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Mangel an Thieren, ja selbst den nothwendigsten Früchten, aber lieferte doch einiges Getreide (Strabo II. p. 104). Man hielt sie seitdem stets für den nördlichsten Punkt der ganzen bekannten Erde, obgleich man keine nähere Kenntniß von ihr erlangte; und diese Ansicht scheint auch ihr Name zu bestätigen, da Tiel oder Tiule (téλos, Ziel) im Gothischen das äußerste Land bezeichnet. Ptolemaeus (II, 3, 32, vgl. mit I, 24, 4 ff.) ist der einzige Schriftsteller, der, obgleich er gewiß unter seiner Thule nichts Anderes als jene von Pytheas entdeckte Insel versteht, sie doch weit südlicher, nur etwas nördlich von den Orkaden anseht, so daß sie bei ihm eher die Stelle der größten unter den Shetland-Inseln oder des heutigen Mainland als die Stelle von Island einnimmt, für welches sie die meisten Neueren (namentl. Mannert I, 1. S. 67 ff.; Humboldt, Krit. Unters. I. S. 267 ff.) halten. Nach anderen Ansichten wäre sie ein Theil von Norwegen, und zwar das heutige Thile oder Thilemark, oder Jütland, dessen Spize Thy oder Thyland heiße (Malte-Brun Géogr. univers. I. p. 120), oder eine der Orkney-Inseln, vielleicht auch Mona (Bredow, Unters. St. 1. S. 12 ff.). S. d. Art. Thule in Pauly's Real-Encycl. VI, 2. S. 1914 ff.

31. teque Tethys etc., Tethys (Tn9vc), Tochter des Uranus und der Gê, mit ihrem Bruder Oceanus vermählt, Mutter der Meernymphen; nach der Sitte des heroischen Zeitalters sucht sie den ver= götterten Octavian zum Eidam zu gewinnen, wie die Heroen überhaupt im Olymp Ehen mit Göttinnen einzugehen pflegten. 32. tardis mensibus, d. i. den erschlaffenden Sommermonaten, vgl. Manil. 2, 202: cum sol adversa per astra aestivum tardis attollat mensibus annum. 33. qua locus etc., d. i. zwischen den Gestirnen der Jungfrau (die bald Erigone, bald Astraea genannt wird, vgl. Ecl. 4, 6; Georg. 2, 474) und des Skorpion (hier durch die Scheeren, chelae, znλaí, bezeichnet). — 35. iustâ plus parte, d. i. mehr als den zwölften Theil des Thierkreises.

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36. quidquid eris, d. i. welche Gottheit du werden wirst. sperant, so ist zu lesen (nicht sperent).

griechische Dichtung, die griechischen Dichter.

38. Graecia, d. i. die

Elysios campos, 'die

elysischen Gefilde', ‘das Elysium', den Wohnsiz der Seligen. Vgl. Preller's Griech. Mythol. I. 507 ff.: 'Wie sich in den Gegenden des Okeanos überhaupt die Bilder des Lichtes und des Dunkels, des Lebens und des Todes aufs Merkwürdigste durch kreuzen, so hatte sich auch der Glaube an eine Zukunft der Menschen in dieser Gegend neben den düsteren Bildern schon in sehr alter Zeit ein ganz heiteres und seliges geschaffen, durch die schöne Dichtung vom Elysion oder den Inseln der Seligen. Zuerst taucht dieselbe in der Odyffee 4, 560 ff. auf, wo Proteus dem Menelaos weissagt, er werde nicht in seiner Heimat sterben, sondern die Götter würden ihn geleiten ès 'Hλvolov πεδίον καὶ πείρατα γαίης, in Das Gefile ser Sintunft an den äußersten Enden der Erde, wo der blonde Rhadamanthys wohne und wo die Menschen das glückseligste Leben von der Welt führen, denn da gebe es keinen Schnee und keinen Regen, sondern immer gewähre die Flut des Okeanos sanfthauchende Lüfte des Zephyrs, die Menschen zu kühlen. Also eigentlich kein Land von Verstorbenen, sondern von lebendig Entrückten und eine besondere Bevorzugung Einzelner, die auf diese Weise der Trennung von Leib und Seele durch den Tod überhoben werden, wie auch Menelaos deshalb dorthin versezt wird, weil er der Gemal der Helena, der Tochter des Zeus sei. Auch Rhadamanthys scheint sich aus ganz besonderen Gründen im Elysion zu befinden, der Sohn des Zeus und Bruder des Minos, der Gerechte (o dlxaios) schlechthin, wie ihn auch die örtliche Sage von Kreta und die von den Inseln des Mittelmeeres vorzüglich als Richter und Gesetzgeber zu schildern pflegt. Uebrigens kennt auch Hesiod dieses Land der seligen Zukunft, doch nennt er es nicht Elysion, sondern "die Inseln der Seeligen" (Maxάowv vñooi), wo Kronos regiere und neben ihm die gelösten Titanen und alle die unsterblichen Helden des alten epischen Gesanges zu finden sind (Tage und Werke V. 166 ff.), fern von Göttern und Menschen, an den Grenzen der Erde, am tiefströmenden Okeanos, wo die Erde dreimal im Jahre grünende Frucht trage. Bei Pindar ist das Leben in dieser seligen Gegend zu einer letten Belohnung für solche Menschen geworden, welche eine dreimal wiederholte Prüfung durch das Leben gut bestanden haben, vgl.

