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XXIX

Juni 1885

treffen, als sie Zeit braucht, um von der ersten Scheibe zur zweiten zu gelangen. Unterdessen haben sich aber beide Scheiben um einen gewissen Winkel gedreht, so dass die Schussöffnungen um denselben Winkel gegen einander versetzt sind. Ist nun die Winkelgeschwindigkeit der Scheiben und ihre Entfernung von einander bekannt, so ergiebt sich ohne weiteres die mittlere Geschwindigkeit des Geschosses innerhalb der beobachteten Bahnstrecke. Diese Methode würde sehr gute Resultate ergeben, wenn es möglich wäre, die Umdrehung der Scheiben gleichmässig genug zu erhalten, ohne Zuhilfenahme umständlicher Regulirvorrichtungen. Das ist nicht der Fall; aus diesem Grunde hat der Apparat keinen Eingang in die Praxis gefunden.

Dasselbe ist auch von folgender Methode zu sagen, bei welcher diejenige Strecke als Mafsstab für die Flugzeit benutzt wird, um welche das Geschoss sinkt, bevor es das Ziel erreicht. Hierbei wird der Lauf so befestigt, dass man genau den Punkt bestimmen kann, in welchem die Verlängerung der Seelenachse eine Scheibe schneiden würde. In demselben Punkte würde auch das aus dem Lauf abgefeuerte Geschoss die Scheibe treffen, wenn es nicht infolge der einwirkenden Schwerkraft bereits um ein gewisses Stück gefallen wäre, bevor es zur Scheibe gelangt. Die Strecke, welche das Geschoss fällt, ist abhängig von der Zeit, während welcher die Schwerkraft einwirken kann, so dass ein langsam fliegendes Geschoss tiefer sinkt als ein schnell fliegendes, die Scheibe also in einem tiefer liegenden Punkte durchbohrt als letzteres. Aus dem Abstande des Treffpunktes von dem Schnittpunkte der Seelenachse mit der Scheibe liefse sich die Flugzeit leicht und sicher ermitteln, wenn nicht die unvermeidlichen Unregelmässigkeiten der Geschossbahnen, die man allgemein als Streuung bezeichnet, die Genauigkeit des gewonnenen Resultates wesentlich beeinflussten.

Die

Ein bedeutender Fortschritt wurde gemacht, als man die Elektricität zum Bestimmen der Flugzeiten verwandte. darauf bezüglichen Methoden sind einander sehr ähnlich, verschieden sind nur die benutzten Apparate. In der Hauptsache berührt das Geschoss auf seiner Bahn zwei Stromkreise, die in gewisser Entfernung von einander durch die Flugbahn des Geschosses geführt sind, und in welchen entweder der Strom durch das Geschoss geschlossen oder, was häufiger der Fall ist, unterbrochen wird. Beide Stromkreise stehen mit dem eigentlichen Messapparat in Verbindung. Dieser letztere ist meistens ein Uhrwerk, welches beim Schliefsen oder Unterbrechen des ersten Stromkreises in Thätigkeit gesetzt und bei dem gleichen Vorgang im zweiten Stromkreise wieder still gehalten wird. An dem Uhrwerke lässt sich dann die verflossene Zeit, welche auch die Flugzeit des Geschosses innerhalb der beiden Stromkreise ist, ablesen. Der elektrische Strom wirkt dabei meistens durch Elektromagnete auf das Uhrwerk ein. Bei vielen Apparaten sind an Stelle des Uhrwerkes mit Zeigerbewegung Pendel verwendet, die ebenfalls durch Elektromagnete beeinflusst werden. Es würde viel zu weit führen, alle diese Einrichtungen näher zu beschreiben; sie sind auch gegenwärtig so ziemlich alle veraltet, weil sie keine Einrichtung besitzen, um die Fehler zu beseitigen, welche bei Verwendung von Elektromagneten durch den remanenten Magnetismus entstehen. Hauptsächlich dieses Fehlers wegen ist bei neueren Apparaten entweder auf die Verwendung von Elektromagneten ganz verzichtet worden, oder es ist dafür gesorgt, dass genannter Fehler bei der Messung entfernt werde. Im ersteren Sinne sind von Glösener Magnetnadeln verwendet worden, die durch den Strom abgelenkt werden, von Siemens dagegen Leidener Flaschen, welche durch die Berührung des Geschosses mit Metalldrähten zur Entladung gebracht werden und auf einem rasch umlaufenden Stahlcylinder kleine Brandflecke erzeugen. Je nachdem die Flugzeit des Geschosses eine kleinere oder gröfsere ist, werden die Flaschen mehr oder weniger rasch hinter einander entladen, so dass die bei der Entladung entstehenden Brandflecke auf dem Stahlcylinder mehr oder weniger weit von einander abstehen. Dieser Apparat von Siemens gestattet die Beobachtung sehr kleiner Flugzeiten, aber auch die Anwendung sehr kleiner Entfernungen zwischen den beiden Stromkreisen; er leidet jedoch an dem grofsen Uebelstande, dass er sich sehr schwierig handhaben lässt. Apparate in dem an

deren Sinne, bei welchen Elektromagnete so verwendet werden, dass ihr remanenter Magnetismus für die Messung ohne Einfluss bleibt, sind: »das elektrische Pendel von Navez « und »der Flugzeitenmesser von Le Boulangé«. Beide Apparate haben eine gewisse Aehnlichkeit mit einander, nur ist derjenige von Le Boulangé wesentlich einfacher und deshalb heutigentages fast ausschliesslich in Gebrauch. Er ist es, den ich Ihnen jetzt ausführlicher beschreiben will, und mit dem wir hier, allerdings in beschränkter Weise, Versuche anstellen können.

