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4. April 1885.

graphischen Behandlung der dem Maschineningenieure sich darbietenden Probleme allgemein zuschreibt, geht er unseres Erachtens zu weit. Wir anerkennen gern die gröfsere Anschaulichkeit und die sonstigen Vorzüge, welche der graphischen Methode eigen sind, müssen aber dem gegenüberstellen, dass bei den meisten Aufgaben der rechnerische Weg, den der Techniker, ganz abgesehen davon, dass er in der Regel auch Geschäftsmann zu sein hat, jedenfalls vollständig beherrschen muss, rascher zum Ziele führt, dass die mit Stoff überlasteten technischen Lehranstalten kaum die Zeit gewinnen werden, welche eine eingehende Behandlung der graphischen Methode auf den verschiedenen Lehrgebieten erfordert, und dass unseres Wissens bereits heute auf technischen Hochschulen die Aufgaben des Maschinenbaues rechnerisch oder graphisch oder durch Beschreitung beider Wege neben oder hintereinander gelöst werden, je nachdem der eine oder der andere den Vorzug verdient. Die Methode ist eben hier nicht Zweck, sondern nur Mittel zur Erreichung desselben. Aus diesem Grunde danken wir dem Verfasser, dass er sich der Ausbildung des einen Mittels widmet, ohne uns jedoch für die Einführung der Disciplin einer »graphischen Maschinenlehre« (Z. 1884, S. 925) aussprechen zu können, und empfehlen allen denen, welche sich für den Gegenstand interessiren, die Herrmann'sche Arbeit zur gründlichen Durchsicht.

B.

Dr. Rudolf Biedermann, Technisch-chemisches Jahrbuch 1883/84. Berlin 1885, bei Jul. Springer.

In dem vorliegenden, die Zeit von Mitte 1883 bis Mitte 1884 umfassenden Bande liegt nunmehr der 6. Jahrgang des Biedermann'schen Jahresberichtes vor. Derselbe hat sich verhältnismässig rasch eingebürgert und gehört zur Zeit zu den unerlässlichen Büchern einer jeden chemisch-technischen Bibliothek, nicht allein wegen der grofsen Annehmlichkeit, die er dadurch bietet, dass er verhältnismässig bald nach Jahresmitte einen Ueberblick über die bis dahin auf dem Gesammtgebiete der chemischen Technik erfolgten neuen Erscheinungen gewährt, sondern ganz besonders auch durch die ausführlichen Berichte, welche darin über alle neuen einschlägigen Patente enthalten sind. Als besondere Vorzüge des Jahrbuches müssen auch die reichhaltigen statistischen Angaben sowie die zahlreichen in den Text gedruckten recht guten Illustrationen (279) bezeichnet werden, wobei ebenfalls wieder alle neuen Patente hervorragende Berücksichtigung gefunden haben. Dürfen wir einen Wunsch aussprechen, der in seiner Ausführung der weiteren Entwickelung des Jahrbuches ohne Zweifel zu grofsem Vorteil gereichen würde, so ist es der, dass in dem Bericht auch die sonstigen Neuheiten der tech

Stapelläufe und Probefahrten.

nisch-chemischen Litteratur in gleich vollständiger Weise und unter Erläuterung durch Zeichnungen berücksichtigt werden mögen, wie dies bezüglich der Patente der Fall ist. Das Bild über den Stand der chemischen Technik ist jetzt insofern kein ganz zutreffendes und klares, als man aus den zahlreichen Patenten nicht ohne weiteres ersehen kann, was sich in der Praxis bewährt hat und was nicht. Auch dürfte es sich empfehlen, beim 'Citiren des Jahrbuches selbst nicht die Zahl des Jahres aufzuführen, in welchem der betr. Band ausgegeben wurde, vielmehr die Jahreszahlen der Zeit, über die sich der Bericht erstreckt (beispielsweise also nicht Jahrbuch 1884, wobei fast jedermann den Bericht für das Jahr 1884 vermuten wird, sondern, was thatsächlich damit gemeint ist, Jahrbuch für 1882/83); sonst entstehen sehr unliebsame Verwechslungen und Zeitverlust im Nachschlagen. Vielleicht wäre das einfachste, immer nur die Bandnummer zu citiren, jedenfalls aber nicht was thatsächlich geschieht das eine Mal Jahreszahl, das andere Mal Bandnummer. Doch dies sind nebensächliche, leicht zu behebende Missstände, und wir wiederholen: das Biedermann'sche Jahrbuch ist für jeden technischen Chemiker schon jetzt ein sehr wertvolles, fast unerlässliches Nachschlagebuch geworden. C. E.