Olymp. II, 98 ff., wo die Schilderung jener Glückseligkeit vollends in den glänzendsten Farben ausgeführt wird. Immer sind diese Inseln von sanften Lüften umhaucht, immer glänzen goldne Blumen an den herrlichen Bäumen, von denen die Seligen sich Kränze um Haupt und Arm winden. Und es waltet über sie mit weisem Rathe Rhadamanthys an der Seite des Vaters Kronos, des Gemals der Rhea, der zu oberst thront. Peleus und Kadmos leben dort und Achilleus, den seine Mutter hingeführt, nachdem sie das Herz des Zeus durch ihre Bitten bewegt hatte, sammt vielen anderen Helden und Gerechten der Vorzeit, von denen andere Sagen und Lieder erzählten (z. B. auch die heldenmüthigen Befreier Athens vom Tyrannenjoche, Harmodios und Aristogeiton, nach einem berühmten auf diese Beiden gedichteten Skolion oder Rundgesange, s. Trienn. III. S. 220 ff.). An jenen seligen Zustand denkt der platonische Sokrates, wenn er sich auf seine Zukunft in einem besseren Leben freut, wo er mit allen großen Dichtern und Denkern der Vorzeit zusammentreffen werde und seine nach den legten Gründen forschenden Gespräche mit ihnen fortseßen könne (Apolog. 32 p. 41). Andere Fabeln beschäftigen sich vornehmlich mit der geographischen Lage solcher wunderbarer Inseln, daher fie in immer entLegenerer Ferne bald hier bald dort gesucht wurden, bis sie zulegt mit den finnverwandten Märchen und Sagen des celtischen und germanischen Nordens zu Einem Bilde zusammengeflossen - find'.

39. nec repetita . . Proserpina etc., nach dem bekannten Mythos vom Raub der Proserpina (Пɛgoɛyóvn), der Tochter des Zeus und der Demeter, durch Pluton, dessen Gemalin sie geworden, während ihre Mutter fie vergebens auf der ganzen Erde aufsucht. Vgl. Ovid. Met. 5, 385 ff. 42. votis vocari, d. als Schuggott angerufen, angebetet werden.

(43-99) 'Bei Beginn des Frühlings, wenn auf den grauen Bergen die gefrorene Flüssigkeit schmilzt, und vor dem Zephyr sich die lockere (mürbe) Scholle löft, (45) schon dann soll der Stier anfangen am einschneidenden Pfluge zu seufzen, und die Pflugschaar, in der Furche gerieben, zu glänzen. Nur jene Saat entspricht den Wünschen des gierigen Landmanns, welche zweimal die Sonne, zweimal die Kälte

