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weil nur bei diesem Böschungswinkel der einfachste und dauerhafteste Belag, derjenige mit Rasen (Graskruste), gegen das stärkste Regenwetter Stand hält.

Um den durch das Ueberlaufen von Kanälen verursachten Schaden so viel wie möglich zu vermindern, ist es ratsam,. die Böschung auf der Seite, auf welcher ein Ueberlaufen weniger nachteilig ist, etwa 0,15m niederer zu machen, als die andere, dieser aber wenigstens eine Ueberbordhöhe über dem Mittelwasserstand von 0,45 bis 0,5m zu geben. Zweckmäfsig ist es auch, bei sehr langen Kanälen auf je 1 bis 2km Länge an einer passenden Stelle einen Leerlauf mit Ueberfall und Kanalfalle einzusetzen, damit bei Unglücksfällen am Wehr oder in der Motorenkammer usw. der Kanal schneller geleert und der Wasserstand im Kanale selbst besser geregelt werden kann.

Inbetreff der Geschwindigkeit des Wassers in Erdkanälen habe ich gefunden, dass bei Kanälen, aus oben angegebenem Material hergestellt, eine Geschwindigkeit von 0,6 bis 0,75m in 1 Sekunde weder die Kanalwände und den Boden angreift, noch bei trübem Wasser (was überall oft vorkommt) den Schlamm im Kanal absetzen lässt.

Ueber die Längeneinteilung des Kanales in Zu- und Ablaufkanal lässt sich keine allgemeine Regel aufstellen; sie hängt ab:

1. von den Höhenverhältnissen der Bodenfläche,

2. von dem Platze der Motorenkammer bezw. vom Bauplatze der Fabrik, und dieser Platz bestimmt sich durch die vorteilhafteste Lage zur Zu- und Abfuhr.

Doch kann man in vielen Fällen, wo das Terrain gleichmäfsig abfällt und der Platz für die Motorenkammer ohne Nachteil für den kürzesten Verkehr auf- oder abwärts verschoben werden kann, diejenige Einteilung als die zweckmässigste und billigste bezeichnen, bei welcher die Auffüllung für den Zulaufkanal sich mit der Aushebung des Ablaufkanals ausgleicht.

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Als zweckmässige Verhältnisse bei längeren Erdkanälen usw. für mässige Wassermengen von 1000 bis 100001 in 1 Sekunde habe ich gefunden, dass die Böschungen je nach Festigkeit des Materiales 1:1, also ▲ : 45o, bis 1: 112, also <= 331/2o haben, und die Wassertiefe je nach der OertlichL keit, je nach der Beschaffenheit des Materiales und je nach Gröfse der Wassermenge 0,6 bis 1,2m und die mittlere Breite des Kanals das 4 bis 12 fache der Wassertiefe betragen soll, und dass die beiden Dämme aus dem schon angeführten Grunde auf einer Seite 0,45 bis 0,5m, auf der anderen Seite 0,2 bis 0,25 m höher als der mittlere Wasserstand zu machen sind.

Um bei etwa notwendigen Reparaturen auf den Dämmen gehen und mit Schubkarren fahren zu können, müssen die Dämme je nach der Festigkeit des Materiales eine Kronenbreite von 0,75 bis 1m und einen Kiesbelag erhalten.

Bei diesen Kanalverhältnissen wird für eine mittlere Geschwindigkeit des Wassers von etwa 0,75m in 1 Sekunde ein Gefälle der Kanalsohle von 0,45 bis 0,55 m für 1000m 1) erforderlich sein.

Um bei langen Kanälen und gröfseren arbeitenden Gefällen von etwa 5 bis 10m bei grofsem Mittelwasser den Motoren zur Ueberwindung von Stauwasser eine entsprechende gröfsere Wassermenge zuführen und den Oberwasserspiegel erhöhen zu können, ohne auf die ganze Länge die Kanaldämme erhöhen zu müssen, ist es zweckmässig, der Kanalsohle ein Gefälle von 0,55 bis 0,6m und den Kanaldämmen

1) Nach meinen Erfahrungen ergiebt die Formel von Prony: H S V 56,85 0,072 die Geschwindigkeit des Wassers in L V Kanälen nur richtig für Kanäle mit glatten Böden und winkelrechten glatten Seiten von Holz, Stein oder Eisen; dagegen zu grofs für Kanäle mit rauben Wänden, z. B. rauh gemauerten Böden und schiefen Seitenwänden, ganz besonders aber für Erdkanäle. Berücksichtige ich zudem noch die schon nach wenigen Monaten durch Ablagerung von allerlei Unreinigkeiten und durch Pflanzen verursachten Unebenheiten, so kann ich mir wohl erklären, warum ich in meiner Praxis von der nach obiger Formel gefundenen Geschwindigkeit 10 bis 12 pCt. abziehen, also ein gröfseres Gefälle annehmen musste.

ein Gefälle von 0,5m auf 1000m zu geben. Dadurch ist es möglich, bei den kleinsten Wasserständen das höchste nutzbare Gefälle zu erreichen und bei mittelgrossen Wasserständen den Motoren eine gröfsere Wassermenge zuzuführen zur Ueberwindung von vorkommendem Stauwasser.

Bei langen Zulaufkanälen in Gegenden, wo im Winter oft Grundeis entsteht, kann man nicht streng genug sein, im Herbst oder unmittelbar vor Eintritt der kalten Witterung die Sohle und die Ufer des Kanales möglichst von Holz, Laub, Gras usw. zu reinigen. Denn man kann beobachten, wie im Winter schon bei einer Kälte von 4 bis 5o an der Sohle und an den Wänden des Kanales, an jedem Laub, Holz oder Grashalm sich die Eiskrystalle ansetzen, in kurzer Zeit zu Klumpen anwachsen und dann, wenn grofs genug geworden, die Unreinigkeiten und oft damit die in Berührung gewesenen kleineren Steine mit sich führen, so dass sie, bei dem Motorenrechen angekommen, diesen oft vollständig verstopfen. Durch Zerschlagen dieses Grundeises gehen oft und leicht die daran gehängten Steine in die Motoren, wo solche, besonders bei Turbinen mit engen Schaufeln, leicht Beschädigungen verursachen können. Man sollte daher bei solchen Verhältnissen auch thunlichst zwischen Einlassfalle und Turbine Steinfänge anbringen, die von Zeit zu Zeit geleert werden müssten.

