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3. October 1885.

einer durch die Schwungradachse gehenden, sondern in einer dazu senkrechten Ebene, und werden durch eine oder (bei durchgehender Achse) zwei Federn ƒ belastet, welche entweder in der Pfeilrichtung ziehend oder besser gegen Hebel d bezw. gegen Daumen drückend wirken, damit beim Federbruche die Windungen sich auf einander setzen und völlige Betriebsstörung vermieden wird. In allen Fällen geht die Mittellinie der Feder durch die Schwungradachse, um das Ausbauchen der Feder infolge der Centrifugalkraft ihrer Massenteilchen und damit die Reibung in der Federhülse zu vermeiden. Die schiefcylindrische Hülse N, Fig. 2, zur Verstellung des Steuerexcenters wird nicht durch einen schraubenförmig gewundenen, sondern durch einen graden Keil m auf der Welle geführt und steht aufserdem geschränkt (excentrisch) zur Welle, wodurch ähnlich wie beim Hauptpatente sowohl die Excentricität als auch der Voreilungswinkel des Steuerexcenters geändert wird.

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Kl. 85. No. 31954. Selbstschliefsendes Auslaufventil. Ernst Grueneberg, Königsberg i/Pr. Die Eröffnung des Röhrenventiles a geschieht durch Niederdrücken des Handhebels c. Hört der Druck auf letzteren auf, so tritt Druckwasser durch die feinen Oeffnungen 1, 2 und den engen Raum zwischen dem Ventilgehäuse und dem Kolben b über letzteren, so dass ein langsamer Schluss des Ventiles a erfolgt. Derselbe kann geregelt werden durch Einstellen der Mutter a1, welche die Oeffnungen 1, 2 ganz zudeckt (bei hohem Wasserdruck) oder dieselben mehr freigiebt. Auf eine Verminderung des hydraulischen Stofses beim Ventilschlusse wirken auch die A-förmigen Durchflussöffnungen des Röhrenventiles a hin.

usw.

Kl. 60. No. 32217. Regulator für Dampfmaschinen A. Söderström, Stockholm. Bei möglichst gleichbleibender Dampfspannung regelt der Arbeitswiderstand den Dampfzulass, indem die treibende Schwungradwelle q, Fig. 1, mit der getriebenen durch eine Schneckenfeder a oder eine andere federnde Kupplung verbunden ist und bei zunehmender Verdrehung von q gegen r durch drei Schraubenflächen einen

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regulator ausgeglichen, indem dieser den Arm s eines Winkelhebels mehr nach links oder rechts legt. Die Schraubenwelle r bei Schiffen wird durch Plattenfedern ww, Fig. 3, mit der Triebwelle q verbunden uud erfährt durch den beim Heraustauchen aufhörenden Wasserwiderstand eine Längsverschiebung, welche dann ähnlich wie die des Dreifusses wirkt.

Kl. 85. No. 32035. Spülheber mit Wasserverschluss. F. Cuntz, Karlsbad (Böhmen). Das den Behälter allmählich füllende Wasser steigt bis über den inneren Heberscheitel, ohne hier überlaufen zu können, weil die im Heberinnern hinter dem Wasserverschluss eingesperrte Luft nicht entweichen kann. Hat aber der Wasserspiegel im Behälter eine gewisse Höhe über dem Heberscheitel erreicht, so wird der Wasserverschluss von der im Heberinneren verdichteten Luft durchbrochen, das Wasser stürzt nach und setzt den Heber in Thätigkeit. Derselbe läuft nun so lange, bis der Wasserspiegel im Behälter unter den kürzeren Heberschenkel sinkt. Letzterer muss aber tiefer als der Wasserverschluss ausmünden, um unter allen Umständen eine absetzende Wirkung des Hebers zu ermöglichen.

Kl. 85. No. 32216. Ausfluss-Ventilhahn. Herbert Trott, London. Der Ventilhahn soll vorzugsweise durch einen Schwimmer bethätigt werden, welcher an dem Excenterhebelarm 1 angreift. Die Klappe e ist mit einem elastischen (oder einem aus Weich metall bestehenden) Futter versehen und hängt in der Längsrichtung verschiebbar in 2 Zapfen c, die so gestaltet sind, dass der Schwerpunkt der Klappe e beim Aufliegen auf der überhängenden Sitzfläche weit über ihren Aufhängepunkt hinaussteht, während bei Eröffnung der Klappe nach kurzem Ausschlage der Schwerpunkt unter dem Auf

hängepunkte steht. Die Eröffnung des Ventiles soll hierdurch erleichtert werden. Durch Lösen der Schraube a kann die Klappe e herausgenommen und diese nebst ihrem Sitz untersucht werden.

