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durch Verrücken der Dynamomaschine auf ihrer Fundamentplatte die erforderliche Spannung geben könne.

Hr. Jul. Meyer hebt hervor, dass es von Wichtigkeit sei, bei den Messungen mit dem Voltameter die Temperatur zu beobachten, bei welcher die Zersetzung stattfinde. Hr. Wüllner giebt zu, dass die Temperatur für die Messung von Einfluss sei, und führt diesen darauf zurück, dass bei höherer Temperatur die Absorptionsfähigkeit erheblich kleiner sei.

Darauf hält Hr. Hilt einen Vortrag über die Versuche mit Kohlenstaub und Grubengas zu Neunkirchen (s. S. 300 d. Bl.). Die Verhandlung über diesen Vortrag wird auf die nächste Sitzung verschoben.

Eingegangen 22. Februar 1885. Bayerischer Bezirksverein. (Gruppe München.)

Versammlung vom 7. November 1884.

Vorsitzender:

Hr. Hoyer. Schriftführer: Hr. Wolff. Anwesend 20 Mitglieder. Nach einem Berichte des Vorsitzenden über die Hauptversammlung in Mannheim spricht Hr. Bayerlen aus Stuttgart über die neue Schreibmaschine System Remington. Er giebt einen geschichtlichen Rückblick über das Bestreben des mechanischen Schreibens und dann eine ausführliche Beschreibung der verschiedenen Systeme, insbesondere des Systems Sholes, welches nunmehr, durch Remington in New-York bedeutend verbessert, allen Ansprüchen des mechanischen Schreibens genüge, wie der Redner selbst durch praktische Handhabung einer vorgezeigten Maschine beweist. Besonders bemerkenswert sei bei dieser Maschine noch die Möglichkeit, eine gröfsere Anzahl Copien (bis 30) auf einmal erzeugen zu können. Versammlung am 21. November 1884. Vorsitzender: Hr. Hoyer. Schriftführer: Hr. Borst. Anwesend 18 Mitglieder. Hr. Hoyer hält einen Vortrag

über das Schleifen optischer Gläser,

insbesondere der Linsen für Fernröhre, Photographie-Apparate, Mikroskope usw. Ausgehend von dem zum Schleifen ebener Spiegel angewendeten Verfahren als Grundlage des Glasflächenschleifens ererörtert der Redner zunächst die Bedingungen, welche optische Gläser bezüglich ihrer Gestaltung zu erfüllen haben, und macht auf die fast beispiellose Genauigkeit aufmerksam, welche bei diesen sowohl wegen des Krümmungshalbmessers als der Oberflächenbeschaffenheit (vollkommene Kugel-, parabolische, ebene usw. Flächen) gefordert wird. Zur Beurteilung und Messung dieser Factoren reichen mechanische Hilfsmittel nicht mehr aus, sondern können nur noch optische Erscheinungen, so insbesondere die Newton'schen Farbenringe, dienen, welche so empfindlich sind, dass vorübergehende Dimensionsveränderungen infolge geringer Temperaturunterschiede, z. B. durch Auftupfen mittels eines Fingers, sofort in Erscheinung treten, wie durch ein Experiment an mitgebrachten Linsen gezeigt wird. Das Schleifverfahren beginnt, nachdem die Brechungsverhältnisse, Reinheit usw. des Glases sowie der Krümmungshalbmesser der Linse bestimmt sind, mit dem Abschleifen aus dem Rohen mittels grobkörnigen Schmirgels, bis die äufsere Gestalt festgelegt ist, und wird dann fortgesetzt mit immer feiner werdendem Schmirgel unter Anwendung sogenannter Schleifschalen, um in dem Poliren mit Polirrot seinen Abschluss zu finden. Das Poliren, welches der Arbeit die Vollendung erteilt, verlangt aufserordentliche Vorsicht und Ausdauer, wie unter anderm daran zu erkennen ist, dass zum Schleifen der zwei Linsen an dem Newall's Teleskop 1560 Stunden, also 156 Arbeitstage, erforderlich waren, und dass während dieser Zeit die Linsenstärke um 26 mm abgenommen hatte. Dieselbe Arbeit zur Anfertigung des Refractorspiegels in Melbourne nahm 1170 Stunden in Anspruch. Dieser grofse Aufwand an Zeit rührt namentlich von dem Umstande her, dass das Schleifen mit höchst unbeholfenen Mitteln durch Menschenhand ausgeübt wurde. Hervorzuheben ist hier 1. das Schleifen mit Schalen aus freier Hand, wobei der Arbeiter eine mit Schleifmaterial versehene nach dem verlangten Krümmungshalbmesser gekrümmte Schale aus Messing oder Bronze über das Schleifobject in cykloidischen Bewegungen hinwegführt; 2. das Schleifen mit dem sogenannten Radius, einer in einem Kugelgelenk beweglichen Stange von der Länge des Krümmungshalbmesser, die ebenfalls eine Schale trägt, welche in gleicher Weise über die Glasfläche hin- und herbewegt wird. In neuerer Zeit sind für diese Verrichtung Polirmaschinen erfunden, welche sämmtlich darauf beruhen, die Linsen in Drehbewegung zu setzen und die aus einer Mischung von Pech und Kolophonium bestehende Schleifschale mit Polirrot mit einem bestimmten Druck auf die Linse zu legen und mittels verschiedener Mechanismen in der Horizontalebene in schwingende Bewegung zu bringen.

