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XXIX

Juli 1885

de Vathaire die Herstellung nur versucht hätte, würde auch er das Kunststück ebenso gut, wie dies in Schlesien und in Barrow geschehen sei, zuwegegebracht haben.

Terrenoire habe Legirungen von 10 bis 20 pCt. Silicium und 20 pCt. Mangan seit 1877 in hunderten von Tonnen nach Amerika, Russland, Schweden und Schottland an Hütten geliefert, welche sie bei dem Verfahren zur Herstellung blasenfreier Stahlgüsse gebrauchten.

Nach Pourcel's Ansicht ist eine Hauptbedingung zur Herstellung dieser Legirungen, wie schon oben gesagt, die Anwendung der Gestelle aus Graphitziegeln. Damit und mit einer regelmässigen Möllerung sei er in der Lage gewesen, monatelang Ferromangan zu machen, welches im Gehalte von 82 pCt. höchstens um 1 bis 2 pCt. geschwankt habe.

Zum Schlusse giebt Pourcel noch folgende Betriebsberichte. Nachdem man am 2. Februar 1876 einen Monat lang Spiegel von 20 pCt. erblasen, und bevor man zur Herstellung eines Auftrages von 40 proc. Ferromangan überging, versuchte man, eine Legirung von 74 pCt. aus einer Möllerung zu erzielen, von der man sonst nur ein Ausbringen von 60 pCt. erwarten konnte. Am 4. Februar erreichte man 73 pCt., am 5. Februar 74 pCt. und ferner 71 pCt. bei einer Production von 14t in 24 Stunden. Die Schlacken bestanden aus SiO3 18,20; CaO 37,50; BaO 9,25; Al2O3 4,55; Mn O 30,50, waren also aufserordentlich basisch. Der Koksverbrauch betrug 2600kg.

Im Monat April 1876 wurde in Terrenoire der Hochofen No. 3, mit Cowper'schen Winderhitzern versehen, zur Herstellung von Ferromangan benutzt. Nachdem man vom 23. April bis 25. Mai Bestellungen auf Legirungen von 42 bis 65 pCt. erledigt, wollte man 82 pCt. herstellen. Das scheiterte jedoch an dem geringen Gehalte der Manganerze, von welchen das reichste im Mittel nur 33,6 pCt. Mn hatte (es können an metallischem Mn höchstens enthalten: Mn O: 77,78, Mng O3: 70, Mng 04: 72,41, Mn O2: 63,64 pCt.). Trotzdem erzielte man, indem man nur 34 Gichten anstatt 52 beim Gang auf Bessemereisen bei einer Pressung von 120 mm und einer Temperatur von 750oC. niederblies, vom 21. Juni bis 4. Juli regelmässig 12t täglich mit 72, 75 und 77 pCt. Die Ausnutzung an Mn wechselte dabei von 64 bis 70 pCt. und betrug an einem Tage sogar 72 pCt. Der Koksverbrauch betrug 2700kg auf 1000kg Legirung und war keinmal niedriger als 2400kg. Ein Gichtsatz bestand aus 1200kg mit einem Gehalte von 37 pCt., und zwar einschliesslich 250 kg eines pulverförmigen regenerirten Manganchlorüres, welches infolge seiner Form allerdings grösstenteils mit den Gasen fortgeführt wurde.

Die Schlacken sollten nach der Berechnung enthalten: SiO3 117 kg, CaO 234 kg, Al2 O3 30kg, BaO 69kg, abgesehen vom MnO.

Die Schlacke, welche bei einer Legirung von 75 pCt. Mn-Gehalt gefallen war, enthielt: Si O3 26,65, Ca O 37,60, MgO 2,20, Al2O3 7,10, Ba O 8,55, FeO 1,40, MnO 14,97 (Mn 11,60), S 1,70; Summe 100,17.

Diese Resultate erschienen nach Pourcel in Anbetracht des Gehaltes der Möllerung sehr zufriedenstellend, und man bezweifelte von da an nicht mehr, dass man bei Anwendung reicherer Erze von mindestens 45 pCt. Gehalt täglich 10t Ferromangan mit 82 pCt. und darüber, bei 2700kg für 1t Verbrauch eines Koks mit 15 pCt. Asche, erreichen würde.

Im Monate Juni 1876 producirte der Ofen No. 3 folgende Mengen Ferromangan: 72t zu 62 pCt., 11t zu 67 pCt., 85t zu 72 pCt., 27t zu 75 bis 77 pCt.; aufserdem wurde noch solches mit 42 bis 57 pCt. erblasen. Bei Verwendung von Erzen unter 40 pCt. Gehalt ist die einzige Betriebsschwierigkeit die, dass sich das Gestell ansetzt und der Boden nach einigen Wochen aufwächst. Dieser Uebelstand, welcher bei Darstellung von silicium- und manganreichen Legirungen immer zu fürchten ist, tritt nicht mehr ein, sobald man Ferromangan von 82 bis 85 pCt., also eine reiche Beschickung, verschmilzt, oder, was dasselbe sagt, wenn die Schlackenmenge die Menge des Metalles nicht übersteigt.

