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auf Rechnung der parischen Gemeindekasse betrieben wurde, d. h. bis zur römischen Kaiserzeit, wo die Brüche als Eigenthum des Fiscus galten, die Hauptquelle des Reichthums der Insel bildete. Noch an mehreren Punkten finden sich ausgedehnte von den Alten bearbeitete Marmorbrüche; die bedeutendsten, in welchen der edelste, ausschließlich zu Bildwerken benußte Marmor gebrochen wurde, liegen am nördlichen Fuße des Marpessa-Berges, unterhalb eines ehemaligen Klosters des Hagios Minas, 11⁄2 Stunde östlich von der Hauptstadt. Der Marmor wurde hier in durchaus bergmännischer Weise vermittels unterirdischer, in das Innere des Berges hineingetriebener Stollen, in welchen man nur mit Grubenlichtern arbeiten konnte (daher die Bezeichnung dieser edelsten Art des parischen Marmors als Lychnites oder Lychneus, die Andere weniger wahrscheinlich von dem glänzenden Korn desselben herleiten), gewonnen.

spirantia signa, ‘athmende Bilder', d. i. so kunstvoll gearbeitet, daß sie zu leben und zu athmen scheinen; vgl. Aen. 6, 848 ff.: Excudent alii spirantia mollius aera

(credo equidem), vivos ducent de marmore voltus.

35. Assaracus (Aooάoaxos), Sohn des Tros, Enkel des Erichthonius, König von Troja, Bruder des Ilos und Ganymedes, Vater des Kapys, Großvater des Anchises, Urgroßvater des Aeneas, also Stammvater des julischen Geschlechts durch Iulus, Sohn des Aeneas. Vgl. Aen. 9, 643: gente sub Assaraci, 'unter dem Geschlechte (Stamm) des Afsaracus', d. i. dem julischen Geschlechte. ab Iove, näml. Iuppiter, Vater des Dardanus, dessen Sohn Tros u. s. w. 36. Troiae Cynthius auctor, d. i. Apollo, nach Cynthus (Kúv9os), einem Berge auf der Insel Delos, der Geburtsstätte des Apollo; vgl. Hor. carm. 1, 21, 2:

Dianam tenerae dicite virgines,

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Troiae auctor,

intonsum, pueri, dicite Cynthium etc. Apollo war auch der Schußgott des Augustus. nach dem Mythos (vgl. Hom. Il. 21, 441 ff. u. Verg. Aen. 5, 811 ff.) hatte Neptun mit Apollo die Mauern Troja's für den König Laomedon erbaut, der ihm jedoch den bedungenen Lohn vorenthielt; vgl. oben 1,

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502: Laomedonteae periuria Troiae. 37. invidia infelix etc., außer den Ahnenbildern sollen in dem Tempel Darstellungen angebracht werden, welche den von den Furien in die Unterwelt verstoßenen Neid ((die Quelle aller bürgerlichen Feindseligkeiten) zeigten. Vgl. eine ähnliche Allegorisirung Aen. 1, 286 ff.:

Nascetur pulchra Troianus origine Caesar,

imperium Oceano, famam qui terminet astris,
Iulius, a magno demissum nomen Iulo.
hunc tu olim coelo, spoliis Orientis onustum,
accipies secura; vocabitur hic quoque votis.
aspera tum positis mitescent saecula bellis;
cana Fides et Vesta, Remo cum fratre Quirinus
iura dabunt; dirae ferro et compagibus artis
claudentur Belli portae; Furor impius intus
saeva sedens super arma et centum vinctus aënis
post tergum nodis fremet horridus ore cruento.

severus, streng, heftig, graus, Epitheton der Gegenstände der Unterwelt, ebenso tristis und saevus. 38. Cocytus (Kwxvtos), 'Jammerstrom'), der im Mythos berühmte Fluß der Unterwelt, nach Homer (Odyss. 10, 513) ein Arm des Styr, der mit dem Pyriphlege= thon sich in den Acheron ergießt; bei Vergil (Aen. 6, 295) dagegen ergießt sich der Acheron in den Cocytus, der dann überhaupt für die Gewässer der Unterwelt genannt wird; das. V. 132:

