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Wasserkraft und Wasserkraftanlagen.
Von W. Zuppinger, Baurat in Ravensburg.

(Vorgetragen in der Sitzung des Württembergischen Bezirksvereines vom 9. December 1883.)
(Hierzu Tafel IV bis VIII.)
(Fortsetzung von Seite 111.)

Die 6. Klasse der Wasserkraftanlagen umfasst die an grofsen Flüssen und vorzugsweise an Ausflüssen von kleineren und gröfseren Seen gelegenen. Bei dieser Art von Anlagen, bei welchen in den meisten Fällen wegen der Schifffahrt usw. keine Wehre angelegt werden dürfen, bedarf es nur der Kanaleinlaufeinrichtung. Gewöhnlich bestehen solche in einer mit dem Ufer fest verbundenen starken Schutzwand von Holz oder Stein, in welcher in richtiger Höhe zum Flussbett sich eine längliche Oeffnung befindet, grofs genug, um bei allen Wasserständen genügend Wasser zu erhalten. Um Unreinigkeiten abzuhalten, ist vor dieser Offnung ein Rechen von starken Eisenstäben angebracht. Innerhalb derselben auf 2 bis 3m Entfernung befindet sich die Abstellvorrichtung mit ein oder mehreren starken Fallen in einer Höhe bis etwa 0,5m über den bekannten höchsten Wasserständen.

Eine Hauptsache bei derartigen Anlagen, bei welchen die Wasserstände so bedeutend steigen und fallen (3m und mehr), ist es nötig, die Kanaleinlaufeinrichtung recht stark und zuverlässig zu bauen und zur Einsetzung derselben am Ufer eine Stelle auszuwählen, wo dasselbe hoch und fest und die Strömung des Wassers nur wenig veränderlich ist.

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Statt der hier unzulässigen Wehre werden an Ausflüssen von Seen Stauvorrichtungen eingesetzt, um damit den Abfluss des Wassers zu regeln, hauptsächlich aber, um damit die im See angesammelte Wassermenge auf eine lange Zeit gleichmässig zu verteilen. Die ältesten solcher Stauvorrichtungen für eine mässige Höhe von 2 bis 3m sind die bekannten Fallenstöcke, wozu die Gestelle von Holz, besser von Eisen, ausgeführt sind, bei welchen Anlagen dann für die Schifffahrt und Flösserei besondere Schiffsschleusen und Flossgassen usw. erstellt werden. Wo aber nach Oeffnung der Stauvorrichtung keine feste Pfosten stehen dürfen oder sollen, werden auf verschiedene Art bewegliche Stauvorrichtungen angewendet. Derartiger Stauvorrichtungen sind schon viele mit grofsem Kostenaufwande mechanisch ausgeführt worden, soviel mir aber bekannt, selten mit vollständigem Erfolge, wohl deshalb, weil das Wasser auch in Seen wie in Flüssen nie ganz rein ist.

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Als die einfachsten und bewährtesten Stauvorrichtungen dieser Art an Ausflüssen von Seen und in kleineren Flüssen für Wasserkraftanlagen in der Gröfse bis zu einigen hundert Pferdekraft erachte ich die bekannten Nadel- und Plattenwehre. (s. Taf. IV.).....

Ueber gröfsere bewegliche mechanische Wehre, zum Zwecke sowohl der Schifffahrt, als für gröfsere Wasserkraftanlagen, hat Hr. Baumeister Klett in unserer Zeitschrift 1882, S.513, eine sehr ausführliche Zusammenstellung mit Zeichnungen veröffentlicht. Diese Zusammenstellung ist so gründlich, verständlich und vollständig, dass ich aus voller Ueberzeugung, auch vom Standpunkte der Wasserkraftanlagen, diese Arbeit als eine sehr verdienstvolle bezeichnen kann. Nur glaube ich, dass die Kosten derartiger grofser beweglicher Wehre so bedeutend sein werden, dass die Anwendung derselben wohl nur für wichtige Schifffahrt- und vielleicht auch noch für sehr grofse Wasserkraftanlagen, wo es sich um tausende

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von Pferdekräften handelt, am Platze sein wird, also bei kleinen und mittleren Gefällen mit sehr grofsen Wassermengen. Bei den Wasserkraftanlagen der 7. Klasse, Abteilung a, hat eine gewisse Anzahl Motoren ein gemeinschaftliches Wehr mit Kanaleinlaufeinrichtung, und ist jeder Motor an dem Kanale so aufgestellt, dass er unabhängig von dem anderen in Bewegung gesetzt und wieder abgestellt werden kann.

Bei einer solchen Anlage ist die Hauptbedingung, dass der ungestörte regelmäfsige Abfluss des Wassers durch die Besitzer der verschiedenen Motoren durch richtige Handhabung der dazu erforderlichen Fallen, Leerlauf mit Ueberfall usw., gesichert und der festgestellte Wasserstand durch die eingesetzten Eichpfähle ober- und unterhalb der Motoren bestmöglich erhalten werde. Diesen Bedingungen nachzukommen, ist auch bei bestem Willen der Besitzer mit den gewöhnlichen Einrichtungen eine äusserst schwierige Sache, und wenn nun noch, was sehr häufig vorkommt, der gute Wille fehlt, so entstehen leicht, wie bekannt, hunderte von Prozessen.