Die erste lange geheimgehaltene Maschine dieser Art stammt von einem englischen Astronomen. Sie erzeugt die Bewegung der Schleifschale durch ein sehr complicirtes Räderwerk über der Linse. In Deutschland ist vielfach eine Maschine in Gebrauch, bei welcher

der Druck auf die Schale durch Gewichte erzeugt wird, die an einem wagerechten Druckhebel hängen, der zugleich durch eine Kurbelvorrichtung in wagerechte Schwingungen versetzt wird.

Der Redner erläutert diese Maschinen durch Tafelskizzen und weist die grofsen Unvollkommenheiten nach, wodurch zum Gebrauch derselben höchst zuverlässige und geübte Arbeiter erforderlich sind, die trotzdem wenig leisten und die Herstellung optischer Gläser sehr verteuern.

Von dem Gedanken ausgehend, dass sich das Schleifen und Poliren von Mechanismen müsse bewirken lassen, welche, nach mathematisch-mechanischen Grundsätzen construirt, durchaus zwangläufigen Bewegungen folgen, construirte der Vortragende auf Veranlassung des jetzigen Inhabers des Steinheil'schen Institutes eine Schleifund Polirmaschine für optische Gläser aller Art (Linsen, Brillengläser usw.) D. R. P. 20896, welche, seit länger als drei Jahren in der Steinheil'schen Werkstatt in Thätigkeit, in überraschend einfacher Weise die hier vorliegende höchst schwierige Aufgabe mit solchem Vorteil löst, dass bereits eine gröfsere Anzahl derselben in drei Gröfsen im Betrieb ist; die Vorzüge werden vom Redner unter Vorzeigung einer in Thätigkeit gesetzten Maschine eingehend erläutert, welche nebenstehende Figuren vor Augen führen.