Bei solchen Kanälen, wo im Winter oft Grundeis vorkommt, kann man die Entstehung desselben am sichersten durch Zudecken des Kanales verhüten. Haben aber diese Kanäle eine bedeutende Länge und eine ansehnliche Breite, etwa von 5 bis 10m, so verursacht solches Decken grofse Kosten und Arbeit. Dauert die Kälte längere Zeit an, mit einer Steigerung bis 100 und mehr, so kann man durch eine sorgfältige Schwellung mit einer geringen Wassermenge, z. B. zur Nachtzeit bei Stillstand, zu welcher Zeit das Wasser dann möglichst langsam fliefst, eine Eisdecke entstehen lassen, welche dann, so lange die kalte Witterung andauert, bei genauer Regelung des Wasserstandes während des Betriebes, erhalten werden kann. Regelt man jedoch den Wasserstand nicht ganz genau, so dass derselbe bald zu niedrig, bald zu hoch steht, so wird die Eisdecke brechen, und können infolge davon leicht Verstopfungen und vollständiges Zufrieren des Kanales entstehen. Aber auch im Falle es jemandem gelingt (was nicht allzuschwierig ist und oft von mir zuwege gebracht wurde), eine Eisdecke zu erhalten, so bedarf es doch besonderer Vorsicht, wenn bei milderer Witterung die Eisdecke schmilzt, zur Vermeidung von Störungen die Eisplatten nach und nach durch den Leerlauf abzuleiten oder auf andere Art aus dem Kanal zu entfernen.

Werden die Böschungen der Dämme auswendig und inwendig, wie dies üblich ist, mit Grasboden belegt, so wird dieses Gras auf der inneren Seite der Böschung, so weit der mittlere Wasserstand reicht, in wenigen Monaten abgestorben sein. Hat dann das Material nicht genug Festigkeit, so rutschen die Böschungen gerne stellenweise nach. Diesem Uebelstande kann wohl am billigsten dadurch abgeholfen werden, wenn man den Fufs der inneren Böschung durch ein Flechtwerk schützt oder auch, wie dies beim Ablaufkanale noch näher angegeben wird, durch Einschlagen von kleinen Pfählen, 5 bis 6cm dick, in Entfernungen von etwa 0,2 bis 0,3m, welche bis über den mittleren Wasserstand hinauf reichen müssen, und hinter welche dann Bretter dicht auf einander gelegt werden. Will man aber diese Dämme noch zuverlässiger schützen, so kann dies mit Cementmauern oder auch durch eine Pflasterung in Cement leicht ausgeführt werden. Hier mag noch die Bemerkung beigefügt werden, dass da, wo das Wasser die Eigenschaft hat, Wasserpflanzen zu erzeugen, solche jährlich Wird dies einigemal vollständig entfernt werden müssen. unterlassen, so wachsen solche Pflanzen im Sommer so rasch, dass das Wasser sehr anschwillt und der Kanal überläuft. Soviel ich selbst beobachtet und erfahren habe, giebt es bisher noch kein durchaus wirksames Mittel, in Kanälen und Sammlern das Entstehen solcher Wasserpflanzen zu verhindern. Nach Versicherung einiger Bekannten soll das Halten von Schwänen, welche mit Vorliebe alle Arten Wasserpflanzen ausreifsen (was Enten und Gänse viel weniger thun), noch am meisten geholfen haben.

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1885

Motorenkammer mit Leerlauf und Ueberfall. Die Motorenkammer mit Leerlauf und Ueberfall dient zur Aufnahme der Motoren und ist bedingt durch die Zahl und Art derselben sowie durch das anzulegende Verbindungsgetriebe zwischen Motor und Fabrikgebäude. Die Pläne dieser Bauten werden zwar stets von dem Constructeur des betreffenden Motors ausgearbeitet und geliefert; doch mögen einige allgemeine, auf Erfahrung beruhende Angaben für solche Bauten nützlich sein.

Damit die Motoren möglichst günstig und ungestört wirken können, muss der Querschnitt der Einlassfalle so grofs sein, dass die zu verbrauchende Wassermenge schon mit einer Geschwindigkeit von 0,6m bis 0,75m einfliessen kann; die Schwelle derselben soll etwa 0,3m über dem Zulaufkanalboden liegen. Die Leerlauffalle, möglichst nahe der Einlassfalle und mit derselben in einer Linie oder, je nach der Oertlichkeit, in einem Winkel eingesetzt, deren Schwelle mit dem Kanalboden eben liegt, soll eine Weite haben von wenigstens ein Drittel oder, besser noch, zwei Drittel der Einlassfalle. Anschliefsend an diese Leerlauffalle, deren Fallenbrett in geschlossenem Zustand nur bis auf den mittleren Wasserspiegel reicht, also zugleich einen Ueberfall bildet, und mit derselben fest verbunden soll ein Ueberfall erstellt werden in der Höhe des eben erwähnten Leerfallenbrettes und in solcher Länge, dass über denselben mit der Leerfallenbreite bei einer gemäfs der Ueberbordhöhe der Kanalböschungen zulässigen Erhöhung des Wasserspiegels von etwa 0,18 bis 0,2m wenigstens ein Viertel, besser aber bis die Hälfte der mittleren Wassermenge einfliefsen kann. Auf diese Weise ist es dann nicht nötig, bei Verminderung der Leistung des Motors bis auf die Hälfte der Normalkraft die Leerfalle zu regeln; aufserdem ist der Kanal immer in richtiger Höhe angefüllt.

Ist der Ueberfall im Verhältnisse der mittleren Wassermenge etwas zu kurz, so muss bei der Kraftverminderung der Motoren, um einem Ueberfluten der Kanalböschungen zuvorzukommen, die Leerfalle jedesmal richtig gestellt werden, was sehr schwierig ist. Denn der Kanal entleert sich mehr als notwendig, wenn diese Falle zu viel gezogen wird, während im entgegengesetzten Fall ein Ueberlaufen der Kanalböschungen zu erwarten ist.