Bei der Redaction eingegangene Bücher: Die fünfte Generalversammlung des Vereines für Gesundheitstechnik zu Frankfurt a/M. am 12. und 13. September 1884. Stenographischer Bericht. Berlin, Polytechnische Buchhandlung A. Seydel.

Heizverfahren mit freier Flammen-Entfaltung. Von Friedrich Siemens. Mit sechs lithographirten Tafeln. Berlin 1885. Julius Springer. Preis 2,40 M.

Entwurf einer Bau- Polizei-Ordnung für den Stadtkreis Berlin. Berlin 1885. Carl Heymann.

Darstellende und projective Geometrie. Von Dr. Gustav Ad. v. Peschka. Vierter Band. Mit einem Atlas von 30 Tafeln. Wien 1885. Carl Gerold's Sohn. Preis 21 M.

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Vermischtes.

Ueber das erste Rheinseedampfschiff, welches kürzlich vollendet ist und eine Probefahrt glücklich bestanden hat, berichtet das Wochenbl. f. Baukunde. Das Schiff, »Industrie« genannt, aus deutschem Phönix - Stahl auf der Werft von L. Smit & Sohn in Kinderdyk erbaut, ist zu regelmässigen Fahrten zwischen Köln und London bestimmt. Es hat eine Länge von 61m, eine Breite von 8,70 und ist 3,81m hoch. Tiefgang bei 500t Ladung auf dem Flusse 2,51m, welcher mit Hilfe von Wasserballast oder durch vermehrte Ladung in See auf 3,45m gebracht werden kann. Zum Betriebe der beiden Maschinen mit zusammen 360 Ni, welche zwei Schrauben in Bewegung setzen, dienen zwei Wellrohrkessel. Der flache Schiffsboden ist in der Kimme mit Seitenkielen versehen. Bemerkenswert ist die Construction des Ruders, welches mit einem Dampfsteuer-Apparat in Verbindung steht. Die Ausrüstung mit Dampfwinden usw. versteht sich heute von selbst. Die Masten sind zum Passiren der Brücken zum Niederlegen und der Kamin nach dem Teleskopsystem eingerichtet. Ausserdem ist das Schiff mit zwei elektrischen Laternen zum Laden und Löschen bei Nacht versehen. Das Schiff liegt sehr schön zu Wasser und macht den Eindruck eines 1200t-Seeschiffes, bietet einen aufserordentlich schmucken Anblick und ist in geschmackvoller Weise mit den weithin sichtbaren Wappen von Köln und London unter der oberen Commandobrücke versehen. Es ist Einrichtung für 4 Fahrgäste an Bord; die Bemannung mit dem Capitän besteht aus 14 Mann. Die Kessel arbeiten mit 512 Atm. Ueberdruck. Am 2. März war das Schiff fertig zur Probefahrt, nur

Preis Frcs. 75.

belastet mit 70t Kohlen (Hibernia-Shamrock) und 130t Wasserballast in den Tanks, so dass das Schiff vorn nur 1,2m und hinten 2,1m tief lag; dasselbe macht im stillen Wasser über 10 Knoten. Am 2. März Vormittags 91/2 Uhr löste sich das Schiff vom Staden und passirte zum Zweck einer Probefahrt in See um 9 Uhr 45 Min. die Rotterdamer Drehbrücke. Von vornherein fiel die aufserordentliche Steuerfähigkeit des Schiffes günstig auf, welche später beim Wenden in See ihre volle Bestätigung fand. Das Wetter war ruhig, der Wind sehr mäfsig östlich. Um 1/212 Uhr war das Schiff in See, eine Stunde später wendete es zur Rückfahrt. Der Kohlenverbrauch stellte sich für die Stunde auf 350kg. Eine während der Fahrt genommene Indicatorprobe ergab bei 124 Maschinenumdrehungen 432 Ni. Um 3 Uhr lag das Schiff wieder vor Anker in Rotterdam. Nach dem Verhalten des Schiffes auf See ist es keinem Zweifel unterworfen, dass die technische Frage vollständig gelöst ist: das Flussschiff ist zugleich ei n vollkommenes Seeschiff.