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Die zu schleifende Linse usw. wird auf einen Kopf a aufgekittet, welcher von einer von der Riemscheibe b in Umdrehung versetzten Achse c getragen wird. Durch eine in dem topfartigen Gestelle sitzende Zwischenwand d tritt ein langer hohler Zapfen als Träger einer Platte ee, welche durch die Riemscheibe ƒ angetrieben ebenfalls sich um die Achse c dreht. Auf dieser Platte e e erhebt sich, um den Zapfen g drehbar, eine Säule h zur Aufnahme eines Hebelarmes i, der um die Säule gedreht in jeder beliebigen Höhe festgeklemmt werden kann und ein verschiebbares Federhaus k trägt; aus demselben ragt ein Stift 7 mit Kugelzapfen hervor, welcher vermittels regelbaren Federdruckes die Schleifschale gegen die Linse presst. Während nun der Kopf a und die Scheibe e und damit die Schleifschale um die gemeinschaftliche Achse c sich mit verschiedener Geschwindigkeit drehen, wird dem Arm i eine schwingende Bewegung erteilt, wodurch die Schleifschale von dem Mittelpunkte der Linse nach dem Rande und umgekehrt hin- und hergeleitet wird, um eine Ausgleichung im Schleifen zu bewirken. Zu dem Zwecke sitzt an der Säule h ein Arm m, welcher bei n eine Rolle trägt und bei der Drehung der Platte e e nachschleppt. Diese Rolle läuft in einer unbeweglichen aber verstellbaren Nut oo, welche in zwei gegen einander verschiebbaren Platten angebracht ist, die je nach ihrer Stellung gegen einander der Nute einen mehr oder weniger ovalen Verlauf und dem Arm m und somit der Schleifschale / bei einer Umdrehung zwei Schwingungen mit einem mehr oder weniger grofsen Ausschlag erteilen. Die Gröfse der Schwingungen lässt sich dabei auf dreierlei Weise verändern, nämlich aufser durch Verstellung der Laufrinne o noch durch Versetzung der Schraube n auf m und des Federhauses k auf dem Arm i. Da nun ferner der Arm i um h gedreht und die Druckfeder im Hause beliebig gespannt werden kann, so ist man mit dieser Maschine in der Lage, die geringsten Ungenauigkeiten mit einer überraschenden Sicherheit und Zuverlässigkeit auszugleichen. Für Gläser von bestimmter Form und Massenfabrikation von Linsen, Brillengläsern usw. genügt die Anbringung fester Rinnen, welche zur Vermehrung der Schwingungen drei oder vierseitig sind, wie beigezeichnete Figuren erkennen lassen.

18. April 1885.

Dem Vortrage folgt eine eingehende Besichtigung der Maschine, wobei noch vielfach weitere Erklärungen von Seiten des Vortragenden gegeben werden.

Versammlung vom 5. December 1884. Vorsitzender: Hr. Hoyer. Schriftführer: Hr. Borst. Anwesend 18 Mitglieder. Hr. Schröter spricht über eine graphische Methode der Regulatorberechnung.

Einleitend knüpft Redner an den von Prof. Herrmann (Z. 1884, S. 925) ausgesprochenen Wunsch an: »es möchten die technischen Hochschulen in ihre Lehrprogramme die Disciplin einer graphischen Maschinenlehre aufnehmen, «< indem er hervorhebt, dass insbesondere in München in den Uebungen für theoretische Maschinenlehre von ihm ein ausgedehnter Gebrauch von graphischen Methoden gemacht werde; aus eigener Erfahrung überzeugt von der in vielen Fällen auf graphischem Wege zu erreichenden gröfseren Klarheit und manchmal sogar Genauigkeit halte er es im Interesse der Herren aus der Praxis für angemessen, von Zeit zu Zeit über neuere_graphische Methoden zur Lösung von Problemen der Maschinenlehre zu berichten, nicht in erschöpfender Darstellung, sondern nur in der Absicht, den einen oder anderen zum Studium der Methoden anzuregen.