Was zunächst die äufsere Einrichtung, die Stromleitung, anbelangt, die zum Apparate gehört, so ist dieselbe verschieden, je nachdem man die Anfangsgeschwindigkeit von Geschütz- oder Gewehrprojectilen messen will. Im ersteren Falle sind die beiden zur Verwendung kommenden Stromkreise über sogenannte Drahtrahmen geführt, das heisst, es befinden sich innerhalb der Geschossflugbahn zwei Holzrahmen in gewisser Entfernung von einander. Ueber den ersten in der Nähe des Geschützes befindlichen Rahmen ist die Drahtleitung des ersten Stromkreises zickzackförmig hin und her geführt, über den zweiten Rahmen in eben solcher Weise die Leitung des zweiten Stromkreises. Aus Fig. 1 ist die Anordnung der Stromleitungen ersichtlich. Das aus dem Geschütz abgesandte Geschoss muss nun durch den ersten Drahtrahmen

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hindurch und einen oder mehrere Drähte durchreifsen, dann den Weg zwischen beiden Drahtrahmen zurücklegen und endlich die Drähte des zweiten Rahmens durchbrechen. Gewehrkugeln kann man diese Einrichtung nicht treffen, da aus praktischen Gründen die Bewicklung des Drahtrahmens nicht so eng gemacht werden kann, dass jedesmal sicher ein Draht getroffen wird. Man führt deshalb den ersten Stromkreis ganz dicht vor der Gewehrmündung vorüber, indem man in denselben ein Stück Draht einschaltet, welches durch eine isolirende Klemmvorrichtung dicht vor der Gewehrmündung gehalten wird. Der zweite Stromkreis wird zu einer Scheibe geführt, welche pendelnd aufgehängt ist und durch das Anprallen des Geschosses in Schwingung versetzt werden kann. So lange sie ruhig hängt, drückt eine darauf angebrachte Messingplatte gegen eine am Scheibengestelle befestigte Contactschraube und gestattet dem elektrischen Strom ungehinderten Durchgang; der Contact wird jedoch aufgehoben, wenn ein Geschoss gegen die Scheibe schlägt und dieselbe nach rückwärts bewegt. Ist der Einfluss des Geschosses vorüber, so schwingt die Scheibe wieder nach vorn und schliefst ohne weiteres Zuthun den Contact. Es geschieht dies um so sicherer, je mehr die Scheibe nach vorn überhängt. Aus Fig. 2 ist die ganze Einrichtung ersichtlich. Was die praktische Ausführung anbelangt, so ist noch zu sagen, dass die Bewicklung der Drahtrahmen aus Kupferdraht von 0,5mm Dicke besteht; ein ebensolcher Draht wird auch an der Gewehrmündung befestigt.

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Fig. 2.

Fig: 3,

Als Scheibe. nimmt man meistens Eisenplatten von 8 bis 10mm Dicke; an diesen prallen die Weichbleigeschosse wirkungslos ab. Will man dagegen Versuche mit härteren Geschossen, z. B. Compoundgeschossen, machen, so ist es vorteilhafter, Blech von 4 bis 5mm zu nehmen, weil dieses so glatt durchschlagen wird, dass sich die Scheibe nicht krümmt oder verzieht, was bei dickerem Bleche sehr bald Störungen verursacht. Die Leitung des Stromes aufserhalb der Flugbahn geschieht vermittels verzinkten Eisendrahtes, in derselben Weise, wie Telegraphen oder Telephonleitungen gemacht sind. Beide Stromleitungen führen nach einem Messhause, das in der Regel so weit vom Geschütz entfernt ist, dass die Messung auf jeden Fall beendet wird, bevor die Erschütterung der Luft, also der Schall, bis zum Apparate gelangen kann. Da man gegenwärtig Geschwindigkeiten von weniger als 300m in einer Sekunde kaum zu messen hat, so beträgt die Zeitdauer einer Messung, wenn die Entfernung der Drahtrahmen von einander 50m ist, etwa 1/6 Sekunde. Der Schall legt in der Sekunde höchstens 360m zurück, also im gegebenen Falle etwa 60TM, so dass man der Sicherheit wegen etwa 75m vom Geschütze das Messhaus aufzustellen hat. Beim Schiefsen mit, Gewehren kann man den Einfluss des Schalles vernachlässigen. Im Messhause ist der eigentliche Flugzeitenmesser aufgestellt. Auf einem tischähnlichen, durch Stellschrauben senkrecht einstellbaren Kasten a (s. Fig. 3) ist die Säule b befestigt. An derselben befinden sich zwei Elektromagnete c und d, welche mit Klemmschrauben versehen sind, um in die Stromkreise eingeschaltet zu werden, und zwar gehört Elektromagnet e dem ersten, an der Gewehr- oder Geschützmündung vorüberführenden Stromkreise an, Elektromagnet d dagegen dem zweiten, welcher zum zweiten Drahtrahmen oder zur Scheibe führt. Die Elektromagnete selbst sind so eingerichtet, dass man ihre Anziehungskraft vergrössern oder verkleinern kann, indem man den beweglichen Kern e (s. Fig. 4) hinein- oder herausschraubt. Die Pole der Elektro

