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Maschinen, Bobbinnetmaschinen mit Jaquardeinrichtung, (Curtain-lever-Maschinen) einzugehen 1).

Das Gewebe besteht aus drei Fadensystemen und

zwar aus

Kette (in den Figuren immer schraffirt gezeichnet),
Musterfaden (stark ausgezogen) und
Bindefaden (dünn ausgezogen).

Die Kette läuft längs durch das ganze Stück hindurch, die Musterfäden gehen zwischen benachbarten Kettenfäden im Zickzack hin und her und werden an dieselben durch die Bindefäden festgebunden. Die Musterfäden gehen daher im Stoffe nach links, wenn die Bindefäden nach rechts gehen, und umgekehrt. Das Hin- und Hergehen der Musterfäden wird nun durch die Jacquardmaschine beeinflusst, so dass jedes beliebige Muster erzielt werden kann, welchem die eigenartige Bindung zu Grunde liegt.

Bei der älteren Art dieser Maschinen, wie solche in beArmengaud Publ. ind. 1853 Vol. VIII p. 351 ff. schrieben sind, ist es nur möglich, die Musterfäden zwischen zwei benachbarten Kettenfäden hin und her zu bewegen, so dass nur die auf Tafel XX, Fig. 1 dargestellten Grundbindungen möglich sind.

Die Kettenfäden sind in entsprechenden Abständen lotrecht zwischen Kettenbaum und Warenbaum ausgespannt und durch Augen einer wagerecht liegenden Schiene geführt, welche in Richtung ihrer Länge verschoben werden kann. Jeder Musterfaden wird einer Spule entnommen und läuft ebenfalls durch die Augen einer zweiten, jener ersten parallelen Schiene, während die Bindefäden in einer zur Kettenebene normalen Ebene schwingen. Zu diesem Zweck ist der Vorrat der Bindefäden bei allen diesen Maschinen auf jenen kleinen eigenartigen Spulen, den Bobbinnetspulen, untergebracht, welche so dünn sein müssen, dass sie mitsammt ihrem Träger, einem Schlitten, zwischen zwei Kettenfäden hindurch wandern können.

Das Anbinden des Musterfadens an einen Kettenfaden geschieht auf folgende Weise: Ketten- und Musterfaden sind zu Anfang seitlich, z. B. links von dem sich vorn befindenden Bindefaden, dieser wandert hierauf nach hinten, alsdann wird der Ketten- und der anzuknüpfende Musterfaden nach rechts geschoben und der Bindefaden nach vorn geführt; kehren endlich Ketten- und Musterfaden in ihre Anfangslage zurück, so sind offenbar beide gemeinschaftlich von dem Bindefaden umschlungen, somit der Musterfaden an den Kettenfaden angebunden worden.

Die Gestalt des Schlittens für die Bobbinnetspulen war früher allgemein die in Fig. 2 angegebene. Der Antrieb der Schlitten i erfolgt nur von unten und ihre Stützung in Nuten durch Kämme mit kreisförmigen freistehenden, daher leicht federnden Zinken, was zu mannichfachen Störungen Veranlassung gab.

Wesentlich vervollkommnet gegenüber diesen älteren Maschinen zeigen sich die neuesten, von denen in Fig. 3 ein zum Teil schematischer Querschnitt in 1/10 der wahren Gröfse wiedergegeben ist.

Es erfolgt der Antrieb der Schlitten nicht mehr von unten, sondern von oben; ferner ist es möglich, den Musterfaden über mehr als zwei Kettenfäden hinwegzuführen; für die Musterfäden ist eine besondere Abzugs vorrichtung angebracht, die aber auch immer nur die gerade nötige Länge abzieht, während jeder Musterfaden für sich durch ein Gewicht die nötige, sich immer gleich bleibende Spannung erhält, was ein durchaus gleichmässig gespanntes Gewebe zu Stande kommen lässt; die Spulen der Musterfäden sind so angeordnet, dass nie ein Musterfaden an den anderen schleifen kann, und sämmtliche Spulen sind auf die hintere Seite gelegt, so dass die Arbeitsseite, auf welcher man das Zeug entstehen sieht, frei, somit eine leichte Ueberwachung ermöglicht ist, zumal die Arbeitsstelle bequem in Augenhöhe liegt; der Zeugbaum wird nicht mehr unmittelbar, sondern mittels einer

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Stachelwalze angetrieben, wodurch eine unveränderte Abzugsgeschwindigkeit und damit eine in einem und demselben Stücke sich stets gleich bleibende Maschenhöhe erzielt wird; alle schneller schwingenden Teile und die Antriebwellen sind möglichst tief gelagert, das Gestell selbst stabiler construirt, so dass neben gröfserer Arbeitsgeschwindigkeit auch eine gröfsere Arbeitsbreite (jetzt bis zu 6,5m) ermöglicht ist.

Die Spulenschlitten haben die in Fig. 4 wiedergegebene Form und meist 6" englisch unteren Gleithalbmesser.

