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und lassen sich nur um ein geringes ändern. Dazu kommt, dass bei den älteren Konstruktionen das Steuerexzenter und die Uebertraghebel und Stangen, soweit sie nicht vollständig unter einander ausgeglichen (ausbalanzirt) sind, einen wesentlichen Einfluss auf die Umlaufzahl haben und genau in Rechnung gezogen werden müssen. Das >>Pendeln« des Reglers, der unter gewissen Verhältnissen labile Lagen findet, ist eine bekannte und gefürchtete Erscheinung. Weiter tritt hinzu, dass sich bei pendelnder Aufhängung der Gewichte der wirksame Hebelarm bei jeder Stellung ändert, was die Berechnung recht umständlich gestaltet.

Die verantwortlichen Konstrukteure der Maschinenfabriken sind meist derartig in Anspruch genommen, ja überlastet, dass sie sich diese mühsame Arbeit und die damit verbundene Verantwortung gern ersparen, wenn sich die Aufgabe mit einem fertig zu beschaffenden Geschwindigkeitsregler erledigen lässt.

Auch die Ausführung der Flachregler, welche der Werkstatt zufällt, ist nicht leicht. Die Zapfen, auf denen meist ein Federdruck von mehreren hundert Kilogramm lastet, müssen sehr sorgfältig geschmiert werden, und doch begnügt man sich (wegen der Unzugänglichkeit während des Betriebes) meist mit Fettschmierbüchsen. Wird übersehen, sie rechtzeitig nachzufüllen, so ist ein vollständiger Verschleifs die unausbleibliche Folge.

Auch bei gut geschmierten Zapfen ist die Reibung, welche durch den Federdruck verursacht wird, so bedeutend, dass bis zu Aenderungen der Umlaufzahl des Reglers von 1 bis 2 vH die Verstellkraft durch die Eigenreibung des Reglers aufgezehrt wird, demnach merkliche Schwankungen der Umlaufzahl eintreten müssen, um eine verhältnismässig kleine Verschiebung an der Steuerung ins Werk zu setzen. Es ist bekannt, dass auch die Zapfen der Kegelregler, welche gewöhnlich auf einer stehenden Spindel hochliegend angeordnet sind, nur zu häufig ganz ohne Schmierung bleiben, sodass nach längerer Betriebszeit oft nur kaum kenntliche Ueberreste davon verbleiben und man sich wundern muss, dass nicht öfter Geschwindigkeitsregler wegen Zapfenbruches aus einander fliegen.

In dem Ersatz der Zapfen durch Stahlschneiden hat man ein wirksames Mittel gefunden, um die Reibung herabzuziehen; doch wird von den ausführenden Maschinenfabriken darüber geklagt, dass dies ein sehr teueres Mittel sei, und dass besondere Schleifmaschinen heschafft werden müssen, um die Schneiden genügend genau bearbeiten zu können1). Thatsächlich sind schon Explosionen von solchen Flachreglern (während des Betriebes) vorgekommen, die auf Bruch der Schneiden zurückzuführen sind. Es ist mir bekannt geworden, dass diese Umstände eine sehr bedeutende Dampfmaschinenfabrik veranlasst haben, nach jahrelanger Verwendung von Pendelflachreglern deren Bau wieder aufzugeben.

Weitere Schwierigkeiten liegen in der Rückwirkung der Steuerung auf den Regler sowie in den Stöfsen, welche durch die Massenbeschleunigung der Schieber und des Steuergestänges veranlasst werden. Darauf werde ich weiterhin noch zurückkommen, ebenso wie auch auf die meist sehr störende Trägheitswirkung der Exzenter.

Als Hauptverbesserungen, die an Federreglern überhaupt, und besonders an Flachreglern, zu treffen sind und welche zumteil schon seit längerer Zeit angestrebt werden, möchte ich nennen:

1) die unmittelbare Gegenwirkung von Gewichten und Federn,

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deutscher Ingenieure.

b) durch Beschaffung der bei Wegfall der federbelaste-
ten Gelenke erforderlichen Eigenreibung durch eine
die Rückwirkung hindernde Schraube,
c) durch Anwendung von Trägheitsmassen;

4) die Herstellung vollkommen oder nahezu vollkommen astatisch arbeitender Regler durch Anwendung von Trägheits

massen.

