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Man könne übrigens, wenn man aus irgend einem Grunde das gewöhnliche bisher benutzte Luftgas 1) anwenden wolle, einen Generator allein und ohne Umkehrung betreiben, nachdem man vorher die nötigen Verbindungen zwischen den Kanälen hergestellt habe. Der Ofen könne auch ebenso gut als Wärm- und Schweifsofen benutzt und die Flamme in diesem Falle an einem Ofenende, anstatt in der Mitte, eingeführt werden.

Der Vortragende widerspricht der oft gehörten Ansicht, dass der Abbrand bei Anwendung von Wassergas in Eisen- und Stahlschmelzöfen durch Wiederzersetzung des bei der Verbrennung gebildeten Wassers durch das Metall gröfser werden müsse. Versuche hätten dargethan, dass diese Rückzersetzung in diesem Falle nicht einträte; das folge schon aus der Möglichkeit der Schweifsung von Kesselblechen durch Wassergas. Die dem Vortrage sich anschliefsende Besprechung brachte folgende Ansichten zu Tage.

H. M. Howe, Boston, ist nicht der Ansicht des Vortragenden, dass die Schwierigkeit der Anwendung von zweiräumigen Luft- und Gaserhitzern, wie solche von Ponsard und Swindell (?) construirt seien, darin ihren Grund hätten, dass man in dem Schmelzraume keine genügende Hitze erlangen könne. Wenn man den Oefen dieser Erfinder zweckentsprechende Masse gebe, dann könne man darin Temperaturen erreichen, denen kein feuerfestes Material widerstehen könne. Der hauptsächlichste und durchschlagende Nachteil dieser Ofen- und Erhitzeranordnung sei der, dass die Wärme der Abhitze nicht vollständig auf das Gas und die Luft übertragen werden könne, auf welcher Uebertragung bei den Regenerativöfen die grofse Brennstoffersparnis beruhe. In den zweiräumigen Erhitzern könne die Wärme der Abhitze darum nicht vollständig auf Gas und Luft übertragen werden, weil sich zwischen denselben die schlecht leitende Trennungswand befinde, die Erwärmung also nur so lange eintreten könne, als die Abhitze wesentlich viel wärmer sei. Bei den einräumigen Erhitzern des Systems Siemens dagegen sei die Uebertragung nicht durch die Notwendigkeit der Durchdringung von Mauerwerk behindert. Die Abhitze werde auf dieselbe Oberfläche der Steine übertragen, von welcher das Gas und die Luft sie wiederaufzunehmen hätten.

Hierzu erlaubt sich der Berichterstatter zu bemerken, dass diese Darstellung doch auf einer unrichtigen Vorstellung beruht. Die Abhitze bleibt nicht, wie die Elektricität, nur auf der Oberfläche der Steine haften und wird von dieser von Gas und Luft nur so wieder abgestreift. Die Wärme der Abhitze muss auch in den einräumigen Siemenserhitzern einmal die Arbeit des Eindringens in den Stein und dann, nach der Zugumkehrung, wiederum in Zurücklegung desselben Weges die Arbeit des Austrittes aus dem Stein und des Uebertrittes an das Gas und die Luft gerade so gut verrichten wie bei einem zweiräumigen Erhitzer, bei welchem die Wärme nur einmal und in einer Richtung den Weg durch die trennende Steinwand zurückzulegen hat. Uebrigens ist der Redner (Howe) zu entschuldigen; der Berichterstatter hat noch von niemandem eine andere Ansicht gehört. Er kennt Oefen mit zweiräumigen Erhitzern, welche im Wettbewerbe mit Siemens - Regenerativ-Oefen arbeiten und ohne Berücksichtigung des mit ersteren erzeugten Dampfes nur die Hälfte des Wertes an Kohlen gebrauchen.

Ponsard's und Swindell's Anordnungen haben nach dem Redner dagegen den Vorteil, dass der Generator dem Ofen sehr nahe liegen könne, so dass ein sehr grofser Teil der entwickelbaren Wärme des Brennstoffes, welche in dem Generator fühlbar geworden sei, in den Wärmeverbrauchsort des Ofens geführt werden könne. Er fürchtet, es würde Lilienberg schwer werden, diesen mildernden Umstand bei seinem Ofen auszunutzen.

Das Wassergas im allgemeinen anlangend, so hat der Redner es nie verstehen können, wie dasselbe neben gewöhnlichem, also Luftgas, solle bestehen können. Die Wassergasgeneratoren müssten notwendigerweise viel gröfser sein, und der Verlust an Wärme durch Strahlung aus deren Oberfläche müsse deshalb in demselben Verhältnis auch grösser sein als bei Luftgas-Generatoren.

