Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

Klöster tadelten an ihm, daß er sie mit Abgaben, Fuhren und anderen Lasten zu sehr beschwert habe. Selbst Hamelmann sage in seinem Werke, welches Wasserbach zu Lemgo 1711 herausgegeben habe, S. 643: „Erich hat sein Land muthig und friedlich regiert. Er war strenge gegen die Bösen, aber gütig gegen die Guten. Und S. 572: „Unter diesem Erich waren friedliche Zeiten; nur war er bei der Religionsveränderung durch Luther ein strenger Vertheidiger der päpstlichen Lehre." Dagegen fagt C. Stüve, der neueste protestantische Geschichtsschreiber von Osnabrück *): „Schade war es nur, daß Bischof Erich nichts weniger als Freund apostolischer Strenge war, daß nie seine Einkünfte ausreichten, daß so oft Schahungen gefordert wurden; während manche wohl angelegte Plane desselben an der Gewaltthätigkeit seiner Erpressungen und dem Hasse, den diese auf sich zogen, scheiterten. Am 9. Mai 1532 endete Bischof Erich zu Fürstenau (im Osnabrückischen) im Trunke sein Leben, verhaßt durch seine Anmaßungen bei Geistlichen und Weltlichen." Er ward nicht alt, er war nach 1486 geboren.

2. Auf diesen jungen gewaltthätigen Herrn folgte ein alter, fchon 60jähriger und gütiger Herr, Graf Hermann von Wied, seit dem Jahre 1515 bereits Kurfürst Erzbischof von Cöln. Er ward schon am dreißigsten Tage nach dem Ableben Bischof Erich`s gewählt und hielt am 9. October 1532 seinen Einzug

=

*) Geschichte von Osnabrück, Osnabrück 1826, Thl. 3, S. 14 und 25.

in die Stadt, die in der unruhigsten Bewegung war: drei zur lutherischen Lehre übergetretene Minoriten des Johannisklosters hatten sich an die Spize desselben ge= stellt, zwölf Apostel gewählt, die Katholiken verfolgt, den Bürgermeistern die Stadtschlüssel abgenommen, die Stadtthore einige Tage verschlossen gehalten und waren mit einer neuen Fahne gegen das bischöfliche Schloß Neuhaus gerückt, wo sie der neue Bischof vergeblich durch den cölnischen Landdrost Johannes Quadt, den er ihnen entgegengeschickt, in Güte zu beschwichtigen versucht hatte. Er rückte jest mit einem Geleit von über tausend Reitern von Neuhaus her und hielt über die Königsstraße einen glänzenden Einzug in die Stadt. Auf den 12. October ließ er alle Bürger in den Baumgarten des Klosters Abdinghof bestellen; er entbot ihnen: „er wolle nur einen gnädigen Abschied nehmen und dann abreisen". Die Bürger erschienen. Als aber alle vers sammelt waren, ließ der Fürst die Thüren des mit einer hohen Mauer umschlossenen Hofs schließen und alle Posten der Stadt durch die Reiter besehen. Er verlas hierauf ein Verzeichniß der Aufrührer und übergab ste seiner Garde. Nun entstand ein großer Tumult. Die Beiber der verhafteten Bürger warfen aus den Nachbarhäusern mit Steinen auf den greisen Herrn und sein Gefolge. Die Bedienten der Adeligen sprengten darauf die Klosterpforte, es war im Werke, ein Gemehel unter den Bürgern zu machen. Aber der gütige alte Herr gebot Ruhe und ließ nur die sechszehn Aufrührer abs führen. Am 15. October sollten sie auf dem Markte hingerichtet werden: als ein allgemeines Weinen und

Wehklagen entstand, begnadigte sie der gütige Fürst; nur die drei Minoriten wurden nach Neuhaus abgeführt; er ließ sogar auch zu, daß diese noch durch die Einwohner der Stadt Soest befreit wurden. Auf Grund des von der Stadt mit Bischof Erich nach dem Aufruhr von 1528 getroffenen Abkommens ward hierauf Frieden geschlossen und dieser erhielt sich 34 Jahre burch bis zum Jahre 1566. Hermann reiste nach Cöln zurüð.

Wie oben in der cölnischen Hofgeschichte erwähnt ist, ließ sich dieser greise Herr durch Melanchton und Bucer zum lutherischen Glauben bekehren: im Jahre 1545 kam Befehl, in allen Städten des Bisthums Paderborn die katholischen Ceremonien abzuschaffen und das augsburgische Bekenntniß einzuführen. Das Capitel weigerte sich, diesen Befehl zu vollziehen. 1546 brach der schmalkaldische Krieg aus; am 25. Januar 1547, noch vor der Mühlberger Schlacht, resignirte der greise Herr beide Stifter Cöln und Paderborn, zog sich nach Wied zurück und starb hier schon 1552, 80 Jahre alt.