Ferner muss, besonders bei Turbinen, vor der Einlassfalle ein Rechen eingesetzt werden mit einer Sprossenweite gleich den Oeffnungen oder, noch besser, etwas enger als die Weite der Turbinenschaufeln. Damit durch einen solchen Rechen möglichst wenig Gefälle verloren gehe, muss die Summe der Oeffnungen zwischen allen diesen Sprossen einen Querschnitt ausmachen von wenigstens dem 11/2-, besser 2 fachen, des Querschnittes der Einlassfalle. Deshalb wird ein solcher Rechen, auch selbst wenn derselbe auf dem Kanalboden, mithin 0,3m tiefer als die Schwelle der Einlassfalle, steht, ziemlich länger werden als die Weite der Einlassfalle. Er muss daher schief zum Kanal, am zweckmässigsten so gestellt werden, dass er, mit dem einen Ende bei dem zunächst dem Kanaleinlassfallenstock stehenden Leerlauffallenpfosten anfangend, am entgegengesetzten Ufer des Kanales sich anschliefst. Die Sprossen stehen besser aufrecht als schief, denn in letzterem Fall legen sich die Unreinigkeiten auf die Stäbe und gehen nicht von selbst fort, wenn auch die Leerfalle gezogen wird, was bei aufrechter Stellung der Fall ist.

So unwichtig diese Vorschläge erscheinen mögen, besonders bezüglich der Rechenstellung und des Ueberfalles, so kann doch die Vernachlässigung derselben grofse nachteilige Folgen haben; denn ich habe öfters gesehen, dass in Ermangelung eines ausreichend langen Ueberfalles usw. oder wegen einer unrichtigen Stellung des Rechens Kanäle übergelaufen sind und grofse Beschädigungen angerichtet haben.

Endlich kann nicht genug empfohlen werden, die Motorenkammer so gut wie möglich auszuführen und überall, wo Aussicht vorhanden, später eine gröfsere Wassermenge, vielleicht eine grössere Mittelwassermenge, auszunützen, bei Bestimmung der Gröfse der Motorenkammer schon von Anfang an darauf Rücksicht zu nehmen, um später ohne jede Aenderung einen weiteren Motor aufstellen zu können. Ebenso sollte man die Räumlichkeiten für die Motoren nicht so karg abmessen, sondern so viel Platz geben, dass man von allen Seiten bequem zu denselben gelangen kann.

Ablaufkanal.

Der Ablauf kanal leitet das Wasser vom Motor ab, entweder in das Wildbett des Baches oder Flusses oder in den Zulaufkanal einer zunächst liegenden Wasserkraftanlage. Ueber die Bauart desselben ist wegen seiner Einfachheit kaum notwendig, näheres zu bestimmen; doch kann es von Nutzen sein, in Fällen, wo das Wasser von den Motoren in das Wildbett abgeführt wird, auf einige Umstände aufmerksam zu machen.

Es kommt häufig vor, dass an der Stelle, wo der Ablaufkanal in einem möglichst kleinen Winkel in das Bach- oder Flussbett einmündet, die Sohle des Baches oder Flusses, wenn abwärts noch unbenutztes Gefäll vorhanden ist, nach und nach durch das Wasser tiefer gelegt wird. Ist dieses mit ziemlicher Sicherheit vorauszusehen, so wird es vorteilhaft sein, um ein solches Gefälle später benutzen zu können, das Fundament für den Motor schon zum voraus um so viel tiefer zu legen. Ist aber eine derartige Gefällegewinnung nicht in Aussicht, sei es, weil abwärts kein Gefälle vorhanden, sei es, weil die Sohle des Bettes aus Felsen besteht, oder weil die Stauung eines unterhalb gelegenen Wehres es nicht ermöglicht, so sollte man doch, um das Gefälle, hauptsächlich bei kleinen Wasserständen, möglichst ausnützen zu können, ohne Rücksicht auf vorkommendes Hinterwasser die Sohle des Ablaufkanales, welche höchstens ein Gefälle von 0,3 bis 0,5m haben soll, bei der Mündung in den Bach oder Fluss in die Tiefe der dortigen mittleren Sohlentiefe legen.

Oefters, je nach der Terrainhöhe, erfordern Ablaufkanäle tiefe Ausgrabungen. Da diese in der Nähe der Motorenkammer beginnen, also auch in der Nähe des Fabrikhofes oder in diesem selbst den Verkehr stören und Brücken erforderlich sein würden, empfiehlt es sich, besonders bei tiefen Ablaufkanälen, diese auf eine gewisse Strecke zu überwölben. Wenn auch die Kosten für solche Zuwölbung grösser sein können, als die erforderlichen Brücken, so sollte man doch, wenn der Unterschied der Kosten nicht allzugrofs ist, einer Ueberwölbung den Vorzug geben, weil dadurch grofse Vorteile erreicht werden:

1. Gewinn an Platz, welcher, in der nächsten Nähe der Fabrik liegend, einen grofsen Wert haben kann.

2. Die Ermöglichung eines unbeschränkten Verkehres. 3. Bei vielen Anlagen, wo im Winter grofse Kälte vorkommt, die oft höchst wertvolle Sicherung der Motorenkammer gegen Eis.

Wo der Ablaufkanal tiefe Ausgrabung erfordert und offen bleibt, kommen, je nach der Beschaffenheit des Bodens, am Fusse der Böschungen infolge der Aufweichung durch das Wasser, auch selbst wenn die Böschung eine sehr flache ist, gerne Rutschungen vor. Am sichersten wird solchen vorgebeugt durch eine Fufsmauer mit Anzug, in der Höhe wenigstens gleich dem mittleren Wasserstande, oder noch besser bis zur Höhe des höchsten Wasserstandes. Wo man sparsamer verfahren will, kann man diesen Zweck, obwohl weniger sicher, durch eine Reihe von Pfählen mit dahinter gelegten Brettern oder auch durch Flechtwerk usw. erreichen In allen Fällen sollte man, um die Last der hohen Böschung zu verteilen, einige oder wenigstens eine Abstufung mit einer Breite von etwa 1m in der Höhe des höchsten Wasserstandes anlegen.

Ich möchte auch noch eine Einrichtung erwähnen, welche ich verschiedenemale mit gutem Erfolg angewandt habe. Bei mittleren Gefällen von 3 bis 10m oder etwas mehr fällt das Wasser durch die Leerfalle mit voller Kraft auf den doppelten Bretterboden des Ablaufgerinnes. Nun kam es schon vor, dass im Winter mit dem Wasser auch Eisplatten herunterstürzten, welche den Bretterboden zerstörten und eine Vertiefung verursachten, wodurch die Fundamente der zunächst liegenden Mauer in hohem Grade gefährdet wurden. Diesem Uebelstande abzuhelfen, habe ich dann auf den Boden des Gerinnes, wo das Wasser aufschlägt, in der ganzen Breite des Gerinnes und auf eine Länge von 2 bis 3m Holzböcke mit Balkenbelag befestigt. 1)

Im vorhergehenden habe ich auch von den zur 1. Klasse gehörenden Wasserkraftanlagen mit hohem Gefälle von 50 bis

1) Siehe Tafel VI, Fig. 14 u. 15.