gefühlt hat; jenes Speicher haben unermeßliche Ernten niedergedrückt. (50) Aber bevor wir mit dem Eisen eine unbekannte Fläche durchschneiden, müssen wir dafür sorgen, die Winde und die verschiedene Beschaffenheit des Himmels vorher kennen zu lernen und die altherkömmliche Bearbeitung und die natürliche Beschaffenheit der Orte, und was eine jede Gegend hervorbringt und was eine jede versagt. Hier sproffen Saaten, dort mit mehr Erfolg Trauben, (55) anderswo Früchte des Baumes, und grünen unverlangte (freiwillige) Gräser. Siehst du nicht, wie der Emolus die Düfte des Crocus, Indien Elfenbein sendet, verweichlichte Sabäer ihren Weihrauch, aber die leichtgekleideten Chalyber Eisen und der Pontus das starkriechende Bibergeil, Epirus den Preis eleïscher Stuten? (60) Sofort gab diese Geseze und einen ewigen Bund für gewisse Orte die Natur, sobald zuerst Deucalion Steine in den leeren Erdkreis warf, woraus Menschen entstanden, das harte Geschlecht. Wolan denn, den fetten Erdboden sollen von den ersten Monaten des Jahres an sofort rüstige Stiere pflügen, und es möge die liegenden Schollen mit vollen Sonnengluten der staubige Sommer durchkochen; aber, wenn der Boden nicht fruchtbar ist, wird es genügen, unter dem Arcturus selbst den Pflug mit leichten Furchen obenhin zu führen; dort, damit den erfreulichen Früchten nicht die Gräser schaden, (70) hier, damit nicht die geringe Feuchtigkeit den unfruchtbaren Sand verlasse.

Laffe auch alle zwei Jahre das Brachfeld nach der Ernte rasten und das Feld unthätig durch langes Liegen (durch Ruhe) hart werden; oder du wirst darauf bei verändertem Gestirn (veränderter Jahreszeit) gelben Spelt fäen, von wo du früher erfreuliche (reichliche) Hülsenfrüchte mit klappernder (rafselnder) Schote, (75) oder die Früchte von zarter Wicke und herber Lupine davon getragen hast, gebrechliche Halme und rauschende Saaten. Denn es dörrt die Saat des Leines das Feld aus, es dörrt aus der Hafer, es dörrt aus der von lethäischem Schlafe benette Mohn; aber dennoch wird Jahr um Jahr die Mühe leichter, nur sei es dir nicht lästig, (80) den trockenen Boden mit fettem Dünger zu sättigen und auf die entkräfteten Aecker unreinliche Asche zu werfen. Auch so ruhen die Gefilde bei veränderten Früchten

aus, und in der Zwischenzeit bleibt der Ertrag des ungepflügten (unbestellten) Bodens nicht aus.

Oft hat es auch genüßt, unfruchtbare Aecker anzuzünden, (85) und die leichten Halme in praffelnden Flammen zu verbrennen; sei es, daß daraus die Erde verborgene Kräfte und fette Nahrung empfängt, sei es, daß durch das Feuer ihr jeder Fehler weggefiedet wird und die unnüße Flüssigkeit ausschwißt, oder jene Wärme mehrere Wege und verborgene Luftzüge öffnet, (90) wodurch der Saft in die neuen Pflanzen kommt, oder sie mehr härtet und die offenstehenden Adern zusammenzieht, damit nicht feiner (rieselnder) Regen und die Macht der heftigen (brennenden) Sonne sie schärfer verleze oder die durchdringende Kälte des Boreas.

Besonders viel nügt den Fluren, wer die trägen Schollen mit Hacken bricht (95) und Weidengeflechte zieht, und nicht schaut auf ihn die blonde Ceres umsonst vom hohen Olympus; und wer den Rücken, den er durch Aufreißen der Fläche aufwirft, wiederum mit in die Quere gewendetem Pfluge durchbricht, und häufig die Erde bearbeitet und den Gefilden gebietet.

V. 43-99. Vom Ackerbau. Geschäfte vor der Saat. 43-70. Die Zeit des Pflügens.

43. Vere novo, die Frühlingszeit rechnete der Römer vom 7. oder 9. Februar bis zum 10. Mai; sie begann mit dem Favonius oder Zephyrus (f. unten 2, 330). canis montibus, ‘auf den grauen Bergen', d. i. auf den Bergen, die beim Schmelzen des Schnees (hier durch gelidus umor bezeichnet) eine schmußig graue Farbe haben. umor, so ist das Wort zu schreiben, nicht humor (ebenso umidus, umêre, umectare, nicht humidus etc., f. G. Curtius, Griech. Etymol. S. 176; Corffen, Aussprache, Vocalismus 2c. I. S. 544). 47. avari, weil nach immer größerm Bodenertrag strebend. 48. bis quae solem etc., indem der Römer den schweren Acker zuerst im Herbst, dann im darauffolgenden Frühling, ferner im Sommer, und endlich wieder im Herbst pflügte, so daß der Acker zweimal dem Frost und zweimal der Sommerhiße geöffnet war. 49. illius, näml. segetis.

rupe

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