Im Jahre 1879 erhielt man ein 44 pCt. Mangan haltendes Erz von Romanèche, welches bei der Annahme eines Aus

bringens von 60 pCt. und eines Koksverbrauches von 3000kg ein Ferromangan von 81 pCt, ergeben musste. Man erzielte auch einen Abstich von 79 und einen von 77 pCt.; der Vorrat dieser reichen Erze war jedoch zu gering, um längere Zeit hindurch so reiche Möller zu machen. Erst im December desselben Jahres standen die nötigen Erze zu Gebote, um einen Auftrag von 300 mit diesem Gehalte zu erledigen. Es wurden vom 12. December bis 13. Januar, also innerhalb 33 Tagen, mit der gröfsten Regelmässigkeit 353 erblasen; aus 34 Gichten täglich erfolgten rund 10700kg durchschnittlich. Während dieser Zeit wurde nur mit den beiden seitlichen Formen, und zwar mit Düsen von 90mm Dmr., mit 120m Pressung und einer Temperatur von 680 bis 715o geblasen. Die Möllerung für 82 proc. Ferromangan wurde am 9. December 6 Uhr abends gesetzt. Die vorhergehende Möllerung ergab im Mittel 47 pCt. Mn. Am 12. December 6 Uhr morgens enthielt der Abstich 81 pCt., am 13. December 84 pCt. Vom 12. auf den 13. Januar fielen nur 3 Abstiche von 80,50 pCt.; die übrigen hatten einen Gehalt von 81 bis 84,50 pCt. Die angewandten Erze stammten von Huelva und Almeria (Spanien) und wurden in folgenden Mengen gemöllert:

Fe Mn
Erz von Huelva 480 14 252
Almeria 200 3 100

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Die Ausnutzung an Mangan betrug vom 16. bis 20. December nur 70 pCt.; sie erreichte ihr höchstes Mass mit 79 pCt. am 26. und 27. December und betrug vom 5. bis 13. Januar regelmäfsig 77 pCt.

Das Gas war vollkommen brennbar; eine Analyse ist nicht gemacht. Pourcel ist überzeugt, dass man mit einem weniger aschenreichen Koks eine gröfsere tägliche Production und eine bessere Ausnutzung an Mangan erzielen würde. Für den Brennstoffverbrauch, die tägliche Production und die Regelmässigkeit des Productes sei bei den Manganlegirungen noch mehr als beim Roheisen der Gehalt der Beschickung massgebend. Bestimmend sei auch die Zeit des Aufenthaltes der Gichten im Ofen, und der Umstand, dass die Gase immer noch mit 200 bis 250o entweichen, berechtige zu dem Schlusse, dass ein Ofen von 20m Höhe besser zur Ausnutzung des Brennstoffes diene als ein solcher von 15m.

Entgegen der häufig gehörten Behauptung könne man sagen, dass der Betrieb auf Ferromangan weniger Veranlassung zu Betriebsstörungen gebe als der auf Roheisen, wenn man nur durch vorhergegangene sorgfältige Analysen für regelmässige Möllerungen sorge. Dann seien weder Versetzungen, noch Aufhängen oder Rutschen der Gichten zu fürchten.

Ebenso sicher wie in Terrenoire seien in Tamaris auf Grund der hier mitgeteilten Verhältnisse die manganreichen Legirungen hergestellt und haben Pourcel in der Ansicht

bestärkt, dass das Laboratorium diese Fabrikation fast vollständig beherrscht. Man erhielt in Tamaris mit einem nur 10 pCt. Asche enthaltenden Koks jedoch vorteilhaftere Resultate. So erzielte man dort 1882 im März 391890kg Ferromangan von 82 pCt., also 12 600kg in 24 Stunden, mit einem Verbrauche für 1000kg von 2450kg Koks und 2711kg Erze. Die Ausnutzung an Mangan schwankte von 73 bis 75 pCt. Dies sind Zahlen aus dem Schmelzbuche.

Die Benutzung von zinkischen Erzen bringt bei der Herstellung von Ferromangan noch grössere Betriebsschwierigkeiten mit sich als in anderen Fällen. Zum Schlusse teilt Pourcel noch folgende Analyse eines Gichtstaubes mit:

deutscher Ingenieure.

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Ueber neuere Bessemer-Stahlwerke.

Das basische Bessemerverfahren nach Thomas-Gilchrist hat nicht nur in wirtschaftlicher Beziehung auf die Herstellung von Flusseisen und Stahl einen grofsen Einfluss ausgeübt, sondern auch auf die Anordnung und Einrichtung der Anlagen, deren eine erhebliche Zahl seit seiner Einführung neu errichtet worden sind. Durch die längere Dauer der Blasezeit und die geringere Haltbarkeit des basischen Futters wird die Anzahl der Beschickungen und durch den grofsen Zusatz an basischem Material zur Bildung der Schlacke das Gewicht derselben so erheblich vermindert, dass die Leistung einer Gruppe von Birnen gegenüber dem saueren Verfahren nur etwa die Hälfte betragen würde, wenn diesem Nachteile nicht durch Anordnung und Construction vorgebeugt würde. Zu diesem Zwecke sind verschiedene Wege eingeschlagen worden, welche meistens auf die Verstärkung der Gebläse, die Vergrösserung der Birnen und die Vereinigung einer gröfseren Zahl derselben um eine Giefsvorrichtung ge

richtet sind.

Die Werke der North Eastern Steel Company bei Middlesbrough sind bekanntlich unter Beteiligung der Erfinder des Entphosphorungsverfahrens Thomas und Gilchrist gegründet, der Bau derselben im November 1881 begonnen und im Juni 1883 beendet worden. Bei der Lage des Werkes, in der Nähe einer grofsen Zahl von Hochöfen verschiedener Gesellschaften und mit diesen durch Eisenbahnen verbunden, war beabsichtigt, das Roheisen von diesen in flüssigem Zustande zu entnehmen, und sind infolge dessen die Roheisenpfannen auf Wagengestellen angebracht, nach Art derjenigen der Eisenbahnwagen eingerichtet; es sind indessen auch 3 Cupolöfen A (die beistehende Zeichnung giebt einen Grundriss der Anlage) mit einer Schmelzfähigkeit von je 20t in 1 Stunde angelegt, um den Betrieb unabhängig von den Hochöfen führen zu können. Der Abstich dieser Oefen liegt etwa 2,5m über der Schienenoberkante der Eisenbahn, welche zu der Hebevorrichtung H führt. Diese ist zugleich Drehscheibe und hebt den Pfannenwagen auf die Höhe der vor den Birnen liegenden Eisenbahn, von welcher aus die Pfanne durch Umkippen in die Mündung einer wagerecht liegenden Birne entleert wird.