1) Der Vortragende nennt es merkwürdigerweise Siemens- Gas, so dass er also auch von Siemens-Elektricität sprechen könnte.

deutscher Ingenieure.

Prof. T. Egleston, New-York: Die Generatoren, welche er in Essen gesehen, wo er im letzten Jahre die hüttenmännische Verwendung von Wassergas studiert habe, seien ausserordentlich klein gewesen, und es seien darin nur Zinder verbraucht worden. Ausserdem seien diese Generatoren aufsen kälter als andere Generatoren. Die Wartung von zweien erfordere einen Arbeiter. 1)

Howe: Wenn der Wassergasgenerator für den betreffenden Zweck sehr klein gewesen sei, dann würde zweifellos ein noch viel kleinerer gewöhnlicher Generator genügt haben. Ausserdem sei jedem bekannt, dass in Luftgas - Generatoren viel schlechterer Brennstoff verbraucht werden könne, als in solchen für Wassergas, und dass die ersteren viel kälter gehalten werden könnten, als die letzteren, welche, während Wind eingeblasen würde, sogar übermäfsig heifs seien. Es scheine ihm klar, dass Luftgas-Generatoren wesentlich kleiner als Wassergasgeneratoren gemacht werden können, und dass demgemäls der nicht unbedeutende Verlust durch Strahlung bei letzteren grösser sein müsse.

W. E. Mattes, Seranton, fragt, ob der Dampf überhitzt sein müsse?

Lilienberg antwortet, dass dies versucht sei, dass darin aber nicht so viele Vorteile gelegen, als man erwartet hätte. W. F. Durfee, Bridgeport, äufsert, die zweiräumigen Erhitzer bei Stahlschmelzöfen würden durch das übergerissene Eisenoxyd zerstört und seien nicht wieder herstellbar. Bei den sog. Siemens - Regeneratoren sei dies leicht, und bei der von Lilienberg angegebenen Anordnung scheine ihm die Erneuerung auch leicht. Der Redner führt noch einen Punkt an, welcher ihm für Siemens- und ähnliche Generatoren von Interesse zu sein scheint, nämlich die Verwendung von Mischungen von Gaskohlen mit 25 bis 30 pCt. Anthracit oder Koksstaub. Diese Mischungen gewähren den Vorteil, dass das aus dem Anthracit oder Koks erzeugte Kohlenoxyd die Teerdämpfe verdünne und sie, ohne Störungen zu verursachen, in den Ofen führe. Während die Teere der ohne diesen Zusatz erzeugten Gase die Gaskanäle in kürzester Zeit verstopfen, geschehe dies bei den mit dieser Kohlenmischung betriebenen Generatoren nie! Fritz W. Lürmann.

Siederohr-Dichtmaschinen.

Die stete Steigerung des Dampfdruckes in den neueren Schiffskesseln, die Verwendung kupferner Feuerbüchsen in Torpedobootskesseln, vor allem aber die Einführung des künstlichen Zuges haben zu wiederholten Versuchen Veranlassung gegeben, um eine möglichst zweckmässige Art des Eindichtens der Kesselröhren ausfindig zu machen. Bei allen Versuchen dieser Art spielte neben dem Umbörteln der Röhren oder dem Eintreiben von Rohrringen oder dem Einschrauben der Röhren in die mit Gewinde versehene Rohrwand das Aufwalzen der Röhren in der Rohrwand die Hauptrolle. Es ist daher sehr erklärlich, wenn man dem Geräte, mit dem die letztere Verrichtung ausgeführt wird, in neuerer Zeit erhöhte Aufmerksamkeit zuwandte und Verbesserungen desselben erstrebte. Die hauptsächlichsten der in Gebrauch gekommenen Siederohrdichtmaschinen sind, nach ihrem Alter geordnet, folgende vier:

1. Die Siederohrdichtmaschine von Dudgeon,
>> Hamann,

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2. »

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3.

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4. >>

1. Die Siederohrdichtmaschine von Dudgeon ist amerikanischen Ursprunges und im Jahre 1867 von dem Ingenieur Hudson nach England gebracht, wo sie zuerst von der Nord-Londoner Eisenbahn für ihre Locomotivkessel verwendet wurde. Dudgeon nahm die Fabrikation dieser Maschinen in England auf und fertigte sie, wie Fig. 1 zeigt, anfänglich mit 4 Walzen für kleinere und mit 6 Walzen für gröfsere Rohrdmr. Die Einrichtung des Instrumentes ist eine sehr einfache. Ein Hohlcylinder a aus Stahl, dessen Dmr. etwas kleiner als der des zu dichtenden Rohres sein muss,

1) Z. 1885 S. 499.

