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gröfser als der ursprüngliche Durchmesser des Bolzens. Wird die zugehörige Mutter in ähnlicher Weise geschnitten wie der Bolzen was nicht selten stattfindet —, so beruht die Festig

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Fig. 2.

keit der Schraubenverbindung nur auf derjenigen der aufgeworfenen Wälle, indem diejenigen der Mutter M, Fig. 2, ebenso weit nach innen über die ursprüngliche Bohrung vorspringen, wie die des Bolzens B über die anfängliche Oberfläche desselben.

Vermöge der zum Empordrücken des Metalles erforderlichen grofsen Kräfte tritt eine Streckung des Bolzens ein, welche vielfach ungleichmässig ist und hierdurch Krümmungen veranlasst.

Dass solche Gewinde den an sie zu stellenden berechtigten Ansprüchen nicht zu entsprechen vermögen, liegt auf der Hand; trotzdem fand das in Rede stehende Schneideisen im Jahre 1843 noch Lob1).

Schneideisen mit zwei Einschnitten x (Fig. 3), um teils hierdurch Schneidkanten zu bilden, teils Räume zum Ausweichen der entstehenden Späne zu bieten, habe ich zuerst

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1841 beschrieben gefunden"); sie sind in der Quelle »Schraubenschneideisen nach französischer Art< benannt. Diese Schneideisen bilden eine wesentliche Verbesserung ihrer älteren Schwestern, indem sie wenigstens teilweise durch Schneiden den vertieften Gewindegang bilden. Man spitzt den mit Gewinde zu versehenden Bolzen B zu, drückt das Werkzeug w gegen denselben und dreht letzteres in der geeigneten Richtung. Es bildet sich an der Spitze des Bolzens ein seichtes Gewinde, welches dem Werkzeuge die nötige Führung gewährt, um die vorderste Ecke i zum Ausschneiden des bald dicker werdenden Spanes zu zwingen. Eigentlich kann nur diese vorderste Ecke i schneiden, indem hinter ihr sofort der volle Querschnitt des Gewindes von dem Werkzeuge verlangt wird; er wird in Wirklichkeit teilweise durch elastische Nachgiebigkeit des Arbeitsstückes B geboten, so dass letzteres vor den Schlitzen x aufquillt und dadurch den folgenden Ecken Gelegenheit bietet, schabend dünne Spänchen abzunehmen. In Anbetracht des Umstandes, dass die vorderste Ecke, nachdem sie stumpf geworden, nicht wieder geschärft werden kann, wenigstens nicht wieder geschärft wird, dass der Schneidwinkel derselben ein stumpfer ist und vor Eintritt der Wirksamkeit der folgenden Gewindeecken der Bolzen gewaltig eingeklemmt wird, kann es nicht überraschen, dass dieses Schneideisen ähnliche Erscheinungen, wenn auch in erheblich gemilderter Weise, hervorbringt wie das ältere Schneideisen: das eben erwähnte »Aufschneiden« bezw. Erzeugen eines gröfseren Durchmessers, als der des Bolzens war, und das Strecken, Längerwerden des Bolzens infolge der Gewindebildung.

Unter dem 19. April 1856 wurde Dandoy-Maillard, Lucq & Co. in Maubeuge ein Patent auf ein Schneideisen erteilt 3), welches längere Zeit, wenigstens in Deutschland, unbeachtet geblieben ist. Die letzten Jahre haben dasselbe uns über Amerika wieder zugeführt; anscheinend begegnet es heute einem besseren Verständnis als bei seinem ersten Bekanntwerden.

Fig. 4 ist ein Schnitt und eine Oberansicht des Werkzeuges, Fig. 4a ein vergröfserter Querschnitt des eigentlichen

1) Prechtl, Techn. Encycl., 1843, Bd. 13, S. 434.

2) Mitteilungen des Gewerbevereines für Hannover, 1840/41,

S. 521.

3) Le génie industrielle, Febr. 1858, S. 62, m. Abb. · Polytechnisches Centralbl. 1858, S. 441.

deutscher Ingenieure.

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Fig. 4a.

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unversehrt blieben, während der unterste Gang verschwand. Ausserdem sind die mit der Gewindeachse gleichlaufenden Furchen ausgehoben. In dem doppelarmigen Hebel e wird die Mutter a vermöge des Deckels c festgehalten; die Zweiteilung der Mutter ist nebensächlich. Die Hülse d soll das Schneidzeug gegenüber der Achse des Bolzens in richtiger Lage erhalten.