Was die allgemeine Anordnung betrifft, so liegt der Raum B in welchem das basische feuerfeste Material hergerichtet und die Futter der Birnen und Giefspfannen erneuert werden, hinter der Stahlhütte, und die Drehscheibe C mit entsprechenden Geleisen dient zur Ueberführung der Mäntel der ersteren nach der Holley'schen Methode. Die Birnen haben eine Ladungsfähigkeit von je 10t, und ist für je zwei derselben ein Mittelkran E von kleiner Ausladung etwa 4m vorhanden, der während des Entleerens die Stahlgiefspfanne trägt und sie alsdann an den gemeinschaftlichen Giefskran F abgiebt. Dieser hat eine Ausladung von 8m und ist nach der Construction von Wrightson1) eingerichtet. Der Giefsraum wird von 4 Blockkranen G bestrichen. Die Höhe der Bühne, welche die Birnen umgiebt, beträgt 7m über der Hüttensohle, und ist eine zweite Bühne zum Zwecke des Einfüllens von Kalk in die Birne etwa 4m höher angebracht. Diese dient auch zur Beschickung der Cupolöfen, in welchen das Spiegeleisen geschmolzen wird,

1) Z. 1884 S. 76.

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Juli 1885

cylindern von 650mm und Plungern von 150mm Dmr. bei 900mm Hub, sowie 2 Accumulatoren von 610mm Dmr. und 4,500 Hub; die Pressung beträgt 25 Atm.

Das Cupolofengebläse besteht aus 3 Blowern amerikanischen Systems mit je 3 Achsen und einer Dampfinaschine mit directem Antriebe; die Leistung eines solchen beträgt 1,68cbm Luft von 500mm Wassersäule pro Umdrehung.

Zur Erzeugung des für den Gesammtbetrieb des Werkes erforderlichen Dampfes sind 15 Zweiflammrohrkessel von je 90qm Heizfläche vorhanden; die Dampfspannung beträgt 6 Atm. Ueberdruck. Die Walzwerkshalle schliefst sich unmittelbar an die Stahlhütte an. Die Einrichtungen zum Vorbearbeiten der Blöcke bestehen aus den 2 Warmöfen L, den Gjersschen Durchweichungsgruben M1), der Blockwalze N und

1) Z. 1883 S. 356.

ונן

der Schere P. Die Walzen N haben 920mm Dar. und 2m Länge und werden durch die Reversirdampfmaschine O bebetrieben, deren 2 Cylinder je 1m Dmr. und 1,520 Hub haben bei 100 bis 120 Umdr. in 1 Min. und einem Uebersetzungsverhältnis 1:3.

Die vorgewalzten Blöcke gelangen auf einer vermittels Dampfmaschine betriebenen Rollbahn zu der Schere P und von dort in gleicher Weise zu der Fertigwalze Q, welche 700mm Dmr., 1,700 Ballenlänge hat und zur Herstellung von Eisenbahnschienen dient; die direct wirkende Zwillingsmaschine R hat Cylinder von 1,260 Dmr. und 1,350m Hub. Die Leistungsfähigkeit der Anlage ist berechnet auf 2500t Stahlblöcke und 2000t fertig gewalzte Ware in 1 Woche.

R. M. Daelen. (Fortsetzung folgt.)

Sitzungsberichte der Bezirksvereine. Eingegangen 1. Juni 1885.

Aachener Bezirksverein. Versammlung vom 1. April 1885. Vorsitzender: Hr. v. Gizycki. Schriftführer: Hr. Striebeck. Anwesend 52 Mitglieder.

Hr. R. Hasonclever bespricht einige Neuerungen in der Schwefelsäurefabrikation. Er hebt hervor, dass die Bleikammern zweckmäfsiger als früher construirt würden, und bespricht eingehend die Verwertung des ganzen in der Zinkblende enthaltenen Schwefels. Neben den Eichhorn-Liebig'schen Oefen 1), in welchen zuerst der gesammte im Erz enthaltene Schwefel nutzbar gemacht wurde, beschreibt er den Rhenaniaofen eigener Construction, bei welchem statt Platten Gewölbe aus feuerfesten Steinen angewendet werden. Die Haltbarkeit der Platten lasse zu wünschen übrig, und zeigen die Eichhorn-Liebig'schen Oefen auch den Nachteil, dass das Erz nur in kleinen Mengen auf einmal fertig gemacht werden könne und deshalb die Ueberwachung für die gute Arbeit kostspielig werde. In den neuen Oefen seien diese Uebelstände vermieden, und werde die Schwefelsäurefabrikation durch vollständige Abröstung der Blende eine sehr erhebliche Ausdehnung, namentlich in Rheinland und Westfalen, wo viele Zinkhütten sind, gewinnen. Es frage sich nun, ob der Bedarf mit vermehrter Production gleichen Schritt halten werde. Der Redner schildert die Fortschritte der Ammoniakgewinnung bei der Koksfabrikation und beziffert die hierzu erforderlichen Mengen Schwefelsäure, erwähnt die Verwendung der Schwefelsäure in der Farbenindustrie, bei der Sodafabrikation und bei metallurgischen Processen, hofft aber besonders auf vermehrten Bedarf bei allgemeinerer Anwendung künstlicher Düngmittel in der Landwirtschaft. Auf Grund statistischer Angaben weist er, darauf hin, wie in dem benachbarten Belgien und Holland gröfsere Ernten als in Deutschland erzielt werden, und erblickt hierfür hauptsächlich den Grund in der dort mehr als bei uns verbreiteten Verwendung von Hilfsdünger zu dem natürlichen tierischen Dünger.