>>In seiner Abhandlung: »Die graphische Ausmittlung der Centrifugalregulatoren mit maximaler Energie, Prag 1883< entwickelt Prof. Salaba eine originelle Methode, welche in glücklicher Weise ein Uebergangsglied zwischen der statischen und dynamischen Regulatortheorie bildet. Man kann ja heutzutage die seinerzeit so vielfach behandelte Regulatorfrage als gelöst betrachten, wenigstens nach ihrer praktischen Seite; wir besitzen thatsächlich eine Anzahl von Regulatorconstructionen, welche allen Anforderungen genügen, ohne complicirt zu sein, und es erscheint ganz gerechtfertigt, wenn man heutzutage die dynamische Theorie derselben nicht weiter ausbaut. Salaba hat es jedoch verstanden, der Sache eine neue Seite abzugewinnen, indem er nicht dabei stehen bleibt, den Regulator in der Gleichgewichtslage zu betrachten, andererseits aber auch nicht soweit geht, die Bewegung der Hülse von Moment zu Moment zu verfolgen, sondern sich darauf beschränkt, die mit der Zurücklegung eines gewissen Weges von Seiten der Hülse verbundene Arbeitsleistung zum Ausgangspunkte seiner Entwicklungen zu nehmen. Wenn auch eingewendet werden kann, dass damit eine gewisse Einseitigkeit verbunden ist, weil bei sehr vielen Maschinen die auf die Bewegung des Stellzeuges zu verwendende Arbeit ganz verschwindend klein ist, sich also nicht wohl zur Grundlage einer ganz allgemein giltigen Berechnungsmethode eignet, so giebt es andererseits doch auch eine Reihe von Anordnungen, bei welchen die Widerstandsarbeit erheblich ausfällt, und dann gewährt die Methode einen so klaren Einblick in den Zusammenhang wichtiger Bestimmungsgröfsen der Regulatoren, dass sie schon um deswillen Aufmerksamkeit verdient. Aus der Gleichgewichtstheorie ist für einen Centrifugalregulator der Zusammenhang zwischen der Winkelgeschwindigkeit ∞, der Regulatorwelle und gewissen Abmessungen sowie Q dem Massenverhältnis m G des Regulators für jede Stellung der Hülse innerhalb ihrer Grenzlagen bekannt; sei die Gleichgewichtsgeschwindigkeit in der obersten Lage w1, in der untersten 2 und sei als Mittellage diejenige definirt, für welche ∞ = 00 so kann eine Curve gezeichnet werden, welche für jede Hülsenstellung den Wert wo als Abscisse zu der Erhebung der Hülse über

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den sogenannten Ungleichför

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migkeits- oder Unbeweglichkeitsgrad des Regulators bezeichIst letzterer Wert gegeben, so ergiebt das Diagramm den zugehörigen Hülsenhub ho, giltig für den unbelasteten Regulator. Nun kann aber in Wirklichkeit infolge des Vorhandenseins eines Stellzeugwiderstandes der Regulator irgend eine Lage, welcher der Gleichgewichtsgeschwindigkeit ∞ entspricht, erst verlassen, wenn letztere um do zugenommen hat, welche Gröfse ∞, wenn ɛ den Unempfindlichkeitsgrad für die betreffende Hülsenstellung bezeichnet. Für einen Regulator von gegebenen Abmessungen und einem Massenverhältnis m lässt sich aus der Gleichgewichtsgleichung leicht die Beziehung zwischen & und dem Hülsenwiderstande W ableiten, welche in fast allen praktisch wichtigen Fällen ergiebt, dass & dem Werte W direct proportional ist, also bei constantem W auch für alle Lagen des Regulators constant ist. Trägt man nun für jede Hülsenstellung die Gröfse /1⁄2§' von der schon gezeichneten Curve 1 aus nach rechts und links (entsprechend dem Steigen und Fallen der Hülse) ab, so entstehen zwei neue Curven 2, 2, welche nunmehr für den mit dem Hülsen widerstande belasteten Regulator den zum Verlassen einer Hülsenstellung erforderlichen Aenderungsgrad der Gleichgewichtsgeschwindigkeit darstellen. An die Stelle des Wertes der Fig. 1 tritt daher der resultirende Ungleichförmigkeitsgrad 4+Ɛ= i, und wenn wir nunmehr den Wert i als gegeben ansehen und zu beiden Seiten der Ordinatenachse */1⁄2 auftragen, so ist nunmehr der Hülsenhub auf h h1 + h2 reducirt worden.