Man giebt dem Bolzen den äufseren Durchmesser des späteren Gewindes zur Dicke, legt das Schneidzeug mit dessen weiterer Seite auf denselben und dreht es unter gelindem Aufdrücken. Die erste Gewindeecke schneidet dabei eine sehr seichte Furche, die zweite vertieft dieselbe usw., bis die Ecken des unversehrt gebliebenen Gewindeganges das Profil. vollenden. Es arbeitet hierbei jede vor der Drehrichtung belegene Gewindeecke, so dass die einzelne nur geringe. Arbeit findet. In Fig. 5 habe ich die einzelnen Ge- Fig.5. windeecken in ihrer Aufeinanderfolge über einander aufgetragen, woraus man nicht allein das soeben gesagte, sondern auch noch den Umstand entnehmen kann, dass die unter den Gewindegängen befindlichen Kanten der Furchen z den Bolzen zunächst auf das richtige Mass abdrehen, sofern er eine zu grosse Dicke haben sollte.

Man kann das vorliegende Werkzeug nur als eines dem vorliegenden Zwecke vorzüglich entsprechendes bezeichnen. Neben der Verteilung der Arbeit auf zahlreiche Schneidkanten und dem allmählichen Angreifen des Werkzeuges bietet dasselbe die Möglichkeit, den etwa zu dick gewählten Bolzen sicher auf das zutreffende Mass zu bringen. Vor allem aber ist gegenüber den später zu besprechenden Backen der Vorteil hervorzuheben, dass die von dem vorliegenden Schneidzeug gebildeten Neigungswinkel des Gewindes von vornherein richtig sind sofern diejenigen des Schneidzeuges richtige waren, dass also von vornherein eine sichere Führung der Neigung des beabsichtigten Gewindes entsprechend geboten wird. Diese Vorteile wurden bereits von Arzberger1) gebührend hervorgehoben, welcher, wie beiläufig erwähnt werden mag, empfahl, den Spitzenwinkel der oben erwähnten kegelförmigen Ausweitung 160 grofs zu nehmen.

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Fig. 6..

Da ich nirgend den Nachweis der Thatsache gefunden habe, dass lediglich durch entsprechenden in der Achsenrichtung des Gewindes ausgeübten Druck des Werkzeuges gegen das Arbeitsstück und zutreffende Drehung die Gewindeneigung des Werkzeuges auf das Arbeitsstück, und zwar genau, übertragen wird, so mag diese Erscheinung unter Zuhilfenahme der Fig. 6 hier einer Erörterung unterzogen werden. So bald das Schneidzeug unter Druck richtig auf die Bolzenspitze B gesetzt und eine geringe Drehung ausgeführt ist, bietet sich bei a eine anfangs kleine, allmählich gröfser

1) Dingl. pol. Journ. 1871, Bd. 202, S. 172 m. Abb.

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a

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14. März 1885.

werdende Fläche, welche dem Schneidzeuge nur gestattet, der Gewindesteigung entsprechend den Bolzen mehr und mehr in sich aufzunehmen. So lange also der in der Achsenrichtung ausgeübte Druck grofs genug ist, um das Gewinde des Schneidzeuges mit der bei a gebildeten Fläche in inniger Berührung zu halten, so lange ist die Bildung einer anderen Gewindeneigung als derjenigen des in den Bolzen greifenden Gewindeteiles des Werkzeuges unmöglich. Allerdings muss dabei vorausgesetzt werden, dass von vornherein die Achse des Werkzeuges mit derjenigen des Arbeitsstückes zusammenfällt. Dem ausgesprochenen Lobe des von Dandoy-Maillard, Lucq & Co. erfundenen Schneidzeuges, welchem ich, im Gegensatz zum Gewindebohrer, den Namen » Gewindeschneider « beilegen will, möge die Würdigung seiner Schwächen folgen.

Am häufigsten begegnet man dem Einwurfe, dass mit eintretender Abnutzung der Gewindeschneider ein zu dickes Gewinde liefere. Dem gegenüber ist darauf hinzuweisen, dass die Gewindebohrer an dem gleichen Mangel leiden, geringe Abnutzungen aber unschädlich gemacht werden können durch Näherung der beiden Gewindeschneiderhälften (vergl. Fig. 4). An den aus Amerika uns gelieferten Gewindeschneidern findet man zu gleichem Zwecke folgende Einrichtung. Der Ring A derselben (Fig. 7) ist gespalten; er kann verkleinert werden

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mittels der Druckschrauben i, deren Muttergewinde sich in dem Ringe B befindet. Das zugespitzte Schräubchen m legt sich in den Spalt des Ringes A, so den letzteren in Spannung Fig.7. erhaltend. Ring B ist unten mit einer Führungshülse versehen, durch welche sich die Kerben x erstrecken, und mittels Schraube D in dem Windeeisen C befestigt. Die Figur ist nach einem Gewindeschneider der Pratt & Whitney Co., Hartford, Conn., angefertigt.

Der Gewindeschneider gestattet ferner nicht, das Gewinde bis zum etwa vorhandenen Kopfe des Schraubenbolzens rein auszuschneiden, gerade so, wie der gewöhnliche Gewindebohrer nicht geeignet ist, in unten geschlossenen Löchern das Gewinde bis auf den Grund zu vollenden. Kann zur Abwendung dieses Mangels des Gewindeschneiders nicht derselbe Weg eingeschlagen werden, welcher bei den Gewindebohrern gebräuchlich ist?