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200m diejenigen mit inbegriffen, bei welchen öfters unreines Wasser und hohe Wasserstände vorkommen. Für die übrigen Anlagen von gleicher Klasse, welche zu allen Zeiten reines und vorherrschend Quellwasser haben, sind die erforderlichen Bauten, wie Wehr, Kanaleinlaufeinrichtung, Kanal usw., weniger ängstlich zu wählen und fast auf jede Weise ausgeführt hinreichend zuverlässig genug.

Bei vielen Anlagen mit hohen Gefällen und verhältnismässig wenig Wasser bestehen Sammler, Weiher usw.; solche Sammler und Weiher usw. können nie genug empfohlen werden und sind immer je gröfser, je besser. Womöglich sollte damit wenigstens das Wasser bei Sonn- und Feiertagen, zur Nachtzeit und während der Ruhestunde (z. B. mittags) sowie bei vorübergehender Verminderung des Wasserverbrauches während des Betriebes angesammelt werden können. Allerdings wird durch ein solches Sammeln und Zurückhalten des Wassers der regelmässige Abfluss gestört, und ist es daher nur da zulässig, wo die unterhalb liegenden Wasserwerke keine Einsprache erheben, oder wo mit denselben ein Uebereinkommen zustande gekommen ist. Inwiefern solche Einsprachen durch Verständigung unter den Besitzern beseitigt werden können, hängt sehr viel von der Art der Gewerbe, von der Entfernung von einem Motor zum anderen, am meisten aber von der richtigen Kenntnis der für alle zu erreichenden Vorteile und vom guten Willen ab. Da, wo solche Einsprachen aber nicht zu beheben sind; sind auch keine Sammler zulässig, und müssen daher die Einlaufeinrichtungen so beschaffen sein, dass der regelmässige Abfluss möglichst gesichert ist. 1) Wo dagegen Sammler usw. zulässig und vorhanden sind, mündet die Rohrleitung, mit einer Abschluss vorrichtung zum Regeln versehen, unmittelbar in dieselben, und sind die übrigen dazu nötigen Vorrichtungen so einfach, dass es überflüssig sein wird, hierüber näheres zu sagen. Ueber derartige Rohrleitungsanlagen lässt sich im allgemeinen auf Grund vieler Erfahrungen folgendes anführen.

Eine solche Rohrleitung geht von der Höhe den Berg hinunter in einer fortwährend fallenden Linie, öfters auch im Winkel gebogen, aber immer fallend, bis zum Motor. Ihre Weite bestimmt sich durch die angenommene Geschwindigkeit und Menge des Wassers. Die Geschwindigkeit wird gewöhnlich von 0,6m bis höchstens 1m gewählt. Bei Berechnung der Wandstärke der Röhren wendet man die gleiche Rechnungsart an, wie bei den Dampfkesseln.

Meistens werden Rohrleitungen von Eisenblech, zu Tage auf Pfeilern liegend, angewendet; müssen aber solche wegen örtlicher Verhältnisse zugedeckt im Boden liegen, so giebt man Röhren von Gusseisen den Vorzug. Werden Blechrohrleitungen bei warmer Witterung im Sommer gelegt und zusammengeschraubt, so werden sich dieselben beim Füllen mit Wasser verkürzen. Deshalb müssen in gewissen Abständen von je etwa 100m in gerader Linie und bei allen Biegungen sogenannte Expansionsröhren eingeschaltet werden. Unterlässt man die Anbringung derselben, so setzt man sich der Gefahr aus, dass beim Füllen der Röhren an den Verbindungen die Fugenschrauben und damit oft auch die Flanschenringe abreifsen.

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Da bei Motoren für hohe Gefälle die Oeffnungen in den Einlaufapparaten oft sehr eng sind, so ist es gröfster Wichtigkeit, dass das Wasser möglichst rein in die Röhren gelange. Dies zu erreichen, werden, wie schon erwähnt, bei der Einlaufeinrichtung enge Rechen und Siebe eingesetzt. Aber einenteils ist es nicht möglich, diese Rechen und Siebe so eng zu halten, dass gar keine Unreinigkeiten durch können, namentlich feiner Kies usw., anderenteils ist man oft gezwungen, bei strengem Winter, bei welchem die Metallsiebe gerne zufrieren, dieselben durch etwas weitere Gitter von Holz zu ersetzen. Nun kommt es häufig vor, dass bei Grundeis die an demselben hängenden kleinen Steine durch das Gitter gehen, möglicherweise die Oeffnungen in der Turbine verstopfen und diese dadurch beschädigen können. Diesen Uebelstand zu verhüten, giebt es kein wirksameres Mittel, als in der Rohrleitung Erweiterungen anzubringen. Das geschieht am einfachsten durch Einsetzen von weiteren

1) Hierüber und über die Rohrverbindung mit dem Einlauf bei hohen Gefällen siehe Taf. VII.

deutscher Ingenieure.

Röhren, z. B. bei einer Rohrleitung mit 0,2m Weite eines Stückes Rohr von wenigstens 1m Weite bei etwa 2m Länge, mit der Leitung mittels Schlussplatte so zu verbinden, dass die oberen Teile der Röhren in gleicher Linie liegen. Solche weiten Rohrstücke sollten bei jedem Knie, und besonders zunächst der Turbine, aber auch bei gerader langer Leitung, auf je etwa 100m Länge eingeschaltet werden. An Stellen, wo die Anbringung an der Leitung hängender Röhrenstücke von 1 bis 2m Länge (s. Fig. 10e, Taf. VII.) von gleichem Durchmesser besser passt, sind solche sogar vorzuziehen. Selbstverständlich müssen am tiefsten Punkte solcher Sammler Schieber oder Ventile so angeschraubt werden, dass man imstande ist, diese während des Betriebes zu öffnen und zu schliefsen.

