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Die Blöcke gelangen aus den Gjers'schen Durch weichungsgruben auf einer Rollbahn mit mechanischem Betriebe zur Blockwalze oder vermittels Handkarre zu dem Dampfhammer von 12t Fallgewicht.

Die Blockwalze zur Herstellung von Brammen hat nur zwei Kaliber, einen Walzendurchmesser von 660mm, eine Ballenlänge von 2400mm und wird durch eine umsteuerbare Zwillingsmaschine mit Uebersetzung von 2:3 betrieben. Der Durchmesser der Cylinder derselben ist 1066mm, der Hub 1524mm. An der entgegengesetzten Seite der Triebwelle ist die Blechwalze angekuppelt, welche 914mm Dmr. und 2400mm Ballenlänge hat.

Von der Blockwalze gelangen die flach gewalzten Blöcke auf Rollen zu der Brammenschere, welche wegen ihrer aussergewöhnlichen Abmessungen und eigentümlichen Anordnung bemerkenswert ist. Der gröfste Querschnitt, für welchen dieselbe berechnet ist, beträgt 762 × 228mm; der Betrieb erfolgt durch eine Zwillingsdampfmaschine von 660mm Dmr. und 610mm Hub ohne Schwungrad, welche unter der Hüttensohle liegt, und deren Bewegung durch doppelte Räderübersetzung auf die mit Excentrik versehene Welle übertragen wird. Letztere liegt über dem senkrecht geführten Scherenschlitten, dessen Ständer die Lager tragen. Der Druck wird durch 8 schmiedeiserne Bolzen aufgefangen. Die Anlage ist auf die Herstellung von Blechen mittlerer Gröfse berechnet, wie solche für den Schiffbau und für Dampfkessel meistens verlangt werden; die Walzenstrafsen zur Herstellung von Profilstäben für den Schiffbau sollen noch errichtet werden.

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Zur

Die beiden eingangs benannten Stahlwerke werden die Jahresproduction des schottischen Bezirkes an Flusseisen um etwa 100000t vergrössern, und liefert deren Anlage den Beweis, dass die Ansicht des Hrn. J. Riley, Director der Scotch Steel Comp., Glasgow, nicht allgemein geteilt wird. Diese Ansicht wurde auf der diesjährigen Herbstversammlung des Iron and Steel Institute ausgesprochen und geht dahin, dass bei der Einführung der Entphosphorung durch das Thomas-Verfahren ein Fehler begangen worden sei, indem derselbe vornehmlich in der Birne vorgenommen würde. Verbrennung des Phosphors sei das Ueberblasen in derselben erforderlich und hierbei die Aufnahme von oxydirtem Eisen in das Bad nicht zu vermeiden, zu dessen Entfernung nicht genügend Zeit zwischen der Beendigung des Verfahrens und dem Giefsen liege, wie das heftige Kochen in den Coquillen beweise. Es sei aber erwiesen, dass selbst der geringste Gehalt an Oxyden das Flusseisen spröde mache. Das Herdschmelzen biete dagegen weniger Veranlassung zum Uebergange von Oxyden in das Bad und genügend Gelegenheit und Zeit zur vollkommenen Zersetzung, so dass dieses allein zur Erzeugung eines zuverlässigen weichen Materiales geeignet sei.

Thatsächlich ist diese Ansicht auch in den Kreisen der Käufer vorherrschend, und unterliegt es keinem Zweifel, dass

deutscher Ingenieure.

es seitens der für das basische Bessemerverfahren eingerichteten Werke ganz aufsergewöhnlicher Anstrengungen bedarf, um die Veranlassungen zu derselben zu beseitigen.

In Nordamerika kam das Thomas'sche Entphosphorungsverfahren in der Birne erst in den Jahren 1881 bis 83 nach dessen erfolgreicher Durchführung in England und Deutschland zur Anwendung, und konnten somit bei der Neuanlage dortiger Stahlwerke die hier gewonnenen Erfahrungen ausgenutzt werden. Hiervon liefert dasjenige der » North Chicago Rolling Mill Company < ein beredtes Zeugnis,, dessen Beschreibung in einem Bericht enthalten ist, welchen Rob. Forsyth dem American Institute of Mining Engineers lieferte. Die hier vorgesehene Herstellung von Schienen durch unmittelbares Auswalzen von Blöcken von 300 × 300 Querschnitt machte die Anlage von Vorrichtungen zum Giefsen und Handhaben einer grofsen Zahl von Blöcken erforderlich, da 3 Birnen von 10t zu einer Gruppe vereinigt wurden und die Erzielung einer möglichst grofsen Zahl von Ladungen in einer Schicht beabsichtigt war. Um dies mit einer Betriebsbirne auszuführen und für den Verschleifs der Futter möglichst schnell Ersatz zu schaffen, wurde das Holley'sche System der Auswechselung der Mäntel angenommen. Die Achsen der Birnen liegen in einer Linie (s. Fig. 1), und zwischen je zweien ist ein Kran H angebracht, der die Pfanne während des Entleerens der Birnen trägt, dieselbe dann auf ein Geleise X setzt, von welchem sie der Giefskran J abnimmt. Die Entnahme des flüssigen Roheisens erfolgt von den Hochöfen, und die Cupolöfen F dienen nur zum Schmelzen des Spiegeleisens. Die Giefsgrube hat 6m Dmr., drei der umstehenden Krane dienen zum Ausheben der Blöcke und Coquillen, der vierte zum Auswechseln der Giefspfannen. Sämmtliche Krane sind nach amerikanischem Systeme mit Führung der verlängerten Plunger im Dachstuhle construirt, wie Fig. 2 und 3 zeigen. Das Trocknen und Brennen der Birnen- und Pfannenfutter geschieht durch Gasfeuerung, siehe Fig. 1 und 3.