.. Tenent media omnia silvae,

Cocytusque sinu labens circumvenit atro,

d. i.: 'die ganze Mitte (der Unterwelt) nehmen Wälder ein, und der fließende Cocytus umgibt ihn mit finsterer Krümmung'. tortos Ixionis angues, Irion, König der Lapithen, Vater des Pirithous, stellte der Juno nach und wurde deswegen vom Jupiter in den Tartarus gestürzt und dort an Händen und Füßen mit ehernen Banden auf das sich stets drehende feurige Rad befestigt. Vgl. auch 4, 484: tenuitque inhians tria Cerberus ora,

...

atque Ixionii cantu rota constitit orbis.

39. non exsuperabile saxum, dichter. umschreibende Bezeichnung

des Sisyphus; Sisyphus (Ziovgos), Sohn des Aeolus, Erbauer und Herrscher von Ephyra (älterer Name von Korinth), im Mythos wegen seiner Verschlagenheit und Götterverachtung verrufen, zur Strafe im Tartarus einen Felsen aufwärts wälzend, der beständig wieder zurückrollt. Vgl. Hom. Odyss. 11, 593 ff.:

Καὶ μὴν Σίσυφον εἰσεῖδον κρατέρ ̓ ἄλγε ̓ ἔχοντα,
λᾶαν βαστάζοντα πελώριον ἀμφοτέρησιν.
ἤτοι ὁ μὲν σκηριπτόμενος χερσίν τε ποσίν τε
λᾶαν ἄνω ὠθεσκε ποτὶ λόφον· ἀλλ' ὅτε μέλλοι
ἄκρον ὑπερβαλέειν, τότ' ἀποστρέψασκε κραταιΐς.
αὖτις ἔπειτα πέδονδε κυλίνδετο λᾶας ἀναιδής.
αὐτὰρ ὅγ ̓ ἂψ ὠσασκε τιταινόμενος, κατὰ δ ̓ ἱδρὼς
ἔρρεεν ἐκ μελέων, κονίη δ ̓ ἐκ κρατὸς ὀρώρει,

d. i., nach der Boß'schen Uebersetzung:

"Auch den Sisyfos sah ich, umhäuft von schrecklicher Drangsal,
Eines Marmors Schwere mit großer Gewalt fortheben.
Angestemmt mit Hand und mit Fuß, arbeitet' er machtvoll,
Ihn von der Au' aufwälzend zur Anhöh'. Glaubt er ihn aber
Schon auf den zu Gipfel dreh'n: da mit Einmal stürzte die Last um;
Hurtig mit Donnergepolter entrollte der tückische Marmor.
Dann von vorn' arbeitet' er angestrengt, daß der Angstschweiß
Rings den Gliedern entfloß, und Staub umwölkte das Antliş.'

40. interea Dryadum silvas etc., d. i.: bevor ich jedoch den Ehrentempel für Augustus errichte, will ich meine ländliche Dichtung, die ich auf Geheiß des Mäcenas unternommen, fortseßen. vgl. oben 1, 11:

Ferte simul Faunique pedem Dryadesque puellae:

munera vestra cano.

Dryadum,

41. intactos, ‘unberührt', d. i. noch von keinem römischen Dichter befungen. tua, Maecenas, iussa, vgl. oben zu 1, 2 S. 7. Aehnliche Ansprachen an Mäcenas vor Beginn der eigentlichen Darstellung oben 2, 39 ff.:

Tuque ades inceptumque una decurre laborem,
o decus, o famae merito pars maxuma nostrae,
Maecenas, pelagoque volans da vela patenti etc.,

und unten 4, 1 ff.:

Protenus aërii mellis coelestia dona

exsequar. Hanc etiam, Maecenas, aspice partem.

haud mollia iussa, dichter. im Sinne von: nicht leichte, schwer auszuführende Aufgabe ('iussa dura, rem non levem, difficilem imponentia', Heyne); vgl. unten V. 289:

nec sum animi dubius, verbis ea vincere magnum
quam sit, et angustis hunc addere rebus honorem;
sed me Parnasi deserta per ardua dulcis

raptat amor; iuvat ire iugis, qua nulla priorum
Castaliam molli devertitur orbita clivo;

und Aen. 9, 804:

coelo nam Iuppiter Irim

demisit germanae haud mollia iussa ferentem.

