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Lob für bare Münze an, ließ den Brief sogleich drucken, und versäumte keine Zeit, von neuem an den Jesuiten zu schreiben, und ihm von der unmitt telbar ihm mitgetheilten Weisheit vieles vorzuschwazs zen. Zugleich äusserre er sein Verlangen, auf die ehrerbiethigste Art selbst an den Pabst zu schreiben, und ihm seine Geheimnisse, welche für die Wohls fahrt der Christenheit äußerst wichtig wären, uns mittelbar vorzutragen, zu welchem Ende er sich Kirchers gutten Rath ausbittet *). — Ich glaube, aus diesem Zuge leuchtet die unbegränzte Eitelkeit dieses Menschen auf eine unlåugbare Art hervor. Er bildete sich ein, ér sey die von Böhm, Drabiz cius und Felgenhauer geweissagte Person, die das Reich des påpstlichen Antichristes stürzen sollte, und boch wollte er sich jetzt in einen Briefwechsel mit dem Papste einlassen, und ihm seine Ehrfurcht bezeus gen. Allein von den meisten Schwärmern ist man es schön gewohnt, daß Eitelkeit und Ehrgeiz thre

Quæ fcripfi ego divina afpirante gratia, humano more, id eft ftudio & labore adquifita fcientia fcripfi, non divinitus infpirata aut infufa, cujusmodi puram inter mortales dari non existimo --Non dubitem quin tu pro incomparabili ingenii tui vastitate meis nugis & majora & adiniratione digniora fis proditurus.

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Vel

*) A Te, Reverendiffime Pater, peterem, ne denègares mihi occafionem praebere, quà Pontificis Maximi manibus propriis quædam epiftola a me in Sig num obfervantiæ transmittenda traderetur lem enim arcana ponderofiffima ad Chriftianæ Ecclefiæ commodum fingulariter proficua, candido ore, ftyloque candido, tam admirabili tempeftate Pon tifici communicare, amore Reipublicæ Christiana impulfus

herrschende Leidenschaft ist, zu welcher sich der Få natismus blos als das Mittel zu dem Endzwecke verhält, woraus sich denn die vielen Widersprüche in den Handlungen solcher Thoren sehr leicht erflås ren lassen. Dem Kuhlmann hing Eigendünkel und Aufgeblasenheit von seiner ersten Jugend an.

Kircher fuhr fort, ihm höflich zu antworten. Er sagte, Kuhlmann verspreche große und unglaub liche Dinge, und da sie, wie er gern gestehe, alleTM menschliche Fähigkeiten und Begriffe sehr weit über: tråfen, daher sich bisher auch noch niemand diesels ben habe in den Sinn kommen lassen, so zweifele er keines Weges, daß derselbe eben solche göttliche Erleuchtungen haben müsse, als die Schrift dem Adam und Salomo beylege. Indessen rathe er thm doch, diese thm geoffenbarte Weisheit für sich zu behalten, um sich nicht in einem so ungläubigen Zeitalter, als das gegenwärtige sey, dem öffentlic chem Spotte auszuseßen. Kirchers Rath in Anses hung seines Vorhabens, unmittelbar an den Papsk zu schreiben, hat Kuhlmann nur vérstümmelt drus cken lassen, vermuthlich, weil die erste Hälfte ihm nicht vortheilhaft war. Aber die Stelle hat er doch ́nicht vergessen, worin der Jesuit ihm versichert, daß sein großes Werk, welches er dem Papste dedi: ciren wollte, zu Rom würde bewündert werden, wenn nur nichts darin vorkäme, was den Censos ren mißfällig seyn könnte; vor allen Dingen aber müsse sich Kuhlmann keine unmittelbare göttliche Eingebung zuschreiben *).

• Magna fane άπιςα και ανεκφώνητα promittis, qua

Kircher war, wie bekannt ist, ein leichtgläus biger und überaus sehr zum Wunderbaren geneigter Mann, welches er in mehr als einem Felde der' Wissenschaften gezeigt hat. Allein in der Religion ging er doch nicht über den gewöhnlichen Glauben seis ner Kirche hinaus, und nach den herrschenden Grunds fagen derselben könnte er auch einem Keher teine unmittelbare göttliche Offenbarungen zuschreiben, dergleichen sich Kuhlmann rühmte. Batles und anderer Muthmaßungen, daß Kircher den Fantas

