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Paul Schmidt, Ingenieur, Eisenhüttenwerk und Maschinenbauanst.
Schmiedeberg bei Dippoldiswalde.

Sächsisch-anhaltinischer Bezirksverein.

Georg Sachsenberg, Ingen., i/F. Gebr. Sachsenberg, Rosslau a/E.
Gotthard Sachsenberg, Ingen., i/F. Gebr. Sachsenberg, Rosslau a/E.
Thüringer Bezirksverein.

Paul Ehrhardt, techn. Chemiker, Merseburg.

Keinem Bezirksverein angehörend.

H. Blessinger, Reg.-Maschinenbauführer, Magdeburg.
E. Clarenbach, Ingenieur, Berlin S.W., Wilhelmstr. 18.
Chr. Erdbrink, Reg.-Maschinenbauführer, Berlin W., Frobenstr. 25.

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No. 37.

Alb. Frost, Ingenieur der Hannoverschen Maschinenbau-A.-G. vorm.
Egestorff, Linden vor Hannover.

Heinr. Kirschner, Ingenieur, Nieuwer Amstel Amsterdam, Parkstr.3.
H. Peilert, Ingenieur, Berlin S.W., Pionierstr. 67.

Wilh. Schmitt, Ingenieur der Nienburger Maschinenfabrik u. Eisen-
giefserei, Nienburg a/S.

Rich. Thurm, Ingenieur bei Jung & Rachel, Reichenberg i/B.

Verstorben.

Paul Krietsch, Ingenieur, Schöneberg bei Berlin.
Neue Mitglieder.

Braunschweiger Bezirksverein.

C. Westermann, Ingenieur, Braunschweig.
Herm. Wichmann, Ingenieur, Braunschweig.
Niederrheinischer Bezirksverein.

Oswald Günther, Chemiker, Düsseldorf.

Pommerscher Bezirksverein.

Dr. Jul. Bräunlich, Schiffsrheder, Stettin.

Keinem Bezirksverein angehörend.
Arthur Eichele, Oberingenieur, Gera.

Jos. Riegger, Ingenieur bei Zimmermann, Hanrez & Co., Monceau
sur Sambre, Belgien.

Gesammtzahl der ordentlichen Mitglieder: 5391.

XXVI. Hauptversammlung des Vereines deutscher Ingenieure
am 17., 18. und 19. August 1885 in Stettin.

Dass seine freundliche Einladung zum Besuche der Hauptversammlung in Stettin, dieser durch Schifffahrt und industriellen Betrieb gleich bedeutenden und mächtig emporblühenden Stadt, nicht ungehört verhallen würde, dessen durfte unser Pommerscher Bezirksverein gewiss sein, und so weist denn die Präsenzliste der jüngsten Hauptversammlung 237 Mitglieder auf, zum gröfseren Teil aus weiter Ferne herbeigeeilt; aufserdem nahmen 132 Gäste und zahlreiche Damen an unserem Feste teil.

Von Interesse ist es, damit die Zahlen zu vergleichen, welche die vor 16 Jahren gleichfalls in Stettin abgehaltene XI. Hauptversammlung aufwies, welche - bei etwa 1500 Mitgliedern des Gesammtvereines von 92 Mitgliedern und 17 Gästen besucht wurde; da die Gäste in beiden Fällen meist Bewohner der gastlichen Stadt waren, so dürfen wir die so viel stärkere Beteiligung derselben gewiss als ein erfreuliches Zeichen für das gesteigerte Ansehen begrüssen, dessen der Verein sich in weiteren Kreisen erfreut, und dürfen wir insbesondere dem Pommerschen Bezirksvereine zu diesem schönen Erfolge Glück wünschen.

Nach Bezirksvereine geordnet waren vertreten: vom Aachener

Bezirksverein

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2 Mitglieder

3

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nicht vertreten war mithin nur der Bayrische Bezirksverein, freilich auch der räumlich am weitesten entfernte.

Ein ganz besonderes Behagen musste von vorn herein bei allen Teilnehmern des Festes das prächtige und doch so anmutende Haus erwecken, in welchem ein grofser Teil der Veranstaltungen sich abspielte, das Concert- und Vereinshaus, dessen schöne Räume während der Festtage dem Vereine zur Verfügung standen und ihn rasch heimisch werden liefsen. Und noch in anderer Weise hatten es unsere freundlichen Wirte verstanden, gleich beim Empfange das Gefühl der Befriedigung und der Anerkennung zu erwecken. In ungewöhnlich schmucker Ausstattung wurden jedem Festgenossen vier Büchlein übergeben: 1) eine Legitimation, enthaltend die Teilnehmerkarte nebst all den bunten Karten zu den einzelnen Veranstaltungen jedes Tages, die Programme derselben, eine Beschreibung und geschichtliche Darstellung der auf der Fahrt nach SwinemündeHeringsdorf zu schauenden Einrichtungen und Ortschaften und eine Karte derselben; 2) ein Liederbuch des Pommerschen Bezirksvereines, eine hübsche Auswahl allgemein bekannter Burschenlieder und besonderer, für die Vereinsgenossen zur Feier froher Stunden_bestimmter Dichtungen; 3) einen Führer durch Stettin, dessen Verfasser es verstanden hat, aus der besonderen Veranlassung der Hauptversammlung ein nicht nur dem Fremden, sondern auch dem Stettiner dauernd wertvolles Büchlein zu schaffen, welches neben einem getreuen Führer zu den Sehenswürdigkeiten in und um Stettin ein kurz gefasstes Gesammtbild der Geschichte der Stadt giebt, dazu geographische und statistische Notizen und schliesslich solche Angaben und Auskünfte über dortige Behörden, Verkehrsmittel u. s. W., welche dem Fremden ein schnelles Zurechtfinden ermöglichen; selbstverständlich fehlt ein vorzüglicher Stadtplan dem Werkchen nicht; und 4) die Festschrift, eine Gabe von ganz besonderem Werte, aufsen geschmückt mit dem gekrönten Greifenkopf, dem Wahrzeichen Stettins, innen eine Schilderung der bedeutenderen gewerblichen Anlagen Stettins und seiner Umgebung enthaltend. Wenn die Festschrift

