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14. November 1885.

Wenn die vom 5. bis zum 12. Juli aufgenommene Curve des Gasgehaltes im Karl-Flötz mit der Curve des Gasgehaltes im Hauptwetterschachte an einzelnen Stellen im Widerspruch steht, wie z. B. am 7. von 12 Uhr mittags bis zum 8. um 12 Uhr mittags, so ist dieser Widerspruch nur ein scheinbarer, weil die 24-stündigen Durchschnittsproben im Wetterschachte ein Durchschnittsbild geben, aber nicht den Einfluss der Schwankungen des Luftdruckes in so geringen Zeitabschnitten zum Ausdruck bringen, wie die Gascurven im Karl-Flötz. Berechnet man die im Karl-Flötz durch die genommenen Proben nachgewiesenen Grubengasmengen auf 24-stündige Durchschnitte, so ergiebt sich auch für das letztere Flötz eine ähnliche, wenn auch nicht congruente, Curve wie diejenige für den Wetterschacht. Der verbleibende Unterschied zwischen beiden Curven erklärt sich dadurch, dass die Mitwirkung des alten Mannes im Karl-Flötz ausgeschlossen, im Hauptwetterschachte jedoch eine erhebliche ist.

Vergleicht man die Gascurve des Karl-Flötzes mit der Barometercurve, so ergiebt auch sie eine Bestetigung der oben angegebenen Beziehungen zwischen Luftdruck und Gasausströmung in der Grube. Es entspricht der abfallenden Luftdruckcurve am 6. eine aufsteigende Gascurve, der aufsteigenden Luftdruckcurve am 6. 8 Uhr abends bis zum 7. 6 Uhr morgens eine fallende Gascurve, dem Weitersteigen des Barometers von 6 Uhr morgens bis 12 Uhr mittags am 7. ein Weitersinken der Gascurve, dem darauf folgenden Sinken der Barometercurve ein Steigen der Gascurve, dem Ansteigen der Barometercurve bis zum 8. 12 Uhr mittags ein starkes Sinken der Gascurve, dem steilen Fallen der Barometercurve am Nachmittage des 8. ein rasches Steigen der Gascurve. Darauf bei langsam ansteigendem Barometerstand Sinken der Gascurve. Der steigende Gasgehalt vom 9. 6 Uhr abends bis zum 10. 6 Uhr morgens entspricht der Gestaltung der Barometercurve nicht, man müsste denn annehmen, dass die Abnahme des Luftdruckes von 2 bis 4 Uhr nachmittags am 9. und von Mitternacht bis 2 Uhr morgens am 10. das Steigen des Gasgehaltes zur Folge gehabt hätte.

Der hohe Gasgehalt am 10. von 6 Uhr morgens bis 2 Uhr mittags ist zweifellos durch das rasche Sinken des Barometers von 12-2 Uhr nachmittags veranlasst. Als die Barometercurve um 4 Uhr nachmittags ihr Minimum erreicht hat, läuft sie mit mässiger Neigung zum Steigen bis 8 Uhr, infolge dessen Sinken des Gasgehaltes. Dem darauf folgenden Barometerfall entspricht ein Steigen des Gasgehaltes, dem Aufsteigen des Barometers in den ersten Stunden des 11. ein Fallen der Gascurve. Von 6 Uhr morgens bis 8 Uhr abends eilt die Barometercurve einem Minimum zu, infolge dessen Steigen des Gasgehaltes. Nach erreichtem Minimum zeigt die Curve eine mässige Neigung zum Steigen, infolge dessen Sinken des Gasgehaltes. Dem raschen Fallen des Luftdruckes in den Nachmittagstunden des 12. entspricht ein ebenso rasches Steigen der Gascurve.

III. Versuche zur Bestetigung der Resultate durch künstliche Verdünnung der Grubenluft.

Wenn die Versuche ergeben, dass im allgemeinen dem abnehmenden Luftdruck eine Zunahme der Gasentwicklung entspricht, so muss sich diese Zunahme auch zeigen, wenn man in der Grube eine künstliche Luftverdünnung erzeugt und die Menge der während dieser Verdünnung entwickelten Gase mit den im normalen Betrieb entwickelten vergleicht. Der Nachweis, dass sich die Gasausströmung bei einer künstlichen Luftverdünnung in der Grube vermehrt, ist zugleich ein unanfechtbarer Beweis für die Beziehungen zwischen dem Luftdruck und der Gasausströmung in der Grube. Um diesen Nachweis zu führen, wurde bei normalem Ventilatorbetriebe der einziehende Wetterschacht abgeschlossen, und wurden im Karl-Flötze sowie im Wetterschachte Durchschnittswetterproben in der Weise wie bei den oben beschriebenen Versuchen genommen. Da jedoch anzunehmen war, dass der die Gruben durchstreichende Luftstrom ein viel geringerer sein würde, als bei offenem Schacht, und dass deshalb die Angabe der in der Grubenluft während des Versuches enthaltenen Gasmenge in Volumprocenten für sich allein ein falsches Bild von der wirklichen Entwicklung der Schlagwetter während

des Versuches geben müsste, so stellte man sowohl im Hauptwetterschachte wie im Karl-Flötze durch Anemometer fest, wiel viel Luft vor und während der Versuche den Ort der Probenahme passirt hatte. Aus den nachgewiesenen Luftmengen und den in den Luftproben enthaltenen Schlagwettermengen wurde dann berechnet, wie viel Cubikmeter Gas vor und während der Versuche in der Minute entwickelt waren. Der erste in dieser Weise ausgeführte Versuch währte vom 20. Juni 1 Uhr 15 Min. nachmittags bis zum 21. Juni 4 Uhr 20 Min. nachmittags, also 27 St. 5 Min. Das Feld des Versuches war, wie bei den Hauptversuchen, das Wettergebiet des Hauptwetterschachtes. Das Wettergebiet des erzherz. Gabrielen-Kunstschachtes war durch wetterdichte Verschläge abgeschlossen und wurde in der gewöhnlichen Weise ventilirt. Der Gabrielen-Förderschacht, in welchen die Wetter für den Hauptventilator einfallen, wurde in der Weise luftdicht zugebühnt, dass man auf eine starke Bohlenlage so lange Letten strich, bis jedes singende Geräusch aufhörte. Auch während des Versuches wurde die Abdichtung durch Letten fortgesetzt, sobald sich eine Undichtigkeit des Verschlusses zeigte.

