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8. August 1885.

Untersuchungen so fruchtbar als möglich zu machen, ist es erforderlich, für eine gröfsere Zahl verschiedener Laststellungen die Secundärspannungen im Fachwerke zu berechnen, d. h. diejenigen Biegungspannungen, welche entstehen werden, wenn an den Knotenpunkten eine Drehung der Stäbe nicht stattfindet, die Winkel, welche die Stabenden mit einander bilden, also unverändert bleiben. Die Berechung dieser Secundärspannungen (s. Manderla: Allgemeine Bauzeitung 1880 und Winkler: Deutsche Bauzeitung 1881) ist nun eine sehr mühevolle und zeitraubende Arbeit. Der Verfasser hat deshalb versucht, in der Berechnungsweise Vereinfachungen zu erzielen, und zwar folgendermalsen. Zunächst wird bei der Formänderung der einzelnen Stäbe der Einfluss der Achsialkraft vernachlässigt eine Vereinfachung, welche zuerst von Winkler eingeführt wurde -; dadurch wird es möglich, die Methode der Influenzlinien auch für die Secundärspannungen zu verwenden, weil alsdann die Wirkung der verschiedenen Lasten sich einfach summirt. Es wird also nur erforderlich sein, für eine Reihe von Einzellasten »Eins< die Secundärspannungen zu ermitteln, um dieselben für jede beliebige Belastung angeben zu können. Ferner lassen sich, sobald die Secundärspannungen für eine Lage der Last »Eins « ermittelt sind, für die übrigen Lagen der Last gewisse Näherungswerte der Spannungen angeben, welche die Auflösung der Gleichungen ganz wesentlich

erleichtern. Trotzdem bleibt leider die Rechnung immer noch so weitläufig, dass der Verfasser selbst hervorhebt, » die Anwendung eines so complicirten Rechnungsapparates lediglich zum Studium allgemein wissenschaftlicher Fragen im Auge zu haben, da sich derselbe dem Praktiker wegen des grofsen Zeitaufwandes von selber verbietet.<

(Allgemeine Bauzeitung, 1884.)

Ueber Herstellung eiserner Brücken werden in einem längeren Aufsatze von F. Rautschka Mitteilungen gebracht, welche geschickt zusammengestellt sind. Der Aufsatz enthält folgende Kapitel: Allgemeine Grundlagen. - Arbeiten in der Werkstätte: Reinigung des Materiales; Richten des Materiales; Kröpfungen; Ablängen, Bearbeiten der Kanten und Flächen; Anzeichnungsarbeiten; Zulage und Anlage der Brücken; Stanzen und Bohren; Anstrich; Nietung; Verschraubung; Nummerirungspläne. Abwage und Transport im Werke. Versandt. Arbeits- und Gesammtkosten. Prüfung des Materiales. Wie man aus diesen Ueberschriften erkennt, umfasst der Aufsatz ein grofses Gebiet, über welches bisher nur wenige Veröffentlichungen vorliegen. (Zeitschrift d. Oesterr. Arch.- u. Ing.-Vereines 1884 S. 145.)

Sitzungsberichte der Bezirksvereine. Eingegangen 12. Mai 1885.

Niederrheinischer Bezirksverein. Versammlung vom 7. April 1885. Vorsitzender: Hr. Dietze. Schriftführer: Hr. Rademacher. Anwesend 26 Mitglieder und 1 Gast.

Hr. Alphons Custodis spricht über

Bau von Schornsteinen aus gelochten Formsteinen.

»M. H.! Als unser Vorsitzender mich bat, Ihnen einiges über meine Kaminbauten zu sagen, fiel mir ein, dass darüber früher im Ingenieurverein gesprochen worden ist, und zwar geschah dieses im April 1883 in der Versammlung des Württembergischen Bezirksvereines zu Stuttgart durch Hrn. v. Hänel; es hatte damals Hr. Weigelin folgende Fragen gestellt:

1. Ist ein Schornstein aus Hohlsteinen stabiler als ein solcher aus Vollsteinen?

2. Tragen die beim Aufmauern in die Hohlräume eindringenden Mörtelbolzen zur Vermehrung der Stabilität bei oder nicht?

Hr. v. Hänel glaubte, diese Fragen verneinen zu müssen, und begründete seine Ansicht in der durch W. 1883 S. 263 mitgeteilten Weise.

Ich kann die Ansichten des Hrn. v. Hänel als richtig nicht anerkennen und muss annehmen, dass ihm meine Ausführungen nicht hinreichend bekannt gewesen seien.