1. August 1885.

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gedreht und endigen in kleinen Zapfen, damit sie sich in der Walzenkammer nicht verschieben können. Ihr cylindrischer Teil ist etwas länger, als die Rohrwand stark ist. Durch den Dorn d werden die Walzen aus einandergepresst, indem man gegen das Ende desselben mit einem Hammer schlägt. Dreht man nun den Dorn mittels eines auf das obere Vierkant desselben gesteckten Schlüssels, so drehen sich die Walzen und pressen das Rohr fest in die Rohrwand. Der Stellring e, welcher durch die Schraube ƒ und die rings um den Cylinder a gebohrten Löcher g von der Rohrwand entfernt oder derselben genähert werden kann, verleiht den Walzen je nach der Stärke der Rohrwand die richtige Lage in den zu erweiternden Röhren. Diese älteste Siederohrdichtmaschine besafs noch viele Uebelstände, denen nach und nach abgeholfen wurde, so dass die verbesserte Dudgeon-Maschine, Fig. 2, entstand. Bei derselben ist der Dorn an seinem unteren Ende mit einem

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Splinte versehen, um ihn gegen das Herausfallen zu schützen, und am oberen Ende statt eines Vierkantes, zur Aufnahme eines Schlüssels oder einer Knarre, mit rundem Kopf und über Kreuz durchgebohrten Löchern zum Durchstecken einer Hebelstange ausgeführt. Ferner ist die Verschlussmutter c der Walzenkammer, welche sich zuweilen beim Arbeiten löste, durch eine von drei Kopfschrauben gehaltene Scheibe ersetzt. Ausserdem wird der Stellring durch einen seitlich in den Cylinder a eingebohrten Stift festgehalten. Die wesentlichste Verbesserung ist aber die Einführung konischer Walzen, deren Konus demjenigen des Dornes entsprechend gehalten ist. Die Walzen werden beim Verschieben des Dornes parallel zur Achse der Röhren nach aufsen gedrückt und pressen die Röhren über die ganze Stärke der Rohrwand gleichmässig an, während

die älteren Dudgeon - Apparate mit cylindrischen Walzen das Rohr nur mit ihrer inneren Kante festkniffen. Um dieses Festkneifen zu verringern, musste man den Konus sehr schlank und die Dorne daher sehr lang machen. Bei den konischen Walzen können die Dorne kürzer sein und einen stärkeren Konus erhalten; sie spannen hierdurch die Walzen schneller an.

von

2. Die Siederohrdichtmaschine Hamann, welche in Fig. 3 abgebildet ist, hat vor den Dudgeon-Maschinen den grofsen Vorzug, dass der Dorn nicht mehr stofsweise durch Hammerschläge, sondern allmählich mittels Anschraubens zwischen die konisch gedrehten Walzen geschoben wird, deren Zahl auf drei vermindert wurde. Eine Vereinfachung hat der Apparat dadurch erfahren, dass der untere Verschluss der Walzenkammer (c in Fig. 1 und 2) fortgefallen ist. Die Walzen werden vor dem Einsetzen des Dornes in ihre Sitze gelegt und später durch den Dorn selbst in denselben festgehalten. Der Stellring ist durch Kopfschrauben auf dem Walzengehäuse verstellbar. Die Hamann'schen Siederohrdichtmaschinen bilden den Dudgeon - Maschinen gegenüber einen sehr wesentlichen Fortschritt, insofern man mit denselben leckende Röhren eines unter Dampf stehenden Kessels unbedenklich nachdichten kann,

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der

was mit den letzteren wegen gegen den Dorn zu führenden Hammerschläge durchaus nicht thunlich ist, wenn man sich nicht dem Leckspringen anderer Röhren infolge der eintretenden Erschütterungen aussetzen will.

3. Die Siederohrdichtmaschinen von Lohf, welche derselbe in seiner Fabrik in Berlin neben Dudgeon- und HamannMaschinen fertigt, sind aus dem Bestreben hervorgegangen, ein Werkzeug zu schaffen, mit welchem sich Röhren von verschiedenen Weiten eindichten lassen, während die vorbeschriebenen Maschinen nur je für eine bestimmte Rohrweite benutzt werden können. Lohf construirte daher zunächst die von ihm als combinirte Siederohr-Dichtmaschine bezeichnete, in Fig. 4 dargestellte Maschine. Dieselbe hat die Einrichtung einer Hamann'schen Maschine mit 2 vor einander gelegten Walzenkammern verschiedenen Durchmessers, deren Walzen durch einen und denselben Dorn auseinander gepresst werden und auch nur einzeln zur Anwendung kommen. Diese Maschinen Fig. 4.

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sollen die Stelle von 4 bis 5 der gewöhnlichen Construction

ersetzen.