Die Umdrehungszahl des Ventilators war die gewöhnliche von 80; um diese zu erhalten, war jedoch ein erheblich gröfserer Dampfdruck, als bei dem gewöhnlichen Betrieb, erforderlich.

Die auf Textblatt 10 Fig. 2 verzeichnete Curve, welche die Ergebnisse dieses Versuches darstellt, zeigt, dass der Luftdruck unter Tag sofort bei Beginn des Versuches um 2,5mm Quecksilbersäule sank, während des Versuches dem Luftdruck über Tag parallel verlief und nach dem Oeffnen des Schachtes sofort um 2mm stieg. Die Entwicklung von Grubengas stieg im Wetterschachte von 20,12cbm in 1 Min. vor dem Versuch auf 36,85cbm in 1 Min. während des Versuches, also um etwa 83 pCt., und im Karl-Flötze von 4,15cbm in 1 Min. vor dem Versuch auf 5,83cbm in 1 Min. während des Versuches, also um 40 pCt. Bei einem zweiten unter ähnlichen Verhältnissen unternommenen Versuche sank nach Abschluss des Schachtes die Barographencurve unter Tags um 2mm, verlief dann wie beim ersten Versuche parallel der barometrischen Depression über Tag und stieg nach Oeffnung des Schachtes sofort um 1,5mm. Der Gasgehalt, welcher vor dem Versuch im Hauptwetterschachte 20,45cbm in 1 Min. betrug, stieg während des Versuches auf 30,55cbm, d. i. um etwa 50 pCt., und die Gasausströmung im Karl-Flötze von 5,33cbm auf 6,44cbm in 1 Min., also um 20 pCt. Dass der Luftdruck sofort beim Oeffnen des Schachtes nicht wieder die normale Höhe erreichte, ist dadurch zu erklären, dass die verdünnte Luft in der Grube ein heftiges Nachdrängen der frischen Wetter veranlasste, und dass die dadurch hervorgerufene Strömung erst verschwand, nachdem an Stelle der abnormal verdünnten Luft normal dichte Luft getreten war.

Man könnte gegen das Ergebnis dieser beiden Versuche einwenden, dass, wenn ein Sinken des Luftdruckes von 2,5mm bezw. von 2mm eine so bedeutende Zunahme der Gasausströmung zur Folge habe, sich diese Zunahme beim Sinken des Barometerstandes ebenso deutlich auch in der Praxis zeigen müsste, dass dieses aber bisher noch niemals beobachtet worden sei. Dem gegenüber ist zu bemerken, dass das Sinken des Barometers um 2,5mm während der Versuche in kaum 5 Minuten eintrat, während sich beim natürlichen Gange des Luftdruckes auch bei einem sehr raschen Sturz ein Fallen von 2,5mm und damit auch die Wirkung des Falles auf einen Zeitraum von mindestens 2 Stunden verteilt.

Von der Erwägung ausgehend, dass die Zunahme der Gasentwicklung eine noch grössere sein müsste, wenn es gelänge, die Depression in der Grube noch zu steigern, und weil es sich als zweifellos herausgestellt hatte, dass ein Teil der während der beiden ersten Versuche die Grube durchstreichenden Wetter dem Wettergebiete des Gabrielen-Kunstschachtes entnommen war, so wurde auch das einfallende und ausziehende Trumm dieses letzteren Schachtes wetterdicht zugebühnt. Man erreichte dadurch eine Depressionssteigerung in der Grube von 4mm Quecksilber, bemerkte aber etwa 7 Stunden nach Beginn des Versuches, dass der Ventilator keine Wetter mehr aus der Grube heraussaugte, trotzdem er die gewöhnliche Depression im Saughalse von 60mm

Wasser erhielt. Nach Oeffnung der Schächte sank die Depression im Saughals infolge des Nachstürzens der schweren Tagesluft in die mit verdünnter Luft angefüllten Grubenräume auf 50mm herab und erreichte erst nach 31/2 Stunden die normale Höhe wieder. Da es nicht genau bekannt ist, wann das Ausströmen der Luft aus dem Hauptwetterschacht aufgehört hat, so kann das Ergebnis dieses Versuches nicht zahlenmässig nachgewiesen werden. Aus dem Umstande jedoch, dass die Luft in dem Hauptwetterschachte während des Versuches 6,45 pCt., in den beiden ersten Stunden nach dem Versuche 10 pCt. und in den darauf folgenden beiden Stunden 5,8 pCt. Schlagwetter enthielt, ist auf eine sehr starke Entwicklung von Schlagwettern während des Versuches zu schliefsen. Dasselbe ergiebt sich auch daraus, dass nach der Anemometerbeobachtung und nach dem Gasgehalte der Probe im Karlflötz 9,09 cbm Grubengas in 1 Min. gegen 3,89 cbm vor dem Versuche, d. i. um etwa 135 pCt. mehr entwickelt sind. Es ist hierbei noch zu bemerken, dass die Bewegung der Grubenluft schon vor dem Versagen des Ventilators wahrscheinlich zu gering war, als dass sie das Anemometer hätte bewegen können. Die wirkliche Gasmenge ist infolge dessen wohl noch grösser als die angegebene.

