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8. August 1885.

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oben bezeichneten Weise auf die Verbindungsstange der Webervögel und dadurch auf diese selbst überträgt.

Kl. 76. No. 31810. Federnde Ringe für Ringspinnmaschinen. Dr. H. Grothe'sche Erben, Berlin. Behufs Regelung der wechselnden Fadenspannung bei der Ringspinnerei ist die Laufbahn des Ringes, auf der sich der Läufer bewegt, so eingerichtet, dass dieselbe einem durch den Läufer auf sie übertragenen Zuge des sich auf die Spindel oder die Spule aufwindenden Fadens federnd nachgeben kann.

Kl. 47. No. 31791 (Zusatz zu 27626, Z. 1884 S. 693). Spannfeder an Zwischenschalträdern für Zählwerke, Uhren u. dergl. A. Kaiser, Freiburg (Schweiz). Um der Spiralfeder, welche das

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stetig bewegte Rad a mit dem sprungweise bewegten b verbindet, die zum Treiben aller folgenden Räder nötige Anfangsspannung geben zu können und doch das Zuweitspringen zu verhindern, ist an a ein Stift e und an b ein Schlitz oder Ausschnitt d (oder umgekehrt) angeordnet.

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e be

wegt sich in d, bis der

Zahn a1 an a die Klinke k auslöst, worauf b um eine Teilung nachspringt und von e aufgefangen wird, bis a1 unter k fort ist und k in die Lücke c fällt.

Litteratur.

Das Leuchtgas als Wärmquelle im Haushalte von D. Coglievina, Ingenieur, im Selbstverlage des Verfassers. Wien.

Bei dem sich immer mehr steigernden Bestreben, dem Leuchtgase durch vermehrte Anwendung für Kochheizzwecke neue und gröfsere Absatzgebiete zu eröffnen, ist das Erscheinen des vorliegenden Werkes mit Freuden zu begrüfsen, und zwar um so mehr, als es weniger für den Fachmann geschrieben, sondern bestimmt ist, die Laien, und insbesondere die Hausfrauen, mit der Benutzung des Leuchtgases für die genannten Zwecke vertraut zu machen. Im Hinblick auf diesen Zweck hat der Verfasser alle dem Laien unverständlichen theoretischen Erörterungen, Formeln und Zahlenwerte fortgelassen und das Thema in leicht fasslicher und höchst anregender Weise, unterstützt durch grofse Anzahl sauber ausgeführter Holzschnitte, erschöpfend behandelt.

Im Abschnitt 1, Kapitel 1, sind die Unbequemlichkeiten geschildert, welche mit der täglichen Herbeischaffung der festen Brennstoffe zum Herd und zu den Oefen sowie mit dem täglichen wiederholten Anheizen der Feuerstellen verbunden sind, während das Leuchtgas ohne irgendwelche zeitraubende und unbequeme Vorbereitungen jederzeit zur Verfügung steht. Aber nicht allein die Bequemlichkeit, sondern auch die Kosten geben nach den Ausführungen des Verfassers den Ausschlag zu gunsten des Leuchtgases, wie er im 2. Kapitel auf grund der in seinem aus 7 Personen bestehenden Haushalte angestellten längeren Beobachtungen, die in einer Tabelle zusammengestellt sind, nachweist. Als Durchschnittswert ergiebt sich für 1 Tag zum Kochen der verschiedenen Mahlzeiten ein Aufwand an Holz und Kohlen im Werte von 50,2 österr. Kreuzer, bei Benutzung des Leuchtgases dagegen von nur 23,8 österr. Kreuzer.

