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mer fortfuhr, Zusammenkünfte zu halten, ihre plumpe Schwärmerey mündlich und schriftlich zu; verbreiten, und schwache Köpfe an sich zu ziehen: so hörten auch die Klagen der Geistlichkeit zu Hus fum, melche Poiret dafür mit den ausgesuchtesten Schmähworten belegt, wider sie nicht auf. Er fest zugleich sehr boshaft hinzu, die Geistlichen håts ten ihre Klagpuncte lateinisch abgefaßt, damit wes der sie noch irgend einer ihrer Freunde selbige verz stehen sollen; ein Vorgeben, welches so abgeschmackt ist, daß es keiner Widerlegung bedarf. Sie soll sich auch erbothen haben, in Gegenwart des Her: zoglichen Hofes mit den Lutherischen Geistlichen zu disputiren; tollkühn genug mochte sie dazu wohl allenfalls seyn, allein die Geistlichen kannten ihre Würde zu gut, als daß sie sich mit einer rånkevollen Betriegerinn über abgeschmackte Träume, die einer vernünftigen Erörterung so unwürdig als unfähig waren, in ein Religionsgespräch hätten einlassen / sollen. Man beschloß daher in Gottorp, die Bouts rignon aufheben und auf Lebenszeit in das Schloß zu Tönningen in Verwahrung bringen zu lassen. Dem Poiret zu Folge erhielt der General: Major von der Wijk Befehl, mit einer Escadron Reuter nach Husum zu gehen, und sie aufheben zu laffen; ob ich gleich nicht begreife, wie es einer ganzen Escadron Reuter bedurfte, sich einer armseligen Landstreicherinn zu versichern. Vielleicht bekam der General - Major, als das Haupt der Herzogs lichen Truppen, nur Befehl, sie durch ein Detasches ment aufheben zu lassen, welches denn Poiret bis

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zu einer Escadron vergrößert hat. Zum Glück für fie, war der General einer von denen, welche durch thre Schriften waren angesteckt worden, aber doch aus einigen aus dem Zusammenhange gerissenen schimmernden Stellen ihrer mystischen Moral bes fer von ihr dachte, als sie es verdiente. Er begab fich daher in Person zu dem Herzoge, und wußte ihn durch allerley Vorstellungen und Scheingründe, z. B. daß es ungerecht sey, jemanden zu verurtheis len, ohne ihn selbst gehöret zu haben, so herum zu drehen, daß er den vorigen Befehl wieder zurück nahm. Poiret seßt bey dieser Gelegenheit den Wunsch hinzu, daß doch alle Große so handeln, und sich vor nichts mehr, als vor ihrer Geistlichkeit hüten möchten, welche die wahre große Hure aus der Offenbarung sey, welche die Großen der Erde verführet. Burchard und Duw, welche während der Zeit fortfuhren, wider die Nårrinn zu schreis ben, werden von ihm weidlich ausgehunzet, und der erstere ist ihm nichts geringers, als ein Esel.

Da sie sahe, daß der leßte Streich wider Verz muthen eine so gute Wendung für sie nahm, so ward sie wieder kek, und da es ihr schon bey ihrem ersten Aufenthalte zu Schleswig geglückt war, einige schwas che Höflinge, die von der Sünde verlassen waren, für sich einzunehmen, so beschloß sie, wieder nach Schless wig zu gehen, und unter dem Schuße des Hofes, an welchem sie in der Person des Generals Majors einen so mächtigen Fürsprecher hatte, ihre Kirche zu gründen und zu verbreiten. ::Sie ging mitten im Winter 1674 verkleidet dahin, um vor dem ges

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meinen Wolke sicher zu seyn, welches überall wider sie erbittert war. Sie hatte einen ihrer Anhänger in Matrosenkleidung bey sich, den sie für ihren Mann ausgab, und auch mit ihm in einem Bette schlief, um allen Verdacht, daß sie nicht Eheleute wåren, zu vermeiden. Damit man davon nichts Böses denken möge, so sest Poiret hinzu, daß sie beyde angekleidet im Bette gelegen, und daß bey einer Person von 58 Jahren, welche alle Sinnlichs keit mehr als den Teufel gehasset, aller Argwohn wegfalle. Zu den übrigen Widerwärtigkeiten, die Sie sich durch ihr unståtes Leben bisher zugezogen hatte, kam auch diese, daß jeßt in dem damahligen. Kriege zwischen Frankreich und Holland ihr Vermde gen in Lisle, von welchem sie bisher noch immer ihre Einkünfte gezogen hatte, unter dem Vorwande, daß sie sich in einem feindlichen Lande aufhielt, eins gezogen warb. Sie supplicierte zwar dagegen, und ftellete vor, daß sie nicht in Holland, sondern in Holstein lebe; allein da man davon gerichtliche Zeugnisse verlangte, und sie sich nicht getrauete, dergleichen in Holstein zu fordern, weil sie überall verhaßt war, so sahe sie kein andres Mittel, die Confiscation zu hindern, als daß sie ihr Vermögen dem Erziehungshause in Lisle, dessen Regentinn fie gewesen war, vermachte.