commission sich die Aufgabe gestellt hat, die Festteilnehmer, um ihnen ein Bild zu geben von dem Leben und Treiben auf dem Gebiete des Ingenieurwesens in Stettin, einzuführen in die Werkstätten der dortigen Industrie und ihnen in der Festschrift die hervorragendsten Werksanlagen, ihre Entstehung und Entwicklung, ihre Leitung, Leistung und Absatzgebiete, Bezug der Rohstoffe, Zahl und Löhne der Arbeiter, Zahl und Art der Motoren und Arbeitsmaschinen zu schildern, so ist es ihr zugleich gelungen, ein Werk zu schaffen, welches nicht nur so vorübergehendem Zwecke vorzügliche Dienste leistet. Sicherlich wird kein Leser es beim flüchtigen Durchsehen bewenden lassen, und keiner dem Eindrucke sich entziehen können, dass hier eine gewaltige Industrie in gesunder Entwicklung begriffen ist.

Auch der ganz besonders herzlichen und ehrenden Begrüfsung sei hier dankend gedacht, welche die Stettiner Presse, an der Spitze die Neue Stettiner Zeitung und die Ostsee-Zeitung, uns zuteil werden liefs; mit frohem Stolze müssen unsere Mitglieder die Worte der Anerkennung erfüllen, mit denen erstere die Leistungen unseres Standes den Lesern vorführte, die Worte des Willkommens, die uns entgegen tönten.

Und wie der Verein sich der Beteiligung zahlreicher Stettiner erfreuen_durfte, so hatte die ganze Stadt ihm zu Ehren mit festlichem Fahnenschmuck der Freude Ausdruck verliehen, uns als Gäste bei sich zu sehen.

Am Abend des Sonntags begann sich der kleinere Saal des Vereinshauses mit diesen Gästen zu füllen; die Mitglieder des Vorstandes durften schon auf ein tüchtig Stück Arbeit zurückblicken und in Gemeinschaft mit ihren pommerschen Gastfreunden die Vereinsgenossen begrüfsen, die von nah und fern sich einfanden. Ein herzliches Wort des Willkommens rief der Vorsitzende des Pommerschen Bezirksvereines, Hr. Holberg, den Gästen zu, welches in gleicher Weise Erwiderung durch den 1. Vorsitzenden des Hauptvereines, Hrn. E. Becker in Berlin, fand.

Erste Gesammtsitzung am Montag, den 17. August.

Eröffnung durch den Vorsitzenden.

Der 1. Vorsitzende, Hr. Becker, eröffnet die Sitzung um 91/4 Uhr, begrüfst die Anwesenden, insbesondere den als Vertreter der königl. Staatsregierung erschienenen Oberpräsidenten der Provinz Pommern, Hrn. Graf v. Behr-Negendank, den Oberbürgermeister der Stadt Stettin, Hrn. Haken, und den Obervorsteher der Stettiner Kaufmannschaft, Hrn. Commerzienrat Haker, denen er namens des Vereines für ihr Erscheinen dankt, und erteilt das Wort zunächst dem

Hrn. Oberpräsident Graf v. Behr-Negen dank: >>Meine hochgeehrten Herren! Es gereicht mir zu grosser Freude, die XXVI. Hauptversammlung des Vereines deutscher Ingenieure heute namens der königl. preufsischen Staatsregierung willkommen zu heifsen, welche, wie Ihnen ja aus langjähriger Erfahrung bekannt, gleich allen übrigen hohen deutschen Landesregierungen Ihren Bestrebungen das gröfste Wohlwollen entgegenbringt und stets auf jede Weise bereit ist, dieselben, so weit es nur irgend in ihrer Macht liegt, zu fördern und zu beschirmen. Mit derselben Herzlichkeit begrüsse ich Sie aber auch im Namen der Provinz Pommern, und wenn bisher, gleich den Regierungen, ausnahmslos die Bevölkerung aller deutschen Gaue, in welchen Sie tagten, Ihre rastlosen Bemühungen, das wirtschaftliche Leben unseres Volkes auf allen Gebieten zu heben, die lebhafteste Teilnahme widmete, so ist es wohl natürlich, dass die Provinz Pommern, welche im ganzen eine industriearme und daher der Anregung noch mannichfach bedürftige Provinz ist, Ihr Hiersein mit ganz besonderem Jubel begrüfst und die Thätigkeit, welche Šie hier in den nächsten Tagen entwickeln werden, mit ganz besonderem Interesse verfolgt; denn sie hofft, dass derselben ein Quell reicher Belehrung entströmen werde, dessen befruchtende Wasser auch Pommern mehr und mehr in gewerblicher Beziehung zu einem ebenbürtigen Gliede der deutschen Gesammtheit machen werden.

Wenn aber auch die Provinz Pommern im ganzen eine industriearme ist, so werden Sie hier in der Provinzialhauptstadt dennoch manches finden, was der Betrachtung wert ist, Anlagen, welche den ersten Deutschlands würdig an die Seite gestellt zu werden verdienen, ja selbst einige, welche bisher als die vorzüglichsten in ihrer Art gegolten haben und, so Gott will, auch noch ferner gelten werden. Ich gebe mich daher der Hoffnung hin, dass, wenn Sie diese Anlagen und

deutscher Ingenieure.

die stolze Dampferflotte, welche unseren Strom belebt, beschaut und die grofsen Werften besucht haben werden, aus welchen Schiffe aller Art und für alle Völker der Erde hervorgehen, und welche berufen sind, in der nächsten Zeit die gewaltigen Dampfer zu erbauen, die unsere heimischen Küsten mit den entlegenen ostasiatischen Gestaden verbinden sollen, Sie die Ueberzeugung gewinnen werden, dass die werdende Grofsstadt Stettin dem gesteckten Ziele, Königin der Ostsee zu werden, entgegengeht, und dass es ihr gelingen wird, dieses Ziel zu erreichen, indem die alte Handelsstadt sich stetig in eine Fabrikstadt umwandelt.

