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Oscillirende Brücke über die Schleuse des Dames (Kanal du Nivernais). Genannte Brücke ist eine Klappbrücke, welche eine Schifffahrtsöffnung von 5,2m Weite überspannt und deren Träger (Blechträger) eine Länge von 8,8m haben. Die Brücke soll nur so weit gehoben werden, das's sie dem Ziehen der Kanalschiffe kein Hindernis mehr bietet, dass also das Zugseil zwischen dem Auflager und dem gehobenen Trägerende bequem, jedoch nicht angespannt, hindurch geführt werden kann. Ueber dem Landpfeiler derjenigen Seite, an welcher sich der Leinpfad nicht befindet, sind die Träger um etwa 3m rückwärts verlängert und mit Gegengewichten beschwert. Ein Teil des Gegengewichtes kann parallel der Brückenachse verschoben werden; durch diese Verschiebung, welche von der Brückenbahn aus durch Zahnradübersetzung und eine Schraube ohne Ende bewirkt werden kann, wird das Gleichgewicht der beiden Brückenhälften geregelt. Das Heben und Senken der Brücke wird dadurch erzielt, dass der Wärter sich auf das landseitige oder kanalseitige Ende der Brücke stellt. Im geschlossenen Zustande wird die Brücke durch einen Riegel in ihrer Lage gesichert. (Ann. des ponts et chaussées 1883, II. Sem., Wochenbl. f. Arch. u. Ing. 1884, S. 158.)

Eisenbahndrehbrücke bei Sing Sing (New-York). Die im Zuge der New-York Central- und Hudson-River-Eisenbahn liegende Brücke ist eine zweigleisige Kranbrücke, welche einen Wasserweg von 8,55m Breite freigiebt. Jedes Gleis wird durch zwei unter sich fest verbundene Blechträger unterstützt. Der Brückenkörper des einen Gleises schwingt nach rechts, der andere nach links aus. Im geschlossenen Zustande liegt die Brücke einerseits auf gewöhnlichen Lagerplatten, anderer

Sitzungsberichte

Eingegangen 10. December 1884. Hannoverscher Bezirksverein. Sitzung vom 10. October 1884. Vorsitzender: Hr. v. Borries. Schriftführer: Hr. Ha asemann. Anwesend 32 Mitglieder und 2 Gäste.

Hr. Dr. F. Fischer berichtet über die am 1. 2. 3. September stattgefundene Hauptversammlung in Mannheim und bezieht sich im wesentlichen auf, die in der Vereinszeitschrift bereits erschienenen Berichte. Auf Beschluss des Vorstandsrates bezw. der Hauptversammlung ist der Bezirksverein beauftragt, geeignete Gesichtspunkte für die Ausbildung von Volontären in Maschinenfabriken aufzustellen. Mit der Ausführung wird die schon früher für die Frage der praktischen Werkstattsausbildung der Maschinentechniker gewählte Commission, bestehend aus den Herren Bach, Bube, H. Fischer, Hagen, Riehn, Schöttler und Uhlenhuth, betraut.

Ferner ist der Bezirksverein beauftragt, in Gemeinschaft mit dem Niederrheinischen Bezirksverein die Frage der Berechtigungen der Realgymnasien zu bearbeiten und dieselbe der nächsten Hauptversammlung vorzulegen. Die Wahl einer Commission hierzu wird auf die nächste Sitzung verschoben.

Hr. Ernst Müller hält einen Vortrag über die Nähmaschinen von Nörholm u. a. (Z. 1884, S. 987).

In der darauf folgenden Verhandlung macht Hr. H. Fischer darauf aufmerksam, dass die Nörholm-Nähmaschine viel rascher arbeiten könne als die Singermaschinen, da der Greifer nur die Hälfte der Geschwindigkeit habe, wie das Schiffchen bei Singer. Ausserdem habe der Greifer eine kreisende Bewegung gegenüber der hin- und hergehenden Bewegung des Schiffchens bei Singer. Gegenüber der Wheeler & Wilson - Nähmaschine habe die Maschine von Nörholm den Vorteil, dass ein Verfangen des Fadens nicht eintreten könne durch die doppelte Anordnung des Greifers. Die ganze Anordnung der Maschine erlaube ein viel rascheres Nähen. Die auf der hiesigen Ausstellung vorhandene Maschine habe 350 bis 500 Stiche in 1 Minute gemacht, ohne dass besondere Störungen

deutscher Ingenieure.

seits auf zwei Rollen und einem Zapfen auf, welch letzterer sich unter einem der beiden Gleisträger befindet. Ein bockartiges Gerüst von etwa 9m Höhe, welches das Durchfahrtsprofil für die Bahn freilässt, steht auf demjenigen Ufer, woselbst der Zapfen und die Rollen liegen. Von diesem Gerüst aus führen zwei Zugstangen zum entgegengesetzten Ende der Brücke. Die Zugstangen laufen an ihrem oberen Ende nach einem Drehzapfen zusammen, welcher senkrecht über dem unteren Drehzapfen angeordnet ist. Der obere Zapfen ruht auf dem kürzeren Arm eines Hebels, dessen langer Arm mit einem zweiten im Grundrisse diagonal liegenden Hebel verbunden ist; vom langen Arme dieses zweiten Hebels führt eine Kette zu einer seitlich stehenden kleinen Winde. Soll die Brücke ausgeschwungen werden, SO wird die Kette angezogen; infolge dessen hebt sich der obere Drehzapfen ein wenig und werden die Träger von ihren Lagerplatten abgehoben. Die Brücke ist alsdann nur durch die beiden senkrecht über einander liegenden Zapfen und die Rollen unterstützt. Die Drehung wird durch ein unmittelbar auf der senkrechten

Kurbelwelle sitzendes, in einen Zahnkranz eingreifendes kleines Zahnrad bewirkt.

In beistehender Figur, welche dem Centralblatte der Bauverwaltung entnommen ist, sind die Querverbindungen der beiden zusammengehörigen Gleisträger der Deutlichkeit halber fortgelassen.

(Nach American Engineer, No. 6 u. 7, Band 7: Centralbl. d. Bauverwalt. 1884, S. 133.) R. Krohn.