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Sämmtliche Apparate und Maschinen sind äusserst kräftig construirt, um einer möglichst angestrengten Arbeit gewachsen sein. Das Zwillingsgebläse hat Dampfcylinder von 1370mm Gebläsecylinder von 1670mm Dmr. und 1524mm Hub; der Winddruck beträgt 1,75 Atm. und der Verlust desselben bis zum Windkasten der Birne nur 0,07 Atm. Der Boden der Windkasten enthält 18 Düsen. Die Blasezeit einer Ladung von 10t Roheisen mit 2 pCt. Si ist gewöhnlich 10 bis 12 Minuten, so dass 5 Ladungen in einer Stunde beendet werden können, wenn 2 Birnen gleichzeitig betrieben werden, wie solches die schnelle Herstellung der dritten Ersatzbirne gestattet. In diesem Betriebe kann die aufsergewöhnlich grofse Production von 600t in 12 Stunden erzielt werden.

Sitzungsberichte der Bezirksvereine. Eingegangen 30. October 1885.

Berliner Bezirksverein.

Sitzung vom 7. October 1885. Vorsitzender: Hr. Pütsch. Schriftführer: Hr. Cramer. Anwesend 85 Mitglieder und Gäste.

In eine Commission zur Beratung des Vorbildungswesens für das technische Studium, soweit die diesjährige Hauptversammlung den Berliner Bezirksverein damit betraut hatte, werden gewählt die Herren: Becker, Herzberg, Endenthum, Pütsch, Reuleaux, Cramer, Fehlert.

Hr. Otto Quehl, Civilingenieur in Baku, trägt vor über
die Naphthaindustrie bei Baku,

unter Vorzeigung zahlreicher Photographien und Proben.

Die Hauptfundstätte der Naphtha ist die Umgebung von Baku auf der Halbinsel Apschorra im Kaspischen Meere. Von dort wird das Rohmaterial etwa 10km weit nach der >schwarzen Stadt«, einem Fabrikengebiet neben Baku, zum Zwecke der Reinigung transportirt. Früher dienten hierzu zweirädrige Karren, seit 1879 Rohrleitungen, deren jetzt 12 vorzüglich sich bewährende vorhanden sind.

Die Rohnaphtha, eine dünnflüssig-schwarzbraune Flüssigkeit von nicht gerade unangenehmem Geruche, wurde früher

R. M. Daelen. (Fortsetzung folgt.)

aus natürlichen Quellen oder gegrabenen Brunnen geschöpft; jetzt wird sie aus Bohrlöchern von 60 bis 200m, ausnahmsweise 300m, Tiefe gewonnen. Sie entspringt aus dem Muschelkalk, in welchem sie vor Zeiten durch das Absterben der Leiber zahlloser Tierchen gebildet und zwischen undurchlässigen Thonlagen in Sandschichten eingeschlossen wurde; in der Umgebung sind Schlammvulkane nicht selten.

Die Anzahl der Bohrungen auf Naphtha ist aufserordentlich grofs, doch kann nicht auf allen Stellen des Landes gebohrt werden, an denen man Naphthaausbeute erwarten dürfte. Die den Bauerngemeinden gehörigen Teile der Landoberfläche dürfen gesetzlich dazu nicht verwertet werden und bieten vielleicht für später Ersatz, wenn die anderen Ländereien völlig ausgebeutet sein werden. Das Land der Adligen und die der Regierung gehörigen grofsen Landstrecken sind von Unternehmern in Parzellen gekauft oder gepachtet.

Man treibt ein Bohrloch zuerst immer an der Nachbargrenze hinunter, um möglichst zugleich aus dem Nachbarterrain Nutzung zu haben. Die Grösse des Bohrterrains ist sehr verschieden; zuweilen ist es kaum so grofs, dass der Bohrturm darauf Platz hat. Die bis 20m hohen, in verschiedenen Weisen gebauten Bohrtürme stehen oft sehr dicht bei ein

26. December 1885.

ander. Einige bildete man nach amerikanischem Vorbild aus Brettern in Fachwerk aus. Unter diesen Türmen wird nach amerikanischer Weise am Seil gebohrt. Manche Bohrbetriebe werden noch in sehr beschränkten Verhältnissen mit Handbetrieb ausgeführt, andere arbeiten mit den besten mechanischen Mitteln und mit Dampfkraft.