uti fupra omnem humani ingenii captum longe
conftituta funt, ita ea quoque a nemine huc usque
non dicam tentata, fed nec cogitata quidem fuiffe,
audaciter affirmo, atque adeo aliud mihi non fu
fpicari liceat, nifi talem te divino munere fcienti-
am adeptum effe, qualem facra pagina de Proto
plafto & Salomone teftatur; explico Adamæam,
Salomonicam verbo infufam, nullo mortalium nifi
Tibi foli notam, cæteris inexplicabilem fententiam.
Quicquid fit, ego fane confiderato, rei non parvi
momenti negotio, pro fingulari quo Te profequor
affectu etiam atque etiam quam obnixiffime
contenderim, ne hanc Tuam noviter lobtentam
Centralisque abyffi profunditatem ulli vana qua
dam jactantia oftenderes, ne Tertii poft Adamum
Salomonis dicam et cum rifu nomen incurras. Po-.
tiffimum hoc feculo farcaftico, quo Criticaftrorum,
Thrafonum, et Sycophantarum non parvus et
numerus, qui aliud non moliuntur quam ut glori
ofos aliorum labores canino dente rodere, fannis
ludibriisque exponere non ceffent. Quanta malo-
rum Ilias ex inconfiderata fcriptione resultet, ego
jam 40 annorum-fpatio quo in hoc omnium genti-
um & nationum theatro, meam utur poffum Per-
fonam ago, frequenti experientia comperi. Quod
denique de litteris ad Summum Pontificem dandis,
eidemque propriis manibus a me confignandis Te
cogitare fcribis
quæ fcribo ut quanta cautela
& circumfpectione Roma procedendum fit, coge
nofcas, &c.

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ften blos zum Besten gehabt, ist aber mehr als wahrscheinlich; ob gleich dieser deffen, feinen Spott für. völligen Ernst aufnahm, und dessert Briefe sorgfältig und mehr als einmal drucken ließ, und dabey alles, was ihm zum Vortheil zu geret; chen schien, durch größere Schrift auszeichnete. Indessen ist doch merkwürdig, daß Kircher den Briefwechsel mit dem Narren so lange unterhielt, und, wenigstens bis 1676 fortseßte, denn in dem leht gedachten Jahre erklärte sich Kuhlmann in einem neuen Briefe an den Kircher über die Adaz maische und Salomonische Weisheit nach seiner Art noch nåher.

- Alles dieses ging in dem Jahre 1674 żu Leiden vor, bis auf seinen Briefwechsel mit Kirchern, welcher sich in diesem Jahre nur anfing, woraus zugleich erhellet, wie thätig die Thorheit des Mens schen war. Wie wohl hätte er gethan, wenn er Kirchers Warnung zu Herzen genommen håtte! allein so ward diese unglückliche Thätigkeit, in Berbindung mit einer Reihe von tausend Unbesons nenheiten für ihn eine unaufhörliche Quelle von Widerwärtigkeiten, welche sich erst auf dem Schei; terhausen endigten. Alle seine Geschichtschreiber, felbst Baile und Harenberg nicht ausgenommen, Find von seinem Abgange aus Leiden an sehr man; gelhaft und kurz. Einige seiner Schriften, beson: ders seine Lutetier Schreiben sehen mich in den Stand, den folgenden Zeitpunct bis 1681 ums abzuhandeln, ob ich gleich gerne bekenne, daß ich den äbenteuerlichen_mystischen

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und tropischen Styl *) nicht an allen Orten vers frehe.

Der schwärmerische Unfug, welchen er in Leis den anrichtete, machte, daß man ihn des Landes verwies, und ihm verbot, dasselbe jemals wieder. zu betreten. Er begab sich nunmehr nach Amsters dam, von da nach einem kurzen Aufenthalte nach Gröningen, und von da über Hamburg nach Lübeck, wo er bald nach dem Anfange des Jahres 1675 ankam. Seine Absicht auf dieser Reise war, irgendwo einen Leichtgläubigen zu finden, den er unter dem Vorwande der Theosophie oder der Gold; macherey schneußen, und sich auf dessen Kosten ers halten könntë, da er selbst ohne alles Vermögen war; denn daß er so, wie mehrere Schwärmer dieser Art, auch der Goldmacherey nachhing, wird sogleich erhellen, ungeachtet keiner seiner Lebensbe. schreiber dieses Umstandes Erwähnung thut. Als lein an den drey erst genannten Orten konnte er seine Absicht nicht erreichen, und in Hamburg ward er, wie er selbst sagt, so über die Achsel empfan gen, ungeachtet er dahin war berufen worden. Aber in Lübeck schien sein Weißen anfänglich besser, zu blühen.

Hier befand sich ein gewisser Kaufmann, Chris stian Werner, der aus einem Lutheraner ein Mens

*) Man merkt demselben das Steigen seiner Schwar merey und seiner zugellofen Einbildungskraft sehr deutlich as In Jena ist er blos Lohensteinisch und schwülstig, um 1681 mystisch bildlich und dunkel, gegen das Ende feines Lebens aber wahrer Unsinn: Ich werde im Folgenden Proben davon geben. Jesch. d. Narrh. 5.B;

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