Der Vortrag wird demnächst vollständig in der Zeitschrift veröffentlicht werden.

Versammlung vom 6. Mai 1885.

Vorsitzender: Hr. v. Gizycki. Schriftführer: Hr. Striebeck. Anwesend 48 Mitglieder.

Hr. Dr. Stahlschmidt hält einen Vortrag über die Methode der Zuckergewinnung aus Rübenmelasse mit Hilfe von Kalk und Strontian 2).

Der Vortragende erörtert zunächst die chemische Seite der Verfahren und bespricht eingehend die Verbindungen des Zuckers mit Kalk und Strontian, auf deren eigentümlichem Verhalten überhaupt die Abscheidung des Zuckers aus der Melasse beruhe. Danach vereinigt sich der Zucker mit dem Kalke in drei Verhältnissen, und zwar zu Mono-Bi- und Trisaccharat von der Zusammensetzung C12 H22O11 CaO + 2 H2O, C12 H22 O11 1 Ca O und C12 H22 011 3 Ca O + 3 H2O. Während die beiden ersteren ersteren Verbindungen in kaltem Wasser löslich sind, ist das Trisaccharat in demselben fast unlöslich. Wie der Kalk bildet auch der Strontian mit dem Zucker ein in Wasser lösliches Monosaccharat und ein Bisaccharat, welches in kochendem Wasser bezw. einer kochenden Strontianlösung unlöslich ist. Das Trisaccharat des Kalkes und das Bisaccherat des Strontians sind nun die beiden Ver

1) W. 1883 S. 175.

2) Z. 1883 S. 259; 1884 S. 497.

bindungen, auf die bei der Verarbeitung der Melasse hingearbeitet und mit deren Hilfe der Zucker aus derselben gewonnen wird. Wird nämlich das Trisaccharat des Kalkes auf etwa 60 bis 80° C erwärmt, zweckmäfsig unter gleichzeitigem Zusatz von Zuckerlösung, so zersetzt sich derselbe in Monosaccharat und Kalkhydrat. C12 H22 O11 + 3 Ca O + H2O = C12 H22 011 CaO + CaO H2 O, welch ersteres entweder statt des Kalkes zum Scheiden der Rübensäfte gebraucht oder direct durch Einleiten von Kohlensäure zersetzt wird. Cız Hag On CaO+COg = Cız Ha On + CaCO3. C12 H22 Q11 · C12 Das Bisaccharat des Strontians verhält sich hinsichtlich der Temperaturen umgekehrt wie das Trisaccharat des Kalkes, d. h. es wird in der Kälte zersetzt, und zwar in Monosaccharat und in Strontianhydrat: C12H22O11 2 Sr O+ H2O = C12 H22O11 Sr O+ SrO+H2O Sr OH, O, oder, wie neuerdings Scheibler gezeigt, sogar in 2/3 Saccharat und, in Strontianhydrat.

3 (C12 H22 011 2 Sr O) + 4 H2 O 4 Sr O H2O + 3 C12 H22 011 2 Sr O. Auch hier wird das isolirte Monosaccharat zum Scheiden der Zuckersäfte gebraucht oder durch CO2 in kohlensauren, Strontian und in Zucker zersetzt. Die in der Praxis zur Ausführung gelangten Verfahren sind nun folgende:

Elutionsverfahren von Scheibler & Seifarth.

Bei diesem wurde die Melasse mit dem fein gepulverten Aetzkalk unter Kollergängen innig vermengt und hierauf in eiserne Kästen abgelassen. Die Masse erhitzte sich stark unter Aufblähen und erstarrte zu einer porösen harten Masse, die zerkleinert in Auslaugeapparaten mit Alkohol von 35 bis 60 pCt. ausgelaugt wurde. Der in Alkohol unlösliche Zuckerkalk blieb zurück, während die Salze der Melasse sowie andere Unreinigkeiten derselben von dem Alkohol gelöst wurden. Nachdem der Zuckerkalk in den Eluteurs durch Einleiten von Dampf von dem anhängenden Alkohol befreit war, wurde er nach oben beschriebener Weise weiter verarbeitet, der Auslaugealkohol aber in einfachen Blasen abdestillirt, die rückständige wässerige Salzlösung abgedampft und in Flammöfen auf Schlempekohle (Pottasche) verarbeitet. Dem Scheibler-Seifarth'schen Verfahren schloss sich dasjenige von Weinrich, welcher sich statt des Aetzkalkes des Kalkhydrates bediente, sowie dasjenige von Drevermann und Eisfeld an. Ersterer (Drevermann) mischte die Melasse zuerst mit Alkohol und operirte dann mit Kalk. Letzterer dagegen löschte den Aetzkalk in den Mischapparaten mit Wasser ab und liefs dann die Melasse zu dem heifsen Kalkbrei laufen und hierauf das Ganze in die Erstarrungskästen fliefsen. Der Zuckerkalk erstarrte darin zu einer plastischen Masse, welche mittels einer Hobelmaschine in Späne verwandelt und hierauf in beschriebener Weise in dem Eluteur mit Alkohol ausgelaugt wurde.