Zu 1) möchte ich bemerken, dass unmittelbar in der Federachse angebrachte Schwunggewichte schon im Anfange der 70er Jahre in Amerika von der Hoadley Co. ausgeführt wurden. Radinger beschreibt diesen Regler, bei welchem die Gewichte unmittelbar gegen symmetrisch angeordnete Blattfedern wirken (wenn ich nicht irre, war ein solcher Regler schon 1873 an einer Lokomobile der genannten Firma auf der Weltausstellung in Wien ausgestellt), in seinem Berichte über die Weltausstellung in Philadelphia 1876. Die praktischen Amerikaner haben uns auch in dieser Hinsicht die Wege gewiesen, doch ist der Wink nicht beachtet worden. Die Hoadleysche Konstruktion ist ohne Zweifel wesentlich

4

Fig. 1 und 2.

Flachregler von Dautzenberg.

6

einfacher und besser als viele höchst verwickelte Anordnungen, die später in Amerika, Oesterreich und Deutschland in Aufnahme kamen. Trotzdem die Blattfedern einfach herzustellen und zu berechnen sind, auch die Bestimmung der Mitwirkung der eigenen Masse an der Fliehkraft bei verschiedenen Stellungen der Gewichte nicht schwieriger ist als bei cylindrischen Schraubenfedern, haben sich die letzteren doch als bequemer erwiesen und sich allgemein eingeführt1).

Was die Anwendung der unmittelbaren Gegenwirkung auf Pendelregler betrifft, so ist zu erwähnen, dass sie schon von Proell, der bekanntlich in gemeinsamer Arbeit mit Doerfel die Verbreitung der Flachregler sehr wesentlich gefördert hat, in seinem österr. Patent vom 5. Aug. 1885 erwähnt wird; doch ist von einer praktischen Ausbildung dieses Gedankens nichts bekannt geworden.

Die unmittelbare Gegenwirkung an Pendelflachreglern ist praktisch erst durch Dautzenberg eingeführt worden. Da diese Konstruktion einen nicht unwesentlichen Fortschritt darstellt, so entnehme ich der deutschen Patentschrift Nr. 52214 die

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13. Juli 1901.

Figuren 1 und 2, welche zeigen, dass die cylindrische Schraubenfeder w den Hebeln b, die zugleich die Gewichte darstellen, im Schwerpunkte entgegen wirken. Die Aufhängzapfen sind dadurch nahezu vollständig entlastet. Allerdings sind zwischen Federn und Gewichten noch Schneiden eingeschaltet, doch sind sie in ganz eigenartiger und vorzüglicher Weise geführt, sodass ein Bruch bei guter Arbeit wohl ausgeschlossen erscheint. Diese Regler sollen sich in der Ausführung gut bewährt haben. Fig. 3.

steuerung mit ineinander liegenden Rundschiebern zur Anwendung kommen sollte. Neben den Bewegungswiderständen kommt bei zwangläufigen Schiebersteuerungen auch die Massenbewegung inbetracht. Die Massenbeschleunigung der Schieber lässt sich durch Einschaltung einer Feder in den Steuerungsantrieb ebenso ausgleichen wie bei Kolbenschiebern1), wobei die Gewichtwirkung der stehend angeordneten Schieber nicht berücksichtigt zu werden braucht; doch beeinträchtigt dies das einfache Aussehen der äufseren Steuerung. Fig. 4.

Fig. 3 bis 7. Flachregler der Skodawerke.

C

1

Die gleiche Anordnung ist Frankfurt ausgestellten Maschine der Firma J. S. Fries Sohn von Geifsler an der in in Frankfurt angewendet worden1).