Fig: 2

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Die Ordinaten der schraffirten Flächen sind dem Hülsenwege, die Abscissen dem Hülsenwiderstande proportional, folglich ist der Flächeninhalt proportional der Arbeit W (h1 + ha) Wh. Diese Arbeit ist aber durch die Natur der Verbindung des Regulators mit der Maschine bekannt, in vielen Fällen allerdings nur näherungsweise, und nun fufst Salaba auf der Ueberlegung, dass für einen gegebenen Regulator die Arbeitsfläche in zwei Fällen auf eine Linie zusammenschrumpfen, also zu Null werden kann (für 8 = 0 und für ¿=¿), um den Schluss zu ziehen, dass es zwischen denselben einen Wert von & geben muss, welcher die Fläche, also auch das Arbeitsvermögen des Regulators, bei gegebenem Massenverhältnis m zu einem Maximum oder umgekehrt für gegebene Arbeitsleistung die Massen zu einem Minimum macht. Eine einfache Untersuchung führt zu dem Ergebnis, dass dieser Fall eintritt für 8 = 1/2, oder /2 */4; man hat also nur das Stück 2 zu halbiren und die Curven 2 durch den Halbirungspunkt zu legen, so findet sich der Hülsenhub h = h1 + h2, für welchen die Arbeit ein Maximum wird. Da das Product Wh gegeben ist, so erhält man durch Division den Hülsenwiderstand W, daraus G und endlich Q= m G, d. h. der Regulator ist dann fertig berechnet.

und

Salaba geht aber noch einen Schritt weiter namentlich hierin erblickt der Redner das Verdienst seiner Arbeit, indem er von der ganzen vom Regulator an der Hülse verrichteten Arbeit den Teil absondert, welcher zur Ueberwindung der Eigenwiderstände (Gelenkreibung) des Regulators verwendet wird. Wenn der Teil von W, welcher an der Hülse wirkend gedacht zur Ueberwindung der inneren Reibungswiderstände ausreicht, mit Wi bezeichnet wird, so führt S. einen Wert & ein, welcher zu W; in derselben Beziehung steht, wie e zu W, und erhält so zwei neue Curven 3, die um + von der mittleren abstehen, und von welchen aus nun 2 erst die Abcissen für die Curven 2 zu rechnen sind. Gegeben ist nach wie vor 2; aber nun wird blos der Teil der ganzen

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2

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gezogen werden.

Wenn auch nicht behauptet werden soll, dass durch diese Methode die jetzt gebräuchlichen Regulatorsysteme wesentlich andere Abmessungen erhalten müssten, als die Praxis sie aufweist im Gegenteil zeigen gerade gute Constructionen die Bedingung Ɛ = 1/2 meist sehr nahe erfüllt

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so ist doch die Methode aus dem Grunde zum Studium zu empfehlen, weil sie den organischen Zusammenhang wesentlicher Bestimmungsstücke des Regulators auf ei nen Blick zu übersehen gestattet und namentlich über den Einfluss von Aenderungen auf das Schlussergebnis viel rascher orientirt als die Rechnung, bei welcher man den Zusammenhang lange nicht so klar vor Augen hat.<<

In der Verhandlung über diesen Vortrag vertritt Hr. Grove die Ansicht, man solle immer nur diejenige Methode wählen, welche rascher zum Ziele führe, und bezeichnet insbesondere die Anwendung graphischer Methoden auf Probleme der Festigkeitslehre, soweit sie in das Bereich des Maschinenbaues fallen (Achsenberechnung usw.) als unzweckmäfsig, weil es sich da gewöhnlich nur um eine einzige Dimension handle, der zulieb man auf graphischem Weg alle anderen mitbestimmen müsse. Die graphischen Methoden erfordern stetige Uebung und grofse zeichnerische Genauigkeit, während man bei einer richtig abgeleiteten Formel keine Gefahr laufe. Hr. Schröter entgegnet, dass allerdings in der Praxis die graphischen Methoden gewiss nur da auf Anwendung rechnen könnten, wo sie Arbeit sparen, betont aber den aufserordentlichen pädagogischen Wert derselben, welcher es rechtfertige, auf der Schule denselben eine gröfsere Ausdehnung zu geben, als sie vielleicht später in der Praxis finden; aufserdem seien sie in allen Fällen, wo es sich um dynamische Probleme, Arbeitsbestimmungen usw. handle, wegen der anschaulichen Darstellung des Zusammenhanges. der veränderlichen und in vielen Fällen (Dampfmaschinentheorie) wegen der durch dieselben ermöglichten Berücksichtigung von Einflüssen vorzuziehen, welche man bei der Rechnung der Einfachheit zuliebe vernachlässigen müsse oder überhaupt gar nicht imstande sei, rechnerisch zu verfolgen.

