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ihr sey nunmehr vollendet, und das Wunder Der: selben werde ewig bleiben. Doch verspricht er ihr, so bald és ihm möglich seyn werde, ein Capital nie: derzulegen, von dessen Zinsen sie und die ihrigen hinlänglich sollten leben können. Das war er nun wohl gewiß nicht Willens zu halten; indessen muste sie sich damit aßspeisen lassen, und sie reisete schon im May wieder nach Amsterdam. Aus Dankbars keit schrieb er im Junio von Islington noch einmat an sie *, und führete ihr noch einige Wunder zu Gemüthe, wodurch Gott ihre Trennung von ihm versiegelt habe, welche denn darin bestanden, daß ihre Rückreise aus London sehr geschwinde und glück lich von Statten gegangen, dagegen ihre Hinreise so gefährlich war, und noch gefährlicher gewesen seyn würde, wenn sich nicht zum Glücke seine Schrift ten in dem Schiffe befunden håtten, welche unters gehen zu lassen wider Gottes Ordnung sey.

Er gab in den Jahren 1680 und 1681 nech verschiedene abenteuerliche Schriften heraus, wor von ich aber die meisten nur den Titeln nach kenne, als den Quinarium seiner Schleudersteine, dent Cyrum refrigeratorium, und noch einige anderë, welche ich am Ende dieses Artickels anführen werde.

Den Iten Nov. 1681 befand er sich schon wies der zu Paris, weil er daselbst an diesem Tage sein Arcanum microcofmicum unterschrieb; allein ein paar Wochen darauf findet man ihn zu Genf. Was er daselbst gesucht, weiß ich nicht; allein aus allen Umständen erhellet; daß er überal Leichtgläus *) In den Lutetier- Schreiben, S. 115.

bige suchte, die er unter dem Vorwande der Alchymie oder der Stürzung des Antichristes bethdren fonnte. So viel ist gewiß, daß er jeßt nach Jerus falem reisen wollte, ohne Zweifel, den Anfang seis nes neuen Reiches daselbst zu machen, weil sich nun die Juden zuerst bekehren und sich zu thm schlagen follten; und zu dieser Reise machte er jeßt in Genf Anstalten, d. i. er suchte die dazu: nöthigen Kosten jusammen zu treiben. Allein es scheinet, daß es thm hier auf allen Seiten mißlungen. Bathurst, der indessen aus Jamaika wieder zurück gekommen war, befand sich jest auch zu Genf, und hatte im Febr. zwar versprochen, ihn mit einer gewissen Summe Geldes zu unterstüßen, nahm aber auf Anstiften seiner Frau, welches jeßt seine eigene Stieftochter war, sein Wort wieder zurück. Kuhl mann schickte hierauf einen seiner Gefährten nach Paris, wo er einem gewissen Stephanus Polier, auch einen seines Gelichters, ein Dalconats › Pars ticular - (vermuthlich einen Alchymistischen Prozeß), von jährlichen 1000 Thalern: anvertrauer haben wollte, selbigen abzufordern; allein dieser lachte ihn aus, daher er denn in seinem Kühlpfalter weids lich auf ihn schimpfer *). Diese Umstände machs ten denn, daß seine entworfene Reise nach Jerusas lem, allem Ansehen nach, nicht zu Stande kam, obgleich verschiedene seiner Lebenkbeschreiber sie ihn

* Ich ersehe diese und einige folgende Umstände aus den Ueberschriften seiner Rühlpsalmeu in Baums gartens merkw. Büchern Ch. toy S. 325, denn felbft habe ich sie nicht gesehen.

Gesch. d. Narrb, f, B.

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wirklich than laffen; denn gleich darauf sehen wir ihn wieder in Oxford und London, und in den fol genden Jahren findet sich zu dieser Reise auch keine Zeit.