Am 19. Juli d. J. fanden wieder drei Versuche mit künstlicher Erhöhung der Depression in der Grube statt. Man beschränkte sich diesmal wieder auf das Gebiet des Hauptwetterschachtes und setzte die Dauer jedes einzelnen Versuches auf 2 Stunden fest. Auch hier war die durch die Grube strömende Luftmenge so gering, dass das Anemometer im Karlflötz versagte, und dass es deshalb wieder nicht möglich war, die Menge der während der Versuche entwickelten Gase zahlenmässig nachzuweisen. Es muss jedoch auch bei diesen Versuchen die Entwicklung der Gase eine sehr starke gewesen sein, weil ein Betreten der Grundstrecke des Karlflötzes wegen des starken Gasgehaltes der Grubenluft erst. eine Stunde nach dem Versuche möglich war. Die bei diesen drei Versuchen erzielten Depressionserhöhungen betrugen beim ersten Versuche 2mm, beim zweiten und dritten Versuche infolge dichteren Abschlusses einer Wetterthür 3 bis 4mm.

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Wenn bei den Versuchen mit verschlossenem einziehendem Schachte die im Hauptwetterschacht auftretenden Gasmengen festgestellt und hier mitgeteilt wurden, so geschah das mehr der Vollständigkeit halber, als wegen des Wertes jener Angaben. Es ist natürlich, dass der Ventilator, wenn der einziehende Schacht geschlossen wird, die im alten Manne stehenden Gase in erheblichem Mass ansaugt, und dass deshalb die im Hauptwetterschacht entnommenen Proben nur für die Beziehungen des Luftdruckes zu dem Austritte der im alten Mann angesammelten Gase von Wert sind, welche Beziehungen jedoch bereits zur Genüge bekannt und nicht Gegenstand dieser Abhandlung sind. Dagegen dürfen die im Karlflötz gefundenen Ergebnisse auf unbedingte Zuverlässigkeit Anspruch machen, weil nach angestellten Untersuchungen die Luft vor dem Eintritt ins Karlflötz auch nach Abschluss der einziehenden Schächte rein oder doch nur in ganz unerheblichem Masse durch Schlagwetter verunreinigt war.

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sturzes (in 3 Tagen 16mm) erfolgte die Explosion. An den Tagen des Barometersturzes wurde auch in den Bauen des erzherzoglichen Gabrielen-Schachtes bei Karwin, welcher mit dem Orte des Ereignisses, dem Johann-Schachte, markscheidet, eine äusserst heftige Gasausströmung in der Grube beobachtet. 3. Saarbrücken, 18. März 1885. Durch 7 Tage sehr hoher, etwas schwankender Barometerstand, am zweiten Tage des jähen Falles (etwa 13mm) die Explosion.

4. Clifton-Hall, 18. Juni 1885. Durch 8 Tage hoher, sehr langsam abnehmender Luftdruck. Bei Beginn des Barometersturzes erfolgte die Explosion.

Bei dem Grubenunglücke in Dombrau am 7. März d. J. hat nach dem übereinstimmenden Urteile der gerichtlich bestellten Sachverständigen das Grubengas nur eine geringe Rolle gespielt; in der Hauptsache war die Explosion dem Kohlenstaube zuzuschreiben. Es spricht deshalb nicht gegen die Beziehungen zwischen Luftdruck und Gasausströmung, wenn bei diesem Unglücke derartige Beziehungen nicht deutlich hervortreten. Die Explosion erfolgte nach viertägigem, mässig hohem Luftdrucke während eines Barometerfalles von nur 21/2mm in einem Tage.

Aus den Curven ergiebt sich auch eine ausgiebige Bestetigung der oben aufgestellten Behauptung, dass die Gasausströmung nicht von der absoluten Höhe oder Tiefe des Luftdruckes abhängig sei. Bei sämmtlichen aufgezählten Grubenunglücken ist trotz des in vier Fällen erwiesenen jähen Sturzes der absolute Barometerstand nur in Karwin ein tiefer; in den anderen Beispielen steht er dagegen nahe am normalen von 760mm, zum Teil sogar darüber (s. Textblatt 10, Fig. 3).

V. Bemerkungen über die Verwertung der gefundenen Ergebnisse.

Zur Verwertung der gefundenen Ergebnisse hat die erzherzogl. Cameraldirection in Teschen folgende Bestimmungen getroffen:

1. Die bisher provisorisch errichtete meteorologische Anstalt in Karwin bleibt definitiv bestehen.

2. Die meteorologische Anstalt hat die Aufgabe: a) den Barometerstand regelmässig zu beobachten und die Beobachtungen zu einer Curve zusammenzustellen;

b) durch das Studium der von der k. k. meteorologischen Centralanstalt bezogenen Isobarenkarten zu bestimmen, ob die Constellation der Isobaren das Herannahen einer barometrischen Depression erwarten lässt, und ob diese Depression stark oder gering sein wird;

c) von dem Herannahen einer barometrischen Depression dem Betriebsleiter der erzherzogl. Gabrielen-Zeche in Karwin Anzeige zu erstatten.

3. Der Betriebsleiter der Gabrielen-Zeche, dem die meteorologische Station unterstellt ist, hat bei Herannahen einer barometrischen Depression nach vorangegangenem hohem Barometerstand oder beim Herannahen eines jähen Barometersturzes in allen gefährlichen Arbeitspunkten, in erster Linie in sämmtlichen Aus- und Vorrichtungsarbeiten, die Schiefsarbeit zu untersagen, das Aufsichtspersonal mit der drohenden Gefahr bekannt zu machen, und, wenn nötig, die gefährlichen Arbeiten einzustellen. G. Köhler.