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Es ist nicht in Abrede zu stellen, dass die meisten der vorhandenen und vorgeschriebenen Einrichtungen wegen ihrer Unzweckmässigkeit die Hauptschuld án den vielen Streitig keiten tragen, weil es auch bei dem besten Willen nicht möglich ist, mit diesen Einrichtungen weder die vorgeschriebene Wasserstandshöhe, noch einen regelmässigen Abfluss des Wassers zu erzielen. Allerdings sind die nötigen Eichpfähle zur Bezeichnung der Wasserstandshöhe eingesetzt; diese Eichpfähle sind aber nur Zeichen und tragen und helfen nichts bei, diese Höhen festzuhalten. Die Einrichtungen, um sowohl Wasserstände als regelmässigen Abfluss zu ermöglichen, bestehen gewöhnlich darin, dass die Einlauffalle zum Motor mit der Leerfalle als Wechselfalle fest oder derart verbunden ist, dass die eine geöffnet, wenn die andere geschlossen wird. Aber solche Wechselfallen können, selbst wenn die Schwellen beider Fallen in gleicher Tiefe liegen, nur in ganz geöffnetem Zustand und in ganz geschlossenem und, wenn kein Ueberfall vorhanden ist, vielleicht auch in genau halber Qeffnung den regelmässigen Abfluss des Wassers erwirken; in jeder anderen Stellung der Fallen aber ist die Wirkung unrichtig.

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Ein anderer Umstand, der die Regelung des Wassers erschwert, ja sogar unmöglich macht, besteht darin, dass zwischen zwei Motoren nur ein Eichpfahl eingesetzt ist, welcher den Wasserstand eines Motors im Ablauf- und zugleich den Wasserstand im Zulaufkanale des zunächst unterhalb liegenden Motors bezeichnet. Da es nun mit den besten Einrichtungen nicht möglich ist, diesen Wasserstand genau einzuhalten, und weil bei jeder geringen Aenderung des Wasserstandes über und unter dem Eichpfahle die Leistung des einen oder anderen Motors benachteiligt wird, so entstehen dadurch zahllose Streitigkeiten.

Es giebt wohl keinen anderen Weg, diesen grofsen Uebelständen abzuhelfen, als dass die Regierung bei Erteilung der Concession für neue Anlagen genaue Vorschriften giebt

1) für bessere und zweckmässigere Einrichtungen zum Regeln des Wasserabflusses, und

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Februar 1885

2) dass zwischen je 2 Motoren 2 Eichpfähle von ungleicher Höhe eingesetzt werden, und zwar der höhere im Abflusse des oberen, der tiefere im Zulaufe des unteren Motors.

Der Höhenunterschied dieser beiden Eichpfähle soll, als neutrales Gefälle keine der Parteien gehörend, den nötigen Spielraum für die unausbleiblichen Schwankungen gewähren; er muss je nach der Gröfse der mittleren Wassermenge und der Länge des Ueberfalles (Uebereichs) grösser oder kleiner sein (vielleicht werden 90 bis 150mm in den meisten Fällen genügen).

Die sicherste Regelung des Wasserabflusses wäre höchst wahrscheinlich, weil selbstwirkend, also ohne Hilfe irgend welcher Leerfallenstellung, zu erreichen durch Anbringung eines Ueberfalles zwischen je zwei Motoren in der Länge, dass über denselben die ganze Wassermenge in der Dicke gleich dem Unterschiede beider Eichpfahlhöhen überfliefsen könnte; betrüge z. B. die Wassermenge 5001 in 1 Sekunde und der Unterschied beider Eichpfahlhöhen 120mm, so müsste die Ueberfalllänge etwa 7m sein.

Es ist wohl möglich, dass für einen Ueberfall von dieser oder einer überhaupt der ganzen Wassermenge entsprechenden Länge zwischen zwei Motoren nicht genügend Platz vorhanden ist. In solchen Fällen könnte man sich damit helfen, dass man an Stelle der Motoreneinlauffalle und der Leerfalle mit einander verbundene Drehfallen einsetzte, welche in jeder Stellung gegen einander richtig regeln, wobei man der Leerfalle bei gleicher Höhe nur den halben Querschnitt der Motoreneinlauffalle gäbe, im obigen Beispiele den Ueberfall also nur 3,5m breit machte. Mit einer solchen Einrichtung wird. dann, wenn die Motorendrehfalle ganz geschlossen und die Leerfalle ganz geöffnet ist, die eine Hälfte der Wassermenge durch die Leerfalle und die andere über den Ueberfall laufen, und ähnlich würde in allen Zwischenstellungen die Regelung sein. Auf diese Art bliebe auch, was sehr wichtig ist, der Zulaufkanal immer voll, was auf keine andere Weise so sicher möglich ist. Das scheinbar verlorene Gefälle zwischen den Eichpfählen ist in Wirklichkeit nicht ganz verloren, sondern kommt zum gröfsten Teile dem unterhalb liegenden Motor zu gute.