Kl. 87. No. 32337. Vorrichtung zum Spannen von Riemen, Gurten und Seilen. (Zusatz zu No. 10924.) G. Lohf, Berlin. Die Anordnung unterscheidet sich von der des Hauptpatentes dadurch, dass bei beschränktem Arbeits

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Fig. 3.

Dreifus efff in der Hülse d verschiebt, welcher mittels Ringes h und Gestänges ik einen Keil m zwischen zwei Rollen no, Fig. 2, treibt und mittels Hebels p die Stange v des Regulirkolbens verschiebt. Kleine Aenderungen der Dampfspannung werden durch einen bei u angreifenden Centrifugal

raume die Spannbacken ƒ einzeln und unabhängig von einander und vom Hebelwerk an den Riemenenden befestigt werden können, worauf erst der eigentliche Riemenspanner mittels der Haken k eingehängt wird.

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Litteratur.

C. Koppe. Die Ausgleichungsrechnung nach der Methode der kleinsten Quadrate in der praktischen Geometrie. Nordhausen, Jul. Koppe. 1885. 6 M.

Der Verfasser beabsichtigt nicht, ein vollständiges theoretisches Lehrbuch der Ausgleichungsrechnung zu geben, sondern will die Resultate langjähriger Arbeiten an der Gotthardbahn und in der Schweiz zur Anregung und Unterstützung anderer bekannt machen. Das Werk ist ausschliesslich für Geodäten geschrieben und enthält die theoretischen Grundlagen nur in knapper aber klarer Form, legt dagegen den Hauptwert auf vollständig durchgeführte Beispiele. Nachdem einleitend die Beobachtungsfehler und das Gesetz ihrer Verteilung besprochen sind, wird im ersten Abschnitte die Methode der kleinsten Quadrate, angewendet auf einfache Ausgleichungsaufgaben, behandelt. Die folgenden 4 Abschnitte enthalten: Mittlerer Fehler und Gewichte, Vermittelnde Beobachtungen, Bedingte Beobachtungen und Vermittelnde Beobachtungen mit Bedingungsgleichungen. Die Schrift ist für Geodäten eine sehr schätzenswerte, da sie zufolge der vielen praktischen Beispiele beste Gelegenheit bietet, sich mit den Ausgleichungsrechnungen bekannt und vertraut zu machen. Die Ausstattung ist zu K.

rühmen.

Die Verwendung des Gases zum Kochen, Heizen und in der Industrie von J. G. Wobbe, Ingenieur und Gasdirector. Commissionsverlag von E. Zenker in Troppau.

Ein erfreuliches Zeichen der zunehmenden Erkenntnis der grofsen Vorteile, welche die Benutzung des Leuchtgases für Heizzwecke bietet, ist es, dass uns nach kurzer Zeit eine zweite diesen Gegenstand behandelnde Schrift vorliegt, deren Verfasser als Mitglied der vom Vereine deutscher Gas- und Wasserfachmänner niedergesetzten Commission zur Verwendung des Gases zu Koch-, Heiz- und Industriezwecken sowie als Erfinder der ihm patentirten, aus mehrjährigen Arbeiten hervorgegangenen Heizbrenner die eingehendsten Studien hierüber gemacht hat, weshalb das Erscheinen derselben ganz besonders mit Freuden zu begrüfsen ist.

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Unter thunlichster Weglassung wissenschaftlicher Erörterungen wird im einleitenden Abschnitte die zur Erzielung einer vollkommenen Verbrennung des Leuchtgases demselben beizumischende nötige Luftmenge besprochen und hervorgehoben, dass man suchen müsse, für Heizzwecke eine Flamme mit einem kleinen, durchsichtig blaugrünen Kern zu bekommen. Die zur vollkommenen Verbrennung theoretisch erforderliche Mischung von 1 Volumen Gas mit 6 Volumen Luft ist ohne Zuhilfenahme von Gebläsen nicht vollständig zu erreichen, weil die Flamme schon zurückzuschlagen beginnt, bevor diese

deutscher Ingenieure.