Gebohrt wird meist mit festem Gestänge und Freifallbohrer. Die Bohrer verbreitern sich im Augenblicke des Aufschlagens in ihren Schneiden, so dass das Bohrloch etwas weiter wird, als das in dasselbe geführte Bohrrohr. Andere Bohrmethoden sind mehrfach versucht, doch als nicht praktisch wieder verlassen worden.

Die fertigen Bohrlöcher werden verrohrt. Diese Futterröhren werden jetzt aus Eisenblech genietet und mit aufsen aufsitzenden Muffen aneinandergefügt. Die Wandstärke beträgt durchschnittlich 5mm. Der Bohrloch durchmesser wird jetzt zwischen 250 bis 450mm genommen, und in der anfänglichen Weite wird die Bohrung häufig bis zur Vollendung fortgeführt. Früher nahm man geringere Durchmesser, doch sehr zum Nachteile des Betriebes, denn die engen Bohrlöcher verstopften sich leicht. Auch zu dünne Wandstärken der Röhren sind oft verhängnisvoll geworden.

Die Gesammtkosten einer Bohrung belaufen sich im Durchschnitt auf 10000 bis 20000 Rubel. Ein Fünftel aller Bohrungen etwa missglückt bei dem Niedertreiben; dass Naphtha einmal garnicht zu finden, kommt selten vor.

Beim Erscheinen von Naphtha im Bohrloche wird diese in den meisten Fällen zuerst mit langen Eimern, die ein Ventil im Boden haben, geschöpft. Dann entwickelt sich der Naphthaauftrieb meist von selbst, und als Springbrunnen steigt die Flüssigkeit dann hoch empor.

Nicht alle Bohrlöcher bilden Springbrunnen; letztere aber teilt man in wahnsinnige und vernünftige ein. Ein vernünftiger Springbrunnen lässt sich oben am Bohrrohre mit einem Schieber abschliefsen, und entnimmt man aus ihm je nach Bedarf. Gelingt es bei einem verrückten Springbrunnen überhaupt, ihn abzuschliefsen, so drängt sich die Naphtha mit Gewalt seitlich vom Bohrloch irgendwo hervor, das Bohrloch wird beschädigt und der Betrieb in Frage gestellt. Ein wahnsinniger Springbrunnen erhebt sich hoch über den Bohrturm bis auf 40m über die Erdoberfläche mit rasender Geschwindigkeit und mit weithin hörbarem Geräusche. Der Wind ergreift den in der Dicke des Bohrrohrdurchmessers aufschiefsenden Naphthastrahl und treibt ihn fort. In der ersten Zeit wirft solcher Springbrunnen in 1 Tag bis 100000 Ctnr. Naphtha aus. Diese Flüssigkeit läuft dann, wenn keine Auffangvorkehrungen getroffen sind, in die natürlichen vorhandenen Bodenvertiefungen oder in die in der Nähe vorhandenen Landseen mit Salzwasser und bedeckt deren Oberfläche. Es kam vor, dass die Anwohner, die keinen Gebrauch von der Naphtha machen konnten, die Seen in Brand steckten, so dass sehr grofse Mengen der Naphtha durch nutzloses Verbrennen verloren gegangen sind.

Früher waren solche Verluste nicht selten; jetzt sieht man sich besser vor und schafft zeitig noch zwischen Erdwällen grofse Bassins, in welchen die Naphtha aufgefangen und später daraus auf- und fortgepumpt wird. Man lässt zum Auffangen den Fontänenstrahl nicht mehr senkrecht aufgehen, sondern neigt ihn durch schräge Ueberdeckung der Bohrmündung zu fast wagerechter Richtung, und ist so vor der Verstäubung der Naphtha durch den Wind mehr gesichert.

Nicht immer entwickelt sich ein solcher Springbrunnen erst allmählich; es sind Fälle vorgekommen, in denen während der Bohrarbeit unerwartet plötzlich die Naphtha mit solcher Heftigkeit ausbrach, dass das Bohrgestänge herausgeschleudert wurde und am Bohrturm mit demselben zerschellte. Nach wenigen Wochen, zuweilen erst nach Monaten, beruhigt sich ein solcher Springbrunnen. Die Naphtha läuft nur noch aus der Bohrlochmündung über, und das Rohr lässt sich schliefsen. Nach längerer Ausbeute lässt dann auch der freiwillige Auftrieb nach, und schöpft man dann die Naphtha mit Eimern aus dem Rohr. Die Hebung der Naphtha mit Pumpen ist. nur schlecht durchzuführen, weil sehr grofse Sandmengen mit der Flüssigkeit heraufkommen. Auch ein Springbrunnen wirft im Anfang in Pausen grofse Sandmengen und Salzwasser mit der Naphtha gemeinsam aus. Die ausgeworfenen Sandmengen

verändern häufig das Ansehen der ganzen Umgebung des Bohrloches. 1)

