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29. August 1885.

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Formsteingewölbe b von dem Feuerraum getrennt und nach vorn durch je eine Beschickungsthür c abgeschlossen sind. Die Räume a werden bei gewöhnlichem Betriebe bis zu halber Höhe mit Brennstoff (Vorschrift ist Nussgröfse) gefüllt erhalten. Durch den Einfluss der Hitze des Feuerraumes wird die Kohle hier mehr und mehr entgast, ist in ihren unteren Teilen bereits glühend und gelangt, auf den schrägen Rosten d langsam herabgleitend, auf den wagerechten Rost e des eigentlichen Feuerraumes. Der Neigungswinkel von d richtet sich nach der Beschaffenheit der verwendeten Kohlen; sind dieselben stark backend oder schlackend, so muss der Brennstoff in den Entgasungskammern öfters mit einem spitzen Eisen durchstofsen werden. Die entwickelten Gase müssen den gleichen Weg abwärts nehmen, passiren die glühenden Kohlenschichten und verbrennen, indem sie genügend Sauerstoff und eine ausreichend hohe Verbrennungstemperatur vorfinden. Dieser Zustand ist bei gewöhnlichem Betrieb ein fortdauernder und wird nicht wesentlich durch das Aufwerfen frischer Kohlen beeinflusst, da die Gasentwicklung in den Entgasungskammern keine so plötzliche ist, wie bei dem sonst üblichen Aufwerfen derselben auf die glühenden Kohlen des Verbrennungsrostes. Bei zu langsamem oder bei gesteigertem Betriebe sind freilich auch hier wie bei jeder ähnlichen Feuerung die Bedingungen für Rauchbildung vorhanden.1)

Die Thüren ƒƒ dienen ausschliefslich zum Abschlacken der Rostflächen; es kann also nur in diesem Falle kalte Aufsenluft unter den Kessel gelangen. Die primäre Verbrennungsluft tritt durch den Rost ein; bei h wird den Feuergasen ein secundärer Luftstrom zugeführt, welcher, beeinflusst durch regelbare Klappen, bei g in das Kesselmauerwerk tritt und sich in den Kanälen vorwärmt.

1) Z. 1884 S. 118.

In Verbindung mit dem Leinveber'schen Dupuiskessel befindet sich ein Dampfkesselspeisewasser-Reiniger (D. R.-P. No. 31637) ausgestellt von L. Schröter, Guben. Die Frage der Beseitigung der Kesselsteinbildner giebt dem Constructeur trotz der gröfseren Anzahl der bereits bekannten mechanisch wirkenden Apparate und der ungemein zahlreichen, mehr, weniger oder gar nicht wirksamen sog. Anti-Kesselsteinmittel noch eine dankbare Aufgabe. Die Bestrebungen obengenannten Ausstellers, einen genügend sicher wirkenden, möglichst einfachen und leicht anzubringenden Apparat der ersteren Art herzustellen, führten ihn zu der in Fig. 7 dargestellten Construction.

Der Apparat besteht aus einem 2m hohen senkrechten Blechcylinder von 400mm Dmr. mit gusseisernem Fufs und gemauertem Sockel und ist in die Speiseleitung des Dampfkessels eingeschaltet. Das Speisewasser gelangt durch Rohr a in den obersten Teil, erwärmt sich dabei und überläuft nunmehr die Becken b abwechselnd an deren äusserem und innerem Rande; bei c ist der Apparat mit dem Dampfraume des Kessels verbunden, so dass der eintretende Dampf das langsam herabsinkende, fein verteilte Wasser erhitzt und derart die Abscheidung der gelösten Carbonate bewirkt. Zu diesem Zwecke ist eine möglichst rasche Erwärmung des Speisewassers anzustreben, und geschieht darum die Zuführung desselben vorteilhaft mittels Injectors.