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der Bezirksvereine.

vorgekommen seien. Jedenfalls erhöhe sich die Leistungsfähigkeit der Maschine, wenn die Construction noch besser durchgebildet sei. Hr. Rühlmann stimmt beiden Herren bei, fügt jedoch hinzu dass die Anwendung des Schubkurbelmechanismus statt des Herzrades nicht neu sei. Ein gewisser Schmidt in Uelzen habe schon vor langen Jahren eine derartige Maschine gebaut, welche den Schubkurbelmechanismus enthielt, und sei ein gangbares Modell in der Maschinenmodellsammlung der hiesigen technischen Hochschule vorhanden. Der Hauptvorteil der Nähmaschine von Nörholm sei der doppelte, besser ausgebildete Greifer. Der Vorteil der Wheeler & Wilson-Nähmaschinen gehe oft verloren durch den zarten (Bobbinnet-)Schützen, welcher hier durch eine gewöhnliche Garnrolle ersetzt sei. Die angegebene Stichzahl sei übrigens noch gar nicht grofs. Der Redner hat in Celle in der Hugo'schen Schirmfabrik Nähmaschinen gesehen, mit Dampf betrieben, die 1200 bis 1400 Stiche in 1 Minute machten.

Auf eine Anfrage des Hrn. Steding, ob der Faden bei der beschriebenen Maschine nicht bedeutend mehr leide, entgegnet Hr. Müller, dass hier derselbe Fall vorliege wie bei Wheeler & Wilson. Auf eine fernere Anfrage des Hrn. v. Borries, ob der Kraftverbrauch durch den gröfseren Greifer nicht ein gröfserer sei, erwiedert Hr. Müller, dass der Greifer wohl einen gröfseren Dmr. als sonst habe, dass deshalb aber auch die Umdrehungszahl des Greifers nur halb so grofs sei.

Hr. H. Fischer hebt noch hervor, dass die Singer - Nähmaschinen durch ihren Bewegungsmechanismus viel mehr Kraft gebrauchen, und Hr. Rühlmann erwähnt, dass auf der NähmaschinenAusstellung kleine oscillirende Wassersäulenmaschinen mit Umlaufbewegung zum Betriebe von Nähmaschinen vorhanden gewesen seien. Ein Exemplar derselben werde von ihm für die Maschinenmodellsammlung der technischen Hochschule angeschafft.

Hr. Hagen macht darauf aufmerksam, dass die Schmid'schen Wassermotoren in Zürich sehr viel angewendet würden, da der Wasserpreis dort ein sehr geringer und der Wasserdruck ein sehr hoher sei.

1885

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die Wasserversorgung gröfserer Fabriken.

>>M. H. Wenn ich mir erlaube, Ihnen heute Abend auf Wunsch Ihres Vorstandes Mitteilungen über einige von mir im letzten Jahr ausgeführte Wasserversorgungen gröfserer Fabriken zu machen, so bitte ich nicht zu erwarten, dass sich diese Mitteilungen auf grofse epochemachende Arbeiten beziehen, sondern bitte dieselben als einfache Mitteilungen aus der Praxis zu betrachten, die, so hoffe ich, einem oder dem anderen von Ihnen ein gröfseres oder geringeres Interesse bieten können.

Die Wasserversorgungen, sei es für Private, Gemeinden oder Fabrikanlagen, haben in den letzten Jahren die Thätigkeit der zuständigen Ingenieure in ganz erheblich gesteigertem Masse in Anspruch genommen. Die Gründe hierfür sind verschieden, Ihnen allen bekannt, und sind dieselben inbezug auf Private und Gemeinden hervorragend der Gesundheitspflege, zum kleinen Teil auch dem Bedürfnis oder dem Wunsche nach Behaglichkeit entsprungen, sie sind ferner zum Teil luxuriöser Natur, z. B. Bewässerungen grofser Parkanlagen, und sind endlich auch dem Bedürfnisse nach erhöhter Leistung zuzuschreiben, wie z. B. die Bewässerungen grofser Wiesenflächen und grofser Obstpflanzungen. Für die Fabriken sind diese Gründe wohl schwerlich auf dem Gebiete der Gesundheitspflege zu suchen, sondern in dem grösseren Bedarf an Wasser, nicht nur infolge Vergröfserung der einzelnen Werke, sondern auch infolge der erhöhten Anforderungen an die Güte der Producte derselben und an den guten und billigen Betrieb; z. B. Papierfabriken mit ungenügendem Wasser sind nicht imstande, die Lumpen sowohl als den Stoff in völlig genügender Weise zu waschen, zum Schaden für die fertige Ware. Zuckerfabriken müssen mehr Wasser als früher gebrauchen, da der Transport der Rüben von den Schuppen nach den Wäschen mit Wasserschwemmen in billigster und sicherster Weise bewirkt wird. Dass genügendes Wasser in einer jeden Fabrik die gröfste Reinlichkeit ermöglicht, und dass hierdurch ein jedes Product derselben nur gewinnen kann, ist einleuchtend. Schliesslich glaube ich auch behaupten zu können, dass grössere, zweckmässig angelegte Wasserversorgungen für Fabriken erforderlich geworden sind infolge der gegen früher herabgeminderten Zuverlässigkeit der Brunnen, welche ihren Grund hat in schwankenden Grundwasserständen, hervorgerufen durch zunehmende Entwaldung, durch Culturverbesserungen in der Landwirtschaft, als Verkoppelungen und Drainagen, sowie durch Begradigung bezw. Correcturen von Gewässern.

