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XXIX

Januar 1885

daher mit Bezug auf das dichte Unterlager des Schiefergebirges vorzüglich als wasserführende und wasserleitende Schichten dar. Diese Verhältnisse sind im ganzen und grofsen die vorherrschenden; nur in seltenen Fällen und insbesondere dann, wenn statt des dichten Schiefers eine zerklüftete, conglomeratähnliche Grauwacke auftritt, wie bei einem Teile des Remscheider Bergkegels, sinken die Gewässer in offenen Klüften tiefer in das Gebirge hinein. Das Aufsuchen solcher Quellen unterliegt in hohem Grade dem Zufalle und ist wegen der erforderlichen bedeutenden Tiefe der Anlagen meist sehr kostspielig.

Die Art und Weise nun, wie in dem in Rede stehenden Gebiete die zur Gewinnung geeigneten Gewässer vorkommen, hängt enge mit den geschilderten Verhältnissen des Untergrundes zusammen. Sie ist eine doppelte. In zahlreichen Bodenfalten und an den Gehängen der Gebirgshochflächen treten die Wasserfäden zu Tage, anfangs in kleinen Wasserläufen, welche auf ihrem Wege thalabwärts immer neue Zuflüsse und das Tagewasser aufnehmen und bei längerem Laufe zu nicht unansehnlichen Bächen anwachsen.

Ebenso nun, wie die an der Oberfläche sich bewegenden Gewässer der Gestaltung derselben folgen, ebenso folgt auch dasjenige Wasser, welches nicht als Quelle aus der Erde hervortritt, das Grundwasser, den durch den Bau des Erdinneren vorgeschriebenen Wegen. Fast alle in der betreffenden Gegend auftretenden Thäler sind Erosionsthäler, d. h. durch die auswaschende Thätigkeit des Wassers während langer Zeiträume entstanden. Die festen Gehänge der angrenzenden Gebirge setzen sich daher nach unten fort und bilden einen mehr oder weniger scharfen Winkel, welcher mit den Producten der Erosion, mit Geröllen, Sand, Kies, Lehm und weiter oben mit Letten und Dammerde ausgefüllt ist. Aufser dem oberirdischen Bachlaufe bewegt sich nun in der Regel auf der festen Thalsohle noch ein anderer, unterirdischer Wasserlauf in der wasserleitenden Geröllschicht; entweder, wenn der Winkel der festen Thalsohle spitz ist, als geschlossener Grundwasserlauf, oder, wenn die feste Thalsohle muldenförmig gestaltet ist, aus zahlreichen kleinen Wasserfäden bestehend, welche meistens von den Seitengehängen nach dem Thale zu sich bewegen. Die in Rede stehenden Erosionsthäler kommen in den verschiedensten Stufen der Entwicklung vor: von der flachen, kaum sichtbaren Mulde bis zu der scharf eingeschnittenen Thalrinne, welche nach oben meist in einem circusähnlichen, trichterförmigen Kessel endet.

Es liegt auf der Hand, dass in diesem Gebiete die Witterungsverhältnisse bezw. die Regenmengen von grösstem Einfluss auf die Wasserführung der Quellen sowohl als der Grundwasserläufe sind, und es ergiebt sich hieraus der Schluss, dass, je gröfser die Niederschlagsfläche eines Quellgebietes ist, desto gröfsere Wassermengen in demselben vorhanden sind. Bei der Umschau nach geeigneten Quellgebieten wurden deshalb in erster Linie die Gröfsenverhältnisse erwogen und bei möglichst grofsem Flächeninhalte doch eine gewisse Geschlossenheit des Gebietes gesucht. Beides wurde im Eschbachthale gefunden.