Endlich erwähne ich noch als Mangel des Gewindeschneiders den Umstand, dass nicht allein den Schneiden der Ansatzwinkel fehlt, sondern sogar die hinter den Schneiden befindlichen Kegelflächen vorspringen, so dass die zu überwindende Reibung recht grofs ist. Man erkennt diese Thatsache leicht durch Vergleichen der Figuren 4 und 5. Die in letzterer gezeichneten Schneidkanten sind, inbezug auf den Grundriss der Fig. 4, um 90° von einander entfernt; die ihnen gegenüberliegenden, von ihnen um die Weite x entfernten Enden der Gewinderücken haben einen Querschnitt, welcher zwischen denjenigen der benachbarten Schneidkanten liegt, also weiter überragt als die zugehörige Schneidkante, so dass er einen gröfseren Querschnitt verlangt, als letztere hervorzubringen imstande ist.

Soweit mir bekannt, ist die Bedeutung des »Ansatzwinkels<< oder »Anstellwinkels « bisher nirgend deutlich beschrieben worden (ich gebe die betreffende Erläuterung seit 1876 in meinen Vorträgen), weshalb die Erörterung der vorliegenden Frage zu Gunsten des Verständnisses der später folgenden Besprechungen sein dürfte.

Keine Schneide, die Kanten der Kristalle, Bruchkanten des Glases usw. vielleicht ausgenommen, ist völlig scharf, bezw. wird gebildet durch die Durchdringung der Zuschärfungsflächen. Durch das Schleifen oder Scharfhämmern bildet sich ein »Grat«, bezw. bröckelt die Schneidkante aus, und nach kurzem Gebrauche findet man die Schneide im

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stück geführt, so erfolgt die Trennung offenbar an der Stelle a, welche von dem am meisten vorragenden Teile der Schneide getroffen wird: das über AB befindliche, welches den Span bildet, wird emporgehoben, gestaucht und gebogen, so dem weiteren Fortschreiten der Schneide Raum gebend; die unter AB befindliche Fläche muss auch ausweichen, um das Fortschreiten der Schneide in der ihr vorgeschriebenen Richtung zu gestatten; die Federkraft des in Bearbeitung befindlichen Stoffes ermöglicht dieses Zurückweichen zwischen a und b. Freilich gehört hierzu ein erheblicher, senkrecht gegen AB gerichteter Druck der Schneide S, dem entsprechend zur Ueberwindung der Reibung des Werkzeuges innerhalb der Länge ab bedeutende Arbeit erforderlich ist. Die Gröfse dieser Reibungsarbeit wird jedoch durch Anwendung des Ansatzwinkels verhältnismäfsig klein; sie würde ohne diesen Ansatzwinkel, wenn nämlich die Rückenfläche der Scheide in der Linie ac läge, 6- bis 10 mal so grofs ausfallen. Aus der Fig. 8 geht ferner hervor, dass der in Rede stehende Reibungsverlust mit dem Wachsen des Ansatzwinkels i kleiner wird. Wegen der Gefahr des »Hakens« der Werkzeuge, hervorgerufen durch zu geringe Gröfse des längs ab auf das Werkzeug wirkenden Druckes gegenüber demjenigen, welcher die Schneide auf der Brustseite trifft, macht man jedoch den Ansatzwinkel selten gröfser als 3o.

Bei den Schneiden der besprochenen Gewindeschneider fehlt nun, wie bereits erwähnt, nicht allein der Ansatzwinkel i den in die Gewindeflächen fallenden Schneidkanten, sondern die in der Kegelfläche liegenden Schneidkanten haben sogar gewissermassen einen negativen Ansatzwinkel, ihr Rücken verläuft in dem Sinne der Linie ad, Fig. 8. Man würde offenbar die zu überwindende Reibung in hohem Grade vermindern, wenn man beide Schneidkantenarten mit Ansatzwinkel versähe oder doch mindestens die Länge des Rückens recht kurz machte. Nur die Gewindeschneider für dickere Bolzen wird man ohne zu grofse Kosten mit entsprechenden Ansatzwinkeln versehen können, indem man sowohl das Gewinde mittels der Unrunddrehbank schneidet als auch die Kegelfläche mit einer unrunden Grundfläche versieht, welche mit dem Gewinde im Einklange steht. Bei allen Gewindeschneidern ist es aber leicht, die Rückenlänge der Schneiden recht kurz zu machen. Der hierdurch zu erzielende Vorteil bedarf keiner ferneren Betonung, weshalb es lohnend sein dürfte, zu untersuchen, ob eine derartige Gestaltung der wirksamen Teile eines Gewindeschneiders nicht besondere Rücksichten bedingt bezw. irgend welche Nachteile zur Folge hat.

