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Nachdem nun die drey Geistlichen zwölf Tai ge hindurch, alle Tage zwey Mahl Jagd auf den Teufel gemacht hatten, fing er an tirre zu wers Den; wenigstens plagte er das Mädchen nicht nrehr mit dem Hack! Hack! wodurch er bisher alle Gebethe hatte zu unterbrechen gesucht.: Pfars rer Seldt bekam nunmehr auch gute Hoffnung, und ånderte die Gebethe, welche täglich über ihr gesprochen wurden. 3. Der Teufel hielt sich auch in der Kirche ganz ruhig; aber desto ungezoge ner führte er sich in dem Hospitale, auf. So wolls te ev, als ein unsauberer Geist nicht leiden, daß man das Kind kämmen, bürsten und waschen sollte. Wenn man ihr etwas Angenehmes zu riechen gab, so rief er stinkt, setzte auch wohl garstige Worte hinzu. Auch im Effen war er ekel, und wollte immer gerne nur Leckerbiffen haben; als man ihm aber sehr höflich erklärte, daß, wenn er damit nicht zufrieden sey, man ihm Dreck geben wolle, so gab er es nåher, und das Mädchen aß von der Zeit. an, was man ihr vorsezte.

Da der Teufel beständig dabey blieb, daß ei ne gewisse Frau in dem Dorfe, welche er auch nannte, ihn vermittelst eines Apfels in das Kind gebracht hatte, so ward diese Frau endlich mit Genehmhaltung des Consistorii in das Decanat gefordert, und in Gegenwart der drey Geißtliz chen mit dem Teufel confrontiret. Der Teufel blieb bey seiner Aussage; das Weib leugnete, und da sie von ihrem Geistlichen ein gutes Zeugs

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niß hatte, so fing man an, mit ihr zu fingen und zu bethen. Da nun das Weth-dabey viele Andacht blicken ließ, so kam ihr der alte Weides spruch zu Statten: der Teufel ist ein Lägver von, Anfange, und sie kam ohne Scheiterhaufen davon,

Im Januario 1681 ereignete sich endlich ein, Umstand, der auch dem Dümmsten die Augen hätte öffnen tönnen. Es ging nehmlich ein gros ßer Spulwurm von dem Mädchen ab, derglei chen schon vorher geschehen seyn mochte, weil die Grimassen des Mädchens seit einiger Zeit nachs gelassen hatten. Allein, weil der Teufel aus demselben ausdrücklich erklärte, daß er den Wurm ausgebrütet habe: so blieben aller Augen verkleiftert, und alles mußte dessen ungeachtet Teufeley, seyn, vbgleich das Mädchen, oder vielmehr der Böse aus ihr, selbst gestand, daß das Gemur mel in ihrem Unterleibe von den noch rückständis gen Würmern herrühre.

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Indessen nahmen die Grimassen des Mads chens immer mehr ab. Den 14ten Jan. widers sprach sie zwar noch in der Kirche allem, was Pfarrer Seldt sagte. Allein, als dieser ihm mit den kräftigen Worten anredete: „Du unflås ,,thiger Dreckgeist, packe dich in deine stinkende ,,Cloak, in die höllische Mistpfüße; dein Bauchs ,,reden wird dir in der Hölle schon eingetrånket werden,, so schwieg er, und soll noch wieder anfangen zu reden, womit denn das ganze Pofsenspiel ein Ende hatte.

12 59. M. Theod. Seldt, ein Teufelsbanner.

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Seldt hat dieser Geschichte nicht nur zehn Gebethe angehänget, welche er während der Ope= ration bet das Mädchen gesprochen, sondern auch die Formeln, womit er den Teufel jedes Mahl zu beschwören pflegte. Ich will Eine dar von herseßen, vielleicht daß sich mehr Spulwürs me damit abtreiben lassen. Sie lautet so:,,Du ,,Vater der Lügen, du in Ewigkeit verdammt > ,,verworfen verflucht und verbannter Schand,,geist; du mörderischer Verfolger der armen uns ,,schuldigen Glieder Jesu, ich gebiethe dir in „Kräft meines von Gott dem höchst gebiethenden Herrn mir anbefohlnen Amts, daher ich auch dir zu gebiethen habe, daß du dieses mit Jesu ,,Chrifti theuer geschäßtem Blut in seiner heilis gen Tauf besprengtes Töchterlein, ungeplagt lass fen, dich fortpacken, und seiner göttlichen Herri „lichkeit diesen seinen Tempel unangétastet lassen follest! Amen! Ja, ja, es soll und wird also get ,,schehen! In des starken und gewaltigsten Jesu „Nahmen!,,