3. Das Domcapitel wählte nun einen seines Mittels, den ältesten Domherrn, Rembert von Kerssenbrock, aus einer Familie, die der osnabrückischen Nitterschaft angehört; ihr Stammschloß Brinke liegt noch im Osnabrückischen; das Geschlecht blüht noch in Hannover und zwar, wie das Stift Osnabrück selbst und wie auch das paderbornische Haus Harthausen, halb protestantisch, halb katholisch. Rembert von Kerssen= brod war ein gelehrter Herr: er wird selbst von dem Protestanten Hamelmann unter den ausgezeichneten

Gelehrten Westphalens aufgeführt. In der Gerechtigkeit war sein Wahlsprch: Fiat justitia, pereat mundus"; er ließ alle Räuber ohne Standesunterschied aufhängen. Rembert schloß sich an den Adel des Stifts, um dem Umsichgreifen der lutherischen Lehre einen compacten Widerstand entgegenzuseßen: dieses Umsichgreifen hemmten zwar erst die Erfolge des Kaisers im schmalkaldischen Kriege, später aber begünstigten es um so mehr die Erfolge des Kurfürsten Moriß, die den Passauer Vertrag und Religionsfrieden erzwangen. Troß des Aufruhrs, den 1566 nach 34jähriger Ruhe der zum Lutherglauben übergetretene Pastor Hoitband erregte, dem das Volk haufenweise zuströmte, der aber verwiesen ward, wurde das Stift katholisch erhalten; aber die Grafen von der Lippe und von Waldeck entzogen sich damals der geistlichen Gerichtsbarkeit des Bischofs. Der Hoitbrand'sche Vorfall brachte dessen Gesundheit auf die Neige: der alte, über 90jährige Herr starb 1568 zu Dringenberg, einer kleinen Stadt, die, wie eine andere im Stifte, Salzkotten, wegen ihrer guten Forellen berühmt ist. Folgte:

4. Graf Johann von Hoya, Neffe Gustav's von Wasa, der schon Bischof von Osnabrüd war und auch Bischof von Münster ward, der berühmte Reichskammerrichter: seine Personalien sind oben bei Münster aufgeführt worden. In Paderborn unterdrückte er den nach Bischof Rembert's Tode überhand genommenen Hoitbrand'schen Tumult völlig: Hoitbrand, dessen sich der Landgraf Wilhelm der Weise von Hessen-Cassel angenommen, mußte definitiv die Stadt räumen und

ging nach dem protestantischen Soest in der Grafschaft Mark. 1569 ward die neue münsterische Hofgerichtsordnung auch in Paderborn eingeführt, 1571 die Be= schlüsse des tridentinischen Concils publizirt und der römische Catechismus eingeführt. 1574 starb dieser hochgeachtete juristische Herr im Münsterland, wo er ge= wöhnlich residirte. Es folgte:

5. Salentin, Graf von Jfenburg, der Kurfürst von Cöln, der im Jahre 1577 rejignirte und die Gräfin von Aremberg heirathete. Seine Personalien sind oben in der cölnischen Hofgeschichte gegeben worden.

6. Das Domcapitel wählte nun gegen den eifrig= katholischen Freiherrn Theodor von Fürstenberg, der erst später zum Stift kam, einen Protestanten, den Herzog Heinrich von Sachsen - Lauenburg, einen allerdings mächtigen Herrn, der seit 1567 bereits Erzbischof von Bremen und seit 1574 auch noch Bischof von Osnabrück war. Er regierte als Administrator, er ward nicht vom Papste bestätigt. Er war unverhei rathet, aber er hielt als eine Fürstin seine Geliebte, Anna Bestorp, die Tochter eines Doctors zu Cöln. Heinrich's Plan scheint gewesen zu sein, sich aus seinen Stiftern an der Elbe und Weser ein erbliches Fürstenthum zu stiften, wie Herzog Albrecht von Brandenburg in Preußen: er trachtete namentlich auch nach dem Besitz des Bisthums Münster, das Johann Wilhelm von Jülich 1580 refigniren wollte; aber es entging ihm durch den Widerstand des Domdechants Gottfried von Raesfeld. Die Ver= mählung mit einer ebenbürtigen Gemahlin verhinderte

« ZurückWeiter »