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Wochen bestimmt, da ich mich mit den Antichris stischen Rechts: Doctor: Grade beflecken wollte, der ich von ihren hohen Schulteufeleyen sonst noch unbefleckt. und entstund mein Begehren aus „keinem Ehrgeiz, weil ich schon beh mir beschloßt sen, diesen Doctor: Thor: Titel in kurzer Zeit wegs zuwerfen. Was war zu thun? Der Rath des » Herrn war mir verborgen; unter ihnen müste ich „leben, und wollte ich hiermit in der That widerr „legen unterschiedener Mißgünstigen Urtheile, daß ich auf hohes Bedenken, und nicht aus Unverz mögen des Verstandes auf hohen Schulen des gotteslåsterlichen Disputirens mich entschlagert »wollte. In solchem Widerstehen ergriff ich betrübe ter die Feder den 20sten Jan. und wolte des Böhmens wegen ein Schreiben absenden ark D. Müllern in Rostock, um Wunders halben zu svernehmen, was er zu diesen vorgetragenën wichs stigsten Religionspuncten antworten würde. Ich ergriff die Feder, und init diesem Vorsag die ganze Lichtwelt, welche nun ftracks begunte noch frohe slicher mich anzuspielert. Ich schrieb, und meint Schreiben vergrösserte sich wider meinen Willen, szes vergrösserte sich auch in mir unter solchem Schreis ,ben die göttliche Gnade, indëm diese Woche mie seine rechtschaffene große Woche oder Wunderwoche war. Unter unzählbaren Gesichten begab es sichs daß meinen leiblichen Augen meine Studierkamis mer ganz weggenommen war, und ich eine ges „raume Zeit viel_tausendmal tausend Lichtgeburten sum mich anschauete."

Deutsch zu sagen, er ward nunmehr ein vollis ger Narr, und hatte von dieser Zeit an Erscheinuns gen und Entzückungeu ohne Zahl. Ueber die eben gedachten Lichtgeburten erkläret er sich in einer ans dern Schrift *) umständlicher und versichert, daß seine Zunge viel zu schwach sey, sie zu erzählen, ins dem er wohl etwas davon mit seinem Verstande begreifen, aber nicht mit Worten ausdrücken könne, Oft umschlossen ihn tausend mal tausend, und die unaussprechliche Klarheit dringe oft auch in die Leis besaugen, ungeachtet sie selbige zur Zeit noch nicht ertragen könnten. Die wunderlichsten und schöns ften Bildungen in ungesehenen Farben veränderten sich unaufhörlich, und glichen der großen Weltkus gel, wenn sie mit den kostbarsten Edelsteinen bez steckt würde, und alsdann plöglich das allerlichteste Licht aus dem heiligsten Licht- Triangel êmpfångé. — Der Schlüssel zu diesem Wunder besteher das rin, daß der Narr sein Zimmer allemal gegen Mits tag wählte, und die Wände mit buntem türkischen Papier bekleben ließ, da denn die Sonnenstrahlen, wenn sie darauf fielen, mit allerley Farben spiels ten, und seinen verrückten Kopf erleuchteten; ein Kunstgriff, welchen er schon in Jena angewandt Haben soll. Eben so ward Jacob Böhm durch den unvermutheten Glanz einer zinnernen Schüssel in das Allerheiligste Gottes eingeführet. Was ist doch der Mensch, wenn seine edelsten Fähigkeiten

*) Welche aber nicht genannt wird, indem ich die Stelle nur in der Schlesischen Kern - Chronic, Th. 2, S. 500 ausgezogen finde.

burch so unbedeutende Ursachen zerråttet werden tönnen!

▾ Ich weiß nicht, ob Johann Roth, mit wel chem er bald nach seiner Ankunft in Leiden bekannt wurde, das erste Werkzeug seiner Veränderung war; aber so viel ist gewiß, daß er sehr frühe die vertrauteste Freundschaft mit ihm errichtete. Dies ser Mensch, jezt noch ein Erzfantast, war aus Amsterdam gebürtig, und hatte eine Zeitlang sehr ordentlich gelebt, war aber bey seinem melancholischen Temperamente auf die abgeschmacktesten Thorheis ten gerathen, und that sich jeßt vornehmlich durch seine Prophezeihungen hervor, von welchen aber teine einzige eintreffen wollte. Er hielt sich für den Vorläufer Christt, dessen Ankunft zum Gerichte nicht weit mehr sey, indem 1674 das erste Jahr der goldnen Zeit seyn sollte, worauf 1677 der große Fall Babels erfolgen, und dann das Geheimniß der Jesus: Monarchie angehen würde. Da er mit seinen Schriftchen vieles Aufsehen erweckte, und in denselben auch der gekrönten Häupter nicht schonte, so ward er 1677 in Verhaft genommen und verhös ret, aber nach einiger Zeit entlassen, da er denn wieder zu Verstande kam, sich verheirathete, und 1700 als ein vernünftiger Mann noch lebte *), Jeht war seine Narrheit noch im Culminiren, und da Kuhlmann sogleich Geschmack an ihm fand, so errichteten beyde einen vertrauten Briefwechsel mit einander, welchen Kuhlmann, vermuthlich noch 1674, unter dem Titel: Epiftola Theofophica *). Baile Dictionn. v.Kuhlmann (B),