Ich bin nicht selten dem Einwurfe begegnet, dass solche mit >> abfallenden Rücken« versehene Schneidkanten sich verhältnismässig rasch abnutzen und deshalb bald andere als die beabsichtigten Gewindedurchmesser liefern würden. Es scheint in der That so, als ob durch eine kleine Formänderung der der Abnutzung sehr ausgesetzten Schneidkanten eine unzulässige Aenderung des Gewindedurchmessers entstände. Wenn man jedoch bedenkt, dass das Werkzeug jedenfalls durch ein neues ersetzt werden muss, sobald dessen Schneidkanten nach einem 1/2mm grofsen Krümmungshalbmesser abgenutzt sind, alsdann aber, bei 3o grofsem Ansatzwinkel, die Aenderung des Gewindedurchmessers nur 1/20mm beträgt, so wird man auf dieses Bedenken kein durchschlagendes Gewicht legen, zumal die Abnutzung des Rückens der Schneiden, also bei den Schneideisen ohne Ansatzwinkel die ganze Länge des betreffenden Gewindeteils, bei dem einen Schneideisen so grofs sein muss

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wie bei dem andern, indem der Druck des Arbeitsstückes gegen die Flächeneinheit des Werkzeuges ausser von der Natur des Arbeitsstückes nur von dem Masse abhängt, um welches die gebildete Fläche zeitweise zurückgedrängt werden muss. Mehr Aufmerksamkeit verdient ein anderer Umstand. Sobald das durch die Figuren 4 und 5 dargestellte Schneideisen zu wirken begonnen hat, führt sich der zur betreffenden Schneide gehörende Gewindeteil in der gebildeten Furche, und zwar genau in dem der Ganghöhe entsprechenden Winkel, so dass ohne weitere Umstände ein genaues Gewinde geschaffen wird, sofern der Gewindeschneider genau hergestellt war. Versieht man die Schneiden mit einem Ansatzwinkel, oder macht man die Rücken recht kurz, so wird naturgemäfs die Selbstführung eine mangelhaftere; es ist sodann recht wohl der Fall denkbar, dass das Gewinde wellenförmig ausfällt, wie die Abwicklung, Fig. 9, in übertriebener Weise darstellt. Die Schneiden liegen inbezug auf diese Abwicklung senkrecht über einander; fällt das hinter der Schneide liegende Stück Fig. 9.

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des Gewindes als Führungsmittel hinweg, so ist das Schneidzeug über das Gewinde hinwegzuführen, sobald nur die senkrechten Entfernungen der Gewinde der Ganghöhe entsprechen. Die bei der ersten Drehung des Gewindeschneiders entstandene Bahn wird deshalb bei allen folgenden Drehungen desselben verfolgt. Legt man die Schneiden jedoch nicht senkrecht über einander, bezw. legt man die Furchen, Fig. 4, schräg gegen die Achse der Schraube, so erlauben die Schneiden, selbst wenn sie zu Punkten zusammengeschrumpft gedacht werden, eine solche fehlerhafte Gewindebildung nicht mehr; die Lage der Punkte o, Fig. 9, welche die Schneiden darstellen, ergiebt das genügend. Indem die zweite Schneide der von der ersten gezogenen Bahn zu folgen bestrebt ist, drängt sie letztere, eine andere als die erstgestaltete zu bilden usw., so dass durch das gegenseitige Drängen der einzelnen Schneiden ein Ausgleich stattfindet, d. h., das richtige Gewinde erzeugt wird, welchem alle Schneiden gemeinschaftlich zu folgen vermögen. Ich sah zuerst vor etwa 11/2 Jahren ein derartig eingerichtetes Schneidzeug für Bolzengewinde; bei den Gewindebohrern (s. w. u.) ist der vorliegende Gedanke schon länger verwirklicht.

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Die » Backen«, d. h. in zwei Teile zerlegte gehärtete Muttern, die in geeigneter Weise, mittels sogenannter » Kluppen<«<, zusammengehalten und nach Bedarf einander genähert werden. können, findet man in Anwendung auf das Schneiden der Bolzengewinde bereits von Plumier1) und Leupold') abgebildet und beschrieben. Die älteste mir bekannte eingehende Besprechung, begleitet von vielen Zeichnungen, ist diejenige Altmütter's 3). Dort findet man die Notwendigkeit einer sicheren Lagerung der Backen in den Kluppen betont, die meisten der jetzt noch gebräuchlichen Verbindungen der Backen mit den Kluppen beschrieben und ebenso die Abbildungen und Erörterungen der in Fig. 9 und 10 dargestellten Backenformen. Es wird in der Quelle und auch in einer späteren Arbeit Altmütter's 4) betont, dass das wesentliche der Schraubenschneidkluppen in der Eigenschaft bestehe, stufenweise einander genähert werden zu können und so allmählich anzugreifen und eigentliches Schneiden zu ermöglichen. Altmütter übersieht aber einen Umstand, welcher sich bei diesem allmählichen Nähern der beiden Backenhälften geltend macht, und der in hohem Mafse die schlechte Seite des Schneidens mittels Backen kennzeichnet. Karmarsch3) und mehr noch Holtzapffel) kennen diesen Umstand und

1) L'art de tourner, Paris 1706, S. 178.