Auf der Werft der Schiff- und Maschinenbau-Actiengesellschaft. »Germania« zu Gaarden bei Kiel fand am 18. März d. J. der Stapellauf des eisernen Bark-Segelschiffes »Anna« statt.

Das Schiff ist nach den Vorschriften der höchsten Klasse des Bureau Veritas und des Germanischen Lloyd gebaut, hat eine Länge von 69m, Breite 10,59m, Tiefe 6,63m, eine Tragfähigkeit von 1650*. Die »>Anna<< wird als Bark getakelt mit 3 eisernen Untermasten, eisernen Unter-Raaen, Unter- und Obermars-Raaen und Bugspriet und ist mit allen neueren praktischen Verbesserungen und Einrichtungen versehen. Am Hinterteile des Schiffes befindet sich auf dem

Hauptdeck eine Prop, die als Kajüte für einige Fahrgäste, Kapitän, Officiere, Messe und Proviantraum usw. eingerichtet ist; vor dem Propdeck erstreckt sich ein Quarterdeck so weit nach vorne, dass ein Pavillon und die Hinterluke darauf Platz finden. Der Pavillon sowie alle Kammern werden ihrem Zweck entsprechend geschmackvoll hergestellt und der Salon sehr schmuck eingerichtet. Hinter dem Fockmaste befindet sich das Roof, welches die grofsen geräumigen Mannschaftsräume, Combüse und Zimmermannswerkstatt enthält.

Das Schiff hat ein Ankerspill mit Gangspill, Patent Clarke, Chapman & Co., sowie einen Schraubensteuerapparat, und wird ausgerüstet mit einem Grofsboot, einer Schaluppe, einer Gig und einer Jolle.

Statistik des Geschäftsverkehres des kaiserl. deutschen Patentamtes in den Jahren 1883 und 1884.

Im Sinne der in Zeitschrift 1884, S. 127, für die 51/2 Jahre von 1877 bis 1882 mitgeteilten Statistik ergeben sich für die Jahre 1883 und 1884 die folgenden Zahlen:

Die Einnahmen stellten sich wie folgt: Anmeldegebühren Beschwerdegebühren Patentgebühren. Verschiedenes.

deutscher Ingenieure.

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Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Anmeldung zur Erlangung eines Patentes führt, zu

(1883)

(1884)

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(1877 bis 1882) 0,597 bezw. 0,518 gegenüber 0,567.

Ao

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Die Wahrscheinlichkeit, dass gegen eine erfolgte Auslegung Einspruch erhoben wird, zu

Die Wahrscheinlichkeit, dass gegen eine Entscheidung des Patentamtes in Patenterteilungssachen Beschwerde erhoben wird, zu

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III. Industrie des Holzes und anderer Schnitzstoffe (Kl. 38, 39, 43, 77).

134 142

IV. Faserstoffindustrie (Kl. 8, 25, 29, 73, 76, 86) 282 244
V. Bekleidungsindustrie (Kl. 3, 41, 44, 52, 71).
VI. Papier- und Druckereiindustrie (Kl. 11, 15, 54,
55, 57, 70).

249

216

278

236

VII. Leder- und Kautschukindustrie (Kl. 28) · VIII. Thon- und Glaswarenindustrie (Kl. 32, 80) IX. Baugewerbe (Kl. 37)

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X. Verkehrswesen (Kl. 19, 20, 21, 33, 56, 63, 65, 74, 81, 84).