Das obere Eschbachthal bildet im grofsen und ganzen einen scharf begrenzten circusähnlichen Kessel von etwa 4km Dmr., welcher sich nach Südwest öffnet. Von den Rändern fliefsen allseitig Wasserfäden und Wasserläufe in der beschriebenen Weise radial ab und vereinigen sich zu dem Eschbache, welcher nach einem Laufe von etwa 6km bei Burg der unteren Wupper zufliefst. Die Gröfse des Quell- und Niederschlagsgebietes berechnet sich auf rund 14 Millionen qm. In diesem Gebiete ist die Gewinnung des Wassers auf verschiedene Weise möglich. Man kann entweder die an den Rändern des Quellenkessels auftretenden Wasserfäden in der Nähe ihres Ursprunges fassen und zusammenleiten, oder man kann in der Thalsohle die Grundwasserfäden erschliessen. Die erstere peripherische Art erfordert eine grosse Anzahl von Quellfassungen und ein sehr verzweigtes Rohrnetz, während bei der letzteren Art, der centralen, im Untergrunde des Thales, quer gegen die auftretenden Wasserfäden, Sammelgalerien so weit aufgefahren werden, wie es die Erschrotung der bestimmten Wassermenge erfordert.

Diese centrale Art der Wassergewinnung hat den Vorteil, dass das Wasser der Tagequellen und offenen Bachläufe vollständig aufs er Beziehung zu der Entnahme aus dem Grundwasservorrate bleibt, und dass daher weder die Wasserführung des Baches irgendwie beeinträchtigt wird, noch begründete Einsprüche und Entschädigungsforderungen seitens etwaiger Wasserberechtigter erhoben werden können.

Die Wassergewinnungsanlagen sind in Taf. I und III dargestellt. In dem käuflich erworbenen Grund und Boden unterhalb der Mebusmühle werden teils durch offene Einschnitte, teils durch unterirdische Strecken, welche bis auf den festen, undurchlässigen Schieferboden herunter gebracht sind, die Geröllschichten und die zerknickten Schichtenköpfe in einer Länge von etwa 800m aufgeschlossen. Die erschrotenen Grundwasserfäden werden mittels gusseiserner Muffenröhren von 250mm 1. W., welche auf der oberen Hälfte durchlöchert und deren Muffen mit heils eingegossenem und verstemmtem Blei gedichtet sind, aufgesammelt und thalwärts abgeführt. Eine Reihe von Brunnenschächten, welche während des Baues zum Gegenortsbetriebe gedient haben, vermittelt die Zugänglichkeit der Anlagen. In der Nähe des untersten Brunnenschachtes, mit diesem durch ein Rohr von . 500mm 1. W. verbunden, ist ein 3m weiter Pumpbrunnen angelegt, aus welchem die Pumpen das Wasser entnehmen.

Um nun aber auch einen Teil des Wassers aus der nassen Jahreszeit für die trockene aufbewahren zu können, sind an passenden Stellen Vorrichtungen zum unterirdischen Aufstau des Wassers angelegt. Die Brunnen haben hier Flügelmauern erhalten, welche in gröfserer oder geringerer Länge dicht an das Schiefergebirge anschliefsen; das Abflussrohr im Brunnen ist mit einem Absperrschieber versehen. Wird dieser geschlossen, so muss sich das Grundwasser oberhalb in den porösen Gesteinschichten ansammeln und aufstauen, so dass eine treppenförmige Anordnung der Grundwasserspiegel entsteht. Durch langsames Abzapfen werden diese angesammelten Wasservorräte bei eintretendem Bedarfe nutzbar gemacht. Bei der grofsen und langanhaltenden Dürre des vergangenen Sommers 1884 haben die Wassergewinnungsanlagen stets ausreichendes Wasser geliefert. Behufs späterer Vergrösserung der Wassergewinnungsanlagen sind die erforderlichen Grunderwerbungen geschehen, und die angestellten Untersuchungen haben ergeben, dass eine für lange Zeit ausreichende Wassermenge dort zur Verfügung steht.

Die Beschaffenheit des Wassers ist eine sehr vorzügliche.