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14. November 1885.

unter Wasser angebracht ist, aufgestellt. Auf dem Oberdeck ist vorn eine Back, hinten eine Hütte von je etwa 16,75m Länge aufgebaut und an den Enden wasserdicht abgeschlossen. In der Back sind 3 Torpedolancirrohre, von denen eins nach vorn, die beiden anderen nach den Breitseiten gerichtet sind, 4 auf dem offenen Teile des Oberdeckes und 3 in der Hütte aufgestellt. Die Torpedolancirrohre auf dem freien Teile des Oberdeckes werden durch das bis zur Höhe der Back bezw. der Hütte heraufgeführte Schanzkleid geschützt. An der Oberkante des letzteren sind 8 schnellfeuernde Nordenfelt-Geschütze aufgestellt. Um die vorgenannte Armirung zu schützen, sind die Seitenwände der Back, der Hütte und des Schanzkleides aus 25mm dicken Platten hergestellt. Auf dem hinteren Ende der Back und dem vorderen der Hütte sind je zwei 13cm-Geschütze in Mittelpivotlaffetten auf einem über die Schiffsseite hervorragenden Ausbau aufgestellt, welche einen Winkel von grade voraus bis gerade hintenaus bestreichen. Das 2,44m unter der Wasserlinie liegende Torpedolancirrohr ist für Torpedos von 356mm Dmr. eingerichtet, durch eine Anschwellung des Vorstevens hindurchgeführt, vorn mit einer von dem Innern des Schiffes aus zu bewegenden Kuppe, hinter dem Vorsteven mit einem Schleusenschieber und am inneren Ende mit einer wasserdichten Klappe zum Einführen der Torpedos versehen. Auf der Back ist ein Kommandoturm aus 76mm dicken Platten aufgestellt, in welchem sich die Kommandoelemente, Sprachrohre und Telegraphen befinden; derselbe hat eine ovale Form mit einer Oeffnung an der hinteren Seite, und ist in 0,6m Höhe über demselben eine Schutzdecke angebracht.

Der vorderste Teil des Zwischendeckes ist für die Unterbringung der elektrischen Einrichtungen, welche jetzt einen so wichtigen Teil der Ausrüstung bilden, benutzt. Die beiden nächsten Abteilungen dienen als Wohnraum für einen Teil der Besatzung, während der übrige Teil unter der Back untergebracht ist. Ueber dem Maschinenraume werden auf eine Länge von 30,5m hin die Seiten von 2,44m breiten Kohlenbunkern, der Raum dazwischen von den Maschinenluken, den Wohnräumen der Maschinisten und Heizer sowie den Waschräumen eingenommen. Dahinter liegen die Wohnräume für die Offiziere. Um die Stabilität des Schiffes im Gefechte vermehren zu können, ist die Einrichtung getroffen, dass der ganze Raum über der Maschine mit Kohlen gefüllt werden kann; die Maschinisten und Heizer werden dann anderweitig untergebracht. Unter dem Zwischendecke sind vor dem Maschinenraum die Torpedo-Vorräte und Munition, der Destillirapparat sowie die Ketten untergebracht, hinter dem Maschinenraume der Dampfsteuerapparat von Forrester, die Munitionskammern für die Geschütze kleinen Kalibers, Brod, Spiritus sowie andere Vorräte.

In der hintersten Abteilung ist der Steuerapparat auf gestellt; da der Raum nach hinten zu sehr scharf ist, war es sehr schwierig, alle Einrichtungen in demselben unterzubringen. Die an der Ruderspindel angebrachte 0,61m lange Pinne wird durch eine entsprechende Uebertragung von einer 4,9m langen Pinne, die sich um einen 1,8m vor der Ruderspindel angebrachten Zapfen dreht, bewegt, die Pinne mit Hilfe eines Gleitklotzes nach Rapson betrieben. Trotz des grofsen Uebersetzungsverhältnisses muss eine Kraft von 12,2t auf die Uebertragungsketten ausgeübt werden, um das Ruder bei Volldampf hart an Bord festzuhalten. Abgesehen von dem Dampfsteuerapparat kann das Ruder noch auf drei Weisen mit der Hand betrieben werden, und zwar durch ein Paar Handsteuerruder, welche von acht Mann bewegt werden und die Ruderpinne durch die Wellenleitung des Dampfsteuerapparates in Bewegung setzen, ferner durch eine Leitung von der Ruderpinne nach dem Spill, drittens durch Anbringen von Flaschenzügen an dem Ruder selbst vermittels an der Oberkante desselben angebrachter Augen, die über die Schiffsseiten an Deck geführt werden.

Der Schiffskörper ist aus Stahl in gewöhnlicher Weise mit Bodenwangen erbaut. An Stelle der Spantwinkel und verkehrten Spantwinkel sind Z-Eisen von 150 × 90 × 75mm verwendet. Die Bodenwangen, 8mm dick, sind verzinkt, die Querschotte, von 3 bis 6mm Dicke, mit zur Einteilung der Lasten

benutzt. Die Aufsenhaut ist 8mm dick, der Oberdeckstringer 10mm, das wasserdichte Deck über dem Maschinenraume 76mm dick. Die Spanten stehen in 584mm Entfernung von einander. Das Oberdeck ist mit 90mm dicken, das Zwischendeck mit 63mm dicken fichtenen Planken, der Raum über dem Maschinenraum in den Gängen mit 32mm dicken Teak planken belegt. Der Vorder- und Hintersteven, die Streben der Wellenrohre und viele andere Teile, die sonst aus Schmiedeisen angefertigt werden, sind aus Gussstahl von der Steel Company of Scotland hergestellt, und brauchte nicht ein einziges Stück derselben verworfen zu werden.