Von dem untersten Becken gelangt das Wasser nach dem Rohre d, sammelt sich in A und kommt im unteren Teile von A zu einer gewissen Ruhe, so dass es die ausgeschiedenen festen Teile sowie mechanische Beimengungen zu Boden sinken lässt; darauf steigt es an den Seiten in die Höhe, durchdringt zum Zwecke weiterer Klärung eine auf dem runden Roster lagernde Koksschicht K und läuft, bei ƒ angekommen, selbstthätig in den Kessel.

Die Entfernung der schlammigen Ablagerungen im unteren Teile von A erfolgt durch tägliches Abblasen mittels Hahnes h durch das Rohr i. Luft und Kohlensäure sollen ebenfalls durch diesen Hahn abgeführt werden, indem derselbe bei 1/4 Drehung das Rohr n mit der Aufsenluft in Verbindung bringt, in welcher Stellung der Hahn vor dem Ausblasen des Schlammes, welches bei der Drehung um 180° erfolgt, einige Sekunden belassen wird. Hierbei mag gleichzeitig darauf hingewiesen werden, dass durch Bildung der Wasserfläche bei xx ein für die Ablagerung von Fetten usw. geeigneter Platz geschaffen ist, so dass diese gleichfalls von Zeit zu Zeit durch Abblasen entfernt werden können. Durch dieses Abblasen wird zugleich die Koksschicht gereinigt, indem das dieselbe schnell in entgegengesetzter Richtung durchströmende Wasser die ihr anhaftenden Schlammteile mit sich reifst, so dass die Koks jedenfalls nur selten erneuert zu werden brauchen.

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deutscher Ingenieure.

für Kessel bis zu 100m Heizfläche ausreichend ist, beträgt einschl. Armaturen und Rückschlagventil 550 M.1)

An dem schon erwähnten und in Fig. 4 abgebildeten Dupuis - Kessel von A. Leinveber & Co. in Gleiwitz fällt die eigentümliche Speisewasserzuführung auf, das eigentliche Ausstellungsobject genannter Firma, welche den Bau der Dupuis-Kessel seit Jahren als Specialität betreibt. Dieselbe suchte es durch die einen Teil ihres Patentes No. 16161 (Combinirter Flammrohr-Röhrenkessel) bildende Speisewasserzuführung zu erreichen, dass die Ablagerung von Kesselstein auf dem unteren Boden des senkrechten Röhrenkessels beseitigt oder auf ein unschädliches Mafs verringert würde. Der Ober- und Unterkessel werden durch einen ziemlich weiten Stutzen verbunden, in dessen oberem Teile sich ein trichterförmiger Einsatz W befindet, durch dessen Oeffnung das Speisewasser in der Richtung von oben nach unten eingeführt wird, s. Fig. 4. Der eintretende Wasserstrom übt eine saugende Wirkung auf das über dem Trichter befindliche heifse Wasser aus, mischt sich mit demselben rasch und gelangt alsbald zu derjenigen Temperatur, welche das Ausscheiden der mineralischen Teile desselben veranlasst. Die sich gleichzeitig entwickelnden Gase sollen, bevor sie mit den Kesselwandungen in Berührung kommen und zu Corrosionen Veran

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Kalk in gröfseren Mengen wird jedoch ein Zusatz von Soda, geboten sein, welche sich mit dem ersteren zu sich abscheidendem kohlensaurem Kalk und schwefelsaurem Natron umsetzt, welches letztere als ein in Wasser leicht löslicher Körper keine Kesselsteinbildung veranlasst.

Der Schröter'sche Apparat erinnert im allgemeinen an die Construction von Schau1), besitzt derselben gegenüber jedoch gewisse Vorteile. Man kann ihn neben der zusätzlichen Anwendung des Koksfilters zunächst nach Erfordernis grofs ausführen und ohne Beschränkung des Dampfraumes im Kessel aufstellen. Die Aufstellung ist leicht, je nach den Raumverhältnissen neben oder über dem Kessel oder auf einer Wandconsole, desgleichen Ueberwachung und Reinigung. Der Preis des ausgestellten Apparates, welcher in seiner Gröfse