Ich wende mich nun zu den zu besprechenden Wasserversorgungen selbst, und will beginnen mit der Wasserversorgung der Zuckerfabrik Emmenthal, ausgeführt im Herbst 1883. Die fragliche Fabrik, welche eine Rübenmenge von etwa 6500 Ctnr. täglich verarbeitet, entnahm das zum Betrieb erforderliche Wasser aus zwei Brunnen, von denen der eine auf dem Fabrikhofe, der andere in der Nähe der Weser belegen war. Beide Brunnen stehen in dem Kiesgerölle der Weser und Emmer und geben ein für den Betrieb der Fabrik sehr schlechtes Wasser, so dass jährlich etwa 4000 M für Siebe zum Reinigen des Wassers aufgewendet werden mussten. Da aber auch gleichzeitig die Anforderungen an die Menge des Wassers wuchsen und die Ansicht, dass der Brunnen von der Weser Weserwasser filtrirt geben müsse, auch zu jeder beliebigen Leistung anzustrengen sei, wenn man ihn unmittelbar mit der Weser verbinden würde, sich als irrig erwies, da ohne Verbindung mit der Weser der Brunnen Grundwasser gab und eine Verbindung mit der Weser mehrfach verunglückt war, so wurde ich beauftragt, eine sichere Wasserversorgung zu entwerfen und ausführen zu lassen.

Nach den vorliegenden Verhältnissen, namentlich inbezug auf die Zusammensetzung des Grundwassers, erschien mir eine Entnahme desselben durch Filterrohre oder Brunnen als ausgeschlossen und blieb nur eine Entnahme des Wassers unmittelbar aus der Weser unter Zuhilfenahme des Brunnens an der Weser oder des Brunnens auf dem Fabrikhofe übrig. Die geforderte Wassermenge betrug 4cbm in 1 Minute

oder etwa 661 in 1 Sekunde, die Saughöhe der vorhandenen Pumpen etwa 6m. Der erste Entwurf ging nun dahin, mittels einer Heberleitung das Wasser aus der Weser nach dem Brunnen auf dem Fabrikhofe zu schaffen und die Saugröhren der verschiedenen Pumpen in diesen Brunnen zu führen, der vorher zum Ausschlusse des Grundwassers mit Beton abzudichten war.

Die zu benutzenden vorhandenen 350m langen Röhren hatten 400mm Dmr., und wurde berechnet, dass bei 0,42m Absenkung die gewünschte Wassermenge im Heberrohre folgen würde. Auf dem höchsten Punkte der Leitung sollte ein Körting'scher Luftsauger angebracht werden, welcher 120cbm Luft stündlich absaugt, und würde sodann die Leitung in etwa 25 Minuten mit Wasser gefüllt und der Heber in Thätigkeit gewesen sein.

es

Ich hatte namentlich diesen Plan gewählt, weil immer keine angenehme Sache ist, eine so lange und starke Saugleitung zu haben, aus welcher gleichzeitig verschiedene Pumpen von ganz verschiedener Leistungsfähigkeit zu saugen haben. Ich brauche Ihnen wohl die erheblichen Nachteile nicht näher auseinanderzusetzen; nur einen Nachteil will ich erwähnen, der dort sich geltend machte, den abzustellen mir Am Fulse der Rohrleitung war ein jedoch gelungen ist. Klappenventil, welches niemals dicht haltend zu bekommen war, so dass bei jedem Stillstande der grofsen Pumpmaschine ein Leerlaufen der Saugleitung eintrat. Nun zogen aber die Pumpen das Wasser nicht wieder an, und mussten dann die Saugröhren von oben durch Menschen wieder gefüllt werden, was Stunden Zeit erforderte und sehr kostspielig war. Durch Aufsetzen eines Körting'schen Luftsaugers wurde diesem Uebelstande gründlich und billig abgeholfen.

Leider wurde dieser Entwurf seitens des nicht sachverständigen Vorstandes der Fabrik abgelehnt, aus Misstrauen gegen Heber, die ihre Daseinsberechtigung noch nicht genügend nachgewiesen hätten usw.; kurz, die alte Leier! Da mit der vorhandenen Rohrleitung der Heber indessen jeden Augenblick herzustellen war, so fügte ich mich, wenn auch mit Bedauern, und es entstand nun der wirklich ausgeführte Entwurf, bei welchem die Pumpen das Wasser unmittelbar aus der Weser entnehmen vermittels der 350m langen und 400mm weiten Saugrohrleitung, die nunmehr nur bis an die Weser verlängert zu werden brauchte. Wenn es nun auch sehr einfach erscheint, ein Rohr zum Entnehmen von Wasser in einen Fluss zu führen, so war hier die Sache doch nicht ganz so einfach aus verschiedenen Gründen. Die Weser ist ein schiffbarer Fluss, die Schifffahrt darf in keiner Weise beeinträchtigt werden, und sind bei der Natur der Schiffer alle in einem solchen Flusse getroffenen Einrichtungen sehr leicht der absichtlichen oder unabsichtlichen Beschädigung ausgesetzt. Sodann ist die Weser, namentlich an der fraglichen Stelle, ganz aufserordentlich verschieden in den Wasserständen, die leicht in kurzer Zeit um 4 bis 5m schwanken; auch führt die Weser ganz bedeutende Mengen von Sinkstoffen sowie bei Hochwasser an Kies mit und hat einen starken Eisgang sowie starke Grundeisbildungen. Alle diese Umstände geboten nun die gröfste Vorsicht in der Behandlung der gestellten Aufgabe und verboten geradezu die Herstellung eines am Ufer belegenen, nach der Weser zu offenen Pumpschachtes oder Brunnens. Bei dem sehr flach (etwa 1/30) abfallenden Flussbette hätte müssen in Rücksicht auf den niedrigsten Wasserstand (der 15m von Mitte des Brunnens abliegt) ein horizontaler Einbau von etwa 25m Länge hergestellt werden, um dem Brunnen stets das nötige Wasser zuzuführen. Abgesehen von den erheblichen Kosten würde sowohl dieser Zuflusskanal als auch der Brunnen selbst schwerlich gegen sehr häufige und vollständige Versandung zu schützen gewesen sein. Da an dieser Uferseite der Weser sich steinerne Buhnen befinden, die etwa 32m weit in die Fluss hineinreichen und durch ihre Höhen-lage die Schifffahrt an diesem Ufer nur bei ganz hohem Wasser gestatten, so entschloss ich mich, zwischen zwei solcher Buhnen ein eisernes Rohr auf den Grund zu versenken, etwa 30m lang, welches nicht ganz bis an das Ende der Buhnen reichte, hier in einem rechten Winkel in die Flussrichtung gebogen war, und dessen gebogenes Ende, in einer Stopfbüchse drehbar, gehoben oder gesenkt werden konnte. Ich muss hier bemerken, dass zur Bedingung der obrigkeitlichen Genehmigung gemacht war, das zu versenkende Rohr mit

seiner Oberkante 1m unter den niedrigsten Wasserspiegel zu legen.