Die Schwierigkeit des Regelns, sowohl der Wasserstände als des regelmässigen Abflusses, ist in höherem Masse da vorhanden, wo die verschiedenen Motoren an dem gemeinschaftlichen Kanale nahe beisammen liegen, wobei gewöhnlich die Kräfte nicht bedeutend sind. Stehen die Motoren auf weitere Entfernungen aus einander, wie dies gewöhnlich bei grösseren Kräften der Fall ist, so sind diese Schwierigkeiten weniger grofs, weil der Kanalinhalt zwischen den Motoren ausgleichend wirkt. Immerhin sind für gröfsere Anlagen mit 100 N und darüber, bei welchen Störungen im Gefälle sowohl als im regelmässigen Abflusse des Wassers grofsen Schaden verursachen können, Anordnungen mit eigenem Wehre, Zu- und Ablauf kanal, auch selbst wenn solche viel mehr kosten, doch vorzuziehen.

Bei den Wasserkraftanlagen der 7. Klasse, Abteilung b, hat auch eine grössere oder kleinere Anzahl nahe hinter oder neben einander stehender Wasserräder einen gemeinschaftlichen Kanaleinlauf oder Gerinne. Dem in den Kanal einlaufenden Wasser wird durch einen vor der Kanaleinlaufstelle liegenden Wasserstande (Druckwasser) eine grofse Geschwindigkeit gegeben, und den übrigen Teil des Gefälles erhält das Gerinne. In demselben läuft daher das Wasser auf die ganze Länge bei ausgehängten Wasserrädern mit einer dem Gefälle entsprechenden Geschwindigkeit.

Jedes Wasserrad hat nun das Recht, in dieses schnell laufende Wasser einzutauchen; es arbeitet dann jedes folgende Wasserrad, wenn alle eingetaucht sind und richtig arbeiten, mit einer geringeren Geschwindigkeit als das vorhergehende. Es ist unzweifelhaft, dass, insofern das Gerinne mit gröfster Genauigkeit erstellt (z. B. aus Cement), jedes Rad mit etwas krummen Schaufeln genau ins Gerinne passend gebaut ist, und bei jedem Rad unter dem Mittel desselben im Gerinne ein Kropf in der Länge von etwa 112 der Schaufelabstiche sich vorfindet, mittels einer Anzahl derartiger Räder (5, 6 und mehr), welche mit Triebwerk im richtigen Verhältnisse verbunden sind, eine solche Wasserkraft günstig ausgenutzt werden, vielleicht 75 bis 80 pCt. Nutzeffect geben kann. Wenn aber solche Räder von einander unabhängig arbeiten und zu ungleicher Zeit in Gang gesetzt und abgestellt werden, so wird die Leistung aller zusammen höchstens 40 bis 45 pCt. der ganzen Kraft betragen.

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Wollte man eine solche Wasserkraftanlage im Interesse aller Räderbesitzer so viel wie möglich verbessern, so wäre wohl kein anderer Weg denkbar, als das Wasser zu teilen, wobei allerdings das schwierigste wäre, eine richtige Teilung zustandezubringen, weil dem obersten Rade der gröfste Teil und dem untersten, bei entsprechend hohem Stauwasser vielleicht auch dem zweituntersten, die kleinsten Teile zufielen. Jedenfalls müsste, um eine annähernd richtige Verteilung der Kraft zustandezubringen, dem betreffenden Techniker eine Beobachtungstabelle von einem Zeitraume von wenigstens 10 Jahren über die täglich vorgekommenen obersten und. untersten Wasserstände zu Gebote stehen. Solche Art Wasserkraftanlagen können wohl als die ungünstigsten bezeichnet werden, weil neben dem schlechten Nutzeffecte der einzelnen Räder jedes derselben bezw. dessen Besitzer, sei es aus Unkenntnis in der richtigen Handhabung, aus Nachlässigkeit oder auch aus bösem Willen, sowohl die Leistung als auch den richtigen. Gang des oberhalb und des unterhalb liegenden Wasserrades schädigen kann. Wenn einmal die Aufgabe gründlich gelöst wäre, eine vorhandene Kraft von einem Motor aus in eine beliebige Anzahl grösserer oder kleinerer Kräfte in der Art zu teilen, dass von keiner Seite mehr Kraft, als bestimmt ist, genommen werden könnte, so wäre es wahrscheinlich möglich, für solche Wasserkraftanlagen die Kraft günstig und zugleich am billigsten dadurch auszunutzen, dass man nur einen Wassermotor aufstellte und von demselben jedem Beteiligten seinen Anteil an der Kraft abgäbe.

Zu den Wasserkraftanlagen der 7. Klasse, Abteilung c, gehören diejenigen, bei welchen das Wasser von einem gemeinschaftlichen Sammler aus den Wasserrädern zufliefst. Auch hierbei wird die Wasserkraft, selbst wenn die Schwellen der Wasserradeinläufe gleich hoch liegen, sehr ungünstig ausgenutzt, und zwar aus folgendem Grunde.