Weiter wird dann nachgewiesen, dass unter fast gleichen Verhältnissen die vollkommene Verbrennung des Leuchtgases ungleich leichter und sicherer bewirkt werden kann als bei *einem beliebigen festen Brennstoffe, von dem ein nur verhältnismässig geringer Teil thatsächlich in Wärme umgewandelt wird. Jeder Brennstoff, ob fest oder gasförmig, entwickelt bei seiner Verbrennung Producte, die eingeatmet der Gesundheit nicht zuträglich sind, daher abgeleitet werden müssen. Bei Benutzung fester Brennstoffe ist diese Ableitung in noch höherem Masse geboten, da deren Verbrennungsproducte auch durch Geruch und Rauch belästigen würden. Dadurch, dass man früher Gasöfen, weil sie keinen Rauch entwickeln, ohne

Abführung der Verbrennungsproducte construirte, wurden Uebelstände hervorgerufen, welche die Ursache der Vorurteile gegen die Anwendung des Leuchtgases zum Kochen und Heizen geworden sind. Der Verfasser weist nach, dass Einrichtungen, welche diesen Uebelstand nicht besitzen, jetzt vielfach in erfolgreichem Gebrauche sind.

Im Abschnitt 2 erörtert der Verfasser die Bedingungen für die Erzeugung heizender Flammen im Gegensatz zu leuchtenden und beschreibt an der Hand zahlreicher Abbildungen, ausgehend von den ältesten Constructionen, die verschiedenen zahlreichen Heizbrenner, deren Vorzüge und Mängel hervorhebend.

Um die für Heizflammen erforderliche Mischung von atmosphärischer Luft und Gas genau regeln zu können, hat Schweickhart in Wien eine geeignete Vorrichtung an dem Gaszuführungsrohre der Brenner angebracht. Wobbe's Brenner, dessen einzelne Teile auf Grund sorgfältiger Versuche bemessen sind, und bei dem die Luft- und Gasmischung dem specifischen Gewichte und dem Drucke des Gases entsprechend regelbar ist, bezeichnet der Verfasser mit Recht als die vollkommenste und am tiefsten durchdachte aller bisherigen Constructionen.

Am Schlusse dieses Abschnittes wird betont, dass über die Güte eines Heizbrenners einzig und allein nur die durch gewissenhafte Versuche festgestellte Leistungsfähigkeit Anhaltspunkte giebt, und niemals die meist ganz willkürlich von Händlern und Fabrikanten in Geschäftsanpreisungen aufgestellten sogenannten » Ersparungsprocente.<<

Der 3. Abschnitt, Kapitel 7 bis 9, beschäftigt sich mit der Einrichtung von Koch- und Brateinrichtungen mit Leuchtgasheizung unter Verwendung der im vorhergehenden Abschnitte besprochenen Brenner, während der 4. Abschnitt die Gasheizapparate und Badeöfen behandelt. Die den ersteren gemachten Vorwürfe, dass sie die Luft verderben, führt der Verfasser darauf zurück, dass bei mangelhafter Reinlichkeit Staub an den Wandungen verkohle. Von den neueren Oefen mit Ableitung der Verbrennungsproducte hebt er mit Recht den Ventilationsgasofen von Robert Kutscher in Leipzig hervor, der zur Heizung geschlossener Räume unseres Erachtens der beste bis jetzt bekannt gewordene Gasofen ist. Nach Erwähnung eines Zimmerofens mit Wobbeschen Brennern werden die Badeöfen besprochen, von denen nur diejenigen von Wobbe und von Bond vorgeführt werden, während wir den einer hohen Beachtung werten

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Wasserstrom - Heizapparat von J. G. Houben Sohn Carl in Aachen vermissen. Dieser nicht nur zum Bereiten von Bädern, sondern auch zur Beschaffung von heifsem Wasser mittels Gasheizung dienende Apparat beruht auf der directen Berührung eines verteilten Wasserstromes mit den Heizgasen, bezw. mit der erwärmten Luft.

