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ften Grade aufgeblasen, eigensinnig und widerwärs tig war, und sich mit niemanden lange vertragen konnte, so mußte man es ihr nach zwey Jahren wieder abnehmen.

Indessen gereichte es ihr zu keinem geringen Vortheile, daß einer der ersten Landstånde in Osts Friesland sich ihrer so nachdrücklich annahm, und fe ward von Vornehmen und Geringen, und wie Poirer versichert, sogar von Königen und Fürs ften, die sich in der Nachbarschaft befanden, bes sucht, welche alle die Weisheit ihres Mundes bes wundert haben sollen. Das munterte sie denn auf, ihre Träume nicht einmal mündlich, sondern auch schriftlich zu verbreiten, denn außer verschiedenen Briefen fing sie mehrere neue Schriften an, die sie aber nicht vollendete, ob sie gleich ihren nahe bei vorstehenden, Tod, soll vorher gewußt haben, daher, sie auch verschiedene Schriften nochmahls durchsahe und zum Drucke fertig machte.

Man kann sich vorstellen, wie es den Teufel gekrimmet haben müsse, daß sie hier jet so ruhig febre, zumal da er weit und breit keinen Priester auftreiben konnte, der sie geplagt håtte. Aber,

da er ein Tausendkünstler ist, und einen anschlägis gen Kopf hat, so steckte er sich hinter ihre eigenen Anhänger; denn ihre Herrschsucht und Unverträg lichkeit machten, daß es niemand lange bey ihr aushielt. Sie wußte das Ding freylich anders Herum zu drehen. „Der Teufel, sagte sie zum

» Poiret, fieher wohl, daß ich diejenige bin, durch

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welche Gott sein Reich zerstören wird; (sehr stolz !) ,, daher ist er mir in allem, im Großen so wie im Kleinen zuwider, und er spioniret jede Gelegenheit sorgfältig aus, sich mir zu widersehen. Aber da „er keine Gewalt an mir selbst hat, so bedienet er sich derer, mit welchen ich umgehe, und sogar „meiner Kinder selbst, versuchet sie, und verleitet fie, mir Kummer zu machen, und mich wenigs stens zu zerstreuen. “

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Dasjenige ihrer Kinder, welches ihr jeßt so viele Noth machte, war der Mann mit dem mas thematischen heiligen Geiste, ich meine den Fantas ften Bertrand de la Coste, der ihr, so wie Poiret, von Hamburg nachgezogen war. Sie hatte ihm mehrmahls gesagt, daß sein heiliger Geist der Teufel, und seine vorgegebene Offenbarungen die gröb: ften Narrheiten wären, welche nur einem Men: schen einfallen könnten, und er hatte ihr das von dem ihrigen bewiesen. Nachdem sich beyde vergeb lich bemühet hatten, einander den Kopf zurecht zu sehen, ward es endlich der Mathematiker müde, trennete sich 1679 von ihr, und posaunte nunmehr alles aus, was er von ihr und ihren Ausschweifuns gen wußte. Er ging sogar nach der Stadt Nors den und gab sie bey dem Consistorio an; allein, da er es dabey nicht verbergen konnte, wo es ihm felbft fehlte, so wies man ihn als einen Narren ab. Indessen gelang es ihm doch, das gemeine Volk aufzubringen, welches ihr einmahl die Fenster einz

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warf, so daß sie sich eine Zeitlang verbergen mußte. Er ging darauf nach Holland, wo er einige Wische wider die Bourignon drucken ließ, und bald darauf gestorben seyn soll,

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Die zweyte Noth machten ihr ihre Bedienten, Da sie gewohnt war, alles verlaufene Gesindel an: zunehmen, was nur eine scheinheilige Miene ma; chen konnte, und dabey gebietherisch, nårrisch und eigensinnig war, so war es kein Wunder, daß sie immer in üble Hånde gerieth. Jezt ward sie fast täglich von ihnen bestohlen, und Gott offenbarete ihr, daß sie dafür auf dem Sabbathe der Heren, welcher alle Nacht in der Scheuer ihrer Nachbars schaft gefeyert würde, schmauseten. Durch eben denselben Weg erfuhr sie, daß einige ihrer Leute sich auf dem Sabbathe der Heren verschworen ges habt, sie und zwey ihrer Freunde zu ermorden daher fie selbige fortschickte. Poiret glaubte ganz treuherzig, daß dieser Auschlag das Resultat eines allgemeinen Complottes aller Hexen und Herenmeis fter in der ganzen Welt gewesen, und zwar aus dem Grunde, weil sich damahls überall das Ge rücht verbreitet, daß sie wirklich gestorben sey; ein Schluß, der eines Philosophen, einmahl war, sehr würdig ist. Da sie seit einiger Zeit ein auszehrendes Fieber hatte, so bildete sie selbst sich steif und fest ein, daß das von dem vielen Gifte herrührte, welches der Teufel ihr seit mehrern Jahren unzählige Mahl in den Leib geschütter hatte. Die Teufeley, welche theils die Schuldigen der