Der Antrieb von oben gewährt mehrfache Vorteile: Der Schlitten selbst wird einfacher und damit billiger. Die Kämme k, in welchen die Schlitten gleiten, sind unten vollständig geschlossen, lassen sich deshalb ordentlich stützen, und der Schlitten hat eine gröfsere Auflagerfläche (Fig. 4), mithin geringere Abnutzung. Die Kämme (Fig. 5) sind starr, denn die einzelnen Riegel sind nicht mehr an dem äufseren, schmalen Ende, sondern auf ihrer langen Unterseite gehalten (eingegossen), sie federn nicht mehr wie früher herüber und und hinüber und können nicht leicht mehr verbogen werden. An den Schlitten fällt zudem die seitliche kreisförmige Ausfräsung 2 (Fig. 2) weg, wodurch sie wesentlich an Stärke gewinnen und geringere Herstellungskosten verursachen; aufserdem ist auch das Herausnehmen beim Auswechseln der Spulen erleichtert, denn es genügt das Heben der Treibstangen 1, um sofort die Schlitten herausheben zu können. Bei den alten Maschinen erforderte das Herausnehmen einzelner Schlitten ein Heben und Vorziehen des ganzen Kammes k, der ja ausserordentlich genau gelagert sein muss, so dass hierbei leicht Störungen vorkamen.

Die Schlitten haben gar keine freie Bewegung mehr, sondern sind immer gegen beide Seiten gefasst, indem die Treibstangen in die Zahnlücken i hineingreifen.

Fadenführung.

Was zuvörderst die Fadenführung anlangt, so ist diese folgende, wie aus Fig. 3 ersichtlich:

Die Kette ist auf einem Kettenbaume ag aufgewickelt, geht von da durch einen Fadenleiter e nach den Führerschienen h, die eine solche hin- und hergehende Bewegung erhalten, dass die Kettenfäden på bald auf die eine, bald auf die andere Seite der Bindefäden på der Schlitten gebracht werden können.

Die Bildung des Gewebes erfolgt an der unteren Kante der Unterstützungsleiste n. Das Abziehen des fertigen Stoffes besorgt eine Stachelwalze a' mit unveränderlicher Geschwindigkeit, während der Zeugbaum a lose auf dieser Stachelwalze rollt.

Die Musterfäden på kommen von Spulen a1, die auf besonderen Spulenböden auf der hinteren Seite gelagert sind, in mehreren Reihen über-, hinter- und neben einander, da ja so viel Spulen vorhanden sein müssen, wie Kettenfäden, die in die Tausende gehen. Fig. 6 ist ein Teil eines solchen Spulenbodens in der Draufsicht. Die Spulen a sind um Stifte drehbar aufgesteckt; die Reibung an den Unterflächen genügt vollständig, die nötige Fadenspannung zu erhalten. Nimmt der Spulenhalbmesser ab, so wird zwar auch das Gewicht und damit die Reibung geringer, aber die Kraft zum Umdrehen der Spulen, also die Fadenspannung, bleibt doch nahezu dieselbe.

Von den Spulen aus streichen die Fäden noch an Führungsdrähten vorbei, die so angeordnet sind, dass die Fäden nie unter sich oder an anderen Spulen schleifen können.

Auch die Musterfäden gehen durch den Fadenleiter e nach Kämmen g, f, die hin- und hergeschoben werden, den Fäden also solche seitliche Bewegungen geben, dass sie bald von dem einen, bald von dem anderen Bindefaden på gekreuzt werden.

Unter diese Kreuzungsstellen greifen die Nadeln der Nadelstangen m, welche die fertigen Maschen nach oben schieben und dort halten, bis die nächste Maschenreihe in ihrer Bildung so weit fortgeschritten ist, dass ein Auflösen der vorhergehenden nicht mehr zu befürchten steht.

Die Bindefäden på wickeln sich von den gebremsten dünnen Spulen as (bobbins) der Schlitten i ab und steigen unmittelbar nach den Kreuzungsstellen empor.

20. Juni 1885.

Maschenbildung.

Die Bildung der Maschen geht auf folgende Weise vor sich:

Unter den Schlitten bewegen sich drei Kämme f, g, h hin und her, vergl. Fig. 3, 18, 26, 27. Die beiden Kämme g und h sind aus Fadenführern gebildet, die in die eingefrästen Ausschnitte der Bandeisenschienen eingenietet sind, während der oberste Kamm aus rechtwinklig umgebogenen Drähten f besteht, die durch die Jacquardschnuren q rückwärts in die in Fig. 18 punktirt angedeutete Lage übergeführt werden können. Die Lagerung und Anordnung der Fadenführerschienen g und h sowie der Haken ƒ ist in Fig. 18 in 15 der wahren Grösse angegeben. Gegen seitliche Verdrückungen sind die Haken ƒ dadurch gesichert, dass sie in Schlitzen geführt sind, gegen deren breite Seitenwandungen sie sich stützen können.

Der vordere Kamm h und der oberste f gehen so hin und her, dass die von ihnen geführten Fäden in der Höhe der Schlitten immer nur um eine Teilung verschoben werden, der dazwischen liegende Kamm g hingegen schwingt um drei solcher Einheiten.

Die Kettenfäden pa sind nun durch die Augen des vorderen Kammes h gezogen, die Musterfäden p1 durch den hinteren Fadenführer g, und beide Fadensysteme gehen dann zusammen noch durch den Hakenkamm ƒ.

In den schematischen Figuren 26 und 27 sind die drei Kämme der Uebersichtlichkeit halber über einander gezeichnet.