1) Civilingenieur 1884, Heft 7, S. 451.

lassung geben können, sofort in den Oberkessel entweichen. Das erhitzte Speisewasser gelangt darauf in den Unterkessel bezw. Schlammsammler, welcher der Einwirkung hocherhitzter Heizgase nicht mehr unterliegt, und in welchem die Ablagerung

1) Schröter hatte aufserdem eine »Colonnendarre mit Selbstwendung«, D. R.-P. No. 31542, zur Ausstellung gebracht. Dieselbe besteht aus einer Anzahl von über einander gestellten gusseisernen, mit Glasfenstern versehenen und ringsum begehbaren Kästen, welche an ihren Schmalseiten je eine Rolle tragen, über welche sich ein endloses Drahttuch bewegt, und zwar haben die unter einander liegenden Tücher abwechselnd entgegengesetzte Bewegungsrichtung. Das Grünmalz gelangt durch den Einschütttrichter in gleichmässiger, etwa 5cm hoher Schicht auf das oberste Tuch, wird langsam an dessen anderes Ende geführt, fällt dann auf das darunter liegende, entgegengesetzt bewegte Tuch, welches dasselbe an seinem anderen Ende dem dritten Tuch übergiebt, usw. Von dem untersten Gewebe fällt das fertige Malz selbstthätig in einen Ausschüttschacht; das Abtragen des Malzes entfällt somit, wie das Wenden desselben. Das erzielte Malz soll sich durch gute Beschaffenheit auszeichnen und die Anlage wegen des gleichmässigen Betriebes der Feuerung eine sehr vorteilhafte Ausnutzung des Brennstoffes gestatten.

29. August 1885.

der schlammigen Teile erfolgt, worauf das Wasser in gereinigtem Zustand in den Röhrenkessel eintritt.

Durch zeitweises Abblasen können die Schlammteile aus dem Unterkessel entfernt werden. Bei Anwendung dieser Einrichtung soll thatsächlich in vielen Fällen erreicht worden sein, dass die Kesselsteinbildung am Boden des Röhrenkessels bezw. an den Röhren selbst auf ein gegen früher sehr geringes Mafs herabgemindert worden ist.

Dieselbe Einrichtung lässt sich auch bei anderen Kesselsystemen in Anwendung bringen. Besonders sollen dadurch die vielfach vorkommenden Corrosionen und Abrostungen bei Unterkesseln verhindert werden, welche an denjenigen Stellen entstehen, wo das kältere Speisewasser in die Unterkessel eintritt, während die Feuergase bereits eine geringe Temperatur erreicht haben. An Dupuiskesseln angestellte Versuche haben gezeigt, dass die durch den Strahlapparat erzeugte Mischung des Speisewassers mit dem Kesselwasser beim Eintritt in den Schlammsammler eine Temperatur von 120o C. hatte.

Der trichterförmige Einsatz W ist neuerdings durch einen Strahlapparat ersetzt worden, welcher den Gegenstand eines ganz kürzlich erteilten Patentes bildet und durch Fig. 8 ver

anschaulicht wird; Figur 9 zeigt dessen Anordnung innerhalb des Kessels. Wie aus der letzteren ersichtlich, ist der Strahlapparat mittels einer zweiteiligen Muffe mit dem oberen Teile des Speiserohres verbunden, weil ersterer durch das Mannloch, das obere Rohr aber durch den Stutzen eingebracht werden muss; eine an dieser Stelle anzubringende Schraubenverbindung würde beim Lösen wegen anhaftenden Kesselsteins Schwierigkeiten machen. Die Wirkung des Apparates soll diejenige des Injectors sein und die Mischung des Speisewassers mit den benachbarten Teilen des erhitzten Kesselwassers kräftiger bewirken. Gleichzeitig sollen auch im Oberkessel etwa bereits ausgeschiedene und zu Boden gesunkene Schlammteile durch die saugende Wirkung des durch den Strahlapparat eintretenden Speisewassers mit dem Mischwasser in den Verbindungsstutzen hineingezogen und in den Schlammsammler geführt werden. Die Grölse der Strahlapparate ist entsprechend der Speisewassermenge verschieden, und zwar so bemessen, dass das Speisewasser ununterbrochen in den Kessel tritt. Auch bei dem in Görlitz befindlichen Kessel ist der trichterförmige Einsatz bereits durch einen Strahlapparat ersetzt worden. (Fortsetzung folgt.)