Aus diesem Grunde und mit Rücksicht auf die vielen Sinkstoffe der Weser ist das gebogene Rohrende von 3m Länge in eine Stopfbüchse des geraden Rohrstranges gesteckt und an seinem Ende mit einem Saugkorb versehen, der durch eine Kette mit einer Schwimmerkugel von 600mm Dmr. 110kg Tragfähigkeit verbunden ist. So wird es erreicht, dass der Saugkorb stets, selbst bei dem wechselndsten Wasserstande, 1m unter dem Wasserspiegel bleibt, und dass nur feine, nicht schädliche Sinkstoffe in denselben eintreten können. Gleichzeitig dient die schwimmende kupferne Kugel als Bake für die Schiffer und schliefst unabsichtliche Beschädigungen aus. Damit das Rohrende nicht durch irgend welche Umstände in abgelagerten Kies eingebettet werden kann, ist dasselbe mit Füssen versehen, so dass, wenn der Schwimmer nicht wirken sollte, das Rohr doch stets etwa 1/2m über dem Kies des Flussbettes stehen bleibt.

Das Verlegen dieser Leitung geschah unter Wasser auf folgende Weise. Es wurden zu beiden Seiten der Verlegungslinie acht Kähne fest verankert und mit entsprechenden Holzgerüsten überbaut, so dass ein grofses Floss entstand, auf welchem die ganze Rohrleitung fest zusammengeschraubt wurde. Ueber je zwei Kähnen war ein Galgen errichtet, an welche genügend starke gleiche Flaschenzüge gehängt wurden, und in diese Flaschenzüge wurde wiederum die ganze Rohrleitung gehängt. Sodann wurden die Querhölzer weggenommen und die Rohrleitung schwebte frei in den Flaschenzügen. Nachdem der Rohrgraben stellenweise 1m tief, durchschnittlich 3/4m tief, ausgebaggert war, wurde die Leitung heruntergelassen und in der richtigen tiefsten Lage schwebend erhalten, bis sie auf der ganzen Länge gleichmässig mit Kies unterstopft war. Sodann wurden die Flaschenzüge gelöst, wobei trotz der grössten Vorsicht dennoch ein Rohrbruch in etwa 1m Wassertiefe eintrat. Derselbe wurde innerhalb einer Stunde mit Beton in der Weise unschädlich gemacht, dass ein vollständiger Verband in Gestalt eines Betonklotzes um das Rohr gelegt wurde. Es wurde um und unter dem Rohre der Kies weggebaggert, von gewöhnlichen Brettern ein Kasten um die Bruchstelle hergestellt, etwa 1 breit und 1m lang, und dieser Kasten unter Wasser mit Beton gefüllt. Der Verband zeigte sich später vollständig dicht, der Schaden war geheilt und nebenbei noch eine gute Befestigung des Rohres erzielt. Die ganze Anlage hat sich vollständig bewährt, nur stellt sich trotz der Tieflage des Saugkorbes von 1m unter der Oberfläche ein Uebelstand heraus, an den wohl gedacht war, der aber dieser Tieflage wegen als unbeträchtlich angesehen wurde. Es setzten sich nämlich im Herbst schwimmende Blätter in grofser Zahl auf den Saugkorb, so dass die Pumpen nicht gut arbeiteten. Eine Vergröfserung des Saugkorbes und ein Schutzblech zur Abwehr des Laubes haben etwas geholfen. Immerhin wäre ein gründliches Heilmittel erwünscht; vielleicht weils einer der Herren ein solches, und würde ich Winke in dieser Richtung dankbar annehmen.

in

Ich wende mich nun zu der ebenfalls im Herbst des des letzten Jahres ausgeführten, von mir entworfenen Wasserversorgung der Papierfabrik Wertheim bei Hameln. Die Fabrik, welche mit zwei grofsen Papiermaschinen täglich 120 bis 150 Ctnr. Papier herstellt, leidet schon seit längerer Zeit an dem Mangel guten genügenden Wassers. Dasselbe wurde seither aus der Humme genommen, und musste, da die Humme sehr unreines Wasser, namentlich bei fast jedem Regen sehr viel Lehmteile mit sich führt, dieses Wasser mit Hilfe sehr grofser Kiesfilter geklärt werden. Die daraus entstehenden Uebelstände und Kosten sind erheblich, und wurde ich daher mit Bearbeitung eines bezügl. Entwurfes betraut.

Die Lage der Fabrik in dem Delta zwischen Weser und Humme legte es nahe, Grundwasser zu gewinnen, und wurde mit Hilfe abessynischer Röhrenbrunnen das benachbarte Gebiet einer gründlichen Untersuchung unterzogen. Es können überhaupt diese Röhren- oder Rammbrunnen zur Untersuchung des Untergrundes inbezug auf Wasserführung nicht genug empfohlen werden, da mit Hilfe derselben nicht allein festgestellt werden kann, ob überhaupt eine wasserführende Schicht und in welcher Mächtigkeit vorhanden sei, sondern

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deutscher Ingenieure.

mit einiger Uebung auch genügend genau ermittelt werden kann, was für Schichten durchstofsen werden, ob Thon, feiner Kies oder grober Kies, und ebenso, ob die Schichten gut oder schlecht Wasser durchlassend beschaffen sind. Ich habe seit langen Jahren derartige Untersuchungen stets mit dem gewünschten Erfolge gemacht, und habe mich dabei der Pumpen der Firma W. Garvens, hier, stets zu meiner völligen Zufriedenheit bedient.