3. Die Pumpstation (s. Tafel II).

in

Das Grundstück im Eschbachthale, in welchem sich der Pumpbrunnen befindet, liegt in einer Höhe von 206m N.-N.1), die Sohle desselben in 200m N.-N. Der mittlere Wasserstand im Hochbehälter liegt, wie weiter unten angegeben ist, einer Höhe von 380m N.-N. Die Gesammtförderhöhe, vom niedrigsten Wasserstande im Brunnen an gerechnet, ist somit 380 200 180m, wovon 174m als Druckhöhe und 6m als Saughöhe zu rechnen sind.

Die Maschinenanlage besteht aus 2 getrennt arbeitenden Hochdruckdampfmaschinen, versehen mit vom Regulator beeinflusster Expansionsteuerung nach Rider'schem System und mit abstellbarer Condensation. Jede der beiden Maschinen ist imstande, 1000 cbm Wasser in 20 Stunden oder 50c in 1 Stunde bei 5 Atm. Dampfüberdruck im Schieberkasten und 1/8 Cylinderfüllung auf die angegebene Höhe zu fördern.

cbm

Die Dampfcylinder (Fig. 1 d. f. S.) haben 500mm Dmr., die doppeltwirkenden Plungerpumpen (Figur 2), ́ unmittelbar hinter den Dampfcylindern liegend, 135 mm Plunger-Dmr., und beträgt der gemeinschaftliche Hub 750 mm. Die Kolbengeschwindigkeit kann bis 1m in der Sekunde gesteigert werden, wobei der Gang der Maschinen ein durchaus ruhiger ist. Die Dampfcylinder und deren Deckel sind mit angegossenen Dampfmänteln versehen und diese durch Holz- und Blechmäntel mit Filzhinterfüllung vor Wärmeausstrahlung geschützt. Der abgehende Dampf wird von den Cylindern zum Conden

1) N.-N. Normal-Null O des Amsterdamer Pegels.

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deutscher Ingenieure.

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Fig. 2.

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sator durch einen unter Flur liegenden Kupferröhrenvorwärmer geleitet und das von der Kesselspeisepumpe aus dem Ausgusskasten der Luftpumpe angesaugte Speisewasser durch diesen zur Erwärmung hindurchgedrückt. Aufserdem kann die Speisung der Kessel auch aus der Druckrohrleitung erfolgen. Das Einspritzwasser für die Condensation wird direct aus dem

Sammelbrunnen entnommen. Bei etwa eintretendem Wassermangel wird die Condensation abgestellt und mit Volldruck gearbeitet.

Die Hochdruckpumpen sind mit Ringventilen versehen, welche bei einer freien Durchströmungsöffnung vom 1,66 fachen Querschnitte des Plungers einen Hub von nicht mehr als 10 mm haben.

Jede Maschine hat ihre besondere Saugrohrleitung mit Windkessel, jedes Druckventil einen kleinen gusseisernen Windkessel, und beide Pumpmaschinen einen gemeinsamen gröfseren schmiedeisernen Windkessel mit der nötigen Ausrüstung (Vacuummeter, Manometer, Wasserstandsglas usw.). Dem Hauptwindkessel wird mittels eines Luftfüllapparates gepresste Luft von jeder Maschine aus zugeführt.

Die Kesselanlage besteht aus 2 Cornwallkesseln für 6 Atm. Ueberdruck mit einseitig angeordneten Feuerrohren von Wellblech nach der Bauart von Schulz, Knaudt & Co. in Essen. Der Mantel hat 1800mm im lichten und eine Blechstärke von 14mm bei 8m Länge. Die aus einem Stücke hergestellten 18mm starken Kopfplatten sind mit dem Mantel vorn durch aufsen liegenden Winkelring, hinten durch Umkrempeln verbunden und mit je 3 Eckversteifungen versehen. Das gewellte Feuerrohr hat 1100mm grössten Dmr. und 11mm Wandstärke; es ist gegen Auftrieb durch eine in der Mitte der Länge desselben angebrachte Stütze gesichert. Sämmtliche Längsnähte sind doppelt genietet. Der Dampfdom hat 750mm Dmr., 900mm Höhe bei 11mm Wandstärke im Mantel und 13mm im Boden; in letzterem ist das Mannloch angebracht. Die Maschinen und Pumpen sind von der FriedrichWilhelmshütte zu Mülheim a/Ruhr erbaut.