Wir wollen nun der Reihe nach folgende Fälle betrachten: welche Maschenbildungen entstehen,

1. wenn gar keine Jacquardschnur gezogen ist,
2. wenn eine bestimmte gezogen ist,

3. wenn alle gezogen werden,

4. wenn

wirken.

zwei oder mehrere bestimmte Schnuren

1. Es ist gar keine Jacquardschnur gezogen. Dann ist der oberste Kamm ƒ voll, alle Zinken befinden sich in der Lage, wie sie in Fig. 18 ausgezogen gezeichnet ist. Zwischen je zwei Zinken passirt ein Ketten- und ein Musterfaden, der Kamm lässt also in diesem Zustande nur Bewegung der Fäden innerhalb zweier benachbarten Zinken zu.

Im Anfange der Maschenbildung, in der Lage I (Fig. 26), stehen alle Kämme auf ihrem linken Totpunkt, so dass allemal ein Ketten- und ein Musterfaden sich links von dem gleichnummerirten Bindefaden befinden. Die Schlitten i sind noch vor der Bildfläche, die Bindefäden p3 gehen also von vorne in die Bildfläche hinein.

Begeben sich nun alle Fadenführer in ihre äusserste rechte Stellung (wie Fäden 1, Fig. 27), so kommt für die Musterfäden nur f zur Geltung, da er voll ist, während die Wirkung des darunter liegenden Fadenführers g für die Kreuzungsstelle vollständig ausgeschaltet ist; der Musterfaden. kann nur bis zu dem gleichnamigen Finger des Kammes f nach rechts folgen; es befinden sich somit der erste Kettenund der erste Musterfaden rechts vom ersten Bindefaden, der zweite Ketten- und der zweite Musterfaden rechts vom zweiten Bindefaden u. s. f.

Die Schlitten i gehen hierauf nach hinten, sämmtliche Fadenführer gehen nach links zurück und zum Schlusse die Schlitten wieder nach vorn.

Es hat sonach nur eine einfache Umschlingung von je einem Ketten- und einem Musterfaden durch den gleichbenannten Bindefaden stattgefunden. Das erzeugte Muster besteht daher nur aus nach unten laufenden Stücken, wie sie Fig. 1 darstellt, es sind Oeffnungen im Gewebe gebildet worden.

2) Wird eine Jacquardschnur gezogen, z. B. 2, ist also für diese Schnur ein Loch in der Jacquardkette, so wird, wenn sich die Führerschiene der Musterfäden g nach rechts bewegt, der gespannte Musterfaden 2 so lange mit nach rechts gezogen, bis er sich an den nächsten Finger ƒ, d. i. 3, anlegt, infolge dessen er die Bindefäden 2 und 3 kreuzt; Musterfaden 1 legt sich unmittelbar an Finger 1, 3 an Finger 3 (vergl. Fig. 27). Gehen nun die Schlitten wiederum nach hinten, kehren die Ketten- und Musterfäden wieder in ihre alte (linke) Lage zurück, so wird, wenn endlich auch die Schlitten wieder nach vorn gezogen sind, eine Bindung erzeugt worden sein, wie sie Fig. 28 zwischen den Fäden 2 und 3 angiebt.

Ist abwechselnd eine Schnur q um die andere gezogen, so haben wir auch abwechselnd Oeffnung und Ausfüllung zwischen zwei benachbarten Kettenfäden als Musterung im Gewebe, wie zwischen den Fäden 1 bis 3 in Fig. 28.

3) Nehmen wir nun an, es seien alle Schnuren gezogen, dann folgen die Kettenfäden, wie immer, der schraffirten Führerschiene h, während die stark gezeichneten, die Musterfäden, ganz frei der Schiene g folgen können; sie werden sich infolge dessen, wenn sich g nach rechts bewegt, mit drei Bindefäden kreuzen; das giebt die Bindung, wie sie in den Figuren 24 und 25 zu verdeutlichen gesucht worden ist. Auf der im Stuhle hinteren (rechten) Seite (man sieht das Zeug auf der linken Seite entstehen) liegen die Musterfäden über zwei Teilungen flott (Fig. 25), während auf der linken Seite (Fig. 24) sie unter den Kettenfäden weggehen.

Es bietet diese Bindung den Vorteil, dass sie doppelt füllt, gegenüber der bei den älteren Maschinen allein angewandten (Fig. 1b); man kann unter sonst gleichen Verhältnissen doppelt so rasch arbeiten, doppelt so grofsen Vorschub der Abzugswalze anwenden.

4) Als weiterer möglicher Fall sei schliesslich der besprochen, dass zwei oder mehrere Schnuren hinter einander gezogen sind, z. B. 4, 5, 6 in den Fig. 26, 27; dann werden die Musterfäden 4 und 5 frei dem Zuge des Fadenführers g folgen können, sich also mit je drei Bindefäden kreuzen, 6 wird sich aber an den Finger 7 anlehnen, ebenso wie Musterfaden 7; 6 wird deshalb durch zwei Bindefäden gebunden, 7 endlich nur durch einen, so dass ein Muster zu Stande kommt, wie das zwischen den Fäden 4, 5, 6 und 7 in Fig. 28.

Durch die beliebige, mehr oder minder dichte Bindung lässt sich nun, wie man einsieht, leicht jedes beliebige Muster mit den gewünschten Schattirungen, mit mehr oder minder grofser Dichtheit und Lichtdurchlässigkeit auf beliebigem Grund erzielen.