Im 5. Abschnitte, Kapitel 13 bis 14, giebt der Verfasser dem Laien nützliche Winke zur Verhütung von Unglücksfällen durch Gas und führt aus, dass dieselben in zweierlei Form auftreten können, nämlich als Gasexplosion oder als Gasvergiftung, deren Ursache in beiden Fällen die Ausströmung von unverbranntem Leuchtgase ist. Es werden Verhaltungsmafsregeln mitgeteilt und angegeben, wie man selbst die Privatleitungen hinsichtlich der Dichtigkeit prüfen kann.

Am Schlusse seines Buches gedenkt der Verfasser des Wassergases und spricht seine Ansicht dahin aus, dass es den ursprünglich daran geknüpften Erwartungen nicht entspreche, indem 1cbm desselben nur etwa 2300 Wärmeeinheiten gegenüber etwa 5000 Wärmeeinheiten des Leuchtgases ent

Schiffbau.

deutscher Ingenieure.

wickele, glaubt dagegen, dass die Bestrebungen anderer, welche das Wassergas durch eine bereits am Orte seiner Erzeugung vorzunehmende Mischung mit schweren Kohlenwasserstoffen auch zu Beleuchtungszwecken nutzbar machen wollen, mit der Zeit von Erfolg gekrönt sein werden.

Das Haupthindernis, welches sich der Einführung der gasförmigen Brennstoffe entgegenstellt, sieht der Verfasser sehr richtig in der Macht der Gewohnheit, dem Hange am Althergebrachten, sowie in dem Widerstande der Hausbesitzer dagegen, die Wohnungen gleich beim Bau mit Gasröhren zu versehen, wie es in anderen Ländern vielfach geschieht. Den Zweck, nachzuweisen, dass das Leuchtgas geeignet sei, die festen Brennstoffe erfolgreich für Koch- und Heizzwecke zu verdrängen, hat der Verfasser nach unserer Ueberzeugung mit seinem Werke vollkommen erreicht, und können wir daran nur den Wunsch knüpfen, dass es zum Nutzen sowohl der Gasindustrie als auch des Publikums einen recht ausgedehnten Leserkreis finden möge.

Vermischtes.

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Zwei neben einander liegende cylindrische Röhrenkessel mit zurückkehrender Flamme von je 50qm Heizfläche und 8 Atm. Arbeitsdruck liefern den nötigen Dampf. Bei 44 Umdr. in 1 Min. leistet (Durchschnitt einer Reihe von Beobachtungen) die Maschine 267 Ni; 0,88 kg der Kohlenverbrauch stellt sich hierbei auf 236kg in 1 Stunde für 1 N. Die benannten Schiffe No. I, II und III dienen als Schleppdampfer zwischen Stettin und Breslau; jedes derselben ist imstande, 15000 Ctr. in Kähnen verladene Güter stromauf zu schleppen.

2. Zu derselben Zeit wurde auf obiger Werft der Raddampfer » Maybach « für Rechnung der Frankfurter GütereisenbahnGesellschaft in Frankfurt a/O. erbaut und gelangte ebenfalls im Laufe des März zur Ablieferung.

Der Schiffskörper hat folgende Masse:
Länge in der Wasserlinie

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42,37m

5,022m

9,651m

0,811m.

Die nach dem Compound-System mit Condensation erbaute Maschine hat folgende Abmesssungen:

Dmr. des Hochdruck-Cylinders Dmr. des Niederdruck

Hub beider Cylinder

»

560mm

1055mm 1250mm.

Die beiden neben einander liegenden cylindrischen Röhrenkessel haben je 659m Heizfläche und 71/2 Atm. Arbeitsdruck. Bei 41 Umdr. und 0,45 Füllung des Hochdruckcylinders leistet die Maschine 410 Ni; der Kohlenverbrauch beläuft sich hierbei auf 370kg = 0,9kg für 1 N; und Stunde. Die Schleppleistung ist sehr bedeutend; der Dampfer kann bequem 24000 Ctr. in 8 Kähnen verladene Güter stromauf schleppen.