2) Theatrum machinarum, 1724, Mechanische Wissensch. Taf. XX. 3) Jahrbuch des Wiener polytechnischen Institutes, 1824, Bd. IV, S. 381.

4) Werkzeugsammlung d. Wiener polytechn. Institutes, Wien 1825. 5) Prechtl, technologische Encyclopädie, 1843, Bd. 13, S. 462. 6) Turning and mechan. manipul. 1846, Bd. II, S. 600.

deutscher Ingenieure.

widmen demselben ausführlichere Besprechungen. Der Neigungswinkel der vorstehenden Gewindekanten ist notwendig ein anderer als derjenige der Furchen. Wenn daher anfänglich die Kanten der Backen nur wenig in die Oberfläche des Bolzens eindringen, so sind sie bestrebt, hier eine andere Gewindeneigung hervorzubringen, als schliefslich vorhanden sein soll. Ich komme auf diesen Gegenstand später ausführlich zurück.

Die Schneidkanten bei a, Fig. 10, verdienen diesen Namen kaum, indem der Brustwinkel derselben ein recht ungünstiger ist; deshalb wird denselben wohl die Gestalt, wie Fig 10 a sie erkennen lässt, gegeben. Zur Unterstützung dieser Schneidkanten sind Einschnitte in die Backen gemacht, welche die

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Schneidkanten bliefern. Können denn aber letztere irgend welchen Nutzen schaffen? Nimmt man an, dass die fertige Schraube genau das Gewinde der Backen ausfüllen soll, muss man die gestellte Frage mit nein beantworten; die Kanten kommen erst im Augenblicke der Fertigstellung des Gewindes mit diesem in Berührung. Nur in dem gewiss nicht die Regel bildendem Falle, dass das Bolzengewinde kleiner werden soll als das Muttergewinde der Backen, ist von einer Wirksamkeit der Kanten b die Rede.

Während des Schneidens fällt die Mitte der Backen nicht mit der Mitte des Bolzens zusammen. Das geht ohne weiteres aus der Thatsache hervor, dass die schneidenden Spitzen in gleicher Entfernung von der Mitte der Backen sich befinden und wenigstens zwei dieser Spitzen hinter einander in derselben Furche arbeiten. Bei ganz allmählichem Arbeiten kommt dieser Umstand weniger in Frage; bei kräftigerem Angreifen trägt derselbe aber zu einer Entstellung des Gewindes bei.

Die beiden zuletzt genannten Uebelstände erschweren jedoch die Herstellung eines guten Gewindes nicht in dem Mafse wie der zuerst erwähnte.

Es werde der mit Gewinde zu versehende Bolzen A, Fig. 11, senkrecht festgehalten; nach Fertigstellung des Gewindes befinden sich die Gewindeecken der Backen bei a; sie haben, bei Beginn der Arbeit an die Aufsenfläche des Bolzens angelegt, bei b, c, d und e dieselben Höhenlagen, wie nach Fertigstellung des Gewindes.

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Fig. 11.

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mittels der Backen schwer ist. Dazu kommt aber noch, dass die Richtung der Gewindekanten der Backen nach der Neigung des Gewindes am Kerne der fertigen Schraube bemessen ist. Diese Richtung schreibt aber dem Werkzeuge vermöge leichten Eindrückens der Gewindekanten den Weg vor, so dass die einzelnen Gewindeecken die von b, c, d, e ausgehenden Linien beschreiben. Man erhält sonach zunächst vier Schraubenlinien, welche neben einander entlang laufen. Nach einmaliger Umdrehung des Schneidzeuges legen sich die vier Linien, die bei der folgenden Umdrehung entstehen, neben die vorher gezogenen, da durch Auftragen der Gewindeneigung des Kernes, Fig. 13,

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XXIX

März 1885

auf den Mantel notwendig eine gröfsere Ganghöhe entstehen muss. Würden nicht andere Umstände wirkend eingreifen, so würden nach der zweiten vollen Umdrehung sich fernere 4 Linien zu den vorhandenen 8 gesellen usw.

Die vertieften Linien, welche man mittels des erläuterten Verfahrens erhält, entstehen durch Verdrängen des Metalles; der Abstand zweier Linien von einander ist gering. Haben diese eine einigermafsen grofse Tiefe, so findet das Verdrängen des Metalles nach derjenigen Seite, an welcher bereits eine Linie sich befindet, leichter statt, als nach der entgegengesetzten Seite, d. 1, die grabenden Punkte, die Gewindeecken der Backen, sind geneigt, nach der benachbarten vorher gezogenen Furche hin von ihrer bisherigen Bahn abzuweichen. Hierdurch werden die anfänglich zwischen den Furchen befindlichen niedrigen Wälle allmählich zerstört, eine gemeinschaftliche Furche gebildet, welche wegen der gegenseitigen festen Lage der arbeitenden Ecken bei allmählicher Näherung der Backen durch Drängen und Drücken schliesslich zu einem Gewindegange ausgebildet wird.