Substitutionsverfahren von Steffens.

Bei diesem Verfahren, welches als Vorläufer des Ausscheideverfahrens gleichfalls von Steffens ausgearbeitet angesehen werden kann, wird die Melasse auf etwa 10 pCt. Zucker verdünnt, Kalk bis zur Bildung von Monosaccharat zugesetzt und alsdann auf 100o C. erhitzt, wodurch sich der

Zucker als Trisaccharat ausscheidet, 2/3 des Zuckers aber als solcher wieder frei werden. 3 (C12 H22 011+ CaO)= C12 H22 O 3 CaO + 2 C12 H22 O11∙ Es wurde jetzt das Trisaccharat durch Filterpressen getrennt, die Lauge aber wieder mit so viel Melasse versetzt (substituirt), dass sie die ursprüngliche Concentration von etwa 10 pCt. Zucker erlangte, und der Process der Zuckerabscheidung in Form von Trisaccharat durch Kalkzusetzen und Erhitzen wiederholt, und zwar so oft, bis schliesslich die Laugen so reich an Salzen usw. wurden, dass sie zur Verarbeitung auf Schlempekohle benutzt werden mussten.

Bei dem heutigen Ausscheideverfahren von Steffens wird die Melasse auf etwa 7 pCt. Zucker verdünnt in eigens dazu construirten und mit Wasserkühlung versehenen Apparaten bei etwa 10° C partienweise mit jedesmal 7 bis 12kg gepulvertem Aetzkalk auf die Weise versetzt, dass sich erst das lösliche Mono- bezw. Bisaccharat bildet und hierauf durch ferneren Zusatz von Kalk sich das Trisaccharat erzeugt, welches sich in der Form einer körnigen Masse ausscheidet, die dann in Filterpressen abgepresst, mit kaltem Wasser ausgewaschen und auf bekannte Weise weiter verarbeitet wird.

Bei dem Strontianverfahren wird die verdünnte Melasse mit Strontianhydrat in Kristallen oder mit einer concentrirten Strontianlösung und zwar in solchen Mengen versetzt, dass auf ein Molekül Zucker drei Moleküle Strontian kommen, und hierauf das Ganze bis zum Kochen erhitzt, wodurch sich das Bisaccharat C12 H22 O11 2 SrO ausscheidet. Dasselbe wird heifs abfiltrirt, mit kochendem Wasser oder einer kochenden 10 pCt. Strontianlösung ausgewaschen und hierauf in Kästen oder Schalen in einem mit Hilfe einer Eismaschine abgekühlten Raume auf mindestens 7° C abgekühlt. Bei dieser Temperatur zersetzt sich das Bisaccharat nach eben angegebener Weise in lösliches Monosaccharat und Strontianhydrat SrO H2O + 8 aq. Ersteres wird als Lösung in Centrifugen abgeschleudert und durch CO2 zersetzt, letzteres dem Betriebe zurückgegeben.

Scheibler hat vorgeschlagen, die Melasse mit soviel warmer concentrirter Strontianlösung zu versetzen, dass eine in der Wärme concentrirte Lösung des Monosaccharates entsteht. Wird dann in diese Lösung etwas festes Monosaccharat eingerührt und damit die Kristallisation der übersättigten Monosaccharatlösung eingeleitet, so scheidet sich ein grofser Teil des Monosaccharates aus, während ein anderer Teil in Lösung bleibt. Wird dann zu dieser Lösung noch Strontianlösung hinzugesetzt und zum Kochen erhitzt, so scheidet sich aller Zucker als Bisaccharat aus. Dieses Verfahren erinnert somit an das Steffens'sche Substitutionsverfahren und könnte ganz demselben entsprechend auch auf Strontian angewendet werden.

Der Vorsitzende stellt die in der Märzsitzung dem Fragekasten entnommene Frage: »Auf welche Ursachen ist das Anfressen von Maschinenteilen, welche im Betriebe der directen Einwirkung von gespanntem Dampf und einem Schmiermittel ausgesetzt sind, in den meisten Fällen zurückzuführen, und welche Mittel gibt es zur Beseitigung desselben? Sind diesbezügliche Untersuchungen schon angestellt worden, und von wem?<< zur Beantwortung. Aus den Aeufserungen verschiedener Mitglieder geht hervor, dass Anfressungen an Kolbenstangen und Schieberstangen (besonders senkrechten), an Schiebern und am Kessel bei Anwendung von Säure bildenden Schmiermitteln, Fetten und Oelen pflanzlichen oder tierischen Ursprunges in Gegenwart von heifsem destillirtem Wasser sich zeigen; es scheint daher ratsam, innere Steuerungsorgane der Dampfmaschinen nur mit Mineralöl oder -Fett zu schmieren.

Zu einer weiteren Frage, die Haltbarkeit des Asphaltes betreffend, bemerkt Hr. v. Kaven, dass bei Arbeiten, welche er vor etwa 30 Jahren habe ausführen lassen, der Asphalt sich nicht geändert habe.

Hr. Intze hat die Frage, da er am Erscheinen verhindert, schriftlich beantwortet, und wird dessen Schreiben vom Vorsitzenden verlesen wie folgt:

>>Asphaltisolirungen in Mauern verlieren nach bisherigen Erfahrungen ihre Isolirfähigkeit nicht, wenn sorgfältige Ausführung unter Verwendung guten Materials stattfand.