Angenommen, der Wasserstand im Sammler stehe bei Mittelwasser 1m über den Wasserradeinlaufschwellen, und das Kropfgefälle von der Wasserradeinlaufschwelle bis auf Unterwasserspiegel betrage auch 1m, so besteht von Oberwasserspiegel auf Unterwasserspiegel ein Gefälle von 2m. Wenn nun die mittlere Wassermenge im Zulaufkanale des Sammlers abnimmt, so wird jeder Wasserradbesitzer, ängstlich, nicht seinen vollen Teil Wasser zu bekommen, seine Wasserradfalle ganz aufziehen, und infolge davon wird der Wasserspiegel im Sammler im Verhältnisse der verminderten Wassermenge sinken, so dass schliefslich, wenn der Zufluss in dem Sammler bis auf 1/3 gesunken ist, das Wasser auf der Wasserradschwelle nur noch etwa 0,33m hoch stehen wird. Es bekommen allerdings dann alle Wasserräder bei ganz geöffneter Einlauffalle ihren richtigen Anteil von der kleinen Wassermenge; aber alle haben 2/3m von ihrem Gefäll oder 2/9 von ihrer ganzen Kraft eingebüfst.

Hier kann im Interesse aller nur dadurch geholfen werden, dass alle Wasserradbesitzer sich dahin verständigen, die Einlauffalle beweglich zu machen und einem unbeteiligten Manne zu übertragen, diese bewegliche Schwelle so zu regeln, dass der Wasserstand im Sammler so viel wie möglich auf der höchsten Höhe erhalten wird.

Den Schluss aller dieser Wasserkraftanlagen bildet die 8. Klasse, nämlich diejenige an grofsen Flüssen, für welche keine Wasserbauten notwendig sind. Man versteht hierunter diejenigen Anlagen, bei welchen entweder von einem festen Punkte in einer gewissen Höhe vom Ufer aus schwimmende Motoren verschiedener Bauart in das laufende Wasser eingehängt oder Motoren, in besonders dafür gebauten Schiffen an den Ufern befestigt, eingesetzt werden.. Weil ich diese Arten Motoren nicht näher kenne, beschränke ich mich auf einige vielleicht doch anregend wirkende Bemerkungen.

Es ist bekannt, dass die sogenannten Schiffsmühlräder hauptsächlich deshalb wenig leisten, weil sie mit geraden Schaufeln keine grofse Tauchung (etwa 1m) ertragen. Wahrscheinlich würden Räder mit beweglichen Schaufeln, ähnlich wie bei Dampfschiffen, welche eine tiefere Tauchung zulassen, mehr leisten, dagegen vielleicht wegen ihrer umständlichen Einrichtung sich als unpraktisch erweisen. Dagegen glaube ich, dass es möglich sein sollte, durch Räder von grofsem Durchmesser (10m mehr), welche bei einer tiefen Tauchung von 2 bis 3m noch günstig arbeiten können, eine Leistung zu erzielen gleich dem doppelten bis dreifachen der gewöhnlichen Schiffsmühlräder. (Schluss folgt.)

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Landwirtschaftliche Maschinen.

Seit man in der Landwirtschaft statt der ganz einfachen, von Schmieden und Stellmachern angefertigten Geräte bessere Geräte und complicirte Maschinen anwendet, ist für den Maschinenbau ein aufserordentlich grofses Absatzgebiet entstanden, von welchem man sich für Deutschland allein leicht ein ziemlich deutliches Bild machen kann. Deutschland hat nahezu 26000 000 ha Ackerland, und man braucht auf 1ha je nach der Intensität der Bewirtschaftung für 30 bis 100 M Maschinen und Geräte aller Art, so dass für ganz Deutschland zwischen 780 und 2600 Millionen M in Geräten und Maschinen angelegt sein müssen. Für Abschreibung und Unterhaltung der verschiedenen Geräte und Maschinen rechnet man zwischen 10 und 40 pCt.; nimmt man nur 12,5 pCt. an und sieht ganz davon ab, dass die Zahl der Maschinen im Zunehmen begriffen ist, so zahlt die Landwirtschaft alljährlich für Maschinen und Geräte zwischen 100 und 300 Millionen M, und wenn auch ein bedeutender Teil dieser Summe nicht an die Maschinenfabriken gezahlt wird, so bleibt doch noch genug übrig, um zu beweisen, dass die Fabrikation landwirtschaftlicher Maschinen von sehr grofser Bedeutung ist und noch ganz andere Masse annehmen muss, wenn es dieser verhältnismässig jungen Industrie noch mehr gelingt, sich einen grofsen Teil derjenigen ausländischen Märkte zu erobern, welche zur Zeit noch von der viel älteren englischen Industrie beherrscht werden.

Die grofse Bedeutung des landwirtschaftlichen Maschinenwesens für die Maschinenindustrie und die Landwirtschaft lässt auch in dieser Zeitschrift ein Eingehen auf die Fortschritte desselben angezeigt erscheinen, und dabei wird es sich empfehlen, zunächst die bisherige Entwicklung der einzelnen Maschinengattungen zu verfolgen und dann mit den später auftauchenden Neuerungen und Verbesserungen daran anzuschliefsen.