Auch ein dem glatten Tüll ähnlich sehender Grund lässt sich herstellen; es werden die benachbarten Kettenfäden abwechselnd in bestimmten Abständen durch die Musterfäden verbunden, und durch das Seitwärtsziehen der Kettenfäden ergiebt sich dann die sechseckige Gestalt (vergl. Fig. 29 Taf. XX).

Die Maschine lässt sich gewünschten Falles leicht in eine solche umwandeln, welche immer nur zwischen zwei Kettenfäden bindet, wie die ältere Gattung; es ist nur nötig, den Fadenführer g für die Musterfäden blos um zwei Teilungen hin- und herzuschieben. (Schluss folgt.)

Werkzeugmaschinen.

Ueber die Verfertigung der gewaltigen röhrenförmigen Streben für die Forthbrücke1) enthält The Engineer, Januar 1885, S. 54 einen bemerkenswerten Aufsatz, welchem viele Abbildungen angefügt sind. Es möge hier ein Auszug jener Veröffentlichung Platz finden.

Die Streben sind in 0,915 bis 3,660m Dmr. ausgeführt; die

1) Z. 1882 S. 585; 1884 S. 792; 1885 S. 364.

weitesten derselben bestehen aus 28 bis 31m dicken flusseisernen Mantelplatten (10 im Umfange), deren Längsnähte auf Träger I-förmigen Querschnittes genietet sind. Die Längsträger sind in je 2,440m Entfernung mit Ringträgern verbunden.

Der Querschnitt einer solchen Röhre ist aus Fig. 1 ersichtlich. Das Biegen der 4,88m langen, 1,32m breiten Mantelplatten erfolgte in dunkelrotwarmem Zustande mittels einer hydraulischen Presse; man hatte versucht, die unerwärmten Platten zu biegen, fand aber, dass sich Brüche einstellten.

Die hydraulische Presse bestand aus vier in gerader Linie neben einander aufgestellten Einzelpressen, deren 61cm dicke Mönche mit einer starken wagerechten Platte gemeinsam verbunden waren; jede Einzelpresse war für 800t, sonach die ganze Presse für 3200t Druck bemessen. Die erwähnte wage

deutscher Ingenieure.

rechte Platte trug die Unterform, während die Oberform unter dem mittels 8 schmiedeisernen Säulen mit den Nonnen verbundenen gemeinsamen Kopf der Presse hing. Die Zeit, während welcher die heifsen Platten in der Presse sich befanden, musste möglichst abgekürzt werden, indem die Formen

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infolge der einseitigen Erwärmung mit lautem Krach zerbarsten, als man in dieser Beziehung unvorsichtig war.

Auch der Abkühlung der Platten musste grofse Sorgfalt gewidmet werden; folgendes Verfahren bewährte sich: Man bog zur Zeit eine gröfsere Zahl der Platten unmittelbar hinter einander und legte jede Platte, sobald sie aus der Presse kam, auf die vorher gebogene, so dass je ein gröfserer Haufen derselben entstand, in welchem die Platten genügend langsam sich abkühlten. Hierbei verloren die Platten ihre genaue Gestalt, weshalb sie abgekühlt nochmals in die Presse gelegt wurden, um nachgerichtet zu werden, wobei behufs Gewinnung der erforderlichen Genauigkeit wohl Streifen dünnen Bleches in die Formen gelegt wurden.

Die Längskanten der Platten hobelte man auf einer gewöhnlichen Hobelmaschine, indem sie einzeln mit Hilfe eiserner Beilagen auf dem Tisch, zwei Werkzeughalter aber in geeigneter Neigung an den Ständern der Maschine befestigt wurden. Zum Hobeln der bogenförmigen Querkanten verband man mit der gewöhnlichen Blechkantenhobelmaschine eine Vorrichtung, vermöge welcher der Stichel in einem Bogen sich bewegte, dessen Halbmesser mit demjenigen der Plattenbiegung übereinstimmte.

Das Zusammenbauen der Röhren wie das Bohren der Winkeleisen hier übergehend wende ich mich zum Bohren der Plattennietlöcher sowie derjenigen Löcher des Gerippes, welche ersteren gegenüber liegen. Diese Löcher wurden gemeinsam gebohrt, nachdem die Platten in genau richtiger Weise auf dem Gerippe der Röhren befestigt waren. Man bohrte alsdann gleichzeitig mit 10 Bohrern, unter Benutzung der in Fig. 1 dargestellten eigentümlichen Einrichtung. Mit einem auf Schienen verschiebbaren Wagen A sind zwei gusseiserne Ringe C fest verbunden, deren Weite den äufseren Durchmesser der zu bohrenden Röhren um einiges übertrifft. diesen Ringen sind mit Hilfe der Wurmwellen F und der Zahnkränze R fünf Prismen D zu verschieben, letzteren beliebige Stellungen im Kreise zu geben. Jedes Prisma D trägt zwei Bohrmaschinen, deren Einzelanordnung aus der Nebenfigur zu Fig. 1 zu erkennen ist. Auf dem Wagen A ist ein kleiner Dampfkesssel B und eine Dampfmaschine E befestigt; letztere betreibt mittels zu spannenden Seiles die 5 Rollen P, deren Wellen unter Vermittelung geeigneter Räder die Bohrspindeln drehen. Auch die selbstthätige Schaltbewegung mittels der Welle L ist vorgesehen.