Die Springbrunnen sind auch sehr feuergefährlich; ein freilich nur einmal vorgekommener Fontänenbrand wütete wochenlang, ehe er, und zwar nur wegen Verstopfung des Bohrloches, mit dem Versiegen der Quelle aufhörte. Die frische Naphtha reisst viel leichtflüchtige Gase mit empor, wie denn überhaupt Gasausströmungen aus den Bohrlöchern zur Regel gehören. Die heiligen Feuer sind Gasfeuer, deren hauptsächlichstes den alten Feueranbetern zum Leichenverbrennen diente. Andere natürlich vorkommende Gasausströmungen aus dem Boden werden zum Kalkbrennen benutzt. Die abgestandene Naphtha ist nicht mehr so sehr feuergefährlich, denn ihr durchschnittlicher Verflüchtigungspunkt liegt hoch genug, um ein leichtes Feuerfangen zu verhindern. Die Rohrleitungen, durch welche die Naphtha nach der Schwarzen Stadt gepumpt wird, haben meist 100mm 1. W. Sie sind aus geschweifsten Röhren mit auf konischen Gewinden übergeschraubten Muffen hergestellt. Die Verlegung solcher Röhren frei auf der Erdoberfläche geht schnell von statten. Für das Recht der Rohrlegung auf fremdem Lande wird an die Landbesitzer eine entsprechende Pacht bezahlt. Um viel durch die Röhren zu fördern, wendet man grofse Durchflussgeschwindigkeit an und muss demnach mit ziemlich bedeutendem Kraftaufwande pumpen. Das Terrain fällt nach der >> schwarzen Stadt« zu ab, und doch hat man 20 bis 60 Atm. Druck in den Röhren. Dem entsprechend sind die Röhren auf 40 bis 120 Atm. geprüft.

Die tägliche Förderung mit einem 100mm weiten Rohre beträgt bis 20000 Ctnr. Naphtha. Die Kosten einer Rohrleitung ohne Pumpenanlagen betragen für je 1km zwischen 6000 bis 8000 Rubel.

In der »schwarzen Stadt« wird die Naphtha in mächtigen schmiedeisernen Behältern aufgefangen, welche gewöhnlich 25000 bis 150 000 Ctnr. Inhalt haben. Die regelmässig angelegte »schwarze Stadt« enthält eine grofse Zahl von Petroleumfabriken. Fast die ganze östliche Hälfte der Stadt nimmt die eine grosse Fabrikanlage der Gesellschaft Gebr. Nobel ein. Bei der Destillation wird die Naphtha in drei Teile zerlegt. Das Vordestillat enthält die leichtflüchtigen Kohlenwasserstoffe und ist mit der Gesammtbezeichnung Benzin benannt. Für dieses ist zur Zeit noch kein genügender Absatz zu finden, und grofse Mengen davon werden, nur damit man sich derselben erledigt, vernichtet. Man lässt das Benzin dazu in Erdbassins laufen und brennt es ab.

Während die amerikanische Naphtha bis 70 pCt. Petroleum abdestilliren lässt, sind bei der Baku-Naphtha durchschnittlich nur 35 pCt. zu gewinnen. Das Destillat enthält als Rohpetroleum noch harzartige Bestandteile, welche durch Zusatz von Schwefelsäure zerstört werden. Man mischt die Säure sehr innig mit dem Petroleum durch Einblasen von Luft, welche an der tiefsten Stelle der konisch nach unten auslaufenden eisernen Reinigungsbehälter eintritt. Durch Abstehen trennt man Schwefelsäure und Petroleum wieder und neutralisirt letzteres in einem anderen Gefäfse mit Soda. Auch die Soda lässt man unter dem Petroleum sich absetzen, und ist letzteres nun für die Versendung fertig.

Es wurden von Baku transportirt:

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geworden und mit der schon älteren Bahn zwischen Tiflis und Batum jetzt eine directe Verbindung mit dem Schwarzen Meere vorhanden ist. Diese Bahn vermag nicht, den an sie gestellten Ansprüchen zu genügen, und so geht man ernstlich mit der Absicht um, von Baku eine Naphtharohrleitung von etwa 150mm Dmr. beinahe 700km lang nach Batum zu legen. In letzterer Stadt würde die Petroleumfabrikation noch vorteilhafter betrieben werden können, weil in dem Freihafen Schwefelsäure und Soda billiger als in Baku sind und der Transport nach Europa auf dem Wasserwege unmittelbar besorgt werden kann.

Eine andere Rohrleitung ist noch kühner geplant. Man denkt daran, vom Südufer des Kaspischen Meeres durch ganz Persien hindurch bis an den Persischen Meerbusen Petroleum durch ein Rohr zu befördern und dann Indien und Australien von einem südpersischen Hafen aus damit zu versorgen. Wie weit den letzteren Plan auszuführen zweckmässig sein kann, bleibt wohl noch zu ermessen, weil am persischen Meerbusen selbst Naphtha vorkommt und die Ausbeute dort, wenn sie einmal in Angriff genommen werden wird, reichlich zu werden verspricht.

Das Land, auf dem bei Baku jetzt Naphtha gewonnen wird, ist kaum sechs Quadratmeilen grofs; die Naphthafundorte Russlands schliefst es aber nicht alle ein. Längs dem Südfusse der Kaukasusgebirgskette finden sich Anzeichen für Naphthavorkommen. Am Flusslaufe des Kur entlang findet man überall Naphthaquellen, und sind die früher von Gebr. Siemens bei Tiflis ausgebeuteten ja bekannt. An beiden Enden des Kaukasus scheint die Gewinnung am vorteilhaftesten sich gestalten zu sollen, denn in der Nähe der Kubanmündung bei einem Orte Novorossijsk wird zur Zeit bereits an der Begründung einer grofsen Naphtha-Industrie gearbeitet. Gelingt es, diese zu entwickeln, so wird sie wegen der viel günstigeren Lage unmittelbar am Schwarzen Meere der Industrie in Baku überlegen sein.