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42. te sine, die Präposition nachgeseßt (Anastrophe); vgl. Hor. Sat. 1, 5, 99: flammâ sine tura liquescere, und das. 1, 3, 68: vitiis nemo sine nascitur. en age, Selbstaufmunterung; vgl. Aen. 4, 569: eia age, rumpe moras. 43. vocat ingenti clamore etc., der Dichter hört gleichsam schon vom Cithaeron, dem viehreichen böotischen Gebirg, das Getön der Heerden, und vom Taygetos, dem Waldgebirg in Laconien, das Klaffen der Jagdhunde (s. unten V. 405), und vom argolischen Epidaurus (f. unten B. 121) das Wiehern der Roffe. 46. mox tamen ardentes etc., am Schluffe dieser einleitenden Verse deutet Vergil bestimmter als oben V. 13—39 in der Allegorie auf das künftig von ihm zu dichtende vaterländische Epos (die Aeneïs) hin.

48. Tithoni prima . . Caesar, die Construction ist: quot (annos) Caesar abest a prima origine Tithoni; der Sinn des Verses ist: vom Ursprung des julischen Geschlechts, von den ältesten Ahnen bis zu Cäsar. Tithônus (Tidwvóc), Sohn des Laomedon, also Seitenahne der Julier.

Die letten Verse der Einleitung (V. 40-48) lauten in der Boß'schen Uebersetzung:

'Kühn durchwall' ich_indes derĮ Dryaden Gebüsch und der Berghöhn Unbetretenen Wald, dein schweres Gebot, o Mäcenas!

Ohne dich wagt nichts Hohes der Geift!....... Wohlauf! und entreiß dich
Trägem Verzug'! Hier ruft mit Geschrei der laute Cithäron,
Hier des Taygetos' Hund' und, von Roffen umtrabt, Epidaurus:
Daß antwortend, der Forst die verdoppelten Halle zurückbrüllt.
Aber ich gürte mich bald, die glühenden Schlachten zu singen
Cäsars! daß sein Name so viel Zeitalter durchtöne,

Als von Tithonus Beginn bis herab sich dehnten auf Cäsar'.

(49—285) Ob jemand, den Preis der olympischen Palme bewundernd, Pferde erzieht, (50) oder starke Stiere für den Pflug: er suche besonders (mit Sorgfalt) die Körper der Mütter aus. Am besten ist die Gestalt einer wild aussehenden Kuh, welche einen häßlichen Kopf und einen sehr starken Nacken hat, und der die Wampen vom Kinne bis zu den Schenkeln herabhängen; dann soll kein Maß für die Länge der Seite sein; Alles sei groß, (55) und der Fuß und die Ohren an den gekrümmten Hörnern struppig. Und nicht soll mir misfallen die durch weiße Flecken ausgezeichnete, oder die sich gegen das Joch sträubt und bisweilen durch das Horn gefährlich wird und im Aussehen dem Stiere näher kommt, und die ganz hoch ist und beim Gehen die Fußspuren mit dem Ende des Schweifes verwischt. (60) Das Alter, die Lucina und die richtige Ehe zu erdulden, hört vor zehn Jahren auf und beginnt nach vier Jahren; die übrige Zeit ist weder geeignet für die Erzeugung noch tauglich zum Pfluge. In der Zwischenzeit, während die fröhliche Jugend in den Heerden vorherrscht, löse die Männchen; schicke die Heerden zuerst zur Begattung, (65) und ergänze durch Zeugung ein Geschlecht aus dem andern. Jeder beste Tag des Lebens entflieht den unglücklichen Sterblichen zuerst; es folgen die Krankheiten und das traurige Greifenalter und Mühsal, und es rafft sie hin die Erbarmungslosigkeit des harten Todes.

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