Mischung erreicht ist. Nachdem der Verfasser noch mit. wenigen Worten die Vorteile der Heizung mit Leuchtgas gegenüber derjenigen mit festen Brennstoffen hervorgehoben hat, geht er im folgenden Abschnitte zu einer allgemeinen Besprechung der Apparate und der Bedingungen über, welche an richtig construirte Heizbrenner gestellt werden müssen, und entwickelt die Grundtypen des ihm patentirten Brenners. Unter Vernachlässigung derjenigen Apparate, welche sich praktisch nicht bewährt haben und keine sparsame Verwendung des Gases gestatten, werden an der Hand von Abbildungen die Apparate für den Küchen- und Hausgebrauch sowie für ähnliche Zwecke hinsichtlich ihrer Construction und Handhabung besprochen, und zwar: einfache Kochapparate, Wandkocher, combinirte Kochapparate, vollständige Gasherde und eine Spiefsbrateinrichtung. Nach einer Schilderung der Art und Weise, wie er die Kochversuche mit verschiedenen Apparaten vorgenommen hat, stellt der Verfasser diese selbst ausführlich in einer Tabelle zusammen, die dem Laien ein klares Bild darüber giebt, welche Apparate zur Benutzung zu empfehlen sind und welche nicht, und knüpft daran eine Berechnung der Kosten des Kochens auf Gasfeuer, welche für eine aus 5 Köpfen bestehende Familie für alle Küchen bedürfnisse mit einem Gaspreise von 15 Pf. für 1cbm monat lich 6 M 85 Pf., und beim Preise von 20 Pf. für 1cbm 9 M 15 Pf. ergiebt.

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Weiter folgen Beschreibungen von Kaffeeröstern, Plätteisenwärmern, Friseureisenwärmern und Feuerunterzündern. Nach Besprechung einiger Gasöfen mit und ohne Abzug für Zimmerheizung sowie der Badeöfen und Warmwasserapparate behandelt der Verfasser im vierten Abschnitte die Apparate für Laboratorien und Industriezwecke, als: Bunsenbrenner, Glasschmelzrohr, Gaslötrohr, Lötkolbenwärmeapparat, eine Glühund Lötlampe für Juweliere usw. und endlich noch Schmelzöfen für Metalle, Glas usw., und schliefst mit einem Verzeichnis ausgeführter Anwendungen des Gases für verschiedene Heizzwecke.

Die in kurzer Fassung gehaltene, höchst anregend geschriebene und mit 56 sauber ausgeführten Abbildungen `versehene Schrift giebt jedem, der sich für die Ausnutzung der Heizkraft des Leuchtgases interessirt und dieselbe anwenden will, die nötigen Fingerzeige, so dass bei Auswahl der zweckmäfsigsten Apparate der Laie nach dem Studium dieser Schrift nicht mehr willenlos den Anpreisungen der Händler preisgegeben ist. Möge der Herr Verfasser den wohlverdienten Lohn für seine Arbeit dadurch erreichen, dass sein Werk einen recht grofsen Leserkreis findet und zur vermehrten Anwendung des Leuchtgas zum Kochen und Heizen beiträgt. G. Schaar.

Vermischtes.

Ueber die Verwendung geteerter sog. asphaltirter gusseiserner Röhren zu Wasserleitungzwecken macht Dr. ThörnerOsnabrück im Junihefte 1885 von Stahl und Eisen bemerkenswerte Mitteilungen. Die Veranlassung zu seinen Untersuchungen bot eine Wasserleitung, welche trotz klaren Quellwasserzuflusses nach einiger Zeit des Gebrauches ein durch gelbe Flocken so verunreinigtes Wasser lieferte, dass dasselbe zu Trink- und Waschzwecken nicht mehr brauchbar erschien. Diese Verunreinigungen traten besonders dann stark auf, wenn vorübergehend einzelne Teile des Rohrnetzes, besonders die höher und vom Hauptstrang entfernter gelegenen, bei starker Entnahme in den unteren Teilen wegen ungenügenden Zuflusses oder zu geringer Durchlassweite der Anschlussstücke vom Wasser entblöfst wurden. Seine vergleichende Untersuchung des an der Quelle entnommenen und des getrübten Wassers aus der Leitung ergab, dass die Trübungen einzig und allein aus Eisenoxydhydrat und organischen Substanzen bestanden, und zwar lieferte er den Nachweis, dass die organischen Substanzen lediglich vom Teer herstammten. Einige aus der Leitung entnommene Röhren zeigten am ganzen Umfange eine starke ockerartige Ablagerung, ohne das unter derselben der Teeranstrich verletzt schien; eine Reinigung derselben erwies sich als wirkungslos, da nach kurzem dieselben Erscheinungen auftraten. Die nähere Untersuchung der Röhren mit Hilfe der Lupe ergab, dass die Röhren innen mit zahllosen warzenartigen Gebilden übersäet waren, welche sich als mit einer Eisenoxydhydratschicht überzogene Teerbläschen herausstellten.