Hr. v. Hänel geht zunächst von dem »denkbar ungünstigsten Fall aus, dass gar kein Mörtel in die Hohlräume meiner Steine eindringt«.

M. H.! Dieser denkbar ungünstigste Fall ist der denkbar unmöglichste. Wer zusieht, wie der Maurer den Stein in den Mörtel eindrückt und an den daneben liegenden Stein hinanschiebt, wird diese Ansicht mit mir teilen. Ueberdies musste man doch voraussetzen, dass meine Maurer, welche speciell nur Kamine bauen, auch unter ganz bestimmten Vorschriften arbeiten. Wollte man von der Annahme ausgehen, dass der Maurer diese Vorschriften nicht erfüllt, so dürfte man ja auch voraussetzen, der Maurer nähme schlechten oder gar keinen Mörtel.

In weiterem heifst es: »Das Gewicht des Schornsteins wird durch die Hohlräume vermindert, und zwar um etwa 15 pCt.<

M. H.! Ich lege Ihnen hiermit einen derjenigen Thonsteine vor, welche ich in Süddeutschland zu meinen Bauten verwende. Diese Steine sind, wie Sie sehen, aus einem sehr reinen und consistenten Thonmaterial angefertigt, so dass dieselben unter Miteinmessung der Hohlräume genau dasselbe Gewicht auf 1cbm wie Ziegel ohne Hohlräume haben. Demnach findet eine Verminderung gegenüber dem sonst bei Ziegelmauerwerk üblichen Gewichte nicht statt.

R. Krohn.

Aber weswegen sollte eine Verminderung von 15 pCt. nicht gestattet sein? Das zur Standfestigkeit erforderliche Gewicht ist bei meinen sämmtlichen Bauten in so reichlichem Uebermasse vorhanden, dass gar kein Grund vorliegt, diesen Ueberschuss nicht um 15 bis 20 pCt. zu vermindern. Wir brauchen da nur in die alltägliche Praxis hineinzugreifen. Wenn in dieser Gewichtsverminderung irgend welche Gefahr zu finden wäre, müssten dann nicht die vielen Kamine und sonstigen Gebäude, welche zwischen Bonn und Coblenz aus Schwemmsteinen erbaut wurden und nur 1/3 des gewöhnlichen Ziegelmauerwerkes wiegen, längst vom Erdboden verschwunden sein? So weit mir bekannt, ist aber bei dem Sturme 1876 kein einziger dieser Kamine beschädigt worden.

In dem damaligen Vortrage heifst es ferner: »Wenn der Mörtel nicht in die Hohlräume eindringt, so wird was noch viel ungünstiger einwirkt die Ausdehnung der bei Stürmen auch auf Zug beanspruchten Fugenflächen um die Grundflächen dieser Hohlräume und zwar um so mehr vermindert, je weniger dieselben in zwei Nachbarschichten auf einander passen. Diese Uebelstände werden, wenn auch in etwas geringerem Grad, auch in dem praktisch wahrscheinlichsten Falle bestehen, wenn der Mörtel in die Hohlräume eindringt, jedoch ohne sie vollständig auszufüllen und ohne durchgehende Mörtelbolzen zu bilden. Ein günstiger Einfluss der Höhlungen auf die Stabilität lässt sich vielmehr nur in dem Falle denken, wenn dieselben vollständig mit Mörtel ausgefüllt und in der Weise auf einander passen würden, dass die entstehenden Mörtelbolzen durch alle Schichten ununterbrochen hindurchgingen, und könnte dieser günstige Einfluss nur darauf beruhen, dass die Zugfestigkeit des Mörtels gröfser wäre, als die der Steine und als die gegenseitige Adhäsion beider usw.«

Ich bin erstaunt über diese Auffassung. Es ist praktisch undenkbar, dass die Mörtelbolzen lose in die Hohlräume der Steine eindringen, ohne die Seitenwände dieser Hohlräume zu berühren. Ich habe mich in der Praxis wiederholt überzeugt, dass: 1) die Mörtelmasse um 2 bis 3 cm tief in die Hohlräume der Steine eindringt, und dass 2) die Mörtelmasse an den Seitenwänden der Hohlräume adhärirt. Wie anders aber stellt sich alsdann die v. Hänel'sche Rechnung! Nehmen wir an, der Querschnitt der einzelnen Hohlräume betrage bei 2 zu 2cm 49cm. Wenn nun die Mörtelmasse nur 1cm tief in den Stein eindringt und an den Seitenwänden anhaftet, so gewinnen wir 4 × 2 = 89cm Adhäsionsfläche gegen die verlorenen 44cm. Wie bereits erwähnt, habe ich beobachtet, dass der Mörtel viel tiefer als 1cm eindringt.