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magnete sind nach abwärts gerichtet, damit an jeden der Anker bequem angehängt werden kann. An den oberen Elektromagnet c wird ein langer hohler Anker fi angehängt, der Chronograph oder Zeitmesser, während an den unteren Elektromagnet d ein kurzer hohler Anker fa zu hängen kommt, der den Namen Enregistrateur oder Gewicht trägt.

Jeder der beiden Anker fällt ab, wenn die zugehörige Stromleitung unterbrochen wird, und zwar fällt der obere lange Anker in eine Aushöhlung des Kastens hinein, der kurze Anker dagegen in eine Hülse g, deren Boden aus einer Platte h (s. Fig. 5) gebildet ist, die wiederum auf einem beweglichen zweiarmigen Hebel i befestigt ist,

der in j seinen Drehpunkt hat. Das andere Ende des Hebels i ist zu einer Kralle k ausgebildet, mit welcher er eine Feder 7 zurückhalten kann. Fällt der Anker f2 auf die Platte h, so lässt k die Feder frei, so dass dieselbe vorschnellen kann. Letztere trägt noch ein kreisförmiges Messer m, welches bestimmt ist, wie wir weiter unten sehen werden, Marken einzuschlagen. Das ist, abgesehen von einigen Einzelheiten, Stellschrauben usw., die ganze Einrichtung des Flugzeitenmessers.

Fig.6.

M1 n2

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Der nötige elektrische Strom wird durch zwei Batterien geliefert, die in Fig. 1 angedeutet sind. Auf den meisten Schiefsplätzen verwendet man Bunsenelemente, und zwar in der Regel 4 hinter einander geschaltete Elemente für den ersten Stromkreis und zwei dergleichen für den zweiten Stromkreis. Viel vorteilhafter als diese schwierig zu reinigenden Bunsenelemente sind Tauchbatterien mit Chromsäurefüllung, welche monatelang ohne irgend welche Nachhilfe benutzt werden können und eine bequeme Regelung der Stromstärke durch mehr oder weniger tiefes Eintauchen der Elektroden gestatten. Nachdem wir so die Einzelheiten der ganzen Messeinrichtung kennen gelernt haben, erübrigt es noch, einen Apparat zu erwähnen, durch welchen beide Stromleitungen hindurchführen, und der den Zweck hat, ein gleichzeitiges Unterbrechen beider Leitungen zu gestatten. Zwei nebeneinander liegende Federn ni und n2, Fig. 6, bilden die Zuleitungen für je einen der beiden von einander getrennten Stromkreise. Sind die Federn niedergedrückt, so berühren sie mit den Contactstiften 01 und 02 die darunter liegenden Contactplatten P1 und p2, gestatten also, dass der eine Strom von der Klemmschraube qi zu ri, der andere von q2 zu ra gelangt. In dieser Lage, in welcher beide Stromkreise geschlossen sind, werden ni und ng durch die federnde Nase s gehalten. Sobald man diese letztere zurückdrückt, schnellen n1 und ng nach oben und unterbrechen die Stromleitungen. Damit dieses ganz sicher zu gleicher Zeit für beide Stromkreise stattfinde, sind die Federn durch ein nichtleitendes Querstück t verbunden und aufserdem in ihrer Elasticität noch durch die aufserhalb der Stromleitungen liegende Stahlfeder u unterstützt. Denken wir uns nun den ganzen Apparat, wie er in den einzelnen Teilen geschildert ist, zusammengestellt, die Stromkreise geschlossen, die oben erwähnten Anker aufgehängt und ein Geschütz im Augenblicke des Abfeuerns, so werden folgende Erscheinungen nach einander zu bemerken sein. Nachdem das Geschoss den kurzen Weg zwischen Geschützmündung und erstem Drahtrahmen zurückgelegt hat, zerreifst es die Stromleitung des letzteren. Der damit in Verbindung stehende Elektromagnet c lässt den langen Anker fi fallen, das Geschoss durcheilt den Weg zwischen erstem und zweitem Drahtrahmen und unterbricht den zweiten Stromkreis, der Anker få fällt vom Magnet d ab, trifft auf die Platte h und bewirkt durch den Stofs die Drehung des Hebels i, die Kralle k lässt die Feder los, diese schnellt vor und schlägt mit dem Messer m gegen den unterdessen vorbeifallenden langen Anker fi.