Der Grundwasserstand wurde im April 1882 zu+0,78=2,22m unter Oberfläche ermittelt und als ein ziemlich hoher angesehen, während die gute wasserführende Kiesschicht 4m unter Oberfläche lag. Der Wasserstand ergab sich denn auch im August desselben Jahres zu +(), also um etwa 800mm tiefer als im April. Die Wasseruntersuchungen ergaben in der Richtung nach dem Zusammenfluss der Humme und Weser ein sehr stark verunreinigtes, dagegen nach der entgegengesetzten Richtung ein ganz vorzügliches reines Wasser, und es wurde daher beschlossen, das erforderliche Wasser dorther zu entnehmen. Der Plan ging nun dahin, zur Entnahme der geforderten Wassermenge von 54001 in 1 Minute 901 in 1 Sek. geschlitzte Sammelrohre in eine durchschnittliche Tiefe von 51/2m unter Erdoberfläche zu verlegen, dieselben gehörig mit grobem Kies zu umgeben und in einen Sammelbrunnen enden zu lassen, aus welchem ein Heberrohr von 300mm Dmr. das Wasser nach einem in der Nähe der Pumpmaschine befindlichen, etwa 10m tiefen Brunnen hinüber hebern sollte. diesem Brunnen hatten die Pumpen dann das Wasser in die vorhandenen Behälter zu werfen.

Aus

Für die Grössenermittelung der geschlitzten Sammelrohre diente als Grundlage die gewünschte Wassermenge und eine Filtrationsgeschwindigkeit des Wassers von höchstens 3mm in 1 Sek., welche als genügend erachtet werden muss, um selbst feinere Sandteile nicht mit durch den Kies zu reissen. Es ergab sich danach bei einer Länge der Sammelrohrleitung von 200m und 500mm Dmr. der Sammelrohre, die aus glasirtem gut gebranntem Thon gewählt wurden, ein erforderlicher Eintrittsquerschnitt von 304m, so dass sich nach Abzug der Eintrittsquerschnitte an den Muffen der Röhren ein noch durch Schlitze herzustellender Eintrittsquerschnitt von 0,189m für jedes Rohr von 1m Länge ergab. Die Röhren erhielten sodann je 26 Reihen mit je 5 Schlitzen von 100mm Länge und 10mm Breite. Das in den Sammelbrunnen reichende Ende der Sammelrohrleitung ist von Gusseisen und kann mit einem Wasserschieber verschlossen werden.

Leider wurde diese Sammelleitung aus Sparsamkeitsrücksichten und, weil sich beim Verlegen derselben die Leistungsfähigkeit angeblich höher (durch Messungen) ergab als erwartet, nur zu 150m Länge ausgeführt, und muss nun nach den neuesten Erfahrungen doch noch verlängert werden. Man hatte sich einfach bei der Ausführung täuschen lassen und nicht bedacht, dass die Leistung derartiger Leitungen in der Regel mit der Zeit abnimmt. Im übrigen ist damit nichts verloren; man kann entweder die Leitung verlängern oder aber noch einige Brunnen in der Richtung nach der Weser zu absenken und diese durch Heberrohre wieder mit dem Sammelbrunnen verbinden.

Was nun die Heberrohre anlangt, so kam für deren Abmessung in Frage: die Länge derselben, die etwa 160m beträgt, sowie die erforderliche Wassermenge und die zulässige Absenkung des Wasserspiegels im Pumpbrunnen, bedingt durch die Saughöhe der Pumpen und die Druckverluste. In Rücksicht hierauf wurden die Heberrohre zu 300 mm 1. Dmr. berechnet und der Unterschied in den Wasserständen der beiden Brunnen zu 900mm, bei welcher Absenkung dann die gewünschte Wassermenge durch den Heber nachfolgen musste. Die Geschwindigkeit des Wassers in dem Heberrohre würde dann v = etwa 11/4 betragen. Ausgeführt wurde die ganze Anlage durch Hrn. A. Kattentidt in Hameln, und hat dieselbe sich ebenfalls in jeder Weise bewährt.

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Ich komme nun zu den Mitteilungen über die dritte in diesem Jahre ausgeführte gröfsere Wasserversorgung, nämlich die für die Zuckerfabrik Linden-Hannover. Die genannte Fabrik sollte vor der Hand für eine Verarbeitung von 6000 Ctnr. Rüben in 1 Tag zu 24 Std. eingerichtet werden, jedoch sollte dieselbe leicht und nur durch Einbauen einiger

28. Februar 1885.

Apparate, als Vacuum, Diffusoren, Kessel usw., auf eine Leistung von 12000 Ctnr. in 1 Tag gebracht werden können. Hierzu war es nun unbedingt erforderlich, sich über die Möglichkeit der Wasserbeschaffung für die grofse Verarbeitung von 12000 Ctnr. täglich Gewissheit zu verschaffen. Untersuchungen des Erdreiches in unmittelbarer Nähe der Fabrik ergaben einen gänzlichen Mangel an Wasser; dasselbe reichte später beim Bau kaum zum Löschen des erforderlichen Kalkes. Ich war daher genötigt, an anderweite Beschaffung der Menge von 5cbm in 1 Minute zu denken, und untersuchte in umfassendster Weise das südlich von der Altenbekener Bahn zwischen dem Tönjesberg und dem Dorfe Ricklingen etwa 1000m weit vom Bahnhofe belegene Gebiet mit Hilfe der schon beredeten Rammbrunnen, und wurde dabei ein sehr ausgedehntes und sehr wasserhaltiges Gebiet aufgeschlossen, in welchem sich in etwa 8m starker reiner guter Kiesschicht, die nach dem Tönjesberge zu verlief, nach dem Dorfe Ricklingen östlich der Chaussee nach Pattensen sich erstreckte, ein vorzüglich reines und reichhaltiges Wasser vorfand. Allein die geplante Ausnutzung dieses Wasserbassins durch gesenkte Brunnen und Heberleitungen nach einem Pumpbrunnen auf dem Fabrikplatze musste unterbleiben, weil die Gemeinde Ricklingen einen durch die städtische Wasserleitung hervorgerufenen, nicht zu besiegenden Abscheu vor jeder Entnahme von Wasser aus den gesegneten Fluren des Dorfes besitzt, und die Zuckerfabrik Grund hatte, mit der Gemeinde Ricklingen auf gutem nachbarschaftlichem Fufse zu stehen, sich daher notariell verpflichten musste, Wasser zum Betriebe der Fabrik nicht aus den in Frage kommenden Gebieten zu entnehmen. Nun blieb nur noch die Ihme oder die Beeke zur Hergabe des erforderlichen Wassers, selbst mit Aufwendung erheblicher Kosten, übrig, und man entschloss sich für die Beeke als den verhältnismässig reinlicheren Fluss, der leider in der letzten Zeit durch Abwässer der Zuckerfabrik Weetzen in einen Zustand versetzt ist, dass selbst die Fische das Wasser nicht mehr haben saufen können und zu tausenden in bessere Gefilde ohne Fabrikwasser durch einfaches Absterben übergewandert sind; eine Analyse des Dr. Scalweit ergab nach Absterben der Fische:

Schwefelwasserstoff (der Verwesung)

Proteïn

Rückstände insgesammt

0,2mg in 1 Liter 200mg

590mg

nach Herschel organische Substanz 45/1000 pCt.

