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einmahl bekannt zu machen. ~ Scndivog fagte dieses bloß in der Absicht, um diejenigen, wele che etwa das Geheimniß besitzen möchten, das durch) an sich zu löcken, daß sie sich ihm entdes den möchten. Es kann seyn, daß der Cosmopolit ihm manche chymische Geheimnisse entdecket hat allein die erste wirkende Ursache hat er ihm gewiß nicht offenbaret, und wenn man die Schrift von dem Schwefel genau erwäget, so fier het - man wohl, daß sie bey weitem nicht von der Kraft ist als die zwölf Tractate, und daß beys De Verfasser nicht eine und eben dieselbe Person seyn können.

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Sendivog starb in eben dem Jahre, als wir nach Pohlen kamen, das ist, 1646 sehr arm und schwach, obgleich in einem hohen Als ter. Ich bin u. f. f.

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Wenn ich den Inhalt dieses Briefes unter die Legenden rechne, so geschieher es vornehmlich um der ersten Hälfte willen, welche den Cosmos politen und deffen Schicksale in Sachsen betrifft. Daß der Auftritt mit ihm, so wie er hier ert zähler wird, in Sachsen nicht kann: geschehen feyn, ist aus der Geschichte sehr leicht erweist lich. Die Sache soll, wie gemeiniglich behaupt tet wird, 1604 oder doch um die Zeit vorgegans gen seyn. Damahls regierte aber Churfürft Christian 2, der nichts weniger als ein Freund

der Goldmacher war. Aus Kunfels Labora torio chymico, wo er die Geschichte der Alchymie in Sachsen umständlich erzählet, erhellet, daß von dem Tode Augusts an bis wenigstens auf Johann George 1 nichts in derselben ges than wurde, besonders nachdem der Administras tor nach Christians 1. Tode alle Goldmacher aus dem Lande gejagt, und sich ausdrücklich erkläret hatte, daß er mit der Bårenhäuterey, wie er das Ding nannte, nichts zu thun haben wolle, Kunkel, der das ganze alchymistische Archiv unter seinen Hånden hatte, würde die Sache nicht verschwiegen haben, wenn ihm etwas davon wåre bekannt gewesen. Es tommt dazu, daß die ganze Erzählung fo viele innere unwahrscheins lichkeit hat, besonders was die grausame Bes Handlung des Cosmopoliten betrifft, daß man sie so, wie sie hier erzählet wird, schon für ein Mährchen erklären kann, wenn gleich die Grunds züge, wie aus dem folgenden erhellen wird, ers was Wahres enthalten sollten. Desto mehr Wahres enthält der zweyte Theil, worin Sens divog ausdrücklich für einen Betrieger erkläret wird, welches noch mehr aus dem leßten Abs schnitte dieses Aufsaßes erhellen wird.

Zweyte Legende.

Diese soll von einem Johann Bodowski hers rühren, der für des Sendivog Stallmeister auss gegeben wird. Peter Borel hat sie gleichfalls

in seinem Trefor des Antiquités Gauloifes quf behalten, aus welchen du Fresnoy sie seiner Hiftoire de la Philofophie hermetique Th. r.

. 350. f. einverleibet hat. Sie ist um ein gut Theil romantischer als die vorige, so daß die Erdichtung in derselben bey nahe nicht zu vers kennen ist. Sie lautet so.

Sendiveg, von Nation ein Pohle, war ein Baron, dessen Schloß zu Gravarne, an den Schlesischen Gränzen, einige Stunden von Bress lau liegt. Außer seinem Gute besaß er auch get wisse Bleybergwerke in der Woiwodschaft Cras

wodurch denn seine Einkünfte vermehret wurden. Wenn der Nachricht, welche man von seinem Leben hat, zu glauben ist, so kann ich sagen, daß er von“ seinen frühesten Jahren an von dem Kaiser Rudolph 2. zur Reise nach dem Orient bestimmt, und von demselben dahin ges schickt worden. Als er durch Griechenland kam, ward er daselbst mit dem Griechischen Patriars chen bekannt, und da dieser alle Merkmahle eis nes Adepten an ihm fand, so bekam er viele Achi tung und Ehrerbiethung für ihn. Sendivog ers warb sich endlich dessen Freundschaft in einem so hohen Grade, daß er ihm auch den Weg zeigs te, zu dem großen Endzweck der Hermetischen Philofophie zu gelangen, und ihm die Kunst, den Stein der Weisen zu verfertigen, lehrete.