Das Kessel- und Maschinenhaus ist in Ziegelsteinrohbau ausgeführt und mit Falzziegeln gedeckt. Mit dem Verwaltungsbureau ist die Pumpstation telegraphisch ver(Schluss folgt.)

bunden.

Abänderung der Fördermaschinenanlage auf Schacht Gouley der Vereinigungsgesellschaft im Wurmrevier.

Von F. Baumann, Maschinenmeister in Kohlscheid.

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3. Januar 1885.

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Die Frantz'schen Käps 1) und die von Ochwadt, 2) welche wohl das Abheben von den Stützen vermeiden, konnten nicht genügen, weil sie das Heben über die Stützen beibehalten, wofür hier die 21/3 fache Kraft der Maschinenleistung während des Treibens gehört. Versteht auch der Maschinenwärter, unter Benutzung der lebendigen Kraft der bewegten Massen die bedeutende Mehrlast zu überwinden, so liegt doch in solcher Förderweise eine grofse Gefahr, die nur dann einigermassen gemildert erscheint, wenn Maschine und Seile viel stärker als eigentlich nötig sind. Vergegenwärtigt man sich die vielen Fälle, bei welchen die Förderkörbe bis in die

1) Z. 1882, S. 650. 2) W. 1883, S. 24.

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Seilscheiben gezogen oder infolge zu hohen Fahrens gefährlich hart aufgesetzt wurden, so wird man nicht leichten Herzens die Verantwortung für einen so gefahrvollen Notbehelf übernehmen wollen. Aber auch, wenn alles gut geht, werden die Förderkörbe am Füllorte hart aufstofsen; Förderkörbe, Aufsatzvorrichtung und Seil leiden Not.

Die Rosenkranz'schen Käps haben zwar diesen Nachteil nicht; sie besorgen sowohl das Senken wie das Heben des Förderkorbes; dafür stehen sie hinsichtlich der Aufstellung, Bedienung und Zugänglichkeit den Frantz'schen Käps nach.

Diese Erwägungen führten zu den von mir im Auftrage der Vereinigungsgesellschaft für den Schacht Gouley entworfenen Vorrichtungen, welche unter dem Namen »>Hebeund Hängestützen« patentirt worden sind. Die Hebe- und Hängestützen sind an der Hängebank aufgestellte hydraulische Schachtstützen, welche den beladenen Förderkorb durch Wasserdruck heben und ihn beim Ablassen des Druckes ins Seil sinken lassen. Als wesentliches und diesen Stützen eigentümliches Hilfsmittel dient der Druckmultiplicator (Fig. 1, 2, 6 und 7), welcher niedrigen Druck, wie man ihn in gewöhnlichen Wasserleitungen hat oder mit Kesselspeisepumpen herstellt, in den hohen zum Betriebe der Stützen erforderlichen Druck umsetzt.