3. Im Mai d. J. gelangte der für Potsdamer Rechnung erbaute Zwillingsschraubendampfer » Kaiser Wilhelm « zur Ablieferung; derselbe dient zur Personenbeförderung auf der Havel und Spree. Die Abmessungen des Schiffes sind folgende: Länge in der Wasserlinie

Breite über Schandeck

Höhe von Oberkante Kiel bis Unterkante Deckstringer

G. Schaar.

Jeder Propeller wird von einer Compound-Maschine ohne Condensation getrieben:

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Jede Maschine indicirt 45 Ni, zusammen 90 Ni, welche dem Fahrzeug eine Geschwindigkeit von 17km in 1 Stunde erteilen. Der Kessel ist nach Art der Locomotivkessel erbaut und hat 37qm Heizfläche; der Arbeitsdruck beträgt 8 Atm. Als Brennstoff wird ausschliesslich Koks verwendet.

4. Für Rechnung des Hrn. Aug. Spruth in Greifswald wurde ein Eisbrecher und Bergungsdampfer geliefert.

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Das Schiff ist aus Krupp'schem Stahle nach Kl. I der »Veritas<< und des >>Germanischen Lloyd« erbaut. Die Spanten stehen auf 0,25m Entfernung, und die Reversspanten reichen bis zum Schandeckel. Im Vorderschiffe befinden sich 4 und im Hinterschiffe 6 getrennte Wasserballasträume, von welchen jeder einzelne für sich gelenzt und gefüllt werden kann, um dem Schiffe jede gewünschte Lage geben zu können.

Ein sehr vollkommenes und starkes Pumpensystem gestattet, bedeutende Wassermassen in kurzer Zeit aus havarirten Schiffen zu heben.

Ein Kessel von 105qm Heizfläche und 6,5 Atm. Arbeitsdruck liefert den Dampf für die Betriebsmaschine, sämmtliche Pumpen, Dampfwinden und sonstige Hilfsmaschinen; die Betriebsmaschine, nach dem Compound-System erbaut, indicirt 260 Ni.

Das Schiff ist mit elektrischem Licht auf das vollkommenste ausgestattet, so dass die Möglichkeit vorhanden ist, Bergungsarbeiten auch während der Nacht vorzunehmen.

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26m

5,017m

1,7m

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Tiefgang mit 250 Fahrgästen und 650kg Koks

Diese No. enthält Taf. XXIV: Postdampfer »Rugia«; weitere Tafeln und Beschreibung folgen in den nächsten Nummern.

A. W. Schade's Buchdruckerei (L. Schade) in Berlin 8.

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Band XXIX.

Sonnabend, den 15. August 1885.

No. 33.

Angelegenheiten des Vereines.

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Frankfurter Bezirksverein.

Emil Koch, Ingenieur bei Faas & Dyckerhoff, Frankfurt a/M.
Pommerscher Bezirksverein.
Dr. Vollgold, Maschinenfabrik- und Eisengiefsereibesitzer, Tegelow.
Th. Wohlfarth, gepr. Baumeister, Stettin, Grofse Wollweberstr. 25.
Siegener Bezirksverein.

H. Lusensky, Ingenieur der West-Prussian mining Co., ltd., Nie-
derfischbach bei Kirchen a/Sieg.

Keinem Bezirksverein angehörend.

Bernoully, Besitz. d. Cementf. Wildau a. Werbellinersee b. Eberswalde.
J. Hallbauer, Director der A.-Ges. Lauchhammer, Lauchhammer.
Gesammtzahl der ordentlichen Mitglieder: 5378.

Zur XXVI. Hauptversammlung.

Programm und Tagesordnung sowie Nachrichten wegen Fahrpreisermäfsigungen der Eisenbahnen usw. siehe Beilage zu No. 32.

Zulässige Belastung von Blei gegenüber Druckbeanspruchung.