Später hat sich Lohf eine Siederohrdichtmaschine mit expandirendem Walzengehäuse patentiren lassen, welche in Fig. 5 abgebildet ist. Die Expansion des Walzengehäuses erfolgt durch Anwendung zweier verschiedener HebelFig. 5..

deutscher Ingenieure.

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systeme und hat den Vorzug, dass die Walzen immer in ihrer Lage verbleiben, wodurch ein Ausleiern ihrer Sitze vermieden wird. Eine solche Maschine soll etwa 10 Stück der anderen gebräuchlichen Arten ersetzen. Es erscheint indessen zweifelhaft, ob sich diese Maschinen so allgemein Bahn brechen werden, wie die einfachen Dudgeon- und Hamann-Apparate es vorher gethan haben. Die Lohf'schen Maschinen fallen schwerer aus als die vorgenannten und verlieren dadurch den Vorzug, ein leichtes und handliches Werkzeug zu sein. Man wird daher mit den einfacheren Apparaten schneller arbeiten, ein Umstand, der wohl für den normalen Kesselschmiedebetrieb Ausschlag gebend sein dürfte, umsomehr als diese Patent-Siederohrdichtmaschinen etwa dreimal so viel wie die einfachen Maschinen kosten. Für einen mit Haupt-, Hilfsund Beibootskesseln versehenen gröfseren Dampfer verursacht es also dieselben Kosten, ob derselbe, wie bisher allgemein üblich, mit drei Apparaten der einfacheren Art, je einen für jeden Kesseltyp, oder mit einer Lohf'schen Patentmaschine ausgerüstet wird. Meistens würde es dann immer noch höchst fraglich sein, ob die letztere, mit Rücksicht auf die Hauptkessel beschaffte, in den engen Feuerbüchsen und Rauchkammern der Beibootskessel überhaupt zu benutzen wäre.

4. Die Siederohrdichtmaschine von Tully ist in neuerer Zeit in England und Deutschland patentirt und wird in letzterem Lande von Gerdes & Co. in Schwelm fabricirt. Bei derselben (Fig. 6) greift um den mit einem Sperrrade b in einem Stücke hergestellten Hohlcylinder a die Knarre c, welche durch den Ring d am Abstreifen gehindert ist. In dem Cylinder a steckt die Hülse e, welche mit einer Nute versehen ist, in die eine Schraube ƒ greift. Die letztere ver

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Beim Zurückdrehen der Spindel g nimmt die Schraube s, welche in eine rings um den Dorn eingedrehte Nute greift, den letzteren mit. Der Stellring k kann wie bei den Hamann'schen Maschinen mittels Kopfschrauben auf dem Walzengehäuse verstellt werden. Durch diese Einrichtung verbindet die Tully'sche Maschine mit allen Vorteilen der Hamannschen noch zwei bemerkenswerte Vorzüge. Erstens ist der Angriffspunkt der die Walzen bewegenden Kraft, d. i. der Knarrhebel, so nahe an die letzteren gerückt wie bei keiner anderen Maschine, wodurch sie bedeutend an Handlichkeit gewinnt, und zweitens ist die drehende Bewegung des Dornes von derjenigen des ganzen übrigen Apparates vollkommen unabhängig gemacht, wodurch die zu überwindende Reibung sehr beträchtlich verringert wird. Aus beiden Umständen kann die Tully'sche Siederohrdichtmaschine daher schneller und leichter als alle übrigen arbeiten.

Sitzungsberichte der Bezirksvereine. Eingegangen 29. Juni 1885.

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Wenn wir uns ad I auch nicht grundsätzlich gegen eine gelegentliche Besprechung besonders wichtiger Rechtsentscheidungen aussprechen wollen, so wird man doch zugeben müssen, dass der Raum der Zeitschrift für die Durchführung des Antrages I nicht ausreicht und besser für näher liegende Dinge zu erhalten ist. Gegen den Antrag II verhält sich die Commission durchaus ablehnend. Das Vereinsinteresse steht der Beteiligung an Streitigkeiten schnurstracks entgegen. Ueberdies kann bei dem grofsen Umfange der technischen Wissenschaften von wirklichen Sachverständigen nur für jeden besonderen Fall ad hoc die Rede sein; unmöglich und in sich widersinnig sind technische Schiedsgerichte von allgemeiner Verwendbarkeit.«