Um indessen hierüber vollkommene Gewissheit zu verschaffen, haben die ver. Thonwerke zu Ratingen und Satzvey, deren Teilhaber ich bin, und welche mir für Westdeutschland meine Formsteine anfertigen, eine Anzahl Formsteine ohne

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deutscher Ingenieure.

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Stein No.

zeigte Risse

wurde zerstört

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Der Mörtel war bis auf einzelne kleine Flächenteile am oberen Stein abgerissen und haftete sonst am unteren Steine.

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Die Zerstörung der Fuge erfolgte hiernach im Mittel aus fünf Versuchen bei 4333kg Zugbeanspruchung pro qcm.

Berlin, den 30. December 1884.

Königliche Prüfungsstation für Baumaterialien.
Dr. Böhme.

Die Prüfung ergiebt also zunächst das interessante Resultat, dass gelochte Steine, auch wenn der Querschnitt der Hohlräume in die Steinfläche mit eingemessen wird, genau dieselbe Druckfestigkeit besitzen, wie volle Steine, dass aber ferner bei meinen gelochten Kaminsteinen die Adhäsion im Mörtel nahezu dreimal so grofs war, als bei den vollen Steinen. Es ist dieses ein praktisches Resultat gegenüber der damaligen theoretischen Berechnung, wonach die Adhäsion sich um ein Drittel vermindern soll.

Ich bemerke noch, dass bei den Versuchen der Königl. Prüfungsstation die Mörtelmasse genau um 2cm tief in den Stein eingedrungen war.

Ein anderer Umstand aber hätte bei dem damaligen Vortrage nicht übersehen werden dürfen, nämlich, dass die Menge der eindringenden Mörtelbolzen eine ganz aufserordent

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Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure 1885.

„Rugia" Postdampfer der Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-Actien-Gesellschaft,

erbaut von der Maschinenbau-Actien-Gesellschaft Vulcan in Bredow bei Stettin.

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2

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Laderaum

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St.B.

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B.B.

Gang

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Inge

nisur

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Kohlenbunker

a d.Doppelboden

Reserve-Kohlen

a d.Doppelboden

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Laderaum

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Frischwassertank

Gang

+

82

86

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92

94

96

88

100

702

104

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8. August 1885.

Hier

liche Haltbarkeit im seitlichen Verbande gewährt. wirkt nicht die gröfsere Adhäsion des Mörtels, sondern auch dessen Cohäsion an denjenigen Stellen, wo die Mörtelbolzen eindringen, und geben sie dadurch dem Mantel eine weit gröfsere Haltbarkeit gegen das Reissen, als durch eiserne Ringe erzielt werden könnte. Wer in der Praxis beobachtet hat, wie häufig das Reissen von Kaminen schwere Unkosten und Betriebsstörungen hervorruft, der wird die Wichtigkeit dieses Umstandes nicht unterschätzen.

Dieses war der erste Grund, welcher mich veranlasste, zu meinen Kaminbauten gelochte Steine zu verwenden; ich lasse diese Steine aus reinem Thonmateriale pressen, damit sie der Witterung besser widerstehen, zumal ich bei Kaminen aus gewöhnlichen Ziegeln, welche eine Zeit lang aufser Betrieb standen, sehr oft die Erfahrung machte, dass dieselben an der Wetterseite zu viel Feuchtigkeit annahmen und sich der entgegengesetzten Seite zuneigten.

Die Abnahme der Wandstärke nach oben bis zu 13cm halte ich nur bei gelochten Steinen für zulässig. An und für sich wird ja durch diese starke Abnahme der Wandstärke der Schwerpunkt hinabgeschoben und die Standfestigkeit erhöht; indessen dürfte bei vollen Steinen die Haltbarkeit im seitlichen Verband in Frage kommen, da dieselben selbst bei 25cm oberer Wandstärke noch nicht dieselbe Adhäsion im Mörtel haben wie gelochte Steine bei 13cm Wandstärke.« 1) Hr. Oeking macht Mitteilung über eine kürzlich besichtigte unterirdische elektrische Eisenbahn.

»Ueber Tage treibt eine liegende Maschine, welche früher zur Wasserhaltung diente, gegenwärtig aber bei weitem nicht ausgenutzt wird, eine Dynamomaschine. Von hier aus sind die beiden Kabel in den Schacht hinunter bis auf die 180m

1) Zu diesen Mitteilungen des Hrn. Custodis ist der Redaction von Seiten des Hrn. v. Hänel folgendes zur Veröffentlichung zu

gegangen.