Const.

Zur Construction der Curven pv Von J. Taubeles, Assistent für Mechanik an der k. k. deutschen technischen Hochschule zu Prag.

Im 23. Heft d. J. giebt Hr. Brauer eine Regel an, nach welcher Curven von der Gleichung pv Const., die Expansions- und Compressionscurven der Gase und Dämpfe, construirt werden können, wenn ein Punkt derselben und der Exponent k gegeben sind. Diese Regel ermöglicht jedoch nicht die rein graphische Ermittlung des zu einem beliebigen Werte von zugehörigen p-Wertes. Für diese wichtige Aufgabe empfehle ich im folgenden eine graphische Lösungsmethode, die jede logarithmische Rechnung ausschliefst.

Wäre zunächst der Exponent k irgend eine ganze Zahl n, so brauchte man blos die bekannte Punktconstruction für die Mariotte'sche Linie n mal fortzusetzen, um den gesuchten Punkt der Curve vom Exponenten n zu erhalten.

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Das geometrische Mittel der Ordinaten zweier Curven mit ganzen Exponenten ist die Ordinate der Curve, welche das arithmetische Mittel jener Exponenten zum Exponenten hat. So ist also das geometrische Mittel von Pi (1) und p1(2) die Ordinate p1(5), die erste rohe Näherung der Ordinate p1(1,11) der adiabatischen Curve für Gase. (*)

Wie sich aus p11) nach Fig. 1 die Gröfsen p1 und auch P1(-) ergaben, ergeben sich aus p(0,5) die verschiedenen p1 für Bruchexponenten mit dem Nenner 2. Aus diesen gehen solche mit Exponenten vom Nenner 22, 23... hervor.

Die Construction von p1"), wo k allgemein einen Nenner 2" aufweist, erfolgt demnach durch auf einander folgende Bestimmung geometrischer Mittel. Jedes beliebige k lässt sich nun mit beliebiger Genauigkeit als ein solcher Bruch darstellen; es handelt sich dann nur in jedem bestimmten Falle um die zweckmälsigste Darstellung des Exponenten als endliches Resultat einer Reihe arithmetischer Mittel. So hätte man z. B. für die adiabatische Curve der Gase die folgende Zerlegung, des zugehörigen Exponenten 1,41 vorzunehmen: Es ist 113/32 1,40625 sehr nahe 1,41; ferner 113/32 11⁄2 (2 + 13/16) 13/16) 13/16

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1/2 (1/2 + 3/4)

1/2 (1+5/8)

5/8

3/4.

11⁄2 (1 + 11⁄2).

Sei in Fig. 1 A der gegebene Anfangspunkt (vo, Po), v1 der neue beliebige Wert des v und P, Pi+1 zwei auf einander folgende Punkte der Geraden P, wie sie durch erwähnte Construction erhalten wurden, so hat man nach der Figur:

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deutscher Ingenieure.

Die Wasserleitung des Eupalinos auf Samos.

Unter den drei gröfsten Werken aller Hellenen« nennt Herodot an erster Stelle die Wasserleitung des Eupalinos auf Samos und widmet derselben einen ausführlichen Bericht; durch neuere Forschungen von E. Fabricius ist uns Kunde über den jetzigen Zustand dieses noch bestehenden Bauwerkes geworden, und entnehmen wir folgendes dessen in den Mitteilungen des deutschen Archäologischen Institutes in Athen veröffentlichten Berichte.