Die Versammlung erklärt sich mit den vorgetragenen Ansichten der Commission einverstanden und genehmigt nach Vortrag des Hrn. Pützer und nach kurzer Verhandlung über den Antrag des Hamburger Bezirksvereines, betr. die Umgestaltung der Zeitschrift, folgende Resolution:

b) »Der Aachener Bezirksverein kann sich aus naheliegenden sachlichen Gründen dem Antrage des Hamburger Bezirksvereines nicht anschliefsen; derselbe wünscht den wissenschaftlichen Charakter der Zeitschrift beizubehalten. Die Zeitschrift ist erst vor Jahresfrist wesentlich verändert worden und bedarf in ihrer neuen Gestalt zunächst der Ruhe und ungestörter Pflege. <

1. August 1885.

Hr. Pützer fährt fort:

c) Die im Auftrage der XXV. Hauptversammlung vom Hannoverschen und Niederrheinischen Bezirksvereine bezüglich der Berechtigungen der Realgymnasien verfassten Resolutionen

gehen nach unserem Dafürhalten zu weit. Die in den letzten 50 Jahren vorzugsweise aus der Initiative der Communen hervorgegangenen Realgymnasien haben ihren Sitz besonders in den grofsen Industriemittelpunkten des Vaterlandes. Noch heute sind mehrere preussische Provinzen von solchen Anstalten fast gänzlich entblöfst, während die alt- und festbegründeten Gymnasien dem Bedürfnisse entsprechend über das ganze Land verbreitet sind. Die Zulassung zu den technischen Studien heute schon von der Absolvirung des Realgymnasiums abhängig machen, hiefse den Beteiligten eine unverantwortliche Last aufbürden. Das Realgymnasium hat sich durch seinen immer weiter drängenden Mitbewerb um die »Berechtigungen<< schon erheblich von seiner ursprünglichen Aufgabe entfernt. Im Fortschreiten auf dieser Bahn wird seine Lehrverfassung sich der des Gymnasiums immer mehr nähern; vielleicht auch kommt letzteres ihm dabei auf halbem Wege entgegen. Ihre Commission glaubt nicht zur Erschwerung des technischen Berufsstudiums mitwirken zu sollen. So lange der Andrang zum Staatsdienst alles Mafs überschreitet, darf und soll der Staat sich in seinen Anforderungen bezüglich der allgemeinen Vorbildung seiner Diener jeden Luxus erlauben; die deutsche Industrie darf dies, falls sie mit dem Auslande concurriren muss, hinsichtlich ihrer Beamten nicht, und es ist augenscheinlich nur noch eine Frage der Zeit, ob und wann es sich empfehlen werde, den technischen Studiengang für den Dienst der Industrie von dem für den Staatsdienst wieder loszulösen. Mag dann die Technische Hochschule in die Universität aufgehen, die Industrie wird das ihr auf den Leib zugeschnittene Gewerbeinstitut zurückverlangen. Ihre Commission empfiehlt hiernach, sich auf folgende Erklärung: »Das Realgymnasium und die Oberrealschule bieten die beste Vorbereitung für den Besuch der Technischen Hochschule <<

zu beschränken, alle weiter gehenden Ansprüche und Forderungen der genannten Vereine dagegen entschieden abzulehnen.<<

Die sich hieran anschliefsende Verhandlung, an welcher sich die Herren Wüllner, v. Gizycki, Schulz, Dürre, Stahlschmidt und Pützer beteiligen, ergiebt die Annahme nachstehender Erklärung:

>> Der Aachener Bezirksverein erkennt das Realgymnasium als gute Vorbereitungsanstalt für den Besuch einer technischen Hochschule an, ist jedoch nicht in der Lage, eine derjenigen Schulen, welche zur Zeit für das Hochschulstudium vorbereiten, als die beste zu bezeichnen.<<

Hr. Pützer berichtet weiter:

»d) Bezüglich der praktischen Ausbildung der Maschinentechniker

verwerfen wir die Aufstellung von Vorschriften und Anleitungen, da der Industrie mit Schablonen und Schablonenmenschen nicht gedient ist. Ferner fordert die praktische Ausbildung der Techniker des Berg- und Baufaches gleiche Beachtung wie die der Maschinenbauer. Dementsprechend würde folgende Resolution als Wahlspruch des Ingenieurvereines zu empfehlen sein und vollkommen genügen:

>>Die praktische Ausbildung der angehenden Techniker, zu welcher die Industriellen im eigenen Fachinteresse ausreichende Gelegenheit zu bieten haben, ist unerlässlich und soll dem theoretischen Berufsstudium womöglich voraufgehen.«

von

Nachdem die Versammlung diese letzte Resolution genehmigt, berichtet Hr. Dürre über die neue Heizmethode Fr. Siemens in Dresden, welche durch 3 Vorträge des Genannten, in Chester, Berlin und Düsseldorf, sowie durch eine besondere Broschüre bekannt geworden sei, und welche eine sehr scharfe Kritik sowohl in der Vereinsschrift als auch in der Zeitschrift » Stahl und Eisen« erfahren habe.1)

1) Z. 1884 S. 873.