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Auf Grund sorgfältiger Untersuchungen und Erwägungen ist Dr. Thörner zu der Ueberzeugung gekommen, dass diese Bläschen bereits beim Teeren der Röhren, wie es in üblicher Weise durch Eintauchen in heifsen Teer ausgeführt wird, besonders bei nicht frisch gegossenen Röhren entstehe, und dass dann durch jeweiliges Freiwerden von Wasser und durch Wechsel des Druckes die erhärteten Bläschen springen und zu einer kräftigen Oxydation des Eisens Veranlassung geben. Er schlägt vor, die Röhren sobald wie möglich nach dem Gusse und Erkalten und bevor dieselben in den heifsen Teer getaucht werden, mit einer leicht netzenden Flüssigkeit zu überziehen, damit auf diese Weise das Anhaften von Luftbläschen an den Wandungen vermieden werde, und empfiehlt dazu Alkohol, Petroleum, Toluol und andere Stoffe, die sich leicht mit dem Teer vermischen und beim Erkalten leicht wieder verdunsten oder im Teerüberzuge fest gebunden bleiben. Die Ausführung denkt er sich in der Weise, dass das Benetzmittel in dem betreffenden durch eine Dampfschlange erhitzten Behälter auf die Oberfläche des Teers aufgegossen werde, so dass es darauf eine 2 bis 4cm starke Schicht bilde, infolge dessen die Röhren durch einmaliges Eintauchen erst benetzt und dann geteert würden. Bei Anwendung leicht flüchtiger Benetzmittel, deren Siedepunkt niedriger liegt als die Temperatur des Teers, würden zwei Behälter und zweimaliges Eintauchen in die getrennten Flüssigkeiten erforderlich sein.

Commissionsverlag und Expedition: Julius Springer in Berlin N.

A. W. Schade's Buchdruckerei (L. Schade) in Berlin 8.

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Mitteilungen von der Gewerbe- und Industrieausstellung in Görlitz 1885. Von H. Maihak, Ingenieur in Berlin.

(Hierzu Tafel XXX.)
(Fortsetzung von Seite 758.)

Im ersten Teile unseres Berichtes erwähnten wir auf Seite 651 eine schnell laufende, liegende Compoundmaschine, welche von der Görlitzer Maschinenbauanstalt und Eisengiefserei in Görlitz besonders für den Zweck construirt und ausgeführt ist, um die gleichzeitig von dieser Firma ausgestellte und im Betrieb befindliche Gülcher'sche Compound - Dynamomaschine von 320 Ampère Stromstärke zu betreiben. Diese Dampfmaschine ist durch die Fig. 1 bis 4 auf Tafel XXX dargestellt.

Bei fast allen Betriebsanlagen für elektrische Beleuchtung liegt Raummangel vor, und ist deshalb eine gedrungene Anordnung derselben meistens Bedingung; ferner ist ein möglichst gleichmässiger, ruhiger und namentlich stofsfreier Betrieb der Dynamomaschine eine Grundbedingung für ruhiges, angenehmes Licht, welche durch Riementransmissionen, Vorgelege usw. in merkbarer Weise beeinträchtigt wird. Allen Anforderungen in dieser Beziehung dürfte nur eine directe Kupplung der Dynamomaschine mit ihrem Betriebsmotor gerecht werden können. Als Hinderungsgrund stand einem solchen Antriebe bisher die fast allen Dynamomaschinen eigentümliche sehr hohe Umdrehungszahl und aufserdem die Schwierigkeit entgegen, Dampfmaschinen auszuführen, welche solche Geschwindigkeiten dauernd zulassen, hierbei eine zuverlässige Geschwindigkeitsregelung und einen möglichst sparsamen Betrieb sowie eine gefahrlose Bedienung während des Betriebes ermöglichen.