Die Stadt Samos des Altertums erstreckte sich auf dem sanft ansteigenden Meeresufer bis zu den Südabhängen eines hinter ihr sich erhebenden bis 228m hohen Bergrückens, jetzt Kastro genannt, dessen Nordabhang, weniger steil, nach dem Innern der Insel abfiel. Auf diesem Nordabhange befanden sich von altersher starke Quellen, deren Wasser der Stadt Samos zuzuführen Eupalinos unternahm, und zwar ist als sicher anzunehmen, dass dieses Unternehmen in die Zeit der Blüte jener Insel unter Polykrates fiel.

Die Lösung der Aufgabe war auf zwei Wegen möglich. Entweder musste der Berg, welcher die Stadt von der Quelle trennte, umgangen oder das Wasser in einem Tunnel durch denselben hindurchgeführt werden. Eine Umgehung des Berges im Westen wäre nicht möglich gewesen, da die betreffenden Einsenkungen erheblich höher lagen als die Quelle; die Umgehung im Osten wäre lang und wegen zu beseitigender Felsen schwierig geworden; in beiden Fällen wäre eine solche Leitung einem die Stadt belagernden Feinde sehr ausgesetzt gewesen, und so entschloss man sich im 6. Jahrhundert v. Chr., den Berg auf über 1000m Länge zu durchbohren, um das Wasser geradesweges der Stadt zuzuführen.

Fabricius beschreibt in seinem Bericht ausführlich das unter einer Kapelle aufgefundene Quellhaus, die Leitung von der Quelle bis zum Tunnel, 853m lang und gebildet durch einen unterirdischen Gang, der gerade so hoch und breit ist, dass ein Mann aufrecht darin gehen kann. Am Boden des Ganges lagen Röhren, in denen das Wasser floss, und zwar Thonröhren von etwa 180mm 1. W. mit muffenförmiger Erweiterung am einen Ende. Diese Leitung lag je nach den Bodenverhältnissen mehr oder weniger, bis zu 15m, tief unter der Oberfläche und war durch Einsteigeschächte zugänglich.

Die Durchbohrung des Berges zerfällt in einen Tunnel und einen in dessen Sohle gelegten tiefen Graben, welcher unzweifelhaft erst nach Herstellung des Tunnelstollns ausgebrochen worden ist.

Abgesehen von den beiden Mundlochstrecken, die ausgebaut werden mussten, ist der Tunnel mit Meissel oder Spitzhammer ganz in den gewachsenen Kalksteinfelsen gehauen. Ueberall, wo die Wände nicht mit Tropfstein über

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zogen sind, sieht man heute noch die Spu- Querschnitt des Tunder einzelnen Schläge. Auch die nels nebst Graben. Decke besteht durchweg aus blossem Fels, und zwar gewährte hier die natürliche Lagerung des Gesteines den Vorteil, dass die Glättung der Decke sich bei Loslösung des geschichteten Felsens in seinen natürlichen Fugen von selbst ergab. Da indessen die Schichten nicht genau wagerecht gelagert sind, sondern in der Richtung von Westen nach Osten sich senken, liegt die Decke fast überall im Tunnel etwas schräg, höher auf der Ostseite und niedriger auf der Westseite (s. Figur). Nur an ganz wenigen Stellen hat der Fels den Druck des darüber lastenden Gesteines nicht ausgehalten und ist eingestürzt. Eben so wenig, wie die Decke genau wagerecht und immer gleich hoch über dem Boden ist, sind auch die Wände sorgfältig geebnet und durchweg ganz senkrecht; eine vollständige Genauigkeit der Arbeit war für einen Bau dieser Art überflüssig. An den Wänden sind überall kleine Nischen eingehauen, in denen die Arbeiter während des Baues ihre Oellampen aufgestellt