Die Vorproben wurden am 20. August an der gemessenen Meile in Skermorlie gemacht. Die Maschinen, ein Satz für jede der beiden Schrauben, sind wagerechte Compound-Maschinen, deren Cylinder 0,66m und 1,17m Dmr. und 0,76m Hub haben. Die Schraubenwellen bestehen aus comprimirtem Whitworth-Stahl, die Pleuel- und Kolbenstangen aus Siemens-Stahl, die Grundplatten aus Gussstahl von der Steel Company of Scotland. Die Gleitflächen der Cylinder sind aus flüssig gepresstem Stahle hergestellt, die Schieber zuerst bei diesem Schiff in der englischen Marine nach dem Kolbensysteme construirt. Die Condensatoren von rundem Querschnitte bestehen aus Metall und haben 483qm Kühlfläche. Die Maschinen sind sehr leicht für die von ihnen entwickelte Kraft; da aber die Maximalleistung nur selten benutzt werden wird, ist nicht dieselbe Festigkeit erforderlich wie bei gewöhnlichen Handelsschiffen. Die 4 Kessel sind von dem gewöhnlichen Marinetypus mit Röhren in der Hinterwand der Feuerung. Dieselben haben 2,74m Dmr. und 5,49m Länge, je 3 Feuerungen aus gewelltem Blech und im ganzen 18,64m Rostfläche. Die Sicherheitsventile sind mit 8,44kg/qcm belastet. Die Heizräume sind luftdicht abgeschlossen und werden durch 4 Flügelgebläse, je 2 in jedem Heizraum, unter Luftdruck gesetzt. Die ganze Maschine liegt unter dem wasserdichten Schutzdeck, die Kessel in zwei getrennten Abteilungen.

Bei einem Luftdrucke von etwa 4cm im Heizraume betrug die gröfste Maschinenleistung 3750 ind. Pfkr. oder 202,7 auf lym Rostfläche; hierbei liefen die Maschinen mit 156 Umdr., und erreichte das Schiff an der gemessenen Meile bei einer mittleren Leistung von 3244 ind. Pfkr. eine Geschwindigkeit von 17,3 Knoten. Die Probefahrten wurden durch eine vierstündige angestrengte Fahrt mit Luftdruck im Kesselraum am 23. September in Porthmouth beendet. Der Tiefgang des Schiffes betrug hierbei vorn 3,15m, hinten 4.27m, der mittlere Kesseldruck 7,94kg/qcm, die mittlere Umdrehungszahl 152, die entwickelte Maschinenleistung 1705 bezw. 1694 ind. Pfkr. für die Steuerbord- bezw. Backbordmaschinen, was eine Gesammtleistung von 3398 oder 154 Pfkr. mehr, als der Vertrag verlangte, ergiebt, wobei eine Geschwindigkeit von 17,5 Knoten erzielt wurde. Da die Maschinen nicht viel mehr als 305t wiegen, ist die Leistung sehr befriedigend.

Vier solcher Scouts kosten so viel wie die Iris, ein 1877 erbauter schneller ungepanzerter Kreuzer von 91,44m Länge, 14m Breite und 3800t Depl., welcher nahezu 19 Knoten Geschwindigkeit erreichte und als in jeder Beziehung gelungenes Schiff seiner Zeit allgemeines Interesse erregte. Sie haben dieselbe Geswindigkeit, sind aber schwerer bewaffnet, was nur dadurch ermöglicht ist, dass die Maschinen jetzt leichter gebaut werden können als früher. So wog z. B. die Maschine der Iris, welche 7600 ind. Pfkr. leistete, 1128t, während in dem Vertrage, welchen die Admiralität für die neuen Panzerschiffe abgeschlossen hat, 10650 ind. Pfkr. bei weniger Gewicht garantirt wurden.

Diese Schiffsklasse ist ein von den Offizieren oft gewünschter wertvoller Zuwachs für die Flotte. Klein, schnell, beweglich, einfach, billig und in kurzer Zeit hergestellt, sind sie in der Hand eines kühnen Offiziers nicht zu verachtende Gegner selbst des schwersten Panzerschiffes, von dem sie nur den zehnten Teil kosten. Der schwache Teil ist unzweifelhaft der Mangel an Panzerschutz; doch ist in Berücksichtigung der bei ähnlichen Schiffen gemachten Erfahrungen ein 76mm dickes Schutzdeck über dem Maschinenraum angebracht. Das Schiff soll so schnell wie möglich fertig gemacht werden.

Gaede.

Sitzungsberichte der Bezirksvereine.
Eingegangen 23. September 1885.
Berliner Bezirksverein.

Sitzung vom 9. September 1885. Vorsitzender i. V.: Hr. Herzberg. Schriftführer: Hr. Cramer. Anwesend 42 Mitglieder und Gäste.

Durch Erheben von den Sitzen ehrt die Versammlung das Andenken des verstorbenen Mitgliedes Hrn. Stumpff.

An Stelle des durch einen Unfall verhinderten Vorsitzenden
erstattet Hr. Peters den Bericht über die Hauptversammlung zu
Stettin. Der Inhalt desselben ist bereits in den letzten Heften der
Zeitschrift mitgetheilt, soll daher hier nicht wiederholt werden.
Hr. Hambruch spricht über sein

Verfahren zur Luftverdünnung.