Zu der sorgfältigen Ausführung gehört das Auftragen auf eine trockene Mauerfläche, welche künstlich angewärmt sein sollte, um die Bildung von Wasserdampfblasen, welche den Asphalt porös und dadurch seine Isolirfähigkeit illusorisch machen, zu verhindern; ferner sind besonders die Stöfse zwischen den einzelnen auszuführenden Nachbarlagen sorgfältig zu dichten. Am besten ist es, zwei

deutscher Ingenieure.

dünnere Lagen von je 10 bis 13mm mit versetzten Stöfsen übereinander auszuführen statt einer stärkeren Lage.

Der Asphalt darf durch verschiedene Zusätze, welche aus Sparsamkeit genommen und oft in zu grofsen Quantitäten zugegeben werden (Sand und Teer), nicht an Zähigkeit und Festigkeit einbüfsen.

Um die häufig beobachtete Beeinträchtigung der Güte von Gussasphaltisolirungen durch die Feuchtigkeit des Mauerwerkes oder durch Regenwetter während der Ausführung zu vermeiden, wendet man in neuerer Zeit mit Vorteil alphaltirte Filzplatten an, welche nur in den Fugen durch Asphalt zu dichten sind.

Besonders eignen sich diese Platten für nicht horizontale Flächen, auf welchen die ordnungsmäfsige Anbringung von Gussasphalt sehr schwer hält.

Es mag hier erwähnt werden, dass man bei der neuen Koblenzer Rheinbrücke statt Asphalt eine Bekleidung der Gewölbe und der Stirnmauern mit Bleiplatten angewandt hat, deren Fugen durch ein Knallgasgebläse in Blei gedichtet sind.<«<

Hr. Herrmann macht sodann Mitteilung von einer Neuerung an Indicatoren, welche in einem amerikanischen Journal beschrieben sei. Dieselbe bestehe darin, dass der Schreibstift dieser Instrumente, dessen Masse bei Untersuchung schnell gehender Maschinen von störendem Einflusse für die Diagrammverzeichnung sei, ganz wegfalle; an seine Stelle trete ein Lichtstrahl, welcher von einem kleinen Spiegel auf eine Wand reflectirt werde; der Spiegel erhält eine sehr kleine schwingende Bewegung nach zwei Richtungen, entsprechend dem Kolbenwege und dem Dampfdruck; man könne so das Diagramm in beliebiger Gröfse auf einer Wandfläche erscheinen lassen; auch werde es vielleicht möglich sein, dasselbe durch Momentphotographie zu fixiren.

Hr. Riedler findet den Gedanken recht gut, glaubt jedoch, dass das richtige Arbeiten eines solchen Indicators an einer Dampfmaschine wegen der Erschütterungen schwierig sein werde.

Eingegangen 22. Juni 1885. Frankfurter Bezirksverein.

Versammlung vom 29. April 1885. Vorsitzender: Hr. Hesse. Schriftführer: Hr. Dr. Kollmann. Anwesend 35 Mitglieder und 8 Gäste.

Hr. Missong hält einen Vortrag über die Schieberluftpumpe von Burckhardt & Weil's 1). Der Vortrag wird ausführlich veröffentlicht werden.

Hierauf macht Hr. H. Kleyer Mitteilungen über die neueren Fortschritte in der Construction von Velocipeden und erläutert dieselben an zahlreichen Modellen. Der Vortrag lässt erkennen, dass die Fabrikation von Zwei- und Dreirädrern mit der fortschreitenden Anwendung dieser Beförderungsmittel auch in Deutschland bereits einen beträchtlichen Umfang angenommen hat, und dass die von England ausgegangenen Constructionsverbesserungen die Anwendbarkeit des Velocipedes bedeutend gesteigert haben.

Ausflug nach Oberlahnstein und Friedrichssegen am 13. Mai 1885. 42 Teilnehmer.

Am 13. Mai machte unter starker Beteiligung von Mitgliedern und Gästen der Bezirksverein einen Ausflug nach Oberlahn stein. Zunächst handelte es sich um die Besichtigung der Anlagen des Minerva-Brunnens, welcher sich bekanntlich wegen seines vorzüglichen Mineralwassers einer grofsen Beliebtheit erfreut. Das Wasser des Minerva-Brunnens braucht nicht in der sonst allgemein üblichen Weise durch Klärung von seinem Eisengehalte befreit zu werden; denn der Boden des Brunnens besteht aus einer Kiesschicht, welche gewissermalsen als Filter für das natürliche Mineralwasser dient und den ganzen Gehalt des Wassers an Eisenoxyd zurückhält. Technisch interessant ist ferner die Entnahme der beim Füllen der Gefäfse benutzten natürlichen Kohlensäure aus drei zu diesem Zweck erbauten Schächten. Die natürliche Kohlensäure wird aus diesen Schächten mittels besonderer Apparate vollkommen luftfrei entnommen. Nicht minder interessant ist die von der Frankfurter Firma Karl Bartelt ausgeführte maschinelle Einrichtung der Anlagen; insbesondere fanden die sehr praktischen Apparate zur Herstellung hochgespannter Kohlensäure, zur Flaschenfüllung unter einem Drucke bis zu 5 Atm., zum Spülen der Flaschen und Krüge, znm Stopfenbrennen und Zählen usw. die eingehende Beachtung der Besucher. Die Anlage ist sehr vergröfserungsfähig, der Jahresversandt beträgt schon jetzt nach kaum einjährigem Betriebe 2 Millionen Flaschen und Krüge. Alle Apparate und Einrichtungen sind reinlich gehalten, auch findet eine sorgsame Prüfung jeder einzelnen Flasche vor und nach der Füllung statt. Das Wasser ist erfrischend und schmackhaft, was in seinem hohen Gehalt an natürlicher Kohlensäure und an der Gesundheit zuträglichen Salzen beruht. grofser Teil des Wassers geht nach den holländischen Colonien und nach Nord- und Südamerika und wird direct per Rheinschiff über

1) 1884, S. 778; 1885, S. 365.