Eine wesentliche Sicherheitsvorrichtung, um das Zerspringen der Leitung möglichst zu verhüten, besteht darin, dass man in der Nähe des Turbineneinlaufes ein Ventil anbringt, dessen lichter Querschnitt gleich sein muss dem Querschnitt aller Oeffnungen im Leitapparate der Turbine. Ist ein solches Ventil nicht vorhanden, so ist grofse Gefahr vorhanden, und um so gröfsere, je länger die Leitung ist, dass beim zu raschen Zustellen der Turbine der Stofs des bewegten Wassers in der Leitung ein Zerreifsen derselben verursache. Eine Rohrleitung, welche durch irgend eine Veranlassung in einer Höhe vom Oberwasserspiegel abwärts von 15m und mehr zerspringt, kann auch noch dadurch beschädigt, und zwar nicht zerrissen, sondern zusammengedrückt werden, dass durch den entstehenden Riss mehr Wasser aus-, als oben beim Einlauf in die Röhre einfliefst. In einem solchen Fall entsteht in dem obersten Rohre eine Luftleere, infolge deren dasselbe zusammengedrückt wird. Um solches zu verhindern, ist an der Leitung, ungefähr 2 bis 3m unter dem Oberwasserspiegel, ein Luftventil anzubringen.

Ich führe diese Vorsichtsmafsregeln deshalb an, weil mir selbst ein Fall vorgekommen ist, bei welchem in Ermangelung eines Sicherheitsventiles in der Nähe der Turbine und eines Luftventiles oben in der Nähe des Einlaufes durch zu plötzliches Zustellen der Turbine ein Rohr in der Nähe derselben zerrissen ist und zugleich die beiden obersten Röhren zusammengedrückt wurden, und zwar nachdem die ganze Anlage ein Jahr in bestem Betriebe gestanden hatte. Da solche Fälle wohl selten vorgekommen sind, auch wohl nicht mehr vorkommen werden, wenn die durch die Erfahrung gefundenen Vorsichtsmafsregeln angewandt werden, so will ich in der Voraussetzung, dass es für die Ausführung solcher Anlagen die Techniker interessiren wird, die näheren Verhältnisse über diesen Fall zu kennen, hier noch in der Kürze die Einzelheiten davon angeben.

Die Anlage hatte ein Gefälle von 87,8m, eine höchste Wassermenge von etwa 0,283cbm in einer Sekunde, eine Rohrleitung von 213m Länge und 0,6m lichtem Durchmesser. Die Leitung war in 3 Teile abgeteilt, deren unterste eine Blechstärke von 6,35mm, die mittelste von 4,76mm, die oberste von 3,17 mm bei gewöhnlicher Blechqualität hatte. Die Blechtafeln waren der Länge nach verwendet mit doppelten Längsund Rundnietenreihen; die einzelnen Röhren, bestehend aus 6 Blechtafeln, waren zusammen 5,5m lang. Auf der Verbindung der Röhren zwischen der ersten und zweiten Abteilung, wo die Röhren von 6,35 mm Stärke aufhörten und die mit 4,76mm anfingen, lag eine Druckhöhe von 61m.

Bei einem kleinen Unfall in der Spinnerei wurde, entgegen den gegebenen Vorschriften, der Abstellhahn zunächst der Turbine so rasch wie möglich geschlossen, und unmittelbar darauf zerriss an dem untersten der 4,76 mm dicken Rohre eine Längsnaht und 1/3 der nächst gelegenen Rundnaht. Dadurch entstand eine Oeffnung, durch welche mehr Wasser aus-, als oben beim Einlauf einfliefsen konnte, so dass sich in der Nähe des Einlaufes in den obersten Röhren eine Luftleere bildete, wodurch das oberste und die Hälfte des zweitobersten Rohres vollständig zusammengedrückt wurden.

Nachdem die zwei untersten der 4,76mm starken Röhren durch zwei neue von 6,35 mm und die obersten zusammengedrückten Röhren ebenfalls durch neue nicht stärkere ersetzt worden waren, hat sich meines Wissens seither in der langen Reihe von Jahren nichts nachteiliges mehr an dieser Leitung zugetragen. Wenn auch die Blechstärken dieser Röhren,

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7. Februar 1885.

namentlich bei der mittleren Abteilung, nach der gewöhnlichen Berechnungsart zu schwach erscheinen, so kann man doch mit Sicherheit annehmen, dass, wenn bei Anfertigung der Röhren die Länge der Blechtafeln zum Umfang genommen worden wäre, kein Zerreifsen vorgekommen wäre. In strengem Winter bei anhaltender Kälte von 200 und mehr, besonders wo das Wasser leicht gefriert, muss man, vorzugsweise bei Hochgefällanlagen mit zu Tage liegenden Rohrleitungen, da gewöhnlich auch die Oeffnungen der Turbinen sehr eng sind, zur möglichsten Verhütung von Störungen durch Eis folgendes beobachten:

1) Oben beim Einlauf vom Kanal in die Rohrleitung sollen die eisernen Reinigungsgitter für die Winterszeit, so lange die Kälte anhält, durch solche von Holzstäben ersetzt und möglichst rein von Eis gehalten werden.

2) Während der Zeit der strengsten Kälte soll bei Ge

werben, welche zur Nachtzeit still stehen, das Wasser nie ganz abgestellt, sondern von der ganzen Betriebswassermenge etwa 1/3 durch einen Hahn, Ventil oder Schieber in der Nähe der Turbine durchgelassen, aufserdem aber auch die Turbine nie ganz abgestellt werden.

3) Die Rohrleitungen müssen mit Stroh oder dergl. gedeckt oder besser mit Strohbändern, 5 bis 6cm dick, eingewickelt werden; geschieht dies nicht, so bildet sich an der Innenwandung der Röhren eine Eiskruste von 2,5 bis 5cm, wodurch der Querschnitt verengt, das arbeitende Gefälle vermindert und bei eintretendem Tauwetter infolge der Ablösung dieser Eiskruste lästige, tagelang dauernde Störungen entstehen können.

Bei Wasserkraftanlagen der Nieder- und Mittelgefälle mit kürzeren oder längeren Rohrleitungen ist alles was hier gesagt, soweit anwendbar, auch zu beachten. (Fortsetzung folgt.)

Sitzungsberichte der Bezirksvereine. Eingegangen 7. Januar 1885.

Bergischer Bezirksverein.

Sitzung vom 5. Juni 1884. Vorsitzender: Hr. Betzendahl. Schriftführer: Hr. Blecher. Anwesend 22 Mitglieder.