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Diese Vorgänge folgen einander ungemein rasch. Vergegenwärtigen wir uns nun die Zeiten, die für die einzelnen Vorgänge verbraucht werden, so vergeht zunächst eine Zeit ti vom Augenblicke der ersten Stromunterbrechung bis zum Fallenlassen des Ankers fi, alsdann eine Zeit t2, welche das Geschoss braucht, um von einem Drahtrahmen zum anderen zu kommen; die Zeit tз ist nötig, damit nach dem Unterbrechen der zweiten Stromleitung der Elektromagnet d unmagnetisch wird und den Anker f2 fallen lässt. Bis dieser Anker die Platte h trifft, vergeht die Zeit tą, bis der Hebel i sich so weit dreht, dass seine Kralle k die Feder 7 frei lässt, ist die Zeit të nötig, und bis endlich die Feder 7 so weit vorgeschnellt ist, dass das Messer m gegen den fallenden Anker ƒf schlägt, wird noch die Zeit te verbraucht. Nennen wir die gesammte Zeit, welche der ganze Vorgang erfordert, also die

27. Juni 1885.

Zeit vom Unterbrechen der ersten Stromleitung bis zum Einschlagen des Messers T, so ist T die Summe der angeführten Einzelzeiten, also

T = ↳1 + t2 + t3 + tą + t5 + 16.

Wenn nun die zerrissenen Drähte wieder hergestellt, die Anker aufgehängt sind, und wir unterbrechen jetzt beide Stromkreise mit Hilfe des oben beschriebenen Unterbrechers gleichzeitig, so wird jetzt wieder die Zeit t1 verbraucht, bis der erste Elektromagnet unmagnetisch wird, t3 bis das gleiche mit dem zweiten geschieht, die Zeiten t4, t5, to sind ebenfalls nötig, bis das Messer gegen den fallenden Anker ƒ schlagen kann. Es fehlt bei diesem Vorgange, für welchen die Gesammtzeit Ti verbraucht wird, nur die Flugzeit te des Geschosses innerhalb der beiden Drahtrahmen. Da beide Stromkreise gleichzeitig unterbrochen werden, so entspricht dies gewissermafsen einer unendlich grofsen Geschwindigkeit des Geschosses; es ist demnach t2 = 0, 0, also

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Führt man diese Gleichung in die zuerst für den Vorgang beim Schiefsen gewonnene ein, so ergiebt sich tą. — T — T1.

Wir können demnach die Flugzeit des Geschosses ermitteln, wenn wir die Gesammtzeiten T und T1 für die beiden Vorgänge bestimmen können.

Nennt man diejenige Zeit, welche verfliefst vom Abfallen des langen Ankers bis zum Einschlagen der Messermarke für den zuerst geschilderten Vorgang beim Schiefsen, t und dieselbe Zeit für den zweiten Vorgang beim gleichzeitigen Unterbrechen beider Stromkreise t1, so ist im ersten Falle t gleich der Gesammtzeit T abzüglich der Zeit t1, welche vergeht, bis der Elektromagnet c unmagnetisch wird, es ist also

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d. h. in Worten: Die Flugzeit des Geschosses ist gleich der Fallzeit des Ankers fi beim Schiefsen, vermindert um die Fallzeit beim gleichzeitigen Unterbrechen beider Stromkreise. Vorausgesetzt ist dabei, dass für beide Vorgänge die Zeiten ti einander gleich sind, und dass die Summe tз + tą + tô + të in beiden Fällen denselben Wert hat. Wenn dies zutrifft, so ist die Flugzeit to bestimmbar, ohne dass man die Einzelzeiten tɩ, tз, tą, tɔ, to selbst zu kennen braucht; es ist mit anderen Worten die Messung der Flugzeit vollständig unabhängig von der Stromstärke und von der Reibung der einzelnen beweglichen Teile des Apparates. Das ist eine der vorzüglichsten Eigenschaften dieses Messverfahrens.

Die Bestimmung der Fallzeiten bietet keine besonderen Schwierigkeiten, da das Ende derselben durch Einschlagen einer Messermarke bezeichnet wird. Wenn man diejenige Stelle des Ankers, welche der Messerschneide genau gegenüber steht, so lange der Anker noch am Elektromagnet hängt, als Nullpunkt annimmt, so ist der Abstand der Messermarke von diesem Nullpunkte genau gleich der Fallhöhe des Ankers, denn um diese Strecke musste der Anker fallen, bis die Messermarke eingeschlagen wurde. Nennt man die den Fallzeiten t und 1 entsprechenden Fallhöhen h und h1, so ergiebt sich nach den Fallgesetzen