Es darf nicht verschwiegen werden, dass bei regelrechter Benutzung der Schneidbacken schliesslich die zu Anfang der Arbeit gebildeten Abweichungen von der richtigen Neigung des Gewindes ausgemerzt werden, ja das entstehende Gewinde gewöhnlich genauer ausfällt als die Backen1), so dass, wenn das erzeugte Bolzengewinde als Gewindebohrer für Backen benutzt wird usw., dieses Gewinde allmählich genauer wird, gewissermassen bis auf einen beliebigen Genauigkeitsgrad gebracht werden kann. Die Kennzeichen eines genauen Gewindes in ganzer Länge desselben überall gleiche Neigungswinkel, gleiche Querschnitte und gleiche Krümmungshalbmesser, ergeben ohne weiteres, dass ein ungenaues Muttergewinde die Gänge eines ungenauen Bolzengewindes nicht völlig auszufüllen vermag; treffen während des Drehens Ungenauigkeiten entgegengesetzter Richtung auf einander, so sind dieselben bestrebt, sich gegenseitig zu berichtigen, sodass durch diese ausgleichend wirkende Thätigkeit jene Erscheinung hervorgerufen wird. Dieser guten Eigenschaft der Backen, welche übrigens, wenn auch in geringerem Grade, den neueren Gewindeschneidern eigen ist, steht aber der ausführlich erörterte Mangel gegenüber, dass sie zunächst ein ungenaues Gewinde erzeugen, und der andere, dass die Arbeit nur zum Teile durch Spanbildung, zum nicht geringem Teile durch Verdrücken des Metalles erfolgt. Diese Art der Gewindebildung hat daher mit der durch die älteren Schneideisen manches gemein; sie führt nicht selten Streckungen bezw. Krümmungen des Bolzens herbei. Der Durchmesser des Gewindes wird auch gröfser, als derjenige des Bolzens war. Ein flachgängiges Gewinde kann aber, genau genommen, mittels Backen überhaupt nicht geschnitten werden 2); es ist daher nicht zu verwundern, dass man vielfach versuchte, die Backen durch Hinzufügung für sich verstellbarer Schneiden, dem Muttergewinde nur die Führung überlassend, brauchbarer zu machen 3). Wenn hierdurch auch ein besseres Schneiden erzielt wurde, so konnten hinsichtlich der Führung die oben erwähnten Uebelstände doch nicht gemildert werden. Man sieht derartige Backen jetzt nur selten.

J. Whitworth's Schraubenkluppe), deren Abbildung, obgleich sie ziemlich bekannt ist, als Fig. 14 hier aufgenommen wurde, weil sie auf die Entwickelung der Backenanordnung nennenswerten Einfluss gewonnen hat, scheint den Mängeln der gewöhnlichen Backen abzuhelfen. In dem Mittelstücke A des Windeeisens ist eine ringförmige Vertiefung ausgedreht, in welcher der Keilring B mittels der Schraube c verschoben werden kann. Der ringförmige Teil D des Mittelstückes hat die allgemeine Höhe beibehalten, ist aber mit Nuten für die Aufnahme der drei Backen e versehen. Backen und Keilring

1) Vgl. Holtzapffel, Turning and mech. man. Bd. II, S. 635. 2) Vgl. Karmarsch, Mitt. d. Gewerbevereines für Hannover, 1836/37, S. 254.

3) Leupold, Theatr. mach. 1724, mech. Wissensch. Taf. XX; Prechtl, techn. Encycl. 1843, Bd. 13, S. 510 m. Abb.; Mitt. d. Gewerbevereines für Hannover, 1836/37, S. 254; 1842/43, S. 133 u. S. 253 m. Abb.

4) Mitt. d. Gewerbevereines für Hannover 1834/1835, S. 241 m. Abb.; Prechtl, techn. Encycl. Bd. 13, S. 473 m. Abb.

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oben und Fig. 12) auf ein verschwindend kleines Mass herab” gedrückt; der zuerst entstehende falsche Steigungswinkel des Gewindes tritt aber gerade so unangenehm auf, wie bei den gewöhnlichen Backen, und ist hier sogar noch gefährlicher, weil die Gewindekanten wegen ihrer Kürze weniger gut im Stande sind, den ursprünglich gemachten Fehler nachträglich auszubessern. Holtzapffel 1) fügt daher auch der Mitteilung, dass das Schneiden mit diesen Backen nur etwa halb soviel Arbeit erfordere als dasjenige mit den alten, hinzu: es sei jedoch auch leichter, mit ersteren ein »betrunkenes « Gewinde zu schneiden; er berichtet auch 2), Whitworth habe die Backenanordnung zu Gunsten einer anderen, welche sich den älteren Backen nähert, fallen gelassen. Kurtz's 3) Backenanordnung besitzt gegenüber der alten Whitworth'schen keine Vorzüge; ebenso wenig die Nachbildung der älteren Whitworth'schen Kluppe, welche Bartosch 4) sich patentiren liefs; die Emde'sche Nachbildung 5) ist geradezu als Verschlechterung zu bezeichnen.