>>Zu der obigen etwas spät kommenden Entgegnung auf meine zwei Jahre früher abgegebene Aeufserung erlaube ich mir, da durch die gütige Mitteilung des Manuscriptes mir hierzu Gelegenheit geboten wird, folgendes zu bemerken:

1. Die mir damals vorgelegten beiden Fragen, deren Beantwortung ich auf Ersuchen des Vorsitzenden des Württembergischen Bezirksvereines übernommen hatte, bezogen sich nur auf die Stabilität der Schornsteine. Ich habe daher keine Veranlassung gehabt, mich über die sonstigen Vor- und Nachteile der Hohlsteine zu äussern, auch nicht über die Wirksamkeit der Mörtelbolzen gegen das Reifsen der Schornsteine, welche übersehen zu haben, mir Hr. Custodis vorwirft.

2. Die Fragen waren allgemein gestellt, ohne Bezeichnung bestimmter Materialien oder Ausführungsweisen. Ich habe daher ebenfalls einen ganz allgemeinen, rein principiellen Standpunkt eingenommen, ohne irgend ein bestimmtes Fabrikat im Auge zu haben oder gar einen Namen zu nennen, und musste das um so mehr thun, als mir zu meinem Berichte nur kurze Zeit und keinerlei andere Unterlage zur Verfügung stand, als eine Pauszeichnung des Grundrisses solcher Steine in kleinem Mafsstabe. Meine Aeufserang bezieht sich daher keineswegs speciell auf die Schornsteine des Hrn. Custodis, welche ich ebenso wenig näher zu kennen die Ehre habe, als Hrn. Custodis selbst, und wenn dessen Name in jenem Sitzungsbericht überhaupt genannt ist, so ist das nicht von meiner Seite geschehen, sondern in der aufserhalb meines Berichtes stehenden Wiedergabe eines behördlichen Schriftstückes.

3. Von meinem principiellen Standpunkt aus musste ich selbstverständlich alle übrigen Umstände in beiden Fällen gleich annehmen, also auch gleiches specifisches Gewicht der Backsteinmasse. Vergleicht man aber, wie Hr. Custodis, Hohlsteine aus schwerem und Vollsteine aus leichtem Material, so muss natürlich das Ergebnis zugunsten der Hohlsteine anders werden.

4. Bei der Schwierigkeit, in einem so complicirten und von so mancherlei Umständen abhängigen Fall ein allgemein richtiges Urteil zu fällen, habe ich mich in meiner Schlussfolgerung absichtlich einer vorsichtigen Ausdrucksweise »>im allgemeinen« bedient, wodurch ja Ausnahmen von der Regel nicht ausgeschlossen sind. Sollten die Schornsteine des Hrn. Custodis zu diesen Ausnahmen gehören, auf welche mein ungünstiges Urteil nicht passt, so wünsche ich ihm und seinen Abnehmern von Herzen Glück dazu.

5. Ohne auf alle Einzelheiten meines Berichtes zurückkommen, will ich nur an die vorausgeschickte Bemerkung erinnern, dass der Einfluss der fraglichen Hohlräume offenbar mit abhängt »von der Art der Ausführung, insbesondere vom Grade der Ausfüllung dieser Hohlräume mit Mörtel«. Im ungünstigsten, aber nach Hrn. Custodis

tiefe Fördersohle geleitet. Die elektrische Eisenbahn erstreckt sich hier in einem Hauptquerschlag vom Schachte aus auf eine Länge von 750m. Als Geleise dient das gewöhnliche Grubengeleise, auf welchem die Grubenlocomotive mit 18 beladenen bezw. leeren Wagen läuft, welche im ersten Falle je 1000kg Bruttogewicht entsprechen, wozu das Eigengewicht der Locomotive mit etwa 5000kg hinzuzurechnen ist. Im First des Querschlages ist die durch Isolatoren aufgehängte Contactleitung aus zwei L-Eisen hergestellt und steht mit der Dynamomaschine durch die beiden Kabel in Verbindung. An der Contactleitung befinden sich zwei verschiebbare Schlitten (Contactschlitten), an welche zwei kurze Kabel einerseits angeschlossen sind, andererseits nach der Locomotive führen; bei der Bewegung des Zuges werden die Contactschlitten ebenfalls mitgezogen. Die Bedienung des Zuges geschieht durch eine Person (Maschinist), und beträgt die Geschwindigkeit des beladenen Zuges 3m in 1 Sekunde. Eine gröfsere Fahrgeschwindigkeit einzuführen, hat sich mit Rücksicht auf die schmalspurigen Geleise sowie durch das Vorhandensein mehrerer starker Curven als nicht zweckmässig erwiesen.