Hierauf folgen vier Predigten, in welchen der einfaltige Mann alles zusammen geraffet hat, was er nur von Herengeschichten, Beschungen, und andern Teufeleyen aus Büchern und Volks= måhrchen auftreiben können, um ja den Abers glauben an solchen Possen in seiner Gemeinde nicht untergehen zu lassen. Die legte ist eine Dank und Triumph, Predigt, abgetriebenen Spulwurmes. doch zu beklagen, daß gerade

wegen glücklich Wie sehr ist es diejenigen, welche

60. Delisle und Aluys, zwey Goldköche, 13

eigentlich zu Lehrern und Aufflårern des Volkes gesehet sind, daffelbe am eifrigsten in der Unwiss senheit und dem Aberglauben zu erhalten suchen.,

68. Delisle und Aluys,
awey Goldföche *

elisle machte zu seiner Zeit vieles Geräusch nicht allein, in der Provence, sondern auch in ganz Frankreich, so daß man sich auch schont am Hofe mit der Hoffnung zu schmeicheln anfing, die durch Ludwigs 14. chrsüchtige Kriege zerrůt teten Finanzen wieder herzustellen. Die Pros ben, welche er machte, waren glänzend, und nahmen nicht wenig Personen vom ersten Range für ihn ein und doch zeigte sichs am Ende, daß er, so wie alle seines Gelichters, ein Betrieger

war.

Er war von niedriger Herkunft aus der Pfars re Sylanez bey Barjaumont in der Provence, wo er um 1672 geboren war, weil man ihn 1707 etwa 35 Jahr alt schäßte. Daß es ihm an Fähigkeiten nicht gefehlet haben muß, erhellet daraus, weil er das Schlösferhandwerk für, sich

Ich entlehne diese Geschichte aus (des Tic. Lenglet du Fresnoy) Hiftoire de la Philofophie hermétique, wo sie Th. 2, S. 68 f. erzählet -wird.

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allein erlernet haben soll. Seine erste Geschichs te ist sehr dunkel, indessen versichert man, daß er Bedienter bey einem Goldmacher in Frankreich gewesen, und da dieser von dem Hofe sey aufges fucht und verfolget worden, und sich daher in die Schweiß habe begeben wollen, habe Delisle ihn unter Beges in Dem Savoyischen ermordet, und beraubet. Unter andern fand er auch, das Verwandlungs Pulver so wohl auf Gold als auf Silber bey ihm, verkleidete sich darauf als einen Einsiedler, und kam wieder nach Provence, wels ches nach allen Umstånden ungefår 1690 gesche= hen seyn kann. Gleich darauf verfährete er durch seine vorgegebene Geheimnisse die Frau eis nes Bürgers zu Cisteron, Nahmens Uluys, mit welcher er eine Zeit lang lebte, auch um 1691. Pathe bey einem Sohne ward, den sie zur Welt brachte, und der nach ihrem Manne Alups ges' kauft ward, ungeachtet Delisle sein wahrer Vater seyn mochte. Hier suchte er anfänglich die Leichtgläubigkeit der untern Classen zu hintergehen, weil ihm aber das nicht einträglich genug seyn. mochte, so ließ er sich mit einem gewissen Pelous1 in der Nachbarschaft in ein ergiebigeres GewersTM be ein, nach welchem beyde die Louisd'or um= ftempelten, (remarquerent.) Allein die Sas che ward verrathen; Pelous ward zu Aix in Berhaft genommen, Delisle aber entwischte, und da er auf die gerichtliche Ladung nicht erschien, so ward er abwesend für schuldig erkläret. Das geschahe um 1701.

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