Nach dieser Entdeckung kam er wieder zu dem Kaiser, und gab ihm von der Frucht seis ́ner Reise Nachricht. Jeder von ihnen arbeis

tete hierauf besonders, und alles ging glücklich von Stätten, daher der Kaiser auch viele Liebe für den Philosophen betam, ihn zu seinem Ras the ernannte, und nicht als Kaiser, sondern als ein Freund mit ihm umging.

Allein Sendivog der seine Freyheit liebte wollte sich nicht an den Hof fesseln lassen, sons dern zog den Aufenthalt zu Gravarne vor, wo er von seinen Einkünften auf eine anständige Art, und sogar als ein Fürst lebte, in welcher Lage er bis an seinen Tod blieb

Er verwahrte den Stein der Weisen in Gei stalt eines rothen Pulvers in einer goldenen Büchse. Ein Gran davon war hinlänglich; 500 Ducaten oder 1000 Reichsthaler zu machen, und gemeiniglich trug er dasselbe auf Quecksilber. Auf Reisen trug er diese Büchse nur selten bey fich, sondern sein Haushofmeister hatte sie uni ter den Kleidern an einer goldenen. Kette am Halle hangen. Allein der größte Theil dieses Pulvers war an einem verborgenen Orte unter dem Fußboden seines Wagens versteckt, weil er glaubte, daß niemand so leicht auf diesen font unbedeutenden Ort fallen würde. Zuweilen, wenn er es für nothwendig hielt, verkleidete er sich auch als einen Bedienten, und ließ einen ans dern an seiner Stelle sizen, weil er aus Eitels teit oft freygebiger war, als er seyn sollte, und daher feine Projection nicht selten in Gegenwart unbekannter Personen machte, wie er an vers fchiedenen Orten Deutschlands that, dessen Sprai

che und Aufenthalt er Pohlen weit vorzog. Das durch seßte er sich dann mancherley Gefahren aus, \ unter andern auch als er einmahl in Gegenwart eiz, nes gewissen Deutschen Fürsten, der ihn inständig darum gebethen und ihm sogar auf den Knien ein Stillschweigen eidlich angelobet hatte, seine Pros jection auf Quecksilber machte. Denn nach der Abreise des Sendivog vergaß der Fürst vor Freus de über das, was er gesehen hatte, seinen abges legten Eid, erzählte die ganze Sache einem ges wissen Müllenfels, der bey ihm laborirte, und ließ sich bereden, diesen mit zwölf Reitern dem Sendivog nachzuschicken, und von ihm die. Oft fenbarung des Geheimnisses entweder mit Gåte oder mit Gewalt zu erzwingen, welches ih nen auch zum Theil glückte. Denn als sie ihn um Mittagszeit in einem Gasthofe einhohlten, so suchte Müllenfels den Fremden erst durch Uebers redung, und da diese vergebens war, durch Ges walt zum Bekenntnisse zu bringen, indem er ihn unter andern an einen Pfeiler band, ihm seine Kleider auszog, und ihm alle Arten von Mars tern anthat. Endlich fand er bey ihm eine Handschrift von dem Steine der Weisen, und so gar seine Tinctur, welche sich in einer goldę, nen Büchse befand, welches alles er dem Sens divog nebst andern Kostbarkeiten, die er bey sich hatte, wegnahm, worunter sich auch, die Medails le Rudolphs 2. nebst seiner goldenen Kette bes fand, welche Sendivog an dem Halse zu tragen

pflegte,

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