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In anderer Richtung suchten Bodmer sowohl als Lacornoy die Backen zu verbessern; sie verwandten einen Backen im wesentlichen zur Führung, einen zweiten zum Schneiden. Letzterer war beweglich und zwar derart, dass er selbstthätig seine Schneidkanten unter einem Ansatzwinkel an den Bolzen legte 6). Die sonstigen Fehler der gewöhnlichen Kluppen werden hierdurch nicht berührt, der Ansatzwinkel durch den Uebelstand der Beweglichkeit eines Teiles der Backen und den ferneren, dass die schneidenden Ecken eine falsche Höhenlage gegenüber der führenden Backe erhielten, erkauft. Hänel erzählt'), er habe derartige Backen 1840 oder 42 in England gesehen; dieselben hätten lange als die besten gegolten, seien aber später der erforderlichen genauen Behandlung wegen nicht beizubehalten gewesen.

Bruderhaus 8) will einen Ansatzwinkel für die schneidenden Kanten auf folgende Weise gewinnen. Zum Schneiden der Backen, welche einen weiten Ausschnitt (wie bei Fig. 10a) haben, wird ein Bohrer verwendet, welcher wesentlich dicker ist, als der mittels dieser Backen demnächst zu schneidende Bolzen. So entsteht für das Schneiden des letzteren, bei welchem nur die Kanten des Ausschnittes (b, Fig. 10a) thätig sind, allerdings ein Ansatzwinkel; jedoch ist der Neigungswinkel des Gewindes in dem Backen ein ganz anderer als der des zu bildenden Bolzengewindes, so dass kaum möglich sein dürfte, dieses befriedigend zu gestalten.

Wanke 9) benutzt den Grundgedanken der Bruderhaus'schen Backen, fügt sie aber in die ältere Whitworth'sche Kluppe (Fig. 14) und macht den inneren Dmr. der Backen gleich dem äufseren des zu schneidenden Bolzens. Bei Beginn

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des Schneidens fehlt sonach der Ansatzwinkel; er entwickelt sich aber um so mehr, je tiefer die Gewindegänge werden. Bei Beginn des Schneidens fällt ferner der Neigungswinkel des Backengewindes nahezu mit demjenigen des Bolzengewindes zusammen, während mit zunehmender Gewindetiefe der Unterschied derselben wächst. Wird nicht hierdurch die Erzielung eines guten Gewindes wesentlich erschwert?

Würde man an dieser Stelle das Schlussergebnis der vorliegenden Erörterungen ziehen, so müsste man unbedingt das Gewindeschneiden mittels Kluppen bezw. der von ihnen getragenen Backen verwerfen gegenüber dem Gewindeschneiden mittels des durch die Fig. 4, 5 und 6 dargestellten neueren Gewindeschneiders.

Die 1862 in London vertretene Sellers 'sche Schraubenschneidmaschine hat jedoch eine neue Ausbildungsrichtung der Whitworth'schen älteren Kluppe dargelegt, die für manche Zwecke alle Beachtung verdient. Sellers verwendet nämlich diese Kluppe in gleicher Weise, wie die mehrfach genannten neueren Gewindeschneider benutzt werden, d. h., er hat durch eine kegelförmige Fläche die zunächst zum Angriff kommenden Gewinde soweit abgeflacht, dass jede der auf einander folgenden Gewindeecken einen verhältnismässig dünnen Spahn abzuheben hat, wodurch die Möglichkeit geboten wird, in einem Durchgange das Gewinde fertig zu stellen. Die Verschiebbarkeit der Backen in der Richtung der Halbmesser dient nur zum richtigen Einstellen und Zurückziehen der

deutscher Ingenieure.

Backen nach Erreichung ihres Zweckes, so dass sie nicht rückwärts gedreht zu werden brauchen. Hierdurch wird nicht allein an Reibungsarbeit und Zeit gespart, sondern es werden auch die Backen geschont. Sobald diese Vorteile den höheren Preis der Kluppe ausgleichen oder gar übertreffen, so ist die Verwendung derartiger Kluppen, wie sie von Reinecker u. a.1) gefertigt werden, durchaus gerechtfertigt. C. Fromme will die ihm patentirte 2) Kluppe der Beschreibung nach in gleicher Weise verwenden; aus der der Patentschrift angehefteten Zeichnung muss man jedoch entnehmen, dass eine derartige Benutzung der Kluppe nahezu unmöglich ist.

Arzberger's Scheerenkluppe3), Iserstedt's1) sowie Hellwig's) drei- bezw. zweiteilige Kluppen sollen ebenfalls in einem Durchgange das Gewinde fertig schneiden, womit zweifellos das richtige getroffen wird.