Das Urteil der Gascommission wird nach reiflicher Erwägung sich dahin formuliren lassen, dass die von Fr. Siemens hervorgehobenen Vorzüge in der neueren Bauart der sogenannten Regenerativöfen unzweifelhaft überall vorhanden sind, wo diese neuere Bauart die älteste mehr auf Hypothese als auf wirklicher Erfahrung beruhende Construction verdrängt habe, dass aber ebenso zweifellos die in den genannten Vorträgen sowie in der besonderen Schrift angeführten Verbesserungen nicht als planmäfsige Erfindungen eines Einzelnen anzusehen seien, sondern dass verschiedene Erfahrungen an sehr vielen verschiedenen Orten dazu geführt hätten, diese Aenderungen nach und nach einzuführen.

Die theoretischen Ansichten, welche Fr. Siemens in seinen Vorträgen vorbringt, um die Folgerichtigkeit seiner angeblichen Constructionsideen zu beweisen, die Ansichten von der Wärmestrahlung der Flamme, von den elektrischen Entladungen, aus denen die Flamme bestehen soll, und welche Schuld sein sollen an der Zerstörung der geheizten Wandflächen, endlich von der ganzen Teilung des Verbrennungsprocesses der Gase in das active und das passive Stadium, sind an sich der Erörterung fähig und bei näherer Betrachtung auch vielleicht für die Theorie der Verbrennungserscheinungen wertvoll, einstweilen aber sind es doch nur Hypothesen. Für die Ausführung und den Betrieb der Regenerativöfen bleibt als der einzige praktische Umstand erkennbar die Vergröfserung des Heizraumes durch Erhöhung des Gewölbes über dem Herd und die dadurch bewirkte hinlängliche Entfernung der noch activen Flamme von den Einsätzen, welche lediglich durch Strahlung der Flamme selbst erwärmt werden sollen. Es dürfte nicht schwer nachzuweisen sein, dass vom ersten Augenblicke der Einführung der Regenerativfeuerung jene Heizraumvergröfserung sich nach und nach schon aus Gründen der Haltbarkeit allmählich vollzogen hat, dass aber dabei mehr die Räume über den Einströmungsöffnungen als die über der Herdmitte eine Erweiterung erfuhren, wodurch auch die Verbrennung sehr rasch eine vollkommene wurde und dann doch nur gesättigte oder neutrale Flammen den eigentlichen Heizraum passirten, welche dann ganz ruhig die Einsätze berühren konnten.

In einer kurzen Verhandlung wird von seiten mehrerer Mitglieder den von Hrn. Dürre vorgetragenen Ansichten beigestimmt. Auf Vorschlag des Hrn. Bilharz wird Hr. Jul. Meyer an die Stelle des ausscheidenden Hrn. Intze als neues Mitglied in die Gascommission gewählt.

Hr. Schulz giebt einige praktische Winke für diejenigen Mitglieder, welche die Absicht haben, die Antwerpener Ausstellung zu besuchen; es sei ratsam, sich vorher die Kataloge kommen zu lassen und dieselben zu studiren, da in einigen die Gegenstände nicht nach Klassen geordnet seien.

Eingegangen 26. Juni 1885. Berliner Bezirksverein. Versammlung vom 3. Juni 1885. - Vorsitzender: Hr. Pütsch. Schriftführer: Hr. Cramer. Anwesend etwa 70 Mitglieder.

Durch Erheben von den Sitzen ehren die Anwesenden das Andenken des am 19. Mai verstorbenen Mitgliedes Hrn. Ing. Fischer. Zu dem Antrage des Hamburger Bezirksvereines: »Der Verein deutscher Ingenieure wolle die Summe von 3000 M für die Anbahnung von Versuchen über die Widerstandsfähigkeit von Dampfkesselflammröhren gegen äufseren Druck beschliessen«<, erstattet Hr. M. Westphal folgenden Bericht:

Die dem Sinne des Antrages entsprechenden Versuche von Fairbairn wurden angestellt mit Röhren von 10 bis 48cm Dmr., 48 bis 155cm Länge und gröfstenteils mit der sehr geringen Wandstärke von 1,1mm; nur wenige Versuchsröhren hatten eine Stärke von 3,2 bis 6,4mm. Ferner wurden Versuche gemacht auf den Werken der Leeds Forge Company mit glatten Röhren von 960mm Dmr., 2130mm Länge, 9,5mm Wandstärke und mit Fox'schen Wellröhren mit nahezu denselben Abmessungen.