Zunächst ist es als ein wesentlicher Vorzug der Gülcherschen Dynamomaschinen anzuerkennen, dass sie mit verhältnismäfsig sehr geringer Umdrehungszahl laufen, so die vorliegende mit nur 300 in 1 Minute, was eine directe Kupplung mit der Dampfmaschine möglich macht. Dieselbe ist als liegende Compoundmaschine mit nebeneinander liegenden Dampfcylindern ausgeführt, welche auf eine gemeinschaftliche Kurbelwelle arbeiten, deren 2 Kurbeln unter 90° gegeneinander versetzt sind. Zur Erzielung eines möglichst gleichförmigen ruhigen Ganges ist auf eine sorgfältige Gewichtsausgleichung der an und für sich leicht gehaltenen bewegten Massen besonderer Wert gelegt, und sind deshalb die Kurbeln mit Gegengewichtsscheiben versehen (s. a. weiter unten); aufserdem sind die beiden Schwungräder scheibenförmig ausgeführt und vollständig abgedreht.

Die angegebene hohe Umdrehungszahl ermöglichte es nicht, in einfacher Weise die Maschine mit Condensation zu versehen. Erscheint dadurch die Sparsamkeit des Betriebes von vornherein beeinträchtigt und die Anwendung des Com

poundsystemes bei der Dampfmaschine erschwert, so bietet dennoch die Benutzung hoher Dampfspannung das Mittel zur Erreichung beider Vorteile. Im vorliegenden Falle steht hierzu Dampf von 10 Atm. Ueberdruck aus dem ebenfalls von der Görlitzer Maschinenbauanstalt ausgestellten SectionalRöhrendampfkessel Patent Köhler (s. S. 652) zur Verfügung.

Die Maschine hat 180mm bezw. 300mm Dmr. des Hochdruck- bezw. des Niederdruckcylinders bei 250mm gemeinschaftlichem Kolbenhube; bei 8 Atm. Anfangsspannung im Hochdruckcylinder, achtfacher Nettoexpansion und 300 Umdr. in 1 Min. ergiebt die Maschine eine dem Kraftbedarfe der Dynamomaschine entsprechende, inbezug auf den Dampfverbrauch vorteilhafteste Normalleistung von 30 Ne.

Wie bereits Seite 651 hervorgehoben, ist der Kraftbedarf der Gülcher'schen Compound-Dynamomaschine stets proportional der Anzahl der brennenden Lampen bezw. der erzeugten Lichtstärke1). Der hierdurch ermöglichte sparsame Betrieb kann jedoch nur dann erzielt werden, wenn der Betriebsmotor eine selbstthätige Geschwindigkeits- bezw. Kraftregelung bewirkt, also durch eine Dampfmaschine mit einer zuverlässig wirkenden Präcisionssteuerung. Am besten wird dieser Anforderung immer eine Ventilmaschine entsprechen; doch steht der Verwendung einer solchen die erforderliche hohe Umdrehungszahl hindernd im Wege.

Ventilmaschinen mit auslösenden Klinkensteuerungen können von vornherein nicht in Betracht kommen, da solche zweckmässig wohl kaum mehr als 90 Umdr. gestatten; weiter kann man in dieser Beziehung bei sorgfältigster Einzelconstruction mit zwangläufigen Ventilsteuerungen gehen.

Die Görlitzer Maschinenbauanstalt betrieb bereits 1883 in

1) An dieser Stelle möge noch berichtigend erwähnt werden, dass a. a. Orte die Wirkungsweise der beiden im Hauptstrome bezw. im Nebenschlusse liegenden Bewickelungen in einer für die Gülcher'sche Compound-Dynamomaschine nicht ganz zutreffenden Weise dargestellt ist und nach einer uns von Seiten der Actiengesellschaft für elektrisches Licht und Telegraphenbau Helios in Ehrenfeld-Köln zugegangenen Mitteilung folgendermafsen erfolgt. Sind nur wenige Lampen im Betriebe, so ist der durch die grobe Bewickelung der Elektromagnete fliessende Hauptstrom zu schwach, um deren Magnetisirung bewirken zu können. Es wirkt dann fast allein der Nebenschluss, überwiegt also gegenüber der an genannter Stelle gegebenen Erklärung bei dem Betriebe von nur wenigen Lampen die Wirkung des Hauptstromes, und erst in dem Mafse, in welchem Lampen weiter eingeschaltet und die Gesammtstromstärke gesteigert wird, verstärken die Hauptspulen die Wirkung des Nebenschlusses.

der Hygieneausstellung in Berlin durch zwei ihrer Maschinen mit Collmannsteuerung mehrere Dynamomaschinen, und zwar arbeiteten dieselben bei 125 Umdr. in 1 Min. tadellos ruhig und sicher. Zwei andere gröfsere Walzenzugmaschinen arbeiten seit Jahren in den Walzwerken der Königs- und Laurahütte andauernd sogar mit 135 Umdr. in 1 Min.; über eine derselben ist früher in W. 1881 S. 34 berichtet.