Der Druckmultiplicator besteht aus 2 Cylindern a und b verschiedenen Querschnittes, deren Taucher durch ein Gestänge

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verbunden sind und gleichen Weg machen, also bei gleicher Belastung sehr verschiedene Drucke auf die Flächeneinheit des Querschnittes ausüben. Bei einem Querschnittsverhältnisse von 1:25 und einem Drucke des Nahrungswassers von 4 bis 5 Atm. erhält man in dem kleinen Cylinder einen Druck von 100 Atm., welcher durch ein 25 mm weites Pressrohr c dem die Stützen tragenden Presscylinder d zugeführt wird. Das Nahrungswasser erhält man durch eine der Fördermaschine angehängte kleine Pumpe ƒ Fig. 1 und 2, welche während des Treibens in einen Accumulator e pumpt. Das gebrauchte Wasser fliefst der Pumpe wieder zu. Die Druckflüssigkeit, welche zwischen dem kleinen Cylinder b und dem

Presscylinder d spielt, ist Mineralöl und bedarf der Erneuerung nicht:

An Stelle mehrerer direct wirkender Presscylinder, wie solche für gröfsere Hubhöhen in der Patentbeschreibung auch vorgesehen sind, haben wir über dem Mitteleinstriche zwischen den beiden Schachttrümmern uur einen Cylinder d aufgestellt, welcher durch Doppelkniehebel g die beiden Achsen der Stützfallen h dreht, siehe Fig. 5. Der Vorteil dieser Einrichtung besteht nicht allein in der Ersparnis mehrerer Presscylinder, sondern besonders in der Eigenschaft des Doppelkniehebels, den Druck gegen Ende des Hubes wesentlich zu steigern und bei etwaiger Undichtigkeit oder Zusammendrückung der Pressflüssigkeit kein merkliches Zurücksinken der Drehstützen zuzulassen, da in der Nähe der Horizontalstellung der Schubstangen einem grofsen Hube des Tauchers eine sehr geringe Drehung der Hebelwellen entspricht.

Kommt der aufsteigende Körderkorb in die Nähe der Hängebank, so streicht er (Fig. 1) mit einer Nase an dem in den Schacht ragenden Hebel i entlang, welcher den Leerlaufhahn k öffnet. Es sinken die mit 2000 kg beschwerten Taucher a und b des Multiplicators und treiben den Kolben des Presscylinders d in die Höhe. Hierdurch werden die Stützen h in den Schacht gedreht und der Förderkorb bis auf Abzugshöhe gehoben. Das sinkende Gestänge des Multiplicators schliefst mit der Druckstange selbstthätig und ohne Stofs den Leerlaufhahn k.

Nach dem Wagenwechsel giebt der Anschläger das einzig nötige Glockenzeichen »Hängt«. Der Maschinenwärter öffnet mit Hebelzug mn den Absperrhahn o der Druckleitung, wodurch sich der grofse Cylinder a des Multiplicators füllt, der kleine Cylinder b die Druckflüssigkeit aus dem Presscylinder zurücksaugt und die Stützen und mit ihnen den Korb ins Seil sinken lässt. Die von dem aufsteigenden Multiplicator straff gezogene Kette p schliefst wieder selbstthätig und ohne Stofs den Absperrhahn o und die Stützen sind für das nächste Heben des Förderkorbes bereit.

Da die Hähne nicht, wie bei anderen hydraulischen Aufsatzvorrichtungen, unter hohem, sondern unter niederem Druck arbeiten, so bewegen sie sich leicht und halten gut dicht. Durch eine einfache Schnurübertragung qr wird in dem Maschinenraume das Spiel der Taucherkolben sichtbar gemacht, so dass der Wärter die Stellung und Thätigkeit der Stützen stets vor Augen hat.

Nach dem ersten Wagenwechsel (wir ziehen jedes Mal 2 Wagen zugleich ab) muss für das zweite Aufsetzen entweder der Korb am Füllorte von den Stützen abgehoben werden, um diese ziehen zu können, oder der Korb an der Hängebank muss bis unter die Stützen gesenkt und noch einmal angehoben werden, um den Korb am Füllort auf die Stützen zu stellen. Ist diese Bewegung verhältnismässig leicht auszuführen, weil alle Massen ausgeglichen und nur die Reibungswiderstände zu überwinden sind, so ist hiermit doch in beiden Fällen eine Umkehrung der Bewegungsrichtung verbunden, welche bei unserer Einrichtung sonst ganz vermieden ist.