Da die Zwecke der Landwirtschaft Pflanzenbau und Tierzucht sind, und der Pflanzenbau Bodenbearbeitung, Düngung, Saat, Pflege der Pflanzen, Ernte derselben, Körnergewinnung und sonstige weitere Verarbeitung der pflanzlichen Producte erfordert, während bei der Tierzucht namentlich die Futterbereitung und die Gewinnung und Verarbeitung der tierischen Producte Arbeit erfordern, so sind auch zu allen aufgezählten Arbeiten zahlreiche Maschinen entstanden, welche immer mehr die einfachen ursprünglichen Geräte verdrängen.

Maschinen und Geräte zur Bodenbearbeitung.

Die Culturpflanzen müssen im Boden nicht nur die nötigen Nährstoffe, sondern auch Wasser, Luft und Wärme vorfinden, und der Boden darf den Wurzeln keine bedeutenden Hindernisse bieten, damit sie sich möglichst weit ausdehnen und dem Boden recht viel Nahrung entnehmen können. Der natürliche Boden entspricht diesen Anforderungen nur in sehr geringem Masse; wird er aber richtig bearbeitet, so können Luft und Wasser eindringen, und man wird dann fast stets den erforderlichen Wasservorrat im Boden haben, ohne dass der Boden zu nass und damit kalt wird.

Die Bodenbearbeitung muss je nach den Verhältnissen in aufserordentlich verschiedener Weise ausgeführt werden; alle Arten der Bodenbearbeitung setzen sich aber aus dem Lockern, Wenden, Mischen, Verdichten und einigen anderen unwichtigeren Arbeiten zusammen.

Die verschiedenen Bodenbearbeitungsgeräte, wie Pflug, Grubber, Egge, Walze usw., verrichten gewöhnlich mehrere der erwähnten Arbeiten zugleich, und das wichtigste, älteste und verbreitetste Gerät, der Pflug, lockert, wendet und mischt den Boden gleichzeitig.

Die Pflüge werden kaum von Menschen, fast allgemein von Zugtieren, und neuerdings auch beim Tiefpflügen von Dampfmaschinen bewegt. Ueber Dampfpflüge wurde schon früher unter anderem in Bd. XXIV, S. 331 und Bd. XXVI, S. 223, berichtet; sie sollen deswegen hier gar nicht erwähnt werden.

Einfurchenpflüge. Obgleich die Einfurchenpflüge schon seit Jahrtausenden im Gebrauche sind und schon in früheren Jahrhunderten auch in Deutschland einzelne gute Pflüge vor

deutscher Ingenieure.

handen gewesen sein sollen, so beginnt doch ihre allgemeinere Verbesserung erst mit der mehr fabrikmäfsigen Herstellung derselben. Da leichte Böden auch von unvollkommenen Geräten noch ziemlich gut bearbeitet werden können, während sich bei schweren Böden namentlich die Mängel im Wenden sehr deutlich zeigen, so wurde den Pflügen für gebundene Böden schon früher besondere Aufmerksamkeit zugewandt, und der berühmte Thaer sowohl wie Schwerz in Hohenheim suchten zu Anfang dieses Jahrhunderts, durch Einführung schottischer und niederländischer Pflüge für gebundene Böden unsere deutschen Pflüge zu verbessern. In dieser Richtung hat sich die Akademie Hohenheim von Schwerz an grofse Verdienste erworben, weil sie sich nicht nur fortwährend mit der Verbesserung der Pflüge mit gewundenen Streichbrettern (Schraubenstreichbrettern) beschäftigte, sondern auch zu einer Zeit gute Pflüge anfertigen und verkaufen liefs, wo der ganze Pflugbau noch in den Händen der Dorfschmiede lag. Der Hohenheimer Pflug hat sich auch durch Bayern und Oesterreich bis nach Ungarn und noch weiter nach dem Osten hin verbreitet und ist überall weiter verbessert und den örtlichen Verhältnissen angepasst worden.

Gegen die Mitte dieses Jahrhunderts hin kam nach Norddeutschland das auch früher schon vereinzelt in Deutschland angewandte Cylinderstreichbrett als böhmisches Ruchadlo und verbreitete sich sehr rasch in den krümelnden und losen Böden, weil es sich viel leichter herstellen lässt, als das Schraubenstreichbrett, besser krümelt und selbst bei verhältnismäfsig grofser Furchentiefe noch Verwendung finden kann, während das Schraubenstreichbrett in diesem Falle nicht mehr richtig arbeiten kann. Da kurz nach der Einführung des Cylinderstreichbrettes in Mittel- und Norddeutschland Pflugfabriken entstanden, welche sehr gute und für die Tiefcultur geradezu unübertroffene Pflüge lieferten, so verbreitete sich das Cylinderstreichbrett sehr rasch und verdrängt heute noch auf allen nicht gar zu schweren Böden das Schraubenstreichbrett während es auf sehr gebundenem oder durchwachsenem Boden unregelmässige Arbeit liefert, wenn man nicht einen Vorschneider F (Fig. 1) anwendet, welcher den mit 1 bezeichneten Erdstreifen losschneidet und in die Furche wirft, dass der untere Erdstreifen 2, vom Messer E senkrecht losgeschnitten, über das Streichbrett des Pfluges weg in die Höhe steigt und sich auf den in der Furche hingelegten Erdstreifen 1 legt. Bei grofsem Tiefgange der Pflüge ist der Reibungswiderstand am Streichbrette sehr bedeutend und eine wesentliche Verminderung desselben nur durch Schmieren möglich. Rud. Sack in Plagwitz macht deswegen auch Pflüge, bei welchen, wie in Fig. 1, von einem Wassergefäls a aus das Fig. 1.