Die

Dem zu entwerfenden Plane lag der Gedanke zu Grunde, das Wasser auf geeignete Weise in möglichst reinem Zustand aus der Beeke durch eine in der Nähe derselben zu errichtende Pumpstation zu entnehmen und in ein grofses auf dem Fabrikhof anzulegendes Bassin zu heben, aus welchem alsdann die verschiedenen Fabrikpumpen das Wasser weiter in die bezüglichen Fabrikräume zu schaffen hätten. Höhenunterschiede in den verschiedenen Stationen waren bedingt durch die Höhenlage der Beeke, des gröfsten Hochwassers der Leine und des Fabrikplatzes. Das Hochwasser der Leine kam in Frage, weil es doch immerhin nötig erschien, die Pumpstation flutfrei zu legen. Hieraus ergaben sich nun folgende Verhältnisse:

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Die Entnahme des Wassers aus der Leine stiefs nun auf heftigen Widerstand seitens der Stadt Hannover, da allgemein befürchtet wurde, dass durch diese Entnahme die Interessen der Stadt inbezug auf die Wassergewinnung derselben geschädigt würden und eine weitere Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit der städtischen Wasserversorgung zur Folge haben könnte. Nach längeren Verhandlungen musste ich mich dann verpflichten, die Anlage so zu machen, dass eine Entnahme von Grundwasser durch die neue Anlage völlig ausgeschlossen wäre. Die Aufgabe ist nun in folgender Weise gelöst: Es sind 2 Reihen geschlitzter Thonrohre, ähnlich wie bei der Wertheimer Wasserversorgung, in Länge von je 22m und einem lichten Dmr. von 600mm in das Flussbett der

+

Beeke 1m tief unter den Wasserspiegel verlegt. Es wurde zu dem Zwecke das Wasser der Beeke durch einen einfachen Fangdamm von Erde nach einer Seite hinübergedrängt, das so trockengelegte Flussbett bis zu der gehörigen Tiefe ausgebaggert, und diese Vertiefung mit Thon gut ausgestampft. Ueber den Thon wurde eine Schicht von grobem Kies geschüttet und auf diesen Kies die mit Muffen versehenen geschlitzten Thonröhren verlegt. Alsdann wurden dieselben mit gut gesiebtem sehr reinem grobem Kies überschüttet, und zwar in einer Höhe von von etwa 800mm über Oberkante Rohr. Es wurde sodann der Fangdamm durch Baggern beseitigt, wobei die Bohlen vor dem Fangdamme stehen blieben, um auch hinter denselben das Flussbett noch etwas ausbaggern und mit Kies ausfüllen zu können. Bei dieser Arbeit war auf einen ziemlichen Wasserzudrang gerechnet und zum Zwecke der Entfernung dieses Wassers während des Verlegens der Rohre ganz in der Nähe der Baugrube ein Brunnen gesenkt, aus welchem das der Baugrube zulaufende Wasser ausgepumpt werden sollte. Allein sowohl der Brunnen als auch die ganze Baugrube blieben völlig trocken; es drang weder Wasser von unten noch Wasser aus der Beeke, obgleich die Baugrube im Bette der Beeke selbst lag, und die ganze Arbeit gestaltete sich dadurch sehr einfach und leicht. Es ist dies auch ein Beweis für die soviel bestrittene Thatsache der fast völligen Undurchlässigkeit einiger Flussbetten und Flussufer. Die gehegten Befürchtungen der städtischen Verwaltung wurden hierdurch völlig beseitigt.

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Diese

Die geschlitzten Thonrohre waren nun an dem einen Ende geschlossen, am anderen dagegen durch geeignete T-Rohre mit einer dicht verlegten Leitung aus glasirten Thonröhren verbunden, und ist diese letztere nach einem nahe dem Aufstellungsplatze der Pumpmaschinen errichteten Brunnen geführt, welcher vollständig dicht im Boden und Mantel hergestellt ist, und in welchem die Saugventile der Pumpen sowie ein Pulsometer Aufstellung gefunden haben. Rohrleitung hat einen Dmr. von 500mm, was völlig genügt, um die gewünschte Wassermenge dem Brunnen zuzuführen, sobald die Absenkung des Wasserspiegels in dem Pumpbrunnen 200mm beträgt. Das Wasser aus der Beeke gelangt alsdann durch die die Rohre umgebende Kiesbettung in die geschlitzten Rohre, wobei Sinkstoffe usw. abgehalten werden. Zum Weiterbefördern des Wassers von dem Pumpbrunnen nach dem Behälter auf dem Fabrikhofe dient nun eine Pumpmaschine, die als liegende Zwillingsdampfpumpmaschine von 380mm Dmr. der Dampfcylinder, 290mm Dmr. der Pumpcylinder bei 680mm Hub construirt ist. Die Maschine soll bei voller Leistung 32 Umdr. in 1 Minute machen bei 16 Cylinderfüllung. Dieselbe arbeitet mit veränderlicher Expansion und mit Condensation. Ausgeführt ist sie in der Hannoverschen Maschinenbauanstalt in Linden, und ist ihr Gang ein tadelloser. Ob die gewährte Garantie inbezug auf den Dampfverbrauch erfüllt ist, muss noch untersucht werden. Zur Hergabe des nötigen Dampfes sind 2 Kessel aufgestellt, die je etwa 25qm Heizfläche haben, und von denen im Notfalle schon einer genügen sollte, die Pumpmaschine zu treiben, was vollständig gelungen ist. Der auf dem Fabrikhofe zur Aufnahme des heraufgepumpten Wassers dienende Behälter ist so bemessen, dass in einem etwaigen Störungsfalle doch ein Vorrat an Wasser für etwa 1 Stunde vorhanden sei, und hat derselbe einen Dmr. von 17m und eine Höhe von 21/2m erhalten. Er ist vollständig aus Beton hergestellt, Kies und Cement in Verhältnisse von 1:6. Der Boden ist ebenfalls aus Beton in einer Stärke von 100mm hergestellt.<<