So heifse ich Sie denn nochmals auf das herzlichste willkommen, in diesen schönen Räumen nicht nur, welche Stettiner Bürgersinn vor kurzem geschaffen, sondern auch in dem ganzen treuen alten Pommern, indem ich vertraue, dass aus Ihrer Anwesenheit für Pommern reicher Segen, Ihnen Allen aber, meine hochverehrten Herren, eine freundliche Erinnerung erwachsen möge.« (Lebhafter Beifall.)

Hierauf ergreift das Wort Hr. Oberbürgermeister Haken: » Auch im Namen unserer Stadt heifse ich den Verein deutscher Ingenieure herzlich willkommen. Was Sie in anderen grossen Städten, von Natur und Kunst bevorzugt und geschmückt, Schönes und Herrliches gefunden, das können wir Ihnen hier nur in sehr bescheidenem Mafse bieten. Ein Stück des besten haben wir Ihnen in diesem Hause vorgeführt; sonst ist unsere Stadt noch im Umbau und Ausbau begriffen, und da ist es natürlich, dass vieles noch unfertig und unschön geblieben. Da bedarf es oft noch des wohlwollenden heimischen Blickes, um überhaupt zu erkennen, was aus dem allen nach unseren Erwartungen und Wünschen noch werden soll. Aber wir bringen Ihnen dieselbe Herzlichkeit, Freundlichkeit und Gastlichkeit wie andere Städte entgegen, und eine ganze stattliche Reihe von Werkstätten Ihrer Arbeit, von industriellen Anstalten erwartet Ihre sachkundige Beurteilung. So prüfen Sie denn, ob die Stettiner Collegen auch ihre Schuldigkeit gethan haben, und befolgen Sie redlich, trotz Wind und Regen, die gut gemeinten Vorschläge des Festcomités, damit Sie nach Ihrer Heimat eine freundliche Erinnerung an Stettin und das Bewusstsein mitnehmen, dass die Sonne des Frohsinnes auch die Herzen im kalten Norden erwärmt. Seien Sie uns nochmals herzlich willkommen!« (Anhaltender Beifall.)

Hr. Commerzienrat und Obervorsteher der Kaufmannschaft Haker: >>Hochgeehrte Versammlung! Als Vertreter der Stettiner Kaufmannschaft habe ich die Ehre, Sie herzlich zu begrüssen und Ihnen Dank zu sagen für Ihr Erscheinen. Es bedarf nicht der Versicherung, dass der Stettiner Handelsstand volles Verständnis hat für die Aufgaben, welche Sie sich gestellt haben, und dass er mit lebhaftem Interesse den Verhandlungen folgt, die Sie demnächst beschäftigen werden. Denn, m. H., Stettin ist nicht nur eine Handelsstadt, sondern es ist auch im Laufe der Zeit eine Fabrikstadt geworden. Handel und Industrie, m. H., Sie wissen es alle, sind Geschwister. Was dem einen Zweige der wirtschaftlichen Thätigkeit frommt, kann dem anderen nicht schaden. Ist es die Aufgabe des Handels, als Pfadfinder zu wirken, der Industrie neue Bahnen zu erschliefsen, die Quellen zu erkunden und der Heimat nutzbar zu machen, so ist es andererseits die Industrie, welche den stolzen Schiffen die Ladung giebt und die kaufmännische Thätigkeit erst zu einer productiven macht. Stettin, m. H., ist nicht eine Stadt, welche sich ererbter Reichtümer erfreut, es ist nicht eine Stadt des heiteren, sorglosen Lebensgenusses, sondern es ist eine Stätte hingebender ernster Arbeit, und wenn es wahr ist, dass die Arbeit adelt, dann, m. H., ist die alte Hauptstadt Pommerns eine adlige Stadt, denn hier wird im Kampf um das Dasein körperlich und geistig schwer gearbeitet, zum eigenen Besten und zur Ehre des Vaterlandes. (Bravo!) M. H., ich wünsche, dass die kurze Zeit, welche Ihnen vergönnt ist, unsere Gäste zu sein, für Sie eine recht angenehme sein möge, und dass die Eindrücke, welche Sie in die Heimat mitnehmen, dauernd freundliche seien. Nochmals heifse ich Sie im Namen der Kaufmannschaft Stettins aus vollem Herzen willkommen!« (Erneuter lebhafter Beifall.)

Vorsitzender: >>Hochgeehrte Herren! Herr Oberpräsident, Herr Oberbürgermeister und Herr Obervorsteher der Kaufmannschaft! Tiefgefühlten Dank spreche ich Ihnen