Um die Drucklinie eines Gewölbes sicher innerhalb eines gewissen Gebietes cd der Fugenfläche ab liegend zu erhalten, kann bekanntlich in der Weise verfahren werden, dass man die Lagerfuge auf die Erstreckung cd mit Blei ausfüllt und die Fugenstücke ac und bd bis nach erfolgtem Ausschalen leer läfst. Wie grofs cd mindestens sein muss, hängt

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Der

2. Versuch. P 2310kg, k = 36kg, t = 4 Stunden. Wagbalken der Maschine behält seine horizontale Stellung bei.

4620 3. Versuch. P= 4620kg, k 72kg, t = 40 Stunden. 64,2 Das Material weicht, allerdings sehr langsam, fortgesetzt aus; 2 = 0,7mm

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1. Versuch. P= 2310kg, k 2. 0,03mm

Würfel No. 2.
2310
64,2

36kg, t = 14 Stunden

Derselbe wurde nur einem Versuche unterworfen, dessen Zweck darin bestand, festzustellen, ob das Material, mit 50kg/qcm dauernd belastet, nicht ausweicht, da Versuch 1 mit Würfel

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Die geprüften Scheiben vertragen nach erfolgter Compression der gedrückten Flächen dauernd eine Belastung von 100kg/qcm, bei 150kg/qcm weicht das Material sehr langsam aus. Ob es unter dieser Beanspruchung nach einer Reihe von Tagen vielleicht zum Stehen kommt, was zu vermuten, wurde nicht untersucht.

Der Vergleich der unter A und B aufgeführten Ergebnisse weist deutlich auf die Abhängigkeit der zulässigen Druckbelastung von der Höhe des Probekörpers hin.

Scheiben aus Weichwalzblei verhalten sich nicht wesentlich verschieden von den Scheiben aus Gussblei.

C. Hartblei in Form von Würfeln.
Seitenlänge
7,97cm 8,06cm

No.

1

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Höhe

8,03cm

8,60

Querschnitt 64,29cm 65,0

Spec. Gewicht durchschn. 11,11.

Unwin (Elements of Machine Design, ins deutsche übersetzt von Fritz, Professor in Zürich, 1885, S.28): Bruchbelastung auf Zug.

>>

» Druck Belastung bis zur Elasticitätsgrenze, Zug.

Belastung bis zur Elasticitätsgrenze, Druck.

Elasticitätsmodul

135kg

510

110

180 000

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Das mikroskopische Gefüge von Eisen und Stahl1).

Die mikroskopische Untersuchung von Bruchflächen ist unbefriedigend, nicht nur der optischen Schwierigkeiten wegen, sondern weil ein Bruch die Wirkung der Schwächung auf die einzelnen Kristalle zeigt, nicht aber ihr eigentliches Gefüge. Dr. Sorby's Resultate sind alle auf die Untersuchung von ebenen Flächen begründet. Diese werden am besten mit halb nassen oder trockenen Steinen geschliffen, so dass das eigentliche Gefüge der äufseren Oberfläche nicht verändert wird; ein glänzender Strich oder eine die Politur unterbrechende Schramme wirkt störend auf die Untersuchung. Nachdem die Flächen auf das feinste geschliffen sind, so dass sie keine Schrammen zeigen, werden sie meistens vermittels sehr verdünnter Salpetersäure geätzt und wiederholt unter Wasser untersucht, bis sich ergiebt, dass die Säure das Gefüge in genauester Weise freigelegt hat. In einigen Fällen ist es besser, die Flächen trocken zu schleifen und keine Säure zu verwenden; durch einen nachträglichen Lacküberzug können dieselben dauernd erhalten werden.