699

XI. Forst- und Landwirtschaft (Kl. 16, 45, 82) XII. Industrie der Nahrungs- und Genussmittel (Kl. 2, 6, 17, 50, 53, 62, 66, 79, 89)

XIII. Chemische Industrie (Kl. 12, 22, 23, 75)
XIV. Beleuchtungswesen (Kl. 4, 26)
XV. Heizungswesen (Kl. 10, 24, 36)

XVI. Maschinenbau (Kl. 13, 14, 27, 35, 46, 47, 58, 59, 60, 85, 88)

XVII. Instrumente der Wissenschaft und Technik

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669 203 217 314 343 154 182 143 142 205 144

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Die Anzahl der beschäftigten Arbeiter auf den unter Aufsicht der Bergbehörden stehenden Bergwerken und Aufbereitungsanstalten betrug hierbei

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Commissionsverlag und Expedition: Julius Springer in Berlin N. A. W. Schade's Buchdruckerei (L. Schade) in Berlin 8.

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Allgemeine Anordnung.

Nachdem bereits im August 1882, als der Bau des Wasserwerkes eben begonnen war, einige kurze Mitteilungen über die geplante Ausführung, die Anordnung und die Gröfse der Anlage im Bergischen Bezirksvereine 1) von mir gegeben worden, dürfte es vielleicht jetzt, nachdem das Werk bereits längere Zeit im Betriebe und die Prüfung der Maschinen auf die Güte und das Mass ihrer Leistung vor Uebernahme derselben nach Ablauf der Garantiezeit vorgenommen worden ist, willkommen sein, näheres über die Anlage selbst, über die Betriebsergebnisse im ersten Jahre sowie über die Abnahmeprüfung zu erfahren; ich werde mich hierbei auf das technisch wertvolle, insbesondere auf die Maschinenanlage nebst Zubehör beschränken.

Wie bekannt, liefert das Ruhrthal bereits einer grösseren Anzahl von Städten Wasser, welches wegen seiner chemischen Zusammensetzung und sonstiger guten Eigenschaften nicht allein ein gesundes Trinkwasser ist, sondern auch, weil von geringer Härte, sich sehr gut für industrielle Zwecke, insbesondere für die Industrie des Wupperthales, Bleicherei, Färberei usw. und hauptsächlich auch zur Kesselspeisung in hohem Grade eignet.

Dies sowohl wie der wichtige Umstand, dass die in ziemlicher Mächtigkeit vorhandenen Kiesschichten, welche durch ein bedeutendes Niederschlagsgebiet gespeist werden, auch die Bürgschaft einer stets ausreichenden Bezugsquelle für die Stadt bieten würden, entschieden gegenüber mehreren anderen Vorschlägen für die Wahl dieses Flussthales. Durch vorher ausreichend angestellte Bohrversuche und aus einem Versuchsbrunnen entnommene Wasserproben wurde der Platz für die Brunnen und das Maschinengebäude in der zwischen Wetter, Herdecke und Volmarstein sich ausbreitenden Thalebene der Ruhr, in unmittelbarer Nähe des Flusses, genauer bestimmt und das erforderliche Grundstück erworben.

Die Kiesablagerungen, welche Korn von 1mm Dicke bis zu faustgrofsen Stücken aufweisen, haben an dieser Stelle eine Stärke von 5 bis 8m, lagern auf gewachsenem Kohlenschiefergebirge und sind oben durch eine 1,5 bis 3m starke Schicht von Lehm und Ackererde abgedeckt.

Das völlig ausgebaute Werk sollte mit Rücksicht auf die über 100000 Seelen zählende Stadt mit bedeutender Industrie eine höchste Leistungsfähigkeit von 15000cbm in 24 Stunden erhalten, und sind hiernach, unter Annahme gebräuchlicher Wassergeschwindigkeiten, die Querschnitte der Druckrohrstränge, des Fallrohrstranges und der Hauptstränge des Stadtrohrnetzes bemessen. Gleichfalls wurde das Maschinen- und Kesselhaus für die entsprechende Anzahl Maschinen und Kessel ausreichend entworfen. Für diese höchste Leistung sind 4 Maschinen, 6 Dampfkessel und die erforderlichen Brunnen vorgesehen; bis jetzt sind hiervon 2 Maschinen, 3 Kessel und 3 Brunnen ausgeführt und in Betrieb genommen. Die Maschinen entnehmen das Wasser aus den Brunnen und drücken es ohne weiteres durch die beiden neben einander