Ausführliche Versuche an einer Dampfmaschine mit einer einfacheren Gestaltung der Collmannsteuerung haben den Beweis geliefert, dass dieselbe bei sorgfältigster Construction aller Einzelteile 250 Umdr. in 1 Min. ermöglicht, und sind gegenwärtig Maschinen für solche Geschwindigkeiten in der Ausführung begriffen.

Die ausgestellte Maschine (Taf. XXX) ist jedoch am Hochdruckcylinder mit Präcisions-Flachschiebersteuerung, am Niederdruckcylinder mit Meyer'scher Steuerung versehen. Erstere zeigt einen trapezförmigen Expansionsschieber, durch dessen vom Regulator bewirktes Heben und Senken eine Veränderung der Füllung in den Grenzen zwischen 3 pCt. und 55 pCt. erreicht ist. Obwohl der Expansionsschieber nicht entlastet ist, wirkt der Regulator doch durchaus genau und sicher. Derselbe ist sehr kräftig ausgeführt; er erhält seinen Antrieb von der Schwungradwelle mittels hyperbolischen Räderpaares a a1 und veranlasst mit Hilfe der Stangen bb und der Hebel cc eine Drehung der Welle d, welche Drehung mittels des gegabelten Armes e eine wagerechte Verschiebung der an ihrem einen Ende verzahnten Stange f bewirkt. Die Zähne von ƒ sind im Eingriffe mit einem Zahnradsector g, Fig. 1 bis 3, so dass die Verschiebung von ƒ eine Verdrehung der Schieberstange s bewirkt, ohne deren hin- und hergehende Bewegung nebst derjenigen des mit s fest verbundenen Bügels h zu beeinflussen. Die Bewegung dieses Bügels überträgt sich mittels der 4 Knaggen h1 auf den Trapezschieber, dessen Verstellung in senkrechter Richtung durch den Einfluss der Verdrehung von s unter Vermittelung der Verzahnung i k, Fig. 4, veranlasst wird. Vermöge dieser Anordnung bewirkt der Regulator in jeder Stellung die Drehung der Expansionsschieberstange und das Heben und Senken des Expansionsschiebers mit unverkürzten Hebelarmen; aufserdem ist eine sorgfältige Ausgleichung der Gewichte des Gestänges sowie des Expansionsschiebers durch die Gegengewichte g1 und g2 erreicht.

Fig. 18.

Der entsprechend kleine, in einfachster Weise nur durch eine Gussrohrleitung gebildete Behälter (Receiver) R ist zweckmäfsig quer über die beiden Dampfcylinder gelegt. Die 4 auf der Schwungradwelle befindlichen Kurbelscheiben zeigen die durch Textfigur 18 verdeutlichte Construction. Die zum Zwecke leichterer Bearbeitung kreisförmig begrenzten Kurbeln n sind von dem die Kurbelscheibe concentrisch mit der Schwungradwelle ergänzenden Gussstück o umgeben, dessen Hohlräume p zur Erzielung einer vollkommenen Gewichtsausgleichung mit Blei ausgegossen und durch Platten q (s. Fig. 2 auf Tafel XXX) verschlossen sind.

Schnelllaufende Maschinen dieser Art, namentlich wenn dieselben unbedingt während langer Zeit keinen Stillstand erleiden dürfen, müssen in zuverlässiger Weise geschmiert werden. Für die Schmierung der bewegenden Teile der vor

deutscher Ingenieure.

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welle bezw. über der Mitte des von den Kreuzkopfzapfen zu durchlaufenden Weges sind durch Arme e gehaltene feste und während des Betriebes gefahrlos zu füllende Schmiervasen ƒ angebracht, welche fortdauernd und durch Schraube g und Spindel h regelbar den über einen Bügel i gelegten endlosen Docht k durch die Bohrung mit Oel versehen. Die Höhenlage dieses Dochtes ist derart, dass bei jedem Doppelhube der Maschine die Schaufeln (Lecker) d einmal an dem Docht entlang streichen, von diesem das Oel aufnehmen und dem Gefäls a zuführen, von welchem aus es durch Bohrung m zu den zu schmierenden Teilen gelangt. Es ist auf diese Weise eine regelbare, fortdauernd gleiche und nur bei der Bewegung der Maschine wirksame Schmierung erzielt.