An

Bohrmaschinen im besonderen. In The Engineer, November 1884, S. 387, werden unter Beigabe einiger Abbildungen zwei eigenartige Bohrmaschinen beschrieben, welche, für die eisernen Rahmen der Eisenbahnwagen bestimmt, sämmtliche gleichlaufende Löcher eines Stückes zu gleicher Zeit bohren. Die eine der Maschinen ist dementsprechend mit 40, die andere mit 24 Bohrspindeln versehen. Bei ersterer sind die Spindeln liegend angeordnet; sie werden in der Mitte durch hyperboloidische Räder angetrieben (Fig. 2) und sind an jedem Ende mit je einem Bohrer versehen. Den Bohrern Fig. 2 Fig. 3.

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gegenüber befindet sich je eine Einspannvorrichtung, welche längs wagerechter Prismen mit den Arbeitsstücken gegen die Bohrer verschoben werden. Die senkrechten Spindeln der anderen Maschine werden mit Kurbeln angetrieben (Fig. 3), an deren Warzen eine durch zwei Kurbeln bewegte Stange greift.

Bohrmaschinen für Kesselschmieden sind in jüngster Zeit mehrfach beschrieben worden. Sogenannte Kesselmantelbohrmaschinen, d. h. solche Maschinen, welche mit liegender Planscheibe zur Aufnahme des Kesselmantels bezw. eines Teiles desselben und einem oder mehreren senkrechten Prismen, an denen die eigentlichen Bohrmaschinen mit liegenden Bohrspindeln sitzen, versehen sind, findet man in Revue industrielle, August 1884 S. 345 m. Abb., Engeering, December 1884 S. 586 m. Abb. und in The Engineer, Juni 1884 S. 430 m. Abb. beschrieben. Die in letztgenannter Quelle behandelte Kesselmantelbohrmaschine von Campbell & Hunter unterscheidet sich namentlich durch folgende Einzelnheiten von den gebräuchlichen: Die beiden die Bohrmaschinen tragenden senkrechten Prismen sind gemeinschaftlich an einem Ende des Bettes befestigt, längs welchem die Planscheibe mit ihrer

XXIX

Juni 1885

Lagerung wagerecht verschoben werden kann. Es dürfte diese Anordnung zu Gunsten des bedienenden Arbeiters getroffen worden sein. Jedes der senkrechten Prismen ist mit zwei für sich verschiebbaren Bohrmaschinen und jede dieser Bohrmaschinen im engeren Sinne des Wortes mit zwei Spindeln versehen, so dass gleichzeitig 8 Bohrer arbeiten können. Die gegensätzliche Höhenlage und wagerechte Entfernung der beiden Bohrer jeder Maschine muss natürlich einstellbar sein. Das ist im vorliegenden Falle erreicht durch Lagerung der Bohrspindeln in den Schenkeln eines Zirkels, in dessen Gelenkachse die Antriebsspindel liegt, so dass der gute Eingriff der auf den Bohrspindeln befestigten Stirnräder mit dem Stirnrad der Antriebspindel bei jeder möglichen Lage der Bohrspindeln gewahrt wird.

Borland's1) und Mathias' Bohrmaschine 2) sind tragbar, so dass sie an den zusammengebauten Kessel bezw. an diejenige Stelle desselben, welche mit einem Loch versehen werden soll, gesetzt werden können. Beide Maschinen werden deshalb durch Seile angetrieben. Während Borland's mit zwei in derselben Achse liegenden, aber sich entgegengesetzt drehenden Bohrspindeln versehene Maschine, so lange sie arbeitet, mit der Hand festgehalten werden soll (es soll die Maschine in einen Durchmesser des Kessels gelegt werden, um gleichzeitig 2 einander gegenüberliegende Löcher zu bohren) und hierdurch ihre Anwendbarkeit mindestens sehr beschränkt wird, ist die reicher ausgebildete Mathias'sche Maschine bestimmt, an dem Kessel durch Schrauben befestigt zu werden. Sie gleicht einer Kran- (Radial-) Bohrmaschine, indem ihre Spindel aufser um ihre eigene auch um die Achse des Befestigungsteils und um zwei zu dieser winkelrecht liegende Achsen drehbar und endlich sowohl in ihrer Achse als auch gegen den Befestigungsteil verschiebbar ist. Die einzelnen Einstellungen erfolgen durch Schrauben, Wurm und Wurmrad. Die Mathias'sche Maschine lässt sonach die mannichfachste Verwendung zu. An dieser Stelle mag der Gedanke F. J. Rowan's, nach welchem Bohr- und dergleichen Maschinen durch Elektromagnete mit den Arbeitsstücken verbunden werden sollen (D. R.-P. No. 24941 vom 16. Februar 18833) erwähnt werden.

Seit Jahren kennt man einknickbare Ausleger bei sogenannten Sandpapiermaschinen; Langbein) hat dieselben für Kranbohrmaschinen benutzt, unter Beibehaltung des

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Riemenbetriebes von Welle zu Welle. Challiot und Gratiot1) verwenden statt des Riemenbetriebes den Betrieb durch Zahnräder. Wenn das auch gebilligt werden muss, so wird man doch nicht einverstanden sein können mit der von Challiot und Gratiot zu diesem Zwecke geschaffenen Gelenkeinrichtung des einknickbaren Auslegers, indem dieselbe wenig Gewähr für die Steifheit desselben bietet.