Auch über die beiden Enden des Kaukasus hinaus kommt Naphtha noch vor. In der Krim ist sie bekannt und auch jenseits Baku am Kaspischen Meere. Dort auf einer Insel Tscheleken ist jetzt ein Bohrloch in Betrieb gekommen, welches angeblich täglich 150000 Ctor. Naphtha von sehr schöner Beschaffenheit ergiebt. Diese Naphtha und die in Truchmenien neuerdings erbohrte ist sehr reich an Paraffin, während die Bakunaphtha nur etwa 1/2 pCt. davon enthält.«

Auf eine Anfrage bemerkt der Redner noch, dass Naphtharückstände sehr vorteilhaft zur Dampfschiff- und Locomotivheizung benutzt werden. Zu dem Ende werde die aus flacher Mündung ausströmende Naphtha durch einen Dampfstrahl zerstäubt; die Bedienung einer solchen Kesselfeuerung sei eine aufserordentlich bequeme.

Der Preis der Rohnaphtha stelle sich in Baku auf 3,20 bis 3,80 M für 1000kg, das gereinigte Petroleum auf 25 bis 32 M ohne Fass. Die Transportvorrichtungen seien in neuerer Zeit sehr vervollkommnet durch die Einführung von Cisternenwagen- und -Schiffen, so dass z. B. ein Schiff in 5 bis 6 Stunden mit 800 bis 1000 Petroleum beladen werde.

Hr. J. L. Huber, Hamburg, spricht über den von ihm construirten

Registrator zum Messen elektrischer Ströme.

»>M. H.! Der ehrenden Aufforderung, Ihnen einen Vortrag über den von mir erfundenen registrirenden Messapparat für elektrische Ströme zu halten, komme ich um so lieber nach, da wohl in keiner Stadt die Anwendung der Elektricität eine so allgemeine ist, wie hier in Berlin, und das Verständnis derselben zum Allgemeingut, insbesondere der Ingenieure, wird.

Den Apparat, den hier vorzuzeigen ich mir erlaube, habe ich in erster Linie construirt, damit er für die Benutzung der Elektricität das sei, was die Gasuhr für das Gas, die Wasseruhr für das Wasser ist, d. h., ein der Eigenart des zu messenden angepasster Messapparat.

Bei dem Verbrauche von Gas und Wasser genügt es, zu wissen, welche Menge in einer gewissen Zeit verbraucht ist; bei dem elektrischen Strom ist eine derartige Angabe aber nicht ausreichend, denn da die durchflossene Leitung erwärmt wird und zwar, wenn die Stromstärke zu grofs für den Querschnitt der betreffenden Leitung ist, bis zur Verbrennung, so muss ein zweck entsprechender Messapparat angeben, was zu

deutscher Ingenieure.

jeder einzelnen Zeit hindurchgeströmt ist, er muss fortlaufend aufzeichnen und nicht nur summiren. Ferner ist an solchen Strommesser die Bedingung zu stellen, dass derselbe dann, aber auch nur dann, in Thätigkeit trete, sobald ein Verbrauch stattfindet, und dass ferner selbst der Laie sich sofort und leicht von der Richtigkeit der Angaben des Apparates überzeugen könne.

Diese Bedingungen werden bis jetzt nur durch meinen Registrator erfüllt; alle anderen für die Aufzeichnung des Stromverbrauches bestimmten Apparate lassen, unmittelbar oder mittelbar, nur erkennen ähnlich wie bei Gas- und Wasserröhren, wie viel Strom insgesammt verbraucht ist, nicht aber, wie und wann der Verbrauch stattgefunden hat, so dass durch keinen dieser Apparate nachgewiesen werden kann, ob zu irgend einer Zeit der Leitung mehr Elektricität, als zulässig, zugeführt ist. Der Einwand, dass ein solcher Nachweis überflüssig sei, da ja in allen Leitungen Sicherheitsunterbrecher eingeschaltet seien, welche abschmelzen, ehe der Strom eine gefahrbringende Stärke annehmen könne, ist nicht stichhaltig, denn die praktische Erfahrung lehrt, wie wenig von derartigen Sicherheiten zu halten ist.