Die Kon

Die oben angeführten Bedenken gegen die älteren Flachreglerkonstruktionen haben mich im Jahre 1895 bewogen, für eine von der Firma L. A. Riedinger in Augsburg im Jahre 1896 auf der bayrischen Landesausstellung in Nürnberg vorzuführende 200 pferdige stehende Dampfmaschine einen Flachregler zu konstruiren, an dem zum erstenmal radial gerade geführte Gewichte vorkommen, welche cylindrischen Schraubenfedern unmittelbar entgegen wirken. struktion ist in Z. 1897 S. 366 dargestelit 2). Der Grund, warum man sich gerade bei einer Ausstellungsmaschine nicht mit einer der bereits erprobten Konstruktionen begnügen wollte, war einerseits das Misstrauen, welches man den federbelasteten Gelenken entgegenbrachte, während man sich auf die Herstellung von Schneidengelenken mangels der erforderlichen Einrichtungen und Erfahrungen nicht einlassen wollte, und anderseits die Furcht vor der Rückwirkung der Steuerung, da die vom Verfasser eingeführte zwangläufige Corliss

1) Z. 1891 8. 1362, Stribeck: Die Dampfmaschinen der Internationalen Elektrotechnischen Ausstellung zu Frankfurt a/M.

2) Es sei hier bemerkt, dass diese Konstruktion aufgrund gemeinsamer Studien und Gedankenaustausches des Berichterstatters mit Hrn. Karl Reyscher, Maschinenfabrikant in Bielefeld, entstanden ist.

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lastung der Dampfmaschine in 3 sk ausgeschaltet, wobei die Umlaufzahl von 196 auf 201 stieg und dabei stehen blieb. Es fand also bei 100 vH Lastschwankung nicht das geringste Ueberreguliren statt, da die Umlaufzahl 201 der äussersten Dabei ist zu berücksichStellung der Gewichte entspricht. tigen, dass es sich um eine mehrstufig arbeitende Maschine handelt, die vom Regler nicht so leicht zu beherrschen ist wie eine eincylindrige.

Erreicht ist dieses überraschende Ergebnis vor allem durch Anwendung radial gerade geführter, den Federn unmittelbar entgegen wirkender Gewichte, wobei die federbelasteten Gelenke fortfallen, entsprechend 1b) bezw. 3a) der aufgeführten Gesichtspunkte, ferner durch Einschaltung einer Schraube zwischen den Regler und das Steuerexzenter, entsprechend 3b). Es ist dabei zu berücksichtigen, dass die Reibung der Ruhe gröfser ist als die der Bewegung, was dem Regler bei Aufnahme eines Teiles der Rückwirkung durch die Schraube sehr zustatten kommt, während dabei doch der Regler ohne federbelastete Gelenke genügend empfindlich ist, um die Eigenreibung rasch zu überwinden und dann mit einem Rucke auch 100 vH der Lastschwankung sofort auszugleichen.

Bei der Beschreibung und Berechnung von Geschwindigkeitsreglern mit belasteten Zapfen wird immer wieder hervor

Fig. 8.

Kolbenschieber der elektrischen Zentrale Pilsen.

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deutscher Ingenieure.

belasteten Gelenke fortzulassen, was sich bei Verwendung von radial gerade geführten Gewichten in durchaus einwandfreier Weise ergiebt. Von Weifs ist1) hervorgehoben, dass mit Rücksicht auf Ueberregulirung infolge von Rückwirkung des Stellzeuges und auch mit Rücksicht auf den durch das Schwungrad bedingten Ungleichförmigkeitsgrad der »Unempfindlichkeitsgrad« des Reglers nicht zu klein werden darf. Auch ist von ihm in ganz richtiger Einsicht für gewisse Fälle die Anwendung von »Reibungsbremsen<< austelle der Oelkatarakte empfohlen worden.

Die so aufserordentlich scharfe Regelung an der Ausstellungsmaschine in Nürnberg lässt es gerechtfertigt erscheinen, wenn ich die weitere Entwicklung der Konstruktion hier vorführe.