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10. October 1885.

wovon 4 Jahre auf die Direction der alten Provinzialgewerbeschule, 7 auf die einer berechtigten höheren Bürgerschule nebst mittlerer Fachschule für Maschinentechnik fallen, während er vorher 4 Jahre lang an bedeutenden Gymnasien thätig war. Die Reorganisationskämpfe sind ihm nicht erspart geblieben. Nur mit Mühe gelang es ihm, seine Schule zu retten, während so viele zusammenbrachen. Jetzt ist sie herrlich emporgeblüht1). Klingt aber der erste Abschnitt etwas polemisch, so erklärt dies sich nicht nur aus zahlreichen Reminiscenzen aus der Zeit des Kampfes, sondern besonders aus pädagogischen Ueberzeugungen, die der Verfasser auch auf der westfälischen Directoren-Conferenz vom Jahre 1884 nicht ohne Erfolg ausgesprochen hat.

Dass die gegebene Auffassung der Sachlage Gegner finden wird, ist ganz selbstverständlich. Gegnerische Beleuchtungen der Angelegenheit werden dem Verfasser sehr willkommen sein. Vielleicht findet sich später Gelegenheit, sachliches und namentlich statistisches Material ins Feld zu führen, an dem es nicht mangelt.

Durch Streit wird man auch in diesen Fragen zur Klarheit gelangen. Ist erst die Ansicht der Vereinsmajorität in bestimmten Ausdruck gefasst, so wird die Staatsregierung die Wünsche von mehr als 5000 Technikern und Industriellen nicht unberücksichtigt lassen. Die geringsten Aenderungen auf dem Gebiete des Schulwesens sind in socialer Hinsicht von so grofser Bedeutung, dass der Verein sich nur ein Verdienst erwirbt, wenn er die angeregten Fragen prüft und zur Entscheidung zu führen sucht.

Wie soll sich der Verein deutscher Ingenieure der angeregten Berechtigungsfrage und dem höheren Schulwesen überhaupt gegenüberstellen?

Der Unterzeichnete beantragt, die vom Niederrheinischen bezw. Hannoverschen Bezirksvereine vorgeschlagenen Resolutionen, wonach die Zulassung zur Technischen Hochschule von der Absolvirung des Realgymnasiums abhängig gemacht bezw. diese Absolvirung dringend empfohlen werden soll, auf das entschiedenste abzulehnen.

Dagegen schlägt er vor, zu dem gesammten höheren Schulwesen in näher zu bestimmender Weise Stellung zu nehmen.

1) Bedenken gegen den Antrag der beiden Bezirksvereine.

Der Verein deutscher Ingenieure hat jedenfalls das gröfste Interesse daran, dass unser höheres Schulwesen in moderne Bahnen gelenkt werde, und dass besonders die naturwissenschaftlichen Errungenschaften der neueren Zeit der Jugend nicht in zu hohem Mafse vorenthalten bleiben. Der Antrag der beiden Bezirksvereine scheint diesen Wünschen zu entsprechen. Aber dieses Entsprechen ist nur ein scheinbares. Es stellen sich in der That dem Antrage die gröfsten Bedenken entgegen. Um diese zu erläutern, erlaubt sich der Verfasser zunächst eine kurze historische Betrachtung anzustellen.

Die Realschulen (jetzt Realgymnasien) wurden ursprünglich als lateinlose Anstalten für die Bedürfnisse des Handelsund Gewerbestandes begründet. Obwohl sie sich befriedigenden Besuches erfreuten, fühlten sich ihre Directoren und Lehrer unbehaglich berührt durch das Bewusstsein, eine Schule zweiten Ranges zu vertreten. Um die Schulen und damit die eigene gesellschaftliche Stellung zu heben, wünschten sie Berechtigungen zu erobern. Zu diesem Zwecke führten sie das Latein erst schwach, dann stärker und stärker ein, und so begann der Wettkampf mit dem Gymnasium bezüglich der Studienberechtigungen. Das Latein ist schliefslich die Hauptsprache der Realschulen geworden. Letztere unterscheiden sich von dem Gymnasium im wesentlichen nur noch dadurch, dass von Tertia ab an Stelle des Griechischen das Englische tritt. Wird von Realschulmännern betont, dass der Lehrplan weit mehr Mathematisch-Naturwissenschaftliches enthalte, so ist zu bemerken, dass dieses Mehr, wenn es wesentlich sein soll, nur durch Ueberbürdung

1) Schülerzahl 390, Lehrerzahl 21.

der Schüler und Uebermals des Lehrstoffes erreicht werden kann. Das Vielerlei des letzteren ist diesen Schulen oft genug zum Vorwurfe gemacht worden.