Zu dem von mir genannten Zwecke habe ich einen Strommessapparat mit einer durch ein Uhrwerk gleichmässig fortbewegten Fläche in der Weise verbunden, dass der Ausschlag des Zeigers des Strommessapparates, d. h. die Stellung der Spitze desselben, auf der Fläche sich aufzeichnet. Da der Ausschlag des Zeigers von der Stärke des durchgehenden Stromes abhängt, so wird die Abweichung desselben aus der Ruhelage, welche auf der Fläche durch die Nulllinie angegeben ist, die Stromstärke anzeigen, und da ferner die Registrirfläche in der Zeiteinheit, z. B. in 1 Stunde, sich um einen Teilstrich fortbewegt, so sind, je nach der Einteilung der Fläche für den Ausschlag des Zeigers nach Ampère oder Lampen usw., die Stundenampère, Lampenstunden usw., unmittelbar abzulesen; mithin kann jeder, ob Fachmann oder nicht, sich leicht überzeugen, ob innerhalb einer bestimmten Zeit der Weg von einem Teilstriche zum anderen zurückgelegt wird, sowie ferner, ob, z. B. bei Einteilung nach Glühlichtlampen, was sich bei derartigen Anlagen im allgemeinen empfiehlt, die Anzahl der brennenden Lampen mit der Zahl übereinstimmt, auf welcher die Spitze des Zeigers zur betreffenden Zeit steht.

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Bei dem hier vorgezeigten Apparate habe ich für die Strommessung ein Gülcher'sches Ampèremeter verwendet und als Registrirfläche eine Scheibe, die sich in je 24 Stunden. einmal um ihre Achse dreht. Die Drehung der Scheibe erfolgt durch ein Uhrwerk, welches durch ein an einem Hebel befindliches herabsinkendes Gewicht bewegt wird. Ehe das Gewicht, also auch der Hebel, in seine Ruhelage kommt, schliefst der Hebel einen Contact, so dass der in einem Nebenschlusse der Hauptleitung befindliche Elektromagnet des Uhrwerkes eingeschaltet wird; ist nun Strom in der Leitung, so wird der Anker des Elektromagneten, der einen zweiarmigen Hebel bildet, heftig angezogen und wird den auf seinem von dem Elektromagneten zugewendeten Ende ruhenden Gewichtshebel des Uhrwerkes in die Höhe werfen, das Uhrwerk so in Bewegung setzen bezw. einen neuen Anstofs für den weiteren Gang desselben geben; gleichzeitig wird durch die Aufwärtsbewegung des Hebels der Contact des Elektromagneten unterbrochen, so dass der Anker in seine Ruhelage zurückfällt und erst, nachdem der Contact durch den niedersinkenden Anker wieder geschlossen ist, wieder angezogen, dem Uhrwerke so einen neuen Impuls gebend und den Contact wieder unterbrechend. Die Kraft, mit welcher der Anker angezogen wird, hängt natürlich bei demselben Instrumente bezw. bei gleichen Elektromagneten von der Spannung des benutzten Stromes ab, mithin auch die Höhe, bis zu welcher das Gewicht fliegt, der Gang des Uhrwerkes aber von dem Gewicht als solchem und der Unruhe bezw. der Regelung des Werkes, und nicht von der Spannung des Stromes; denn das Gewicht wird, ist dieselbe hoch, höher fliegen und längere Zeit gebrauchen, um in seine Rubelage zu gelangen, als bei geringerer Spannung; dagegen werden aber auch weniger häufig die Impulse erfolgen.

Es ist selbstredend, dass die Grenzen der für dasselbe Instrument zulässigen Spannungen nicht sehr weit aus, ein

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XXIX

52

December 1885

ander liegen, und verwende ich daher, da es vorteilhaft ist, den Contact möglichst wenig zu schliefsen, einen von Hrn. Ingenieur Schnitter erfundenen Multiplicator; derselbe besteht aus einem mit seinem einen Ende frei über dem Eisenkern des Ankers schwebenden eisernen Winkelhebel, welcher bei sonst gleich bleibenden Verhältnissen die Wirkungen des Elektromagneten auf den Anker dadurch wesentlich verstärkt, dass er selbst heftig mit angezogen wird; es ist eine indirecte Vergröfserung der Eisenmasse des Elektromagneten, ohne Erhöhung des Gewichtes.

Da der Gang des Laufwerkes vollständig unabhängig von den in Verwendung kommenden Messinstrumenten ist, so ergiebt sich, dass statt eines Ampèremeters oder eines Intensitätsmessers im allgemeinen ein Voltmeter oder sonstige Spannungsmesser verwendet, mithin die Schwankungen in der Spannung registrirt werden können, was bei vielen Anlagen, namentlich solchen mit Glühlichtern, von gröfster Wichtigkeit ist; denn bekanntlich ist es schädlich für die Brenndauer der Glühlichtlampen, wenn sie mit höherer als der ihnen zugedachten Spannung benutzt werden.

Der Apparat ist jedoch nicht nur für die Anwendung in der Elektrotechnik bestimmt; er gestattet auch, durch Ein

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schaltung einer kleinen Dynamomaschine den Gang, d. h. die Umlaufsgeschwindigkeit jeder Maschine, und zwar in fast beliebiger Entfernung von der zu beobachtenden Maschine, aufzuzeichnen, so dass der Industrielle in seinem Arbeitszimmer den Gang seiner Betriebsmaschine beobachten kann. Schliefslich bemerke ich noch, dass bei meinen Registratoren, die zur Ueberwachung der Maschinen bestimmt sind, sowie bei den Apparaten, die nicht nur angeben sollen, wieviel elektrischer Strom, sondern auch wann derselbe gebraucht ist, das elektrische Laufwerk in Wegfall und statt desselben ein gewöhnliches Uhrwerk in Anwendung kommt, so dass die Registrirfläche sich auch dann fortbewegt, wenn kein Strom dem Messapparate zugeführt wird bezw. die Leitung durchfliefst; dagegen kommt in denjenigen Apparaten bei elektrischen Centralanlagen, welche für die einzelnen Abnehmer bestimmt sind, keine sich drehende Scheibe,, sondern ein langer sich abwickelnder Papierstreifen zur Verwendung.