Weitere Ausführungen sind in dem von Prof. Dr. Friedr. Vogel herausgegebenen »Jahrbuche für die gesamte Maschinenindustrie«<, Berlin 1899, beschrieben worden, so in Fig. 20 S. 92 ein von der Maschinenfabrik Andritz (bei Graz) für eine Walzenzugmaschine ausgeführter Regler von 75 kg Verstellkraft bei 2 vH Aenderung der Umlaufzahlen.

In Fig. 3 bis 7 auf S. 983 ist eine Konstruktion der Skodawerke in Pilsen, welche als Grundgestalt zahlreicher Ausführungen dieser Firma nach dem österreichischen Patente des Berichterstatters gelten kann, dargestellt. Die damit versehenen Dampfmaschinen ha

Fig. 9.

Vorrichtung zur Verstellung

der Umlaufzahl

500 Cyl=Omr

w

gehoben, wie wichtig es sei, die Reibung der Gelenke möglichst zu verkleinern1); ja, in neuerer Zeit wird sogar vorgeschlagen, Kugellagerung an den Zapfen anzuwenden"). Es ist dies ein ähnlicher Ausweg, wie die Anwendung von Schneidengelenken. Bei gröfseren Ausführungen müsste man die Kugellager etwa 10 bis 20 mal so stark belasten, wie es bei Fahrrädern üblich und erprobt ist. Ausserdem ist zu bedenken, dass jede solche Verminderung der Eigenreibung verlangt, dass die in den meisten Fällen unentbehrliche Oelbremse schärfer angezogen wird. Was man demnach auf der einen Seite unter Mehrkosten erreicht, muss auf der andern Seite wieder abgebremst werden; man muss eine kräftigere Nummer des Reglers wählen, und dadurch werden die Anschaffungskosten unnötig erhöht. Professor Stodola beweist in Z. 1899 S. 512 ausführlich, dass eine Regulirung ohne irgend eine Dämpfung unmöglich ist, und dass die Eigenreibung bis zu einem gewissen Grade die Oelbremse ersetzen kann.

Der eingeschlagene Weg kann somit kaum als zweckmäfsig bezeichnet werden. Einzig richtig erscheint es, die

1) s. z. B. Z. 1896, Tolle: Beiträge zur Beurteilung der Zentrifugalregulatoren.

2) D. R.-P. 106881 v. A. Kienast in Merseburg.

ben entweder die von Prof. Doerfel eingeführte zwangläufige Corlisssteuerung nach dem Zweikammersystem 2) oder auch die Kolbenschiebersteuerung mit in einander arbeitenden Schiebern, wie sie an den 3 Maschinen der elektrischen Zentrale in Pilsen zur Ausführung gekommen ist, Fig. 8.

S.

Fig. 9 zeigt eine Vorrichtung zur Verstellung der Umlaufzahl von Hand während des Betriebes, wie sie auf Wunsch mitgeliefert

wird; die Wirkung einer Zusatzfeder f ergänzt unter Vermittlung der Winkelhebel w die der Hauptfedern F. Die aus der Figur ohne weiteres verständliche Einrichtung hat ihrem Zweck durchaus entsprochen.

Der Regler selbst unterscheidet sich von dem in Nürnberg gezeigten dadurch, dass die Schraube weggelassen und das Steuerexzenter (entsprechend Punkt 2 der erwähnten Verbesserungen) mit einem der Gewichte in starrer Verbindung hergestellt ist. Das ist für den Konstrukteur eine aufserordentliche Vereinfachung und Erleichterung der Berechnung.

Bei dem beschriebenen Regler der in Nürnberg ausgestellt gewesenen Maschine erzeugt das Exzenter eine Fliehkraft von mehreren hundert Kilogramm, die durch eine besondere Blattfeder ausgeglichen ist, was eine sorgfältige und

1) Z. 1899 S. 67, Weifs: Die Verstellkraft der Regulatoren. 2) Z. 1892 S. 569.

Band XXXXV. Nr. 28. 13. Juli 1901.

Strnad: Fortschritte in Baue von Flachreglern.