Im Juli 1883 wurde diese Anlage in Betrieb gesetzt; allein die Versprechungen, die man sich von derselben gemacht hatte, sollten nicht so bald in Erfüllung gehen. Nach der Inbetriebsetzung stellten sich alsbald bedeutende Störungen und Schwierigkeiten ein, die z. T. mit den örtlichen Verhältnissen zusammenhingen, z. T. aber auch unberücksichtigt gelassen waren, so dass man nahe daran war, die Anlage aufzuheben und als verloren zu betrachten. Dem unermüdlichen Eifer der Beamten ist es jedoch zuzuschreiben, dass die Anlage schliesslich doch das geworden ist, was sie »denkbar unmöglichsten« Falle, den ich nur deshalb vorangestellt habe, weil er der einfachste ist, können die Hohlräume wegen Verminderung des Gesammtgewichtes und der Mörteladhäsionsfläche nur ungünstig wirken; das scheint auch Hr. Custodis zuzugeben. Andererseits habe ich die Möglichkeit einer günstigen Einwirkung der Höhlungen im Falle vollständiger Mörtelausfüllung ausdrücklich hervorgehoben. Die Meinungsverschiedenheit bezieht sich also nur auf den mittleren, »praktisch wahrscheinlichsten« Fall, der nach Hrn. Custodis in der That der gewöhnliche zu sein scheint, wo nämlich der Mörtel in die Hohlräume eindringt, ohne sie jedoch ganz auszufüllen, also keine durchgehende Mörtelbolzen, sondern nur getrennte Zapfen bildet. Dabei kommt es natürlich auf die seitliche Adhäsion dieser Zapfen an, welche je nach Umständen verschieden sein kann, und über welche in jedem besonderen Falle nur directe Versuche genauen Aufschluss geben können. In Ermangelung solcher denn die oben angeführten hat ja Hr. Custodis erst viel später anstellen lassen musste ich mir meine Ansicht darüber selbstständig bilden, und diese ging dahin, dass die seitliche Berührung und Adhäsion zwischen Zapfen und Lochwand im allgemeinen nur leicht und unzuverlässig sein werde, es sei denn, dass in irgend einer Weise nachgeholfen werde, was aber beim gewöhnlichen Mauern nicht geschieht z. B. durch Druck auf die horizontale Stirn- oder Endfläche des Zapfens. Hr. Custodis widerspricht dieser Ansicht und beruft sich dabei auf die übrigen Versuche, die allerdings eine bedeutende Seitenadhäsion, aber auch gröfsere Adhäsionsschwankungen erkennen lassen, als bei Voll

steinen.

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Abgesehen davon, dass solche Versuche doch immer gröfsere Festigkeitswerte ergeben, als in der Praxis zu erreichen sind, wären die hier vorliegenden doch nur in dem Fall als mafsgebend anzuerkennen, wenn die dabei verwendeten Probestücke in einer der Maurerpraxis entsprechenden Weise, insbesondere ohne Druck auf die Zapfen, vorbereitet worden sind. Es würde sich dies nur aus einer genauen Beschreibung der Versuche beurteilen lassen, für deren Mitteilung ich deshalb Hrn. Custodis recht dankbar wäre. Sollten seine Mörtelzapfen auch in der Praxis günstiger wirken, als ich angenommen habe, so könnte mich das in seinem und seiner Abnehmer Interesse nur freuen.

Die vorstehenden Bemerkungen, welche ich leicht weiter ausführen könnte, fürchtete ich nicht, den geneigten Leser mit einer wenig wichtigen Sache ungebührlich aufzuhalten, werden genügen, um klar zu stellen, dass und warum ich meine frühere Aeufserung im allgemeinen gegen Hrn. Custodis aufrecht erhalten muss, dass ich aber trotzdem geneigt bin, im einzelnen Falle mich durch massgebende Versuche eines besseren belehren zu lassen. Für Hrn. Čustodis lag aber gewiss kein hinreichender Grund vor, meinen rein sachlich gehaltenen Ausführungen in persönlich gereiztem Tone gegenüber zutreten.

Stuttgart, im Juli 1885.

Dr. v. Hänel.

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