Zu dem Vortrage bemerkt Hr. F. Fischer, dass die darin erwähnte Analyse des Beekewassers nicht so sehr schlecht sei; manches Brunnenwasser hier enthalte ebenso viel schädliche Stoffe.

Hr. Riehn bringt in Vorschlag, statt des Saugkorbes der Zuckerfabrik Emmenthal, der sich im Herbste mit Blättern zusetzt, ein auswechselbares Sieb zu nehmen.

In die Commission zur Prüfung der Realschulfrage werden die Herren Raydt, Riehn, Bube, F. Fischer und Herhold gewählt.

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Bezirksverein an der niederen Ruhr. Ausflug am 4. October 1884 nach Duisburg-Hochfeld. An diesem dritten und letzten diesjährigen Ausfluge beteiligten sich etwa 50 Mitglieder. Es handelte sich um den Besuch der >>Duisburger Kupferhütte« und der »Johanneshütte« der Firma Friedr. Krupp in Essen.

Auf der Kupferhütte übernahm, da die Herren Directoren C. Fabian und J. Weber durch Krankheit bezw. Reise verhindert waren, Hr. Dr. Böcking die Führung, der in eingehender und klarer Weise den Betrieb folgendermafsen erläuterte:

Auf der Duisburger Kupferhütte wird das Kupfer ausschliesslich aus den kupferhaltigen spanischen Eisenkiesen der Rio-Tinto-Gruben gewonnen. Diese Eisenkiese enthalten auf je 100kg Erz 49,5kg Schwefel, 43kg Eisen, 3kg Kupfer, 1kg Blei, 28 Silber, 16 mg Gold, sowie Spuren von Wismuth, Selen, Thallium usw. Die Erze werden zunächst in denjenigen Schwefelsäurefabriken, die zur Kupferhütte in Beziehungen stehen, durch Rösten ihres Schwefelgehaltes bis auf etwa 4 pCt. Schwefel entbunden. Die verbleibenden Abbrände werden der Kupferhütte zugeführt und hier zunächst einer chlorirenden Röstung unterworfen. Zu dem Ende werden die Abbrände mit Chlornatrium sorgfältig gemischt, in eigenartig construirten Mühlen bis auf etwa 4mm Korngröfse gemahlen und das Ganze sodann in besonderen Röstöfen erhitzt. Durch das Rösten wird das in den Abbränden enthaltene Kupfer von dem unlöslichen in den in salzsäurehaltigem Wasser löslichen Zustand übergeführt, indem das ursprünglich vorhandene Kupferoxyd und Schwefelkupfer in (lösliches) Kupferchlorür, Kupferchlorid und Kupfersulphat übergeführt werden. Das Röstproduct wird dann mit sehr verdünnter, aus dem Betriebe selbst gewonnener Salzsäure ausgelaugt, wobei das von den Hochöfen als Purple - Ore so geschätzte Eisenoxyd als Rückstand verbleibt.

Die Kupferlauge enthält in Lösung aufser Kupferchlorid noch schwefelsaures Natron und schwefelsaures Kupfer sowie Silber- und Goldsalze. Aus letzteren werden durch Zusatz eines Jodmetalles die Edelmetalle niedergeschlagen. Die Lauge wird weiter in grofse Bottige geführt, und hier wird aus derselben durch Zusatz von Schmiedeisenabfällen Cementkupfer gewonnen, indem das Eisen das Kupfer aus den Salzen verdrängt und seinerseits in Eisenchlorür und zum Teil in schwefelsaures Eisenoxydul übergeht. Das Cementkupfer wird zunächst gewaschen, um es von mitgeführten Eisenteilchen und anhaftender Lauge zu reinigen, und hierauf in einem Heifsbade getrocknet. Von dort gelangt dasselbe in die Raffinerie, wo es mit Hilfe des bekannten Raffinationsprocesses teils zu Walzplatten, teils zu den hochprocentigsten Blöckchen verarbeitet wird.

Allen diesen Vorgängen wurde von den Besuchern eingehende Aufmerksamkeit zugewandt. In den geräumigen Rösthallen fiel es angenehm auf, dass, trotzdem die Oefen ununterbrochen beschickt wurden, keinerlei Gasgerüche belästigten. Nachdem der Rundgang durch die Fabrikationsräume beendet war, wurde nochmals das Laboratorium in Augenschein genommen, wohin die Besucher schon gleich zu Anfang geführt worden waren. In einem Nebenraume war eine interessante, den Fabrikationsgang vorführende Ausstellung der auf der Kupferhütte zur Verwendung gelangenden Rohmaterialien, der Zwischen- und Endproducte veranstaltet. Die Mitte des Tisches nahm ein 100 kg schwerer Würfel von spanischem Eisenkies ein, an den sich die in demselben enthaltenen Bestandteile, bis hinab zu einem einzigen Goldkörnchen, und zwar alle in Würfelform, anreihten. Des weiteren sah man Proben des Röstgutes, wie es die Schwefelsäurefabriken liefern, dasselbe ferner in gemahlenem Zustande und mit Kochsalz gemischt, Proben der Kupfer- und Cementationslauge, sowie die in demselben enthaltenen Salze in schönen Kristallen; Gefäfse mit Purple-Ore, mit verschiedenen Sorten Cementkupfer, Kupfer- und Wismuthblöcke, sowie Proben von Thallium, Selen usw. Mit grofsem Interesse besichtigten die Teilnehmer auch die neuen, seit kurzem auf der Kupferhütte eingeführten Dürr'schen Circulationsröhrenkessel, welche vollständig getrennten Wasser- und Dampfumlauf und selbsthätige Schlammabsonderung in den Oberkesseln besitzen. Zudem besitzen diese Kessel die Eigentümlichkeit, dass die Ausführung ganz in Schmiedeisen gehalten und jedes Dichtungsmaterial vermieden ist.