Ein

18 Juli 1885.

Rotterdam verladen. Der Bedarf im Inlande nimmt ebenfalls aufserordentlich zu.

Es folgte eine kurze Rundfahrt durch den neuerdings erweiterten Hafen von Oberlahnstein, wobei namentlich die Schleusenverbindung zwischen Lahn und Rhein Interesse erregte.

Nach dem Mittagessen begab sich der Verein mittels Leiterwagen nach Friedrichssegen zur Besichtigung der grofsartigen Anlagen des Silber- und Bleibergwerkes Friedrichssegen. Zunächst wurden die unmittelbar am Lahnufer gelegenen Lagerplätze und Hauptmagazine besucht und hierbei die versandtfertigen Producte des Bergwerkes studirt. Sodann wurde auf der gemischten Adhäsions- und Zahnradbahn die Fahrt nach der etwa 2,5km im Seitenthale der Lahn entfernt gelegenen Grube angetreten 1). Die mit einem Kostenaufwande von nahezu 62000 M pro km ausgeführte Bahn besorgt seit 1881 den gesammten Transport für den Betrieb der Grube; sie hat den Transport für 1t Ladung, welcher bei dem früheren Fuhrwerksbetriebe 1,70 M kostete, fast um 1M billiger gemacht. Die Grube Friedrichssegen baut auf dem sogen. Emser Gangzug und hat einen neuen Betrieb auch nördlich der Concessionen des Emser Blei- und Silberwerkes bei Dernbach begonnen. Die zugehörigen Grubenconcessionen umfassen 53 ha, während die eigentlichen Werksanlagen eine Fläche von 42 ha bedecken. Allein in Friedrichssegen sind gegenwärtig 82000cbm Gangmasse zum Abbauen vorgerichtet. Zur Zeit besteht die Belegschaft aus 600 Arbeitern; der durchschnittliche Verdienst eines Bergmannes beträgt 3 M bei achtstündiger Schicht. Aufser der Zahnradbahn dienen zum Transporte der Erze usw. in den Grubenstrecken und auf den Plätzen noch 16,7km Schienengeleise, die Strecken, Stollen usw. des Grubenbaues haben eine Gesammtlänge von 22km. Für den Transport der Erze nach auswärts sowie für den Bezug von Kohlen, Waren usw. ist an der Staatsbahn Niederlahnstein-Ems seit vorigem Jahr eine Station >>Friedrichssegen « eingerichtet; aufserdem kann das Werk an den dicht an der Lahn belegenen Lagerplätzen direct per Wasser verfrachten. Der Hauptmaschinenschacht der Grube hat eine Tiefe von fast 500m, die vorhandenen Dampfmaschinen leisten zusammen 830 N.

Besonderes Interesse erregt die seit vier Jahren eingerichtete elektromagnetische Aufbereitung 2), durch welche nach erfolgter Röstung die eisenhaltigen Erze von den anderen beigemischten Erzen mit grofser Sicherheit getrennt werden.

Die Jahresförderung des ganzen Werkes stellt sich auf etwa 32000t Roherze, aus welchen etwa 14000t zur Verhüttung fertige Erze (die Verhüttung erfolgt grofsenteils in Stolberg, Altenberg und Braubach) erzielt werden. Von den fertigen Erzen sind 22 pCt. silberhaltige Bleierze, 55,7 pCt. Eisenerze, 20 pCt. Zinkerze und 2,3 pCt. Kupfererze.

Für das körperliche und geistige Wohlergehen ihrer Arbeiter ist die Werksverwaltung sehr besorgt. Die Grube hat eine eigene, von etwa 100 Kindern besuchte Schule und lässt jeden Sonntag für beide Confessionen Gottesdienst abhalten. Der Consumverein des Werkes betreibt eine eigene Bäckerei. Ferner ist in Friedrichssegen eine Postagentur (ein Telegraphenamt ist in Aussicht genommen) eingerichtet, ebenso besteht ein Standesamt. Eine eigene Feuerwehr von 20 Mann schützt mit Hilfe der ausgedehnten Wasserleitung das Werk und die zahlreichen Arbeiterwohnungen vor Feuersgefahr.

Nach zweistündigem Aufenthalte begaben sich die Besucher wieder nach Oberlahnstein und von dort abends nach Frankfurt zurück. Die zahlreiche Versammlung war von der Fülle des Gesehenen und von der überaus freundlichen Aufnahme, welche der Ingenieurverein auch dieses Mal wieder in den besichtigten Werken fand, in hohem Grade befriedigt.

Am 9. Juni machte der Bezirksverein in Gemeinschaft mit dem >>Technischen Verein«< einen Ausflug zur Besichtigung der Frankfurter Hafenanlagen, der Klärbeckenanlage und der Haltungen Frankfurt und Höchst der Mainkanalisirung3). Von unserem Vereine nahmen etwa 30 Mitglieder an dem Ausfluge Teil. Versammlung vom 17. Juni 1885. Vorsitzender: Hr. E. Weismüller. Schriftführer: Hr. Dr. Kollmann. Anwesend 20 Mitglieder.

Bezüglich der praktischen Ausbildung der Maschinentechniker schliefst sich der Bezirksverein dem vom Hannoverschen Bezirksverein aufgestellten Entwurf an, nur wird Absatz 4 der »Gesichtspunkte«<, welcher von der Zahlung eines Honorars handelt, gestrichen.