1) W. 1882, S. 481.

liegenden Druckrohrstränge von je 2575m Länge bis zu dem auf dem »Loh‹ hinter Volmarstein stehenden Druckturm, von wo aus es dann durch natürliches Gefälle durch den 17350m langen Fallrohrstrang in den auf dem »Oberheidt< dicht bei der Stadt Barmen gelegenen Vorratsbehälter fliefst.

Aus der auf Tafel XIII gegebenen Darstellung ist ersichtlich, dass die Druckrohrleitungen zunächst in etwa 600m Länge das Ruhrthal quer bis zur Bergisch-Märkischen Eisenbahn durchschneiden und dann in stellenweise sehr starker Steigung bis zum Druckturme führen, in welchem sich zwei in verschiedenen Höhen angelegte Ueberfälle befinden, durch die das Wasser in den Fallrohrstrang tritt. Vom »>Loh« aus durchschneidet diese Leitung alsdann die Gemeinden Silschede, Asbeck, Landringhausen, Linderhausen, dem gebirgigen Terrain entsprechend bergauf und bergab führend, auf dem möglichst geraden Wege, jedoch ohne zu tiefe Thäler und über die Gefälllinie hinausgehende Höhen zu berühren, nach dem Wupperthale und senkt sich schliesslich von der Gebirgshöhe in das letztere hinab. In dieser Einsenkung ist auf +220m A. P. ein Wohnhaus mit Schieberkammer auf der dem Behälter gegenüber liegenden Thalseite errichtet, woselbst der Fallrohrstrang abgesperrt werden kann. Im Thale geht sie auf der linken Flussseite durch die Schwarzbach- und Berlinerstrafse der Stadt entlang, durchschneidet dann die Wupper und führt durch die Reichs- und Sehlhofstrafse wieder stark ansteigend zum Vorratsbehälter.

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Fig. 1 (s. f. S.) zeigt die Pumpenanlage an der Ruhr mit dem Maschinen- und Kesselhaus, den Brunnen nebst Rohrleitungen und dem Wohnhause für die Bedienungsmannschaft.

Das unter einem gemeinschaftlichen Dache befindliche Gebäude für Maschinen- und Dampfkessel ist in Ziegelrohbau in den einfachsten Verhältnissen derart ausgeführt, dass es vor den regelmässig in jedem Winter wiederkehrenden Ueberschwemmungen der Ruhr möglichst geschützt ist. Zu dem Zwecke sind alle Fenster und Zugänge ins Innere etwa 0,5m über dem höchsten bis jetzt beobachteten Wasserstand auf +87,98 A. P. angelegt und das ganze Gebäude mit einer bis zu 4m breiten und 11/4m hohen Erdanschüttung umgeben. Die durchschnittliche Terrainhöhe ist + 86,15 A. P. Die Umfassungsmauern, in Wasserkalkmörtel gemauert, sind bis zur Höhe der Fensterbänke mit Cementputz innen und aufsen versehen.

Die Sohle des Maschinen- und Kesselhauses von 47m 1. Länge und 18,8m 1. Breite wird durch eine 0,75m starke Betonschicht gebildet. Eine bis zur Dachfirst reichende Mittelmauer trennt diesen Raum in zwei gleich grofse Abteilungen, in deren einer die Pumpmaschinen und in der anderen die Dampfkessel aufgestellt sind. Die Maschinenflur liegt auf +86,7 A. P. Das Dach ist in Holzconstruction ausgeführt, mit schmiedeiserner Verankerung und gusseisernen Lagern für die Binder und Zangen armirt und mit Schieferdeckung versehen. Ueber dem Kesselraume hat das Dach noch einen Dachreiter für den Abzug der Dämpfe,