12. September 1885.

namens des Vereines deutscher Ingenieure aus für die herzlichen Begrüfsungsworte, die Sie uns zugerufen haben. Ihnen gegenüber, Herr Oberpräsident, habe ich wohl an dieser Stelle zu betonen, wie freudig es die Industrie begrüfst, dass die preufsische Staatsregierung, wie auch die übrigen Regierungen des deutschen Reiches, ein so warmes Herz für unsere Arbeit hat, dass sie beobachtet, wo unsere Schwächen einer Stärkung und Stütze bedürfen, wo unserer Kraft ein Weg zu bahnen ist, der ihr freien Spielraum lässt, und dass sie stets ihr hilfreiche Hand bietet, um kräftigem Schaffen neuen Raum zu geben. In der Arbeit ruht, wie schon Hr. Haker sagte, der Adel des Menschen; sie ist es auch, die den Wohlstand erzeugt, sie ist es, die ein Volk emporhebt, die sittliche Höhe seiner Stellung und seine Stellung unter den_Nationen bedingt. M. H., zu keiner Zeit ist seitens einer Regierung ein so tiefes Erkennen dafür gewesen, als etwa in den letzten 10 Jahren, die unsere Geschichte zurückgelegt hat. Sie wissen, auf Schritt und Tritt erkennt man die Spuren dieser wohlwollenden wirtschaftlichen Thätigkeit, und wir müssen es anerkennen, dass darin ein grofser Fortschritt unserer Zeit liegt. Sollte dieses Wirken nicht überall gleichmässigen Erfolg bieten, so liegt es darin, dass einmal menschliches Unvermögen es ausschliefst, jedem gleichmässig gerecht zu werden, andererseits darin, dass ein neu ersprossener Quell zunächst zerstört, ehe er wieder aufbauen kann, ehe seine Fluten ein Thal durchströmen, das fruchtbar wird, endlich wohl darin, dass mangelhaftes Erkennen nicht immer gleichen Schritt hält mit dem raschen Strom der Zeit. Einen ganz besonders tiefgefühlten Dank hat der Verein deutscher Ingenieure der königl. preufsischen Staatsregierung dafür zu sagen, dass sie unsere technischen Hochschulen auf eine Stufe gestellt hat, die sie ebenbürtig macht der Stellung der alten Universität. Nicht, m. H., scheint mir das so wichtig zu sein, dass die Lehr- und Lernfreiheit in gleich grofsem Mass ausgesprochen ist; aber das ist mir wichtig, dass unserer Wissenschaft ein Pfand gegeben ist, dass sie sich überall gleichwertig neben die alten Facultäten stellen kann. M. H., wer von uns hätte es nicht im Leben schon häufig schmerzlich empfunden, dass ein Doctorhut im Lande mehr galt, als oft die tüchtigste Leistung auf dem Gebiet unseres Wissens und Könnens? Wer wüsste nicht, dass noch heute hunderte von Männern der alten Facultäten nicht anerkennen und wissen, dass ein Studium auch anderswo gemacht werden kann als auf den Universitäten? M. H., das spontan gesprochene königliche Wort bei Eröffnung der technischen Hochschule in Berlin hat hier Wandel geschaffen, es hat in der Anerkennung des Wertes der realen Wissenschaften ganz gewiss diesen die Möglichkeit gegeben, dass sie im Volk anerkannt werden und dass ihnen eine Achtung erblüht, die sie bei anderen Nationen schon lange geniessen. Freilich, m. H., dürfen unsere technischen Hochschulen nicht herabsinken zu reinen Vorbereitungsanstalten für Beamte des Staats. Lebendig müssen die Beziehungen der Hochschulen zur Industrie des Landes bleiben, und es darf nie das Beiwerk des Examens die Leiter werden, die jeder junge Mann erklimmt, um zu einer Stellung als Beamter und endlich zur Pensionsberechtigung zu gelangen. Das Examen soll der Prüfstein sein für tüchtiges Können und Wissen, die Industrie muss die jungen Leute aufnehmen, sie muss sie mit sich verschmelzen, und diese müssen immer das neue Wissen und Können in die Industrie hineintragen, so wird es ein wechselseitiges Geben und Nehmen sein.

M. H.! Wenn so in unserem Vaterlande gesunde Grundbedingungen für die Entwickelung der Industrie gegeben sind, so bleibt ihr nur zu wünschen, dass auch die örtliche Pflege, die sie nötig hat, überall da thatkräftig eingreift, wo sie besteht. Sie, Herr Oberbürgermeister, haben zwei Kinder an Ihrer Hand: den älteren, kernig und stolz erwachsenen Knaben, den Handel, der seinen Fufs über heimische Gebiete und ferne Länder schweifen lässt, dessen Schiffe auf fernen Meeren schwimmen, dessen Mut Sie kaum anzufachen brauchen; und das jüngere Mädchen, die Industrie, ein Kind, das naturgemäfs zarter angelegt ist. In dieser glücklichen Stadt hat sie sich zur schönen Jungfrau entfaltet; aber weil ihr Wirken ein örtliches ist, und weil sie nicht in die Ferne schweifen kann, sondern nur da wirkt, wo sie producirt, wird nur örtliche Pflege sie kräftig und stark erhalten, und sie wird immer dieser Stütze bedürftig erscheinen.

Dieses Wohlwollen, m. H., was ihr hier entgegengetragen worden ist, das müssen wir in allen unseren Verhältnissen für unsere deutsche Industrie wünschen. Dann wird sie Hand in Hand mit dem Handel, wie Hr. Haker sagte, ein treues Bündnis flechten. Wir aber, meine Herren Vereinsgenossen, müssen die Ideale unseres Lebens hochhalten, wir müssen für Wahrheit, für Treue, für Recht, für Schönheit unseren Sinn bewahren und müssen dem Handel eine treue Schwester sein. Dieses Bündnis, m. H., ist noch nicht alt; es ist häufig in Deutschland nur erst embryonenhaft entwickelt, möchte ich sagen; aber ich bin überzeugt, dass es sich viel inniger schliefsen wird; dafür bürgen mir die freundlichen Worte der Begrüfsung, die wir soeben gehört haben, dafür bürgt der tüchtige, klare, forschende Sinn, das offene Herz unserer Kaufmannschaft in den deutschen Hafenstädten.

M. H.! Ich schliefse und wünsche, dass unsere Verhandlungen im Laufe der Tage überall recht befriedigend ausfallen mögen, und dass Sie danach mit herzlichen und frohen Erinnerungen Stettin verlassen mögen.<< (Bravo!)

Geschäftsbericht des Generalsekretärs.