Die so zugerichteten Flächen werden unter zwei verschiedenen Beleuchtungsweisen untersucht, zunächst vermittels des parabolischen Reflectors, welcher geneigt auffallendes Licht giebt, und ferner vermittels eines kleinen Silberreflectors, welcher eine Hälfte des Objectivs bedeckt und das Licht senkrecht auf die Fläche wirft, von welcher es durch die andere Hälfte der Linse zurück reflectirt wird. Unter der seitlichen Beleuchtung erscheint eine polirte Fläche schwarz, während dieselbe unter dem senkrecht auffallenden Lichte den wahren Metallglanz zeigt; ein wirklich schwarzer Körper erscheint in beiden Fällen schwarz. Eine etwa sechzigfache lineare Vergröfserung ist am geeeignetsten, doch vertragen die Querschnitte eine gröfsere ohne Hindernis.

1) Nach dem Vortrage von Dr. H. C. Sorby, gehalten auf der Versammlung des Iron and Steel Institute, London, Mai 1885. S. Z. 1878 S. 11, 205, 481.

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Eisen, welches wenig oder keinen Kohlenstoff enthält und eine gleichmässige Beschaffenheit hat, zeigt, wenn überhaupt, eine sehr geringe Veränderung bei der Behandlung mit verdünnter Säure, und ein scharf gezeichnetes Gefüge wird nicht erkennbar.

Gehämmertes Luppeneisen zeigt eine innige Mischung von verschiedenen Eisenkristallen mit kleinen oder gröfseren Partien von Schlacke. In heifs gewalztem Stabeisen (Luppeneisen) zeigt sich die Schlacke in dünnen Fäden ausgezogen, welche in einzelnen Fällen so zahlreich vorkommen, dass sie einen sehr wesentlichen Teil der ganzen Masse bilden. Es ist möglich, dass ein Ausziehen der Eisenteile stattfindet; aber bei der Untersuchung im kalten Zustande zeigen Längenschnitte nur geringe oder keine Verlängerung der letzten Kristalle, welche mehr oder weniger nach allen Richtungen gleichachsig beim Erkalten des Metalles wieder entstanden sind. Bei der Behandlung mit verdünnter Salpetersäure ändern sich die Kristalle in verschiedener Weise und zeigen bei directem Lichte braun, dagegen bei geneigtem Lichte blau, beide Farben aber in verschiedenen Abstufungen.

Durch kaltes Hämmern eines solchen Stabes werden die Kristalle zusammengepresst, abgebrochen, verdreht und zur Längsrichtung des Stabes gestreckt.

Anhaltendes Glühen bewirkt einen Rückgang der so zerstörten Kristalle zur ursprünglichen Form, und hat dieser Vorgang wahrscheinlich einen bedeutenden Einfluss auf das Verhalten des Eisens bei der Bearbeitung in warmem Zustande. Die Erwärmung einer grofsen Eisenmasse scheint die Bildung von grofsen, mehr oder weniger gleichförmigen Kristallen zu begünstigen, welche beim Auswalzen verdreht und zusammengepresst werden. Während des Erkaltens geht eine Rückkristallisation vor sich, und es bilden sich Bündel von mehr oder weniger gleichachsigen Kristalle.

Manche Proben von schmiedbarem Gusseisen zeigen deutlich, dass zwei Gebilde vorhanden sind: Eisen und die weiter

XXIX

August 1885

unten beschriebene Verbindung von Eisen und Kohlenstoff, welche ein perlenartiges Gefüge besitzt.

Gewalzte Stäbe zeigen oft eine erheblich unregelmässigere Mischung von Schichten von verschiedenem Gehalt an Schlacke.

Die Abwechselung von Schichten von Eisen und stahlartigem Eisen zeigt sich deutlich in einigen Sorten schwedischen Eisens. Der Unterschied zwischen den beiden Gebilden ist besser erkennbar, nachdem der Stab während kurzer Zeit der Rotglühhitze ausgesetzt wurde, indem dann eine mehr ausgebildete Abscheidung grofser Kristalle zweier Stoffe von ganz verschiedenem Gefüge entsteht. Eine derselben erscheint genau so wie der Hauptbestandteil solchen Stabeisens, welches wenig oder keinen Kohlenstoff enthält, ohne lineare Zeichnung nach dem Aetzen, während letztere bei den anderen mit stellenweiser Abweichung von 1/80mm auftritt und zu der Erscheinung des reichen perlmutterartigen Farbenspieles Veranlassung giebt, wenn das Aetzen bis zu einem gewissen Punkte fortgesetzt wurde.