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Wasser durch feine Oeffnungen zwischen Schar und Streichbrett und vorn an der Landseite austritt, die daran vorbeigleitende Erde schmiert und dadurch bei grofsem Tiefgange die Zugkraft um ein Viertel vermindert. Die feinen Oeffnungen werden von aufsen her nicht verstopft, weil die vorübergehende nasse Erde stets Wasser nachsaugt; dagegen kann durch Verunreinigung von innen sehr leicht ein Verstopfen eintreten, was die allgemeinere Anwendung dieser Pflüge verhindert.

Während die wesentlichen Verbesserungen an unseren Pflügen, welche durch richtige Form gute Arbeit bei geringer Zugkraft und geringem Preise anstreben, von den Fabriken ausgingen, blieb der Bau der Pflüge doch zum grofsen Teil in den Händen der Schmiede, welchen auch die Reparaturen zum gröfsten Teile zufallen.

Bei den einfachen Pflügen mit Cylinderstreichbrettern können Schmiede gute, wenn auch nicht leicht ganz gleiche,

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14. Februar 1885.

Pflüge liefern; aber bei den Pflügen mit Schraubenstreichbrettern sind richtige Streichbretter nicht leicht aus freier Hand herzustellen. Es werden deswegen für diese Pflüge gewöhnlich und für Pflüge mit Cylinderstreichbrettern (Fig. 1) teilweise die Pflugkörper, wie sie Fig. 2 und 3 im Auf- und Grundrisse zeigen, in Fabriken angefertigt, und die Schmiede und Stellmacher fertigen dann nur noch den Pflugbaum, die Sterzen und die Karre. Damit die Schmiede beim Ausziehen der abgenützten Schare das Schar wieder richtig an den Pflug ansetzen, geben Gebr. Eberhardt in Ulm zu ihren Pflügen die in Fig. 2 und 3 schwarz gezeichnete Schablone, welche nicht nur die Länge des Schares an der Spitze, sondern auch den Winkel mit der Sohle (Aufriss) und mit der Landseite (Grundriss) bestimmt. Trotz dieser Vorsichtsmafsregeln klagen Fig. 2.

Fig. 3.

Zugkraft erhöhen. Gebr. Eberhardt schmieden deswegen Pflughäupter von Schmiedeisen und Stahl, behalten aber die Form der gusseisernen im wesentlichen bei, wie Fig. 5 zeigt, in welcher das geschmiedete Haupt zu Fig. 4 abgebildet ist. Wenn solche Pflughäupter gut geschmiedet sind, ist das Montiren des Pfluges fast ebenso einfach wie bei dem gusseisernen, und man hat den Vorzug grösserer Festigkeit bei sehr geringer Preiserhöhung; denn schmiedeiserne und schmiedstählerne Häupter erhöhen den Preis des ganzen Pfluges bei der kleinsten Nummer nur um 4 bezw. 5,50 M, bei der gröfsten Nummer um 7 bezw. 9 M.

So lange die Fabriken nur wenig Pflüge bauten, konnten sie den Käufern nur bessere, aber kaum billigere Pflüge als die Schmiede bieten; seit aber einzelne Fabriken, namentlich R. Sack in Plagwitz und H. F. Eckert in Berlin, sich für Massenfabrikation eingerichtet haben, sind sie in der Lage, auch bei bester Arbeit billigste Preise zu bieten, und haben dadurch einen ungeheuren Absatz im Auslande erzielt.

Die gröfste Pflugfabrik Europas dürfte heute die von Rud. Sack in Plagwitz sein, welche im Jahre 1863 in ganz unbedeutendem Umfange von ihrem jetzigen Besitzer gegründet wurde und von Anfang an nur Geräte und Maschinen zur Bodenbearbeitung und Reihencultur baute. Bei dieser Fabrik, welche seit ihrem Bestehen bis Ende 1883 103 586, bis Ende 1884 etwa 147 000 Pflüge aller Art, davon aber im Jahre 1883 allein 38 809 und 1884 etwa 44 000 Stück fabricirte, lässt sich infolge einer sorgfältigen Statistik sehr gut zeigen, wie grofse Preisherabsetzungen möglich sind, wenn Massenfabrikation bei guter Einrichtung stattfindet. Die folgende Tabelle giebt nicht nur die jährlich erzeugte Zahl von

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die Landwirte über die von den Schmieden gelieferten Pflüge; deswegen machen Gebr. Eberhardt für diesen Zweck Pflugkörper wie Fig. 4, bei welchen nicht nur das Pflugmesser gleich mit am Körper angebracht ist, sondern auch der Pflugkörper durch die hintere Schraube sowohl in wagrechter wie in senkrechter Richtung verstellt werden kann, so dass man von den sonst vorhandenen Stellvorrichtungen der Pflüge ziemlich unabhängig wird.