>>Strahlapparate, welche in gewöhnlicher Weise mit Wasser gespeist werden, können ein Vacuum höchstens bis zu den Grenzen erzeugen, auf welchen das treibende Wasser selbst verdampft, also bei 15o Wasserwärme ein Vacuum von 12,8 mm, bei 100 Wärme von 9,5 mm Quecksilber, und zwar, weil sich aus dem Wasser selbst Dämpfe entwickeln, welche die zu entleerenden Räume ausfüllen. Beabsichtigt man nun gar, mit einem solchen mit Wasser gespeisten Strahlapparate Flüssigkeiten bei niedriger Temperatur abzudampfen, was ein Hauptzweck bei der Erzeugung derartiger hoher Luftverdünnung ist, so wird das Betriebswasser um so weniger imstande sein, die Dämpfe aufzunehmen, je näher sich die Verdünnung der Stufe nähert, auf welcher das Betriebswasser bei seiner eigenen Temperatur verdampft. Eine Abdampfung von Wasser bei 0o entspricht einem Vacuum von 5mm Quecksilbersäule; aus demselben Eis zu erzeugen, ist daher vermittels eines Wasserstrahlapparates nicht zu erreichen. Dieses Hindernis wird sofort beseitigt, sobald man das Wasser, mit welchem der Strahlapparat gespeist wird, durch eine Flüssigkeit ersetzt, welche in stark verdünnter Luft nicht nur nicht verdampft, sondern auch die in den zu entleerenden Räumen sich entwickelnden Dämpfe aufsaugt. Hierzu eignet sich vor allem concentrirte Schwefelsäure, deren zerstörender Wirkung auf den Strahlapparat dadurch begegnet wird, dass man diesen aus säurefestem Stoff, aus Hartblei, herstellt.

Gegenüber den bisherigen Mitteln, so hohe Luftleeren zu erzeugen: der Entleerung vermittels Luftpumpen, hat erwähntes Verfahren den grofsen Vorzug der Billigkeit bei Anschaffung und im Betriebe. Denn diejenigen Luftpumpen, mit denen man imstande ist, sicher und im grofsen Massstab ein solches Vacuum bis zu 5mm Quecks. zu erzeugen, z. B. die Windhausen'sche Doppelluftpumpe, sind complicirt und schwierig zu behandeln.

Verwendet man das hohe Vacuum zur Eindampfung von Flüssigkeiten bei einer Temperatur von unter 50o, so sind gewöhnliche Luftpumpen dazu kaum verwendbar, da 50° einer Luftverdünnung von 0,12 Atm. entspricht, welche mit einer gewöhnlichen Luftpumpe für die Dauer nicht zu halten ist.

Für diese Fälle wird sich daher ebenfalls das neue Verfahren, vielleicht mit vorhergehender Condensation der Dämpfe, eignen; die wesentlichste Verwendung dürfte es jedoch zur Herstellung von Kälteflüssigkeit oder Eis finden.

Wie unvollkommen die jetzigen Eismaschinen noch arbeiten, zeigt folgende Thatsache. Da die erzeugte Kälte in einem directen Verhältnisse zu der aufgewendeten Arbeit und Wärme steht, so sollten theoretisch aus 1kg Kohlen von 7500 Cal. 7500 Heizwert

80kg Eis erzeugt werden können, wenn man 94 Wasser von + 12o verwendet und das Eis bis auf —3o abkühlt, also 12 + 3 + 79 — 94 Cal. verbraucht. Die besten Eismaschinen sind jedoch nur imstande, mit 1kg Kohle 10 bis 14kg Eis zu erzeugen.

Das neue Verfahren zur Herstellung eines hohen Vacuums, auf die Erzeugung von Eis angewendet, dürfte der obigen Grenze erheblich näher führen als das alte. Die sichere Wirkung des mit Schwefelsäure gespeisten Luftsaugestrahlapparates wurde bereits einer grösseren Zahl von Vereinsmitgliedern vor mehreren Monaten an einem Versuchsapparate nachgewiesen.

Eine Maschine zur Erzeugung von Kälteflüssigkeit durch Verdampfung von Wasser in einem hohen Vacuum zerfällt in

deutscher Ingenieure.

drei Teile: erstens den das Vacuum erzeugenden Apparat,
also den Strahlapparat nebst dem speisenden und auffangenden
Behälter, der gleichzeitig zum Absorbiren der Wasserdämpfe
eingerichtet ist, zweitens den Verdampfungsapparat, in wel-
chem sich die Abkühlung der Gefrierflüssigkeit vollzieht, und
drittens den Apparat, in welchem die durch Aufnahme der
Wasserdämpfe verdünnte Schwefelsäure wiederum concentrirt
wird. An mechanischer Arbeit ist lediglich das Heben der
Schwefelsäure aus dem auffangenden nach dem den Strahl-
apparat speisenden Behälter bezw. dem noch höher stehenden
Concentrator zu leisten, eine Arbeit, welche verhältnismässig
sehr gering ist, denn es ist festgestellt worden, dass man mit
einem Strahlapparate, zu dessen Speisung 3500 Säure in
1 Stunde notwendig sind, ein Vacuum erzeugen und die Dämpfe
absorbiren kann, durch welche 10 Cntr. Eis in 1 Stunde her-
gestellt werden. Bei einem solchen Apparate würden daher
3500 · 1,5 - 7,5
an mechanischer Kraft nur
3600.75
wendig sein.

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Der Verdampfungsapparat, den der Strahlapparat unter Luftleere zu halten hat, besteht aus einem aufrecht stehenden Cylinder, in welchem wagerecht gelagerte, durchbrochene, mit Kies bedeckte Platten in gleichförmigen Abständen eingelegt sind.

Die abzukühlende Salz- oder Chlorcalciumlösung tritt oben in den Cylinder ein, träufelt, von der Kiesschicht aufgehalten, von Platte zu Platte, verdampft zum Teil in dem hohen Vacuum und entzieht dem restlichen Wasser die durch die Verdampfung gebundene Wärme. Das auf dem Boden des Gefälses sich ansammelnde abgekühlte Wasser wird durch eine Pumpe in eine Röhrenleitung gedrückt, die zu Kühlzwecken dient und wiederum oben in dem Verdampfungsapparat endet, in welchen das erwärmte Kühlwasser eintritt. Das verdampfte Wasser wird durch eine Süfswassereinspritzung ersetzt. Sollen stündlich 10 Cntr. Eis bezw. die entsprechende Kälteflüssigkeit erzeugt werden, so müssen dem Wasser 500 · 94 = 47 000 Cal. entzogen werden, was man durch die 47000 Verdampfung von 87 oder rund 100kg Wasser in 540

1 Stunde erreicht. Diese Dämpfe einschl. 211⁄2 pCt. 2,51 Luft sind stündlich durch den Strahlapparat zu entfernen bezw. durch die Schwefelsäure zu absorbiren.