Eine grofse Ausbohrmaschine für Cylinder und dergl. ist beschrieben und abgebildet in der Revue industr. Mai 1884 S. 208 und eine tragbare dergleichen im Prakt. Masch.-Constr. 1884 S. 214.

Eine von dem bekannten M. F. G. Kreutzberger entworfene Maschine zum Bohren und Ausbohren ist in Ann. ind. October 1884 S. 541 beschrieben und durch sehr gute Zeichnungen dargestellt. Auf dem einen Ende des Bettes steht ein Prisma, an welchem der die liegende Bohrspindel tragende Schlitten senkrecht verschiebbar ist. In bekannter Weise eingerichtete Kegelradpaare ermöglichen den Antrieb der Bohrspindel in jeder Höhenlage derselben. Auf dem Bette der Maschine, und zwar in der Längsrichtung desselben, ist längs genauer Prismen eine kräftige Bettplatte verschiebbar, welche einen zur Aufnahme des Arbeitsstückes geeignet eingerichteten Querschieber trägt. Auf der Bettplatte sind auch zwei Böcke zu befestigen, an denen zur Unterstützung einer Bohrstange benutzbare Lager senkrecht verschoben werden können. Das ganze ist also eine eigenartig zusammengebaute liegende Bohrmaschine, welche gegenüber den gewöhnlichen Maschinen manche Vorzüge besitzt; einige Einzelheiten der Maschine genügen jedoch nicht den Ansprüchen, welche der fortgeschrittene Werkzeugmaschinenbau an die Unwandelbarkeit der Lage des Werkzeuges stellt.

Die sogenannten Bohr- und Drehmaschinen oder Drehbänke mit liegender Planscheibe sind bekanntlich wegen der Gefahren, mit welchen sie den bedienenden Arbeiter bedrohen, in Deutschland nicht beliebt, trotz ihres grofsen Vorzuges, einer Gewichtsausgleichung des Arbeitsstückes nicht zu bedürfen. Wenn ich trotzdem hier einer von W. B. Bement & Sohn in Philadelphia ausgeführten Maschine 2) gedenke, so geschieht das nur wegen der ungewöhnlichen Abmessungen derselben. Sie ist nämlich eingerichtet, um 2,1m im Dmr., 1,2m in der Länge messende Arbeitsstücke aufzunehmen bezw. zu bearbeiten. Die Stichelhalter sind um fast 1m zu verschieben. H. Fischer.

1) Armengaud, publication industr. 1884 Bd. 29 S. 313 m. Abb. nach Dingl. polyt. Journ. 1884 Bd. 252 S 457 m. Abb. 2) Iron, Januar 1885 S. 47 m. Abb.

Sitzungsberichte der Bezirksvereine.

Eingegangen 15. Mai 1885.

Mannheimer Bezirksverein. Sitzung vom 29. April 1885. - Vorsitzender: Hr. Dr. Lindenborn. Schriftführer: Hr. Fr. Seiler. Anwesend 21 Mitglieder.

Nach geschäftlichen Mitteilungen hält der Vorsitzende einen Vortrag »über die Verarbeitung leichter Teeröle für die Anilinfabrikation«; er erörtert in eingehender Weise die Fabrikationsweise der Anilinfarben seit ihrer Erfindung und weist auf die rasch auf einander folgenden Verbesserungen der maschinellen Einrichtungen auf diesem Gebiete hin, welche für die Massenproduction von grofser Wichtigkeit gewesen seien.

Der Vorsitzende verliest darauf die Magdeburger Anträge betreffend »die Einführung oder Errichtung von technischen Schiedsgerichten von Seiten der Bezirksvereine usw.« Nach lebhafter Verhandlung wird beschlossen, die Vorberatung dieser Anträge einer Commission zu überweisen.

Eingegangen 7. Mai 1885. Mittelrheinischer Bezirksverein. Versammlung vom 1. März 1885. Vorsitzender: Hr. Graemer. Schriftführer: Hr. Jungbluth. Anwesend 9 Mitglieder und 3 Gäste.

Hr. Hoffmann macht Mitteilungen über die Thätigkeit des Mittelrheinischen Dampfkessel - Revisionsvereines im Jahre 1884, welche sich teils auf statistischem Gebiete bewegen,

teils die wichtigeren bei den Revisionen vorgekommenen Fälle erörtern.

Auf eine Anfrage des Hrn. v. Horstig über Steigapparate, die bei Schornsteinreparaturen usw. zur Anwendung kommen und von Hrn. Eckardt in Dortmund geliefert werden, 1) giebt Hr. C. Heberle jr. Auskunft; es knüpft sich daran eine lebhafte Verhandlung über Schornsteinbauten im allgemeinen.

Versammlung vom 1. Februar 1885. Vorsitzender: Hr. Graemer. Schriftführer: Hr. Jungbluth. Anwesend 28 Mitglieder und 12 Gäste.