Bei den Cylinderpflügen verwenden die Schmiede aufser Stahl zu den Scharen und Streichbrettern hauptsächlich Schmiedeisen und Holz, aber fast nie Gusseisen; sie können deswegen auch ihre Pflüge weder so gleichmässig noch mit so geringem Arbeitsaufwande herstellen, wie die Fabriken, welche an ein in den Fig. 2 und 3 sichtbares Gussstück (Brust oder Haupt) Schar, Streichbrett, Sohle und Pflugbaum befestigen, wobei alle Teile mit geringer Mühe die richtige gegenseitige Lage bekommen. Gegen gusseiserne Pflughäupter sind viele Landwirte mit steinigem Boden eingenommen, weil es vorkommen kann, dass sie beim Anfahren an einen Stein zerbrechen, wenn sie nicht sehr schwer gemacht werden, und dann die Fig. 4.

Fig. 5.

Durchschnittlicher Stundenlohn in pCt. des Stundenlohnes im Jahre 1883 . Schmiedeisenpreis in pCt. des Preises im Jahre 1883 . Katalogpreis eines Pfluges »E. 8 M.« für 21cm Tief60 70,75 75 66 gang in M. gewöhnlichen einfurchigen Ackerpflügen und ihre Preise, sondern auch in pCt. des Jahres 1883 die mittleren Stundenlöhne für die ganze Fabrik und die mittleren Einheitspreise des Schmiedeisens, wie es in der Fabrik verwendet wird. Mit Hilfe dieser Löhne und Eisenpreise kann man ungefähr beurteilen, wie weit diese und wie weit die Massenfabrikation zur Verminderung der Preise beigetragen hat.

Wechselpflüge. Wo man keine offenen Furchen wünscht oder an Hängen stets abwärts wenden will, sind zwei Pflugkörper am Pfluge nötig, von welchen der eine nach links und der andere nach rechts wendet, so dass man z. B. beim Hinfahren den rechtswendenden und beim Zurückfahren den linkswendenden Pflugkörper benützt. Um solche Wechselpflüge recht leicht machen zu können, suchte man früher womöglich alle arbeitenden Teile sowohl zum Rechtswenden wie auch zum Linkswenden zu gebrauchen, hatte aber dadurch schlecht arbeitende Geräte, so dass man jetzt gewöhnlich zwei vollkommene Pflugkörper anwendet, die über einander gesetzt und entweder um eine wagerechte Achse unter dem Pflugbaume um den Pflugbaum selbst oder, bei Anwendung von Vorschneidern, mit dem Pflugbaume gedreht werden, wenn man einen Pflug ausheben und den anderen einsetzen will. Da man bei den erwähnten Wechselpflügen immer noch umkehren muss, so hat man auch Wechselpflüge als Kipppflüge gebaut, wie sie zum Dampfpflügen angewendet werden, bekommt aber dadurch ziemlich schwere und teuere Pflüge. Bei der verhältnismässig geringen Verwendung der Wechselpflüge dürfte es überflüssig sein, die verschiedenen, zum Teil sehr hübschen, Constructionen abzubilden.

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Mehrfurchenpflüge. Da Furchenbreite und Furchentiefe durch landwirtschaftliche Rücksichten gegeben sind, so kommt es nicht nur beim Tiefpflügen vor, dass man statt der üblichen zwei Zugtiere 3, 4 und 6 vorspannen muss, sondern auch beim Flachpflügen, dass man die Zugkraft von 2 Zugtieren nicht genügend ausnützen kann, wenn man nur eine Furche zieht, während die Verwendung eines Zugtieres, wo sie überhaupt möglich ist, für jedes Zugtier auch einen Mann erfordert, der beim gewöhnlichen Pflügen nur für 2 und 3 Pferde nötig ist.

In solchen Fällen empfiehlt sich die Vereinigung von 2, 3, 4 und manchmal sogar noch mehr Pflugkörpern in einem Rahmen, der dann wie ein gewöhnlicher Pflug behandelt wird.

So lange der Pflug sehr leicht ist, kann man ihn wie einen Einfurchenpflug behandeln, setzt sich aber bei grofser Arbeitsbreite leicht der Gefahr ungleichen Tiefganges aus. Man pflegt deswegen die bequemeren Mehrfurchenpflüge auf drei oder vier Rädern gehen zu lassen und durch Verstellen dieser Räder die Pflugkörper einzusetzen und auszuheben.

Eine sehr verbreitete Construction dieser Pflüge von H. F. Eckert in Berlin zeigt Fig. 6 im Grundrisse. Die vier kleinen Pflugkörper, welche nur für geringen Tiefgang bestimmt sind, sitzen senkrecht verstellbar an einem schmiedDas eisernen Rahmen, der von drei Rädern getragen wird. verstellbare Vorderrad geht auf der Furchensohle, das linke Hinterrad auf dem ungepflügten und das rechte auf dem geFig. 6.

deutscher Ingenieure.