Durch die Lehrpläne von 1882 ist das Realgymnasium auch staatlicherseits dem ursprünglichen Zwecke gänzlich entfremdet worden. Das Beiwort »Gymnasium« erkennt an, dass die Anstalt amtlich als Gelehrtenschule betrachtet wird, und das Vorwort »Real< ist fast bedeutungslos geworden. Das Streben nach den gesammten Gymnasial-Berechtigungen und nach Eröffnung aller Studienzweige ist die praktische Folge dieser geschichtlichen Entwicklung.

Soll man sich nun freuen, eine Anstalt zu besitzen, welche behauptet, »real und gymnasial< zugleich zu sein? Soll man in den Triumph der Realschulmänner einstimmen, denen es gelungen ist, für einige Studienzweige den Eintritt auf Grund halb moderner, halb antiker Vorbildung gewonnen zu haben? Nein! Zum Triumphiren wäre nur Anlass vorhanden, wenn die Realschule, auf der alten lateinlosen Grundlage verharrend, ihre Herrschaft Schritt für Schritt erweitert, wenn sie ihre Berechtigungen erobert hätte, ohne dem Lateincultus Opfer auf Opfer zu bringen, ohne sich in ein Gymnasium umzuwandeln. Man modernisirt das höhere Schulwesen nicht dadurch, dass man Schritt für Schritt die lateinlose Anstalt in eine Lateinschule verwandelt, sondern dadurch, dass man die lateinlose Anstalt als solche fördert und ihr Macht, Rang und Stellung erobert.

Das Recht des Realgymnasiums, sich als Träger der modernen Interessen zu betrachten, ist also schon aus historischen Gründen ein zweifelhaftes. Nicht die Bedürfnisse des Handels- und Gewerbestandes, sondern die persönlichen Wünsche und Interessen der Lehrer haben das Realgymnasium als eine künstliche Schöpfung hervorgerufen, die, da sie moderne und antike Bildungsanstalt zugleich sein will, an Halbheit krankt, an Ueberfülle des Unterrichtsstoffes leidet, und, da sie unhaltbar ist, Schritt für Schritt der Verschmelzung mit dem Gymnasium entgegentreibt.

Was die Ueberfülle des Lehrstoffes anbetrifft, so sei nur ein mathematischer Punkt erwähnt. Die technische Hochschule beansprucht von dem eintretenden Studirenden nur die Beherrschung der Elemente der Mathematik. Einige Realgymnasien haben bis in die neueste Zeit Differential-Rechnung gelehrt! Die analytische Geometrie steht noch heute auf dem Lehrplane. Wozu das, wenn Universität und technische Hochschule doch von vorn beginnen? Weder die Hochschule noch das Publikum beansprucht solche Fachkenntnisse. Nur die Lehrer der Realgymnasien halten an ihnen fest, überfüllen damit den Lehrplan und halten einen angeblich wesentlichen Unterschied zwischen Gymnasium und Realgymnasium auf diese Weise aufrecht.

Um die Treibhauspflanze Realgymnasium zu erhalten, bedarf es künstlicher Mittel, die mit der naturgemäfsen Entwicklung nicht im Einklang stehen, und unter diesen hat in erster Linie das der Agitation geschickte Anwendung gefunden. Weder gegen, den Realschulmännerverein, noch gegen die zahlreichen Streitschriften soll hier ein Vorwurf ausgesprochen werden. Das Ganze kann man nicht für Ueberschreitungen der Einzelnen verantwortlich machen. Aber ein Punkt sei hervorgehoben: Durch den Interessenkampf, der sich sich um das Wort Realschulfrage entwickelt hat, ist in unser höheres Schulwesen auf lange Zeit ein gewisser Grad gegenseitiger Entfremdung, sogar der Verbitterung, hineingetragen worden. Aus dem Tone vieler Streitschriften kann man auf den Grad der letzteren schliefsen, obwohl man dergleichen Dinge der Oeffentlichkeit nicht in voller Gröfse vorzuführen pflegt.

Abgesehen von den Schäden in idealer Hinsicht ist dadurch für die Gesammtentwicklung des höheren Unterrichtswesens ein bedeutender Schaden entstanden. Das Gymnasium, welches schon der Zahl nach unter den höheren Schulen den Vorrang hat, dem sich entschieden auch die besten Elemente unserer Jugend zuwenden, wurde durch die Angriffsstellung des Realgymnasiums zur Reaction gezwungen, es wurde gehindert, moderne Gedanken ent

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