Der Vorsitzende berichtet über den Ausflug nach Vollmarstein zur Besichtigung des Barmer Wasserwerkes, an welchem etwa 50 Damen und Herren teilnahmen, und dessen dem Vergnügen gewidmeter Teil in bester Weise verlief. 1)

Hr. Prahl hält darauf einen Vortrag über: »Vergleichung der Woolf'schen Maschine und der ein cylindrigen Maschine inbezug auf die Gleichmässigkeit der Kolbenkraft.<< Hr. Prahl ist damit beschäftigt, denselben für die Zeitschrift druckfertig zu stellen.

Hr. Blecher giebt Kenntnis davon, dass der vor 12 Jahren unter Mitwirkung des Bergischen Bezirksvereines gegründete Berauch gische Dampfkesselrevisionsverein. die Ueberwachung von Fabrikanlagen zur Verhütung von Unfällen in den Bereich seiner Thätigkeit gezogen habe.

Zur Vorberatung des Schreibens des Hannoverschen Bezirksvereines wegen Gleichstellung von Realgymnasium und humanistischem Gymnasium wird eine Commission gewählt mit Hrn. Albert Lohse als Vorsitzendem.

Sitzung vom 7. August 1884 in der festlich geschmückten Halle unter dem eisernen Gefrierschiffe der Brauerei » Wicküler« in Elberfeld. Vorsitzender: Hr. Betzendahl. Schriftführer: Hr. Blecher. Anwesend einige 50 Mitglieder und Gäste.

Der Vorsitzende teilt mit, dass er als Delegirter des Vereines nach Mannheim zur Hauptversammlung gehen werde, und nimmt darauf Hr. Lohse das Wort; er behandelt in ausführlicher Weise die neuesten Kühlmaschinen. Der Vortrag soll der Zeitschrift zum Abdruck übergeben werden. Darauf erläutert Hr. Lohse im Anschluss an seinen Vortrag die Brauerei Wicküler in ihrer jetzigen Gestalt, und tritt die Versammlung unter der Führung der Herren Wicküler, Lohse und anderer beim Baue beteiligt ge. wesener Mitglieder des Vereines einen Rundgang durch die elektrisch hell erleuchteten Räume der Brauerei an. Nachher fand sich die Gesellschaft fast vollzählig wieder in der Halle zusammen, um dem vom Eigentümer der Brauerei freundlichst dargebotenen Gerstensafte willig Bescheid zu thun, welcher die Versammlung noch recht lange zusammenhielt.

Die Sitzung vom 9. October 1884 war dem Berichte des Vorsitzenden Hrn. Betzendahl über die Mannheimer Hauptversammlung gewidmet; es waren 8 Mitglieder anwesend.

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Sitzung vom 13. November 1884. Vorsitzender: Hr. Betzendahl. Schriftführer: Hr. Prahl. Anwesend 18 Mitglieder.

Vor der Tagesordnung macht der Vorsitzende die Mitteilung von dem Ableben des langjährigen Mitgliedes, Hrn. Architekten Julius Blecher in Barmen; die Versammlung ehrt das Andenken des Entschlafenen durch Erheben von den Sitzen.

Darauf spricht Hr. Vogt über den patentirten Dampfkessel, System Schmidt. Da derselbe nur in Verbindung mit den vorigjährigen Vorträgen des Redners verständlich und von Interesse ist, dieselben aber nicht in der Zeitschrift veröffentlicht wurden, so übergehen wir dieselben hier.

Hr. Tellmann erstattet darauf namens der Patentcommission einen Bericht über die Abänderungsvorschläge zum Patentgesetz

1) Da seitens des Ingenieurs des Wasserwerkes, unseres Vereinsmitgliedes Hrn. Glass, beabsichtigt ist, demnächst eine gröfsere Arbeit über das interessante Werk in der Zeitschrift zu veröffentlichen, so unterlassen wir es, an dieser Stelle über den technischen Teil des Ausfluges zu berichten.

von der Mannheimer Hauptversammlung. Der Bericht verursacht eine sehr lebhafte und eingehende Verhandlung.

Der vorgerückten Zeit und namentlich der Wichtigkeit des Gegenstandes halber wurde derselbe in eine aufserordentliche Versammlung verwiesen, welche am 20. November 1884 in Elberfeld stattfand. Vorsitzender: Hr. Betzendahl. Schriftführer: Hr. Prahl. Anwesend 10 Mitglieder.

Hr. Betzendahl und Hr. Tellmann berichteten in derselben ausführlich über die einzelnen Abänderungsvorschläge, und wurden darauf die einzelnen Paragraphen beraten. Das Ergebnis der Beratung wurde in einem Schreiben an den Generalsekretär niedergelegt, welches im Auftrage der Versammlung von dem Berichterstatter der Commission Hrn. Tellmann am 27. November 1884 abgesandt wurde.

Von der Entsendung eines eigenen Delegirten nach Berlin zur Beratung der Patentfrage beschloss die Versammlung der Kassenverhältnisse halber abzusehen.

Hauptversammlung vom 11. December 1884. Vorsitzender: Hr. Betzendahl. Schriftführer: Hr. Blecher. Anwesend 16 Mitglieder.

Hr. Tellmann berichtet an der Hand einer Veröffentlichung des Vereines zur Beförderung des Gewerbefleifses über fehlerhaftes Functioniren von Wasserstandsgläsern; die folgende Verhandlung bringt ähnliche Fälle ans Tageslicht.

Darauf macht Hr. Edelbruck einige Mitteilungen über gekittete Ledertreibriemen, veranlasst dazu durch eine Behauptung, welche kürzlich in Fachblättern gestanden, wonach gekittete Riemen nicht die Elasticität hätten wie genähte oder genietete Riemen. Der Redner tritt dieser Behauptung entgegen, welche seit mehreren Jahren nicht mehr zuträfe, da nach allerdings längeren Versuchen der beteiligten Fabrikanten jetzt Kitte angewendet würden, welche nicht nur eine feste, sondern auch eine so elastische Verbindungsstelle erzeugen, dass die Geschmeidigkeit der Kittstellen jene der, genähten oder genieteten Verbindungsstellen bei weitem übertreffe. Dass der gekittete Riemen stärker sei, weil sein Leder nicht durch Nähoder Nietlöcher geschwächt würde, sei selbstverständlich, auch könne nicht bestritten werden, dass er viel ruhiger und gerader laufe als die anderen Lederriemen, ebenso, dass er seiner Biegsamkeit halber bei Anwendung kleiner Riemscheiben mehr Zugkraft durch sein besseres Anliegen habe, und dass er in dieser Beziehung den Baumwollriemen gleichkomme. Der Redner erwähnt noch, dass letztere Riemen indes nur wenige Jahre gute Dienste leisteten und wegen der Unmöglichkeit, sie repariren zu können, von jedem Lederriemen bezüglich der Betriebskosten übertroffen würden.