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deutscher Ingenieure.

auf 3m über dem Brunnenkranze ist das 0,5m starke Mauerwerk mit offenen Stofsfugen, um das Wasser leichter in den Brunnen treten zu lassen, und von da ab bis obenhin in dichtem Cementmauerwerk ausgeführt, um das Tagewasser abzuhalten, Eine Einsteigeöffnung mit Leiter, welche in dem bis über Hochwasser aufgeführten Kopfe des Brunnens befestigt ist, ermöglicht den Zugang. Der mit langer Mafsstange versehene Schwimmer giebt dem Maschinisten im Gebäude den Wasserstand im Brunnen unmittelbar an.

Die Brunnenköpfe sind wie das Maschinengebäude mit einer bis 1,3m hohen Erdanschüttung, welche an stark ausgesetzten Stellen durch Abpflasterung befestigt ist, zum Schutze gegen die Strömung des Hochwassers umgeben.

Die von den einzelnen Brunnen zu den Maschinen führenden Saugrohrstränge sind mit Fufsventilen, Saugkörben und Absperrschiebern versehen. Aufser den zur Entnahme des Förderwassers bestimmten Brunnen I, II und III ist noch ein Brunnen IV unmittelbar in die Ruhr gesenkt; derselbe ist von Eisen, hat 1,0m Dmr. 2m Teufe und liefert vermittels einer besonderen Hauptsaugeleitung von 200 mm Dmr. das für die Condensation der Dampfmaschinen erforderliche Einspritz

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wasser.

Maschinen und Dampfkessel.

Bei der Wahl des Maschinensystems entschied man sich für die eincylindrige liegende Condensationsmaschine mit Expansion, teils wegen ihrer Einfachheit in der Bedienung und der dadurch mitbedingten Betriebssicherheit, teils wegen der Lage der Pumpstation mitten im Ruhrkohlenbecken, gegenüber der sich jetzt vielfach einführenden Compound- oder Woolf'schen Maschine, welche zwar sparsamer arbeitet, aber sich auch teurer in der Anlage stellt.

Bei dem aufsergewöhnlich hohen Förderdrucke konnte als Pumpe nur die Plungerpumpe zur Anwendung kommen. Die Gröfse der Maschinen war derart zu bemessen, dass jede imstande sein sollte, 5000 cbm in 24 Stunden nach dem II. Ueberlauf im Druckturme zu fördern, damit bei 4 Maschinen der ausgebauten Anlage und der höchsten Förderung von 15000 cbm eine derselben als Ersatz dienen konnte.

Wie auf den Tafeln XIV bis XVI abgebildet, ist die Pumpe zweistiefelig, mit gemeinschaftlichem Plungerkolben hinter dem Dampfcylinder auf den durchgehenden kräftigen Maschinenrahmen aufgelagert. Aufser dieser Verbindung sind die beiden Pumpenstiefel unter sich und der vordere noch mit dem Dampfcylinder zur besseren Aufhebung der Kolbendrücke durch in der Kolbenstangenebene liegende schmiedeiserne Ankerstangen unmittelbar verbunden. Die Plungerstange ist zum Antriebe mit dem hinteren Kolbenstangenende gekuppelt.

Die Saugleitungen, 350mm weit, führen von den Brunnen zunächst zu dem beiden Maschinen gemeinschaftlichen stehend angeordneten Hauptsaugwindkessel und von da ebenfalls mit 350mm Dmr. zu den Saugwindkesseln jeder einzelnen Maschine, welche unter den Pumpen liegend angebracht sind; von den letzteren führen Stutzen von 320mm Dmr. zu den Saugventilkasten.

Um eine möglichst günstige Wasserführung zu bekommen, sind die Saug- und Druckventilkasten unter einander derart angeordnet, dass ihre Mittellinien in der senkrechten Ebene des Pumpencylinders liegen. Die Pumpenventile sind mehrsitzige etagenförmig angeordnete Ringventile aus Rotguss und arbeiten auf gusseisernen Sitzen. Der Hub der einzelnen Ringe ist nur 9mm, und hat dabei jedes Ventil einen freien Durchströmquerschnitt von 8604cm, gleich dem 1,14 fachen des Plungerquerschnittes. Saug- und Druckventile sind von gleichen Massen, so dass erforderlichenfalls eine Umwechselung erfolgen kann.