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XXIX

August 1885

hatten1). Der ganze Schutt des bei der Arbeit losgebrochenen Gesteines musste durch das vollendete Stück des Tunnels herausbefördert werden. Dieser Umstand wird in erster Linie für Höhe und Breite, in denen der Tunnel angelegt wurde, mafsgebend gewesen sein. Aus zahlreichen Messungen in der südlichen Hälfte des Tunnels ergiebt sich für beide Abmessungen ein Durchschnittsmass von 1,75, d. h. gerade so hoch, dass ein Mann aufrecht in dem Tunnel gehen kann, und so weit, dass sich die den Schutt aus dem Tunnel herausschaffenden und die zur Arbeitsstelle zurückkehrenden Leute begegnen konnten. Die Richtung des Tunnels ist, von einigen geringen Unregelmässigkeiten abgesehen, geradlinig; sie weicht vom magnetischen Norden um 17° nach Westen ab, und beträgt nach den oberflächlichen Messungen von Fabricius die geradlinige Entfernung von dem Eingange des Tunnels wenig über 1000m. Von einem Gefälle des Tunnels in der Richtung nach Süden konnte Fa

bricius nichts bemerken; doch fehlten ihm die Mittel, um das Vorhandensein einer geringen Neigung nachweisen zu können.

Von ganz besonderer Wichtigkeit für die Beurteilung des Bauwerkes ist eine Stelle im Inneren des Tunnels, aus deren genauer Betrachtung sich die interessante Thatsache ergiebt, dass der Tunnel von von zwei Seiten aus gebrochen worden ist. Die beiden Stolln sind im Inneren des Berges, etwas näher der Süd- wie der Nordseite, zusammengetroffen. In einer Entfernung von 425m von der Mündung des Tunnels läuft der in gerader Richtung von Süden kommende Stolln im Felsen tot: das aufgegebene Ende ist deutlich sichtbar (s. Figur). Auf der Westseite ist die Wand und ein Teil der Decke des Stollns etwa 11/2m vor dem Ende durchgeschlagen: hier mündet fast im rechten Winkel der von Norden kommende Gang in den Südstolln ein.

Südhälfte des Tunnels und Stelle des Zusammentreffens mit dem Nordstollen.

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Auf der Nordseite ist der Tunnel vor der Stelle, wo er in den Südstolln mündet, nicht weniger als 4 bis 5m hoch. Diese ungewöhnliche Höhe rührt nicht etwa davon her, dass hier ein Teil des Tunnels eingestürzt ist, sondern erklärt sich vielmehr aus dem Umstande, dass der Boden des Nordstollns mehr als 1m höher lag als die Decke des Südganges, und dass erst nach Durchschlagung des letzteren das Zusammentreffen erfolgte. Man sieht noch jetzt, wie der Nordstolln ein Stück quer über den Südstolln hinweggelaufen war, und kann die Stelle am Felsen, wo zuerst das beide Gänge verbindende Loch geschlagen worden ist, nicht verkennen. Offenbar haben sich die in beiden Stolln arbeitenden Leute schon auf grössere Entfernung gehört. Für die auf der Nordseite beschäftigte Abteilung kamen die Laute von Osten, so dass man von der ursprünglich festgehaltenen Richtung, die mit der Richtung des Südstollns gleich ist, nach Osten abwich und erst nach verschiedenen Biegungen den Südstolln erreichte. Der Höhenunterschied beider Gänge ist alsdann dadurch ausgeglichen worden, dass man den Boden des Nordstollns ein Stück weit 21/2 bis 3m abarbeitete. Da die Schuttablagerung im Norden vor dem Eingange des Tunnels jedenfalls viel weniger Schwierigkeit machte, als bei der Mündung im Inneren der Stadt, so darf es nicht auffallen, dass man auf der Nordseite etwas weiter gekommen ist als auf der Südseite.