Die Concentration der Schwefelsäure geschieht in einem unter Vacuum stehenden Bleigefäfse, in welchem aus spiralförmig gewundenen Bleischlangen concave und convexe Schalen gebildet werden, über welche die verdünnte Schwefelsäure hinwegrieselt. Die Schlangen sind mit Dampf geheizt. Am Boden des Gefäßses sammelt sich die concentrirte Schwefelsäure und fliesst, aus einer Höhe herabfallend, welche dem Vacuum das Gleichgewicht hält, nachdem sie abgekühlt worden ist, in den speisenden Behälter zum weiteren Eintritt in den Kreislauf.

Zum Heben der Säure in den Concentrator genügt eine ganz geringe Kraft. An Wärme absorbirt die Concentration der verdünnten Schwefelsäure (für 100 Wasserdämpfe) 100·640 64 000 Cal. Das Heben der verdünnten Säure aus dem auffangenden nach dem speisenden Behälter bezw. nach dem Concentrator bietet insofern eine schwierige Aufgabe, als gewöhnliche Hebeapparate dem zerstörenden EinHusse der Schwefelsäure nicht widerstehen. Es gelangt daher hier ein Apparat zur Anwendung, bei welchem die Säure weder mit Kolben noch mit Stopfbüchsen in Berührung kommt. Derselbe besteht aus einer kolbenlosen, einseitig wirkenden trockenen Luftpumpe, von deren Boden ein Luftrohr nach einem in dem auffangenden Behälter des Strahlapparates befindlichen Hartbleigefäfse geht, welches mit einem Saug- und Druckventil versehen ist. Das Druckrohr mündet in den speisenden oberen Säurebehälter bezw. in den Concentrator. Bei dem Rückgange des Luftpumpenkolbens füllt sich das Bleigefäls mit Säure, welche bei dem Vorwärtsgang und der erfolgenden Luftcompression in das Druckrohr gedrängt wird.

Die comprimirte Luft expandirt bei dem sich wiederholenden Kolbenrückgang in die Luftpumpe zurück und gestattet aufs neue den Eintritt der Säure in das Bleigefäfs, die

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bei weiterem Vorgange des Kolbens in das Druckrohr verdrängt wird, so dass also bei jedem Kolbenhub eine Säuremenge verdrängt wird V. 0,5, wobei V das Luftpumpenvolum, H die Förderhöhe in Atm. bedeutet.

Sucht man aus vorstehendem den Kraftaufwand bezw. Brennstoffaufwand, welchen eine derartige Eismaschine von 10 Cntr. stündlicher Leistung erfordern wird, festzustellen, so berechnet sich dieselbe wie folgt: Mechanischer Kraftverbrauch zum Heben der Säure, Kühlwasserhebung und Salzwasserumlauf rund 1 Pfkr., entsprechend einem Kohlenverbrauche von 2,5kg in 1 Stunde, dazu für das Concentriren 12,5kg, zusammen 15kg Kohlen in 1 Stunde; oder für 1kg Kohlen 500:15 33,3kg Eis gegen die vorerwähnte Leistung der jetzigen Eismaschine von 10 bis 14kg Eis auf 1kg Kohle. Allerdings muss dieses noch durch die Praxis bestätigt

werden.

Bei der grofsen Einfachheit einer solchen Anlage gegenüber den bis dahin gebräuchlichen wird sich auch der Preis erheblich vermindern und für die allgemeinere Verbreitung erheblich beitragen. Schliefslich lassen sich vermittels dieses Verfahrens Kühlmaschinen in kleinem Mafsstabe, selbst für den Hausbedarf, in folgender Weise herstellen. In einem tragbaren, mit Blei ausgefütterten Bottige befindet sich concentrirte Schwefelsäure. An der unteren Seite des Deckels ist eine kleine Centrifugalpumpe befestigt und ragt in die Schwefelsäure hinein; dieselbe kann man von aufsen durch Kurbel und Winkelräder schnell drehen. Die Schwefelsäure wird angesaugt und durch einen kleinen, ebenfalls am Deckel befestigten Strahlapparat getrieben. Die Saugekammer dieses Strahlapparates steht mit einem auf dem Deckel stehenden Recipienten in Verbindung, unter welchen man die zu kühlende Flüssigkeit stellt.

Mit 50 Schwefelsäure kann man ungefähr 101 Wasserdämpfe absorbiren, vermittels deren 5000 Cal. einer Flüssigkeit entzogen werden können.

Um ein Getränk erquickend zu machen, bedarf es in der Regel nur der Abkühlung um wenige, vielleicht 5 Cal., so dass man imstande wäre, 1000 mit einer Schwefelsäurefüllung von 501 zu kühlen. Auch kann man Speiseeis und Kälteflüssigkeit zum augenblicklichen Gebrauche zeugen, ohne dem grofsen Verluste des Abschmelzens, wie bei dem Bezuge von Eis, ausgesetzt zu sein. Natürlich muss die Schwefelsäure nach der Verdünnung durch concentrirte ersetzt werden.

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Die Ausbeutung des deutschen Reichspatentes hat die Zeitzer Eisengiefserei und Maschinenbau-Actiengesellschaft in Zeitz übernommen; daselbst wird ein Probeapparat hergestellt, welcher eine Leistungsfähigkeit von 10 Cntr. Eis in 1 Stunde erreichen soll.«<

Derselbe Redner führt noch einen Cylinderschmierapparat vor, durch welchen das Oel in bestimmter Menge bei jedem Hube in das Dampfrohr gepresst wird; die einfache und zweckmässige Anordnung findet den Beifall der Versammlung.

