes gebohrtes Loch von 4 mm Dmr. Die Höhe des verbleibenden Querschnittes betrug 15 mm, die Auflagerentfernung 120 mm.

deutscher Ingenieure.

3) Tenbrink-Feuerrohr. An der Krempe oberhalb des Rostendes zeigten sich parallel zur Achse des Feuerrohres verlaufende Spalten. Fig. 4, Textblatt 16, gibt einen Querschnitt durch die rissige Stelle wieder. Die Zugfestigkeit des Materiales nach dem Ausglühen betrug 3267 kg/qcm, die Bruchdehnung 32,6 vH. Die Hartbiege-, Schmiede und Lochproben wurden bestanden. Bei der metallographischen Untersuchung ergab sich an der Krempe grobkörniges Gefüge sowie das Vorhandensein ziemlich reichAuch Anzeichen für weiterlicher Schlackeneinschlüsse. gehende Beanspruchung wurden beobachtet. Diese könnte mit starker Ausdehnung infolge der Erwärmung im Betriebe im Zusammenhang stehen.

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teile.

4) Stutzen aus einer Kesselschmiede. An dem Stutzen wurde beim Umbördeln eine unganze Stelle beobachtet, wie Fig. 5, Textblatt 16, bei A zeigt, und hierauf die Weiterarbeit eingestellt. Die Zugfestigkeit betrug im Einlieferungszustande 3515, nach dem Ausglühen 3296 kg/qcm; die Bruchdehnung wurde zu 29,1 und 35,1 vH ermittelt. Die Schmiede- und Lochproben wurden bestanden. Bei der Hartbiegeprobe ist einer der 5 geprüften Streifen gebrochen. Bei einem weiteren Streifen trat Anreißen an der Innenseite ein. Auf der Außenseite war das Material sehr grobkörnig, die Kristalle hatten Durchmesser bis fast 1 mm. Die Die grobkörnige Seite hatte bei der Prüfung des gebrochenen Hartbiegestreifens Zugbeanspruchung erfahren. metallographische Untersuchung zeigte das Vorhandensein unganzer Stellen, sowie außerordentlich viele grobe und feine Schlackenteile. Fig. 6, Textblatt 16, (Vergrößerung 75 fach) läßt solche erkennen. Das Blech enthält anscheinend Teile des Lunkers.

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5) Rohrwand aus einem Lokomobilkessel.
a) Angaben, die der Materialprüfungsanstalt gemacht
worden sind.

Die Rohrwand stammt aus einem im Jahre 1900 gebauten Kessel. Sie erhielt im Betrieb Stegrisse. Die Untersuchung in der Fabrik des Antragstellers ergab für ausgeglühte Stäbe: Zugfestigkeit 3260 bis 3660 kg/qcm, Bruchdehnung 23,5 bis 27,5 vH, Querschnittsverminderung 55 bis

62 vH.

b) Ergebnisse der Untersuchung in der Materialprüfungsanstalt Stuttgart.

Fig. 7, Textblatt 16, zeigt ein zwischen zwei Heizrohren entnommenes und auf der Feuerseite abgehobeltes Stück. Die vorhandenen Risse sind durch das Abhobeln sehr deutlich sichtbar geworden; vor dem Abhobeln war nur ein Riß zu erkennen. Die Zugfestigkeit der ausgeglühten Stäbe ergab sich zu 3210 bis 3327 kg qem, ihre Bruchdehnung zu 31,5 bis 35,0

Die im Einlieferungszustande geprüften Stäbe ergaben die Zugfestigkeit zu 3348 bis 3373 kg/qcm, die Bruchdehnung zu 17,5 bis 24,9 vH. Die geringe Größe der Bruchdehnung wird in der Hauptsache auf die Beobachtung zurückzuführen sein, daß sich die Stäbe in der Nähe der Rohröffnungen weniger gestreckt haben (obwohl die seitliche Oberfläche um mindestens 3 bis 4 mm abgearbeitet war), eine Folge der mit dem Einwalzen der Rohre verbundenen Zerquetschung. Ausführlicher wird hierüber in den Mitteilungen über Forschungsarbeiten berichtet werden. Die Hartbiege-, Schmiede- und Lochproben wurden bestanden. Bei der Kerbschlagprobe

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