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hat. Um für den praktischen Gebrauch nicht jedesmal die Fallzeit t1 ermitteln zu müssen, ist es vorteilhaft, wenn man derselben einen constanten Wert giebt; das erreicht man sehr einfach dadurch, dass man die Stärke der Elektromagnete so lange verändert, bis die Fallhöhe h1 eine bestimmte constante Länge erreicht. Um eine abgerundete, für die Rechnung leicht verwendbare Zahl zu erhalten, macht man t1 0,15 Sekunden. Dieser Fallzeit entspricht die Fallhöhe 110,35mm, wenn die Beschleunigung der Schwere 9,809 ist. Der Bequemlichkeit wegen zeichnet man auf dem Anker im Abstande von 110,35 von dem Nullpunkte eine Linie an, und regelt die Stärke der beiden Elektromagnete so lange, bis beim gleichzeitigen Unterbrechen beider Stromkreise die Messermarke genau mit dieser Linie zusammenfällt. Ist dies erreicht, so kann man die Stromkreise wieder schliefsen, die Anker aufhängen und den Schuss abgeben. Ist die Messermarke eingeschlagen, so bestimmt man ihren Abstand vom Nullpunkte mittels des Mafsstabes, berechnet damit die Fallzeit t und subtrahirt davon die constante Zeit t1= 0),15 Sekunden; dann hat man die gesuchte Flugzeit. Kennt man einmal die Flugzeit, so kann man auch ohne weiteres die mittlere Geschwindigkeit des Geschosses auf dem Wege zwischen beiden Drahtrahmen angeben. Bezeichnet man den Abstand der letzteren mit s und die gesuchte Geschwindigkeit mit v, so ist

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die mittlere Geschwindigkeit innerhalb der beiden Drahtrahmen, ausgedrückt in Meter in 1 Sekunde.

Immerhin würde es noch ziemlich umständlich und zeitraubend sein, wenn man für jede Messung die angedeutete Rechnung durchführen müsste. Man hat sich die Sache dadurch erleichtert, dass man für verschiedene Fallhöhen die zugehörigen Geschwindigkeiten ausgerechnet und diese Werte auf einem Mafsstabe direct unterhalb der in Millimeter zu messenden Fallhöhen verzeichnet hat, so dass an. Stelle der Fallhöhen sofort die zugehörigen Geschwindigkeiten abgelesen werden können. Mit diesem Hilfsmittel ausgerüstet kann man sehr rasch hinter einander die Messungen ausführen. Zur praktischen Handhabung des Apparates muss noch erwähnt werden, dass man die Messermarken nicht unmittelbar auf den Anker einschlagen lässt, denn sonst würde man bald so viel Marken darauf haben, dass keine von der anderen zu unterscheiden wäre; vielmehr werden dünne, leicht auswechselbare Zinkhülsen über den Anker geschoben, die nach jeder Messung eine kleine Drehung erfahren, damit die nächste Marke neben die vorhergehende zu sitzen kommt und von dieser unterschieden werden kann. Wenn man sparsam verfährt, so können leicht auf jeder Zinkhülse 30 Marken gut unterscheidbar eingeschlagen werden.

Das wäre im wesentlichen das Messverfahren mit dem Le Boulangé- Apparat unter normalen Verhältnissen, das heifst, für Geschossgeschwindigkeiten von 275 bis 625m in der Sekunde. Weniger als 275m darf die Geschwindigkeit nicht betragen, denn sonst ist der Anker fi bereits vollständig am Messer vorübergefallen, ehe dieses vorschnellt; eine Marke kann dann nicht mehr eingeschlagen werden. Man hilft sich in solchem Fall einfach dadurch, dass der Abstand der beiden Drahtrahmen von einander vermindert wird. Damit wird die Flugzeit tą, also auch die Fallzeit t verkleinert. Beträgt die Geschwindigkeit mehr als 625m in der Sekunde, so kann man zwar noch Messungen erhalten; indessen werden dieselben mit wachsender Geschwindigkeit immer ungenauer, weil bei den sehr geringen Fallhöhen eine kleine Differenz, wie sie durch fehlerhafte Abmessung entstehen kann, schon einen bedeutenden Unterschied der Geschwindigkeiten bedingt.

Es kommt aber auch nur selten vor, dass grössere Geschwindigkeiten als 625m in der Sekunde zu messen sind, weil es nur wenige Feuerwaffen giebt, deren Geschosse jenen Wert überschreiten. Eine Vergröfserung des Drahtrahmenabstandes ist dann das einfachste Mittel, den gestellten Ansprüchen gerecht zu werden.

In besonderen Fällen kann man überdies dem Apparate noch eine andere Einrichtung geben. Man kann den Elektromagnet d an einer höher gelegenen Stelle anbringen, so dass der vom zugehörigen Anker zurückzulegende Weg doppelt so grofs wird als vorher. Das hat zur Folge, dass sowohl die Fallhöhe h als auch h' vergröfsert wird; indessen findet die Vergröfserung beider nicht in demselben Verhältnisse statt, so dass die Differenz h-h' jetzt einen gröfseren Wert besitzt, also deutlicher abgelesen werden kann.

Wird aufserdem noch die Art der Stromleitung umgewechselt, so dass der erste Stromkreis jetzt durch den Elektromagnet d, der zweite dagegen durch den Elektromagnet c geht, so setzt sich beim Messen der kleine Anker zuerst in Bewegung. Die Messermarke wird dann an einer Stelle eingeschlagen, die unter der Marke der gleichzeitigen Unterbrechung liegt; es ergiebt sich dann für die Flugzeit

t2 = t' — t.