Hr. Michaelis erhält das Wort zu einem Vortrag über den Friedel'schen Entwurf der Moselkanalisirung.2)

»M. H.! Es ist Ihnen wohl bekannt, dass vor etwa Jahresfrist eine Gruppe von Grofsindustriellen Westfalens und der Rheinprovinz zusammengetreten ist und den Beschluss gefasst hat, einen Entwurf für die Kanalisirung der Mosel ausarbeiten zu lassen. Mit der Ausführung der Arbeit wurde der Wasserbau-Bezirksingenieur Hr. Friedel in Metz betraut und damit eine sehr glückliche Wahl getroffen, da Hr. Friedel, an der Spitze der Wasserbauten des Bezirkes Metz stehend, mit den Eigentümlichkeiten des Moselflusses wohl vertraut und im Be

1) Z. 1885 S. 120. 2) Z. 1884 S. 107,

sitze reicher Erfahrungen über die Brauchbarkeit und Bewährung der Kanalisirungsarbeiten an der oberen Mosel ist. Hr. Friedel hat nun im Laufe dieses Sommers seine Arbeit vollendet, und in welcher Weise das geschehen ist, davon haben Sie hier Gelegenheit, sich selbst zu überzeugen, da der Vorsitzende der hiesigen Handelskammer, Hr. Commerzienrat Spaeter, die zu der Arbeit gehörigen Karten, Pläne, Kostenberechnungen usw. dem Ingenieurvereine für heute zur Verfügung zu stellen die Freundlichkeit gehabt hat.

Der Zweck der Moselkanalisirung ist, die durch den Wettbewerb der Eisenbahn jetzt fast ganz darniederliegende Schifffahrt auf der Mosel wieder zu beleben. Dass es möglich sei, die Mosel, einen der wasserreichsten Ströme des westlichen Deutschlands, zu einer guten Wasserstrasse zu machen, steht aufser aller Frage und ist durch die Kanalisirung der oberen Strecke bis Metz bewiesen. Dem entsprechend macht denn auch die preufsische Regierung schon seit einer Reihe von Jahren Anstrengungen, um dem unteren Laufe der Mosel ebenfalls eine bessere Befahrbarkeit zu verschaffen, und zwar beabsichtigt man, indem man mittels Buhnen und Parallelwerken die Flussrinne einengt, die Fahrtiefe (bei einem Wasserstand am Cochemer Pegel zwischen 0,4 bis 0,5m) durchweg auf mindestens 1m zu bringen.

Diese Einschränkungsbauten sind jetzt auf einer nicht unbeträchtlichen Strecke der Mosel vollendet, haben aber leider den erwarteten Erfolg nicht gehabt; vor kurzem vorgenommene Sondirungen haben ergeben, dass trotz der Einschränkungsarbeiten an einzelnen Stellen des Flusses ganz ungenügende Wassertiefen vorhanden waren, und es hat nicht einmal erreicht werden können, dass die zwischen Trier und Coblenz verkehrenden flach gehenden Personendampfschiffe ihren Verkehr im Laufe des vergangenen Sommers bei einigermassen niedrigem Wasserstande aufrecht zu erhalten vermochten.

Der Grund, weshalb durch die bisherigen Regulirungsarbeiten das vorgesteckte Ziel nicht erreicht ist und auch wahrscheinlich nicht erreicht werden wird, liegt in den eigentümlichen Stromverhältnissen der Mosel. Das Gefälle derselben beträgt zwischen Metz und Coblenz bei einer Länge des Flusslaufes von etwa 300km etwa 100m und ist namentlich auf der Strecke zwischen Trier und Coblenz ein sehr unregelmässiges und wechselndes. Die Mosel durchbricht hier das Gebirge vielfach rechtwinklig zur Streichlinie der Formationen und, da die härteren Gesteinsschichten den zerstörenden Einflüssen des Wassers einen stärkeren Widerstand leisteten als die weicheren, so sind hier Stromschnellen entstanden, die von den Umwohnern als » Furten« bezeichnet werden und der Schifffahrt auf der Mosel von jeher durch den raschen Lauf des Wassers und die geringe Fahrtiefe höchst unangenehme Hindernisse bereitet haben. Diese Furten sind natürlich in erster Linie mit Einschränkungsarbeiten bedacht; doch ist der Wasserstand daselbst nicht in dem gewünschten Masse erhöht worden, während die Wassergeschwindigkeit innerhalb der Furten und namentlich unterhalb der einzelnen Einschnürungsstellen zum Nachteile des Schifffahrtsbetriebes, insbesondere bei der Bergfahrt, nicht unwesentlich zugenommen hat. Es ergiebt sich also, dass den in den Fluss eingebauten Buhnen und Parallelwerken nicht der Wert zuerkannt werden kann, den man denselben beigelegt hat, und dass mit Hilfe derselben die Mosel niemals zu einer für die grofse Schifffahrt zu allen Zeiten benutzbaren Wasserstrafse umgestaltet werden wird.

Hr. Friedel schlägt daher vor, die jetzige Art der Moselregulirung ganz zu verlassen und den Fluss, ähnlich, wie es die Franzosen mit demselben schon bis Metz gethan haben, zu kanalisiren.

Bei einer Kanalisirung wird der Strom durch Stauwerke in eine Reihe von Abschnitten, sog. Haltungen, zerlegt, innerhalb deren das Wasser zu beliebigen durch die Gröfse der Stauanlagen bedingten Höhen aufgestaut werden kann. Zur Umgehung der Stauanlagen sind neben jeder derselben für die Schiffe Schleusen angebracht, die entweder unmittelbar mit dem Flusse durch kurze Kanäle oder unter einander durch längere mit dem Flusse parallel laufende (Seiten-) Kanäle in Verbindung stehen. Im ersten Falle dient der Fluss den Schiffen als Fahrstrafse, im zweiten der Seitenkanal. Welchem

deutscher Ingenieure.

von beiden Systemen man bei einer Kanalisirung den Vorzug geben soll, hängt ganz von der Beschaffenheit des Stromes und der Ufer ab. Die Mosel selbst ist bis Metz nach beiden Systemen kanalisirt.