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Ohne Zweifel war Bathurstens Vorsatz sich nicht länger von dem Kuhlmann schneußen zu lassen, der ihm schon 30000 Fl. gekostet haben sollte, die Ursache, warum ihre Freundschaft jetzt ein Ende hatte. Allein Breckling gibt in einem ungedruck ten Schreiben an Phil. Jac. Spenern vou unges får 1697%*) noch eine andere an. Beyde, sowohl Kuhlmann, als Bathurst, hielten sich in England zu der Rotte der berüchtigten Jane Leade, welche in der Folge hier auch noch vorkommen wird, und welche den gröbsten und plumpesten Chiliasmus zu verbreiten suchte. Ihr zu schmeicheln behaupteten ihre Anhänger eine Zeit lang, daß von ihrer Toch? ter ein neuer Christus gebohren werden sollte, der sowohl der himmlischen als irdischen Natur theilhafs tig seyn und Chrifti Sohn und Erbe werden, auch zwischen dem Vater und Sohn sißen würde. Kuhlsmann ließ sich das eine Zeit lang gefallen, allein als es ihm in der Folge einfiel; selbst dieser neue Christus zu seyn, die übrigen aber diese Ehre dem Bathurst zudachten der diesen Christus mit seiner eigenen Stieftochter zeugen sollte, vermuthlich, weil ver das meiste Geld hatte, so hatte die Herrlichkeit ein Ende, und die Glieder dieser schönen Gesell: schaft schimpften sich in der Folge so sehr, als sie

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*). In Baumgartens merkw. Büchern, Th, 10.

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fich vorher erhohen hatten. `In Kuhlmanns Kühlpjalter kommen verschiedene Psalmen vor, welche fich, den Ueberschriften nach, auf diese Uneinigkeit beziehen; z. B. der 79te: „Nachdem vom Amsters dam Korah Breckling, durch den Londons: Das than Badhors (Bathurst) der Paris: Abiram »Polier im 29ten und zoten Nov. (1681) zu Pás „ris ausging zur neuen Zerstreuung seiner Jerufas „lemschen Reise..

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Was für eine saubere Gesellschaft die eben ges nannten Herren waren, erhellet zum Theil aus eben diesem Briefe. Brecklings Leben, der arts fänglich auch dem Kuhlmann anhing, aber jezt auch mit ihm zerfiel, habe ich im vorigen Theile beschrieben; Bathurst führte nach seiner Frauen Tode seine eigene Stieftochter, als Frau mit ́sich herum, und wollte, auf eines gewissen Doct. Leonh. Peter Hollgråfe aus Zwoll Anstiften, mit derselben den neuen Christus zeugen, allein zum Unglück kam ein Mädchen zum Vorschein. Diese Blutschande des Bathurst bestätigt auch Kuhlmann, welcher in seinem 98ten Kühlpsalme versichert, daß seine Schande im May 1684 zu Amsterdam durch seiner Tochter Entbindung bekannt geworden. Hollgråfe prellte unter dem Vorwande, den Stein der Weis fen von den Erdgeistern zu verschaffen, in Holland einen reichen Thoren, um 30 bis 40000 Fl. und : bediente fich dazu eines gewissen D. Kortholt, der nachmahls Hollgråfens Sohn am Tische erstach, und sich hierauf mit einer Weibesperson nach Engs land flüchtete. Und doch führen solche Auswürfe

der menschlichen Gesellschaft nichts als Gottseligkeit, Verbindung mit Gott, Inwohnung des heil. Geir stes u. dergl. im Munde. Daß Kuhlmann eben dieses Gelichters war, erhellet zum Theil schon aus dem vorigen, wird sich aber bald noch nåher zets gen.

In der ersten Hälfte des Jahres 1682 befand fich Kuhlmann noch zu Genf, allein da ihm seine Reise nach Jerusalem hier zu Wasser gemacht ward, fo begab er sich wieder nach England, und tummelte fich bis gegen das Ende des Jahres 1684 bald zu London, bald zu Oxford, vielleicht auch an andern Orten herum. England war damahls mit Schwärs mern und Fantasten angefüllet, wovon immer einer den andern prellte. Da dem Kuhlmann seine Ans Schläge, den Antichrist zu stürzen und sein neues Jesus: Reich zu gründen, weder in Constantinopel noch in Jerusalem hatten gelingen wollen, so suchte er fie nun in Rußland auszuführen, und gab sich alle Mühe, Anhänger und Geld dazu zusammen zu bringen. Hollgråfe scheint es noch am längsten mit ihm gehalten zu haben, vermuthlich aber nur so lange, als Kuhlmann noch auf Kosten andrer leben konnte, denn auf jenen beziehen sich verschies Dene seiner Kühlpfalmen. 3. B. der 95te: „Als ihm endlich sein Natursorbot, Leonh. Peter Höll graf von Swoll in seiner vierten Londner: Betre „tung an des göten Nov. Wappings Wippings „Feuer 1682 unverhoft begegnet, mit der 25 jähr rigen Wunderoffenbarung von dem Kuhlmansthume, Kuhlmannern, Kuhlmanopel, und

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