Das Vorhandensein von drei ganz verschiedenen metallischen Stoffen zeigt sich deutlich in dem Querschnitte eines dicken Stabes von schwedischem Eisen, welcher teilweise durch Cementiren verstählt wurde. In der Mitte befindet sich das Gefüge des zeitweise rotglühend erhaltenen Eisens, eine Mischung vergrösserter und wohl getrennter Kristalle von freiem Eisen und der perlartigen Verbindung.

Nach aufsen erscheint das freie Eisen durch die Zuführung von Kohlenstoff beeinflusst, so dass ein Ring, gänzlich aus der perlartigen Masse bestehend, gebildet wird, welcher Farben von grofser Verschiedenheit und Schönheit zeigt. In der Nähe der Oberfläche ist eine Masse erkennbar, welche ein Netzwerk eines äusserst harten Stoffes enthält, die Lichtstrahlen in entschiedener Weise zurückwirft, keine Spur von Farbe zeigt und sich so auffallend wie möglich von den übrigen Stoffen unterscheidet.

Alle diese Erscheinungen machen es unzweifelhaft, dass dieser harte Stoff mehr gebundenen Kohlenstoff enthält als die perlartige Masse; derselbe kommt nicht nur in dicken Adern vor, sondern durchdringt auch die Schichten der letzteren, welche infolge dessen nach der Aufsenseite zu an Dichtigkeit zunimmt.

Auch durch das entgegengesetzte Verfahren, das Tempern oder Entkohlen von weifsem Roheisen, wird das Vorhandensein dieser drei leicht unterscheidbaren Stoffmassen nachgewiesen. Die äusserste Schicht erhält das Gefüge von Stabeisen (Schweifseisen), die innere dasjenige der perlartigen Masse von Stahl, während eine Vermischung beider den Uebergang bildet. Die dritte, sehr harte Masse von Cementstahl entspricht in allen ähnlichen Fällen der harten Stoffmasse des weifsen Eisens vor der Entkohlung.

Das verschiedene Verhalten von Blöcken von hartem und weichem Stahl ist in hohem Masse von dem Verhältnis dieser drei Hauptbestandteile abhängig. Weicher Bessemerstahl besteht aus einer Mischung von freiem Eisen und der perlartigen Masse, mittelharter Stahl enthält fast nur die letztere, während in hartem wenig oder kein freies Eisen, wohl aber die harte Verbindung in zahlreichen dünnen Blättchen vorkommt.

Eine auffallende Erscheinung zeigt sich in gewissen Arten von Gusseisen und Flussstahl, indem die perlartige Masse federförmige Kristalle bildet, welche im Bruche leicht durch das blofse Auge erkennbar sind; wenn aber geeignete Flächen durch Vergröfserung untersucht werden, so zeigt es sich, dass das eigentliche Gefüge der ursprünglichen Kristalle mehr oder weniger unabhängig von der Form der ersteren ist. Strahlartige Gruppen von kleinen unregelmässigen Kristallen

scheinen zu zeigen, dass nach der Erstarrung in noch hoher Temperatur die perlartige Masse eine wiederholte Kristallisation durchmacht. Wenn man annimmt, dass die Kristallmasse während des Abkühlens durch Sprünge getrennt und später durch wiederholte Kristallisirung wieder verbunden wird, so würden alle Erscheinungen ihre Erklärung finden; indessen mögen die Vorgänge auch unabhängig von irgend welchen Sprüngen stattfinden; dass aber eine solche wiederholte Kristallisirung im gehämmerten oder gewalzten Stahl vorkommt, unterliegt keinem Zweifel. Die harten Blättchen in hartem und die kleinen Kristalle von freiem Eisen in

weichem Stahl finden sich angeordnet oder ausgezogen in der Länge des Stabes, wie die Schlacke in Schweifseisen; wenn aber die perlartige Masse den Hauptbestandteil bildet, so besteht sie aus kleinen Kristallen, welche in keiner Weise gestreckt erscheinen, da sie eben nach dem Walzen entstanden sind.