Achse sitzen, während das dritte Rad hinten an einem Hebel angebracht ist, der durch eine Zugstange und einen Hebel mit der Vorderachse in Verbindung steht. Bewegt man den hinteren Hebel, so ändern alle drei Räder ihre Lage gegen den Pflugrahmen, so dass sich die Pflüge heben oder senken. Wie die Abbildung zeigt, geht das rechte Vorderrad in der vorhandenen Furche, das linke auf dem Lande und das hintere in der zuletzt gezogenen Furche. Das Landrad hat deswegen einen so viel kleineren Durchmesser, dass es bei höchster Stellung der beiden Achsschenkel den gröfsten Tiefgang gestattet, während bei tieferer Stellung der Tiefgang immer mehr abnimmt. Da Aenderungen des Tiefganges durch Verstellung der Vorderachse ausgeführt werden, so ist auch stets eine Verstellung der Schare gegen den Rahmen erforderlich, wenn der Tiefgang wesentlich geändert werden soll. Beim Umwenden des Pfluges am Ende des Feldes muss der Pflug hinten aufgehoben werden, damit das hintere Rad den Boden nicht berührt. Bei den allerneuesten Sack'schen Pflügen soll aber das hintere Rad schwingend angebracht sein, so dass der Arbeiter während des Umwendens den Pflug, ohne ihn zu heben, hinten nach der Seite drücken kann, wobei der Pflug auf allen 3 Rädern rollt, also nicht unbequemer umzuwenden ist als der Eckert'sche Pflug.

Denselben Zweck erreichen Schwartz & Sohn in Berlinchen i. d. N. dadurch, dass sie ihre mehrfurchigen Pflüge, wie Fig. 8 zeigt, auf 3 senkrecht verstellbaren Rädern gehen lassen, von welchen, wie beim Sack'schen Pfluge, eines auf dem Lande und zwei in den Furchen gehen.

Fig. 8.

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pflügten Lande, wo es eine Spur hinterlässt. Die beiden Hinterräder sitzen auf einer gekröpften Achse, welche durch einen Hebel verdreht und in jeder Lage festgestellt werden kann. Beim Pflügen stehen die Räder um die beabsichtigte Furchentiefe über den Pflugsohlen; soll aber der Pflug ausgehoben werden, so drückt man mit dem Hebel die hinteren Räder nieder, hebt dadurch den Pflug und kann durch einen leichten Druck auf eine Sterze am hinteren Ende des Rahmens den ganzen Pflug auf den beiden Rädern balanciren und leicht umwenden. Von den verschiedenen mehrscharigen Pflügen hatte die Actiengesellschaft »H. F. Eckert« in Berlin, welche sie zuerst in gröfserer Menge baute, Ende 1883 schon über 36000 Stück hergestellt und eine Jahreserzeugung von 10000 Stück erreicht.

Es ist als Nachteil dieser Pflüge zu betrachten, dass ein Rad auf dem gepflügten Lande geht und nicht nur den Boden festdrückt, sondern auch den Gang des Pfluges unsicher macht; andere Fabrikanten haben deswegen ihre mehrscharigen Pflüge mit Rädern gebaut, die nur auf dem Lande und in der Furche gehen. Fig. 7 zeigt einen dreischarigen Sack'schen Pflug, bei welchem zwei Räder vor dem Pfluge auf einer gekröpften

Fig. 7.

Zum Ausheben und Umwenden dienen zwei weitere Räder auf einer gekröpften Achse, welche beim Pflügen, wie auf der Abbildung, in der Luft schweben, beim Ausheben aber durch Rückwärtsbewegung des stehenden Hebels niedergedrückt werden, worauf dann der Pflug wie ein Eckertscher gewendet werden kann.

Obgleich man schon vor langer Zeit Mehrfurchenpflüge zu construiren und die Landwirte von ihren Vorteilen zu überzeugen suchte, so gelang eine allgemeinere Einführung doch erst im letzten Jahrzehnte; aber in dieser Zeit haben sich die Mehrfurchenpflüge ihrer grofsen Nützlichkeit wegen ganz aufserordentlich rasch verbreitet, und man hat sogar Wechselpflüge für mehrere Furchen gebaut, die aber der Natur der Sache nach von untergeordneterer Bedeutung sind.

Grubberartige Geräte. Häufig ist nur Lockerung des Bodens Zweck der Bodenbearbeitung. Man erreicht sie am einfachsten dadurch, dass man Erdstreifen losschneidet, sie aufwärts und wieder abwärts biegt und dadurch das Zerbrechen derselben herbeiführt. Als Werkzeug hat man für jeden Streifen ein Schar, welches verschiedene Formen hat, je nachdem man mehr losschneiden oder losschneiden und biegen will.

Wühler oder Untergrundpflug. Wo tiefe Bodenlockerung erwünscht, der unter der Ackerkrume liegende Boden aber zu schlecht ist, um mit derselben vermischt zu werden, lässt man hinter dem gewöhnlichen Pfluge noch einen Untergrundpflug in der Furche gehen, der den Untergrund nur lockert. Da aber bei der nächsten Pflugfurche mindestens ein

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