Zur Frage der Berechtigungen der Realgymnasien lehnt der Verein die Resolutionen des Hannoverschen und des Niederrheinischen Bezirksvereines einstimmig ab, beschliefst aber folgende Resolution:

1) Z. 1882 S. 169. 2) Z. 1884 S. 463.

3) Z. 1884 S. 850.

>>Obgleich der Verein im allgemeinen die auf dem Realgymnasium zu erlangende Vorbildung als die für das Studium der technischen Wissenschaften geeignetere ansieht, ist er doch der Meinung, dass bei der Zulassung zur technischen Hochschule die Reifezeugnisse der Gymnasien und Realgymnasium als gleichberechtigt zu behandeln sind.<«< Dem vom Hamburger Bezirksvereine gemachten Vorschlag betr. Stellung einer Preisaufgabe für die Anbahnung von Versuchen über die Widerstandsfähigkeit von Dampfkesselflammrohren gegen äufseren Druck schliefst sich der Verein an, ebenso wird die Resolution des Hamburger Bezirksvereines betr. die Errichtung von Kammern für industrielle und gewerbliche Streitigkeiten bei den Landgerichten einstimmig und unverändert angenommen. Dagegen wird der Antrag Hamburgs betr. Reorganisation der Vereinszeitschrift abgelehnt.

Die Techniker-Commission wird beauftragt, die Gutachten der anderen Bezirksvereine zu dieser Frage zusammenzustellen und in eine erneute Prüfung darüber einzutreten, welche endgiltigen Vorschläge der bevorstehenden Hauptversammlung gemacht werden sollen. Die Commission soll das Resultat ihrer neuen Verhandlung baldigst dem Bezirksvereine vorlegen.

Hr. Ingenieur Wagner zeigt eine neue Schlossconstruction vor und erläutert sodann verschiedene im Frankfurter Opernhause neuerdings getroffene Verbesserungen der technischen Einrichtungen.

Eingegangen 31. Mai 1885.

Hessischer Bezirksverein. Versammlung am 6. Januar 1885.- Vorsitzender: Hr. Plumer. Schriftführer: Hr. Henkel. Anwesend 11 Mitglieder.

als

Nach geschäftlichen Erledigungen spricht Hr. Plümer Ergänzung seiner bereits in der Novembersitzung v. Js. gemachten Mitteilungen über die Ausstellung für Handwerkstechnik zu Dresden. Der Redner erläutert seinen Vortrag durch Vorzeigung einer Anzahl Werkzeuge, wodurch den Anwesenden ein klares Bild von den auf diesem Gebiete entstandenen neuen Constructionen bezw. Verbesserungen gegeben wurde.

Versammlung am 10. Februar 1885. Vorsitzender: Hr. Rebentisch. Schriftführer: Hr. Henkel. Anwesend 12 Mitglieder und 1 Gast.

Nach Wahl von Commissionen für Vorlagen des Hauptvereines und Berichterstattung über die Delegirtenversammlung vom 5. und 6. Januar spricht Hr. Rebentisch

über Bau, Betrieb und Versorgung von gröfseren
Markthallen

Der Vortragende bemerkt, dass es nicht in seiner Absicht liegen könne, die »Markthallenfrage«, welche z. Z. lebhaft in hiesiger Stadt erörtert werde, an dieser Stelle zu berühren. Wenn er indessen über die Geschichte der öffentlichen Märkte und deren Versorgung mit Lebensmitteln im allgemeinen und über den Bau und die Versorgung gröfserer bestehender Markthallen im besonderen sprechen wolle, so dürfe er wohl den Ingenieurverein als den geeigneten Ort dazu betrachten. Er wolle den Marktverkehr der beiden Hauptstädte Paris und London beleuchten, welchen er nach eigener Anschauung studirt habe, unter Zugrundelegung eines interessanten Vortrages, den der Berliner Stadtsyndikus Dr. Eberty etwa vor Jahresfrist im volkswirtschaftlichen Vereine zu Berlin gehalten habe.

>>Die Art und Weise der Zuführung und Darbietung der täglichen Lebensbedürfnisse hatte zu allen Zeiten und hat heute noch einen hochpolitischen Hintergrund, und die Berechtigung des >>panem et circenses « der alten Römer wird auch heute niemand bestreiten wollen. Hier kommt die erste Hälfte dieses geflügelten Wortes, wenn auch in erweiterter Bedeutung, in Betracht. Das wohl inbezug auf seine Leitung am meisten dem Wechsel unterworfene Frankreich hat trotz sonstiger bitterer Enttäuschungen doch die gute Erfahrung gemacht, dass alle seine Machthaber vom legitimen Roy bis zu einem Robespierre der Verabreichung von Lebensmitteln eine überaus vorsorgliche Gewogenheit zu Teil werden liefsen, und wenn der erste Napoleon die Anregung zu den Pariser >>halles centrales« gab, so erschien ihm dies geeignet, um seiner »gloire< die Unterlage zu schaffen. Dass des Volkes Wohl das höchste Gesetz sei, hatte der dritte Napoleon seinem berühmten Onkel abgeguckt; er legte mit allerhand Pomp 1851 den Grundstein zu den zwölf »halles centrales«, denen aber nur zehn zur Ausführung kamen, trotzdem die vorhandenen den Pariser Bedürfnissen bei weitem nicht genügen. Indessen ist der Erwerb des Baugrundes, welcher

1) Z. 1884 S. 818; 1885 S. 28, 88, 181, 393, 413.

von

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