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die Weglassung der die Rückwirkung hemmenden Schraube als ein Rückschritt zu bezeichnen.

Dieser Gedankengang war mafsgebend bei der Flachreglerkonstruktion nach D. R.-P. 95140 des Berichterstatters. Die Wirkung ist aus der Darstellung in Fig. 10 und 11 zu erkennen. Die Federn A wirken den Gewichten B unmittelbar entgegen, die statt durch die früher gebräuchliche gelenkige Verbindung durch eine Spindel C mit Rechts- und Linksgewinde D zu symmetrisch gleichsinniger Bewegung veranlasst werden. Diese Spindel kann sich nicht mit den Gewichten verschieben, sondern nur drehen, hat also keinen Einfluss auf die Umlaufzahl. Der Steuerzapfen E ist mit einem der Gewichte starr verbunden und wird bei durchgehender Welle als Exzenterring ausgebildet. Dieser Regler arbeitet mit zwangläufigen Corliss-Steuerungen, die bekanntlich sehr starke Rückwirkung ausüben, ohne Oelbremse und ist inbezug auf die Raschheit der Wirkung überhaupt nicht weiter verbesserungsfähig.

Zur näheren Erörterung wähle ich eine Ausführung mit Beharrungsschwungscheibe, weil diese besonders interessante Eigenschaften aufweist, die weiter unten besprochen werden. Der in Fig. 12 bis 15 vorgeführte Flachregler treibt die Betriebsmaschine der Maschinenfabrik H. Jahn in Arnswalde. Es ist dies eine Tandemmaschine mit zwangläufiger CorlissSteuerung, welche bei 10 bis 12 at Dampfüberdruck tadellos arbeitet. Diese von mir eigens für hohe Dampfspannungen konstruirte Steuerung möchte ich einer besonderen Besprechung vorbehalten.

A

Leider ist keine Vorrichtung vorhanden, um die ganze

Fig. 12 bis 15. Flachregler mit Beharrungsschwungscheibe von Strnad.

Fig. 13.

Fig. 14.

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deten Exzenterringe anzuwenden, welche man der Gewichtersparnis wegen bei den Pendelflachreglern gewöhnlich wählt, um die schleudernden Kräfte aufs äufserste herabzumindern.

Die Weglassung der Schraube dagegen hatte zur Folge, dass bei zwangläufigen Corlisssteuerungen und selbst bei nicht ausgeglichenen Kolbenschiebern eine Oelbremse angewendet werden musste, wobei die Regelung allerdings immer noch weit genauer ist als bei Reglern mit federbelasteten Ge

lenken.

Bei Kolbenschiebersteuerungen mit Ausgleich der Massenwirkung, die ohne Oelbremse arbeiten, war die Wirkung des Reglers wiederum ganz erstaunlich. Es wurde z. B. bei einer stehenden Eincylindermaschine mit Kolbenschiebersteuerung, welche normal mit 180 Uml./min arbeitet, die ganze Belastung der Maschine von 140 PS auf einen Ruck ausgeschaltet; dabei zeigte das Tachometer eine Aenderung von nicht ganz 4 Umläufen, also kaum mehr als 2 vH bei 100 vH Lastschwankung; sofort ging dann die Umlaufzahl auf 182 zurück, was der äufsersten Regulatorstellung entspricht.

Insofern man es oft mit stark rückwirkenden Steuerungen zu thun hat und sich die Massenausgleichung der Steuerung gern erspart, und da ein vollkommener Regler für alle Zwecke brauchbar sein soll, ohne einer Oelbremse zu bedürfen, ist

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Belastung der Maschine auf einen Ruck auszuschalten; doch lassen sich durch Abwerfen eines Riemens rd. 35 v H der Belastung plötzlich ausschalten, wie das wiederholt geschehen ist. Der Zeiger des Tachometers zeigt im gleichen Augenblick ein kaum merkliches Zucken, sodass eine Aenderung der Umlaufzahl nicht abgelesen werden kann. Es ist nicht zu bezweifeln, dass sich der Regler bei Ausschaltung der gesamten Belastung ähnlich verhalten wird wie bei der Nürnberger Ausstellungsmaschine von L. A. Riedinger und wie die Flachregler der Skodawerke.