Auf der »>Johanneshütte« übernahm der Director derselben, Hr. C. Aldendorff, die Führung. Hier wurden die in Betrieb

befindlichen Hochöfen genauer in Augenschein genommen, insbesondere die Vorrichtungen zum Verschluss der Gichtöffnungen, ferner die pneumatischen Hebevorrichtungen an den Hochöfen, die Koksöfen, die Ausladevorrichtungen zum Entleeren der Schiffe und namentlich die neuen Windheizapparate. Ueber letztere steht dem Verein ein besonderer Vortrag in Aussicht. Von den vier Hochöfen des Werkes musste einer am 1. April 1884 wegen notwendigen Umbaues still gesetzt werden, aus demselben Grunde Ende August ein zweiter. Die Arbeiten an denselben sind beinahe vollendet und steht ihre baldige Wiederaufnahme des Betriebes in Aussicht. Die Johanneshütte producirte im vorigen Jahre 69758t Hämatiteisen gegen 83105t im Vorjahre.

Um 51/2 Uhr versammelten sich die Teilnehmer im Hochfelder Casino zu einer Vereinsversammlung, in der zunächst der Vorsitzende Hr. Bongardt den Directoren und Beamten der besichtigten Werke für ihr freundliches Entgegenkommen den wärmsten Dank abstattete. Sodann zeigte Hr. F. Büttgenbach eine interessante Zeichnung vor, welche das japanesische Hüttenwesen, und zwar in der dort üblichen Zeichenmanier, darstellte. Schliefslich erstattete der Abgeordnete zum Vorstandsrat, Hr. Dr. Grass, eingehend Bericht über die diesjährige Hauptversammlung in Mannheim, über deren in jeder Weise glänzenden Verlauf er des Lobes voll war.

Versammlung am 16. November 1884.

Vorsitzender: Hr

A. Arntzen. Schriftführer: Hr. L. Backhaus. Anwesend 35 Mitglieder und Gäste.

In Vertretung des ersten Vorsitzenden eröffnet Hr. Arntzen die Versammlung mit begrüfsenden Worten und widmet dem so früh am 5. October d. J. dahingeschiedenen Vereinsmitgliede, dem technischen Director der Duisburger Maschinenbau-Actien - Gesellschaft, Hrn. Conrad Erdmann, der in früheren Zeiten die Stelle eines Vorsitzenden des Vereines bekleidete, einen warmen Nachruf. Die Versammlung ehrt das Andenken an den Verblichenen durch Erheben von den Sitzen.

Darauf nimmt Hr. Selbach das Wort zu einem Vortrag über Grubenventilatoren 1). Der Zweck der Ventilation beim Bergbau, namentlich beim Kohlenbergbau, bestehe in Zuführung genügender Luft zum Athmen, Abkühlen und Verdünnen der Grubenluft behufs Vermeidung der schlagenden Wetter. Jeder dieser Zwecke sei so wichtig, dass das Bestreben dahin gehe, die Lüftung (Ventilation) so vollkommen als Die natürliche Lüftung, hervorgebracht nur möglich zu machen. durch die verschiedene Höhenlage der Schachtausmündungen, reiche in den seltensten Fällen und nur bei kleinen Anlagen aus; man wende jetzt fast ausschliefslich künstliche Lüftung an, und zwar, indem man entweder die Grubenluft aussauge oder frische Luft in die Grube drücke. Gröfsere Zechen verwenden ausschliefslich saugende Ventilatoren, was in der Art des Betriebes begründet sei, und zwar vorzugsweise Centrifugalventilatoren.

Nach diesen einleitenden Worten beschäftigt sich der Vortragende in eingehender Weise mit der Entwicklung der bei den Untersuchungen der Wirkungsfähigkeit verschiedener Grubenventilatoren zu Grunde zu legenden mathematischen Formeln und teilt die Ergebnisse vergleichender Versuche mit, die er behufs Prüfung dieser Formeln auf den Zechen Westende,. Prosper I, Oberhausen, Bruchstrafse, Concordia und anderen angestellt hat, auf denen Ventilatoren verschiedener Systeme in Thätigkeit sind.

Der Vortragende hat die Absicht, diese vergleichenden Versuche weiter fortzusetzen und zu einem gewissen Abschlusse zu bringen, um sie dann ausführlich in dieser Zeitschrift zu veröffentlichen. Es soll deshalb an dieser Stelle auf die Einzelheiten des Vortrages nicht näher eingegangen werden.

Hr. Dr. O. Grass erstattet namens der Commission Bericht über die Patentvorlage.

Die Versammlung stimmt den Ausführungen vollständig bei und beschliefst demgemäfs.

Nach eingehender Beratung über die Anträge des Frankfurter Bezirksvereines zur Förderung des deutschen Technikerstandes und der Resolution des Kölner Bezirksvereines bezüglich der wissenschaftlichen Vorträge und der technischen Ausflüge auf den Hauptversammlungen schliefst sich die Versammlung den Anträgen des Frankfurter Vereines an, lehnt jedoch die Zustimmung zu der Resolution des Kölner Bezirksvereines ab.

Hr. Schilling macht folgende Mitteilungen: er hatte die Bleiröhren einer Wasserleitung durch Ratten angefressen gefunden; eine zweite eiserne Rohrleitung war nach 7 bis 8 Jahren derartig aufgelöst, dass sie nur noch 30 pCt. Eisen und als Rest Graphit enthielt; die Röhren hatten Form und Gestalt wohl erhalten, liefsen sich aber mit dem Messer schneiden.

Hr. Dr. Closterhalfen macht einige Angaben über Deltametall. (Z. 1884, S. 551, 913.)

1) Z. 1884, S. 788.

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