Hr. Gantert macht eine Mitteilung über ein Vorkommnis mit Baumwollriemen in einer Türkischrot - Garnfärberei. Diese Riemen hatten einen Farbenüberzug, welcher sich im Laufe der Zeit abblätterte; die kleinen abgeblätterten Farbteile seien auf das Garn gefallen und Veranlassung wegen ihres Bleigehaltes gewesen, dass das ausgefärbte Rotgarn eigentümliche Flecken gezeigt hätte, deren Entstehung man sich lange Zeit nicht erklären konnte. Die Versammlung beschliefst, im Januar das Stiftungsfest in gewohnter Weise mit Damen zu feiern, und wählt dann den Vorstand sowie die Abgeordneten zum Vorstandsrate für 1885.

Eingegangen 19. Januar 1885. Berliner Bezirksverein.

Sitzung vom 5. November 1884. Vorsitzender: Hr. Behrens. Schriftführer: Hr. C. Fehlert. Anwend 58 Mitglieder und Gäste.

Hr. Herzberg berichtet über die Anträge des Frankfurter und des Kölner Bezirksvereines. (Z. 1884, S. 821.)

a) Anträge des Frankfurter Bezirksvereines deutscher Ingenieure zur Förderung des deutschen Technikerstandes.

Der Berichterstatter begrüfst das aus den Anträgen erkennbare Streben, den deutschen Technikerstand zu heben, mit Befriedigung, glaubt indessen, bezweifeln zu müssen, dass die vorgeschlagenen Mittel zum Ziele führen, und begründet diese Ansicht, auf die einzelnen Teile der Anträge eingehend, wie folgt:

ad 1. Die Veröffentlichung einer Uebersicht der höheren technischen Stellen im Reichsdienste und in den Einzelstaaten usw. würde man nur dann billigen können, wenn ein Verzeichnis dieser Stellen sowie die anderen ad 1 angeführten Angaben dem Verein unmittelbar von der Staatsbehörde zu dem genannten Zweck amtlich zugestellt würden. Ein einfacher Abdruck aus dem Centralblatte der Bauverwaltung oder anderen Organen der Staatsbehörde sei nicht für passend zu erachten, und würde daher mindestens eine andere Formulirung dieses Antrages erforderlich sein.

Indessen sei aus prinzipiellen Gründen dem Antrag ad 1 nicht beizustimmen, und zwar wesentlich deshalb, weil aus demselben das Bestreben hervorleuchte, den Schwerpunkt des Ingenieurwesens im Staatsdienste zu suchen, während der Ingenieurverein durch Mitglieder grofs geworden sei, die zum gröfsten Teil aus einer Periode stammen, in welcher man weder Staatsingenieure noch Staatsexamina kannte. Es sei infolge des staatlichen Prüfungswesens eine Generation jüngerer Techniker herangewachsen, unter denen viele das nächste Ziel ihres Strebens in der Approbation durch die Behörde fänden, und welche für die freie wissenschaftliche Thätigkeit weder Zeit noch Lust behielten. Diese Bewegung solle so wenig wie möglich unterstützt werden; auch sei zu befürchten, dass schliefslich die Aufgaben der polytechnischen Schulen ganz in dem vorbezeichneten Zweck aufgehen möchten.

Der Ingenieur solle sich möglichst auf seine eigenen Fülse stellen, wie die Begründer unserer blühenden Industriezweige es gethan haben, und solle nicht sich einreihen lassen in eine feste Ordnung, die ihn von selbst mit dem fortschreitenden Systeme weiterschiebe.

Der Berichterstatter verkennt nicht den hohen Wert der umfassenden theoretischen Kenntnisse, welche der strebsame junge Mann auf der technischen Hochschule erwerben könne, und er erkennt dankbar die Thätigkeit des Staates an, das Studium an sich zu fördern; aber die Anschauung, dass der Erwerb der Kenntnisse sofort als Freibrief für die Lebensversorgung gelten müsse, sei der Entwickelung der Technik nicht förderlich.

Vom Standpunkte des wissenschaftlichen Ingenieurs solle insbesondere kein Unterschied herrschen zwischen Staats- und Privatstellen, und deshalb empfiehlt der Berichterstatter, den § 1 fallen zu lassen.

ad 2 hält der Berichterstatter es an und für sich zweckmässig, einen engeren Anschluss der auswärtigen Mitglieder an den Verein anzustreben; auch sei es bereits öfters versucht worden, auswärtige Fachgenossen in wissenschaftlicher Beziehung für die Vereinsbestrebungen mehr zu interessiren, leider aber ohne erheblichen Erfolg. Correspondenten im Auslande in der vorgeschlagenen Form und zu dem angegebenen Zweck einzusetzen, sei für sehr bedenklich zu erachten, da es erfahrungsmäfsig nicht ausbleiben könne, dass die Berichte über industrielle Unternehmungen subjectiv ausfallen könnten; es sei nicht ratsam, junge Leute auf Grund solcher Berichte zu Stellengesuchen im Auslande zu veranlassen.

Auch die Annahme dieses Antrages sei in Hinblick auf den ausgesprochenen Zweck nicht zu empfehlen.

ad 3 und 4. Der Berichterstatter weist darauf hin, dass ein ähnlicher Antrag des Generalsekretairs unseres Vereines vor 2 Jahren vom Minister mit dem Bemerken bereits abgelehnt worden sei, dass ein Bedürfnis zur Schaffung von Stellen für maschinen-technische Beigeordnete zu den Gesandtschaften des deutschen Reiches nicht vorliege. Ob eine Wiederholung des Gesuches geboten sei, könne dahin gestellt bleiben, jedenfalls müsste die Begründung desselben an thatsächliche Fälle und Angaben anknüpfen.

ad 5. Die ad 5 gemachten Vorschläge schaffen lediglich ein Stellenvermittelungsbureau; der Generalsekretair hätte entweder nur eine Liste der offenen Stellen und der Stellesuchenden zu führen und diese den Interessenten zur Verfügung zu stellen, oder er müsste auf Grund eigenen Ermessens Auswahl treffen! Ersteres sei sicherlich dem Sekretariat nicht zuzumuten; letzteres führe unzweifelhaft zu schlimmen Ergebnissen.