Aber auch diese Umkehrung lässt sich vermeiden.

Aus den Diagrammen, welche bei einer Fahrt mit zur Hälfte beladenen Fördenkörben genommen wurden, berechneten sich die Reibungswiderstände, bezogen auf den Seiltrommelhalbmesser, zu 335kg. Beträgt der Reibungscoëfficient zwischen Korb und Stützen [Schmiedeisen auf Schmiedeisen mit Wasser geschmiert] 0,3, so würde für das Ziehen der Stützen hieraus ein Widerstand von 0,3 · 335 = 100 kg entstehen. Verdoppelt man selbst diese Zahl mit Rücksicht auf die sonstigen Bewegungswiderstände der Stützen, so würde es immer noch möglich sein, ohne sonstige Hilfsmittel, allein mittels passender Hebelübersetzung, die Stützen unter den Käps wegzuziehen.

Da wir das Leerpumpen des Schachtsumpfes selbstthätig einrichten wollten, verbanden wir hiermit gleichzeitig eine Einrichtung zum selbstthätigen Lüften des Förderkorbes am Füllorte, zumal die hierzu erforderliche Betriebskraft nicht neu zu schaffen, sondern eine sonst unbenutzt verloren gehende Kraft zu verwenden war. Sobald nämlich die Stützen an der Hängebank den ankommenden Korb zu heben beginnen, bekommt der Korb am Füllorte das Uebergewicht L = 3200kg.

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Fig.3.

Lässt man durch diese Ueberlast ein Gewicht heben, so ist nach erfolgter Ausgleichung schon ein Teil des Gewichtes imstande, die Reibungswiderstände in der Maschine zu überwinden und die Stützen am Füllorte frei zu machen. Zu diesem Zwecke wurden (Fig. 3 und 4) dicht über den Stützen s des Füllortes besondere Hebel t angeordnet, deren Achsen durch Hebel und Kette mit dem Gewicht u verbunden sind. Das Gewicht u setzt sich nach unten als Taucherkolben der Pumpe v fort. Wird nun der Korb an der Hängebank von den Stützen angehoben, so drückt der Korb am Füllorte mit der Last L die Hebel t bis zum Aufsitzen des Korbes auf die Stützen s nieder und saugt dabei Wasser aus dem Schachtsumpfe. Der beim Aufsetzen sonst entstehende Stofs wird also in Arbeit umgesetzt.

Fig. 4.

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Lässt man nach dem Wagenwechsel den Korb an der Hängebank ins Seil sinken, so sind die Massen ausbalancirt, und der Korb am Füllorte wird selbstthätig durch das nun sinkende Gewicht u von den Stützen s abgehoben, wobei gleichzeitig die Pumpe das angesaugte Wasser fortdrückt. Nachdem die Stützen s zurückgezogen worden sind, wird der Korb am Füllorte bis zum zweiten Aufsetzen gesenkt, wobei die Hebel t wieder nach unten und aus dem Schachte hinausgedrückt werden, nach dem Vorbeigange des Gerippebodens wieder in ihre obere Stellung zurückkehren und dabei Wasser pumpen. Beim Aufgange des Fördergestelles klappen die lose auf den festgekeilten Hebeln ruhenden Fallen auf und lassen die Korbböden vorbei.

Für den Fall, dass die zu hebenden Wassermassen bedeutender sind, oder dass man noch andere Arbeiten mechanisch mitbetreiben möchte, haben wir folgende Einrichtungen (Fig. 5 bis 9) vorgesehen.