An Formeln zur Berechnung der Wandstärke von Flammröhren sind zu nennen:

Die Formel des früheren preufsischen Kesselregulativs:

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Es ist nicht zu läugnen, dass die vorliegende Frage eine Lücke in der Ingenieurwissenschaft berührt, und dass es als ein Bedürfnis angesehen werden muss, durch Versuche zu einer brauchbaren Formel zur Bestimmung der Wandstärken von Flammröhren solcher Dmr. zu gelangen, welche die gewöhnlichen Masse stationärer Dampfkessel überschreiten. Bei den letzteren hingegen haben die bestehenden Formeln dank den grofsen Sicherheitscoëfficienten den Ingenieur bisher nicht im Stiche gelassen, auch ist kein Gewinn für den Fall zu erwarten, dass aus anzustellenden Versuchen sich die jetzt üblichen Wandstärken als zu stark, d. h. die Sicherheit als zu hoch erweisen sollte, da aus anderen praktischen Gründen kaum zu schwächeren Abmessungen gegriffen werden wird. Also nur für Flammrohre grofser Durchmesser, wie sie gegenwärtig bei Schiffskesseln Anwendung finden, wäre die Bedürfnisfrage anzuerkennen, und es würde auch wohl jeder Ingenieur schon des wissenschaftlichen Interesses wegen genaue Versuche mit Freuden begrüfsen. Erwägt man jedoch den Umstand, dass die kaiserlich deutsche Marine damit umgeht, Versuche anzustellen, dass ferner die beantragte Summe voraussichtlich kaum den zehnten Teil der Kosten solcher Versuche decken würde, wenn sie auch in bei weitem geringerem Umfange angestellt würden, als der Hamburger Bezirksverein andeutet, so wird man sich kaum entschliefsen können, für die Anbahnung von Versuchen, der voraussichtlich Resultate fehlen werden, eine solche Summe zu bewilligen. Hingegen wäre zu rathen, dass der Verein sein Interesse dieser Frage durch Aufstellung eines Programmes und durch kritische Besprechung der zu erwartenden Versuchsresultate zuwendete.<<

Hr. Petzsch bemerkt, dass die angegebenen Versuche der kaiserlichen Marine an Röhren von 1m Dmr., 2m Länge, 11 und 10mm Stärke bei 3mm Abnutzung, mit 1 bezw. 2 Stöfsen angestellt werden sollen, dass hierfür 1 Jahr und ein Aufwand von 15000 M in Aussicht genommen sei.

Die Versammlung schliefst sich einstimmig dem von Vorstande empfohlenen Vorschlage des Berichterstatters an, die Bewilligung von 3000 M zu gedachtem Zwecke abzulehnen.

Zum zweiten Antrage des Hamburger Bezirksvereines, betr. die Umgestaltung der Vereinszeitschrift, verliest der Vorsitzende folgendes vom Vorstande beschlossene Referat des Hrn. Herzberg: Der Antrag ist abzulehnen aus zwei Gründen:

1) weil eine wissenschaftliche Zeitschrift zur Erreichung der Ziele des Vereines unentbehrlich, und

2) weil das Urteil des Hamburger Bezirksvereines über die Zeitschrift durchaus unbegründet ist.

Der Verein deutscher Ingenieure bezweckt in erster Linie die Förderung der Ingenieurwissenschaft und der Technik sowohl in der Theorie als in der Praxis. Hierzu soll vorzugsweise neben den Jahresversammlungen eine allen Mitgliedern zugänglich gemachte Zeitschrift dienen, welche wissenswerte Abhandlungen aus allen denjenigen Gebieten bringt, auf welchen die Mitglieder des Vereines thätig sind. Sollte der Verein seine Aufgabe, den Intentionen des Hamburger Bezirksvereines entsprechend, schon dadurch zu erfüllen glauben, dass nur die in den Bezirksvereinen gehaltenen Vorträge publicirt und die für die Mitglieder bestimmten geschäftlichen Mitteilungen in einem bescheidenen Annoncenblättchen zum Abdruck gebracht würden, so würde er unzweifelhaft bald auf das Niveau einer lose zusammenhängenden Gesellschaft heruntersinken, die nicht einmal durch gemeinschaftliche materielle Interessen zusammengehalten wird, deren Mitglieder vielmehr nichts gemein haben würden als die Bezeichnung >>Ingenieur<<. Der Verein bezweckt durch die Zeitschrift, die Mitglieder aus dem oftmals sehr eng begrenzten Kreis ihrer Berufssphäre herauszuheben auf einen umfassenderen

höheren Standpunkt, indem er sich bestrebt, das Interesse derselben auch solchen Fragen zuzuwenden, die nicht unmittelbar innerhalb seiner eigenen Berufsthätigkeit liegen, und insbesondere, indem er ihnen zeigt, dass es auch viele Fragen von so allgemeinem technischen Interesse giebt, dass sie fast allen Ingenieuren als wissenswert erscheinen müssen. Nur dadurch ist es möglich, den Ingenieuren sich selbst gegenüber und nach aufsen hin diejenige Würdigung zu sichern, die allgemein erstrebt wird.