In welcher Weise die Aufzeichnungen geschehen, ist aus beistehenden Diagrammen zu ersehen, von denen Fig. 1, 2 und 3 von Apparaten mit elektrischen Laufwerken und Fig. 4 von einem Apparate mit gewöhnlichem Uhrwerk auf

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Fig. 3.

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Fig. 4.

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genommen sind; erstere sind Intensitätsmessungen und letzteres eine Registrirung der Spannung; alle vier sind bei der Ladung und Entladung von Accumulatoren in meiner Fabrik aufgenommen und geben ein klares Bild von deren Wirksamkeit.

Das Diagramm No. 1 lässt deutlich, die Art des Ganges des zum Betriebe der Dynamomaschine verwendeten Lilienthalmotors erkennen. Der von der Dynamomaschine erzeugte Strom wird zur Formation von Accumulatoren benutzt und, da der Widerstand, welchen sie dem Durchgange des erzeugten Stromes entgegensetzen, ein constanter ist, so wird jede Schwankung im Gange der Betriebsmaschine, also jede Schwankung in der Umdrehungsgeschwindigkeit der Dynamomaschine, eine Schwankung in der erzeugten Stromstärke zur Folge haben, welche, im Diagramm aufgezeichnet, auf das genaueste den Gang der Betriebsmaschine erkennen lässt.

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Diagramm No. 2 zeigt die Ladung und Entladung von Accumulatoren; dasselbe zerfällt in drei Teile, nämlich:

1. Ladung der Accumulatoren von der durch den Lilienthalmotor betriebenen Dynamomaschine; dieselbe dauerte vom 9. September abends 61/2 Uhr bis zum 10. September morgens 8 Uhr.

2. Fortsetzung der Ladung mittels Elektricität, die aus früher geladenen Zellen entnommen wurde, von 8 Uhr morgens bis 1/2 Uhr nachmittags.

3. Entladung der durch vorstehende Arbeit geladenen Zellen; dieselbe begann um 11/2 Uhr nachmittags, die Stromstärke hielt sich nahezu constant bis gegen 8 Uhr abends und fiel alsdann rasch ab.

Das Diagramm No. 3 unterscheidet sich nur dadurch von No. 2, dass zur Ladung der zur untersuchenden Accumulatoren nur der in anderen Accumulatorzellen vorrätige Strom benutzt worden ist.

Die Diagramme 2 und 3 lassen aus den Registrirungen des Instrumentes die in Accumulatoren geladene und aus denselben entnommene Stromstärke erkennen.

Das Diagramm No. 4 zeigt die Spannung des zur Ladung von 28 Accumulatoren benutzten Stromes in Volt an, und ist aus demselben deutlich ersichtlich, dass trotz der Schwankungen in der Umdrehungszahl des Lilienthalmotors, da der Widerstand der Accumulatoren gleich blieb, die Spannung ebenfalls nahezu constant blieb.<

Hr. A. Elbers, Hoboken, hält einen Vortrag über die
Verwertung von Hochofenschlacken.

»Die rationelle Verwertung aller Abfallproducte, deren Ausnutzung nicht durch Ausziehen des wertvolleren Minderteiles sondern durch Massenverwendung stattfinden soll, lässt sich nur durch ihre möglichst gleichmässige Darstellung erzielen. Die in der Zusammensetzung ihrer Hauptbestandteile der vielseitigsten Nutzanwendung fähige Schlacke ist immer durch verhältnismäfsig geringen, aber wegen seiner Löslichkeit für jede directe Verwertung nachteiligen Schwefelgehalt verunreinigt und fliefst vom Hochofen als ein Gemenge zusammengeschmolzener, aber chemisch noch unvollständig vereinigter Verbindungen ab, welches in langsamer und ungeregelter Erkaltung noch ungleichmäfsiger wird. Alle Versuche, derartige ohne Rücksicht auf spätere Verwendung abgeworfene Schlacke nachträglich den bestehenden technischen Industrieverhältnissen für gröfseren Verbrauch anzupassen, müssen in ihrer Weiterentwicklung an den immer wachsenden Qualitätsanforderungen scheitern, welchen ein unzuverlässiges Material auf die Dauer nicht genügen kann.