Mit dieser Einrichtung kann man Flugzeiten messen, die einer längeren Flugbahnstrecke als 50m entsprechen.<<

An den Vortrag schloss sich die Vorzeigung des Apparates und die Anstellung von Versuchen. Da in dem Sitzungszimmer nur eine Länge von 8m für die Flugbahn zur Verfügung stand, so mussten Geschosse verwendet werden, deren Anfangsgeschwindigkeit so klein ist, dass die Messung innerhalb der 8m langen Flugbahn noch durch den Apparat angezeigt wird. Zu diesem Zweck eignen sich am besten und wurden verwendet die sogenannten Zielübungspatronen >>Patent Lorenz«, bei denen ein Schrotkorn von 5mm Dmar. aus einem kleinen, in der Patrone liegenden Laufe durch die Explosion eines gewöhnlichen Zündhütchens geschleudert wird. Die Anwendung dieser Patronen bot noch den Vorteil, dass bei ihnen kein Knall und Rauch zu bemerken war, so dass die Versuche ohne Belästigung der Anwesenden in dem Sitzungszimmer vorgenommen werden konnten. Die erzielten Geschwindigkeiten, deren Ermittlung freilich im vorliegenden Falle nicht auf Genauigkeit Anspruch machen konnte, betrugen 266, 320 und 234m in der Sekunde.

Schlickeysen's Misch- und Homogen-Schnecke.

D. R.-P. No. 28862.

Auf der diesjährigen Generalversammlung des deutschen Vereines für Fabrikation von Ziegeln, Thonwaren, Kalk und Cement berichtete Hr. C. Schlickeysen-Berlin über seine Misch- und Homogen-Schnecke; wir verdanken ihm über dieses Gerät in seiner Anwendung zur Ziegel- und Thonwarenfabrikation die folgende Mitteilung.

»>Die Schraube für plastische Körper, welche heute in fast allen Thonschneiderstrangpressen stehender und liegender Construction Verwendung findet, wurde von mir im Jahre 1855 in Newton's London Journ. veröffentlicht; sie setzt sich bekanntlich zusammen aus Segmenten einer archimedischen Schraube, deren jedes 1/4 bis 1/2 Kreisfläche bedeckt, und die auf der Messerwelle, vom Einwurf angefangen, zum Ausflusse zu schraubenförmig so hinter einander folgen, dass jedes mit seiner Schneide unter das Druckende des Vorflügels ungefähr um die Dicke der Messerwelle untergreift und ungefähr ebenso viel Zwischenraum von ihm frei lässt. Die nebenstehende Fig. 1 zeigt das im Grundrisse, Fig. 2 in der Aufrollung des Schraubenflügel

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umfanges in eine Ebene. Bei der grofsen Verbreitung, welche dieses Gerät seitdem gefunden hat, sind natürlich die mannigfachsten Formänderungen mit demselben vorgenommen, neue Constructionen seiner Teile aber bis jetzt nicht bekannt geworden; man macht die Flügel breit oder schmal, steil oder flach steigend, befestigt Contrestäbe verschiedener Art in dem Cylindermantel zwischen ihnen, macht den Cylinder mehr oder weniger zum Ausflusse zu spitz zulaufend, um die Misch- und Knetwirkung zu erhöhen, ohne sich indessen zuverlässige Rechenschaft über die notwendigen Wirkungen der angewendeten Formänderungen geben zu können, und giebt es wohl kaum einen Gegenstand auf der Erde, von dem man mit mehr Recht sagen könnte: Wo Gründe fehlen, tritt rechtzeitig helfend der Glaube ein, als von der Construction der Thonschneiderziegelpressen.

Zur Verarbeitung magerer und mittelfetter Thone genügt meistenteils die bekannte Construction; beim Verarbeiten fetter Thone und vor allem beim Mischen stellen sich jedoch Uebelstände ein, die sich beim fertigen Pressziegel nach dem Brande zusammenfassen lassen als mangelhafte Mischung und zu wenig Material in der Mitte der Fläche der Ziegel.

Im Suchen nach Mitteln zur Abhilfe bin ich zu den Resultaten gelangt, welche die beistehenden Zeichnungen erläutern; dieselben zeigen in Fig. 3 einen aufrechten Längenschnitt einer liegenden Ziegelpresse, Fig. 4 einen Schnitt durch den

lichen Thonschneidercylinder C ansetzt, und endet an dieser Stelle auch die Messerwelle D. An diesem Ende der Messerwelle sitzt im Thonschneider ein Doppelmesser E bekannter Construction, welches jedoch im Presskopfe, dessen Weite entsprechend, gröfser im Durchmesser wird und sich bis ziemlich nahe an die Form fortsetzt, indem zugleich aber die beiden Flügel, am Ende der Messerwelle anfangend, nach dem Ausflusse zu schmäler und geneigter gegen die Mitte des Stranges werden, so dass sie zuletzt in eine Schneide enden, die nur das Ansetzen von Thọn und Brocken im Presskopfe vor der Form hindern und alles gegen die Mitte drücken. Die schraffirte Fläche deutet den Teil des Presskopfes an, den die Flügel beschreiben, und die schrägen Schnittlinien darin zeigen deren Druckneigung gegen die Mitte Es ist einleuchtend, dass diese Condes Thoncylinders an. struction des Presskopfes und der Auswurfflügel die Mittel gewährt:

1. das Gefüge des aus dem Thonschneider kommenden Thoncylinders im Presskopfe vollständig aus einander zu reissen,

2. dieselbe Dichtigkeit des austretenden Stranges in der Mitte wie auswendig zu erzwingen,

3. durch das Herantreten des Auswurfmessers bis fast an die Form Kraft zu sparen und Ansetzen von Thon vor der Form zu hindern.