ad 6 hält der Berichterstatter es grundsätzlich nicht für richtig, anderen Vereinen für die Anzeigen von Stellen in der Zeitschrift irgendwelche Vergünstigungen zu gewähren. Er weist darauf hin, dass aufserdem die Zeitschrift auf eine gewisse Anzahl von Inseraten angewiesen sei, dass aber den stellesuchenden Vereinsmitgliedern für ihre Anzeigen schon erhebliche Vorteile geboten seien. Der Berichterstatter hebt hervor, dass es natürlich erwünscht sei, alles zu thun, um die jüngeren Fachgenossen in den Verein mit hineinzuziehen, kann jedoch die Beschaffung von Abonnements für Mitglieder anderer Vereine zu demselben Preise, den die Mitglieder zahlen, aus gleichem Grunde nicht empfehlen, um so weniger, als durch Beitritt zum

deutscher Ingenieure.

Vereine der beabsichtigte Zweck in einer den Vereinsinteressen zweckdienlicheren Weise erreichbar sei.

Dahingegen sei der Besuch der Sitzungen seitens jüngerer Mitglieder von anderen Vereinen mit Freuden zu begrüssen.

Der Berichterstatter beantragt daher, sämmtliche Vorschläge des Frankfurter Bezirksvereines bis auf den letzten Punkt abzulehnen und den Vorstand des Berliner Bezirksvereines zu ermächtigen, in dem von ihm geäufserten Sinne an den Vorstand des Hauptvereines gutachtlich zu berichten.

Zur Feststellung der Antwort des Bezirksvereines auf die Vorschläge des Frankfurter Bezirksvereines wird eine Commission gewählt, nachdem mehrere Anwesende sich zustimmend zu den Ansichten des Berichterstatters geäufsert haben.

Resolution des Kölner Bezirksvereines.

Der Berichterstatter hält es für schwierig, zu den Hauptversammlungen die richtigen Vorträge zu beschaffen. Er neigt mehr den Vorträgen allgemein technischen Inhaltes zu, will vor allem aber auch auf den Hauptversammlungen mindestens einen Vortrag über eine wichtige Errungenschaft der Technik oder des Studiums gehalten wissen. Der Verein sei seiner Stellung eine solche wissenschaftliche That mindestens einmal im Jahre schuldig. Er weist als Beispiel auf den hochwichtigen Vortrag des Hrn. Prof. Herrmann auf der letzten Hauptversammlung hin. Er will nicht die Einwendung gelten lassen, ein solcher Vortrag lasse sich besser als Abhandlung lesen als hören, und spricht für den mündlichen Vortrag aus denselben Gründen, welche für die akademische Lehrthätigkeit mafsgebend sind, die ja auch nicht durch das Studium von Lehrbüchern usw. ersetzt werden könne.

Es sei auch nicht angebracht, dem Vorstande so bindende Vorschriften zu geben, wie dies der Kölner Bezirksverein im Sinne habe; es würden sich sonst schwer die geeigneten Kräfte finden lassen, welche in dem eng vorgeschriebenen Rahmen Vorträge halten können. Aus diesem Grunde sei die Wahl der Vorträge in der bisherigen Weise dem freien Ermessen des Vorstandes unter Berücksichtigung der jeweiligen Verhältnisse anheimzustellen und demgemäfs die Ablehnung der Resolution zu empfehlen.

In der hierauf folgenden Verhandlung hebt Hr. Kesseler zunächst hervor, dass die in den letzten Jahren gehaltenen Vorträge, ungeachtet ihres unbezweifelten wissenschaftlichen Wertes, oft nur leere Bänke gefunden hätten, dass infolge des reichhaltigen Vergnügungsprogrammes die Festgenossen stets nur sehr mangelhaft an den wissenschaftlichen Verhandlungen teilgenommen hätten. Der Redner meint deshalb, den Kölner Vorschlägen beistimmen zu können; er empfiehlt eine gründlichere Vorbereitung der technischen Ausflüge und meint, es sei dem Vorstande anheimzustellen, in der von Köln beantragten Weise vorzugehen.

Hr. Peters wünscht, dass dem Vorstande keine gebundene Marschroute vorgeschrieben werde, glaubt aber in der Resolution im allgemeinen nicht das zu finden, was in Vereinskreisen gewünscht werde. Die Ausflüge nach den Sitzungen sollen keine eingehende Besichtigung von Fabriken sein, sondern nur eine Anschauung über die Industrie im allgemeinen gewinnen helfen. Für gründlicheres Studium derselben sei in den letzten Jahren stets in den Tagen vor und nach der Hauptversammlung eine Reihe von Fabriken bereitwilligst zugänglich gewesen.

Der Verein solle nicht darauf verzichten, sein Interesse an der Wissenschaft kund zu geben, selbst auf die Gefahr hin, dass gelegentlich nur ein kleiner Kreis von Zuhörern dem Vortrage mit vollem Verständnis folgen könne. Nur dann werde es gelingen, im steten Zusammenhange mit der Wissenschaft zu bleiben und deren Lehrer zu Vorträgen zu gewinnen.

Die Ausarbeitung der gutachtlichen Aeufserung des Bezirksvereines wird gleichfalls der soeben erwählten Commission übertragen.

Hr. Schlickeysen spricht über

eine neue Betonbereitungs- und Versenkungsmaschine.

>> Bei Gelegenheit der diesjährigen Hauptversammlung unseres Vereines zu Mannheim fand am Morgen des 3. September ein Ausflug nach dem Rheinhafen behufs Besichtigung der Fundirungsarbeiten am dortigen Quaibaue statt. In der Entfernung von etwa 3 und 9m vom Ufer sind neben einander parallel in einer Länge von einigen 100m 2 Spundwände in das Strombett eingerammt, 1 bis 2m über den Wasserspiegel hervorragend und jede auf dem Kopfe einen Schienenstrang tragend, auf denen 5 Paar Räder mit Achsen eine Plattform von etwa 15m Länge und 7m Breite tragen. Auf dieser Plattform steht eine Spferdige Locomobile, ein Dampfsiebwerk und eine neue Betonmisch- und Hebemaschine meiner Construction und Fabrikation. Neben der Plattform schwimmt im Rhein ein Fahrzeug, das einen

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