Hr. Peters (Berlin): »M. H.! Nachdem der Jahresbericht über das verflossene Jahr durch unsere Zeitschrift in Ihrer aller Hände gelangt ist, darf ich mich hier wohl auf einige wenige Worte beschränken, welche den Zweck haben sollen, vornehmlich unseren werten Gästen in kurzen Zügen zu sagen, was unser Verein ist, und welche Aufgaben er sich in der letzten Zeit gestellt hat.

Im Jahre 1856 von einer Zahl jüngerer, die Hochschule eben verlassender Ingenieure begründet, ist unser Verein in stetigem Wachstum zu immer grösserer Bedeutung und Blüte gelangt. Als im Jahre 1869 unser Verein zum ersten Male die Ehre hatte, seine Hauptversammlung in den Mauern Stettins zu feiern, betrug seine Mitgliederzahl etwa 1500, während wir heute bei dem zweiten Besuch in Stettin fast die Zahl 5400 erreicht haben. Besonders hervorzuheben ist es, dass diese Zunahme unserer Mitgliederzahl in den letzten Jahren eigentlich stärker gewesen ist, als in den ersten Jahren des Bestehens. So hatten wir im letzten Jahre eine Zunahme von 342 Mitgliedern. Unser Verein gliedert sich in eine grofse Zahl von Bezirksvereinen, 29, welche über ganz Deutschland verteilt sind. Sowohl im äufsersten Nordosten, in Königsberg, wie im Südwesten, in Saarbrücken, am Rhein und an der Oder bis nach Königshütte, nach Oberschlesien hinein, im Süden bis zum Bayerland, in allen Teilen Deutschlands, in allen Staaten desselben ist unser Verein durch Bezirksvereine vertreten, welche, in sich selbständig dastehend, die gemeinsamen Interessen des Faches sowohl wie auch der Industrie des besonderen Bezirkes zu pflegen haben. Aus dieser vereinzelten Thätigkeit der Bezirksvereine setzt sich die Gesammtthätigkeit unseres Vereines zusammen. Zum Ausdruck gelangt sie der Aufsenwelt gegenüber in regelmässiger Folge in unserer Zeitschrift, welche wöchentlich Zeugnis ablegt von den Fortschritten in der Industrie und vor allen Dingen von dem geistigen Leben der Bezirksvereine.

Ausserdem unternimmt unser Verein, gemäss der fortlaufenden Entwickelung der Wissenschaft und Industrie, eine Reihe von Aufgaben zu lösen, welche zu deren Gedeihen beitragen sollen. Darf ich auf die Aufgaben des letzten Jahres kurz zurückkommen, so ist in erster Linie eine gröfsere Arbeit zu erwähnen, welche der Verein unternommen hat, um das seit acht Jahren bestehende Reichspatentgesetz einer Prüfung zu unterwerfen und diejenigen Wünsche zum Ausdruck zu bringen, welche im Verlauf dieser Probezeit sich überall deutlich erkennbar gemacht haben. Unsere Wünsche haben wir in einer ausführlichen Arbeit, wohl begründet, nach sorgfältigem Studium, der Reichsregierung vorgelegt, und wir dürfen der Hoffnung leben, dass, wie seinerzeit das Patentgesetz im wesentlichen mit durch unsere Mitwirkung zustande gekommen ist, auch diesmal unsere Wünsche inbezug auf eine praktische Reform des Patentgesetzes nicht ungehört verhallen werden. Unser Verein hat es ferner übernommen, sich über die Frage auszusprechen, in welcher Weise die Schulen zu organisiren seien, soweit sie für die Vorbereitung zum technischen Studium geeignet sein sollen. Für diese Frage, die uns im Augenblicke lebhaft beschäftigt, wird wahrscheinlich weitere Arbeit unseres Vereines erforderlich

sein. Eine andere Arbeit, die bereits als abgeschlossen vor diese Hauptversammlung tritt, ist diejenige der praktischen Ausbildung der Maschinentechniker. Nachdem wir im vorigen Jahre auf unserer Hauptversammlung in einer Reihe von Aussprüchen dargethan haben, in welcher Art und zu welcher Zeit diese praktische Ausbildung derjenigen jungen Leute, welche sich dem Maschinenfache widmen wollen, zu gestalten sei, haben wir diese unsere Aussprüche den deutschen Staatsregierungen, soweit sie technische Hochschulen in ihrem Lande haben, überreicht und haben zunächst von Seiten der Württembergischen Staatsregierung eine auf das Wesen der Sache eingehende Antwort erhalten, während die anderen Regierungen noch mit der Prüfung unserer Vorschläge beschäftigt sind. Die Antwort der Württembergischen Staatsregierung ist vollständig unseren Anschauungen zustimmend und dieselben billigend. Im Anschlusse daran liegt unserer diesjährigen Hauptversammlung eine Ausarbeitung vor, welche in kurzen Worten schildert und zu bestimmen versucht, wie innerhalb der einzelnen Fabriken diese praktische Ausbildung der jungen Maschinentechniker am zweckmässigsten zu handhaben sei.

Ich darf ferner darauf hinweisen, dass die Mittel unseres Vereines es uns gestattet haben, im vergangenen Jahre eine Preisaufgabe zu stellen, welche berufen sein soll, eine schwierige und bisher ungelöste Frage der technischen Wissenschaft einer Lösung zuzuführen. Aufser diesen eigenen Arbeiten des Vereines haben wir in steter Fühlung mit verwandten industriellen Vereinen gestanden und an deren Aufgaben, soweit es uns möglich war, bezw. soweit unsere Mitwirkung erbeten wurde, willig teilgenommen. So erwähne ich unsere Mitwirkung an den Arbeiten des Centralverbandes der preussischen Dampfkesselüberwachungsvereine, unsere Mitwirkung an der Aufstellung von Normen für die Lieferung von Eisenconstructionen, unternommen vom Verbande der Architekten- und Ingenieurvereine; so erinnere ich daran, dass unser Verein auch wiederum durch die Güte des Herrn Staatsministers Maybach die Gelegenheit gehabt hat, an den von demselben veranlassten Beratungen über das öffentliche Submissionswesen teilzunehmen.