1885

Das dann kommende Doppelmesser F hat folgende Construction. Während im allgemeinen bisher die Flügel der Messer rechtwinklig aus ihrer Achse bis zum Mantel austreten, wie die Schnittlinien im Messer E zeigen, sind beim Messer F die beiden Flügel verschieden geformt; der eine Flügel geht in seiner ganzen Druckfläche in einem spitzen Winkel von der Mitte zum Umfang und bewirkt somit beim Vorschieben des Thones zugleich ein Drücken nach der Mitte zu, der andere Flügel geht stumpfwinklig zum Umfang und lässt nach dem Druckende zu einen wachsenden Zwischenraum zwischen Messerrand und Cylinderwand frei. Der von der Schneide dieses stumpfwinkligen Messers gegriffene Thon schiebt sich somit allmählich nach aufsen und rutscht zuletzt teilweise zwischen Druckende und Cylinderwand hinter die Druckseite zurück, was notwendig ist, um die seitliche Verschiebung zu ermöglichen. Die Mischwirkung dieses Messers ist eine grosse, jedoch natürlich mit etwas mehr Kraftbedarf, als gewöhnliche Messer erfordern. Die schraffirten Flächen deuten den Raum im Cylinder an, den jeder der beiden Flügel beschreibt.

Das nun folgende Messer G ist ein gewöhnliches breites Doppelmesser und dient zur raschen Entleerung des dahinter liegenden Raumes unter dem Aufgebetrichter des Thon

schneiders.

Wie die Schnittzeichnung zeigt, liegen dicht über der Thonschneideröffnung ein Paar Walzen, die eine etwa 10mm dicke Thonplatte ununterbrochen in denselben einpressen; unmittelbar an der Rückwand sitzt nun ein Doppelmesser H, welches durch die Schräge seiner Flügel den Thon von der Rückwand ab und dem Ausgange zuschiebt, und an dem Umfange desselben sitzt an jedem Flügel H ein mit der Messerwelle paralleles Messer H', so dass also bei jeder Drehung der Messerwelle die beiden Flügel H' ein kleines Stückchen des von den Walzen eingepressten Thonblattes abschlagen und von dem nachfolgenden Teile desselben trennen. Bei 25 Umdr. der Messerwelle in 1 Minute werden sonach 50 schmale Streifen abgeschlagen und von einander getrennt.

Innerhalb dieses Parallelmesserpaares H' sitzen 3 Messer J, am äusseren Ende durch einen Ring J' und im Inneren gleichfalls durch einen Ring J" fest mit einander verbunden; letzterer umschliefst ein vorstehendes Stück der Nabe von H, und der Ring J' ist mit ein Paar Knaggen zwischen Oberund Unterteil des Thonschneidermantels festgeklemmt, so dass dieses aus einem einzigen Gussstücke bestehende Korbmesser JJ' J" unverrückbar im Cylinder festsitzt. Die Parallelmesser H streifen die abgeschlagenen Thonstreifen wieder an die 3 Korbmesser J weiter nach innen ab. Innerhalb dieser sitzt auf der Messerwelle eine Hülse K, auf derselben 2 Messerflügel K' mit Parallelschabern, welche wieder den Thon vom Inneren des Korbmessers abstreichen und ihn zusammendrückend dem Ausgange zuschieben, wo das Doppelmesser G alles abnimmt und dem Messer F zuschiebt. Dieses ganze Messersystem HJK ist natürlich ganz von Stahlguss und auch für steifsten Thon widerstandsfähig, und, weil nach Schablonen bearbeitet, nach geschehener Abnutzung leicht durch neue Stücke zu ersetzen.