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Die verwendbarste, aber, wie oben angeführt, immer schwefelhaltige Schlacke hat die in der Beschickung vieler Hochöfen übliche Zusammensetzung, in welcher das Sauerstoffverhältnis der Kieselsäure (SiO2) zu dem der basischen Bestandteile annähernd wie 1:1 steht, und erkaltet gewöhnlich steinig, wobei der Entglasung ähnliche Zersetzungen eintreten. Diese Entglasung geht nicht so weit, dass die Hauptbestandteile sich wesentlich verschieden gruppiren, ist aber immerhin genügend, um im Umschmelzen der Masse die energische Wiedervereinigung der getrennten Teile zu veranlassen, welche sich durch das plötzliche Uebergehen dieser Teile

deutscher Ingenieure.

aus dem festen in den flüssigen Zustand kundgiebt. Durch die leicht schmelzbaren Schwefelverbindungen (Ca S) wird dieses Flüssigwerden ohne vorheriges Erweichen noch befördert und dann Verschlacken genannt.

Wenn die erkaltete Schlacke mehrere Stunden der Weissglut ausgesetzt wird, so entweicht der Schwefel aus der umgeschmolzenen Masse und wird letztere dann bedeutend gleichmässiger. Aus der veränderten Beschaffenheit ergiebt sich, dass die zufälligen oder unwesentlicheren Bestandteile im Hochofen nur sehr unvollständig in Lösung gegangen sein müssen, und es lässt sich daraus erklären, dass sich in der abgestochenen Schlacke noch Verbindungen ausschieden, welche nach nach elektrochemischen Gesetzen bei vollständiger Wechselwirkung der vorhandenen Elemente nicht mehr vorkommen könnten. So kann analytisch nachgewiesenes Eisenoxydul teilweise als Schwefeleisen (Fe S) vorhanden gewesen sein, und lässt sich dieses Vorkommen in der Weiterverarbeitung der Schlacke von den mechanisch beigemengten Eisenteilchen unterscheiden. Je nachdem färbende Metalloxyde vollständig gelöst oder noch in solchen Verbindungen vorhanden sind, welche sich durch Rösten aufschliefsen und dann durch Auslaugen, Hydratisiren oder Absetzen ausscheiden lassen, kann die Schlacke zu einem schwefelreinen, gleichmässigen Producte von weisser bis ganz dunkler Farbe umgewandelt werden, und lässt sich aus der analytisch festgestellten Durchschnittszusammensetzung der Schlacke schon mit ziemlicher Sicherheit darauf schliefsen, wie sie sich in der Weiterverarbeitung verhalten wird.

Der Schwefelgehalt kann an und für sich aus der fein zerkleinerten Schlacke ausgeröstet werden; da aber bei der Temperatur, in welcher sich unter genügendem Luftzutritte schweflige Säure (SO2) bildet, die Masse zusammenfrittet oder schwindet und die durch Entglasung geschiedenen Teilchen sich dann wieder chemisch anziehen, so entsteht eine Doppelwirkung, unter welcher die bereits teilweise oxydirten Schwefelteilchen wieder mit der Masse verschlacken. Wenn die abgestochene Schlacke, um der Entglasung vorzubeugen, durch Abschrecken oder Einlaufenlassen in Wasser granulirt wird, so geht das Schwefelcalcium teilweise in complicirtere Verbindungen über, welche der gleichmässigen Entschweflung womöglich noch hinderlicher sind.

Saure, fast schwefelreine Schlacken, welche schon unter gewöhnlicher Erkaltung glasig erstarren, zerfallen, in fein zerteiltem Zustande geröstet, zu einer ungleichmässigen, wertlosen Masse.

Schlacke, in welcher der Thonerdegehalt (Al1⁄2 O3) innerhalb der bereits angeführten 1:1 oder Singulosilicatzusammensetzung in solchen Verhältnissen zu den übrigen Bestandteilen steht, dass sich der Sauerstoff der Kieselsäure und Thonerde zusammengerechnet zu dem des Kalkes wie 12:1 oder noch höher verhält, kann, soweit meine Beobachtungen reichen, durch Abgiessen in dünne Lagen fast so glasig erstarrt werden, wie die sauren Schlacken, und dann im zerkleinerten Zustande durch Rösten entschwefelt werden.

Dieser bereits im grofsen ausgeführte Vorgang des Verglasens führte mich zu der Schlussfolgerung, dass sich die vorwiegend steinig erkaltende Schlacke durch möglichst weit gehende, die nützliche Silicatzusammensetzung nicht beeinträchtigende Zersetzung am besten zur Entschweflung und Weiterverarbeitung vorbereiten lasse, die bedingungsweise verglasbare Schlacke aber durch vollständigste Erzielung des gleichmässigsten oder glasigen Zustandes.

Die weitgehendste Zersetzung lässt sich durch Umwandlung in Schlackenwolle erzielen.

Indem die heifsflüssige Schlacke durch Dampfstrahl zerteilt wird, können sich die chemisch unvollständig vereinten Verbindungen wieder je nach ihrer Leichtoder Strengflüssigkeit absondern, wodurch ein Gemenge von ziemlich gleichmässigen Fasern und Schlackenkörnern von charakteristischer Gröfsenabstufung entsteht. Wird die zu mäfsiger und leicht regulirbarer Dichtigkeit zusammengepresste Schlackenwolle auf Rotglut erhitzt, so oxydirt sich das Schwefelcalcium infolge des geregelten Luftzutrittes sehr schnell, die Masse schwindet und die Fasern zersetzen sich bei etwas höherer Temperatur zu einer unfühlbaren, locker zusammen

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