M. H.; ich habe mir gestattet, in kurzen Zügen unseren Gästen ein Bild unserer jüngsten Thätigkeit zu geben. Wenn ich vorhin hervorhob, dass der Schwerpunkt unseres geistigen Schaffens in den Verhandlungen der Bezirksvereine liegt, so liefert deren Wiedergabe in unserer Zeitschrift den Beweis, dass kaum ein Zweig technischen Wissens und Schaffens von uns unberührt bleibt, dass auf allen Gebieten desselben unsere Mitglieder rührig und thätig sind. Ein mehr persönlicher Ausdruck unseres Gesammtvereines ist die Hauptversammlung; wenn dieselbe alljährlich eine grofse Zahl unserer Mitglieder vereinigt, damit sie sich persönlich einander näher treten und die Arbeiten, die wir in den einzelnen Bezirksvereinen unternommen haben, in gemeinsamer Beratung zur Frucht bringen, so, m. H., sind das die schönsten Tage unseres Vereinslebens, und die Hoffnung darf ich aussprechen, dass auch dieses Mal unsere verehrten Gäste aus unseren Verhandlungen ersehen möchten, dass wir ein Recht haben, uns auf unsere Hauptversammlung zu freuen.« (Bravo!)

Vortrag des Hrn. Commerzienrat Dr. Delbrück-Stettin Ueber die Entwickelung der deutschen Cement-Indudustrie und über die Methoden der Untersuchung des Cements unter Vorführung der dazu erforderlichen Apparate. >>Hochgeehrte Versammlung! Der Vorstand des Vereines hat die Aufforderung an mich gerichtet, einen Vortrag über die Cement-Industrie zu halten, und ist wohl bei der Wahl dieses Stoffes von der Erwägung ausgegangen, dass die Provinz Pommern für die Entwicklung dieser Industrie in Deutschland eine besondere Bedeutung habe. In der That ist der Beginn derselben für Deutschland auf Stettin zurückzuführen.

Im Jahre 1852 fasste Dr. Hermann Bleibtreu aus Bonn den Entschluss, den Versuch zu machen, die PortlandCement - Fabrikation in Deutschland zu beginnen und damit der Alleinherrschaft Englands auf diesem Gebiet ein Ende zu bereiten. Veranlasst durch die Notiz in einem geologischen Werke, dass an den Oderufern in Pommern ein Vorkommen von Septarien-Thon sei, einem Thon, welcher in England zur Portland-Cement-Fabrikation gebraucht wird, richtete sich seine Aufmerksamkeit auf Stettin, und er fand daselbst, namentlich

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in der Person des Consuls Gutike, genügende Unterstützung. Auf dem Grundstücke der jetzigen in Züllchow belegenen Stettiner Portland-Cementfabrik wurde eine kleine Probefabrik errichtet, und schon im Beginne des Jahres 1854 war es gelungen, aus Kreide von der Insel Wollin und Septarienthon von dem Grundstücke der jetzigen Fabrik »Portland-Cement<< von der Qualität des englischen zu erzeugen. Die Bildung einer Actiengesellschaft und der Bau einer grösseren Fabrik folgten auf dem Fusse, und schon am Schlusse des Jahres 1855 konnte dieselbe eröffnet werden. Als ich im Beginne des Jahres 1856 aus den Händen des Dr. Bleibtreu, der nach Bonn zurückkehrte, um die Bonner Cementfabrik in Oberkassel zu bauen, die technische Leitung der Fabrik übernahm, war dieselbe auf eine Jahresproduction von 30 000 Fass eingerichtet, und die gröfsten Zweifel wurden laut, ob es möglich sein werde, eine so grofse Menge Cement überhaupt abzusetzen. Diese Zweifel wurden bald beseitigt durch eine unerwartet grofse Nachfrage, welche eine schnelle Vergröfserung der Fabrik und bei den vorzüglichen finanziellen Ergebnissen derselben die Entstehung mehrerer Concurrenzfabriken herbeiführte. Der Bonner Fabrik folgte die Pommersche auf der Insel Wollin, die Grundmann'sche in Oppeln, die Heyn'sche in Lüneburg, die Dyckerhoff'sche in Amöneburg, der Stern in Finkenwalde bei. Stettin usw., so dass bis heute etwa 60 kleinere und gröfsere Fabriken mit einer Production, welche ich auf 5 Millionen Fass oder 850 Millionen Kilogramm in 1 Jahr schätze, in Deutschland begründet worden sind.

Wenn ich nun übergehe zu einer Darstellung der Fabrikationsmethode des Portland-Cements, so bemerke ich, dass ich bei der mir knapp zugemessenen Zeit in keinerlei Einzelheiten eingehen, sondern nur die Grundprincipien derselben darstellen kann.

Da der Cement im wesentlichen aus. Kalk und Thon besteht, so ist die Möglichkeit seiner Erzeugung bei der grofsen Verbreitung dieser Stoffe an vielen Orten gegeben; aber nur in den seltensten Fällen finden sich diese Körper von der Natur in demjenigen Verhältnisse schon gemischt vor, um ohne weiteres Portland-Cement daraus herstellen zu können, und auch dann nur in fortdauernd wechselnder Zusammensetzung. Man muss deshalb zu einer mechanischen Mischung schreiten. Die engen Grenzen, welche inbezug auf das Verhältnis zwischen Thon und Kalk für den Portland-Cement gezogen sind, fehlen für den Romancement, so dass man für diesen letzteren den Stein in seiner natürlichen Zusammensetzung benutzen kann. So mannigfaltig, wie das Vorkommen von kohlensaurer Kalkerde als Marmor, Kreide, Mergel, Wiesenkalk, Kalkstein usw., ist auch die Auswahl, welche die verschiedenen Fabriken inbezug auf dieses Material getroffen haben, und auch inbezug auf den Thon ist man schon längst nicht mehr an den Septarienthon gebunden, sondern versteht es, die für die Cementfabrikation schätzbaren Bestandteile desselben anderweitig zu ersetzen. Die nicht blos in chemischer, sondern auch namentlich in mechanischer Beziehung grofsen Verschiedenheiten der Rohstoffe bedingen nun auch die bedeutenden Abweichungen in der Fabrikationsweise der einzelnen Fabriken. Da die Pommerschen Fabriken nur auf das sogenannte nasse Verfahren begründet sind, so werde ich hier auch nur von diesem sprechen.