An Stelle der Hebel t mit kurzem Hube treten die im Schachte hängenden Rahmen w, welche am Füllorte sowohl wie an der Hängebank angebracht sein können und den ganzen Hub von einem Aufstellen zum anderen mitmachen. Hebt die Maschine während des ganzen Treibens die Nutzlast [in unserem Falle F = 2400kg], so ist sie auch imstande, von einem Aufsetzen zum anderen bei sonst ausgeglichenen Massen ein ebenso grofses Gewicht zu heben. Dieses Gewicht u wird durch über Rollen gehende Ketten mit dem Rahmen w verbunden und betreibt entweder hydraulische Käps (Fig. 5 bis 7) oder pumpt den Schachtsumpf leer (Fig. 8 und 9). In letzterem Falle dienen die Rahmen w als Aufsatzvorrichtung. Befindet sich das Gewicht u in seiner tiefsten Stellung und ist der Hahn x geschlossen, so kann der Rahmen w seine Lage nicht verlassen.

Bei der Förderung mit Ausgleichseil und Anwendung der Hebe- und Hängestützen finden wir folgende Vorteile:

1. Die Maschine hat nie mehr als die Nutzlast zu heben, kann also wesentlich schwächer als bei anderen Einrichtungen sein; die Expansion darf eine feste sein. 2. Die Maschine macht keine rückläufige Bewegung; es wird manche Cylinderfüllung an Dampf erspart und vor allem die Thätigkeit des Maschinenwärters vereinfacht und von der Hauptursache schlimmer Irrungen befreit. 3. Das Ausfahren geschieht sanft ohne Benutzung der lebendigen Kraft der bewegten Massen; infolge dessen geschieht das Aufsetzen am Füllort ohne schlimmen

Stofs, kann der ausfahrende Korb nicht ins Seil zurückfallen und darf das Seil schwächer, als sonst nötig, sein.

4. Es ist nur ein Signal nötig; ein Irrtum durch ungenaue Signale ist damit ausgeschlossen.

5. Der Anschläger an der Hängebank hat nichts mit den Stützen zu thun.

Mit Rücksicht auf die verdoppelte Länge der Förderkörbe war eine Aufsattlung des Seilscheibengerüstes nötig, welche

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in Schmiedeisen ausgeführt wurde. Die Förderkörbe selbst bestehen aus leichten Profileisen mit Eckblechverlaschungen. Förderseil und Gegenseil sind mittels Seilklemmen, Traversen und Umführungsstangen in Zusammenhang gebracht und können beim Aufsetzen des Förderkorbes unabhängig von diesem und ohne zu stauchen um das Mafs des Hängeseiles frei niedergehen.

Die Seiltrommel (Fig. 2) musste wegen mangelnder Breite zwischen den Kurbeln für beide Seile gemeinschaftlich hergerichtet und dazu an der Nabe eingezogen werden, um Platz für die Excenter zu finden. Das aufwickelnde Seil folgt dem abwickelnden und legt sich in die frei werdende Spiralnute. Die Trommel ist beiderseitig mit schmiedeisernen Bremsringen versehen, auf welche stehende Backenbremsen wirken. Ďie Backen können sowohl durch Dampf wie von Hand zum Anliegen gebracht werden.

Zum Schlusse sei es gestattet, die Frage des Seilbruches zu berühren. Was geschieht, wenn die Maschine kaum mehr als die Nutzlast bewegen kann und die Ausgleichung durch Seilbruch verloren geht?

Reifst das Unterseil ab, so kann man mit Hilfe der Bremsvorrichtung leicht zum Aufstellen der Förderkörbe auf die Aufsatzvorrichtungen kommen. Die Förderung ruht dann, bis ein neues Ausgleichseil angehängt ist.

Reifst ein Förderseil, so wird man zunächst die Dampfbremse einfallen lassen und die Handbremse nachziehen, dann den Förderkorb langsam bis zum Füllorte hinunterbremsen. Das Auflegen des Ersatzseiles, Einbauen des Ersatzkorbes, Beiseiteschaffen des gefallenen Förderkorbes und des beschädigten Unterseiles, Anhängen des Ersatzunterseiles: alle diese Thätigkeiten rufen eine längere Störung der Förderung

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