Während also im Inneren des Berges der Tunnel ganz in den gewachsenen Fels gehauen werden konnte, bot das Gestein an den beiden Enden nicht den genügenden Halt, und der Tunnel musste deshalb hier ausgebaut werden. Während der Arbeit ist dies vermutlich mit Holz geschehen; nach Vollendung des Tunnels und des Grabens hat man die Holzconstruction durch Steinbauten ersetzt, die Weite des Ganges aber nicht, wie es nunmehr auch überflüssig gewesen wäre, dem übrigen Tunnel gleich gemacht, sondern auf ungefähr Mannesbreite beschränkt. Auf der Südseite beginnt unmittelbar hinter der zur Tunnelmündung hinabführenden Treppe ein 12,70m langes ausgebautes Stück. Die Seitenmauern dieses kleinen Eingangstunnels sind in Polygonalbau ausgeführt, grofse Blöcke in guter verbandloser Fügung. Die Ueberdeckung ist nach Art eines Giebeldaches durch zwei schräg gegen einander gelehnte Blöcke gebildet. Auf der sichtbaren Seite sind die Steine sorgfältig gefluchtet und ziemlich fein bearbeitet. Am inneren Ende dieses Ganges

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war eine Thür angebracht, deren Schwelle noch an ihrer Stelle liegt1).

Hat man diesen Gang, der gewiss mit der ursprünglichen Anlage der Leitung gleichzeitig ist, durchschritten, so gelangt man alsbald in den blofs in den gewachsenen Fels gebrochenen Tunnel. Dieser ist 14,50m weiter nach Norden nochmals durch eine 2,60m starke Mauer geschlossen, durch die ein 0,63m breiter Durchgang führt, der mit wagerecht darüber gelegten Blöcken wenigstens teilweise überdeckt war. Diese Quermauer ist aus Blöcken und Lesesteinen in Kalkmörtel erbaut und gehört einer späteren Zeit an. Auch hier war eine Thür angebracht. Endlich folgt, 7,50m von diesem Einbau, noch eine dritte späte Mauer, die aber nur die halbe Breite des Tunnels einnimmt.

Auf der Nordseite, wo das Gestein viel loser ist, musste der Tunnel auf eine weit gröfsere Strecke ausgebaut werden. Gegenwärtig führt eine neuere Treppe von 18 Stufen hinab zum Tunneleingange, der senkrecht gemessen 8m unter der Oberfläche des Bergabhanges liegt. Nichts weist darauf hin, dass der Tunnel im Altertume von dieser Seite überhaupt zugänglich war, vielmehr ist es höchst wahrscheinlich, dass man den Anfang des Tunnels im Norden, so weit er durch lose Erde gegraben war, nach Vollendung des Baues wieder zugeworfen hat, um Tunnel und Leitung vor den Nachforschungen eines die Stadt belagernden Feindes zu verbergen. Am unteren Ende der Treppe liegt der wieder aufgefundene Anfang des in den Felsen gebrochenen Nordstollns. Die ersten 64m scheinen ursprünglich für ausreichend fest befunden worden zu sein, so dass Eupalinos auf dieser Strecke den Tunnel ganz unausgebaut liefs. Doch noch im Altertum ist hier, wie es scheint, ein Teil eingestürzt. 14,50m nämlich vom Eingange beginnt eine genau 35m lange Ausmauerung des Tunnels aus späterer, wie es scheint, römischer Zeit. Zwischen zwei aus kleinen Steinen in Kalkmörtel aufgeführten Mauern, die mit einem halbcylinderförmigen Tonnengewölbe überspannt sind, geht ein 0,61 bis 0,64 breiter und 1,78m hoher Gang hindurch, der vollkommen wohl erhalten ist. Hinter diesem Gange ist der Tunnel 14,70m weit eingestürzt; über den hohen Schuttberg kann man mit Mühe hinweg klettern. Nun erst, 64m vom Eingange, beginnt der bereits in ältester Zeit ausgebaute Teil des Tunnels, jetzt auf 42m Länge zugänglich, während weiterhin der Gang durch Tropfsteinsäulen gesperrt ist.

1) Die Seitenwände des Ganges sind hier mit Quadern abgeschlossen; zur rechten des von der Mündung des Tunnels kommenden ist ein Falz in der Ecke der Seitenmauer ausgemeifselt, der die Holzthür aufnahm, links ist ein Riegelloch zu erkennen.

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