Zur Anwendung der Beharrungsscheibe S wurde ich durch Prof. A. Stodola in Zürich schon vor dem Erscheinen sciner hochbedeutsamen Arbeit: »Das Siemenssche Regulirprinzip und die amerikanischen » Inertie <<-Regulatoren << 1) ver

anlasst.

Die wichtigste Schlussfolgerung, zu der Prof. Stodola bei seinen wissenschaftlich begründeten Ableitungen gelangt, lautet: »Der Beharrungsregler lässt die Anwendung eines vollkommen astatischen, ja sogar eines durchweg labilen Regulators zu. Es kann die Umgangszahl der Vollbelastung gröfser sein als die des Leerlaufes, ohne dass die Stabilität der Regulirung gefährdet wird«.

Um diese wichtige Folgerung praktisch zu beweisen, wurde der Regler mit einer Beharrungschwungscheibe ") versehen und von vornherein für astatisches Verhalten berechnet.

Die Beharrungsscheibe S ist mit demjenigen der beiden Gewichte, welches das Steuerexzenter trägt, durch ein Hebelwerk derartig verbunden, dass, wenn die Maschine plötzlich mehr belastet wird und die Beharrungsscheibe vorauseilt, das Gewicht nach innen gedrängt wird, sodass das Steuerexzenter nach dem Orte der gröfsten Füllung hin geschoben wird. Der zweiarmige Hebel a b c, Fig. 15, ist bei a an das Reglergehäuse angeschlossen und durch die Lasche c d mit der Beharrungsscheibe verbunden. Die Lasche be verbindet den zweiarmigen Hebel gelenkig mit dem Gewichte B. Die Drehrichtung der Maschine entspricht dem eingezeichneten Pfeile. Bei umgekehrter Drehrichtung wird der Hebel a b c bei Punkt a1, Fig. 12, an das Gehäuse geschlossen.

Die Nachmessung der ausgeführten Gewichte, Schwerpunktlagen und der Federkraft bei verschiedener Anspannung hat ergeben, dass der Regler von der Mittelstellung bis zur äufseren Stellung der Gewichte labil ist; die Umlaufzahl bei Leerlauf ist etwas kleiner als bei der mittleren Lage.

Für alle Fälle wurde auch eine Reibungsbremse angebracht, die jedoch als überflüssig nicht benutzt wurde. Die Regulirung war, wie schon erwähnt, tadellos; der Zeiger des Tachometers zeigte auch nicht die Spur einer Schwankung, sodass die von Prof. Stodola aufgestellte Behauptung glänzend bestätigt ist.

Das astatische Verhalten des Reglers ist ohne Zweifel in vielen Fällen, insbesondere bei elektrischer Beleuchtung, eine grofse Annehmlichkeit und wird in vielen Fällen die besondere Vorrichtung für Verstellung der Umlaufzahl von Hand während des Betriebes entbehrlich machen, welche immerhin kostspielig und bei durchgehender Welle auch nicht so bequem anzubringen ist wie bei fliegender Anordnung des Reglers an einem Ende der Welle.

Weiter ist zu bedenken, dass die Ausführung des Reglers leider immer mancherlei Ungenauigkeiten mit sich bringt, die leicht unbeabsichtigterweise ein labiles Verhalten des Reglers verursachen, wenn man sich nicht von vornherein von dem astatischen Zustande zu weit entfernen will. Auch die käuflichen Geschwindigkeitsregler (Kegelregler) werden manchmal labil, etwa durch unausgeglichene Massen am Steuerungsantriebe, und das bereitet manche Verlegenheit, da der Verkäufer sich dadurch gedeckt fühlt, dass eine grofse Anzahl gleicher Regler zufriedenstellend arbeitet.

Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass die Flachregler gerade infolge Einführung der Trägheitsmassen in Amerika eine viel allgemeinere Verbreitung gefunden haben als bei uns 3).