Auch in Schleswig mußte sie sich einige Monas the verborgen halten, weil die Geistlichkeit und das Wolk gleich sehr wider sie aufgebracht waren; zuż gleich litte sie an allem Mangel, und hatte nur einen threr Anhänger bey sich, indem die übrigen jeßt an

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mehrern Orten zerstreuet waren. Der Generals Major von der Wifk nahm sie zwar eine Zeitlang in seinem Hause auf, und versprach ihr allen Schuh, allein seine Gemahlinn machte darüber große Aus gen und wußte das Recht des Pantoffels mit so vies lem Nachdrucke geltend zu machen, daß sie wieder in ihr voriges armseliges Logis zurück wandern mußte. Indessen ward ihr doch die Freundschaft dieses angesehenen Mannes auf andere Weise nühs lich, indem er mehrere an dem Gottorpischen Hofe für sie zu gewinnen wußte, worunter sich auch der Präsident, Joh. Adolph Kielmann, und sogar der Herzog selbst befand, der ihr nunmehr erlaubte, fich gegen die Beschuldigungen Burchards und ans derer öffentlich zu vertheidigen, da ihr bisher alles Schreiben und Druckenlassen untersagt war.

war sogleich fertig und ließ dem Herzog eine Vers theidigung unter dem Titel Pierre de Touche übers geben, worin sie ihre gröbsten Schwärmereyen sehr geschickt zu verbergen, und sich hinter die gleissende mystische Moral zu verstecken wußte. Es ist daher leicht glaublich, daß man zu Gottorp von ihr besser zu denken anfing, wenigstens ward ihr erlaubt, ihre Bertheidigung drucken zu lassen, welches denn auch im folgenden Jahre in vier verschiedenen Spraš chen geschahe.

Da sie des Schutzes des Hofes von neuem vers fichert war, so fing fie an, den Kopf ein wenig höher zu tragen. Sie verließ das Incognito, in welchem sie bisher gelebt hatte, miethete sich ein großes Haus an einem öffentlichen Plaße in der

Stadt und zog ihre verscheuchten Anhänger aus den Schlupfwinkeln, worin sie bisher verborgen gelegen hatten, dahin. Da sie jeßt auch den Prås Fidenten Kielmann zum Freunde hatte, so empfahl sie ihm ihre Ansprüche auf Noordstrand, welche Insel ihr von den Båtern des Oratorit zu Mecheln vorenthalten wurde, und welche die eigentliche Abs sicht ihrer ganzen Reise nach Holstein gewesen war, Vielleicht hätte sie bey Kielmanus guten Vorurtheis len für sie auch ihre Absicht erreicht, wenn nicht der Superintendent Niemann und die übrigen Geistlichen zu Schleswig, welche ein wenig tiefer blickten als der flachsichtige Hofmann, alles anges wandt hätten, beider Absichten zu vereiteln.

war wider die Landesverfassung, einer Religion, welche nicht zu den geduldeten gehörete, und welche noch selbst nicht wußte, was sie war und seyn wollte, sondern welche sich bisher durch bloße Schwärmes rey und Schmähungen auf alle bekannte Religios nen angekündiget hatte, solche Vorrechte und Freys heiten zu ertheilen, als de Corty so lange er sich noch zur katholischen Religion bekannte, auf der Insel Noordstrand genossen hatte. Sie brachs ten daher allerley Einschränkungen in Vorschlag, unter welchen ihr die Insel übertragen werden sollte, 3. B. daß sie keine Proselyten machen, und nichts drucken lassen sollte u. f. f. Die unseligen Priester, sagt Poiret, machten es gerade so, wie ehedem Pharao und seine Zauberer, welche die Kinder Israel auch nicht anders als unter lauter heimtüt Fischen Bedingungen in die Wüste wollten ziehen

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