Eingegangen 18. Februar und 12. März 1885. Berliner Bezirksverein. Versammlung vom 4. Februar 1885. Vorsitzender: Hr. Pütsch. Schriftführer i. V.: Hr. Fehlert. Anwesend 82 Mitglieder und Gäste.

Hr. Felix v. d. Wyngaert hält einen Vortrag über die Umgestaltung im Müllereibetriebe, ihre Ursachen und Wirkungen, uud behandelt dieses Thema an der Hand einer gröfseren Reihe von Zeichnungen. Der Vortrag wird in der Zeitschrift ausführlich wiedergegeben werden.

Hr. Fehlert macht hierauf eine Mitteilung über ein neues von W. Berkefeld in Celle, Provinz Hannover, in den Handel gebrachtes Isolirmaterial (D. R.-P. 26 282). Dasselbe unterscheidet sich dadurch von allen bisher bekannten Materialien, dass es in Schlauchform angewendet wird. Die Schläuche sind auf der Rundschnurmaschine nach Art der bekannten Verpackungsschnüre hergestellt und werden bei ihrer Bildung mit reiner Infusorienerde gefüllt. Gegenüber den mörtelartigen Massen haben derartige Isolirschläuche den Vorzug, dass sie sich bequemer anbringen lassen und gegen äufsere Beschädigungen widerstandsfähiger sind. Die Anbringung der Schläuche erfolgt einfach dadurch, dass dieselben fest und dicht spiralförmig um das zu bekleidende Rohr gewickelt werden. Soll die Bewicklung erfolgen, während die Rohre warm sind, so empfiehlt es sich, dieselben vorher mit einem 3 bis 5mm starken Anstriche von gewöhnlicher Kieselguhrmasse zu versehen, um das Gewebe vor der directen Berührung mit dem heifsen Metalle zu schützen.

Bei Rohrleitungen von Eis- oder Kaltluftmaschinen ist eine doppelte Umwickelung zur Verhütung des Ansetzens einer Eiskruste notwendig.

Hr. Dr. Frank ergänzt diese Mitteilungen dahin, dass nach den persönlich von ihm gemachten Erfahrungen die Berkefeld'schen

deutscher Ingenieure.

Isolirschnüre sich sehr gut bewähren, und dass besonders der chemischen Industrie lange ein brauchbares Isolirmaterial gefehlt habe, welchem Mangel jene Isolirschnüre abgeholfen hätten. Nach seinen Erfahrungen darf man die Umhüllung nicht mit einem Oelanstriche versehen, wie dies bei mörtelartigen Isolirmassen usw. üblich ist. Hr. Peters berichtet über die neueren Betriebsergebnisse mit dem Honigmann'schen Natronkessel und hebt hervor, dass durch die Anwendung von Druck im Natrongefäfse der Siedepunkt der Lauge bedeutend gesteigert und durch die Benutzung von Kupfer oder Messing für sämmtliche Teile, welche mit der Lauge in Berührung kommen, die Haltbarkeit der Apparate erhöht wurde. (Da inzwischen in der Zeitschrift 1885 S. 101 ein ausführlicher Bericht über diese Neuerungen erschienen ist, so wird auf dieselben an dieser Stelle nicht weiter eingegangen.)

Im Fragekasten findet sich die folgende Frage:

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>>Wäre es nicht zu ermöglichen, dass die Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure die das Gebiet des Erwerbslebens und der Technik berührenden Gesetzentwürfe, sobald dieselben dem Reichstage vorgelegt werden, veröffentlichte, damit die Mitglieder unseres Vereines, welche dabei in erster Reihe interessirt sind, rechtzeitig Kenntnis davon erlangen?<<

Hr. Dr. Frank motivirt die von ihm aufgeworfene Frage damit, dass in letzter Zeit eine grofse Menge arbeiterfreundlicher Gesetz entwürfe auftauchen, über welche von den politischen Zeitungen nur mangelhaft Bericht erstattet werde. Es sei ihm z. B. schwierig gewesen, in einem speciellen Falle einen solchen Entwurf zu erhalten, während es zur Orientirung für die Mitglieder des Vereines oft erwünscht sei, genaue Kenntnis von den beim Reichstag eingehenden und zur Beratung stehenden Gesetzentwürfen zu besitzen, damit zur rechten Zeit erforderlichenfalls dagegen eingeschritten werden könne.