Hr. Schneider berichtet über

neuere gesetzliche Bestimmungen, Kesselanlagen betreffend, wie folgt.

>>M. H.! Es ist Ihnen Allen bekannt, dass nach § 24 der Gewerbeordnung zur Anlegung von Dampfkesseln stets die Genehmigung der zuständigen Behörde erforderlich ist. Jede Aenderung in der Lage oder Beschaffenheit der Betriebsstätte bedingt von neuem die Erteilung der Genehmigung und Einreichung aller dazu erforderlichen technischen Unterlagen. Nur bei beweglichen Dampfkesseln ist insofern eine Ausnahme gemacht, als dieselben aufgrund einer einmal erteilten Genehmigung im ganzen deutschen Reiche aufgestellt werden können. Es ist dann nur eine polizeiliche Anzeige erforderlich.

Diese Bestimmungen haben sich insbesondere bei der Einführung der Dampfkraft in der Kleinindustrie als recht hinderlich herausgestellt. Bereits vor zwei Jahren wurde von mehreren Seiten darauf hingewirkt, den als ungefährlich geltenden Dampfmotoren hinsichtlich der Genehmigungspflicht, der Platzfrage und der Ausrüstung in ähnlicher Weise Erleichterungen zu verschaffen, wie solche in anderer Staaten bestehen.

Durch das Königliche Polizeipräsidium hierselbst zur gutachtlichen Aeufserung über diesen Gegenstand aufgefordert, hat der Vorstand des Dampfkesselrevisionsvereines >>Berlin<« in Anlehnung an die in Oesterreich und Frankreich hierüber bestehenden Bestimmungen sich dahin ausgesprochen, dass man bei Dampfkesseln bis zu 2501 Wasserinhalt von der Concessions- und Revisionspflicht unbeschadet der öffentlichen Sicherheit ganz absehen könne. Man ging hierbei von der Ansicht aus, dass die für die Umgebung durch den Dampfkesselbetrieb entstehende gröfsere oder geringere Gefahr in erster Linie in dem Wasserinhalte des Kessels zu erblicken sei.

Da indessen ein so weitgehender Antrag vorläufig keine Aussicht auf Erfolg hatte, so wurde vorgeschlagen, derartige kleine Dampferzeuger als bewegliche Dampfkessel im Sinne des Gesetzes zuzulassen.

Zunächst hat denn auch erst dieser letztere Vorschlag die Billigung der Behörden gefunden, mit Rücksicht auf die in § 14 der Allgemeinen polizeilichen Bestimmungen über die Anlegung von Dampfkesseln vom 29. Mai 1871 enthaltenen Beschränkungen.

Praktisch hat sich infolge dessen die Sache so gestaltet, dass der Maschinenfabrikant den Dampfkessel mit Genehmigung auf seinen Namen und mit Betriebsattest versehen in den Handel bringt. Aufgrund dieser einmal erteilten Genehmigung kann nunmehr derselbe in jeder Werkstätte aufgestellt werden und bedarf auch bei einem etwaigen Wechsel der Betriebsstätte keiner neuen Genehmigung, sondern nur der polizeilichen Anzeige.

Eine weitere Verfügung des königl. Ministeriums für Handel und Gewerbe vom 30. Januar 1885 bezieht sich auf die Aufstellung und Ausrüstung der combinirten Dampfkesselsysteme.

Während in früheren Jahren fast ausschliefslich die einfachen Cylinderkessel zur Verwendung kamen (Fig. 1—3), sind in neuerer Zeit insbesondere Kessel mit einer möglichst grofsen inneren Heizfläche beliebt geworden, wie Flammrohrkessel, Heizröhrenkessel u. dergl. Das Bestreben, die Vorteile dieser einzelnen Kesselarten zu geniessen, ohne gleichzeitig die Nachteile derselben mit in Kauf nehmen zu müssen, sowie insbesondere auch die vielfach hervortretende Notwendigkeit, auf beschränkten Räumen Kessel mit möglichst grofser Heizfläche unterzubringen, hat häufig zu der Combination der Flammrohr- und Röhrenkessel übereinander geführt.

Von diesen Kesseln sind bereits heute viele hunderte im Betriebe, welche inbezug auf die Ausnutzung der Heizgase vorzügliches leisten (Fig. 4-5).

Jedoch auch diesem combinirten Kesselsysteme hafteten zwei Uebelstände an, und zwar:

1. die im Verhältnisse zur Heizfläche und dem Wasserinhalte geringe Verdampfungsoberfläche, wodurch nasser Dampf und das Ueberreissen von Wasser bedingt ist;

2. die Reparaturbedürftigkeit bezw. Betriebsunsicherheit der Stutzenverbindung.

Um den ersteren Uebelstand zu beseitigen, ging man dazu über, auch dem unteren Kessel seinen besonderen Dampfraum zu geben.

Der erste Kessel dieser Art, von Piedboeuf in Aachen erbaut, stand auf der Düsseldorfer Ausstellung im Jahre 1880. Die Dampfräume beider Kessel waren hier durch ein Rohr verbunden, in welchem sich ein selbstthätig wirkendes Ventil befand (Fig. 6).

Man ging bald weiter, trennte die Wasserräume beider Kessel vollständig von einander ab und verband nur die Dampfräume durch ein oder zwei unverschliefsbare Röhren, während entweder jeder Kessel für sich gespeist oder dem Unterkessel das Wasser durch ein Ueberlaufrohr aus dem Oberkessel zugeführt wurde (Fig. 7).

Bei allen diesen Arten ist jedoch immer noch der in der Stutzenverbindung enthaltene Uebelstand vorhanden. Um auch diesen zu vermeiden, liefs man die Stutzenverbindung ganz weg und verband Dampf- und Wasserräume durch leicht zugänglich gemachte Röhren. Während das Verbindungsrohr

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