Natürlich kosten derartige Kanalisirungsarbeiten, die sich an der Mosel auf eine Strecke von 300km Länge ausdehnen müssten, ganz bedeutende Summen, und würde daher mit Recht die Frage aufgeworfen werden können, ob denn die Schifffahrt auf der Mosel sich jemals derartig entwickeln werde, dass dadurch eine Verausgabung vieler Millionen Mark zu rechtfertigen wäre. Rechnet man nun zusammen, welche Mengen von Frachtgütern die Landwirtschaft, der Weinbau und die Kleinindustrie der Mosel im günstigsten Falle etwa zuführen würden, so ergeben sich so geringe Zahlen, dass auf eine auch nur mässige Verzinsung der Kosten der Kanalisirung nicht zu rechnen wäre. Dagegen hat nun die Coblenzer Handelskammer in einer Eingabe an die Regierung, und der Vorsitzende dieser Handelskammer, Hr. Commerzienrat Spaeter, in einem der Rheinschifffahrts - Commission erstatteten Bericht über die Kanalisirung der Mosel auf die ungemeine Wichtigkeit des Wasserweges der Mosel für das Gedeihen des Bergbaues und der Eisenindustrie Lothringens und Westfalens hingewiesen und durch Zahlen nachgewiesen, welche grofsen Massentransporte von dieser Seite her einer kanalisirten Mosel zufliefsen würden.

Wir staunen, wenn wir vernehmen, welch eine grofsartige Industrie sich in der Umgebung von Middlesborough entwickelt hat auf Grund eines Thoneisensteinvorkommens, welches dort vor einigen Jahrzehnten entdeckt wurde. Nun haben wir aber in Lothringen ein Eisenstein vorkommen, welches dem von Middlesborough an Ausdehnung fast gleichkommt, dasselbe inbezug auf die Güte der Erze und die Leichtigkeit und Billigkeit der Gewinnung aber bedeutend übertrifft. Die Ausdehnung der Cleveländer Eisensteinablagerungen beträgt etwa 52 000ha gegen 45 000ha in Lothringen (einschl. Luxemburg mit 4000ha). Man schätzt den Erzreichtum des Lothringer Minettevorkommens auf etwa 2400 Millionen Tonnen mit einem Werte von etwa 4000 Millionen Mark. Gegenwärtig werden in Lothringen und Luxemburg jährlich etwa 4 Millionen Tonnen Erz gewonnen, so dass der vorhandene Vorrat für 600 Jahre ausreichen würde. Der Abbau, fast ausschliesslich Stolln- und Tagebau, ist ein sehr einfacher und regelmässiger. Ein einziger Arbeiter fördert in 1 Schicht bis zu 6000ks Eisenstein. Die Gestehungskosten sind daher sehr gering und betragen auf einigen Hauptgruben nicht mehr als 1 bis 1,5 M für 1'. Während der Cleveländer Stein (ungeröstet) nie mehr als 32 pCt. Eisen enthält, steigt der Gehalt der Minette an Eisen bis zu 40 pCt. und darüber; kurz, es steht unserer Eisenindustrie in der Lothringer Minette ein so billiges und brauchbares Rohmaterial zu Gebote, dass wir mit Hilfe desselben noch dazu, da sich die Minette auch sehr gut zur Erzeugung von Thomaseisen eignet und mit Hilfe unserer billigen Koks und Arbeitslöhne den Engländern auf dem Weltmarkte eine bedenkliche Concurrenz würden bereiten können, wenn wir nicht inbezug auf Frachten den englischen Verhältnissen gegenüber aufserordentlich ungünstig gestellt wären. So kostet z. B. jeder Waggon Koks, den die Lothringer Hütten von der Ruhr beziehen, etwa 80 M an Fracht; ein gleicher Betrag entfällt auf die Erze und das Roheisen, die von Lothringen zur Ruhr versandt werden. Daher kommt es, dass, während bedeutende Mengen von Minette in's Ausland gehen und der fremden, mit geringen Steuern belasteten Industrie ein billiges Rohmaterial liefern, Deutschland trotz des Erzreichtums im eigenen Lande gezwungen ist, grofse Mengen von Erzen und Roheisen aus dem Auslande zu beziehen. Dass eine Industrie, die als Mitbewerberin auf dem Weltmarkte auftreten will und muss, derartige Zustände nicht leicht trägt, liegt auf der Hand.

Hier soll nun die Moselkanalisirung fördernd eingreifen. Man hofft, mit Hilfe derselben die Frachten bedeutend herunterdrücken zu können, z. B. für die Strecke Diedenhofen-Ruhrort von 84 M auf etwa 40 M. Natürlich würde eine derartige Verbilligung der Fracht einen bedeutend erhöhten Verbrauch an der Ruhr, (der schon jetzt nicht unbeträchtlich ist) zur Folge haben, und schätzt man die Menge der Erze, welche

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