Hr. Kirchner hält solche Mitteilungen für überflüssig. Die gleiche Frage sei im Vereine der Eisenindustriellen schon einmal gelegentlich des Gesetzentwurfes über die Organisation der Berufsgenossenschaften aufgeworfen. Damals sei die Ansicht geltend gemacht worden, es gehörten derartige Angelegenheiten nicht vor das Forum des Ingenieurvereines, der sich statutengemäss nur mit technischen Fragen zu befassen habe.

Hr. Peters macht darauf aufmerksam, dass man unterscheiden müsse zwischen technischen, wirtschaftlichen und socialen Angelegenheiten. Bezüglich der ersteren halte er eine Veröffentlichung der betreffenden Gesetzentwürfe für angemessen. Die Aufnahme von Entwürfen wirtschaftlichen oder socialen Inhaltes dürfe nur nach besonderer Beschlussfassung des Vereines erfolgen. Die Redaction könne sich nicht für befugt halten, eigenmächtig in dieser Angelegenheit vorzugehen.

Nachdem Hr. Dr. Frank noch ausgeführt hat, dass er nicht eine Veröffentlichung von Discussionen über die Entwürfe im Sinne gehabt habe, und Hr. Peters auf die Schwierigkeiten aufmerksam gemacht, welche mit der richtigen Auswahl der betreffenden Entwürfe verbunden seien, wird die Verhandlung geschlossen.

Versammlung vom 4. März 1885. Hr. Herzberg. Schriftführer: Hr. Cramer. glieder und Gäste.

Vorsitzender. i. V.: Anwesend 72 Mit

Ein direct vom Magdeburger Bezirksvereine eingegangener Antrag: in der Zeitschrift technische Rechtsfragen zu behandeln und technische Schiedsgerichte in den einzelnen Bezirksvereinen zu bilden kann nach Ansicht des Vorstandes erst nach Benehmen mit dem Hauptvorstande zur Beratung gestellt werden. Herr Ingenieur Görz trägt vor über:

Die neuere Entwicklung der Zuckerindustrie und deren gegenwärtige Lage.

Einleitend bemerkt der Redner, dass er der Aufforderung zu einem Vortrage über das obige Thema ungeachtet der kurzen Frist von wenigen Tagen für seine Vorbereitung gern nachgekommen sei, obwohl und weil dasselbe überwiegend nicht rein technischer, sondern wesentlich allgemeiner Natur sei und Gelegenheit biete, die auf Verkennung dieses Umstandes beruhenden Angriffe zu widerlegen. In technischer Beziehung verfolge die Fabrikation_im_ganzen noch die alten Wege, mit wesentlichen Verbesserungen der Einzelnheiten, so dass der 12 bis 14 pCt. betragende Zuckergehalt der Rüben bis auf nur 1/2 bis 3/4 pCt. Verlust ganz gewonnen werde. Im Rübenbau nehme Deutschland unbestritten die erste Stelle ein; mehr und mehr bezögen die übrigen Länder deutschen Rübensamen. Die neueren Bestrebungen, aus der Rohfüllmasse direct Consumware darzustellen (durch Diffusion und Schleudern), seien ihrem Ziele nahe; doch sei das Product noch zu unrein. Voraussichtlich würden die selbständigen Raffinerien allmählich verschwinden. Nach einem neuen Verfahren werde der Rohzucker in Batterien mit reineren Zuckerlösungen ausgewaschen.

In der Entzuckerung der Melasse sei gegenüber den älteren Osmose- und Kalkverfahren, die nur 20 bis 25 pCt. unreinen Zuckers ergeben hätten, in dem Strontianverfahren ein bemerkenswerter Fort

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