Ich zeige Ihnen zunächst hier in Mustern unsere Rohstoffe, Kreide von der Insel Wollin, der eigentlichen Kreideformation angehörig, mit den dieselbe kennzeichnenden Feuersteinstreifen, Mergel aus den Finkenwalder Kalkbergen und Septarienthon, der im Oderthal eine weite Verbreitung hat, sowie Teile einer Septarie, welche das geognostische Kennzeichen für ihn abgeben.

Da die Vorgänge beim Brennen des Cements chemische sind, so ist die innigste Berührung der Teile, welche aufeinander einwirken sollen, Bedingung, und diese sorgfältige Mischung wird durch das Schlemmverfahren in hohem Mafse erreicht, während bei der Anwendung harter Kalksteine der gleiche Zweck durch kostspielige Feinmüllerei herbeigeführt werden muss. Ich übergehe das dem Schlemmen folgende Verfahren, die flüssig gemachte Masse wieder zu einer Consistenz zu verdicken, welche das Formen zu Steinen ermöglicht. In diesem Fabrikationsabschnitt wird die Cementfabrik zur Ziegelei, nur mit dem Unterschiede, dass es auf die Form

XXIX

37

September 1885

des Ziegels nicht ankommt. Es bleibt noch eine für die Technik zu lösende Aufgabe, ein praktisches und billiges Verfahren zu erfinden, die geschlemmten Massen rasch von ihrem Wassergehalte zu befreien. Sie sehen hier einen geformten Ziegel, in welchem alle Bestandteile sich genau in dem zur Cementbildung richtigen Verhältnisse befinden. Da schon ein halbes Procent Abweichung von der normalen Mischung von wesentlichem Einfluss auf die Qualität des zu erzielenden Fabrikates ist, so begreifen Sie, dass das Auge des Chemikers bei den stets etwas wechselnden Zusammensetzungen der Rohstoffe das Mischungsverfahren auf das sorgfältigste überwachen muss. In diesem Punkte wird die Cementfabrik zu einer chemischen Fabrik.

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Der getrocknete Stein gelangt nun in den Ofen; auch hier es mir nicht vergönnt, die verschiedenen Systeme der Oefen ausführlich zu entwickeln, und will ich nur anführen, dass an Stelle des alten, periodisch brennenden Schachtofens, wie wir ihn von den Engländern übernommen haben, vielfach, und zuerst von der Dyckerhoff'schen Fabrik, der Ringofen für das Cementbrennen eingeführt worden ist. In neuester Zeit hat Hr. Dietzsch in Malstatt einen Ofen construirt, der die Vorteile des Schacht- und Ringofens verbindet, und der

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sich sehr gut zu bewähren scheint. Die Aufgabe des Brennens ist, die Cementmasse bis zur hellen Weissglut zu erhitzen und sie in einen gesinterten Zustand zu versetzen. Eine noch stärkere Glut, durch welche ein Zusammenschmelzen mit Brennstoffschlacke begünstigt wird, würde eine unbrauchbare, basaltartige Masse und schliesslich geschmolzenes Glas erzeugen. Der chemische Unterschied zwischen dem gesinterten und dem geschmolzenen Zustande ist der, dass im letzteren alle einzelnen Bestandteile in feste chemische Verbindungen übergegangen sind, während im ersteren durch die Erhitzung im wesentlichen nur bewirkt worden ist, dass die Kohlensäure aus dem Kalk vertrieben und die Kalkerde durch ihre stärkere chemische Verwandtschaft die Kieselsäure von der Thonerde getrennt hat. Die früher in Säuren unlöslichen kieselsauren Verbindungen sind jetzt sogar in verdünnter Salzsäure leicht löslich geworden. War die Hitze nicht hinreichend, um den gesinterten Zustand herbeizuführen, so entstehen gelb und braun gefärbte Körper, dem Romancement gleichend, welche, chemisch betrachtet, sich kaum von den gesinterten Massen unterscheiden dürften, aber in physikalischer Beziehung wesentlich von ihnen abweichen, da sie weniger dicht und schwer sind. Diese Stücke sind nach dem Brennen auszusammeln, da sie die Qualität des Cementes verschlechtern. Sie sehen in diesen Probestücken die verschiedenen Hitzegrade, welche die Cementsteine im Ofen erlitten haben, veranschaulicht.

Es folgt nun die schwierige Verrichtung der Zerkleinerung der glasharten Masse zu feinem Staube. Die Cementfabrik wird zur Mühle, und wenn der Ingenieur schon in früheren Stadien zum Zwecke der Bewältigung und Bewegung der ungeheuren Massen des Rohstoffes beste Dienste leisten konnte, so wird hier sein Einfluss mafsgebend. Die Müllerei erfordert bedeutende Maschinenkräfte, und der Cementfabrikant ist gezwungen, bei dem gesunkenen Preise seiner Ware das neueste und beste von Maschinen zu wählen, was die Technik erfindet, um concurrenzfähig zu bleiben. Aber auch die Zerkleinerungsapparate selbst, welche bei den immer gröfseren Ansprüchen, die an die Feinmahlung gestellt werden, einer ungeheuren Abnutzung unterworfen sind, rufen immer neue Versuche hervor, die alten, der Getreidemüllerei entlehnten Mahlwerke durch besseres zu ersetzen. In dieser Beziehung hat die Firma Nagel & Kämp in Hamburg, welcher die Cementindustrie schon manche treffliche Verbesserung verdankt, einen bedeutungsvollen Schritt dadurch vorwärts gethan, dass sie die Mahlgänge, wenn nicht ganz, so doch zum gröfsten Teile durch Walzwerke ersetzt hat. Je feiner der Cement zerkleinert ist, desto energischer werden die chemischen Reactionen bei seiner Erhärtung eintreten, und desto höher wird seine Festigkeit in Verbindung mit Sand. Aus diesem Grunde ist die Einführung von feinen Sieben zur Untersuchung der Mahlfeinheit in das Prüfungsverfahren erfolgt. Diese Siebe haben 900 Maschen und 5000 Maschen auf 1 qcm, und es wird heute nicht mehr viele Fabriken geben, welche mehr als 5 pCt. Rückstand auf dem 900-Maschensiebe und 30 pCt. auf