Leidenfes drucken ließ. Er demüthigt sich darin gar sehr vor dem Phantasten, nennet ihn einen Mann Gottes, und füft das Wehe über alle dies jenigen aus, welche ihn nicht hören wollten *), Zu einem Beweise seiner göttlichen Sendung beruft er sich auf ein Gewitter, welches man den 24ten Mårz 1674 gehöret habe, auf einen starken Res gen vom ersten May und auf einen heftigen Sturm vom 24ften May, welches ihm lauter Vorbothen des bevorstehenden Unterganges der vereinigten Provinzen waren.

Eben diesem Roth schrieb er in dem gegenwårs tigen Jahre auch seinen Prodromum quinquennil mirabilis zu, auf welchen noch zwey Theile folgen follten, worin er alle von seiner ersten Erleuchtung an bis 1674 gemachten Entdeckungen bekannt mas chen wollte, wo denn viele tausend Erfindungen zum Vorscheine kommen sollten, worüber alle fols. gende Jahrhunderte erstaunen würden, Der leßte Band sollte den Schlüssel zur Ewigkeit, ewigen Ewigkeit (ævæternitatem) und Zeit enthalten **).

* Vas, vae! fi prophetias fervorum Dei fpreveritis feu Batavia, olím mirabilis, nunc miferabilis fprevit & moriens fpernit. Hoc anno & hujus anni una die veniet et mors & luctus & fames Babylonis Belgicae, & igne exuretur coelefti, quia validus eft Dominus Deus damnans cam. --- O mifelli Thes ofophifte & Diabologi! nullis verbis calumniis, invectionibus eluditis Prophetam, nimium Deo dilec

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* Er versprach &. B. Artes magnas eloquentia foluta &ligata, fciendi, fcribendi, linguas difcendi, com

Allein es erfolgte weiter nichts, als der erste Theil, vermuthlich weil er gar bald auf andere Gegenstände gelenket ward.

Er hatte schon in Jena den Kopf voll von Res formations Projecten in allen Wissenschaften, allein, da er damahls in der Theosophie nur noch ein Stums per war, so waren sie nichts gegen die Einsichten, welche er nunmehr erlangte, da er in Leyden von neuem über Jacob Böhmens Schriften gerieth, die ihn nun zu einem völligen christlichen Pantheis ften oder Theosophen einweiheten. Zugleich zog er vieles, was er bey diesem Fantasten fand, auf sich, und erstaunte, daß der Schuster von Dingen geweiss faget habe, von welchen doch niemand als Kuhls mann selbst einige Kenntniß haben konnte. Um eben dieselbe Zeit gerieth er auch über des Drabis cius und Felgenhauers Prophezeihungen, und da er sich darin so deutlich bezeichnet fand, so ward

mentandi, Critices, adagiorum, apophthegmati cam, tragicam, comicam, poeticam, hiftoriam univerfalem & fpecialem hominis, bibliothecam bibliothecarum, artem magnam antiquitatis, clavem aeternitatis, æviternitatis, temporis, tract. de homine microcofmo, de homine Deo, de homine Diabolo, refurrectione e natura demonftrata, de illuftribus feculi hujus centum viris, und was ein Comenius oder anderer Pantheist ja nur mag vers sprochen haben.

**) Nach dem Baile hatte er vorher nie etwas von Böhmens Schriften gehdret, sondern lernte sie erst zu Leiden kennen. Allein, da fein Lehrer Nies tius ein Böhmist war, er auch bey Böhmens Grab eine so starke Erleuchtung gehabt hatte, so ift sole ches nicht glaublich. Vermuthlich erwischte er jezt erft den Geist und Kern dieses Schwärmers.

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