Die Wirkung dieser 3 Mischmesser im Trichter und der 3 ferneren Messer zum Durcheinanderarbeiten, welche alle sechs zusammen ungefähr die 312 fache Länge des Thonschneiderdurchmessers einnehmen, ist eine so kräftige, dass, wenn man z. B. einen mittelfetten steifen dunklen Lehm abwechselnd mit Stücken zähen weifsen Porzellanthones nach einander auf das Walzenpaar aufgiebt, man den aus dem Mundstück austretenden Ziegelstrang quer und lang in dünne Platten zerschneiden kann, ohne auch nur den geringsten weissen Streifen darin zu entdecken. Mischt man kleine Stückchen kräftig roter Farbe zum aufzugebenden Stoffe, so erhält der Strang einen rosafarbenen Hauch, der auch im Inneren bei allen ausgeschnittenen dünnen Platten desselben zu sehen ist, ohne den geringsten roten Streifen zu zeigen. Die Modelle dieser neuen Messer sind so eingerichtet, dass man sie in jeder meiner neuen liegenden Maschinen an Stelle der Messer älterer Construction einsetzen und umgekehrt durch letztere ersetzen kann.«

Metallhüttenwesen. Gold. 1)

In Engineering and Mining Journal vom 12. Juli 1884, S. 22, befindet sich ein Auszug aus der Abhandlung von F. W. Browning in »the School of Mines Quarterly« über die Art der Goldgewinnung auf der Providence Mill, Grass Valley in Californien. Das Golderz ist Quarz, welcher aufser Freigold 7 pCt. Sulfurete, hauptsächlich Pyrite, enthält. Dasselbe wird, nachdem es durch Steinbrecher zerkleinert ist, der bekannten Pochwerksamalgamation unterworfen, durch welche der gröfste Teil des Freigoldes vermittels Quecksilberzusatz während des Pochens und vermittels amalgamirter Kupferplatten im Pochtroge und an den Kupferplatten zurückgehalten wird. Ein geringer Teil Freigold wird aufserhalb des Pochwerks durch Ueberleiten der Trübe über mit amalgamirten Kupferplatten versehene Gerinne aufgefangen. Das gepochte Erz wird dann noch einer Concentration auf Herden unterworfen. Die concentrirten Sulfurete enthalten in 1t für 120 Dollar Gold und für 12 Dollar Silber. Aus denselben lässt sich das Gold durch Amalgamation nicht ausziehen; sie werden daher dem Plattner'schen Goldchlorationsverfahren unterworfen. Zu diesem Zwecke werden sie zuerst in einem drei Stockwerke enthaltenden Flammofen mit einem Zusatze von 11/2 pCt. Kochsalz geröstet; alsdann wird das geröstete Erz in Holzgefäfsen, welche je 2,5t Erz zu fassen vermögen, mit Chlorgas behandelt. Dasselbe wird aus Manganit, Salz und Schwefelsäure von 66° B. hergestellt. Nach 2 bis 3 Tagen ist die Chloration beendigt. Das gebildete Chlorgold wird durch Wasser ausgelaugt, aus der Lauge das Gold durch Eisenvitriol ausgefällt. Das Silber, welches als Chlorsilber in dem ausgelaugten Rückstande verblieben ist, wird mit Calciumhyposulfit ausgelaugt und dann durch Schwefelcalcium aus der Lauge als Schwefelsilber gefällt.

1) Z. 1883, S. 714; 1884, S. 687.

Durch die gedachten Processe sollen 94 pCt. Gold und 60 pCt. Silber der Metallanlage gewonnen werden.

Nach Min. and scientif. Press., Bd. 48, No. 9, S. 153, Berg- und Hüttenm. Ztg. 1884, No. 33, ist die Ausfällung des Goldes durch Eisenvitriol aus saurer Lösung in der Ausführung einfach und, falls die Goldlösung frei von Chlor, Brom, von Hypochloriten des Calciums, Magnesiums und Natriums sowie von Salpetersäure ist, auch vollkommen. Dies trifft meistens nicht zu bei Chlorirungs - Mutterlaugen, indem dieselben nicht allein absorbirtes Chlor, sondern auch Chloride von Alkalien und alkalischen Erden enthalten. Nur die Laugen von reinem Goldquarze, welche weder Kalk noch Magnesia enthalten, werden durch Eisen vitriol vollständig vom Golde befreit.

Eisenchlorür hat die nämliche Wirkung wie Eisenvitriol. Dieses Salz ist jedoch teuer, stark der Zersetzung unterworfen und kann nicht, wie Eisenvitriol, in Papier und Holz, sondern nur in Porzellan und Glas transportirt werden.

Das Ausfällen des Goldes mit Schwefelwasserstoff ist in der Ausführung umständlicher, als mit den erst gedachten Reagentien, indem ein besonderer Apparat zur Entwickelung des Gases und eine Temperatur von 50 bis 60o C. erforderlich ist. Dieses Gas kann auch bei unreinen Goldlaugen angewandt werden, indessen dürfen dieselben kein Kupfer enthalten. Die Vorzüge der Anwendung von Schwefel wasserstoff sind die rasche Bildung des Goldniederschlages in warmer Lösung, das schnelle Absetzen desselben und die Möglichkeit der schnellen Trennung desselben von der Flüssigkeit ohne Goldverlust.

Nach Davis (Chemiker-Zeitung 1884, No. 14, Berg und Hüttenm. Ztg. 1884 S. 167) ist der Vorgang bei der Fällung des Goldes aus Lösungen durch Kohle der nachstehende. Beim Filtriren einer Goldchloridlösung durch Kohle oxydirt sich die letztere auf Kosten des Sauerstoffgehaltes des Wassers, während der hierbei entbundene Wasserstoff sich mit dem Chlor des Goldchlorides verbindet. Das frei gewordene Gold

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