dem 5000 - Maschensiebe zurücklassen, während einzelne Fabriken noch weit unter diese Grenze gehen. Der feingemahlene Cement ist, wie Sie hier in dieser Reihe verschiedener Fabrikate sehen, ein graugrünes Pulver, mehr oder weniger in das gelbliche spielend. Diese Farbe, welche auch in der Verarbeitung bleibt, hat dem Portland - Cement seinen Namen gegeben, da sie der des Portlandsteines, eines in England weit verbreiteten Baumateriales, gleicht. Bemerkenswert ist das hohe specifische Gewicht des Portland - Cementes, welches durch einen von Dr. Schumann-Amöneburg construirten Apparat bestimmt wird und etwa 3,1 beträgt.

Das Cementpulver, mit Wasser angerührt, hat nun, wie bekannt, die Eigenschaft, eine mit der Zeit sich immer mehr steigernde Härte und Festigkeit anzunehmen. Merkwürdigerweise ist es bis heute noch nicht gelungen, eine allgemein angenommene Theorie dieser Erhärtung festzustellen, und man kann wohl sagen: so viele Chemiker, die sich mit dieser Frage beschäftigt haben, so viele Theorien giebt es auch. Steht es noch nicht einmal fest, ob in dem frisch gebrannten Cement der Kalk mit der Kieselsäure oder der Kalk mit der Thonerde oder überhaupt unverbunden ist, so kann noch viel weniger ein Beweis geliefert werden, welches die chemischen Vorgänge bei dem Hinzutreten des Wassers sind. Dass die Erhärtung selbst auf der mechanischen Anziehung der kleinsten Teile untereinander beruht, welche durch gewisse chemische Reactionen herbeigeführt wird, darf wohl als sicher angesehen werden. Aber ob hierbei die Thonerde eine Rolle spielt oder gar keine, ob die Wasseraufnahme in schon vorhandene kieselsaure Verbindungen oder die Kohlensäureaufnahme in den Kalk und das Freiwerden der Kieselsäure, die dann verkittend wirkt, den Anstofs zu dem Zusammenschliefsen der feinsten Teile bildet, das ist vorläufig noch eine ungelöste Frage, mit deren weiterer Betrachtung ich Sie nicht ermüden will, so interessant dieselbe auch für den Cementfabrikanten und den Chemiker sein mag.

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Die grofsen Verschiedenheiten der Rohstoffe und die daraus entstehende Verschiedenheit der Fabrikationsmethoden hat naturgemäfs bedeutende Unterschiede in der Güte und Brauchbarkeit der Fabrikate zur Folge. Kein Satz, den man früher häufig und auch jetzt wohl noch von Consumenten aussprechen hört, ist widersinniger als der: »Cement ist Cement; ich kaufe meine Ware, wo ich sie am billigsten erhalte«. Wenn ich Ihnen sage, dass der Wert von Cementen verschiedener Fabriken bis 50 pCt. und darüber hinaus verschieden sein kann, so werden Sie begreifen, dass es im wohlverstandenen Interesse der besseren Fabriken liegt, die Ueberlegenheit ihrer Fabrikate zur Geltung zu bringen und den Consumenten davon zu überzeugen. Diese Verhältnisse haben dazu geführt, dass die Cementfabrikanten selbst ein überaus sorgfältiges Prüfungsverfahren aufgestellt haben, welches noch immer in der Entwickelung begriffen ist. Da es mir an Zeit gebricht, Ihnen die Einzelheiten desselben genügend zu erklären, so muss ich mich darauf beschränken, Ihnen dasselbe in der Praxis vorzuführen.

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Die erste Untersuchung richtet sich auf die Volumenbeständigkeit, und hier hat sich die alte in den Normen vorgeschriebene Glasprobe noch immer allen neueren, namentlich auch der Kochprobe, gegenüber behauptet, da es noch niemals vorgekommen ist, dass Cemente, welche dieselbe bestanden, bei der Verwendung später schädliche Volumenveränderungen gezeigt haben, während die Kochprobe vielfach ganz falsche Schlüsse über die Eigenschaften eines Cements unter normalen Verhältnissen hervorrufen kann. Treibt der Cement, so wird sich der ausgegossene Cementkuchen aufkrümmen und Kantenrisse zeigen, wie Sie an dieser Probe sehen, welche von künstlich hergestelltem treibendem Cement angefertigt ist. Diese Kantenrisse sind indessen wohl zu unterscheiden von Rissen, welche zuweilen in der Mitte des Kuchens sich zeigen infolge zu schnellen Austrocknens, und welche gerade die entgegengesetzte Ursache haben, nämlich durch das Zusammenziehen des Cementes während des Abbindens entstehen. Zu gleicher Zeit wird auch durch einen besonderen Apparat, die Tetmajer'sche Nadel, genau die Consistenz und die Bindezeit des Cements festgestellt.

Die nächstfolgenden Apparate dienen dazu, die Zugund Druckfestigkeit des reinen Cements und seiner Mischungen

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