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Auftrag, feines Vaters Forderungen an den Schwäre mer einzutreiben?

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Bathurst ging zu Anfang des Jahres 1677 auf theosophische Abenteuer mit seiner Frau nach Jamaica, und Kuhlmann trat das Jahr darauf auf dessen Kosten seine Reise nach Constantinopel an. Es scheint, daß er Willens gewesen, erst nach Rom zu gehen, um daselbst „die rechte Fackel ans „zustecken, welche dem Gott dieser Welt in das Gesicht brennen sollte, wie er sich in der Vors rede zu seinem Kühlpsalter, welche zu Bromley Den 29ten Sept. 1677 unterzeichnet ist, ausdrückt. Allein er ånderte diesen Vorsag bald, und beschloß, unmittelbar nach Constantinopel zu gehen, ob er öb ́er gleich auf seiner Reise durch Frankreich immer noch vorgab, daß er nach Rom gehe, vielleicht um nicht zu sehr ausgelacht zu werden. Er trat seine Reise zu Anfang des Mårzes 1678 von London an, ging über. Paris und Lyon, nach Marseille, wo er sich nach der Levante einschiffen wollte. Albert Otto Faber, ein deutscher Medicus und Alchymist, wel: cher König Karls 2 Leib: Medicus, übrigens aber ein Anhänger und Bewunderer Kuhlmanns war, begleitete ihn mit einem deutschen Gedichte, worin er den hohen Begriff, welchen er von dem Schwärs

figur an eben dem Palmsonntage, darinnen in „Lübeck vor drey Jahren meine Einquellung mit der „Lilien, durch des Isaac Werners Erftechung in London auslaufen sollte, i gewaltsamern Eingriff hat sie in mein Haus, welches der Ausgang bes weiset! Lutetier's Schreiben, S.80.

mer hatte, auf eine sehr abenteuerliche Art an den Tag legt *).

Auf der Reise durch Frankreich müssen ihm vers schiedene Abenteuer begegnet seyn, wenigstens scheint er dunkel auf so etwas anzuspielen. In Paris erwischte er, ich weiß nicht wie noch von wem, wies der eine ansehnliche Summe Geldes, ob er sie gleichTM nicht daselbst heben konnte. Mit dieser Summe und dem von Bathurst erhaltenen. Gelde machte er zu Marseille, wo er sich einschiffen wollte, wieder. eine ansehnliche Figur, und nahm unter andern. verschiedene Bediente an. Dagegen machten ihm

Folgende Stelle sey davon ein Beyspiel:
„So brüll nur an, du Löw, aus Juda Stamm
gebohren,

Den Mond, und laß uns auch hier deine Stims
me hdren,

Daß wir uns auch zugleich aufmachen und zu

dir

„Hin eilen mit Gewalt, uns zu erretten für Den Hagel, Blig und Sturm, Zornfeuer Rach und Plagen,

Dem graufen Mordgeschrey und greulichen Todts

schlagen

„Das Unglaub an sich hat gezogen wie der

Stein,

„Das Eisen an sich zeucht, und kommt mir überein.

Es stehet in Ruhlmanns Berlin. Rühl- Jubel S.77, und ist ein trauriger Beweis daß es dem Fantasten selbst in höhern und gelehrtern Etånden nicht an Anhängern fehlte. Er starb um 1686 und hatte also noch Gelegenheit, feinen Gefalbten Gots tes zu den in Conftantinopel erhaltenen Prügeln Glück zu wünschen. Aus dent eben genannten Bers lin. Rühl Jubel erhellet, daß er Drabicii Pros phezeibungen in das Deutsche übersert hatte, aus welcher vielleicht nie gedruckten Uebersehung Rühl mann daselbst lange Stellen anführet.

seine erwachsenen Pflegetochter immer mehr Noth, welche mehr Geschmack an den Wollüsten Frants reichs, als an seinem Fasten und Beten finden mochten, und, wie er unaufhörlich klagt, weder Mangel noch Ueberfluß vertragen konnten *). Aber er ging ihnen ja selbst mit seinem Beyspiele vor, denn so bald er irgend jemanden um eine beträchts liche Summe geschneußet hatte, so spielte er den Marktschreyer auch im äußern, nahm Bediente