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Man kann durch eine Trägheitsmasse Ungenauigkeiten der Ausführung oder Berechnung unschädlich machen, auch übernimmt die Trägheitsmasse ein gut Teil von der Rückwirkung der Steuerung und gestattet in Verbindung mit der schon erwähnten Schraube, ohne Oelbremse zu arbeiten.

Diese Umstände machen die Aufklärungen Prof. Stodolas besonders wertvoll und bedeuten einen wirklichen Fortschritt im Baue der Geschwindigkeitsregler.

Dass bei Beharrungsreglern der Regler selbst entsprechend dem hinzutretenden Arbeitsvermögen der Trägheitsmasse schwächer gewählt werden kann, was insbesondere bei Leistungsreglern sehr schätzenswert ist, ist schon von Prof. Stodola hervorgehoben1); ob es praktisch zulässig ist, mit der Stärke des Reglers, wie dort vorgeschlagen wird, bis zu 1/10 herabzugehen, müsste erst erprobt werden, und es wäre eine dankenswerte Aufgabe, etwa für das Laboratorium einer technischen Hochschule, diese Verhältnisse näher zu prüfen, da man sich im praktischen Betriebe lieber von der äufsersten zulässigen Grenze etwas entfernt hält. Wichtig ist die Wahl eines möglichst kleinen Flachreglers, wenn er auf der Steuerwelle einer Ventilmaschine sitzt, da die bis jetzt erforderlichen grofsen umlaufenden Trommeln bei dieser ihrer Einfachheit wegen erstrebenswerten Anordnung keinen guten Eindruck machen.

So nützlich die Wirkung richtig angewendeter Trägheitsmassen ist, so störend können unbeabsichtigte Nebenwirkungen bei den Pendelflachreglern werden. Es ist in der technischen Litteratur wiederholt darauf aufmerksam gemacht worden, dass nur diejenigen FlachreglerKonstruktionen vorteilhaft sind, bei welchen die Drehrichtung so gewählt werden kann, dass die Trägheitswirkung der im Falle einer Geschwindigkeitsänderung ausschlagenden Pendelgewichte in günstigem Sinne auf das Steuerexzenter einwirkt. Nicht erwähnt wurde meines Wissens bisher, dass alle Nebenteile des Reglers, wie Uebertragstangen und -hebel, auch wenn sie symmetrisch angeordnet sind und sich in ihrer Fliehkraftwirkung ausgleichen, doch durch ihre >> Trägheitswirkung« stören müssen; denn, fällt diese Wirkung etwa bei Beschleunigung günstig aus, SO wirkt sie bei Verzögerung im ungünstigen Sinne und umgekehrt. Insbesondere gilt das von den sogen. Drehexzentern, deren Massen trotz schmiedeiserner Exzenterringe und möglichst schwacher Wandstärke des Exzenterkörpers immer noch viel zu grofs ausfallen.

Fig. 16.

Kegelregler von Strnad.

Fig. 17.

Sehr deutlich ist in Z. 1898 S. 549 bei dem Flachregler von Nicholson zu ersehen, wie man die grofsen Fliehkräfte der Drehexzenter ausbalanziren kann, was natürlich nur für eine einzige Stellung genau geschehen kann; dabei wird aber die Fliehkraft der Exzenter und damit auch die ungünstige Trägheitswirkung verdoppelt.

Alle diese Nebenwirkungen, welche sich rechnungsmässig kaum noch verfolgen lassen, haben das vielfach noch gegen die Pendelflachregler herrschende Misstrauen mitverschuldet und machen es auch notwendig, diese Regler so. kräftig zu wählen, dass sämtliche schädlichen Nebenwirkungen überwunden werden. So entstehen vielfach wahre Ungetüme von Reglern, deren Federn kaum noch ausführbare Abmessungen erhalten.

Die unmittelbare Anbringung 'des Exzenters an einem der Gewichte, wodurch es allen schädlichen Nebenwirkungen

1) Z. 1899 S. 576.

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