Wenn ich die Frage berühre, ob die Zeitschrift in ihrer gegenwärtigen Haltung diesen Ansprüchen genügt, so muss ich dieselbe, im Gegensatze zu der Ansicht des Hamburger Bezirksvereines, in vollem Masse bejahen. Ich weifs sehr wohl, dass nicht alle Artikel der Zeitschrift jedes Mitglied interessiren können, verlange dies aber auch garnicht, weil ich mir bewusst bin, dass unter den 5000 Mitgliedern sich viele hunderte befinden, welche sicherlich gerade den Artikel, dem ich kein Interesse abgewinnen kann, besonders würdigen. Ich stehe keinen Augenblick an, der Redaction gerade wegen der Vielseitigkeit ihrer gediegenen Originalartikel meine gröfste Anerkennung entgegen zu bringen. Wenn der Hamburger Bezirksverein vielleicht der Ansicht ist, dass die mathematischtheoretischen Abhandlungen, welche die Zeitschrift (übrigens in sehr begrenztem Masse gegen früher) bringt, gänzlich fortfallen können, so vergisst er, dass dem Vereine mehrere hundert Mitglieder angehören, die als Lehrer wirken, und welchen nicht nur Gelegenheit geboten werden muss, wissenswerte theoretische Untersuchungen in der Zeitschrift zu veröffentlichen, sondern die auch solche von anderen Theoretikern zeitweise in der Zeitschrift lesen wollen. Ich kann, abgesehen von dem sicherlich vielfach sehr unterschätzten absoluten Wert dieser Abhandlungen, solche Publikationen, so lange sie in angemessenen Grenzen sich halten, übrigens nur als durchaus im Interesse des Ingenieurstandes liegende Massnahmen betrachten, weil sie unzweifelhaft geeignet sind, die so überaus wünschenswerte Verbindung der Lehrer und Theoretiker mit dem praktischen Ingenieur zu wahren insbesondere im Hinblick darauf, dass diese Verbindung an der Berliner technischen Hochschule leider von Jahr zu Jahr lockerer zu werden scheint. Sollte vielleicht der Hamburger Bezirksverein sich zu der Beschwerde berechtigt erachten, dass das ihm so nahe liegende Gebiet des Schiffs wesens nicht genügend in der Zeitschrift vertreten sei, so dürfte zunächst zu fragen sein, was denn der Hamburger Bezirksverein seinerseits gethan hat, um auf diesem Gebiet der Zeitschrift Material zuzuführen? Die veröffentlichten Sitzungsberichte des Hamburger Bezirksvereines lassen bisher solche Bestrebungen in keiner Weise erkennen.

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Nach dem Gesagten ist es wohl überflüssig, die Irrtümer des Hamburger Bezirksvereines hinsichtlich der financiellen Ergebnisse seiner Vorschläge klarzulegen, obgleich dieselben eine Kritik herausfordern.

Die Versammlung genehmigt einstimmig die Auffassung des Vorstandes.

Dem Antrage des Hannoverschen Bezirksvereines über die praktische Ausbildung der Maschinentechniker empfiehlt der Vorstand unter vollinhaltlicher Zustimmung zu der a. a. O. gegebenen Gründen einfach beizutreten, was auch einstimmig angenommen wird.

Zum Antrage des Hannoverschen und Niederrheinischen Bezirksvereines, betr. die ausschliefsliche Berechtigung der Realgymnasialabiturienten zur Zulassung zu technischen Studien, verliest namens des Vorstandes Hr. Knoll die im folgenden begründete Gegenresolution, welche einstimmig angenommen wird.

>>Wenn auch nicht bestritten werden kann und soll, dass die Vorbildung für das Studium an technischen Hochschulen bezw. den Akademien des Forst- und Bergfaches unbedingt auf dem Realgymnasium eine geeignetere ist als auf dem humanistischen Gymnasium, so hiefse es doch den Gegensatz zwischen diesen beiden Hauptvorbildungsanstalten unnötig vermehren, wenn man gewissermassen als Repressalie langen wollte, dass den Gymnasialabiturienten der Zugang zu den technischen Hochschulen usw. verschlossen werden sollte, weil andererseits den Abiturienten der Realgymnasien das Studium an den Universitäten teilweise versagt ist. Abgesehen davon, dass ein solcher Antrag weder bei einer Regierung, noch bei den gesetzgebenden Körperschaften die geringste Aussicht

ver

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