Ueber jedem Druckventile befindet sich ein gusseiserner Windkessel mit dem 5,6 fachen Inhalt eines Pumpencylinders, von dem aus das Wasser durch eine 300mm. weite Leitung seitlich nach dem beiden Maschinen gemeinschaftlichen Hauptdruckwindkessel geleitet wird. Derselbe hat bei 1,75m 1. Dmr. den 65 fachen Inhalt der angeschlossenen Pumpen; er wurde mit Rücksicht auf den hohen Druck und die Länge der Druckleitungen so grofs genommen, damit den letzteren gefährliche

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XXIX

April 1885

starke Druckschwankungen möglichst vermieden würden. Thatsächlich arbeitet er gut, so dass, wenn beide Maschinen im Betriebe sind, die Druckschwankungen nur 3 bis 4m Wassersäule entsprechend betragen. Die Bleche des Windkessels haben 25mm Dicke und sind mit doppelter Rund- und Längslaschennietung zusammengebaut. Die Materialspannung im vollen Bleche bei dem höchsten Drucke von 200m Wassersäule ist 700 kg/qcm

Bei der Abnahme wurde der Kessel einem Probedrucke von 30 Atm. mit Wasser und einem von 20 Atm. mit Luft unterzogen, welche Proben derselbe gut bestand. Alle Pumpencylinder und Ventilkasten wurden auf 38 Atm. abgepresst. Eine besondere mit Dampf betriebene Luftcompressionspumpe im Maschinenraume versorgt die Windkessel mit der erforderlichen Luft. Die Mafse dieser Maschine sind:

Dampfcylinder = 200 mm Dmr., Luftpumpencylinder 120mm Dmr., gemeinschaftlicher Hub = 230mm, höchstę Zahl der Umdr. = 120 in 1 Minute.

Vom Hauptdruckwindkessel führt unten die Verbindungsleitung ab durch die Gebäudemauer in die Schieberkammer zu den beiden Druckrohrsträngen. Hier sind die zur Verbindung notwendigen Abzweigleitungen mit den Absperrschiebern untergebracht. Die Anordnung ist derart getroffen, dass man mit jeder der Maschinen in jeden der beiden Druckrohrstränge und gebotenenfalls auch mit allen in einen Strang arbeiten lassen kann. Die Verbindungen sind einer möglichst guten Wasserführung entsprechend ausgeführt.

Bei den Pumpen ist noch besonders auf die Dichtung des Plungerkolbens, Figur 3, aufmerksam zu machen. Diese Fig. 3. Mafsstab: 1:10.

Dichtung wird durch 6 an einer Seite abgeschrägte Ringe, von denen 3 Stück, Rotguss, äufserlich und 3 Stück, Weilsmetall, innerlich eingedrehte Nuten haben. Die Ringe sind in drei Teile geschnitten und dichten, erstere an der Stopfbüchsenwand, die letzteren an dem Plunger, durch die beim Anziehen der Stopfbüchse eintretende Keilwirkung. Um dieses Anziehen in sanfter Weise vornehmen zu können, ist vor die Ringe noch ein geflochtener vierkantiger Hanfring gelegt. Während der Druckarbeit der Pumpe füllt das sich durchpressende Wasser nach und nach die eingedrehten Nuten aus, wobei es allmählich seine hohe Spannung verliert; ehe es dann in der kurzen Zeitdauer in nennenswerter Menge vorn aus der Stopfbüchse austreten kann, erfolgt der Hubwechsel und beginnt die Saugarbeit, wobei alsdann ein Teil des Wassers wieder aus den Nuten in die Pumpe gelangt. Es wird dabei also eine Mittelspannung des Wassers in der Packung eintreten, welche die Wechselwirkungen zwischen der Saug- und Druckarbeit ausgleicht. Namentlich ist es ganz unmöglich, dass Luft in die Pumpe treten und dort Veranlassung zu Störungen geben kann. Diese Dichtung hat sich in der That bewährt, da sie aufser der vorzüglichen Abdichtung mit nur geringer Reibungsarbeit verknüpft ist, und dürfte sie sich daher für Pumpenmaschinen mit ähnlichen Verhältnissen, hohem Förderdruck, grofsen Plungerkolben und verhältnismässig hoher Geschwindigkeit, allgemein empfehlen.