dergleichen Poiret

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Bourignon auf ihr Zureden selbst sollen gestanden haben, theils ihr von Gott offenbaret wurden, gins gen sehr weit, und es kamen schreckliche Dinge an den Tag, woraus sich ergab, daß wieder die gonze Gegend voll Heren und Teufel war. Poiret übergehet sehr weislich die einzelnen Umstände das von, untersucht aber dafür sehr philosophisch wie. viel Zauberer von einem einzigen Zauberer könnten eingeweihet werden, und pflichtet endlich dem Bodin bey, daß Ein Herenmeister ihrer wohl fünfhundert machen könne. Ich übergehedas elende Gewäsche von der Gewalt der Zauberer, welches er von iht nen selbst will erfahren haben, und welches, wenn er es wirklich von ihnen hat, der sicherste Beweig ist, daß sie den Pinsel zum Narren gehabt.

Kaum war der Lårm ein wenig vorbey, als sich ein neuer Sturm wider sie erhob. Ein gewiss fer Capitain, welcher aber nicht genannt wird, kam nach Lußburg und suchte seinen Schwiegervas ter, den die Bourignon sollte verführt und mit vies Jem Gelbe an sich gezogen haben, Da man ihm versicherte, daß er nicht da sey, so behauptete er, daß er sey ermorder worden; kurz, er machte so vieles Geräusch, daß sie sich mehrere Wochen lang verstes cken mußte. Mir scheinet das ein Zeichen eines vd; sen Gewissens zu seyn, denn wußte sie von dem Manne nichts, so würde ihr wohl die Gerechtig keit Sicherheit verschaffet haben,

Nunmehr nahete sich, wie Poiret es nennt, thre leste Verfolgung, die er aber sehr dunkel ers

adhlet, weil die Personen,die selbige erregten, damahls, als er schrieb, noch lebten, und er Hoffnung hatte, daß fie sich einmahl bekehren würden. Ich will sie zuvdrderst mit seinen Worten erzählen, und dann hinzu seHen, was jedem Unpartheyischen dabey einfallen muß. Da es ihr zu Lußzburg dem Anscheine nach so wohl ging, so zog sie nach und nach ihre eifrigsten Anhånger dahin, und glaubte, ihre Lebenszeit daselbst zubringen zu können. Sie ließ daher auch das Vermögen ihrer Freunde, welches viele tausend Tha, ler betragen haben soll, aus Holland kommen, und verborgte es unter ihrem eigenen Nahmen an meh rere Personen in der dasigen Gegend, in der Hoffi nung, daß sie sich dadurch Freunde machen wollte, auf welche sie sich im Nothfalle verlassen könnte. Gott gab ihr zwar mehrmahls Winke, daß sie in Ost: Friesland nicht sicher sey; aber sie achtete nicht eher darauf, ́ als bis ihr der Glaube in die Hånde kam, denn ihre Schuldner gingen heimlich damit um, fie um ihre Forderungen zu betriegen, suchten daher nur einen Vorwand, fie auf eine gute Art aus dem Lande zu bringen. Sie erfuhren, daß sie während ihres. Aufenthaltes zu Hamburg das acht; øder neunjährige Kind ihres Hauswirthes auf eine unbarmherzige Art mit Ruthen habe hauen lassen, um ein nachtheiliges Geständniß gegen ihre Freunde von demselben zu erzwingen; da doch an der Sache weiter nichts war, als daß der Lehrmeis fter des Kindes dasselbe einmahl geringer Vergehung gen wegen, ohne der Bourignon Wissen gezüchtiger

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