Das Korn von gehärtetem Stahl ist so fein und gleichmässig, dass es Sorby bis jetzt nicht gelungen ist, dessen Gefüge festzustellen; in einigen Fällen ist es leicht zu erkennen gewesen, dass die Damascirung von ungleichmässiger Beschaffenheit herrührt, durch welche die ursprüngliche Kristallisirung beeinflusst worden war.

Flusseisen unterscheidet sich in auffallender Weise von Schweifseisen durch die Abwesenheit von Schlacke, welche in letzterem gewöhnlich in ansehnlicher Menge vorhanden ist. Die drei metallischen Gebilde von Stahl kommen auch in verschiedenen Verhältnissen in einigen Sorten von Roheisen vor; aber dieses enthält aufserdem noch zwei andere Stoff

massen.

Im allgemeinen ist der Graphit die kennzeichnendste von diesen, und das Gefüge wird in hohem Masse von der Art der Kristallisirung desselben beeinflusst. In hochgrauem Eisen scheidet sich der Graphit zuerst aus in der Form von zerstreuten Blättchen. Neben diesen sind dann zuweilen kleine Kristalle erkennbar, welche aus Silicium bestehen mögen, sowie ferner eine mäfsig dicke, gleichmässige Schicht, welche wahrscheinlich durch freies Eisen gebildet wird. Die perlartige Masse bildet die Hauptmasse, und schliesslich ist noch als eine Art von Rückstand ein metallischer Stoff zu unterscheiden. In einigen Sorten von halbirtem Roheisen findet sich der Graphit oft in fleckenartigen Gruppen kristallisirt, neben welchen wenig oder kein Eisen vorhanden ist, während der Gehalt an Rückstand verhältnismässig hoch erscheint. Letzterer kommt im Flussstahle nicht als sichtbare Masse vor, wenngleich die zwischen den grofsen Kristallen vorhandene Masse eine verwandte Erscheinung darstellt. Die wahre Natur desselben ist einigermassen zweifelhaft; indessen hat die Erklärung, dass hier nicht eine bestimmte Verbindung, sondern ein Gemisch von Silicium und anderen Unreinigkeiten vorliege, die meiste Wahrscheinlichkeit. In anderen Sorten von Roheisen bildet die perlartige Masse den Hauptbestandteil, welche sich zuerst in grofsen federartigen Kristallen ausscheidet, den Graphit durchspaltet und beim Erkalten wieder kristallisirt.

In weifsem gefeintem Roheisen kristallisirt ebenfalls die perlartige Masse zuerst, eine grofse Menge der aufserordentlich harten Masse sowie eine geringe des oben beschriebenen Rückstandes zurücklassend. Graphit kommt nur in einzelnen zerstreuten Flecken von grauem Eisen vor.

Das

Wir kommen schliesslich zum Spiegeleisen. Die untersuchte Probe enthielt vornehmlich die harte Masse, in grofsen Blättern kristallisirt, während die Zwischenräume mit einer Mischung von erheblich kleineren Kristallen und einer geringen Menge der perlartigen Masse ausgefüllt waren. schöne feinkörnige Gefüge dieser Füllung ist unter geringerer als 50 facher linerarer Vergröfserung nicht leicht zu erkennen. Aus einer Zusammenstellung der Eigentümlichkeiten der verschiedenen Sorten von Eisen und Stahl geht demnach hervor, dass dieselben aus 6 bis 7 verschiedenen Stoffmassen bestehen, welche ihren Haupteigentümlichkeiten nach sich etwa wie folgt unterscheiden:

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