1) Polytechnisches Centralblatt 1873, S. 209, m. Abb. Dingl, polyt. Journal 1877, Bd. 223, S. 570, m. Abb. D. R.-P. No. 25 261, Z. 1884, S. 124, m. Abb. D. R.-P. No. 26 412 (Zusatz) Z. 1884. S. 402, m. Abb.

2) D. R.-P. No. 29 030, Z. 1884, S. 982, m. Abb.

3) Dingl. polyt. Journal 1877, Bd. 223, S. 352, m. Abb. 4) D. R.-P. No. 14 229, Dingl. pol. Journal, 1881, Bd. 242, S. 256, m. Abb.

5) D. R.-P. No. 27 128, Z. 1884, S. 676, m. Abb.

(Fortsetzung folgt.)

Temperaturänderung von Metalldrähten während der Dehnung.

Von Dr. Forchheimer, Docent der techn. Hochschule zu Aachen. Vorgetragen in der Sitzung des Aachener Bezirksvereines vom 7. Januar 1885. (Hierzu Textblatt 1.)

Die ersten Beobachtungen über die Temperaturänderungen der Metalle bei ihrer Inanspruchnahme auf Zug scheint W. Weber1) angestellt zu haben, welcher aus den Schwankungen der Tonhöhe gespannter und in Schwingung gebrachter Saiten schloss, dass mit einer Erhöhung der Zugspannung eine Abkühlung und mit einer darauf folgenden Entlastung eine eben so grofse Erwärmung verbunden sei. Da Weber seine Drähte vorher während einiger Zeit der gröfsten Anspannung 2) ausgesetzt hatte, welche sie vertrugen, ohne zu reissen, so lagen die späteren Zugbeanspruchungen unter der künstlich in die Höhe gerückten Elasticitätsgrenze.

Auf Grundlage der mechanischen Wärmetheorie entwickelte W. Thomson für die Temperaturänderung, welche mit einer Zu- oder Abnahme des auf alle Aufsenflächen eines beliebigen Körpers wirkenden Druckes verbunden ist, den Ausdruck:

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wenn a den linearen Wärmeausdehnungscoëfficienten bedeutet. Diese Formel gilt dann auch für einen Draht, dessen Zug pro Querschnittseinheit durch Anhängen von Gewichten um ∞ erhöht wird, wobei dem negativen o bei positivem a ein negatives, also eine Abkühlung, entsprechen muss. Joule1) fand bei Drähten aus Schmiedeisen, Gusseisen, hartem Stahl, Kupfer und Blei Thomson's Formel bestätigt. Hingegen ermittelte Edlund 2), welcher Drähte aus Stahl, Kupfer, Messing, Silber, Gold und Platin durch Verschiebung eines Gewichtes längs eines Hebelarmes belastete und die Temperaturänderungen mit Hilfe eines Thermoelementes und eines Galvanometers mass, dass innerhalb der Elasticitätsgrenze Thomson's Ausdruck für die Abkühlung nur gilt, wenn man für J nicht das mechanische Wärmeäquivalent, sondern 682,73mkg einsetzt, dass also 1kg Zugspannung pro qmm eine Abkühlung von ungefähr 0,005° C. bei Stahl und Eisen und von 0,0086° C. bei Kupfer verursacht. Bei der Entlastung bleibe Gleichung (2) anwendbar, wenn das Metall während der Zusammenziehung eine äussere Arbeit verrichtet gleich jener, welche man zur Streckung aufgewendet hatte. Wenn dagegen die gestreckte Saite sich zusammenzieht, ohne äufsere Arbeit zu leisten, wenn man also plötzlich entlastet, so trete zu der durch die Formel ausgedrückten Wärmemenge ein weiteres Wärmequantum hinzu, welches der zur Streckung verbrauchten Arbeit entspricht. Edlund3) bemerkt in seiner Abhandlung nebenbei in aller Kürze, dass bei Beanspruchungen, welche eine dauernde Verlängerung zur Folge haben, statt der Erniedrigung eine Erhöhung der Temperatur erfolgt.

Die Erhitzung der Metallproben, mit denen man es bei Festigkeitsbestimmungen zu thun hat, bei dem Zerreifsen ist übrigens eine wohlbekannte Erscheinung. Man kann sich

1) Philosophical Magazine, 1857, IV. Serie, Bd. XIV, S. 227, vgl. auch 1858, Bd. XV, S. 538.

2) Poggendorff's Annalen, 1861, Bd. CXIV, S. 1 u. f. und 1865, Bd. CXXVI, S. 539 u. f. Edlund ermittelte auf Grund seiner Versuche die Verhältnisse der specifischen Wärmen für unveränderlichen Druck zu jenen für unveränderliches Volum, welche Quotienten mit den von Wüllner nach einem anderweitigen Verfahren berechneten übereinstimmen; s. Wüllner, Lehrbuch der Experimentalphysik, 3. Aufl., Leipzig 1875, Bd. III, S. 492.

3) Poggendorff's Annalen Bd. CXIV, S. 37.

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