Die Dampfcylinder der Maschinen sind mit Mänteln versehen, welche mit frischem Kesseldampfe geheizt werden können. Als Steuerung dient eine vom Regulator beeinflusste Ventilsteuerung mit Anhubdaumen, Ausklinkevorrichtung und Luftpuffer, welche Füllungen bis 0,7 des Kolbenweges gestattet.

Zwischen Dampfcylinder- und Schwungradwelle ist der Condensator mit eingehängter Luftpumpe, welche von dem Kurbelzapfen aus vermittels Zugstange und schmiedeisernen Winkelhebels angetrieben wird, in stehender Construction

unterhalb der Maschinenflur angeordnet. Das zur Condensation erforderliche Wasser saugen die Luftpumpen unmittelbar aus dem in der Ruhr liegenden Brunnen. Von dem Winkelhebel aus wird gleichfalls die kleine zum Speisen der Kessel dienende Plungerpumpe angetrieben. In der Ausblaseleitung angebrachte Wechselventile ermöglichen, dass die Maschine auch ohne Condensation mit Auspuff ins Freie arbeiten kann.

Die Kurbeln und Pleuelstangen sind aus Schmiedeisen, Schwungradwellen, Kurbelzapfen, Kolbenstangen und Plungerstangen aus Gussstahl verfertigt.

Die Abmessungen der Maschinen sind folgende: Dmr. der Dampfkolben 940mm, der Plungerkolben Hub beider 1100mm.

= 310mm,

Luftpumpe: Dmr. = 600mm, Hub = 760mm. Lagerzapfen der Schwungradwelle: Dmr. 295 mm, Länge = 500 mm.

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Geliefert wurden die Maschinen von der Hannoverschen Maschinenbau-Actien-Gesellschaft, vormals Egestorff, in Linden bei Hannover.

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Die drei Dampfkessel der Pumpstation sind Innenfeuerungskessel mit seitlich angeordnetem Wellrohre nach Schulz, Knaudt & Cie. in Essen und hat jeder derselben bei 10m Länge, 2,2m 1. Dmr. des Mantels und 1,25 m 1. Dmr. des Wellrohres eine vom Wasser bespülte Heizfläche von 85qm. Die Rostfläche beträgt je 1,59m.

Das Verhältnis der Rostfläche zur wasserbespülten Heizfläche ist demnach 1:57. Die durch einen Oberzug zum Fuchs gehenden Feuergase bestreichen aufserdem noch 19qm Mantelfläche des Dampfraumes.

Die Blechstärken sind: Kopfplatten 20mm, Mantel 16mm, Flammrohr 11,5 mm, Dampfdom = 13 mm

Sämmtliche Langnähte haben doppelte Nietung und alle Nietlöcher wurden gebohrt.

Den Dampf geben die Kessel durch je ein Absperrventil von 125mm Dmr. nach der zu den Maschinen führenden Hauptdampfleitung von 250mm 1. Dmr. ab. Die Anschlüsse an diese Leitung sind durch kupferne Krümmer bewerkstelligt, und ist die Leitung zur Erleichterung der Dehnungsbewegungen auch noch auf Rollen gelagert. Jeder Kessel hat 2 Sicherheitsventile, Black'schen Speiserufer, Manometer, 2 Wasserstandszeiger, Speise- mit Rückschlagventil, Ablasshahn usw.

Das Speisewasser wird von den Maschinenspeisepumpen aus einem im Kesselhause liegenden gemauerten Behälter, in welchen nach Bedarf Condensationswasser aus der Ausgussleitung der Luftpumpen eingeführt werden kann, und in den

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