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Schrecklich fiel mir in Paris, als ich fabe so fons derlich Gottes Wort erfüllen, ein so wichtiges „Reisegeschenke außerordentlich erhaltende, und „widerum sahe die Unmöglichkeit, um solches das „felbft, wiewohl alles bereit, zu erlangen, um des ,,rentwillen ich doch am allermeisten es von ndthen. "O Calais! O Denys! O Paris! konnte ich euch wohl bei meiner zweyten Ankunft unbeweget ans blicken, als eure Oerter meine ersten Gefährlich ,,keiten durch Ansehung neu ins Gedächtniß brach„ten? Lyon, Lyon! ehe ich dich erreichte, von Paris am Palmsonnabend zu dir eilende, was ist „mir nicht vor Ungehorsamkeit, als sie am allerges fährlichsten war, zugestoßen? Was ist mir nicht ,,in dir vorgefallen, als ich gegenwärtig war? Was „ist mir nicht aus dir nach meiner Abreise begegnet, als die lüsternden Even an deinem Baums ,,garten die falschen Weltäpfel nicht nur bras ,,chen, sondern auch affen? O Marsilien ,,was erfuhr ich nicht in dir? Du warst der erste Plak, da ich meine Reise, die unter dem Nah,,men Roms verblümet, an den Tag gab? -- Alles hatte Gott bereitet nach Wunsch; allein das ers wählte und ausgeführte Volck (seine Familie) vers derbte alles..-----Gott gab den höchsten Uebers fluß in allem; es hatte sein Lebenlang solcher Bes ,,dinungen noch nicht genossen, weil die Reißnothe wendigkeit und meine göttlich empfangene Wuns derfigur es mitbrachte. Allein der neidische ,,Teufel ward völlig løs u. f. f. Lutetier, Schreis ben, G. 81. f

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an und trug Sammtkleider, um dadurch seine von Gott empfangene Wunderfigur merklich zumachen.

Es war in der That die größte Tollheit, sich auf einer Reise zu den Türken mit drey weiblichen Personen zu beladen, so sehr sich auch der Narr einbildete, seine Ehe ohne Che sey von Gott wes fentlich mit seiner höchsten Figur eines Türkenbes tehrers verflochten worden. Aber dafür ward er auch weidlich bestraft. Das Schiff segelte den 15ten May 1678 von Marseille ab, und unter Weges beobachteten seine Pflegetdchter in ihrem Ungehorsam gegen ihn weder Ziel noch Maß mehr. Bisher hatte ihre Mutter sie noch einiger Maßen, im Zaume gehalten, allein jest nahm auch diese ihre Parthie, und da es auch auf dem Schiffe nicht an Leuten fehlte, welche sie wider ihren nårrischen Mentor in Schuh nahmen, so kann man leicht den: ten, was für eine Rolle der Fantast in der Gesells schaft eines bètagten zänkischen Weibes und zweyer ausgelassenen Mädchen gespieler haben müsse. Seine Klagen über ihre Widerspenstigkeit, ihren Spott, und ihre Ausschweifungen nehmen daher viele Blåtter ein. In dem Hafen von Maltha wäre er beynahe ertrunken, als er auf einem Kahne an sein Schiff fahren wollte, der Kahn aber umschlug und der Narr in das Wasser fiel, und von den Seinigen noch oben drein ausgelachet ward. Aber es muß in Maltha noch etwas anders vorgefallen seyn, weil er viel von dem großen geistlichen Schiff bruche plaudert, welchen seine Weiber daselbst erz litten, von dem Gerichte Gottes, welches daselbst

über sie ergangen, und von den Pfählen, welche Gott daselbst ihren Herzen eingeschlagen, um fie ihr ganzes Leben hindurch in Demuth zu erhals ten *). Es scheinet, daß er daselbst mit ihnen sos gar vor Gericht stehen müssen, und daß sie ihn als einen Aberwitzigen angeklagt, welchen die Obrigs keit in sichere Verwahrung nehmen müsse **), und was des Dinges mehr seyn mochte.

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Unter diesen Umständen langte er in Smyrna an, wo ihm ein verdienter Possen über den andern widerführ. Er hatte ein Schreiben an den Türkis schen Aga aufgeseßt, und verlangte vor denselben gelassen zu werden, weil er ihm Gottes Befeht ankündigen, und von ihm verlangen wollte, daß er ihn an den Groß: Sultan empfehlen sollte; als lein er ward, wie er sagt, durch schändlichen Bes trug seines Gefährten statt des Grand Aga an einen den Seinigen wohl bekannten Ort geführt, Er war allein an das Land gegangen, und hatte seine Familie auf dem Schiffe gelassen; allein da Smyrna der Pest wegen verdächtig war, so durfte er nicht wieder an das Schiff zurück, und die Set: nigen wollten ihm auch nichts an Kleidungsstücken, Wäsche oder andern Nothwendigkeiten abfolgen las sen. Es scheint, daß sich der holländische Consul, Jacob von Dam, seiner anfänglich angenommen, allein, da er sahe, wo ihm der Nägel saß, so überließ er ihn seinem eignen Schicksale; denn seine Sendung nach Constantinopel hatte ihm den Lutetier Schreiben S. 91.

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